Titel: | Ueber eine neue constante Volta'sche Batterie; von Warren de la Rue und Hugo Müller. |
Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. XVIII., S. 103 |
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XVIII.
Ueber eine neue constante Volta'sche Batterie; von Warren de la Rue und Hugo Müller.
Im Auszug aus den Comptes
rendus, t. LXVII p. 794; October 1868.
Warren de la Rue und Müller's constante Volta'sche
Batterie.
Obgleich die in Rede stehende Combination im Wesentlichen nicht viel verschieden von
jener ist, welche bei der von Dr. Pincus erfundenen und construirten BatterieBeschrieben im polytechn. Journal Bd. CXC S. 378 (erstes Decemberheft
1868). verwendet wird, so kann es dennoch nicht als überflüssig erscheinen, auch
die von den Verfassern ausgeführte Construction hier in Kürze zu erläuttern, und
zwar um so mehr, als der vorliegende Aufsatz und die von Dr. Pincus gegebene Publication erkennen
lassen, daß dieselbe Idee und nahezu das gleiche Constructionsprincip von
verschiedenen Seiten in unabhängiger Weise zu Tage gekommen ist.
Die Verfasser hatten bei der Aufsuchung ihrer Combination den Zweck im Auge, eine
Batterie zu construiren, welche in den Fällen, wo eine bedeutende Anzahl von
Elementen nöthig ist, um die beabsichtigten Wirkungen hervorzubringen, die bekannten
bezüglich der Thätigkeit und Zusammensetzungsweise, weit übertrifft.Ueber die von Warren de la Rue und Hugo Müller erfundene und von Gassiot construirte Chlorsilber-Kette haben wir nach Les Mondes vom 9. April 1868 im polytechn.
Journal Bd. CLXXXVIII S. 399 (erstes Juniheft 1868) bereits einen kurzen
Bericht erstattet. Dem von uns damals angeregten Umstande ist durch die hier
vorliegende Mittheilung nunmehr Rechnung getragen, da die Constanten der
neuen Batterie jetzt angegeben worden sind.Der Ref. Es ist dieß z.B. bei den Untersuchungen über das geschichtete Licht in den
Geißler'schen Röhren der Fall, wenn diese
Erscheinungen ohne Hülfe eines Inductionsapparates hervorgebracht werden sollen.
Uebrigens könne die neue Batterie auch für elektrochemische und andere Zwecke
– namentlich ihrer bedeutenden Continuität und der geringen Abnutzung
derselben im offenen Zustande halber – angewendet werden; mit welchen
ökonomischen Vortheilen aber, darüber müssen weitere Erfahrungen später Aufschluß
geben.
Als positives Element wird Zink, das zu diesem Zwecke gut amalgamirt ist, verwendet,
wenn gleich der letztere Zustand nicht unumgänglich nothwendig sey; als negatives
Element dient ein Silberdraht. Der Elektrolyt für letzteren ist sehr wenig in Wasser
löslich; es ist dieß ein stangenförmiges Stück Chlorsilber, das an dem Silberdraht
angeschmolzen ist, oder wie die Verfasser später bemerkten, ein Cylinder von
Chlorsilber, durch dessen Achse der Silberdraht gesteckt wird. Der flüssige Leiter
ist eine Lösung von 25 Grm. Chlornatrium in 1 Liter Wasser. – „Es
ist evident, daß man die Form und Dimensionen der Kette nach Belieben abändern
kann, und man kann auch Platten aus Chlorsilber anstatt der cylindrischen
Stäbchen verwenden, denn diese Substanz besitzt eine große Festigkeit. Man kann
dieselbe erweichen und mit einem Federmesser schneiden oder in einen Streifen
ausziehen; das Chlorsilber ist so elastisch, daß es beim Anschlagen in tönende
Vibrationen versetzt wird; es behält daher auch die Form bei, welche man ihm
gibt. Andererseits wird dasselbe von dem porösen Silber, das bei der Elektrolyse
sich bildet, so umkleidet, daß der Cylinder auch während der Thätigkeit der
Kette seine vorige Gestalt beibehält.“
Eine Säule von 10 Elementen der Batterie – wie diese bei der französischen
Akademie vorgezeigt wurde – hat 40 Centimeter Länge, 6,5 Centimet. Breite und
23 Centimeter Höhe. Auf einem mittelst Hartkautschuk isolirten und gefirnißten Fuße
von Mahagoniholz sind 10 Oeffnungen angebracht, die zur Aufnahme der Glasgefäße
dienen; letztere bestehen in kleinen Fläschchen (fioles,
vermuthlich kleinen Kolben), deren Hals vorher abgeschnitten wird. An beiden Enden
der Fußplatte sind zwei Glassäulen befestigt, an welchen ein hölzerner Stab
auf- und abwärts bewegt und in beliebiger Stellung an Kautschukringen
geklemmt werden kann; der Stab enthält zwanzig Löcher zur Aufnahme der Elemente. Man
kann so nach Belieben die Elemente mehr oder weniger in die Anregungsflüssigkeit
versetzen, und im Ruhezustande dieselben so weit emporziehen, daß sie in letztere
nicht eintauchen. – Das Zinkelement hat eine Länge von 10 Centimeter und 4,5
Millimet. Durchmesser, und ragt noch 15 Millimet. über den Träger heraus; mittelst
eines Kautschukringes ist es in letzterem eingelassen, und über letzterem ist ein
anderer Kautschukring angebracht, um den Silberdraht an das Zink mittelst einer
Schraube anklemmen zu können; das andere Zinkende wird, um dasselbe von dem
Chlorsilber zu isoliren, gleichfalls mit einem Ring von Kautschuk versehen. Der
Silberdraht des negativen Elementes hat eine Länge von 15 Centimet. und einen Durchmesser von
0,7 Millim.; der Cylinder von Chlorsilber ist 64 Millimet. lang und 6,5 Millimet.
dick, und wiegt beiläufig 11,5 Gramme. Der vom Chlorsilber umgebene Silberdraht
tritt am unteren Ende des Elektrolyten heraus, um von da aus zu dem Kautschukring zu
gelangen, wo die Verbindung mit dem Zinke des folgenden Elementes stattzufinden hat.
– Der besseren Ausnutzung halber könne man den Cylinder von Chlorsilber aus
zwei Theilen zusammensetzen, von welchen der eine ganz in die Flüssigkeit eintaucht,
während der andere, in Hartkautschuk eingelassen, etwa noch 9 Millimet. oberhalb des
Trägers hervorragt.
Nach dem Schließen der Batterie kann man bald eine Zersetzung des Chlorsilbers
wahrnehmen; und nach etwa 15 Minuten erreicht die Kette ihre constante
elektromotorische Kraft. – Schaltet man ein Voltameter ein, das mit einer
Mischung aus 1 Thl. Schwefelsäure und 8 Thln. Wasser gefüllt wird, so erlangt man
per Stunde 120 Kubikcentimeter Knallgas,
vorausgesetzt daß die Elemente (der erwähnten Batterie) ganz eingetaucht werden. Bei
andauernder elektrochemischer Wirkung dieser Art reicht das Chlorsilber etwa durch
10,87 Stunden aus. Wird die Batterie für die Lichterscheinungen in Geißler'schen Röhren oder überhaupt für Zwecke verwendet,
wo der Contact nur von Zeit zu Zeit hergestellt wird, so kann man dieselbe durch
Wochen oder Monate benutzen, ohne das Chlorsilber zu erneuern. Uebrigens kann man
nach den jeweiligen Anforderungen das Chlorsilber von viel größerem Durchmesser
nehmen, als oben angegeben wurde.
Bei sorgfältiger Behandlung der Batterie und der gehörigen Ausnutzung der Rückstände
kann man es leicht dahin bringen, daß kein Verlust an Silber eintritt, wenn die
Stangen von Chlorsilber verbraucht worden sind.
Die Untersuchung der Constanten der Batterie wurde im Laboratorium von Dr. Matthiessen vorgenommen.
Verglichen mit zwei Elementen der Daniell'schen Kette,
bei welchen das Kupfer auf elektrolytischem Wege gewonnen, reines und amalgamirtes
Zink verwendet wurde und in welchen gesättigte Kupfervitriollösung bei 20° C.
und verdünnte Schwefelsäure aus 14 Thln. Schwefelsäure und 86 Thln. Wasser benutzt
wurde, ergab sich die elektromotorische Kraft der Chlorsilberkette nahezu gleich
jener der Daniell'schen. Als innerer Widerstand eines
jeden Elementes wurden 5 1/2 Widerstandseinheiten (der British Association) gefunden.
„Während der Experimente haben wir Pulsationen von längerer Periode
beobachtet, indem die Oscillationen des Magneten Entladung, Ansammlungen und
Verminderungen der elektromotorischen Kraft anzeigten. Diese Beobachtungen
brachten uns auf die Idee, daß wahrscheinlich bei Strömen der (gewöhnlichen) Volta'schen Batterien Perioden von sehr kurzen
Pulsationen vorkommen, welche durch ein außerordentlich empfindliches
Galvanometer von sehr geringem Trägheitsmoment zum Vorschein kommen mühten. Die
Prüfung dieses Phänomens dürfte vielleicht einiges Licht auf die Ursache der
Schichtung des Lichtes in den gasverdünnten Röhren werfen. – Im Februar
1868 haben wir eine Säule aus 200 Elementen zusammengestellt: mit diesem
Apparate war es leicht, einen Lichtbogen zwischen den Spitzen zweier
Kohlenelektroden aus Buchsbaumholz (de bois de buis)
herzustellen, der 4–5 Millimet. breit war. Mit 18 Elementen konnte man
einen Abel'schen Zünder entflammen; mit 100 Elementen
aber wurden 4 solche Patronen, die in einer Kette eingeschaltet waren,
gleichzeitig gesprengt.“
Bei diesen zuletzt genannten Versuchen wäre es wichtig zu wissen, welches der
größte eingeschaltete Widerstand seyn darf, um eine gleichzeitige Sprengung
mehrerer Objecte noch ausführen zu können. Bekanntlich kann man mittelst
einer aus Daniell'schen Elementen mittlerer Größe
zusammengesetzten Batterie von 16 Zellen in einem aus einem Kupferdrahte von
1 Pariser Linie Dicke bestehenden Schließungsleiter von etwa 3000 Fuß Länge
noch 6 Patronen gleichzeitig zünden, wenn in letzteren mittelst
Platindrähten die Leitung hergestellt wird.
Der Ref.