Titel: | Die Champonnois'sche Walzenpresse für Rübenzucker-Fabriken. |
Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. XXII., S. 116 |
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XXII.
Die Champonnois'sche
Walzenpresse für Rübenzucker-Fabriken.
Nach dem Journal des
fabricants de sucre.
Ueber die Champonnois'sche Walzenpresse für
Rübenzucker-Fabriken.
Diese Presse, über deren Anwendung wir in Bd. CLXXXIX S. 500 dieses Journals eine
Notiz brachten, besteht aus zwei hohlen Walzen von 40 Centim. Durchmesser auf 60
Centim. Höhe, deren Achsen in einer um 45° gegen den Horizont geneigten Ebene
liegen.
Bisher war die Bedingung einer unveränderlich durchlassenden Oberfläche bei
Preßcylindern durch kein irgend wie eingerichtetes Gewebe zu erreichen gewesen, und
zwar namentlich deßhalb, weil die Oberfläche solcher Cylinder stets vollkommen rein
erhalten werden muß.
Die Champonnois'sche Presse enthält kein Gewebe irgend
welcher Art, sondern es besteht die ganze Oberfläche der Hohlwalzen aus einem
spiralförmig aufgewickelten Messingstabe, dessen einzelne Windungen ganz enge
Oeffnungen (1/10 Millimeter) zwischen sich lassen, so daß eine vollkommen glatte
Oberfläche erzeugt wird, auf welcher die Oeffnungen wie eine feine Linie erscheinen;
von dieser Fläche können die Preßrückstände durch scharfe Messer leicht und sicher
abgestreift werden.
Die Walzen liegen mit ihrer hinteren, unteren Hälfte in einer Art Schale für den
Rübenbrei, welche sie nur am Rande berühren, wo sie durch eine Art Manschetten daran
gedichtet sind. Diese Schale bildet eine Art flachen Mantels, aus welchem die Hälfte
der Walzen frei hervortritt. In den Zwischenraum zwischen den Walzen und dem Mantel
wird der Rübenbrei durch eine einfache Pumpe mit einem Druck von etwa 1–1 1/2
Atmosphären gepumpt; der Brei drückt sich dann gegen die Walzen und wird von diesen
erfaßt und vermöge ihrer dichten Aneinanderstellung ausgepreßt. Der Saft fließt
durch die hohlen Walzen ab, der Rückstand wird an den Walzen emporgedrängt und durch
ein passendes scharfes Messer abgestrichen, so daß er in fortwährender Bewegung in
einen untergestellten Korb fällt.
Diese Presse verarbeitet etwa 2000 Kilogr. Rüben in der Stunde und soll 20 Procent
Preßlinge, unter geeigneter Stellung der Walzen und bei geringerer Arbeit auch noch
weniger liefern (?). Bis jetzt arbeitete sie (in Cuincy bei Douai) nur in Verbindung
mit der früher beschriebenen Champonnois'schen ReibePolytechn. Journal Bd. CLXXXVI S. 193. bei einem Wasserauflauf von 15 Proc. auf diese.
Es scheint daß die Anwendung dieser Reibe eine nothwendige Vorbedingung für die gute
Arbeit mit dieser Walzenpresse bildet, und zwar theils wegen der eigenthümlichen,
etwas körnigen Beschaffenheit des von ihr gelieferten Breies, theils aber auch, weil
diese Presse einen vollkommen von Stücken, Schwarten und Steinen freien Brei
verlangt, wie ihn andere Reiben nicht liefern können, während bekanntlich der Brei
bei der genannten Reibe erst durch den mit Sägeblättern versehenen Mantel
durchgesiebt, also von allen groben Theilen befreit wird.
Den leicht sich ergebenden Bedenken über die Dauerhaftigkeit der Oberfläche der Champonnois'schen Walzen und deren feinen Zwischenräume
wird von den Constructeuren kein Gewicht beigelegt, da u.a. von den Spiralen sich
leicht einzelne (3–4 für jede Walze) abnehmen und ersetzen lassen sollen.
Gewichtiger erscheint noch die Schwierigkeit, den Saft verhältnißmäßig faserfrei zu
erhalten, obwohl angeblich sich die Zwischenräume ganz beliebig enge herstellen
lassen sollen. Ebenso soll man die Stärke der wie es scheint noch nicht ganz
genügenden Auspressung durch Modificationen in Gang und Stellung der Walzen beliebig
verändern können. Jedenfalls würde eine Vervollkommnung der Maschine nach diesen
Richtungen außerordentliche Vortheile im Gefolge haben und dann ein sehr
nützliches Werkzeug geschaffen seyn. Die Abhängigkeit von der Champonnois'schen Reibe scheint in dieser Beziehung eine besondere
Berücksichtigung zu verdienen.
Genauere Bestimmungen über Menge und Zuckergehalt der Preßlinge sind bisher nicht
veröffentlicht worden.