Titel: | Ueber continuirliche Pressen für Rübenbrei; von J. Farinaux. |
Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. LVII., S. 269 |
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LVII.
Ueber continuirliche Pressen für Rübenbrei; von
J. Farinaux.
Nach dem Journal des
Fabricants de sucre, Jahrgang IX, Nr. 40.
Farinaux, über continuirliche Pressen für Rübenbrei.
Im Jahre 1863 arbeitete Hr. H. Duguen an der Construction
einer continuirlichen Rübenbreipresse, konnte aber im folgenden Jahre, als er mit
seinen Plänen in's Reine gekommen war, dieselbe noch nicht in's Leben rufen. Vor
Kurzem erhielt ich Kenntniß hiervon und habe, da ich mich selbst vielfach mit dem
Gegenstand beschäftigte, den Werth dieser Construction erkannt, so daß ich jetzt mit
der Ausführung beschäftigt bin, auch mit Hrn. E. Walker
ein Patent nachgesucht habe, um darnach die praktische Sanction dieser Presse in der
Industrie zu veranlassen.
Diese Presse unterscheidet sich in drei Punkten wesentlich von der im Jahre 1836 in
Frankreich aufgetauchten Pecqueur'schen, wovon noch heute
ein Modell existirt, und mit welcher sie Anfangs etwas Analogie zu besitzen
scheint:
1) bei Pecqueur bestand die abscheidende Oberfläche aus
einem organischen Gewebe;
2) er pumpte den Brei unter schwachem Drucke ein und rechnete allein auf den Druck
der Walzen für die Saftgewinnung;
3) die Achsen der Walzen waren horizontal und in derselben Horizontalebene
gelegen.
Seit diesem ersten Versuche sind dann noch viele gemacht worden, um zu demselben
Ziele mit und ohne Gewebe zu gelangen.
Colette pumpte ebenfalls den Brei unter geringem Drucke
ein, und zwar nach der Berührungslinie zweier erhitzter oder kalter Metallcylinder
mit einer großen Trommel, deren ganze äußere cylindrische Fläche mittelst eines in
besonderer Weise gelochten Bleches die filtrirende Oberfläche bildete, indem sie auf
Cannelirungen ruhte.
Später benutzten Poizot und Druelle
Polytechn. Journal Bd. CLXXXVIII S. 385. bei einer sinnreichen Walzenpresse ein endloses Tuch, welches auf der
Maschine gereinigt wurde. Die erzielten Resultate würden ohne einige leicht
erkennbare Constructionsfehler noch viel glänzender ausgefallen seyn.
Endlich arbeitet seit Kurzem in Cuincy bei Douai die Champonnois'sche Presse,Man s. über dieselbe S. 116 in diesem Bande des
polytechn. Journals (zweites Januarheft 1869). welche in jeder Weise der Pecqueur'schen gleicht,
nur daß die Walzen schief liegen und eine metallene Oberfläche besitzen, die
derjenigen sehr ähnlich ist, welche Douay-Lessens
in seiner 1866 patentirten, seither aber verschollenen conischen Presse
anwendete.
Unsere Presse ist folgendermaßen eingerichtet: Zwei hydraulische Pumpen schaffen den
Rübenbrei in eine vollkommen geschlossene Schale mit einem Druck von 20, 30, selbst
100 Atmosphären. Die Pumpen haben natürlich ein Sicherheitsventil für den Rücktritt
des Breies bei zu hoch steigendem Druck. Die Schale welche den Brei aufnimmt,
besteht einerseits aus Gußeisen und ist auf der anderen Seite durch zwei verticale
Cylinder geschlossen, deren nach innen gelegene Oberflächen als Filtrirmittel
dienen, wozu sie aus einem gelochten Bleche, einem groben und einem zweiten
außerordentlich feinen Drahtgewebe bestehen. Darunter haben die Cylinder
Cannelirungen und Löcher. Der Zwischenraum beider Cylinder kann von 1/4 bis 4
Millimeter wechseln; die Dichtung derselben an die Schalenwandung geschieht durch
gewöhnliche Preßmanschetten. Beide Cylinder drehen sich in entgegensetzter Richtung
und zwei verticale cylindrische Bürsten besorgen ununterbrochen ihre Reinigung.
Zwischen beiden Cylindern befindet sich ein beweglicher Abstreicher, welcher
zugleich den Verschluß zwischen den beiden Cylindern bewirkt.
Wenn also der Rübenbrei in die mit Ausnahme des Ausganges für den gepreßten Brei
geschlossene Schale mit einem Druck von 20, 30 und mehr Atmosphären gepumpt wird, so
befindet sich derselbe in Berührung mit der Filtrirfläche und wird in solchem Grade
entsaftet, daß er einen wahren und für den dahinter befindlichen Saft
undurchdringlichen Filz bildet. Drehen sich nun die Cylinder und lüftet man die
Abstreicher, welche den Verschluß bildeten, so tritt diese Schichte Preßling heraus
und der Saft läuft durch die Cylinder in passende Rinne ab.
Mittelst dieses einfachen und leicht aufzustellenden Apparates hoffen wir die
hydraulischen Pressen entbehrlich zu machen. Man kann ihn bezeichnen als eine
Filterpresse mit Cylindern, welche die durch starken Druck auf stets erneuerte
Filterflächen erzeugten Preßlinge fortführen.
Wir hoffen diese Presse, bei passenden Abänderungen auch für Scheideschlamm und
ähnliche halbflüssige Stoffe benutzbar machen zu können.