Titel: | Ueber die Feuerbeständigkeit der Thone; von Dr. E. Richters, Chemiker an der Bergschule zu Waldenburg. |
Autor: | E. Richters |
Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. L., S. 229 |
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L.
Ueber die Feuerbeständigkeit der Thone; von Dr.
E. Richters, Chemiker an der Bergschule zu
Waldenburg.
(Schluß von S. 155 des vorhergehenden
Heftes.)
Richters, über die Feuerbeständigkeit der Thone.
III. Untersuchung feuerbeständiger
Thone, mit besonderer Berücksichtigung derjenigen, welche in der schlesischen
Industrie Anwendung finden.
Die nachfolgend mitgetheilten Untersuchungen erstrecken sich auf die Ermittelung der
chemischen, wie mechanischen Zusammensetzung, des Grades der Feuerbeständigkeit, des
Bindungsvermögens oder der Plasticität und der sonstigen Eigenschaften einer Reihe
von Thonen, von denen die Mehrzahl in der Industrie, besonders der schlesischen, als
feuerfestes Material in ausgedehntem Maaße Anwendung findet.
Die bei Ausführung der chemischen Analyse befolgte Methode glaube ich hier übergehen
zu können. – Um die sogenannte mechanische
Zusammensetzung, d.h. den Gehalt der Thone an wirklichem Thon und diesem mechanisch beigemengten Sand,
so wie die Art der Körnung des letzteren kennen zu lernen, bediente ich mich des Nöbel'schen Schlämmapparates (über dessen Construction
und Gebrauch sehe man Fresenius' Zeitschrift für
analytische Chemie, Jahrgang III S. 89). Gefäß 1 desselben enthält den gröberen Sand
von Linsengröße und größer, der Inhalt des Gefäßes 2 hat die gewöhnliche Streusandkörnung, der des Gefäßes 3 ist gewöhnlicher, und
der des Gefäßes 4 ziemlich feiner Staubsand. In dem Gefäße 5 sammelt sich der Thon
und der von demselben auf mechanischem Wege nicht zu trennende höchst feine Staubsand. Der Gewichtsbestimmung des letzteren wurde die
chemische Analyse zu Grunde gelegt.
Berücksichtigen wir das im ersten Theile dieser Abhandlung Gesagte, so ist wohl ohne
weitere Entwickelung klar, daß von zwei Thonen gleicher
Zusammensetzung derjenige der feuerbeständigere seyn wird, welcher die
größere Menge der Kieselsäure nicht gebunden, sondern als
Sand mechanisch beigemengt enthält; auch wird die
Widerstandsfähigkeit des Thones wachsen mit der gröberen Zertheilung des
beigemengten Sandes, da alle Verhältnisse, welche der Bildung der leicht
schmelzbaren, kieselsäurereichen Doppelsilicate entgegenwirken, die Dauer des
Widerstandes, welchen der Thon dem Feuer bietet, nur erhöhen können. Man hat sich dabei zu erinnern,
daß die nachtheilige Wirkung der Kieselsäure erst dann eintritt, wenn sie vom Thone
aufgenommen wird. Im anderen Falle, solange sie als Sand
vorbanden, verhindert sie im Gegentheil als starrer unschmelzbarer Körper mehr oder
minder das Zerfließen des Thones. Auf dieses Verhalten gründet sich aber das
bekannte und bereits besprochene Prüfungsverfahren Bischof's.
Das Bindungsvermögen wurde nach der von Bischof a. a. O.
mitgetheilten, höchst zweckmäßigen und brauchbaren Methode ermittelt; die
Feuerbeständigkeit wurde nach der von mir im zweiten Theile dieser Abhandlung
angegebenen Methode bestimmt. Nicht selten wurde auch auf das Verhalten von
Gemengen, welche durch Zusatz von Kieselsäure, resp. Thonerde aus den Thonen
dargestellt worden waren, und deren Zusammensetzung sich verschiedenen der früher
mitgetheilten Formeln anpaßt, Rücksicht genommen. Diese Versuche sind als besondere
Controlbestimmungen anzusehen.
Die Berechnung der Formeln, welche sich auf das
Mengenverhältniß des Sauerstoffes in der Thonerde, den Flußmitteln und in der
Gesammtmenge der Kieselsäure gründet, wird jedem Chemiker klar seyn. Das in den
Analysen aufgeführte Eisenoxyd wurde bei der Berechnung
aus früher bereits mitgetheilten Gründen als im Oxydulzustande vorkommend
angenommen.
Blauer Thon Nr. I. von Saarau
(Mittelschlesien).
Derbe Stücke von dunkler Farbe, schwer zerreiblich, zerfällt nicht in Wasser,
knirscht nicht beim Zerreiben, erscheint nach dem Brennen rein weiß.
35,70
Thonerde, 1,01
Eisenoxyd, Spur
Kalk, 1,11
Kali, 38,29 Kieselsäure,
gebunden, 4,40
Sand, 19,49
Glühverlust.–––––––––––100,00
Die mechanische Analyse
konntewegen der großen Cohäsion undfast steinartigen
Beschaffenheit desThones nicht ausgeführt werden.
Chemische Zusammensetzung: 14,30 (Al²O³, 1,32 SiO³) +
RO.Man vergleiche diese wie die nachfolgenden Formeln mit denen welche ich
im ersten Theile meiner Abhandlung (erstes Januarheft dieses Journals)
anführte, und berücksichtige das dort über das Verhalten der
betreffenden Gemenge Gesagte.
In der Schmelzhitze des Gußstahles sowohl als des Schmiedeeisens durchaus unschmelzbar, unglasirt bleibend.
Mengt man den Thon mit 21,5 Proc., 53,6 Proc., 150 Proc. auf's Feinste geriebenem
Quarz, so entspricht die Zusammensetzung dieser Gemenge den Formeln:
1) 14,3 (Al²O³, 2 SiO³) + RO.
2) 14,3 (Al²O³, 3 SiO³) + RO.
3) 14,3 (Al²O³, 6 SiO³) + RO.
Keines obiger Gemenge zerfließt in der Schmelzhitze des Schmiedeeisens; 1)
erscheint glasirt, 3) mit einer starken Flußrinde überzogen, 3) porös, im
Inneren mit Hohlräumen, stark glasirt, beinahe
geflossen.
Feuerbeständigkeit = + 2.
Der Thon ist dem vorzüglichsten schottischen Thone von Yarnkirk bezüglich des
Gehaltes an Kieselsäure und Thonerde außerordentlich ähnlich; aber der letztere
enthält bedeutend mehr flußbildende Bestandtheile als der Saarauer Thon. Seine
Zusammensetzung entspricht nach der Bischof'schen
AnalyseJournal für praktische Chemie, Bd. XCI S. 19; polytechn. Journal Bd.
CLXIX S. 353 und 455. Bd. CLXX S. 43. der Formel 6 (Al²O³, 1,45 SiO³) + RO. Mit diesem
Unterschiede stimmt sehr wohl die Angabe Bischof's
über das Verhalten des Yarnkirker Thones überein. Derselbe verwandelt sich in
den höchsten Hitzegraden in eine porzellanartige
Masse, während der vorliegende Thon einfach zusammensintert, ohne das geringste
Zeichen von Schmelzung zu zeigen. Der Thon wird ebenso, wie die beiden
nachfolgenden, in der weit renommirten Chamottewaarenfabrik von C. Kulmiz zu Ida-Marienhütte bei Saarau
verarbeitet.
Blauer Thon von Saarau (Nr.
II).
In der Braunkohlenformation der dortigen Gegend vorkommend; sehr fett und
plastisch, von blaugrauer Farbe, nach dem Brennen gelblich, knirscht beim
Zerreiben wenig, zerfällt in Wasser gebracht bald unter
Bläschenentwickelung.
32,66
Thonerde, 3,23
Eisenoxyd, 0,50
Kalk, 1,56
Kali, 36,21 Kieselsäure,
gebunden, 14,20
Sand, 11,64
Wasser.–––––––––100,00
Die mechanische Analyse warwegen
der außerordentlichenPlasticität des Thones, welcheveranlaßte
daß sich dieSandkörnchen beim Schlämmenselbst mit einer
Thonhülleumgaben, nicht ausführbar.
Chemische Zusammensetzung: 4,85 (Al²O³, 1,71 SiO³) + RO.
Der Schmelzhitze des Gußstahles ausgesetzt, schwindet der Thon stark und erscheint daher
bedeutend gesintert, aber nicht glasirt. In der Schmelzhitze des Schmiedeeisens
überziehen sich die Proben mit einer dünnen Flußrinde, ohne jedoch die geringste
Formveränderung zu zeigen; nach Zusatz von 38 Proc. Kieselsäure aber beginnen
sie zu zerfließen; Zusammensetzung dieser Gemenge = 4,85 (Al²O³, 3
SiO³) + RO.
Feuerbeständigkeit des Thones = ± bis – 1.
Bindevermögen = 9.
Weißer Thon von Saarau.
An Ort und Stelle verwitterter Granit; enthält durchschnittlich 53 Proc.
abschlämmbaren, größtentheils sehr grobkörnigen Quarz von großer Reinheit.
Kaliglimmer kommt meistens spärlich, stellenweise aber auch in großer Menge vor.
Vor und nach dem Brennen rein weiß, knirscht beim Zerreiben stark, zerfällt in
Wasser gebracht bald, wie denn die Stücke überhaupt wenig fest und cohärent
sind. Der wenig Glimmer führende Thon enthält:
a)
ungeschlämmt.
b) geschlämmt.
c)
Mechanische Analyse:
17,31 Thonerde 0,56
Eisenoxyd 0,46 Kali19,99
Kieselsäure, gebund.,
39,34 1,28 1,04 45,39
Gefäß„„„
1 31,69 Proc.2
7,953
5,554 8,60
53,79
Proc.abschlämmtenQuarz.
55,89 Sand, 5,70
Wasser.–––––99,91
12,95–––––––100,00
„
5
2,10––––––––––
55,89
Quarz mit demThone gehend.
Chemische Zusammensetzung:
a) 14,21 (Al²O³, 4,85
SiO³) + RO.b)
14,3 (Al²O³, 1,27 SiO³) +
RO.
Prismen aus dem auf's Feinste zerriebenen Thone „a“ angefertigt, glasiren sich nicht in der Schmelzhitze
des Gußstahles, wohl aber in der des Schmiedeeisens. In letzterem Falle
erscheinen sie auf dem Bruche kleinblasig-porös, porzellanartig, auf der
Oberfläche stark glasirt. Setzen wir dem Thone die Menge der Flußmittel zu,
welche er bereits enthält, so zerfließen die betreffenden Proben in der
Schmelzhitze des Schmiedeeisens zu einem dünnflüssigen Email.
Feuerbeständigkeit des Thones „a“ = – 2 (Probe 1 noch glasirt, im Inneren dicht;
Probe 3 nicht mehr glasirt, bisquitartig).
Bindevermögen = 2–2 1/2.
Der Thon b, welcher zur Porzellanfabrication mit
Vortheil verwandt wird, ist rücksichtlich der Zusammensetzung dem Saarauer Thon
I auffallend ähnlich (man vergl. diesen). Er besitzt dem entsprechend dasselbe
Verhalten im Feuer (= + 2).
Die Proben der vorstehend beschriebenen drei Thone habe ich selbst am Orte ihres
Vorkommens entnommen.
Thon von Valendar (bei
Coblenz).
Gleicht dem Saarauer Thon II im Aeußeren auffallend und verhält sich auch, in
Wasser gebracht, beim Zerreiben, sowie beim Glühen und beim Kneten zwischen den
Fingern demselben sehr ähnlich.
33,47
Thonerde, 4,60
Eisenoxyd, 0,93
Kalk, 0,67
Magnesia, 1,18
Kali, 38,21 Kieselsäure,
gebunden, 9,43
Sand, 11,81 Wasser.–––––––––100,30
Die mechanische Analyse
waraus den beim Saarauer Thon IIangeführten Gründen nicht
ausführbar.
Chemische Zusammensetzung: 3,16 (Al²O³, 1,57 SiO³) + RO.
Der Thon erträgt die Schmelzhitze des Gußstahles ohne die geringste Glasirung
oder ein ähnliches Zeichen von Schmelzung zu zeigen; in der Schmelzhitze des
Schmiedeeisens überziehen sich die Proben mit einer zwar etwas matten, aber sehr
deutlichen Flußrinde, gleichzeitig tritt geringe Aufblähung ein, so daß die
Proben nach dem Glühen cylindrisch erscheinen. Den relativ hohen Grad der
Feuerbeständigkeit verdankt der Thon nur dem Umstande, daß die in ihm
enthaltenen Flußmittel mehr als zur Hälfte aus Eisenoxyd bestehen, welches bei
der großen Basicität des Thones nicht aufgenommen wird. Ein verhältnißmäßig
geringer Zusatz von Kieselsäure wird daher die Schmelzbarkeit des Thones
außerordentlich befördern. Werden durch Zusatz von 12,8 Proc., resp. 73,4 Proc.,
resp. 134 Proc. Kieselsäure zu dem Thone Gemenge dargestellt, deren
Zusammensetzung sich durch die Formeln
3,1 (Al²O³, 2 SiO³) + RO.
3,1 (Al²O³, 4 SiO³) + RO.
3,1 (Al²O³, 6 SiO³) + RO ausdrückt und
diese
der Schmelzhitze des Schmiedeeisens ausgesetzt, so
zerfließt
1) zu einem undurchsichtigen,
2) zu einem schon durchscheinenden Email,
3) endlich zu einem dunkelgefärbten Glase.
Das Verhalten des Thones für sich und nach Zusatz von Kieselsäure bietet einen ausgezeichneten
Beleg für die im ersten Theile dieser Abhandlung, Seite 65, bezüglich der Wirkung des
Eisenoxydes auf die Strengflüssigkeit der sehr basischen Thone gemachten
Bemerkung.
Feuerbeständigkeit = – 1. Bindevermögen = 10.
Thon von Mirow (Polen).
Feste Stücke von weißer Farbe, mit einem geringen Stich in's Gelbliche; knirscht
beim Zerreiben sehr wenig, zerfällt in Wasser gebracht bald unter Entwickelung
von Luftbläschen, schneidet sich milde. Farbe nach dem Glühen ein klein wenig
gelblicher als vorher.
Mechanische Analyse:
27,62 Thonerde, 1,87 Eisenoxyd, 0,56 Kalk, 0,73 Magnesia,
Gefäß„„„
1234
vacat. 0,25
Proc. 1,6010,85
12,70 Proc.abschlämmbarerSand.
2,25 Kali,31,21 gebundene
Kieselsäure, 29,39 Sand, 6,27 Wasser.––––––99,90
„
5
16,69–––––––––29,63
Sand mit demThone gehend.
Chemische Zusammensetzung: 3,57 (Al²O³, 2,43 SiO³) + RO.
Hiernach muß der Thon in der Schmelzhitze des Schmiedeeisens zerfließen.
Die Versuche ergaben Folgendes:
In der Gußstahlschmelzhitze glasiren sich die Proben stark, behalten aber ihre
Form unverändert bei; in der Schmelzhitze des Schmiedeeisens zerfließen sie zu
einem homogenen, undurchsichtigen, grau-gelb gefärbten Email. Auch nach
Zusatz von 6 Proc. Thonerde zerfließt der Thon noch in der Weißgluth (Formel =
4,33 (Al²O³, 2 SiO³) + RO.) Die Feuerbeständigkeit
=- – 3. (Probe 1 aufgebläht, cylindrisch; Probe 2 gleichfalls
etwas aufgebläht, Form ziemlich erhalten; Probe 4 ohne Glasur, dicht.) –
Bindevermögen = 4.
Der Thon findet besonders in Oberschlesien zur Fabrication von Zinkmuffeln und
Hohofensteinen Anwendung. Die Probe ist nach den Mittheilungen meines
Gewährsmannes, ebenso wie die der vier folgenden Thone, an den resp.
Förderungsorten selbst gezogen worden; sämmtliche Proben sollen der besten
Qualität der in den Handel gebrachten Waare entsprechen.
Thon von Grojece
(Polen).
Er ist dem vorigen sehr ähnlich, etwas sandiger, knirscht deßhalb mehr beim
Zerreiben, die Farbe ein wenig mehr gelblich.
Mechanische Analyse:
25,51 Thonerde, 2,13 Eisenoxid, 0,43 Kalk, 1,15 Magnesia,
Gefäß„„„
1234
0,50
Proc. 2,15 2,35 3,20
8,20 Proc.wenig Glimmerenthaltender
Sand,abschlämmbar.
2,29 Kali,35,34 Kieselsäure,
gebunden,25,46 Sand, 6,87 Wasser.–––––––99,18
„
5
17,26––––––––25,46
Sand mit demThone gehend.
Chemische Zusammensetzung = 2,85 (Al²O³, 2,64 SiO³) +
RO.
Der Thon glasirt sich in der Schmelzhitze des Gußstahles und bläst sich dabei ein
wenig auf; die Form der Proben erscheint nach dem Glühen nicht bedeutend
verändert. In der Schmelzhitze des Schmiedeeisens zerfließt er wie der vorige;
nach Zusatz von 8 Proc. Thonerde findet gleichfalls noch Zerfließen der Proben
statt. Formel = 3,8 (Al²O³, 2,43 SiO³) + RO. Die
Feuerbeständigkeit = – 3 bis – 4. (Probe 1 fast zerflossen; Probe
2 stark glasirt, aufgebläht, Form ziemlich gut erhalten; Probe 3 glasirt, dicht;
Probe 4 undeutlich glasirt, sehr scharfkantig). – Bindevermögen = 4.
In der oberschlesischen Industrie wie der vorhergehende angewandt.
Thon von Poremba
(Polen.)
Das Aussehen desselben ist dem des vorigen Thones im Allgemeinen ähnlich. Die
einzelnen Stücke zeigen indessen continuirliche Uebergänge von vorwiegend
thoniger zu mehr sandiger Beschaffenheit, einige haben sogar das Aussehen eines
sehr feinkörnigen Sandsteines. Sie knirschen beim
Reiben im Mörser ziemlich bedeutend, zerfallen in Wasser gebracht unter
Luftbläschenentwickelung, und färben sich beim Glühen etwas gelblich.
Mechanische Analyse:
20,82 Thonerde, 1,94 Eisenoxid, 0,51 Kalk, 0,64 Magnesia,
Gefäß„„„
1234
0,65
Proc. 5,43 8,4514,50
29,03 Proc.etwas
glimmerhaltigerQuarzsand.
2,20 Kali,29,47 gebundene
Kieselsäure,37,15 Sand, 6,17 Wasser.––––––––98,90
„
5
8,12–––––––––37,15
Sand mit demThone gehend.
Chemische Zusammensetzung: 2,8 (Al²O³, 3,54 SiO³) + RO.
In der Schmelzhitze des Gußstahles überziehen sich die Proben unter
gleichzeitiger bedeutender Aufblähung mit einer starken Flußrinde. Der
Schmelzhitze des Schmiedeeisens ausgesetzt zerfließen sie vollständig zu einem
halb durchscheinenden Email. Nach Zusatz von 16 Proc. Thonerdeerscheinen die Proben nach
dem Glühen cylindrisch, aufgebläht mit Höhlungen im Inneren. Formel: 4,69
(Al²O³, 2 SiO³) + RO. Feuerbeständigkeit = – 4.
(Probe 1 zerflossen; Probe 2 stark aufgebläht; Probe 3 glasirt, Form ziemlich
gut erhalten; Probe 5 nicht mehr glasirt, scharfkantig, Inneres dicht).
Bindevermögen = 3 – 4. Der Thon wird mit den beiden vorigen besonders in
Oberschlesien angewandt.
Thon von Bielschowitz
(Oberschlesien).
Leicht Zerreibliche Stücke von grauer, in's Röthliche spielender Farbe; mit
einzelnen kurzen carmoisinrothen Adern von Eisenoxyd durchsetzt; er schneidet
sich milde, knirscht beim Zerreiben wenig, und zerfällt in Wasser gebracht
bald.
Mechanische Analyse:
20,40 Thonerde, 2,98 Eisenoxyd, 0,34 Kalk, 0,61 Magnesia,
Gefäß„„„
1234
vacat. 0,50
Proc.18,85 8,35
27,70 Proc.abschlämmbarerSand.
1,20 Kali, 0,59 Natron, 32,14 gebundene
Kieselsäure, 35,68 Sand, 6,06 Wasser.––––––––100,00
„
5
7,98––––––––35,68
Sand mit demThone gehend.
Chemische Zusammensetzung = 2,46 (Al²O³, 3,66 SiO³) +
RO.
Die Zusammensetzung des Thones ist hiernach der des vorigen sehr ähnlich. In der
That ist auch das Verhalten der beiden Thone im Feuer ein fast gleiches, so daß
alles von dem Porembaer Thone in dieser Beziehung Gesagte auch von dem
vorliegenden gilt. Feuerbeständigkeit = – 4. Bindevermögen = 3 –
4.
Thon von Czielze.
Derselbe gleicht im Aussehen dem von Bielschowitz. Farbe schmutzig fleischroth,
an einzelnen Stellen der Stücke tiefer wie an anderen, so daß der Thon,
besonders auf dem Bruche, fast marmorirt erscheint. Im Uebrigen verhält er sich
wie der Bielschowitzer.
Mechanische Analyse:
21,60 Thonerde, 5,69 Eisenoxyd, 0,34 Kalk, 0,74 Magnesia,
Gefäß„„„
1234
0,98
Proc. 1,32 1,7311,91
15,94 Proc.stark
eisenhaltigerSand,abschlämmbar.
2,25 Kali 32,68 gebundene
Kieselsäure, 30,51 Sand, 6,39 Wasser.–––––––––100,20
„
5
14,57–––––––30,51
Sand mit demThone gehend.
Chemische Zusammensetzung: 1,76 (Al²O³, 3,23 SiO³) + RO.
Schon in der Schmelzhitze des Roheisens verwandeln sich die Prismen des Thones in
eine stark gesinterte, dichte, glasirte Masse. Der Schmelzhitze des Gußstahles
ausgesetzt zerfließen sie zu einem dunkel gefärbten Email, in der des
Schmiedeeisens zu einem durchsichtigen Glase. Auch
nach Zusatz von 13 Proc. Thonerde zerfließt der Thon noch vollständig;
Zusammensetzung dieses Gemenges:
2,87 (Al²O³, 2 SiO³) + RO.
Feuerbeständigkeit = – 5 bis – 6. (Probe 1 u. 2 zerflossen; Probe 3
stark aufgebläht, glasirt; Probe 4 ziemlich stark aufgebläht, Form mäßig
erhalten; Probe 5 (Formel 5,74 (Al²O³, SiO³) + RO)
scharfkantig, innen dicht, noch deutlich glasirt; Probe 6 nicht mehr deutlich
glasirt.) Bindevermögen = 3 – 4. Soll in Oberschlesien zur Darstellung
von Zinkmuffeln verwandt werden. Entspricht die Probe, wie mir versichert wurde,
der besten damaligen Handelsqualität, so liegt es auf der Hand, daß der Thon in
feuerfester Beziehung nur sehr mäßigen Ansprüchen genügen kann.
Thon von Tillendorf
(Schlesien).
Ziemlich derbe Stücke von schmutzig hellröthlicher Farbe, die nach dem Glühen
angenehm hellrosenroth erscheint; fühlt sich fettig, fast specksteinartig an,
schneidet sich etwas sandig und knirscht beim Zerreiben ziemlich anhaltend.
Mechanische Analyse:
20,97 Thonerde, 1,35 Eisenoxyd, 0,15 Magnesia, 0,32 Kali,
Gefäß„„„
1234
0,55
Proc.15,90 9,80 4,16
30,41
Proc.glimmerhaltigerSand,abschlämmbar.
0,52 Natron,27,31 gebundene
Kieselsäure,42,20 Sand. 6,08 Wasser.–––––––––98,90
„
5
11,79––––––––42,20
Sand mit demThone gehend.
Chemische Zusammensetzung: 6,3 (Al²O³, 3,67 SiO³) + RO.
Der Gußstahlschmelzhitze ausgesetzt glasiren sich die Proben unter gleichzeitiger
Aufblähung, zerfließen aber nicht; in der Schmelzhitze des Schmiedeeisens
zerfließen sie vollständig zu einer augenscheinlich ziemlich strengflüssigen
Masse. Nach Zusatz von 17 Proc. Thonerde findet kein Zerfließen mehr statt;
Formel:
11,6 (Al²O³, 2 SiO³) + RO. Feuerbeständigkeit = – 3.
(Probe 1 kaum mehr zerflossen; Probe 2 cylindrisch, innen blasig, glasirt; Probe
4 nicht mehr glasirt.) Bindevermögen = 3 – 4. Dient zur Fabricationdes bekannten
Bunzlauer Geschirres und wird nur selten als feuerfestes Material verwandt.
Thon Nr. I von Comprachczütz.
Sehr feste Stücke von weißgrauer Farbe, welche beim Zerreiben im Mörser ziemlich
stark knirschen, sich rauh und sandig anfühlen und schneiden, beim Brennen eine
hellgelbliche Farbe annehmen und in Wasser gebracht unter
Luftbläschenentwickelung langsam zerfallen.
Mechanische Analyse:
15,83 1,86 0,41 0,90
Thonerde.Eisenoxyd,Magnesia,Natron,
Gefäß„„„
1234
1,35
Proc. 6,5414,0913,93
35,91 Proc.
wenigGlimmerführenderQuarzsand.
Spur23,0550,61 6,25––––––98,91
Kalk,Kali,gebundene
Kieselsäure,Sand,Wasser.
„
5
14,70––––––––50,61
Sand mit demThone gehend.
Chemische Zusammensetzung: 3,22 (Al²O³, 5,14 SiO³) + RO.
In der Gußstahlschmelzhitze runden sich die Proben stark ab und erscheinen
glasirt, im Inneren mit großen Hohlräumen. In der Schmelzhitze des
Schmiedeeisens zerfließen sie zu einem aufgeblähten großblasigen Email. Nach
Zusatz von 25 Proc. Thonerde zerfließen sie nicht mehr; Formel = 8,3
(Al²O³, 2 SiO³) + RO. Feuerbeständigkeit = – 4
– 5. (Probe 1 zerflossen; Probe 2 nicht mehr zerflossen, cylindrisch,
porös; Probe 3 glasirt, ziemlich dicht; Probe 4 glasirt, dicht, scharfkantig;
Probe 5 bisquitartig, kaum mehr glasirt.) Bindevermögen = 3 – 4.
Der Thon kann als feuerfestes Material nur mehr zu den gewöhnlicheren Zwecken
verwendet werden.
Thon Nr. II von Comprachczütz (Oberschlesien).
Sehr feste Stücke von bläulich grauer Farbe, nach dem Brennen gelb; knirscht
wenig beim Zerreiben, schneidet sich milde, zerfällt im Wasser unter starker
Bläschenentwickelung.
Mechanische Analyse:
17,05 Thonerde, 3,60 Eisenoxyd, 0,79 Kalk, 1,08 Magnesia,
Gefäß„„„
1234
vacat. 3,63 Proc.13,0814,33
31,24
Proc.glimmerhaltigerSand,abschlämmbar.
1,28 Natron, 1,00 Kali,23,65 gebundene
Kieselsäure,45,10 Sand, 6,08 Wasser.––––––––99,63
„
5
13,86––––––––45,10
Sand mit demThone gehend.
Chemische Zusammensetzung: 1,42 (Al²O³, 4,46 SiO³) + RO.
Der Thon verhält sich in den verschiedenen Hitzegraden dem Czielzer sehr ähnlich,
weßhalb ich auf das dort Gesagte verweise. Nach Zusatz von 21 Proc. Thonerde
zerfließen die Prismen noch vollständig.
Formel: 3,16 (Al²O³, 2 SiO³) + RO.
Feuerbeständigkeit = – 6. (Probe 1 und 2 zerflossen; Probe 3 stark
aufgebläht, glasirt; Probe 4 cylindrisch geworden, weniger aufgebläht als 3;
Probe 5 stark glasirt. Form einigermaaßen erhalten; Probe 6 kaum mehr glasirt.)
Bindevermögen = 8 trotz des geringen Gehaltes an Thonerde. Der Thon dürfte als
feuerfestes Material kaum mehr anwendbar seyn, da er schon in der Schmelzhitze
des Roheisens zu einer stark glasirten Masse zusammensintert.
Thon Nr. I von Brieg.
Derselbe hat mit dem blauen Saarauer Thone II äußerlich große Aehnlichkeit,
unterscheidet sich von demselben aber schon durch das ziemlich stark anhaltende
Knirschen beim Zerreiben.
Mechanische Analyse:
16,96 Thonerde, 3,70 Eisenoxyd, 0,98 Kalk, 1,22 Magnesia,
Gefäß„„„
1234
0,03
Proc. 0,1418,60 7,38
26,15 Proc.abschlämmbarerSand.
1,89 Kali, 0,50 Natron, 21,14 gebundene
Kieselsäure, 48,31 Sand, 5,30 Wasser.––––––––––100,00
„
5
22,16–––––––48,31
Sand mit demThone gehend.
Chemische Zusammensetzung = 1,35 (Al²O³, 4,5 SiO³) + RO.
Dieselbe ist hiernach der des vorigen Thones sehr ähnlich; in der That zeigt der
vorliegende Thon ein dem Comprachczützer II sehr ähnliches Verhalten im Feuer,
weßhalb ich auf eine specielle Mittheilung der angestellten Versuche nicht
weiter eingehe. Bindevermögen = 4 – 5.
Thon Nr. II von Brieg.
Der Thon ist dem vorhergehenden bis auf die Farbe, welche bei diesem eine
weißgraue ist, sehr ähnlich.
Mechanische Analyse:
16,48 Thonerde, 2,58 Eisenoxyd, 0,74 Kalk, 0,98 Magnesia,
Gefäß„„„
1234
1,30
Proc. 1,2322,57 8,24
33,34 Proc.abschlämmbarerSand.
1,43 Kali, 0,40 Natron, 50,16 Sand, 22,32 gebundene
Kieselsäure, 4,91 Wasser.–––––––––100,00
„
5
16,82–––––––50,16
Sand mit demThone gehend.
Chemische Zusammensetzung: 1,75 (Al²O³, 4,87 SiO³) + RO.
Das Verhalten des Thones im Feuer ist dem der beiden vorhergehenden sehr ähnlich.
Die Feuerbeständigkeit ist nur um 1 Grad höher = – 5. (Vergl. die
Formeln.) Während der Thon von Comprachczütz II und Brieg I in der
Gußstahlschmelzhitze zu einem halbdurchsichtigen
Email zerfließt, gibt der vorliegende unter gleichen Verhältnissen einen
durchaus undurchsichtigen Email.
Bindevermögen = 4 – 5.
Thoniger Schlief von Mettkau
(Schlesien).
Derselbe besteht aus groben Quarzkörnern, untermischt mit halb zersetztem
Feldspath und sonstigem groben Gebirgsdetridus,
welche durch ein thoniges Bindemittel zu einer ziemlich derben und festen Masse
verbunden sind.
Mechanische Analyse:
7,33 Thonerde, 1,80 Eisenoxyd, 0,07 Kalk, 1,14 Kali,
Gefäß„„„
1234
61,76
Proc. 8,05 3,35 1,65
74,81 Proc.abschlämmbarerQuarz
etc.
Spur Natron, 2,81 Wasser, 10,84 gebundene
Kieselsäure, 76,01 Sand.––––––––100,00
„
5
1,20–––––––76,01
Sand mit demThone gehend.
Chemische Zusammensetzung = 1,99 (Al²O³, 13,12 SiO³) +
RO.
Die mechanische Analyse zeigt, daß der beigemengte Quarz zu weitaus dem größten
Theile in außerordentlich grober Körnung in dem Schliefe vorkommt. Auf diesem
Umstände allein beruht die scheinbare Feuerbeständigkeit dieses, wie so manchen
ähnlichen Materiales. Solange der beigemengte Sand von dem an sich ziemlich
leicht schmelzbaren Thone nicht aufgenommen wird,
wird die Masse immerhin den Angriffen des Feuers, keinesfalls aber dem der
Schlacken etc. einigen Widerstand leistenkönnen. Diese Widerstandsfähigkeit kann aber unmöglich
von langer Dauer seyn; denn hat einmal die Aufnahme der Kieselsäure begonnen, so
schreitet sie sehr rasch fort, da nach Maaßgabe derselben einmal die thonige
Masse selbst leichtflüssiger und daher zu weiterer Aufnahme von Kieselsäure mehr
disponirt wird, ferner aber die Menge der das Zerfließen allein verhindernden,
mechanisch beigemengten Sandes abnimmt. Jeder Umstand, welcher die Aufnahme der
Kieselsäure befördert, wird aus dem angegebenen Grunde die Feuerbeständigkeit
des Materiales wesentlich beeinträchtigen. Setzt man daher einerseits den unzerriebenen, andererseits den feinzerriebenen Schlief demselben hohen Hitzegrade aus, so fallen die
Resultate äußerst verschieden aus. In der Schmelzhitze des Gußstahles, und
selbst in der des Schmiedeeisens, zerfließen die ersteren Proben nicht, aber sie erscheinen mit kleinen, glänzenden,
glasartigen Flußstellen gleichsam übersäet, dagegen
zerfließt die feinzerriebene Masse bereits in der Schmelzhitze des Gußstahles
vollständig. Dieses letztere Verhalten muß aber für die Beurtheilung des
endlichen Verhaltens, auch des nicht zerriebenen Schiefers als maaßgebend
angesehen werden.