Titel: | Ueber den von Damboise erfundenen, zur Verhinderung des Rauchens der Schornsteine und zur Ventilation dienenden Aspirator; Bericht von Moigno. |
Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. XCVIII., S. 456 |
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XCVIII.
Ueber den von Damboise
erfundenen, zur Verhinderung des Rauchens der Schornsteine und zur Ventilation dienenden
Aspirator; Bericht von Moigno.
Aus Les Mondes, t. XIX
p. 59; Januar 1869.
Mit einer Abbildung.
Damboise's Aspirator.
Hr. Damboise-Bénard in
Boulogne-sur-Mer (31, rue de Lille) erfand
seinen (in Frankreich patentirten) Aspirator, indem er der Ursache nachforschte,
welche den Abzug des Rauches aus den Schornsteinen bei mancher Witterung verhindert.
Nachdem er diese Ursache erkannt hatte, suchte er Mittel zur Beseitigung dieses
Uebelstandes aufzufinden, welche leichter anwendbar und weniger kostspielig sind als
die jetzt gebräuchlichen Vorrichtungen. Dabei kam er auf den Gedanken die äußere
Luft zu nöthigen, ohne schädliche Wirkung auf die oben aus der Esse zu entweichen
strebende Säule heißer Luft zu bleiben. Das Rauchen der Oefen muß nämlich stets der
äußeren Luft zugeschrieben werden, deren Druck an der Mündung des Schornsteines
einen Strom von oben nach unten erzeugt, welcher Alles vor sich her in das Innere
der Wohnungen treibt. Zur Erreichung des Zweckes boten sich ihm zwei Wege dar. Der
eine bestand darin, den von außen kommenden Luftstrom aus dem Schornsteine
abzuführen, bevor er seinen schädlichen Einfluß ausgeübt hat; der andere Weg bestand darin, den
von außen in die Esse dringenden Luftstrom wo möglich als Hülfsmittel zur
Beseitigung des Rauches zu benutzen, und für diese Wirkung ist der in Rede stehende
Apparat bestimmt.
Textabbildung Bd. 191, S. 457
Derselbe ist in nebenstehender Figur abgebildet; er hat 1 Meter Höhe bei 17
Centimeter kleinstem und 30 Centimeter größtem Durchmesser. Eine weitere
Beschreibung ist nicht erforderlich, denn seine Anordnung wird aus Erörterung
seiner Wirkungsweise klar.
Wenn in Folge des Druckunterschiedes zwischen den oberen und unteren Schichten der
Atmosphäre die Luft in den Schornstein hinein zu dringen strebt, so kann sie durch
die engen, am Umkreise des Cylinders angebrachten Seitenöffnungen, sowie durch die
vier ebenso engen Oeffnungen des Scheitels nur schwierig eintreten und verliert
dann, indem sie sich an diesen kleinen geneigten Flächen bricht, viel von ihrer
Kraft und Geschwindigkeit. An der Seite dagegen, welcher die Mündung des
trichterförmigen Aufsatzes zugekehrt ist, findet die Luft kein Hinderniß, sie dringt
daher mit voller Kraft in diesen Trichter ein. Die an dieses Organ befestigte
Windfahne dient dazu, dem Trichter stets eine solche Richtung zu geben, daß er dem
Winde gerade entgegensteht und dieser daher in das Rohr eindringen kann, ohne an
Kraft zu verlieren. Sobald der eingedrungene Luftstrom in den unteren, knieförmig
gebogenen Theil des Rohres gelangt, verändert sich seine Richtung plötzlich und er
steigt mit großer Geschwindigkeit aufwärts. Diese Geschwindigkeit ist nämlich
proportional dem zwischen dem Querschnitte des Trichters an seiner Mündung und dem
Querschnitte des Rohres an seiner unteren Oeffnung bestehenden Verhältnisse. Der mit
großer Geschwindigkeit aufsteigende Luftstrom kann seine Richtung nicht verändern
(daher auch nicht auf den Feuerraum einwirken) und entweicht durch die Löcher des
Cylinders, welche an der dem Winde entgegengesetzten Seite angebracht sind.
Die Luftmasse, mit welcher dieser Luftstrom bei seinem Austritte aus dem Schornsteine in
Berührung kommt, hat eine weit geringere Geschwindigkeit; es wird daher in diesem
Moment das Gleichgewicht aufgehoben und da sich die Wirkung immer weiter
fortpflanzt, so entsteht ein kräftiger Zug (bis zum Feuerraum hinab), welcher um so
stärker seyn muß, je stärker der Wind in den Schornstein hineinbläst, da die
Geschwindigkeit der Luftsäule in letzterem als constant betrachtet werden kann.
Bei normalem Zustande der Atmosphäre, wenn kein Wind weht, sowie während der kurzen
Pausen von fast gänzlicher Stille, welche selbst bei heftigen Stürmen eintreten,
bleibt der Apparat ganz unthätig, weil die Luft durch die kleinen Seitenöffnungen
ungehindert entweichen kann.
Da der Apparat ganz aus Zinkblech oder verzinktem Eisenblech besteht, so wird er
durch die Luft und den Rauch nur wenig angegriffen; in Folge seines Gewichtes und
seiner Befestigungsweise auf dem Schornstein vermag er den heftigsten Winden zu
widerstehen. Die Windfahne, der trichterförmige Ansatz und das Knierohr bilden ein
fest verbundenes Ganzes, welches sich auf einem Zapfen am oberen Theile des
Apparates frei dreht. Die einzige Vorsichtsmaßregel, welche man zu beachten hat,
besteht darin, von Zeit zu Zeit einen Arbeiter auf das Dach steigen zu lassen, um
diesen Zapfen einzuölen.
In den zahlreichen Fällen, wo dieser Aspirator zur Verhinderung des Rauchens der
Schornsteine angewendet wurde, hat er zu Resultaten geführt, wie sie durch kein
anderes System erzielt worden sind.
Eine zweite Anwendung findet der Aspirator von Damboise
zur Ventilation oder Desinfection. Selbstverständlich muß für diese Verwendung
desselben eine gut ziehende Esse vorhanden seyn. Ohne auf den Gegenstand näher
einzugehen, beschränken wir uns auf die Mittheilung eines Falles, welcher zeigt, mit
welchem Erfolge der Apparat zur Desinfection der Abtritte benutzt werden kann. In
einer Caserne, in welcher die Krankenzimmer fast ganz unbewohnbar waren, wurde nach
zahlreichen fruchtlosen Versuchen mit anderen Systemen der Aspirator von Damboise angewendet und functionirte gleich vom ersten
Tage an mit dem gewünschten Erfolge. Nicht allein die übelriechenden Gase, sondern
auch die Fliegen, welche früher zu Tausenden erschienen, verschwanden wie durch
Zauberschlag und zeigten sich nicht wieder. Wir entnehmen diese Thatsache dem von
einem Chef des Geniecorps an die Fortificationsverwaltung erstatteten Bericht.
Wir können daher den beschriebenen Apparat zur Ventilation von Werkstätten, Casernen,
Schiffsräumen, Dampfbootsalons, chemischen Laboratorien, Sectionssälen, Abtritten,
Schulen, Fabriken etc. bestens empfehlen.