Titel: | Ueber Hugon's Apparat zum Feuersetzen. |
Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. LXXX., S. 363 |
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LXXX.
Ueber Hugon's Apparat
zum Feuersetzen.
Aus dem Bulletin de la
Société d'Encouragement, October 1868, S. 596.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Hugon's Apparat zum Feuersetzen.
Bekanntlich ist das Feuersetzen eine der ältesten
bergmännischen Gewinnungsarbeiten, welche indessen jetzt nur noch an verhältnißmäßig
wenigen Orten im Gebrauche ist, wo die für seine Anwendung günstigen Verhältnisse
(wohin namentlich große Festigkeit des Gesteines und billiges Brennmaterial gehören)
gegeben sind. Von der Ansicht ausgehend, daß dieses Verfahren unter gewissen
besonderen Umständen mit Aussicht auf günstigen Erfolg (namentlich mit Ersparniß an
Arbeitskraft) wohl wieder eingeführt werden könne, suchte Hugon einen neuen, dazu mit Vortheil verwendbaren Apparat zu construiren,
von welchem bereits in diesem Journale (Bd. CLXXXIX S. 456) die Rede war, und den
wir jetzt nach beigegebenen Abbildungen näher beschreiben wollen.
Zu diesem Zwecke dürfte es angemessen seyn, einige Stellen aus Payen's a. a. O. mitgetheilten Bericht über diesen Gegenstand unseren
Lesern ins Gedächtniß zurückzurufen.
„Beim Bergbau, sowie bei gewissen Eisenbahnbauten kommen bekanntlich
zuweilen Gesteine von solcher Härte vor, daß die Bohr- und Schießarbeit
nur mit einem ungewöhnlichen Aufwand von Zeit und Kraft ausgeführt werden kann;
dabei lassen sich, wenn das Gestein sehr dicht und zähe ist, von demselben durch
jene Arbeit nur kleine Blöcke lostrennen.
Ferner sind viele Gruben in Folge des Umstandes auflässig geworden, daß bei der
Anwendung der Bohr- und Schießarbeit die Förderkosten zu groß wurden, und
manche Tunnels und Eisenbahneinschnitte haben zu ihrer Vollendung eines
bedeutenden Aufwandes an Zeit und Geld bedurft.
In früheren Zeiten, vor der Einführung des Sprengpulvers, wendete man zum
Sprengen von Gesteinen, welche für die Bearbeitung mit den damaligen Gezähen zu
hart und zu fest waren, das Feuersetzen an. An den in Angriff zu nehmenden
Stellen wurden Stöße von trockenem Holz errichtet und in Brand gesetzt; man ließ
dieselben längere oder kürzere Zeit fortbrennen, bis das Gestein Risse und
Sprünge erhielt und sich in größeren oder kleineren Wänden oder Schalen
loslöste, sobald es von selbst oder durch Aufgießen von Wasser erkaltete. Gleich
nach dem Erlöschen
des Feuers wurden die gelösten Schalen mit Stoß- oder Rennstangen
losgestoßen; das Gestein, beziehungsweise die hereinzugewinnenden Erze wurden
beräumt und sofort wurde wieder Feuer gesetzt, damit das zweite Feuer noch
stärker wurde als das erste und so fort.
Zwar ist das Feuersetzen jetzt fast ganz aufgegeben; es leuchtet indessen ein,
daß mittelst einer Flamme, der sich eine beliebige Richtung geben läßt und
welche gegen ein im Großen nicht gewinn- oder bearbeitbares Gestein
kräftig getrieben wird, sehr günstige Erfolge sich erzielen lassen. Nach den
Angaben des Erfinders verfährt man zur Erreichung des in Rede stehenden Zweckes
in folgender Weise:
Die Dimensionen des aus Gußeisen construirten Ofens müssen den Umständen angepaßt
werden.
Zum Anzünden des Brennmateriales ist eine nur kurze Zeit erforderlich. Zunächst
setzt man trockene Holzspäne in Brand und gibt dann auf diese Steinkohle oder
Kohks auf; hierauf läßt man mittelst eines Gebläses und unter Anwendung eines
zwischen der Windleitung und dem Ofen angebrachten Registers vorsichtig Luft
zutreten und fährt nun, dem Vorschreiten der Verbrennung des Holzes
entsprechend, fort, allmählich mehr Brennmaterial aufzugeben. Ist letzteres
durch seine ganze Masse hindurch in Brand gerathen, was nach Verlauf von 15 bis
30 Minuten der Fall ist, so transportirt man den Ofen in die Nähe der in Angriff
zu nehmenden Stelle und läßt rasch gepreßte Luft zutreten, in welche fein
zertheilte Wassertröpfchen eingespritzt worden sind, die sich dann (wie bei dem
zum Trocknen und Ankohlen des Holzes dienenden, a. a. O. beschriebenen Apparate)
zersetzen. Die Flamme tritt wie aus einer mächtigen Löthrohrspitze hervor und
bestreicht den Ortsstoß des Stollens oder der Strecke (überhaupt das
hereinzugewinnende oder zu bearbeitende Gestein); nach kurzer Zeit beginnen
Gesteinsbruchstücke abzuspringen und ununterbrochen über und unter den Ofen zu
fallen.
Der den Ofen bedienende Arbeiter muß bei der Arbeit auf sehr hartem Gesteine sein
Gesicht mit einer aus festem Drahtgewebe bestehenden, einer Fechtmaske ähnlichen
Vorrichtung gegen die mit außerordentlicher Heftigkeit umherfliegenden
Gesteinssplitter schützen, widrigenfalls er durch dieselben leicht in
gefährlicher Weise verwundet werden könnte. Die herabgefallenen Stücke zieht er
mit Hülfe eines passenden Gezähes hervor und schiebt den Ofen zurück, so bald er
bemerkt, daß starke Risse und Sprünge entstanden sind, oder daß sich Wände,
Schalen oder Lästen losgezogen haben. Hierauf schreckt er das Gestein, wenn dieß
ausführbar ist, mit Wasser ab, wozu er sich eines mittelst Röhren zugeführten
Wasserstrahles oder einer Handspritze bedient. Die getrennten Gesteinsstücke werden
vollständig abgestoßen und bei Seite geschafft, so daß der Arbeitsort
vollständig beräumt wird; dann wird der Ofen wieder an den zu bearbeitenden Stoß
etc. herangeschoben und die beschriebene Arbeit von Neuem begonnen.
Zum Heizen dieses Ofens läßt sich jede Art von Brennmaterial anwenden, welche
eine voluminöse Flamme gibt. Den mit dieser Arbeit betrauten Leuten muß durch
besondere Röhren die zum Athmen nöthige Luft in reichlicher Menge zugeführt
werden, wenn sie in Strecken oder Stollen, arbeiten in denen der Wetterwechsel
zu schwach ist, als daß die ausgeathmete verdorbene Luft rasch genug abziehen
und gleichzeitig durch ein von selbst einfallendes hinlängliches Volum reiner
Wetter von außen ersetzt werden könnte.
Dieses System kann auch an manchen Stellen von Eisenbahneinschnitten und in
Tunnels angewendet werden, welche durch Pulver nur schwierig anzugreifende
Gesteine durchschneiden.“
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 9 ist
theilweise eine Seitenansicht, theilweise ein Verticaldurchschnitt des vor einem
Ortsstoße in Thätigkeit gesetzten Hugon'schen Apparates zum Feuersetzen;
Fig. 10
ist ein Grundriß desselben.
A Ofen zur Aufnahme des Brennmaterials; derselbe ist mit
Rost versehen oder ohne einen solchen eingerichtet.
B Thür zum Aufgeben des Brennmateriales.
C Rollen, mittelst deren der Ofen auf Schienen beweglich
ist.
D Ventilator, durch welchen der zur Unterhaltung des
Verbrennungsprocesses und zum Hintreiben der Flamme auf das Gestein erforderliche
Wind zugeführt wird.
E Windleitung; F Hahn zum
Reguliren der dem Ofen zugeführten Windmenge; G Klappe,
um die Verbindung zwischen dem Ventilatorgebläse und dem Ofen aufzuheben.
H Riemscheibe zur Uebertragung der Bewegung des Motors
auf den Ventilator.
Nach Hugons' Angabe wurde mit diesem Apparate auf den
Gruben von Challanges (Frankreich) bei einem Zeitaufwands von 55 Stunden eine 1,2
Meter breite und 1,8 Meter hohe Strecke um 1,5 Meter erlängt; während zwei auf
derselben Strecke liegende Arbeiter im Verlaufe eines ganzen Monates bei Anwendung
der gewöhnlichen Arbeitsmethoden nur um 1,5 bis 2 Meter vorzurücken im Stande
waren.