Titel: Skizzen neuerer Holzbearbeitungsmaschinen; von Dr. Rob. Schmidt, Civilingenieur in Berlin.
Autor: Robert Schmidt
Fundstelle: Band 191, Jahrgang 1869, Nr. I., S. 1
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I. Skizzen neuerer Holzbearbeitungsmaschinen; von Dr. Rob. Schmidt, Civilingenieur in Berlin. Mit Abbildungen auf Tab. I. Schmidt, Skizzen neuerer Holzbearbeitungsmaschinen. Es sind vier Jahre verflossen, seitdem wir in diesem Journal die Fortschritte skizzirten, welche ein der neueren Zeit angehörender Zweig des Maschinenbaues, die Holzbearbeitungsmaschinen nämlich, bis dahin gemacht hatten; damals wurden wir speciell durch die Gefälligkeit des Hrn. Joh. Zimmermann in Chemnitz dazu in den Stand gesetzt.Man s. die betreffenden Mittheilungen im Jahrgang 1864 dieses Journals, Bd. CLXXIII S. 81, 241, 345 u. 401, Bd. CLXXIV S. 97, 249 u. 329. Die Anregung zu den nachfolgenden Mittheilungen erhielten wir zunächst durch den Besuch der Pariser allgemeinen Industrie-Ausstellung von 1867, woselbst dieser Zweig des Maschinenbaues bekanntlich von mehreren Nationen reich vertreten war. Wir suchten jedoch auch anderweitig den Kreis des von uns dort Gesehenen zu erweitern, und werden die nachfolgenden Mittheilungen sich weder speciell auf die Ausstellung, noch auf einzelne Fabriken beziehen. Wir schließen auch hier wieder die sogen. Gattersägen aus, und beginnen mit den Neuerungen der I. Kreissägen. 1) Kleine Kreissäge mit Fußtritt. – So wie man, wie das Nachfolgende zeigen wird, in neuerer Zeit die schnelle Arbeitsweise der Kreissäge zum Trennen von größeren Hölzern benutzt hat, ist man auch bedacht gewesen diese Säge in kleineren Tischlerwerkstätten einzuführen, wo Elementarkraft mangelt, und genau und schnell zugleich gearbeitet werden so. – Bei dieser Kreissäge, welche 6 1/2 Zoll im Durchmesser hat, befindet sich die Welle in festen Lagern, und die mit Schwungrad versehene Krummzapfenwelle ist mit einem an dem Gestell der Maschine drehbaren Hebel verbunden, welcher behufs Spannung des Riemens in leichter Weise verstellt und fixirt werden kann. Fig. 22 auf Tab. I zeigt den Grundriß des Tisches dieser Maschine, der aus den Theilen A und B besteht, und a stellt die Kreissäge dar. Der Tischtheil A enthält die Quernuth b zur Aufnahme des fixirbaren Anschlages C, welcher in bekannter Weise zum Schneiden der Hölzer in der Längenrichtung dient. Es ist jedoch dieser Theil des Tisches auch noch um eine bei xx befindliche horizontale Achse dreh- und in jeder Lage fixirbar, was zum Zwecke hat, daß man durch Heben dieses Tischtheiles veranlassen kann, daß die Kreissäge nur wenig aus der Tischfläche hervorragt. Hierdurch wird diese Kreissäge dazu vorgerichtet, daß man Schnitte von beliebiger Tiefe und auch Nuthen, sowie Federn damit schneiden kann. – Der andere Tischtheil B enthält die Längsnuth c, in welcher sich der Theil D verschieben läßt. Dieser Theil trägt die verstell- und fixirbare Anschlagleiste d, und es wild ersichtlich seyn, wie man die letztbeschriebenen Theile – bei horizontaler Lage des Tischtheiles A – wird benutzen können um Querschnitte in beliebiger Richtung zu den Längsdimensionen eines Bretes zu machen. Aber auch dieser Tischtheil ist dreh- und fixirbar um eine bei yy liegende Achse angeordnet, und mittelst dieser Einrichtung ist man auch noch im Stande, die Kanten von Bretern von beliebiger Breite unter beliebigem Winkel zu schneiden, was bei Tischlerarbeiten so häufig vorkommt. Solche Maschinchen werden in neuerer Zeit in der Maschinenfabrik von Joh. Zimmermann in Chemnitz gebaut. 2) Große selbstthätige Kreissägen. – In Amerika ist bekanntlich die Anwendung der Kreissäge eine viel ausgedehntere als bei uns, und sie wird dort schon lange auch zum Schneiden von Bauhölzern benutzt. Für Hölzer mittlerer Stärke eignet sich dieselbe auch überall vortrefflich, wo es auf große Genauigkeit nicht ankommt, insofern im Vergleich zur Gattersäge dieselbe billiger und leicht transportabel ist, auch wenig Raum beansprucht. Wir skizziren zwei Anordnungen der Art, wie sie in neuerer Zeit in der Maschinenfabrik von Joh. Zimmermann gefertigt werden. Fig. 23 und 24 zeigen zwei Ansichten einer Kreissäge zum Schneiden von Hölzern bis 15 Zoll Stärke bei einem Kreissägedurchmesser von 3 1/2 Fuß. Das Gestell der Maschine bildet einen Tisch mit abgehobelter Platte. Die Welle a der Kreissäge empfängt mittelst der Riemscheibe A den Antrieb der Bewegung, und setzt diese zunächst mittelst Riemen auf die Welle b fort, während diese mittelst Rädern die Welle c bewegt (die Wellen b und c sind in der Ansicht Fig. 24 fortgelassen). Die Welle c trägt eine Stufenscheibe, und mittelst dieser wird die am anderen Ende befindliche Welle d in Umdrehung gesetzt, welche wiederum mittelst Räder e und f die mit Seiltrommel B versehene Welle g bewegt. Diese Seiltrommel hat den Zweck, den auf Schienen beweglichen Karren C, auf welchem das eine Ende den zu schneidenden Holzes gelagert wird, bei der Arbeit der Säge gegen die Maschine zu ziehen; ein zweiter Karren C', ebenfalls auf Schienen beweglich, befindet sich auf dem anderen Ende der Maschine, und dient zur Aufnahme des zweiten Endes von dem zu schneidenden Holze. Auf dem Tisch der Säge ist, parallel der Kreissägenfläche, ein verstellbarer Anschlag gebildet. Derselbe besteht aus dem Winkelstück h und dem daran verschiebbaren Lineal K. Das Winkelstück enthält ein Auge, durch welches dasselbe auf der Querstange n verschoben, aber auch durch I an einem beliebigen Punkte fixirt werden kann. Im letzteren Zustande kann übrigens diese Anschlagvorrichtung auch durch ein an n befindliches Schraubengewinde genauer gestellt werden, wozu auf dem Tische noch eine Scala angebracht ist. Soll mittelst dieser Säge ein Holzblock beschnitten werden, so wird, nachdem die Schnittlinie abgeschnürt, das eine Ende desselben an passender Stelle auf den Tisch gelegt, das andere mit dem Karren C, mittelst Dorne und dem verschiebbaren Stücke m, verbunden. Wird nun die Säge angelassen, so wird sich auch, mittelst des beschriebenen Mechanismus, der Karren C in Bewegung setzen und das Holz der Säge entgegenführen. Die Führung des Holzes muß hierbei so lange mit der Hand geschehen, bis das vordere Ende desselben den Karren C' erreicht hat. Auch dieses Ende wird dann mit dem Karren C' in feste Verbindung gebracht. Hat der Karren C das Ende seines Weges erreicht, so hat er kurz zuvor bereits durch das an ihm befindliche Eisen p an einen Winkelhebel g gearbeitet, welcher die Verbindung des Rades f mit der Welle g ausgelöst, also auch die Seiltrommel außer Thätigkeit gesetzt hat. Jetzt wird der Karren C um ein passendes Stück zurückgezogen, und zwischem dem Theile in desselben und der Endfläche des Holzblockes ein Stück Holz von passender Länge geklemmt, worauf die Säge wieder angelassen und der Schnitt zu Ende geführt werden kann. – Das Sägen gelingt natürlich mit größerer Genauigkeit, wenn bereits eine Schnittfläche als Auflagefläche gebildet ist, und noch genauer, wenn auch noch eine zweite Schnittfläche besteht, die gegen den Anschlag gelegt werden kann. Zum Schneiden von Bretern, Pfosten u.s.w. kann selbstverständlich immer der Anschlag in Anwendung gebracht werden. Die Kreissäge soll bei dieser Maschine 680 Umgänge in der Minute machen, und gebraucht dazu etwa 3 Pferdestärken. Auf der letzten Pariser Industrie-Ausstellung befand sich von Gebr. Schmaltz in Offenbach eine Kreissäge ähnlicher Construction, nur war dieselbe in mancher Beziehung complicirter und weniger vollkommen. Das Seil dieser Maschine wurde nämlich zunächst nach dem rechts gelegenen Theil der Maschine, und von hier, durch einen mit zwei Rollen versehenen Seilführer, nach dem oberen Theile der Maschine und weiter nach dem links gelegenen Ende des Holzblockes geführt, wo es mit demselben durch einen Haken verbunden wurde. Die selbstthätige Auslösung für die Wirkung der Seiltrommel befand sich nicht daran. (Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)

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