Titel: Die Dampf-Winde von Joseph Corradi, Ingenieur in Marseille.
Fundstelle: Band 191, Jahrgang 1869, Nr. XX., S. 108
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XX. Die Dampf-Winde von Joseph Corradi, Ingenieur in Marseille. Nach dem Practical Mechanics' Journal, October 1868, S. 204 bearbeitet. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Corradi's Dampfwinde. Fig. 1 zeigt die Dampfwinde theils in der vorderen Ansicht, theils im Durchschnitt. Fig. 2 bis 7 zeigen die Details der Steuerungsvorrichtung im vergrößerten Maaßstabe. Fig. 1 bis 4 sind Corradi's Patentbeschreibung entnommen, während Fig. 5 bis 7 vom Uebersetzer zur Versinnlichung der drei Hauptschieberstellungen beigefügt wurden. Endlich zeigen Fig. 8, 9 und 10 die nebensächliche Verbesserung an der Dampfwinde, welche von den englischen Patentträgern Oswald u. Comp. in Sunderland angebracht wurden, und die wir nach der Beschreibung des wesentlichsten Theiles der Maschine, der Steuerungsvorrichtung, anführen werden. A, Fig. 1, ist die Grundplatte auf welcher die Dampfwinde befestigt ist; B ist die Trommel, welche durch die Räder D und C von der Hauptwelle E ihre Drehung erhält. Die drehende Bewegung der Hauptwelle erfolgt von den beiderseits angebrachten oscillirenden Dampfcylindern F und F' in Verbindung mit den Kurbelzapfen G und G' an den Scheiben H und H'; G und G' stehen um 90° von einander verschieden. Der Steuerungsapparat ist an der Bodenplatte angebracht, jedoch von oben leicht und sicher zu handhaben. Auf dem gehörig geebneten Schiebersitze I gleitet ein kreisförmiger Schieber O (Fig. 3), welcher von der Spindel P gedreht werden kann; diese geht durch eine an dem Deckel S des Schieberkastens angebrachte Stopfbüchse R und erhält weiterhin eine verticale Führung durch die zwei Arme Q. Das obere Ende der Spindel trägt bei Z einen Griff, ferner einen auf einer fixen Scheibe gleitenden Zeiger zur Markirung der Schieberstellungen. Der Kreisschieber O ist auf der einen Seite (bei T) ganz durchbrochen; die andere ist nur zur halben Dicke etwa ausgehöhlt und bildet die Kammer U. Der Schiebersitz I dagegen enthält drei Canäle l, m und n. Diese communiciren mit den Austrittsöffnungen L, M und N, an welche sich und zwar an M das Dampfableitungsrohr Y, an L und N je zwei nach den Cylindern F und F' führende Dampfleitungsröhren X, X und W, W anschließen (s. Fig. 9). An den vierten Rohrstutz K schließt sich das Dampfzuleitungsrohr V an. Die Kammer U hat eine solche Größe, daß je zwei der Canäle l, m oder n von derselben übergriffen, also miteinander in Verbindung gebracht werden, wenn die Durchgangsöffnung T mit einem derselben zusammenfällt. Fig. 5 zeigt die Schieberstellung, durch welche ein Abstellen der Maschine erfolgt. Der durch das Rohr V zugeführte Dampf (oder auch ein anderes Bewegungselement, wie comprimirte Luft, Gas, Wasser) gelangt wohl durch den Canal k über den Kreisschieber, kann aber, da die Oeffnung T zwischen l und n steht, nicht weiter dringen. Wendet man den Griff der Spindel P, so daß der Zeiger nach rechts zeigt (Fig. 6), wobei der Schieber O eine Drehung von 60° macht, so fällt die Oeffnung T über den Canal l, durch welchen und die Röhren W, W der Dampf nach den beiden Cylindern strömt; für die in Fig. 10 gewählte Darstellung unter den Kolben. Der über dem Kolben befindliche Dampf entweicht dagegen durch die Leitung X in den Canal n, welcher durch die Kammer U mit m, resp. dem Abblaserohr Y in Verbindung steht. Die entgegengesetzte Bewegungsrichtung der Hauptwelle, also der Trommel B, wird durch in Fig. 7 dargestellte Schieberstellung erzielt; der Griff resp. Zeiger Z wurde um 120° nach links gedreht. Hierbei strömt der Dampf durch T, n, X zu den Dampfcylindern, während umgekehrt wie vorhin die Röhren W, W als Dampfabzugsröhren dienen, da der Canal l mit m in Verbindung gebracht ist. Hiermit ist auch die wesentlichste Wirkungsweise der Maschine, der von Corradi angebrachten Steuerung erklärt, welche auf eine einfache Weise das Anlassen, das Umsteuern und das Abstellen der Dampfwinde gestattet. Oswald u. Comp. beseitigten die Schraubenverbindungen der Röhren mit den Manischen K, L, M und N des Schieberkastens I, indem sie die Canäle l, m und n sowie die sich hieranschließenden Dampfleitungsröhren X, Y und W ebenso wie das Dampfzuleitungsrohr V in Einem mit der Bodenplatte gossen, wie dieß aus Fig. 8 und 9 ersichtlich ist. Fig. 8 ist ein verticaler Durchschnitt durch die Bodenplatte A mit dem Kreisschieber 0. Fig. 9 gibt im Grundriß links den Schnitt durch den Cylinder F, rechts den Schnitt durch die Leitungsröhren. Die Theile sind mit demselben Buchstaben bezeichnet, wie die entsprechenden der Fig. 1 bis 7. Beizufügen bleibt nur, daß von dem Dampfzuleitungsrohre V ein Seitenrohr U sich abzweigt, welches den Zweck hat, das Condensationswasser abzulassen, weßhalb es mit einem zeitweilig zu öffnenden Hahn abgeschlossen ist. Joh. Zeman.

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