Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. , S. 170 |
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Miscellen.
Miscellen.
Anwendung comprimirter Luft zum Umrühren des Papierzeuges in
der Bütte.
Die Schwierigkeit, den Papierzeug in den Bütten fortwährend in homogenem Zustande zu
erhalten, hat die HHrn. Debié und Granger auf den Gedanken gebracht, anstatt der jetzt gebräuchlichen
mechanischen Vorrichtungen zum Umrühren der breiartigen Masse comprimirte Luft
anzuwenden. Der als Rührer dienende neue Apparat besteht in einer cylindrischen
Bütte mit halbkugelförmigem Boden, welche mit radial angebrachten Rippen versehen
ist. Zwei concentrische Röhren, welche senkrecht in der Achse der Bütte angebracht
sind, leiten den Papierzeug und die comprimirte Luft herbei. Diese Röhren erweitern
sich in der Nähe des Bodens der Bütte und nehmen die Form zweier in einander
steckender Schalltrichter an. Das centrale Rohr, welches die comprimirte Luft
zuführt, mündet in geringer Entfernung über dem Boden; das äußere, zur Vertheilung
des Ganzzeuges bestimmte Rohr hingegen etwas höher. In die Mündung des inneren
Rohres endlich ragt ein aus Metallblech angefertigter, vom Boden nur wenig
abstehender Kegel derart hinein, daß für den Austritt der Luft eine ringförmige
Oeffnung bleibt.
Der im äußeren Rohre herabtretende Papierbrei gelangt vor diese ringförmige Oeffnung
und wird der Einwirkung des durch das innere Rohr zugeleiteten Stromes comprimirter Luft unterworfen;
durch diesen Strom wird er empor gepreßt und mit der übrigen Masse innig gemengt,
indem er gezwungen ist, in der ihn suspendirt enthaltenden Flüssigkeit einen Weg von
ziemlich bedeutender Länge zu durchlaufen, um zur Mündung des Abflußrohres zu
gelangen, welches sich in der Achse der Bütte, unmittelbar unter dem in der
Erweiterung des centralen Rohres steckenden Kegel befindet. (Annales du Génie civil, Juli 1868, S. 534.)
Ueber das Schweißen des Kupfers.
Einer Mittheilung hierüber von PH. Rust, qu. k.
Salinen-Inspector, im bayerischen Kunst- und Gewerbeblatt, 1868 S.
527, entnehmen wir Folgendes:
Wenn es gelingen sollte das Kupfer zu schweißen, so handelte es sich offenbar um ein
Flußmittel, welches das im Feuer sich bildende Kupferoxyd zu einer leichtflüssigen
Schlacke aufzulösen vermag. Die Mineralogie gab hierüber Aufschluß, denn sie lehrt,
daß der Libethenit und der Phosphorocalcit, zwei phosphorsaure Kupfersalze, vor dem
Löthrohr leicht schmelzen. Es war daher anzunehmen, daß ein Salz, welches freie
Phosphorsäure enthält, oder sie in der Glühhitze liefert, das Schweißen des Kupfers
ermöglicht.
Ein erster Versuch wurde mit dem für Löthrohrproben gebräuchlichen sogenannten Phosphorsalz (phosphorsaures Natron-Ammoniak)
angestellt und gelang sofort vollkommen.
Da dieses Phosphorsalz etwas theuer ist, so wurde später eine billigere
Zusammensetzung benutzt, nämlich 1 At. phosphorsaures Natron (358) und 2 At.
Borsäure (124), welche im Feuer ebenfalls freie Phosphorsäure, nebst borsaurem
Natron und phosphorsaurem Natron liefert.
Auch hiermit gieng das Schweißen ganz gut von statten, nur war die Schlacke nicht
ganz so dünnflüssig wie die bei Anwendung des Phosphorsalzes sich bildende.
Mittelst dieser Schweißpulver, welche man auf das rothglühende Kupfer streut, dann
dasselbe noch etwas weiter, bis zur hellen Kirschroth- oder angehenden
Gelbglühhitze erwärmt, und sofort unter den Hammer bringt, gelingt das Schweißen des
Kupfers mindestens eben so leicht wie das des Eisens; man kann z. B. ein kurzes
Kupferstäbchen, welches etwa durch zu starkes Erhitzen quer abgebrochen war, wieder
zusammenschweißen, wenn man die Bruchenden stumpf zusammenstößt, mit einer eisernen
Zange beide zugleich erfaßt, sammt der Zange im Feuer erhitzt, Schweißpulver
aufträgt, nochmals einhält und dann zusammenstaucht. Die Vereinigung ist so
vollständig, daß sich das Stäbchen nachher strecken und biegen läßt, als wenn es nie
gebrochen gewesen wäre.
Mittelst Anwendung obiger Schweißmittel hat der Verf. im Jahre 1854 u. a. ein aus
mehreren Streifen starken Kupferbleches zusammengeschweißtes und ausgestrecktes
Stäbchen, dann ein Stück Kette, deren Glieder aus starkem Kupferdraht
zusammengeschweißt waren, angefertigt.
Beim Schweißen des Kupfers sind folgende zwei Punkte besonders zu beobachten:
1) Wenn man das zu schweißende Kupfer im Kohlenfeuer erhitzt, so muß man sorgfältig
Acht haben, daß keine Kohle, sey es auch das kleinste Stückchen, ja selbst nur ein
Funken, mit der die Schweißstelle umgebenden Schlacke des geschmolzenen
Schweißmittels in Berührung kommt, denn sonst bildet sich aus dem in dieser Schlacke
vorhandenen phosphorsauren Kupferoxyd Phosphorkupfer, welches als stahlgrauer
Ueberzug sogleich die Schweißstellen bedeckt und das Schweißen unbedingt verhindert.
Erst nach längerer Behandlung im Oxydationsfeuer und nochmaligem Aufgeben des
Schweißpulvers gelingt dann das Schweißen wieder. Es ist daher sehr zu empfehlen,
das Erhitzen des zu schweißenden Kupfers in einem Flammfeuer — etwa in einer
Gasflamme — vorzunehmen.
2) Das Kupfer, ein an und für sich schon viel weicheres Metall als das Eisen, ist bei
der für das Schweißen nöthigen Hitze natürlich weit weicher als Eisen in der
Schweißhitze; deßhalb verändert sich die Form der zu vereinigenden Stücke in Folge
der Anwendung von Hammerschlägen bedeutend; es muß daher bei Gestaltung der zu
vereinigenden Theile hierauf im Voraus Rücksicht genommen, d. h. denselben die nöthige Stärke gegeben
werden. Etwas weniger findet die Formveränderung statt, wenn man sich beim Schweißen
eines hölzernen Hammers bedient.
Cacaoöl als Schmiermittel bei
Mineralwasser-Apparaten.
Apotheker Müller in Hersfeld macht die Mittheilung, daß er
seit drei Jahren mit dem besten Erfolge zum Schmieren der Luftpumpe an
Mineralwasser-Apparaten und zum Fetten des Hanfes in den Stopfbüchsen Cacaoöl
anwende. Die Wärme der Hand genügt vollkommen, um den Hanf zu fetten, und aller üble
Geruch und Geschmack des mit solchen Apparaten bereiteten Mineralwassers, welche bei
anderen Schmiermitteln (trotz Kohlen- und Spitzcylinder) oft auftreten, sind
dadurch vermieden. (Archiv der Pharmacie, Bd. CLXXXV S.
97.)
Ueber die Identität des Körpers in der Atmosphäre, welcher
Jodkalium zersetzt, mit Ozon; von Th. Andrews.
Es ist eine Reihe von Jahren, namentlich auf die Autorität von Schönbein hin, angenommen worden, daß der in der Atmosphäre enthaltene
Körper, welcher Jodkalium-Papier färbt, mit Ozon identisch ist; aber diese
Identität ist neuerlich in Zweifel gezogen worden, und da der Gegenstand erhebliche
Wichtigkeit hat, so unterwarf ich ihn einer sorgfältigen Untersuchung. Die einzige
Eigenschaft des Ozons, welche bis jetzt auch für den in der Atmosphäre enthaltenen
Körper nachgewiesen worden ist, ist die, Jod aus Jodkalium frei zu machen; da aber
auch andere Substanzen, wie z. B. Salpetersäure und Chlor, dieselbe Eigenschaft
besitzen, ließ sich aus dieser Thatsache allein kein sicherer Schluß ziehen.
Eine der auffallendsten Eigenschaften des Ozons ist sein Vermögen, Quecksilber zu
oxydiren, und wenige Experimente sind auffallender, als das, einige Blasen
elektrolytisch entwickelten Sauerstoffgases auf die Oberfläche von 1 bis 2 Pfund
Quecksilber einwirken zu lassen. Das Metall verliert sofort seinen Glanz, seine
Beweglichkeit und die Convexität der Oberfläche, und bewegt haftet es in dünnen
spiegelartigen Häutchen an der Wandung des es enthaltenden Glasgefäßes. — Der
in der Atmosphäre enthaltene Körper wirkt in derselben Weise auf reines Quecksilber
ein; aber bei der äußerst geringen Menge, welche überhaupt in der Luft anwesend ist,
erfordert der Versuch einige Sorgfalt dafür, daß diese Wirkung zur Wahrnehmung
gebracht werde. Bei mehrstündigem Ueberleiten eines Stromes von atmosphärischer
Luft, welche mit Jodkalium-Papier die gewöhnliche Reaction gab, über die
Oberfläche von Quecksilber in einer U förmigen Röhre,
wurde das Metall deutlich an dem Ende oxydirt, an welchem die Luft zuerst in
Berührung mit ihm kam.
Dieser Versuch kann jedoch nicht als ein streng beweisender betrachtet werden, da das
Quecksilber auch in Folge der Einwirkung mehrerer anderer Körper, außer Ozon,
anlaufen und seine Beweglichkeit verlieren kann.
Bekanntlich verschwinden alle Reactionen des Ozons, wenn das letztere durch eine
Röhre geleitet wird, welche Stückchen trockenen Mangansuperoxyds oder eines anderen
Körpers aus derselben Classe enthält. Dasselbe hat statt für die in der Atmosphäre
enthaltene, als Ozon betrachtete Substanz. Etwa 80 Liter atmosphärischer Luft wurden
in gleichförmigem Strome durch eine Mangansuperoxyd enthaltende Röhre gesaugt und
dann auf sehr empfindliches Reagenspapier einwirken gelassen. Nicht die leiseste
Färbung des letzteren trat ein, obgleich dasselbe Papier deutlich gefärbt wurde, als
10 Liter derselben Luft, ohne Einschaltung der mit Mangansuperoxyd gefüllten Röhre,
über dasselbe geleitet wurden.
Aber die Einwirkung der Hitze gibt den unzweideutigsten Beweis ab für die Identität
des in der Atmosphäre enthaltenen Körpers mit Ozon. Ich habe früher gezeigt, daß das
Ozon, mag es durch Elektrolyse oder durch die Einwirkung elektrischer Funken aus
Sauerstoffgas erhalten seyn, bei 237° Cels. rasch zu gewöhnlichem
Sauerstoffgas umgewandelt wird. Ein Apparat wurde zusammengestellt, mittelst dessen
ein Strom atmosphärischer Luft in einem kugelförmigen Gefäße von 5 Liter Inhalt auf 260° C.
erhitzt werden konnte. Nach dem Austreten aus diesem Gefäße strich die Luft durch
eine Uförmige Röhre, deren Wandung innen mit Wasser
benetzt war, während die Röhre selbst durch Eintauchen in ein Gefäß mit kaltem
Wasser abgekühlt wurde. Als atmosphärische Luft von günstiger Beschaffenheit durch
diesen Apparat geleitet wurde, mit einer Geschwindigkeit von 3 Liter in der Minute,
wurde das Reagenspapier innerhalb 2 bis 3 Minuten deutlich gefärbt, vorausgesetzt
daß das kugelförmige Gefäß nicht erhitzt war. Aber wenn die Temperatur der Luft bei
dem Durchgehen durch dieses Gefäß auf 260° C. gebracht war, zeigte sich nicht
die leiseste Einwirkung auf das Reagenspapier, wie lange auch das Durchströmen von
Luft andauerte. Aehnliche Versuche mit künstlich ozonhaltig gemachter Luft —
nämlich mit der Luft eines großen Zimmers, welche eine kleine Menge elektrolytisch
dargestellten Ozons erhielt — gaben genau dieselben Resultate. Andererseits
wurde das Reagenspapier gefärbt, die Glaskugel mochte erhitzt seyn oder nicht, als
kleine Mengen Chlorgas oder Salpetersäuredampf, mit sehr viel Luft verdünnt, durch
denselben Apparat gesaugt wurden.
Auf Grund dieser Versuche betrachte ich die Schlußfolgerung als gerechtfertigt, daß
der in der Atmofphäre enthaltene Körper, welcher Jodkalium zersetzt, mit Ozon
identisch ist. (Aus den Procedings of the Royal Society,
durch die Annalen der Chemie und Pharmacie, 6. Supplementband S. 125.)
Ueber Leuchtgas aus Petroleum-Rückständen.
Im polytechn. Journal, 1867, Bd. CLXXXIV S. 485 sind die
Resultate mitgetheilt, welche sich bei Anwendung eines (nach beigegebener Zeichnung
von Dr. Schilling
beschriebenen) Hirzel'schen Petroleumgas-Apparates
in der Locomotivenfabrik von Krauß u. Comp. in München ergeben hatten. Ueber die weiteren
Ergebnisse dieses Apparates liegt jetzt eine Mittheilung der Herren Krauß und Comp. vor. Darnach
wurden vom 27. Dec. 1867 bis 5. März 1868 aus 3048 Pfund Material 25450 Kubikfuß
bayr. = 22345 Kubikfuß engl. Gas producirt. Als Material dienten
Petroleumrückstände, welche von Hirzel in Leipzig bezogen
wurden, und die zu 3⅔ Thaler ab Leipzig und auf 9 fl. pro Zollcentner loco Fabrik zu stehen kamen. Während der ersten vier
Wochen mußten wegen der unregelmäßigen Function der Speisepumpe, die namentlich bei
größerer Consistenz des Rohmateriales ihren Dienst versagte, einige Zusätze,
namentlich von Kammfett, gemacht werden; seit dem 24. Januar wurde ohne Zusatz mit
dem Material allein gearbeitet. Seit dem 5. März wurden auch Versuche mit Paraffinöl
gemacht, welche jedoch nicht zur Zufriedenheit ausgefallen sind. Das Heizmaterial
kostete pro 1000 Kubikfuß engl. Gasproduction
durchschnittlich 1 fl. 20 kr. Der Arbeitslohn berechnet sich für den Zeitraum vom
27. Dec. bis 5. März auf 34 Tagelöhne à 1 fl. Es wurde
nämlich an 34 Tagen Gas gemacht, und ein Arbeiter hatte damit jedesmal,
einschließlich der Vorbereitungen und des nachherigen Reinigens des Apparates, einen
Tag zu thun. Auf 1000 Kubikfuß engl. Gasproduction berechnet sich demnach 1 fl. 31
kr. Arbeitslohn. Was die Unterhaltung des Apparates betrifft, so kann gerechnet
werden, daß jährlich eine neue Retorte zum Preise von 26 fl. 15 kr. gebraucht wird.
Die übrigen Unterhaltungsausgaben zu 3 fl. 45 kr. angeschlagen, ergibt sich im
Ganzen auf diesem Conto eine Jahresausgabe von rund 30 fl., und diese Summe auf den
Gesammtgasbedarf von rund 60000 Kubikfuß pro Jahr
vertheilt, ergibt pro 1000 Kubikfuß engl. Gas 30 kr.
Unterhaltungskosten. Die Verzinsung und Amortisation des Anlagecapitals von 3000 fl.
betragen, zu 7 Proc. berechnet, 210 fl. pro Jahr. Dieß
ergibt pro 1000 Kubikfuß engl. Gasproduction 3 fl. 30
kr. Die Herstellungskosten für 1000 Kubikfuß engl. Gas betragen sonach: für Material
eigentlich 12 fl. 17 kr., jedoch in Berücksichtigung des Umstandes, daß das Material
sich bei zweckmäßiger Einrichtung des Apparates vortheilhafter ausnutzen läßt,
anzuschlagen zu
10
fl.
— kr.
für Heizmaterial
1
fl
20 kr.
für Arbeitslohn
1
fl.
31 kr.
für Unterhaltung
—
fl.
30 kr.
für Verzinsung und Amortisation
3
fl.
30 kr.
–––––––––––––––
16
fl.
51 kr.
Hieraus ergibt sich, daß die Productionskosten des Gases sich trotz der größeren
Billigkeit des Rohmateriales nur unwesentlich gegen früher (17 fl. 1 kr) verringert
haben, und zwar vornehmlich aus zwei Ursachen. Einmal war die Ausbeute an Gas aus 1
Ctr. Rohmaterial wesentlich geringer als früher; und zweitens hat sich der Betrag
für Verzinsung und Amortisation höher gestellt, als früher angenommen war, weil der
Jahresbedarf an Gas, welcher zu 72500 Kubikfuß veranschlagt war, in Wirklichkeit nur
die Höhe von 60000 Kubikfuß erreichte. Bei einem Verhältniß der Leuchtkraft von 1:
3,68, wo 272 Kubikfuß Petroleumgas 1000 Kubikfuß Steinkohlengas entsprechen, stellt
sich also jetzt für die Locomotivenfabrik von Krauß und
Comp. das Aequivalent von 1000 Kubikfuß
Steinkohlengas auf 4 fl. 35 kr. (Journal für Gasbeleuchtung, 1868 S. 190.)
Ueber Petroleumgas im Vergleich mit Steinkohlengas.
Auf der am 22. Juli d. J. zu Görlitz abgehaltenen Versammlung von Gasfachmännern
Niederschlesiens und der Niederlausitz erörterte Hr. Ingenieur Lehmann die Frage der Concurrenz des Petroleumgases mit dem
Steinkohlengase. Nach den Betriebsresultaten in der Locomotivenfabrik von Krauß und Comp. in München
stellen sich die Herstellungskosten für 1000 Kubikfuß Gas mit 7 Proc. Zinsen und
Amortisation des Anlagecapitals auf etwa 9½ Thlr und die Leuchtkraft beträgt
das 3,68 fache des Steinkohlengases. Nach Ermittelungen, welche Hr. Lehmann angestellt hat, betragen die Herstellungskosten
für 1000 Kubikfuß mit Zinsen und Amortisation 8 Thlr., die Leuchtkraft das Dreifache
von der des Steinkohlengafes. Einem Kubikfuß Petroleumgas entsprechen
durchschnittlich 7½ Kerzen, während einem Kubikfuß Steinkohlengas
durchschnittlich 2½ Kerzen entsprechen. Nimmt man den ungünstigsten Fall an,
daß die Selbstkosten des Gases 1⅓ Thlr. betragen, so dürften die des
Petroleumgases, wie Hr. Lehmann bemerkte, nur das
Dreifache ausmachen und sich nicht höher als 4 Thlr. stellen, während sie in
Wirklichkeit das Sechsfache, d. i. 8 Thlr. betragen. Um dieses höchst ungünstige
Verhältniß zwischen Herstellungskosten und Leuchtkraft zu verdecken, werde in allen
Reclamen von 5- bis 6 facher Leuchkraft gesprochen. Es frage sich aber, ob es
für gewöhnliche Verhältnisse überhaupt so wichtig sey, ein Material zu besitzen, mit
welchem man einen sehr hohen Lichteffect erzeugen könne. Von hohem Werth ist ein
außerordentlich intensives Licht für Leuchtthürme; aber weder für die
Straßenbeleuchtung, noch für industrielle Zwecke, noch für den häuslichen Bedarf hat
ein über das gewöhnliche Maaß steigender Lichteffect einen Werth. Das
fortschreitende Streben im Beleuchtungswesen geht nicht direct auf außerordentliche
Lichtquellen hinaus, sondern zunächst nur auf Ermäßigung der Kosten für Beschaffung
der Einheit des Lichteffectes. Durch eine zweckmäßige Verwendung des vorhandenen
Brennmateriales läßt sich jeder wünschenswerthe Effect erreichen. Man sorge nur für
möglichste Vertheilung des Lichtes, beseitige den grellen Wechsel zwischen Licht und
Schatten, und Niemand wird ein Bedürfniß fühlen nach einer höheren Concentration des
Lichtes auf einzelne Punkte. Ein Lichteffect von 15 Kerzen für eine Straßenflamme
und eine Flammendistanz von 5–8 Ruthen ist selbst für die belebtesten Straßen
großer Städte ausreichend; bei Beleuchtung überdeckter Räume schwankt der
erforderliche Lichteffect zwischen 9 und 15 Kerzen. Das Steinkohlengas liefert
dieses Licht und zwar bis jetzt für die geringsten Kosten, ja es gestattet bequem
noch Lichtwirkungen bis 20 Kerzen. Dabei ist bei Beleuchtungen von Wohnungen und
gewissen Fabriken die Eigenschaft des Steinkohlengases nicht hoch genug zu
veranschlagen, durch welche es sich als ein billiges Material zum Kochen und Heizen
erweist. Eine Petroleumflamme gestattet einen höchsten Lichteffect von 15 Kerzen.
Darüber hinauszugehen verbietet das Rußen der Flamme. Für Cylinderbrenner ist das
Petroleumgas noch viel weniger zu brauchen als Cannelgas, zum Kochen und Heizen kann
es wegen seiner hohen Kosten gar nicht verwendet werden, der Aufwand sür eine
Illumination mit Petroleumgas oder die Verwendung für einen Gasmotor würde
verschwenderisch hoch seyn. Mit dem Petroleumgas bietet man demnach nach Lehmann's Ansicht ein Leuchtgas an, das sehr theuer, ja
selbst theurer als fast alle flüssigen Leuchtstoffe ist, das als Gas nur die
einseitige Verwendung zum Leuchten hat und hierbei eine bei weitem beschränktere
Ausdehnung als Steinkohlengas gestattet. Man streue den Leuten Sand in die Augen mit
einem geringen Anlagecapital und mit so kleinen Flammen, die nicht die halbe
Leuchtkraft der Steinkohlengasbrenner ergeben. Da die Herstellungskosten des
Petroleumgases das Sechsfache derjenigen des Steinkohlengases betragen, die
Leuchtkraft aber nur das Dreifache, so müsse der Lichteffect der Petroleumgasflamme
auf die Hälfte desjenigen der Steinkohlengasflamme ermäßigt werden, wenn sich die
Kosten gleich bleiben sollen. Außerdem seyen die Bezugsquellen für
Petroleumrückstände sehr beschränkt und es habe den Anschein, als wenn nur die von
Hrn. Dr
Hirzel bezogenen zur Herstellung von Gas geeignet wären.
(Journal für Gasbeleuchtung, 1868 S. 381.)
Wirkung des Straßenstaubes auf den Baumwuchs.
Welchen verschiedenartigen Einfluß Eisenbahnen und stark befahrene Chausseen und
Vicinalwege auf den Wuchs der längs derselben sich hinziehenden Waldungen haben,
darüber belehrt uns jede kleine Aufmerksamkeit, die wir diesem Gegenstande widmen.
Die Eisenstraßen, bei welchen die Waggons über die glatten Schienen hinweglaufen,
haben für die daran stoßenden Waldungen nur dieselbe Bedeutung wie jede andere
Abtheilungslinie und gewähren den Randbäumen nur durch den größeren Wachsraum einen
Vortheil; dagegen wird man an den Waldungen, die an stark benutzten Chausseen und
Wegen und insbesondere in der herrschenden Windrichtung liegen, bemerken, daß diese
Bestände sich stets durch einen besseren Wuchs, dunklere Belaubung, soweit als der
Chausseestaub von dem Winde getragen wird, vor den entfernteren Waldestheilen
auszeichnen.
Dieser trockene Straßenstaub enthält gegen 8 bis 10 Proc. organische Stoffe, welche
von den auf die Straße fallenden thierischen Excrementen, von den Abfällen der
daselbst transportirt werdenden Vegetabilien (Stroh, Heu, Körner, Holz u s. w.), von
den Abfällen der auf oder neben den Straßen stehenden Bäume, Sträucher, Gräser und
Kräuter herrühren, und geben diese Stoffe im Verein mit dem alljährlich in
ungeheuren Massen aufgebracht werdenden Deckmaterial, nachdem sie von dem Fuhrwerk
zu dem feinsten Düngerpulver (Staub) zermahlen wurden, eine unerschöpfliche Quelle
von aufgeschlossener, leicht löslicher Pflanzennahrung. Gut unterhaltene Wege und
Straßen sind hiernach mächtige Förderer der Waldcultur nicht allein durch den
erleichterten Transport der Waldproducte, sondern auch durch die großartige
Bereitung von Mineraldünger, den sie noch überdieß dem angrenzenden Waldnachbar
unentgeltlich überlassen. In solchen unscheinbaren Vorkommnissen ist noch für
manches angebliche Räthsel im Pflanzenwuchs der Schlüssel zu suchen und zu finden.
(Aus der allgem. Forst- und Jagdzeitung.)
Ueber den Guano von Mexillones, von A. Bobierre.
Der Guano von den „Hols“ und der Halbinsel Mexillones (Bolivia)
ist seit einiger Zeit zum Gegenstande einer regelmäßigen Gewinnung geworden. Die
erste Ladung dieses Düngemittels wurde von dem Schiffe „Pérou“
nach Frankreich gebracht und aus den in Bordeaux, Paris und Nantes ausgeführten
Analysen ergab sich, daß er hauptsächlich aus dreibasischem phosphorsaurem Kalk
(nämlich aus ungefähr 50 Proc. des letzteren mit 23,80 Phosphorsäure) und aus Spuren
einer stickstoffhaltigen Substanz bestand. Bobierre hatte
Gelegenheit, durch eigene Versuche von der ziemlich bedeutenden Löslichkeit dieses
Phosphates in Kohlensäure, sowie von dem Vorhandenseyn von Spuren salpetersaurer
Alkalien in dem gedachten Guano sich zu überzeugen. Später, im November 1867,
erhielt er durch einen reisenden Naturforscher eine von demselben an Ort und Stelle
gesammelte Probe dieses Guano's, welche sich weit reicher an Phosphorsäure erwies
als der von dem Schiffe „Pérou“ eingeführte; denn Bobierre fand in ihm 33 Proc. der gedachten Säure,
entsprechend 71,50 Proc. dreibasischen Kalkphosphates. Auffallend war das
Vorhandenseyn weißer, unter der Loupe eine sehr deutliche krystallinische Textur
zeigender Knollen. Allerdings hatte Bobierre auch in der
vom bolivianischen Consul in Nantes zur Analyse ihm zugestellten Probe des von der
„Pérou“ eingeführten Guano's große, aus mikroskopischen
Krystallen von
schwefelsaurem Kalk bestehende knollenförmige Concretionen mit einem Gehalte von
21,70 Proc. flüchtiger Substanz (mit 20,94 Wasser) gefunden; allein diese Knollen
hatten keine Aehnlichkeit mit den in der auf Mexillones selbst gesammelten
Guanoprobe enthaltenen Krystallinischen Aggregaten.
Zur näheren Untersuchung der Knollen befreite Bobierre
dieselben möglichst von der gelben, leicht zerreiblichen, in Folge der Beimengung
von Chlornatrium einen salzigen Geschmack zeigenden Grundmasse, in welcher sie
zerstreut lagen. Die so erhaltene Substanz bildete farblose, schiefe rhombische
Prismen mit Abstumpfung der scharfen Seitenkanten, welche in Wasser unlöslich waren,
sich aber in Säuren ohne Aufbrausen lösten und keine Spur von schwefelsaurem Kalk
enthielten.Die Concretionen der von der Ladung der „Pérou“
herstammenden Guanoprobe, welche ebenfalls in einer ähnlichen Grundmasse
lagen, bestanden aus einem Gemenge von phosphorsaurer Magnesia und
wasserhaltigem schwefelsaurem Kalk, in welchem das letztere Salz in weit
überwiegender Menge vorhanden war.
Zwei Analysen dieser bei 100° C. getrockneten Substanz ergaben nachstehende
Zusammensetzung derselben:
I.
II.
Wasser (bei Rothglühhitze verflüchtigt)
34,00
33,88
Phosphorsäure
33,00
32,52
Magnesia
26,00
26,28
Thonerde und Eisenoxyd
3,00
1,97
unlöslicher Rückstand
1,00
0,98
Chlornatrium
0,53
0,55
Verlust u. nicht bestimmte Substanzen
2,47
3,82
–––––––
–––––––
100,00
100,00.
Mg O
26,00
26,28
PO
5
33,00
32,52
HO mit geringen Mengen organischer
Substanz
34,00
33,88
–––––––
–––––––
93,00
92,68.
Demnach besteht diese krystallinische Substanz in dem zu erhaltenden Zustande
möglicher Reinheit zu 93, bez. 92,68 Proc. ausschließlich aus wasserhaltiger
dreibasisch phosphorsaurer Magnesia. Phosphorsäure und Magnesia repräsentiren im
Durchschnitte 58,90 Proc.; nun hatte die Lösung beim Fällen mittelst Ammoniak 59,60
Proc. gegeben; zieht man davon 2,48 Proc. Thonerde und Eisenoxyd ab, so bleiben
57,12 Proc. für das durch Ammoniak gefällte dreibasische Phosphat, eine Zahl, welche
sich 58,90 Proc. sehr nähert. Berechnet man die Zusammensetzung des Phosphates
3MgO, PO5 + 7HO
in Procenten und vergleicht sie mit der des Phosphates,
welches 93 Proc. der weißen Knollen ausmacht, so erhält man
für die berechnete Zusammensetzung:
für die Zusammensetzung des im Guano vorhandenen
Magnesiaphosphates.
3MgO
30,92
29,71
PO
5
36,59
37,25
7HO
32,47
33,04.
Die weißen Knollen aus dem Bobierre übergebenen Guano sind
somit von denen des durch die „Pérou“ importirten ganz
verschieden, denn diese letzteren bestehen aus Gyps, die ersteren dagegen fast
gänzlich aus entschieden krystallinischem dreibastschem Magnesiaphosphat.
Leider stand Bobierre eine zu geringe Menge von den
Concretionen zur Verfügung, sonst würde es ihm vielleicht möglich gewesen seyn, das
Magnesiaphosphat von den ihm noch beigemengten 7 Proc. fremdartiger Substanz
vollständig zu befreien, so daß er nicht bei den zur Bestimmung der flüchtigen
Bestandtheile ausgeführten dreizehn Versuchen
Zahlenwerthe erhalten hätte, welche zwischen 31,19 und 34,20 schwankten. Indessen
ergibt sich aus diesen Werthen das Vorhandenseyn des in deutlichen Krystallen
ausgebildeten Phosphates (3MgO, PO5 + 7HO)
in dem Guano von
Mexillones mit genügender Zuverlässigkeit. Es liegt demnach auf der Hand, daß die
Analytiker bei der Untersuchung dieses Guano's die Phosphorsäure leicht unrichtig
bestimmen könnten, wenn sie dieselbe aus einer Lösung des geglühten Düngers mittelst Ammoniak niederschlagen wollten; ferner daß
durch das Erhitzen zur Rothgluth in derartigen Fällen ein Verlust entsteht, welcher
durch die Verflüchtigung von chemisch gebundenem Wasser bedingt wird und nicht von
organischer Substanz herrührt. Was diesen letzteren Punkt anbetrifft, so hat Bobierre kürzlich beim Glühen des Guano's von den
Jarvis-Inseln Gelegenheit gehabt eine analoge Beobachtung zu machen. (Comptes rendus, t. XLVI p. 543; März 1868.)
Ueber die Entfernung der Düngstoffe in den Städten.
Bei der 42. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Dresden nahm man in der
Section für öffentliche Gesundheitspflege folgenden von Dr. Varrentrapp aus Frankfurt a. M. und Wiebe, Geh. Oberbaurath aus Berlin, gestellten Antrag
an:
I. „Die Gesundheit der Städtebewohner verlangt
als eines der dringendsten Bedürfnisse, daß der Boden, worauf die Städte erbaut
sind, rein und trocken erhalten werde — rein, indem aller flüssige Unrath
(Küchen-, Hausreinigungs-, Fabrikwasser u. s. w.) weder direct dem
Boden überliefert, noch in Gruben oder sonst wie in der Nähe der Wohnungen
aufgespeichert, vielmehr vollständig und schleunigst weit aus den Städten
weggeführt werde, — trocken, indem das Grundwasser, wo dasselbe
regelmäßig oder zeitweise höher als der Kellerboden der Häuser steht, niedriger
als derselbe gelegt, und auf diesem Standpunkt dauernd erhalten werde. Zur
Erreichung dieses Doppelzweckes sind folgende Forderungen zu stellen: 1)
reichliche Versorgung der Wohnhäuser mit frischem reinem Wasser, und zwar am
besten durch alle Stockwerke; 2) jeder Aufspeicherungsort, jede Art von Gruben
(Versickerungs-, Senk-, cementirte Gruben u. s. w.) sind unbedingt
zu verbieten; 3) leichte und schnelle Abführung des durch den Gebrauch
verunreinigten Wassers, durch gut eingerichtete, gehörig gespülte und ventilirte
unterirdische Abzüge, dergestalt, daß jeder Fäulniß der flüssigen, organischen
Abgänge nicht nur im Bereich des Hauses, sondern auch im Bereich der ganzen
Stadt unbedingt vorgebeugt wird; 4) diese Abzüge sind so einzurichten, daß jedes
Austreten von Luft aus denselben in die Häuser und die Verunreinigung des
Untergrundes wirksam verhindert wird, und 5) die Abzüge müssen tiefer als die
Kellersohlen liegen, und sind so anzulegen, daß sie die Keller von etwaigem
Grundwasser befreien, überhaupt die Keller vor dem Eintreten von Wasser in
dieselben völlig schützen.
II. Eine besondere Beachtung verdient die Entfernung
der menschlichen Excremente... Bei diesen vor Allem ist jede Aufspeicherung
verboten, schleunigste Entfernung geboten, und zwar sollen sie noch frisch
abgeführt werden, d. h. ohne jeden Aufenthalt gleich nach ihrem Entstehen. Daher
ist das Tonnensystem jeder Art von Gruben, selbst wenn diese durch die besten
hydropneumatischen Apparate entleert werden, vorzuziehen, und ebenso das
Schwemmsystem dem Tonnensystem. Bei kleineren und mittleren, an großen Flüssen
gelegenen Städten ist vom gesundheitlichen Standpunkt aus gegen die Ausgießung
des frischen flüssigen Inhaltes der Schwemmcanäle in jene Flüsse nichts zu
erinnern.
Großen Städten kann diese Ausgießung, insbesondere in kleine Flüsse, nicht
gestattet werden. Hier empfiehlt sich, zumal da die Frage der Desinfection, d.
h. gegenüber der bloßen Geruchlosmachung, die wirkliche Niederschlagung,
Zersetzung und Zerstörung der schädlichen Bestandtheile, bis jetzt noch ganz
problematisch ist, nach den bisherigen Erfahrungen vor Allem die Berieselung der
Felder. Diese allein gewährt das Mittel, die Flüsse vollkommen rein zu erhalten
und allen düngenden flüssigen Unrath dem Ackerbau zuzuführen, indem andererseits
bei jeder Art von Abfuhr das Küchen-, Wasch-,
Fabrik-Wasser, der Straßendünger u. s. w. der Landwirthschaft entzogen
bleiben“.