Titel: | Hydraulische oder Wasser-Uhr, von W. A. Gilbee. |
Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. CXV., S. 442 |
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CXV.
Hydraulische oder Wasser-Uhr, von
W. A.
Gilbee.
Aus dem Society of arts Journal durch das Mechanics' Magazine, October 1868, S.
309.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Gilbee's hydraulische Uhr.
Unsere Quelle gibt hier eine Mittheilung über eine sogen. hydraulische Uhr, welche
mit der Klepsydra der frühesten Zeiten im Principe nichts gemein hat, aber
jedenfalls ihre Entstehung den Wasserrädern und den Gasuhren der neuen Zeit
verdankt. Ob nach dem von Gilbee angenommenen Principe
eine vollkommen gleichförmige Bewegung hervorgebracht werden kann, läßt sich von
vornherein nicht beurtheilen, da, wie uns die folgende Beschreibung zeigen wird, bei
der von dem Pendel herzustellenden Auslösung und bei dem von demselben zu
empfangenden Impulse complicirte Einflüsse hervortreten können, von welchen unsere
Quelle nichts erwähnt. Jedenfalls bietet diese neue Construction ein Curiosum, das
eine weitere Beachtung verdienen dürfte.
In Fig. 14 ist
die Uhr von der Seite des Pendels aus, Fig. 15 in einem
Querschnitte und theilweiser Seitenansicht, in Fig. 16 von der
Vorderseite und in Fig. 17 so abgebildet, wie sie sich von oben angesehen zeigt.
In einem Reservoir P, m welches das Wasser durch eine
Röhre P′ eintritt, soll letzteres bei einem
continuirlichen Ausfließen auf constantem Niveau erhalten werden; in welcher Weise
hierfür vom Constructeur Sorge getragen werden will, ist nicht angegeben. Aus diesem
Reservoir gelangt das Wasser durch eine schief gestellte Oeffnung p in ein Gefäß mit zwei Fächern A und B von gleicher Capacität, die
rechtwinkelig an einer Welle A′ angebracht sind,
an welcher ein Haken an einem ihrer Enden rechtwinkelig befestigt ist, um mit diesem
auf die Stange des Pendels einzuwirken. Wird das Pendel aus seiner verticalen
Ruhelage gebracht, so daß es in Schwingungen kommt, so gelangt jedesmal wenn es eine
seiner äußersten Lagen annimmt, eines der Fächer A oder
B unter die Mündung des Reservoirs, um das Wasser
von diesem aufzunehmen, und es wird so abwechslungsweise eines dieser Fächer durch
sein Ueber gewicht sinken, das andere sich dabei emporheben. Da das Pendel die
Bewegung dieser Fächer regulirt, und da letztere dabei dem Pendel jedesmal wieder
einen Impuls beibringen, so kann der Isochronismus der Pendelbewegung erhalten
bleiben, wenn der Gang des Pendels beim Empfange des Impulses nicht gestört wird. Bei jeder
Pendelschwingung fällt das Wasser aus dem oberen in das untere Gefäß D, E, und zwar so, daß letzteres gleichzeitig mit dem
Pendel oscilliren kann. An der Welle des letzteren ist eine Sperrklinke angebracht,
welche ein mit 60 Zähnen versehenes Rad S bei jeder
Schwingung um einen Zahn vorwärts schiebt. Die Achse dieses Rades trägt einen
Zeiger, und da das Pendel ein Secundenpendel seyn soll, so wird jener Zeiger auf
seinem Zifferblatte die Secunden angeben und zu einer Umdrehung eine Minute
brauchen. Nach einer Umdrehung des Rades S läßt ein Kamm
R einen Hebel G frei,
welcher einen Sperrhaken mit dem gezahnten Rade S′ zum Einfalle bringt, und dieses um eine Zahnweite fortschiebt; der
an der Achse dieses Rades angebrachte Zeiger gibt dann an seinem Zifferblatte die
Minute an und macht mit dem Rade S′ eine
Umdrehung in der Stunde. In gleicher Weise soll dann die Bewegung von der Welle des
letzteren Rades aus mittelst des Kammes R′ auf
das Stundenrad S″ übertragen werden. Mittelst
federnder Sperrhaken T wird die freiwillige oder
rückwärts gehende Bewegung eines jeden der Räder gehindert.
Der Erfinder bezeichnet seine Uhr als einen sehr genauen Zeitmesser und will die
besonderen Vortheile derselben den gewöhnlichen Uhren gegenüber insbesondere darin
finden, daß die hydraulischen Uhren einfacher in ihrer Ausstattung und weit weniger
kostspielig seyen. — In Zimmern, Gärten u. dgl. werden sie aus ästhetischen
Gründen als Schmuckobjecte von demselben empfohlen, da man das ablaufende Wasser zum
Speisen eines Aquariums benutzen könne.