Titel: | Bestimmung der Salpetersäure in Brunnenwässern; von Prof. Dr. Marx. |
Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. LXVII., S. 316 |
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LXVII.
Bestimmung der Salpetersäure in Brunnenwässern;
von Prof. Dr. Marx.Aus Fresenius' Zeitschrift für analytische Chemie, Jahrgang VII S. 412, vom Verf. mitgetheilt.
Marx, über Bestimmung der Salpetersäure in
Brunnenwässern.
Mit einer umfassenderen Untersuchung der Stuttgarter Brunnenwässer beschäftigt, ergab
sich in den meisten derselben bei qualitativer Untersuchung ein nicht unbedeutender
Gehalt an salpetersauren Salzen, wie überhaupt in neuerer Zeit solche in den meisten
Brunnenwässern nachgewiesen worden sind. Hiernach erscheint eine quantitative
Bestimmung der Salpetersäure vom wesentlichsten Interesse zur Beurtheilung der
Brauchbarkeit eines Wassers als Trinkwasser, wenn auch nicht ohne Weiteres ein
Wasser zu verwerfen seyn wird, welches reich an salpetersauren Salzen ist, da die
organischen Körper, die zur Entstehung der Salpetersäure im Wasser gewöhnlich
Veranlassung geben, vollständig zersetzt seyn können.
Bei der großen Anzahl von Wasserproben, welche in Untersuchung zu nehmen waren,
erwiesen sich mir sämmtliche bekannte Bestimmungsmethoden zu zeitraubend oder gaben
sie mir wenig befriedigende Resultate, und ich glaubte daher Versuche anstellen zu müssen, um
eine rasch auszuführende, für den vorliegenden Zweck hinlänglich genaue Resultate
gebende Bestimmungsmethode für Salpetersäure aufzufinden.
Für Untersuchung von gewöhnlichen Brunnenwässern, in welchen an organische
Substanzen, salpetrige Säure, Eisenoxydulsalze u. dergl. nur in verhältnißmäßig sehr
kleinen Quantitäten vorhanden sind, halte ich nach den Versuchen in meinem
Laboratorium folgende empirische Titrirmethode der Salpetersäure für recht wohl
brauchbar, wenigstens wurden Resultate erhalten, die ergaben, daß 1/2 Milligrm.
Salpetersäure in 50 K. C. Wasser mit Sicherheit durch dieselbe bestimmt werden
kann.
Man versetzt in einem ungefähr 1/4 Liter fassenden Kochkolben 50 K. C. des zu
untersuchenden Wassers, das übrigens nicht mehr als 5–6 Milligrm.
Salpetersäure enthalten darf, mit 100 K. C. concentrirter reiner Schwefelsäure, die
etwas langsam unter Bewegen des Kochkolbens zugesetzt wird. Es erhitzt sich der
Inhalt desselben auf ungefähr 120° C. Gibt man zu dieser heißen Flüssigkeit
unter Bewegen des Kolbens aus einer Bürette eine mit Wasser sehr verdünnte
gewöhnliche Lösung von Indigo in Schwefelsäure, so wird, wenn Salpetersäure zugegen,
die Indigolösung augenblicklich zersetzt, die Flüssigkeit nimmt eine gelbe Färbung
an, bis endlich bei genügendem Zusatz von blauer Lösung die Flüssigkeit grün gefärbt
bleibt. Bei einiger Uebung läßt sich dieses Ende der Reaction genau feststellen, und
es kann jetzt aus der Menge der verbrauchten Indigolösung, wenn diese empirisch
titrirt ist, auf die Quantität Salpetersäure im angewandten Wasser geschlossen
werden. Wesentlich aber ist, daß der Versuch nicht allzulangsam vorgenommen wird,
jedenfalls darf die Temperatur der Flüssigkeit während desselben nicht viel unter
100° C. sinken, was sich aber auch leicht, wenn je zu fürchten, durch
Anwendung eines Wasserbades vermeiden läßt. Die Verdünnung der Indigolösung wählte
ich so, daß ungefähr 4 K. C. Indigolösung 1 Milligrm. Salpetersäure entsprechen.
Mehr als 5–6 Milligrm. Salpetersäure sollen nicht zugegen seyn, weil sonst
die Flüssigkeit durch die Oxydationsproducte des Indigos zu stark gefärbt wird, so
daß die Endreaction dadurch an Schärfe verliert.
Die Prüfung der Methode habe ich selbst in Gemeinschaft mit meinem Assistenten, Herrn
Schmidlin, vorgenommen. Zünächst wurde eine Lösung
von Salpeter dargestellt, welche im Liter 1,872 Grm. getrockneten, reinen
Kalisalpeter enthielt. 1 K. C. dieser Lösung entsprach somit 1 Milligrm. wasserfrei
gedachter Salpetersäure (NO⁵). 1 K. C. der Salpeterlösung mit ungefähr 49 K.
C. destillirtem Wasser verdünnt und mit 100 K. C. Schwefelsäure versetzt, brauchte
4,2 K. C. der verdünnten Indigolösung, um eine blaugrüne Flüssigkeit zu geben; 3 K. C. brauchten 12,5 K.
C., 5 K. C. Salpeterlösung 20,8 K. C. Indigolösung. Zahlen, die höchstens um 0,1 K.
C. von den angeführten abwichen, wurden bei Wiederholung der Versuche erhalten, bei
welchen ein Zusatz von Chloriden sich ohne Einfluß auf das Resultat erwies. 1 K. C.
dieser Indigolösung entsprach somit 0,240 Milligrm. wasserfreier Salpetersäure
(NO⁵).
Bei Untersuchung von Wässern wurden, wie zu erwarten, sehr übereinstimmende Resultate
erhalten. Die Methode erwies sich also recht wohl anwendbar für vorliegenden
Zweck.
Hat man Brunnenwässer, welche mehr als 5–6 Mgrm. Salpetersäure in 50 K. C.
enthalten, so wird beim ersten Versuch nur näherungsweise titrirt, um nach diesem
Ergebniß nur 20 oder 10 K. C. solchen Wassers, mit destillirtem Wasser der
Gleichförmigkeit der Proben halber auf 50 K. C. verdünnt, zum eigentlichen
Titrirversuch zu verwenden.
Die Rechnung ist einfach, x = a . b/c, wenn x angibt, wieviel Gramme. Salpetersäure (NO⁵) in
1 Liter des untersuchten Wassers, a die Zahl der
verbrauchten K. C. Indigolösung, b die Menge
Salpetersäure (NO⁵) in Mgrm. ausgedrückt, welcher 1 K. C. Indigolösung
entspricht (im obigen Fall also ist b = 0,24 Mgrm.), c die Anzahl K. C., welche vom zu untersuchenden Wasser
angewendet wurde (in den folgenden Beispielen ist c =
50, 20 oder 10).
Mit der Indigolösung von der angegebenen Concentration wurden bei hiesigen Wässern
unter anderen folgende Salpetersäuregehalte gefunden:
AngewandteWassermengein K. C. = c.
VerbrauchteAnzahl K. C. d.Indigolösung = a.
Im Liter sindGrm. Salpetersäure(NO⁵)
= x.
a) Continuirlich fließendeBrunnen.
Polytechnicum, filtrirtes Neckarwasser
50
0,1
0,000
Heusteigstraße, Bopserleitung
50
6,5
0,031
Marktbrunnen
50
7,1
0,034
Hasenberg
50
8,5
0,041
Im Koppenthal
50
13,5
0,065
b) Gegrabene Brunnen.
Christophsstraße
50
0,1
0,000
Galgensteig
50
2,3
0,011
Immenhof
50
19,2
0,092
Schillerstraße
20
10,8
0,130
Hirschstraße, oben
10
10,9
0,261
Militärstraße
10
11,7
0,281
Hoppenlaukirchhof
10
12,5
0,300
Neue Brücke
10
13,3
0,319
Thurmstraße
10
17,1
0,410