Titel: | Verfahren zum raschen Zerschlagen großer Gußeisen- und Stahlstücke; angewendet auf den Werken von Petin und Gaudet in Saint-Chamond. |
Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. CXX., S. 473 |
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CXX.
Verfahren zum raschen Zerschlagen großer
Gußeisen- und Stahlstücke; angewendet auf den Werken von Petin und Gaudet in
Saint-Chamond.
Aus Armengaud's Génie industriel, October 1868, S.
195.
Verfahren zum raschen Zerschlagen großer Gußisen- u.
Stahlstücke.
Um Gußeisen- oder Stahlstücke von großen Dimensionen mit Hülfe einer Ramme zu
zerschlagen, muß man oft eine sehr beträchtliche Anzahl von Schlägen geben,
namentlich wenn ein massives Stück zerschlagen werden soll, z. B. eine Blechwalze,
welche zuweilen 70 bis 80 Centim. Durchmesser hat.
Auf manchen Werken benutzt man zu diesem Zweck Sprengpulver, mit welchem man ein in
der Mitte des Stückes abgebohrtes, einige Centimeter weites Loch besetzt; aber
dieses an sich keineswegs gefahrlose Mittel kann nur von erfahrenen, mit dem
Gebrauche des Pulvers vertrauten Arbeitern angewendet werden, welche die nöthigen
Vorsichtsmaßregeln zur Vermeidung von Unglücksfällen zu beobachten wissen. Auch ist
dieses Verfahren (in Frankreich) nur auf einigen Staatswerken, auf Privatwerken
dagegen nicht üblich.
Das in neuester Zeit von Montandon, dem technischen
Dirigenten der genannten Werke in Saint-Chamond, erprobte VerfahrenMan s. die Mittheilung von Kohn im polytechn.
Journal Bd. CLXXXVII S. 517 (zweites Märzheft 1868). ist
weit leichter auszuführen als das Sprengen mit Pulver und dabei weit weniger
gefährlich.
Man bohrt zu diesem Zwecke in der Mitte des zu zerschlagenden Stückes ein
cylindrisches Loch von 6 bis 7 Centimeter Weite und 25 bis 30 Centim. Tiefe, füllt
dasselbe mit Wasser und verschließt es dann mit einem gut passenden stählernen
Stöpsel; dann läßt man den zu der gebräuchlichen Höhe von mehreren Metern gehobenen
Hammer einer Ramme darauf fallen.
Die Masse zertheilt sich sogleich in mehrere Stücke, wie wenn sie durch einen
starken, mit verschiedenen schiefen Flächen versehenen Keil zertrennt worden wäre.
Da nämlich das Wasser fast gar nicht zusammendrückbar ist, durch den Schlag des
Hammers aber einen sehr starken Druck erleidet, so erhält es das Bestreben, nach allen
Seiten hin zu wirken und da es keinen Ausgang findet, so zersprengt es das
Metallstück.
Wir waren Augenzeuge, wie auf diese Weise eine halbe Blechwalze von 75 Centim.
Durchmesser in vier oder fünf Stücke zersprang, welche nur bis auf 10 oder 12 Meter
vom Hammer wegflogen.
Der Stöpsel muß die Mündung des Loches hermetisch schließen und seine Basis muß,
ähnlich dem äußeren Rand der Ledermanschette einer hydraulischen Presse, kreisförmig
ausgebaucht seyn, da das gepreßte Wasser das Bestreben hat, den Durchmesser dieser
Basis zu vergrößern und dieselbe sehr stark gegen die Wandungen des Loches
anzutreiben.
Damit die geringe Menge Luft, welche zwischen dem Stöpsel und dem Wasser vorhanden
ist, beim Eintreiben des Stöpsels in die Oeffnung entweichen kann, muß derselbe auf
seiner Außenfläche mit einer feinen schraubenförmigen Rille versehen werden.
Gewöhnlich ist ein einziger Schlag der Ramme hinreichend, um große, 80 bis 90 Centim.
und darüber im Durchmesser haltende Stücke zu zersprengen. Wird der Stöpsel aus
gutem Stahle angefertigt, so kann er mehreremale benutzt werden. Somit besteht die
ganze Arbeit nur im Abbohren des Loches und das Verfahren ist offenbar weit billiger
und einfacher, als die Handhabung eines schweren Rammehammers, welcher 12 bis 15
Meter hoch gehoben werden muß, wozu nothwendig viele Menschenhände angewendet werden
müssen.