Titel: | Ueber die Anwendung des Principes der Aräometrie bei der quantitativen chemischen Analyse; von Dr. Wilhelm Gintl. |
Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. X., S. 50 |
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X.
Ueber die Anwendung des Principes der Aräometrie
bei der quantitativen chemischen Analyse; von Dr. Wilhelm Gintl.
Vorgetragen in der naturwissenschaftlich-mathematischen Section der k. k. Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag am 20. April
1868.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Gintl, über Anwendung des Principes der Aräometrie bei der
quantitativen chemischen Analyse.
Es ist eine bekannte Thatsache, daß ein in einer Flüssigkeit schwimmender Körper
soviel von derselben verdrängt, daß das Gewicht des verdrängten
Flüssigkeitsantheiles gleich ist dem Gesammtgewichte des schwimmenden Körpers,
verfolgt man diese Thatsache weiter, so lassen sich aus derselben Schlüsse ziehen,
deren Richtigkeit nicht zu bezweifeln ist. Einer dieser Schlüsse ist der, daß mit
der Zunahme des Gesammtgewichtes eines schwimmenden Körpers, bei sonst ungeändertem
Volum, die durch denselben verdrängte Flüssigkeitsmenge in gleichem Verhältnisse
zunehmen, bei der Abnahme jenes, abnehmen müsse, daß sonach ein schwimmender Körper,
wenn sein Gesammtgewicht bei constantem Volum wächst, tiefer, wenn es abnimmt,
weniger tief in der betreffenden Flüssigkeit einsinken werde, als bei ungeändertem
Gewichte. Da es nun ferner bekannt ist, daß ein in eine Flüssigkeit getauchter
Körper, ein dem seinen gleiches Volumen der Flüssigkeit verdrängt, so ist klar, daß
man bei bekannter Dichte der Flüssigkeit, aus der Größe des Volums das bei einem
schwimmenden Körper eingetaucht erscheint, einen Schluß auf sein Gewicht ziehen
können muß, sowie daß man selbst bei unbekannter Dichte, sofern sich dieselbe nur
nicht ändert, an dem Verhältnisse, in welchem das in der Flüssigkeit eingetauchte
Volum eines schwimmenden Körpers von ungeändertem Volum, aber variablem Gewichte,
zunimmt oder abnimmt, auch das Verhältniß kennt, in welchem die Gewichtszunahme oder
Abnahme stattfand. Ist man sonach in der Lage, ohne Schwierigkeit die Größe des
Volums zu messen, um das ein schwimmender Körper nach einer erfolgten Belastung
tiefer einsinkt, und vergleicht man die Größen zweier solchen bei verschiedenen
Belastungen ein und desselben schwimmenden Körpers, aber ungeänderter Dichte der
Flüssigkeit, gemessenen Volumina, so hat man in dem Verhältniß dieser zueinander ein
genaues Maaß für das Größenverhältniß der beiden Belastungen. Es kommt eben Alles
darauf an, die betreffenden Volumina leicht und möglichst genau messen zu können.
Solche Betrachtungen waren es, die mich dazu veranlaßten ein Instrument zu
construiren, das den Zweck hätte für den Fall relativer Gewichtsbestimmungen zu dienen, und
in diesem Sinne, als einfacher und was das Wichtigste ist billiger, eine Waage bei
vielen gewichtsanalytischen Bestimmungen zu ersetzen vermöchte, zumal da wo es auf
absolute Genauigkeit nicht ankommt. Ich hatte hierbei vornehmlich den Vortheil des
technischen Chemikers im Auge, dem häufig keine, oder
doch selten eine gute Waage zu Gebote steht, und dem darum zu thun ist, in möglichst
kurzer Zeit und mit der geringsten Mühe, quantitative Werthbestimmungen ausführen zu
können, und gedachte dabei zumal solcher Bestimmungen die sich leicht auf
Gewichtsverluste oder Gewichtszunahmen reduciren ließen.
Das Instrument das ich zu diesem Ende construirte, und das wenn man will die
Combination eines Gewichtsaräometers mit einem Scalenaräometer darstellt, ist
folgendes: Ein hohler Metallkörper (Fig. 7, A) aus möglichst dünnem Blech gefertigt, von der Form
eines durch beiderseitig aufgesetzte Kegelstutzen geschlossenen Cylinders, ist so
eingerichtet, daß er sich etwa bei c (Fig. 8) nach Art einer
Federbüchse öffnen und schließen läßt. An seinem oberen Ende bei b (Fig. 7 u. 8) trägt er in der
Richtung der verlängerten Hauptachse stehend ein flaches leicht abschraubbares
Stäbchen k, das an einer der breiteren Flächen eine
100theilige Scala trägt. An dem oberen Ende dieses Stäbchens bei d befindet sich ein leichtes, bequem abnehmbares
Schälchen h. Die Dimensionen des Instrumentes und seiner
Theile wählt malt vortheilhaft so, daß die Höhe des Metallkörpers A (den ich „Schwimmcylinder“ nennen
will) von a–b
gemessen, im geschlossenen Zustande 23–24 Centimeter, sein Querdurchmesser 3
1/2–4 Centimeter beträgt. Die Länge des Stäbchens k hätte dann von b–d gemessen 17–18 Centimeter zu betragen. Die
Dimensionen dieses Stäbchens (das ich „Halstheil“ nennen will)
wären vortheilhaft so gewählt, daß die Breite desselben etwa 4 Millimet., die Dicke
1/2–1–1 1/2 Millimeter betrüge. Die Länge der an der Breitseite
aufgetragenen hunderttheiligen Scala kann 15 Centimeter betragen, wo dann die Länge
je eines Scalenintervalles = 1 1/2 Millimeter wird, und ist dieselbe so anzubringen,
daß der 0 Punkt der von unten nach aufwärts zu laufend numerirten Scala etwa
1/2–1 Centimeter weit über dem Ansatzpunkte des Halstheiles bei b, der 100ste Theilstrich derselben etwa 2 Centimeter
unter dem Aufsatzpunkt des Schälchens h, bei d, zu liegen kommt. Die Theilung selbst kann sich
entweder bloß auf Hundertstel beschränken, oder es kann sich dieselbe bis auf 1/4
von jedem Hundertstel belaufen, wo sie dann für gewöhnliche Zwecke hinreichend ist.
Im Allgemeinen genügt es bloß die Zehner der Scala (Fig. 9) durch Ziffern zu
markiren. Das
Schälchen h endlich ist bei einem Querdurchmesser von 2
1/2–3 Centimeter genügend groß gewählt.
Will man nun mit einem so construirten Gefäße eine Gewichtsverhältnißbestimmung
ausführen, so verfährt man in folgender Weise. Es wäre beispielsweise der
Wassergehalt einer Gyps-Sorte aus dem Gewichtsverluste zu ermitteln. Man
bringt zu diesem Ende in den Hohlraum des Instrumentes, das man ein für allemal
durch eingebrachte Schrotkörner (kleinster Gattung) soweit belastet hat, daß es im
Wasser etwas über drei Viertheile der Länge des Schwimmcylinders einsinkt, einen für
die Vornahme der Entwässerung bestimmten Tiegel und senkt nun das wohl geschlossene
Gefäß (dessen Verschluß begreiflich wasserdicht seyn muß) in ein mit Wasser
gefülltes, genügend hohes und weites Cylinderglas. Man bringt nunmehr auf das
Schälchen h des völlig aufrecht schwimmenden
Instrumentes ein für die Aufnahme der Substanz (des Gypses) bestimmtes Gefäß, etwa
ein dünnes Uhrgläschen, eine Scheibe Glanzpapieres o, d,
m, und legt nun weiters soviel seiner Schrotkörner oder Eisenfeilspäne zu,
bis das Instrument eben genau bis zum 0 Punkt der Scala am Halstheile einsinkt. Es
läßt sich dieses Einstellen auf die Marke 0, namentlich bei Anwendung seiner
Eisenfeilspäne als Belastungsmaterial, bei nur einiger Uebung leicht und mit
ziemlicher Genauigkeit erzielen, zumal wenn man in der Weise abliest, daß man das
Auge in die Ebene des Flüssigkeitsniveau's bringt, und den Moment des Erscheinens
des betreffenden Theilstriches unter dem Flüssigkeitsniveau als Normale festhält.
Hat man also durch vorsichtiges Zulegen des Belastungsmaterials eine möglichst
scharfe Einstellung auf die Marke 0 erreicht, so bringt man auf das für die Aufnahme
der Substanz bestimmte Uhrgläschen langsam und in kleinen Portionen soviel von der
zu untersuchenden Substanz (Gyps), bis das Instrument eben bis zum 100sten
Theilstrich der Scala einsinkt und diesen Stand constant beibehält. Man nimmt
nunmehr das mit der Substanz so beschickte Uhrgläschen von dem Schälchen h ab, entfernt das Instrument selbst aus dem Wasser,
trocknet von Außen gut ab und bringt, nachdem man den im Inneren des
Schwimmcylinders befindlichen Tiegel aus diesem entnommen, die auf dem Uhrgläschen
enthaltene Gypsmenge (natürlich mit Vermeidung eines Gewichtsverlustes) in
denselben, und vollführt nun auf geeignete Weise die Entwässerung der Gypsprobe.
Nach Vollendung dieser Operation dringt man den wohl erkalteten Tiegel wieder in das
Innere des Instrumentes, und senkt dieses, abermals wohl verschlossen und unter
derselben Belastung wie sie vor dem Versuche zur Einstellung auf die Marke 0 nöthig
war, in das mit Wasser gefüllte Cylinderglas. Nachdem man nun abgewartet hat, bis das Instrument, das
nunmehr, weil um den Gewichtsverlust der Substanz (des Gypses) leichter, nicht mehr
bis zur Marke 100, sondern weniger tief einsinken wird, einen constanten Stand
eingenommen hat, liest man den diesem Stande entsprechenden Theilstrich an der Scala
ab, und findet an der Anzahl der Theilstriche, um die das Instrument nun weniger
tief eingesenkt erscheint, genau die Anzahl der Procente an Wasser, die in dem
untersuchten Gyps enthalten waren. Erschiene z.B. das Instrument nun bloß bis zum
Theilstrich 70 eingetaucht, würden also 30 Theilstriche der Scala über das Niveau
der Flüssigkeit herausragen, so betrüge der gefundene Wassergehalt des untersuchten
Gypses 30 Proc.
Nach den Eingangs erörterten Betrachtungen wird die Richtigkeit des so erhaltenen
Resultates ohne Zweifel verständlich seyn. Ist das Instrument nur irgend gut
gearbeitet, ist es ferner so belastet, daß es völlig lothrecht schwimmt, und ist der
Halstheil desselben möglichst gleichmäßig, sowie die Scalentheilung richtig, so
sind, sofern die Temperatur und derart die Dichte der Flüssigkeit, mit der operirt
wird, sich zwischen dem Anfangs- und Endversuche nicht wesentlich geändert
hat, die in solcher Weise erzielbaren Resultate mehr als hinreichend genau, und mit
den mittelst einer guten Waage erreichten, gut übereinstimmend. Mit genauer
construirten Instrumenten aber lassen sich zumal dann, wenn man die Dicke des
Halstheiles etwas geringer nimmt, die Länge desselben und somit auch die der Scala
etwas größer wählt, wo dann die einzelnen Intervalle größer ausfallen und dann ein
schärferes Ablesen möglich ist, absolut genaue Resultate erhalten wenn man zugleich
die Fehlerquellen in Erwägung zieht, die Größe der Fehler bestimmt und in Rechnung
setzt. Solche Fehlerquellen sind namentlich wie schon erwähnt, Ungleichmäßigkeit des
Halstheiles, Unrichtigkeit der Scalentheilung, Schwankungen der Temperatur innerhalb
der zwischen dem Anfangs und Endversuche liegenden Zeit, Unreinheit des
Schwimmcylinders, und endlich ein Benetztseyn des über dem Flüssigkeitsniveau
stehenden Halstheiles. Was die ersten beiden Momente, als Ungleichmäßigkeit des
Halstheiles und Unrichtigkeit der Scalentheilung anbelangt, so lassen sich diese
beiden nun freilich nicht leicht vollkommen vermeiden; dagegen läßt sich ihr Einfluß
auf die Richtigkeit der Resultate vollkommen beseitigen, wenn man sich für ein
gegebenes Instrument in ähnlicher Weise, wie man das bei nicht richtig kalibrirten
Büretten zu thun genöthigt ist, auf empirischem Wege ein für allemal eine corrigirte
Scala entwirft, an der man für die gefundenen Zahlen die corrigirten Werthe abliest;
die Herstellung einer solchen corrigirten Scala bietet aber keine wesentliche
Schwierigkeit, man hat
eben nichts weiter zu thun als die einem der Scalenintervalle entsprechende
Belastung zu ermitteln und mit dieser Größe alle anderen Scalenintervalle zu
vergleichen. Schwankungen der Temperatur der Flüssigkeit während der zwischen einem
Anfangs- und Endversuche verstreichenden Zeit werden im Allgemeinen, wenn
nicht absichtlich hervorgerufen, so gering seyn, daß sie kaum irgend in die
Waagschale fallen, und für Bestimmungen, die keinen hohen Grad von Genauigkeit
fordern, werden Fehler dieser Art, zumal wenn der Zeitraum der zwischen je einem
Anfangs- und dem bezüglichen Endversuche liegt, nicht zu bedeutend ist, wohl
vernachlässigt werden können, umsomehr als sie ja ohnedieß, wenigstens theilweise,
durch die gleichzeitige und in demselben Sinne erfolgende Volumsänderung des
schwimmenden Körpers compensirt werden dürften. Wollte man indeß zum Behufe
genauerer Bestimmungen eine Correctur für derartige Fehler anbringen, so hätte man
wie begreiflich einfach die Temperaturänderung ihrem Werthe nach zu bestimmen und
die von der Größe dieses abhängige Vermehrung oder Verminderung der Dichte der
Flüssigkeit in Rechnung zu bringen. Unreinheit des Schwimmgefäßes (namentlich
allhaftendes Fett) wird sich leicht vermeiden lassen, wenn man vor dem jedesmaligen
Einsenken des Instrumentes dieses mit einem reinen Tuche abwischt und unnöthiges
Antasten mit unreinen Händen meidet, so wie sich endlich durch vorsichtiges und
allmähliches Belasten des schwimmenden Instrumentes einer Benetzung des über das
Flüssigkeitsniveau reichenden Halstheiles wird vorbeugen lassen.
Obwohl sich, wie erwähnt, das Instrument zur Durchführung von relativen
Mengenbestimmungen überhaupt und sohin für die Durchführung von analytischen
Bestimmungen der verschiedensten Art anwenden läßt, so daß man in dem Besitze eines
solchen Instrumentes, zumal wenn man gewisse, das Verfahren freilich mitunter
complicirende Kunstgriffe zu Hülfe nehmen will, einer Waage völlig zu entbehren
vermag, so möchte ich doch besonders darauf hinweisen, daß sich dasselbe vornehmlich
zur Anwendung für die so häufig vorkommenden Kohlensäurebestimmungen
(Braunsteinprüfungen etc.) empfiehlt, weil es selbst nicht ganz exact gehandhabt,
bei für die Praxis völlig zureichender Genauigkeit der Resultate eine raschere und
leichtere Ausführung der Bestimmungen gestattet, so daß es in diesem Sinne, dem
praktischen Chemiker sowohl wie dem Soda-, Potaschen- und
Zuckerfabrikanten u.a.m. ein gleich brauchbares Hülfsmittel wird. Um speciell
Bestimmungen dieser Art bequem ausführen zu können, schien es mir nöthig einen
besonderen Kohlensäure-Bestimmungsapparat zu
construiren, der bei möglichster Einfachheit den bekannten Formen an Brauchbarkeit
gleichkäme Besonders zu
berücksichtigen war hierbei, daß der betreffende Apparat sich leicht und ohne
Verzicht auf genügende Dimensionen in das Instrument einschließen lasse, und
zugleich eine möglichst tiefe Lage des Schwerpunktes desselben nicht wesentlich
alterire, der Stabilität des Schwimmens also keinen Eintrag thue. Indem ich glaube,
daß der zu diesem Ende von mir construirte Apparat diesen Anforderungen entspricht,
gebe ich nun eine Beschreibung desselben. Zwei cylindrische Glasgefäße B und C (Fig. 10), durch gut
schließende Korkpfropfen verschließbar, sind mittelst der durch Bohrungen der
Pfropfe hindurchgehenden, gut eingepaßten Glasröhren a, a,
a und b, b, b mit einander so verbunden, daß
das kleinere B über dem weiteren C gestellt und getragen wird. Beide Röhren a, a,
a sowohl wie b, b, b münden in das Gefäß B unmittelbar unter dem Pfropfen; während aber b, b, b frei in das größere Gefäß C hineinragt und hier nahe beim Boden des Gefäßes mündet, führt das Rohr
a, a, a, nachdem es den Pfropfen des Gefäßes C durchsetzt hat, in ein kleineres eben auch durch einen
Pfropfen verschließbares Gefäß D, und reicht bis nahe an
den Boden dieses Gefäßes. Durch ein zweites kurzes Röhrenstück e, e communicirt dieses Gefäß D mit der äußeren Atmosphäre, während es andererseits, wenn die Pfropfen
aufgesetzt werden, durch diese Röhrenverbindungen gehalten, in das Innere des
Gefäßes C etwas excentrisch zu stehen kommt. Durch das
stumpfwinkelig gebogene Rohr d, d, d wird für das Gefäß
C, durch das gerade Röhrenstück i, i für das Gefäß B die
Verbindung mit der äußeren Atmosphäre hergestellt. Der Zwischenraum zwischen den
Gefäßen B und C muß so
gewählt seyn, daß man das Gefäß B, während man den
Pfropfen desselben festhält, bequem abnehmen kann. Soll der Apparat gebraucht
werden, so füllt man das Gefäß D bis etwa über die
Hälfte mit conc. Schwefelsäure (beziehungsweise mit conc. Salpetersäure), den durch
das Gefäß D nicht erfüllten Raum des Gefäßes C mit Chlorcalciumstückchen, in das Gefäß B aber bringt man etwas Wasser und setzt nun sämmtliche
Pfropfen auf.
Um nun eine Kohlensäurebestimmung mittelst des früher besprochenen Instrumentes
auszuführen, verfährt man in folgender Weise: Man bringt den, wie oben angegeben,
gefüllten Kohlensäurebestimmungs-Apparat in den Hohlraum des Instrumentes,
verschließt dieses, setzt das für die Aufnahme der zu untersuchenden Substanz
bestimmte Uhrgläschen oder dergl. auf, senkt das Instrument in den mit Wasser
gefüllten Cylinder und belastet noch so weit, bis es zur Marke 0 der Scala einsinkt.
Man legt nun wieder auf das Uhrgläschen vorsichtig soviel von der zu untersuchenden
Substanz auf, bis das Instrument bis zum Theilstrich 100 der Scala einsinkt. Die so
abgemessene Substanz bringt man nunmehr in das Gefäß B
des inzwischen wieder aus dem Instrumente entnommenen
Kohlensäurebestimmungs-Apparates, setzt den Pfropfen desselben alsdann wieder
gut auf, und schließt die Außenmündung des Röhrchens i,
i mit einem kleinen Wachspfröpfchen. Saugt man nun mittelst eines an das
Rohr d, d, d angesetzten Kautschukschlauches vorsichtig
Luft aus dem Gefäße C, so steigt die Säure aus dem
Gefäße D durch das Rohr a, a,
a nach aufwärts, gelangt so in das Gefäß B und
in Berührung mit der zu zersetzenden Substanz, während die durch die Zersetzung frei
gewordene Kohlensäure durch das Rohr b, b, b in das
Gefäß C gelangt, und nachdem sie durch das in diesem
enthaltene Chlorcalcium getrocknet wurde, durch d, d, d
entweicht; oder sie tritt, wenn man nach dem Saugen die Mündung von d, d, d verschließt, durch das Rohr a, a, a in das Gefäß D und
entweicht, durch den Rest der in diesem Gefäße enthaltenen Schwefelsäure getrocknet,
durch das Rohr c, c. Nachdem so die Zersetzung der
betreffenden Substanz völlig erreicht ist, entfernt man durch Saugen bei d, d, d, während das Wachspfröpfchen bei i, i entfernt wird, oder durch Saugen bei c, c, während i, i
geschlossen bleibt, den Rest der Kohlensäure aus dem Apparate, bringt denselben,
nachdem er gehörig erkaltet ist, wieder in das Instrument, senkt dieses gehörig
verschlossen und unter derselben Belastung, wie sie vor dem Versuche zum Einsenken
auf die Marke 0 nöthig war, in die Flüssigkeit, und liest, nachdem dasselbe einen
constanten Stand angenommen hat, an der Scala den Theilstrich ab, bis zu welchem das
Instrument nunmehr einsinkt. Die Anzahl der Theilstriche, die über dem
Flüssigkeitsniveau erscheinen, ist gleich der Anzahl der Procente an Kohlensäure in
der untersuchten Substanz.
Es mögen hier die Resultate einiger vergleichenden Bestimmungen, die ich mit dem in
Rede stehenden Instrumente angestellt habe, einen Platz finden.
In einer Probe calcinirter Soda, deren Kohlensäuregehalt ich mittelst eines Geißler'schen Kohlensäurebestimmungs-Apparates auf
dem Wege der Wägung = 39,75 und 39,48 Proc. bestimmt hatte, fand ich mit dem in Rede
stehenden Instrumente 39,5 Proc. CO².
In einer Probe kohlensauren Kalkes fand ich an der Waage den Gehalt an Kohlensäure =
41,9 Proc., an dem Instrumente = 41. 5 Proc.
In einer Probe verdorbener caustischer Magnesia betrug der an der Waage ermittelte
Kohlensäuregehalt 4,48 Proc., am Instrumente fand ich 5 Proc.
Den Silbergehalt in reinem äpfelsaurem Silberoxyd fand ich an der Waage = 62,14
Proc., an dem Instrumente = 61,5 Proc.
Den Aschengehalt eines Druckpapieres fand ich an der Waage = 0,87 Proc., am
Instrumente = 1 Proc.
Obwohl die sämmtlichen angeführten Zahlen an einer corrigirten Scala abgelesen sind,
so dürften sie doch einen genügenden Beleg für die Brauchbarkeit des Instrumentes
abgeben, und das umsomehr als die Differenz der abgelesenen gegen die gefundenen
Werthe durchschnittlich nicht mehr als 0,3, im Maximum 0,5 Proc. betrug.
Schließlich will ich nur noch auf einige Aenderungen aufmerksam machen, die sich an
dem Instrumente, für das ich mit Hinblick auf seine Verwendbarkeit zur Bestimmung
relativer Mengenverhältnisse den Namen „Procentometer“
vorschlagen möchte, mit Vortheil werden anbringen lassen. So wird es beispielsweise
ganz vortheilhaft seyn, wenn man am Ende des Halstheiles statt des einfachen
abnehmbaren Schälchens h ein leichtes, feststehendes
Schälchen anbringt, das zur Aufnahme des zur Einstellung auf den 0 Punkt der
Procentscala erforderlichen Belastungsmateriales zu dienen hätte, während sich als
Träger für das zur Aufnahme der Substanz bestimmte Gefäß, an dem ein wenig über
dieses fixe Schälchen hinausragenden Halstheile ein Drahtkreuz oder dergleichen zu
befinden hätte. Deßgleichen dürfte es von Vortheil seyn, an dem Unterende des
Schwimmcylinders ein kleines Häkchen anzubringen, das für den Fall der Bestimmung
specifischer Gewichte fester Körper, die sich ja als relative Bestimmungen mit dem
Procentometer gut ausführen lassen muß, zur Befestigung eines kleinen Schälchens zu
verwenden wäre. Besonders hervorzuheben scheint mir indeß das zu seyn, daß man, da
man ohnedieß gut thun wird, sich mindestens 2 scalentragende Halstheile, vielleicht
von verschiedenen Dimensionen zu dem Instrumente anzuschaffen, die sich natürlich
bequem auswechseln, und also etwa bei b,
Fig. 7 und
8,
aufschrauben lassen müssen, sich außer dem die hunderttheilige Scala tragenden noch
einen zweiten Halstheil anfertigen läßt, der seiner ganzen Länge nach in nicht zu
kleine, gleiche und möglichst gleichwertige Theile getheilt ist, deren Zahl eine
beliebige seyn kann. Die Anwendbarkeit eines solchen wird aus folgender Betrachtung
klar: Denkt man sich das Instrument vor der Ausführung eines Versuches in einer
Flüssigkeit schwimmend u. z. so, daß es beispielsweise zum Theilstrich 10 der
aufwärtslaufend numerirten Scala eingesunken erschiene, hätte es sich dann, nachdem
man etwa im Falle einer Kohlensäurebestimmung die zu untersuchende Substanz
aufgelegt hat, zum Theilstrich 126 eingestellt, und wäre endlich der Stand
desselben, nachdem die Kohlensäureabscheidung vollzogen worden, beim Schlußversuche bei 69 gefunden
worden, so wäre offenbar die dem Gewichte der zu untersuchenden Substanz
entsprechende Anzahl der Scalentheile = 116, die dem Gewichte der von Kohlensäure
freien Substanz entsprechende = 59, sonach die dem Gewichte der abgeschiedenen
Kohlensäure entsprechende = 57 Scalentheilen, aus welchen Zahlen man mittelst des
Ansatzes 116 : 57 = 100 : x an dem x eben auch die gesuchte Menge der Kohlensäureprocente
findet. Wie man sieht, kann man auf diese Weise, freilich nicht ohne Rechnung, zu
dem gleichen Resultate gelangen, wie bei Anwendung der Procentscala, nur mit dem
Unterschiede, daß man das Einstellen auf bestimmte Punkte der Scala, das man bei
Anwendung der 100theiligen Scala beachten muß, gänzlich erspart, und sich bloß auf
das Ablesen der betreffenden jeweiligen Stände zu verlegen hat. So adjustirt kann
das Instrument selbst in der Hand weniger Geübter, denen das Einstellen auf eine
bestimmte Marke Schwierigkeiten machen könnte, zum Zwecke relativer Bestimmungen
eine Waage völlig ersetzen.