Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. , S. 82 |
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Miscellen.
Miscellen.
Zusammensetzung des Kesselsteines eines Seedampfers, nach A.
Völcker.
Der Kesselstein eines mit Seewasser gespeisten Dampfers enthielt nach einer von A.
Völcker veröffentlichten Analyse keine Spur eines
kohlensauren Salzes; er bestand neben Spuren von Eisenoxyd, Thonerde, Phosphorsäure,
Chlor, Kieselsäure, Alkalien und Fluor aus 72,42 Proc. wasserfreiem schwefelsaurem
Kalke und 24,24 Procent Magnesiahydrat. (Aus dem Report of
the fifth Meeting of the British Association durch das Journal für
praktische Chemie.)
Ueber den Einfluß des Sonnenlichtes auf die Färbung des
Glases, von T. Gaffield.
Im Jahrg. 1867 des polytechn. Journals, Bd. CLXXXIV S. 310 wurden die Beobachtungen
mitgetheilt, welche Pelouze über die Farbenveränderung,
welche gewisse Glassorten im Sonnenlicht erleiden, gemacht hat. T. Gaffield, ein amerikanischer Glasfabrikant, hat ebenfalls
Versuche über diesen Gegenstand angestellt und ist dabei zu folgenden Ergebnissen
gelangt.
Er fand, daß die Farbe fast aller Sorten von Fensterglas sich unter dem Einfluß des Sonnenlichtes im
Laufe eines Jahres ändert. Die meisten Sorten färben sich nach einigen Monaten rosa
oder röthlich, und einige Sorten von grünlichem Glas nehmen eine bläuliche Farbe an.
Die folgende Tabelle weist die Veränderungen nach, welche bei den besten Glassorten,
die als farbloses Glas bezeichnet werden, eintraten, als sie ein Jahr lang, nämlich
vom 12. Januar 1866 bis zum 12. Januar 1867, an freier Luft dem Sonnenlicht
ausgesetzt wurden.
Glassorte.
Farbevor der Exposition.
Farbenach der Exposition.
Französisches Tafelglas
Bläulich weiß
Gelblich
Deutsches Krystallglas in Tafeln
Schwach grün
In's Bläuliche stechend
Englisches Tafelglas
Deßgl.
Gelblich grün
Englisches Crownglas
Deßgl.
Schwach purpurn
Belgisches Fensterglas
Bräunlich gelb
Dunkel purpurn
Englisches Fensterglas
Dunkelgrün
Bräunlich grün
Amerikanisches Krystallglas
Weiß, schwach bläulich
Weiß, purpurn
Deßgl.
Weiß, schwächer bläulich
Schwach gelblich grün
Ordinäres amerikanisches Glas
Bläulich grün
Unverändert.
Die actinische, Wirkung nahm vom Januar bis zum Juli zu und von da an wieder ab. Die
stärkste Wirkung zeigte sich übrigens im Sommer.
Gaffield läßt es unentschieden, welcher Bestandtheil des
Glases die Farbenveränderung bedingt, und spricht nur die Vermuthung aus, daß es das
Mangan seyn möge, da das eigentliche bleihaltige Krystallglas und ein Stück
optisches Glas, welches wahrscheinlich nur sehr wenig oder vielleicht gar kein
Mangan enthielt, bei zweijähriger Einwirkung des Sonnenlichtes keine Veränderung
erlitten. Die Wärme bringt keine Veränderung der Farbe hervor, und das Wasser
schützt das Glas gegen jede Modification dieser Art. (Technologiste, Februar 1868, S. 241; polytechnisches Centralblatt, 1868 S.
1535.)
Zur Löthrohranalyse.
Zur Nachweisung von Lithion in Silicaten, welche nur geringe Mengen dieses Alkali's enthalten, wird
bisher das von Turner angegebene und von Merlet näher bestimmte Verfahren angewendet, nach welchem
man 1 Theil des möglichst fein zerriebenen Silicates mit 2 Th. eines Gemenges von 1
Th. Flußspath und 1 1/2 Th. doppelt-schwefelsaurem Kali mit wenig Wasser zu
einem Teige anmacht, diesen im Oehre eines Platindrahtes innerhalb der blauen Flamme
zusammenschmilzt und die Färbung der äußeren Flamme scharf beobachtet. Diese Methode
hat die Schattenseite, daß die intensiv violette Kalifärbung die durch einen geringen Lithiongehalt hervorgerufene Flammenreaction
leicht verdecken kann. Fresenius empfiehlt das betr.
Silicat im Gemenge mit schwefelsaurer Kalkerde zu probiren; letzteres Salz ist aber
für sich unschmelzbar und seine Fähigkeit, natürliche Silicate aufzuschließen, nur
gering.
St. D. Poole zu Lynn im Staate Massachusets empfiehlt
dagegen im Scientific American zum Aufschließen solcher
Silicate die Anwendung des bekannten, leicht schmelzbaren Gemenges von aequivalenten
Mengen schwefelsaurer Kalkerde und Fluorcalcium (also von
ungefähr 2 Gewth. krystallisirtem Gypsspath und 1 Th. reinem Flußspath), welches an
sich nur eine sehr schwache dunkelrothe Flammenfärbung gibt, indessen die Gegenwart
von flammenfärbenden Bestandtheilen in sehr schöner und charakteristischer Weise
angibt.
So ertheilen (wie sich Ref. selbst überzeugt hat) geringe Mengen von Lepidolith,
Petalit etc., mit diesem Flusse gemischt, der äußeren Flamme die schöne carminrothe
Lithiumfärbung;
ebenso geben Strontium und Kupfer die bekannten charakteristischen
Flammenreactionen, namentlich nach längerem Blasen. Kalihaltige Mineralien lassen
sich auf diese Weise leicht und sicher von natronhaltigen unterscheiden, so
Orthoklas von Albit.
H. H.
Verbessertes Verfahren zur Herstellung sehr harter künstlicher
Steine für Trottoirs, Pflaster, Fußböden etc.; von Paul Eckhardt, Chemiker in Großhesselohe bei München.
Das bisher eingehaltene Fabrications-Verfahren, welches den Thon, der zur
Erzeugung dieser Steine dient, mit verschiedenen Zusätzen, als den Pulvern von
gebranntem Thon, von kohlensaurem Kalk, Kalkhydrat, Hohofenschlacke, Gyps, Glas und
Quarz versetzt, erlitt in neuerer Zeit von mir mehrfache höchst wichtige
Abänderungen und Verbesserungen, welche in Nachfolgendem bestehen:
a) Die oben genannten mineralischen Zusätze haben beim
Brennen oft sehr bedeutende Fehler dadurch herbeigeführt, daß sie die Masse, welche
beim Brennen sintern muß, leicht zum völligen Schmelzen brachten, wenn die
Temperatur stellenweise ein wenig zu hoch stieg. Ein vollkommen gleicher Hitzegrad
in allen Theilen des Ofens ist aber praktisch nicht erreichbar, und so war es auch
nicht zu vermeiden, daß eine bedeutende Menge verschmolzener und verzogener Ausschuß
entstand.
Weit vorzüglicher haben sich dagegen die Silicate von Eisenoxyd und Thonerde als
Zusätze erwiesen, erstere in der Gestalt von Bohnenerz
für Steine von brauner und schwaizer Farbe, letztere als Feldspath für hellere Farben. Bei diesen Zusätzen tritt der Uebergang vom
Sintern zum Schmelzen nicht so rasch ein, und sie sind deßhalb den früher
verwendeten weitaus vorzuziehen.
b) Der in seinem natürlichen Vorkommen mit humusartigen
Stoffen und halbzersetzten Mineralien gemengte Thon wird zugleich mit dem Wasser,
womit er zu einem plastischen Teige geknetet wird, noch mit etwas frischer Jauche versetzt, welche nach einiger Zeit
während des Ablagerns in seiner Masse eine Zersetzung und Art Gährung herbeiführt,
in deren Folge der Thon wesentlich plastischerSollte der Ammoniakgehalt eines Thones von
wesentlichem Einfluß auf dessen Plasticität seyn?Anm. d. Red., zarter und dichter wird, Eigenschaften, die zur Erzeugung fester und
dichter Steine höchst nothwendig sind.
c) Als höchst schätzbares mechanisches Mittel zum
Dichtmachen, namentlich von Trottoirplatten, Fußbodenplatten, Pflastersteinen,
Rinnen etc., hat sich die Anwendung einer starten Compression gezeigt, und zwar
findet dieselbe nicht auf die frisch geformten Stücke statt, sondern erst nachdem
dieselben schon längere Zeit an der Luft gestanden sind, und einen großen Theil
ihres Wassers verloren haben, denn erst dann ist die Compression im Stande die
festen Bestandtheile der Masse einander recht zu nähern und alle leeren
Zwischenräume und Poren zu entfernen.
d) Da die Masse im Brennen nothwendig sintern muß und
etwas weich wird, so ist es nicht möglich, den Einsatz im Brennofen hoch zu machen,
weil die Last der oberen Steine die unteren zerdrücken würde. Die höchste Temperatur
im Ofen darf deßhalb auch nicht unten seyn, weil so gerade die zumeist belasteten
Steine am weichsten würden. Es mußten deßhalb Oefen construirt werden, in welchen
die Flamme von oben kommt, und die oberen Steine die höchste Temperatur erhalten.
Die Flamme geht von oben nach unten, trifft die unteren Steine zuletzt, und geht
dann in einen zweiten Ofen, um denselben vorzuwärmen, und durch diesen oder auch
direct vom ersten Ofen aus in den Kamin. Ein solcher Ofen muß also ein gutes Gewölbe
von feuerfesten Steinen haben.
Dieses Princip, die Flamme im Ofen von oben nach unten gehen zu lassen, um die
höchste Temperatur in den oberen Theilen des Ofens zu haben, ist höchst wesentlich,
und macht es allein möglich größere Quantitäten von harten, gesinterten Steinen zu
erzeugen.
Die wesentlichen Verbesserungen im neuen Fabricationsverfahren bestehen also kurz in
Folgendem:
1) im Zusatz von Eisen- und Thonerde-Silicaten als
Flußmittel;
2) in Einleitung einer chemischen Zersetzung durch Zusatz eines
in Fäulniß begriffenen Körpers;
3) in Anwendung einer starken Compression auf die
halbgetrockneten Stücke vor dem völligen Trocknen;
4) in Anwendung eigens construirter Oefen mit Flamme von oben
nach unten gehend.
Im Vergleich zu meinen früher erzeugten Steinen haben die neueren nach Anwendung des
verbesserten Verfahrens die wichtigen Vorzüge, daß sie dichter, härter und weniger
spröde sind, so daß mechanische Einwirkungen und Witterungseinflüsse noch weniger
Nachtheil bringen können, und daß die Erzeugungskosten durch größere Sicherheit im
Brennen auch namhaft billiger werden.
Die vorzügliche Haltbarkeit meiner Steine ist in München und weiterer Umgebung
hinreichend bekannt, und wurde ich deßhalb auch von der Jury der letzten Londoner
Industrie-Ausstellung für die ausgestellten Trottoir- und
Pflastersteine, welche nach dem verbesserten Verfahren erzeugt waren, mit
ehrenvoller Erwähnung ausgezeichnet, was keinem anderen Producte dieser Art zu Theil
wurde. – Patentirt in Bayern am 16. Januar 1863 für fünf Jahre. (Bayerisches
Kunst- und Gewerbeblatt, 1868 S. 703.)
Weißfärben wollener Krimmer; von E. Wolffenstein.
Die sogen. Krimmer (Castor, Persienne, Astrachan etc.) sind seit einigen Jahren ein
so gangbarer Artikel geworden, daß Notizen über die Färberei derselben um so mehr
von Interesse seyn dürften, als bisher noch wenig darüber veröffentlicht wurde.
Namentlich ist es die Herstellung von Weiß auf diesen Waaren, das den Färbern so
große Schwierigkeiten verursacht. Nach folgendem Verfahren erhält man, wenn man
vorsichtig verfährt, ein schönes und egales Weiß. Die Methode unterscheidet sich
dadurch von der gewöhnlichen, daß man die Waare seift, schwefelt und erst nach dem
Schwefeln bläut. Das erste Erforderniß hierzu ist ein Kasten aus Tannenholz von circa 5' Länge, 2 1/2' Höhe und 2 1/4' Breite. Auf
diesem Kasten befindet sich ein Paar Walzen aus hartem Holz von circa 10'' Durchmesser; die untere dieser Walzen wird
durch eine Kurbel gedreht, während die obere frei aufliegt und durch die Friction
nach der entgegengesetzten Seite bewegt wird. In Färbereien, wo Dampfeinrichtung
vorhanden ist, führt man ein Dampfrohr von circa 1''
Durchmesser in die eine Ecke des Kastens. Es ist zweckmäßig, in einem solchen
Apparat nicht mehr wie 2 Stück 4/4 und 6/4 breite oder 1 Stück 8/4 breite Waare auf
einmal vorzunehmen. Um solche Stücke weiß zu färben, füllt man den Kasten zur Hälfte
mit Wasser von 35° R. oder erhitzt dasselbe bei Dampfeinrichtung bis auf
diese Temperatur, und rührt dann so viel gute Elaïnseife ein, daß das Bad
stark schäumt. Für 2 Stück schmale und 1 Stück breite Waare kann man auf frischem
Bade 3 Pfd. Seife rechnen. Bei der nächsten Partie bricht man an der Seifenmenge ab.
Das Seifenbad darf nicht länger als einen Tag lang benutzt werden; besonders tritt
im Sommer bei längerem Stehen leicht eine Zersetzung ein, welche die vermeintliche
Ersparniß an Seife nicht nur vollständig aufhebt, sondern auch möglicherweise die
Waare verderben kann. In dem so hergestellten Seifenbade zieht man die rohen Stücke
durch die Walzen eine Viertelstunde lang durch, so daß sie gleichmäßig mit der
Seifenflüssigkeit getränkt werden, und schlendert sie dann in einer
Centrifugalmaschine aus oder quetscht sie, wo eine solche nicht vorhanden, mittelst
der Walzen selbst aus, indem man sie auf die untere Walze aufwickelt und die
Seifenflüssigkeit mit der Hand sorgfältig abstreicht. Sind die Stücke auf die eine
oder die andere Weise von dem größten Theil der anhängenden Flüssigkeit befreit, so
hängt man sie in der Schwefelkammer über Stangen auf. Die Menge des Schwefels
richtet sich mehr nach dem Raum als nach der Menge der Stücke, und läßt sich sonach
nicht genau feststellen. Es genügen für 6 Stück schmale und 3 Stück breite Waare 4
bis 6 Pfd. Schwefel. Man läßt die Stücke über Nacht in der Schwefelkammer und
schreitet dann zur Schlußoperation, zum Ausfärben der Waare. Dazu nimmt man die
geschwefelten Stücke
(zwei schmale oder ein breites) zunächst eine Viertelstunde lang in derselben
Maschine, die vorhin zum Seifen diente, durch reines kaltes Wasser, das den Kasten
zu etwa 3/4 anfüllt, so daß die Waare gleichmäßig durchnäßt und schweflige Säure
egal auf der ganzen Oberfläche vertheilt ist. Man dreht nun die Stücke auf die
Walzen auf und setzt dem Wasser einige Tropfen in Wasser löslichen bläulichen
Patent-Violetts zu. Die Lösung des Violett stellt man sich vorher möglichst
verdünnt her, filtrirt dieselbe durch Barchent-Filter und gibt so viel davon
zu, daß das Wasser schwach bläulich erscheint. Man rührt nun gut auf, geht mit den
Stücken wieder ein und hantirt dieselben durch die Walzen ganz gleichmäßig ungefähr
eine halbe Stunde, nach und nach von dem Violett zugebend bis die gewünschte Nüance
erreicht ist; darauf dreht man auf, quetscht aus und trocknet die Waare. Diese
Methode ist natürlich für alle Arten wollener Stoffe anzuwenden. (Musterzeitung,
1868, Nr. 22.)
Bronze auf Krimmer; von E. Wolffenstein.
Die seit einiger Zeit modern gewordenen Bronzefarben auf Krimmer (Persienne,
Astrachan, Castor) werden auf folgende Weise hergestellt. Man siedet die Waare (auf
hell catechubrauner Kette) mit chromsaurem Kali an, und zwar nimmt man auf 10 Pfd.
Wolle auf frischer Flotte 1/4 Pfd. doppelt-chromsaures Kali, 1/4 Pfd.
Weinsteinpräparat und 1 Loth Schwefelsäure. Man siedet 1–1 1/2 Stunde, nimmt
heraus, verkühlt und wäscht in kaltem Wasser. Auf die folgende Partie nimmt man 7
Loth doppelt-chromsaures Kali und 7 Loth Weinsteinpräparat und läßt die
Schwefelsäure fort. Darauf bereitet man ein frisches Bad, in welchem man Fisetholz
und Gelbholz nach Bedarf in Säcken auslocht. Das Verhältniß richtet sich nach der
Nüance. Für ein beliebtes Dunkelbronze nimmt man auf 1 Stück à 10 Pfd. Wolle:
4
Pfd.
Gelbholz,
1 1/2–2 Pfd.
Fisetholz,
2–3 Loth
Weinstein, oder
1
Loth
Schwefelsäure.
Man hantirt die Stücke in dieser Flotte kochend 1–1 1/2 Stunde, dreht dann
auf, schöpft 1/3 der Flotte aus, gibt kaltes Wasser und abgekochtes Blauholz nach
Bedarf zu, rührt gut auf und geht wieder mit den Stücken ein, erhitzt allmählich bis
zum Kochen und nüancirt bis auf Muster mit Blauholz und Persio oder Orseille. Bei
Anwendung von Schwefelsäure gibt man, nachdem das Fiset- und Gelbholz zum
größten Theil auf die Waare gegangen, Glaubersalz zu, wodurch vollkommene Egalität
erzielt wird. Hat man mehrere Partien zu färben, so färbt man sie erst
hintereinander mit Fisetholz und Gelbholz an und dunkelt sie ebenso nach einander
mit Blauholz ab. Das Blauholz gleich zu Anfang zu geben, wie man es in vielen
Recepten angegeben findet, ist nicht rathsam, da auf diese Weise die Farbe leicht
unegal wird. Für ganz wollene Waare ist das Verfahren dasselbe; nur muß man bei
dieser den Sud schwächer nehmen, weil bei den Krimmern ein Theil der Sude von der
baumwollenen Kette absorbirt wird. (Musterzeitung, 1868, Nr. 23.)
Untersuchung des käuflichen Blauholzextractes auf Verfälschung
mittelst adstringirender Stoffe, z.B. mittelst Kastanienextract.
Es ist für den praktischen Färber und Chemiker von Wichtigkeit zu wissen, ob das
Blauholzextract, mit dem er arbeitet, rein oder verfälscht ist.
Die Verfälschung geschieht durch Anwendung von wohlfeilen indifferenten Substanzen,
sowie von wohlfeilen gerbstoffhaltigen Extractivstoffen, von denen die letzteren den
Zweck haben, das durch erstere geschwächte Färbungsvermögen zu maskiren. Mithin
bezieht sich die Untersuchung des käuflichen Extractes auf die Feststellung der
Menge adstringirenden Stoffes im Vergleich mit der in dem anerkannt reinen
Blauholzextract enthaltenen.
Eines der häufigsten Extracte, welches zur Verfälschung des Blauholzextractes
angewendet wird, ist das Kastanienextract.
Der Gang der Untersuchung ist ein einfacher und liefert für die Praxis hinreichend
genaue Resultate.
1 Gramm oder ein Decigramm von dem zu prüfenden Extract wird mit Aether vollständig
ausgezogen, nachdem man ersteren bei 110° C. getrocknet, und das Gewicht der
aufgelösten Substanzen bestimmt. Ferner wird der Rückstand, der in Aether sich nicht
löste, mit absolutem Alkohol behandelt, bis nichts mehr in Auflösung übergeht, und
dann ebenfalls das Gewicht der ausgelösten Substanzen bestimmt. Vergleicht man nun
die beiden so erhaltenen Gewichte mit denen, die man erhält, wenn man eine gleiche
Menge von einer anerkannt reinen Sorte Blauholzextract auf die angegebene Weise
behandelt, so kann man aus der größeren oder geringeren Differenz auf den Umfang der
Verfälschung schließen. Z.B. 100 Gewichtstheile des zu prüfenden Blauholzextractes
ergeben nach obigem Prüfungsverfahren
76,9 in Aether und 19,5 in Weingeist lösliche Substanz;
nun aber ergab eine Musterprobe
87,1 in Aether und 14,3 in Weingeist lösliche Substanz.
Da jedoch das Kastanienextract an Aether fast nichts abgibt, dagegen in Weingeist
sich leicht löst, so kommt der Gewichtszuwachs der in Weingeist löslichen Substanzen
und die Gewichtsabnahme der in Aether löslichen, in dem zu untersuchenden
Blauholzextract, im Vergleich mit der Musterprobe, der Gegenwart von
Kastanienextract zu.
Durch Probefärben je eines Stückchens gebeizten Kattuns in den vier Auflösungen und
durch den Vergleich der erhaltenen Farbentöne läßt sich ebenfalls leicht auffinden,
ob die färbenden Bestandtheile in gleicher Menge und von gleicher Art in dem
käuflichen wie in dem Musterextract enthalten sind. (Musterzeitung, 1868, Nr.
23.)
Anilinschwarz auf Wolle und Baumwolle, nach E. G. P. Thomas.
Die Wolle wird zunächst gebeizt, indem man sie ungefähr eine Stunde lang in folgendes
siedendheiße Bad bringt: Wasser 1 Liter, doppelt-chromsaures Kali 10 Grm.,
schwefelsaures Kupferoxyd 6 Grm., Schwefelsäure 1 Grm.
Sie wird sodann gewaschen und darauf in ein Bad von oxalsaurem Anilin gebracht,
welches einen geringen Ueberschuß von Oxalsäure enthält. Mittelst dieses Bades,
welches per Liter Wasser etwa 40 Grm. oxalsaures Anilin
enthalten muß, kann man in kurzer Zeit ein sehr intensives Schwarz erhalten. Die
Wolle wird erst in das Bad gebracht, wenn dasselbe die Temperatur von 40° C.
erreicht hat. Man fährt mit dem Erwärmen des Bades fort, treibt dasselbe aber nicht
bis zum Sieden.
Dasselbe Verfahren wird auch zum Schwarzfärben der Baumwolle angewendet. (Technologiste, September 1868, S. 635; polytechnisches
Centralblatt, 1868 S. 1534.)
Das Färben mit Pikrinsäure.
Um billig und rasch mit Pikrinsäure zu färben, muß man der Farbflotte etwas Schwefelsäure hinzufügen, sonst wird die Flotte nicht
völlig erschöpft: ein Kunstgriff, den manche Färber noch nicht kennen.
Ueber die Giftigkeit gefärbter Oblaten; von Dr. Friedr. Goppelsröder.
Im Jahre 1862 untersuchte ich 212 aus verschiedenen Verkaufsläden zu Basel durch die
Polizei bezogene Oblatenmuster, wobei sich folgende Resultate herausstellten: alle
rothen Oblaten erwiesen sich als giftig, indem sie
mit der Oblatenmasse innig vermischten Mennig enthielten. Die gelben Oblaten waren meist, die canariengelben immer mit Chromgelb, also
chromsaurem Bleioxyd, gefärbt. Viele der weißen
Oblatenmuster enthielten Bleiweiß. Die übrigen Farben waren unschuldiger Natur, nur
die blauen und grünen Oblaten
enthielten hier und da Berlinerblau und Chromgelb. Die mit Ultramarin gefärbten
Oblaten hinterlassen nach dem Verbrennen eine ultramarinblaue Asche, welche mit
verdünnter Salzsäure Schwefelwasserstoffgas entwickelt und dabei sich entfärbt, während
die Farbe der Asche durch kochende Aetzkalilösung nicht verändert wird. Die schwarzen Oblaten hinterließen eine röthlich-gelbe
Asche, worin viel Eisenoxyd; gegen Zinnsalz plus
Salzsäure, gegen Chlorkalk und gegen Säuren verhielt sich die schwarze Farbe wie
Blauholzschwarz. Die hell- und dunkelrosarothen Oblaten waren mit unschuldigen Farben
gefärbt worden, in ihrer Asche fand sich nur Thonerde. Die chamoisgefärbten enthielten viel Eisenoxyd, ebenso die chokoladebraunen. Die übrigen Modefarben enthielten außer
Thonerde und Eisenoxyd keine Metallverbindungen. Bei den weißen, strohgelben,
hellbläulichgrauen, blauen und grünen läßt sich aus der Färbung kein Schluß ziehen,
eine chemische Untersuchung ist hier nothwendig; die schwarzen, violetten,
rosagefärbten und braunen Oblaten möchten stets unschädlicher Natur seyn. Die
schwarzen und braunen sind, vom sanitarischen Standpunkte aus betrachtet, am meisten
zu empfehlen. (Journal für praktische Chemie, Bd. CV S. 121.)
Lenk's Verfahren zum Reinigen des
Ausgußwassers.
Nach einem von Lenk in Dresden angegebenen Verfahren
wurden in Tottenham Versuche zum Reinigen des Ausgußwassers angestellt, die nach
einem Berichte im Mechanics' Magazine vom 24. Juli 1868
sehr günstige Resultate ergeben haben. Dieses Verfahren besteht darin, dem
Ausgußwasser eine aus schwefelsaurer Thonerde und Alaun bereitete Flüssigkeit zuzusetzen, welche alle in
dem Wasser enthaltenen organischen Stoffe niederschlägt.Man s. Bellamy's Versuche im polytechn. Journal,
1868, Bd. CLXXXVII S. 320. Zu dem Versuche wurden in einem Behälter 26,000 Gallons trüben und
unangenehm riechenden Wassers verwendet, und diesem 46 Gallons der Lenk'schen Flüssigkeit zugesetzt. Schon nach 10 Minuten
war aus der Tiefe hervorgeholtes Wasser ganz durchsichtig und nur etwas blau
gefärbt. Nach einer halben Stunde war die ganze Wassermasse, soweit man sich durch
Gesicht und Geruch davon überzeugen konnte, vollkommen gereinigt, während sich alle
Beimengungen am Boden des Behälters abgelagert hatten.
Prof. Wöhler in Göttingen hat die Reinigungsessenz
untersucht und sich davon überzeugt, daß sie nichts Anderes als die angegebenen
beiden Substanzen enthalte. Er hat ferner ähnliche Versuche, wie die aus Tottenham
beschriebenen angestellt, welche ebenso günstige Resultate ergaben, und ist der
Meinung, daß der Bodensatz einen sehr werthvollen Dünger gebe.
Auch Dr. Letheby in London hat
Versuche mit der Lenk'schen Flüssigkeit gemacht, und
gefunden, daß die in derselben enthaltene schwefelsaure Thonerde die Eigenschaft
besitzt, viel von den organischen Stoffen des gewöhnlichen Wassers zu fällenMan s. Bellamy's Versuche im polytechn. Journal,
1868, Bd. CLXXXVII S. 320., daß ferner die zusammenziehende Wirkung dieser Flüssigkeit den
krankmachenden Wirkungen schlechten Trinkwassers entgegenwirke; endlich ist sie im
Stande, die Fäulniß des Wassers, welches viel organische Beimengungen enthält,
aufzuhalten. In allen diesen Fällen ist es demnach ein sehr wichtiges Präparat. (Der
Naturforscher, 1868 S. 326.)
Anwendung von Petroleum beim Vulcanisiren des
Kautschuks.
Man verdankt dieses neue Verfahren dem Hrn. Humphrey. Es
beruht auf der Eigenschaft des Petroleums, das Schwefelchlorid aufzulösen, wie es
durch Schwefelkohlenstoff geschieht. Es ist nothwendig, daß das Petroleum zu diesem
Behufe ganz gut entwässert ist; denn das Schwefelchlorid wird bei der Berührung mit
Wasser sogleich zersetzt. Zu diesem Zwecke gießt man das käufliche Petroleum in ein
mit einem Rührstabe versehenes Gefäß und setzt 10 Proc. concentrirte Schwefelsäure
zu. Man rührt die Mischung anhaltend und kräftig um, dann läßt man die Säure sich
absetzen. Man decantirt sodann das Petroleum in einen sehr trockenen Recipienten und
setzt 200 bis 250 Grm. gepulverten Aetzkalk per
Hektoliter Petroleum mit einer geringen Quantität Braunstein zu. Man destillirt
nun so das für das Vulcanisiren des Kautschuks geeignete Lösemittel. Diese
Flüssigkeit im Großen bereitet, soll wohlfeiler seyn als das Schwefelchlorid.
Es wurde zwar eingewendet, es sey keine Oekonomie, das Petroleum statt des
Schwefelkohlenstoffes zu gebrauchen, welcher wegen seiner beträchtlichen Fabrication
in einigen Etablissements sehr billig geworden ist; aber wir sind der Meinung, daß
vom sanitären Standpunkte für die Arbeiter, besonders in Anbetracht der
Erleichterung der Arbeit, die vorgeschlagene Neuerung große Vortheile bietet.
(Zeitschrift des österreich. Apotheker-Vereins.)
Die amerikanischen Petroleum-Quellen.
Das American Gas-Light-Journal bringt einen
Artikel, nach welchem die Petroleum-Quellen allmählich in ihrem Ergebniß
nachzulassen, resp. zu versiegen anfangen sollen. Die Erfahrung zeigt, daß die
älteren Brunnen langsam und regelmäßig ärmer werden. Die alte Freedomquelle in
Cattarangus County, New-York, 14 Fuß tief, lieferte ursprünglich viel Oel,
als man aber einen zweiten Brunnen 18 Fuß entfernt anlegte, versiegten die beiden
Quellen nach und nach ganz. Dasselbe ist an vielen Orten der Fall, von den alten
Salzbrunnen im Sandy-, Kanawha-, Monongahela-,
Conemaugh-, Alleghany-, Beaver- und Muskingum-Thal wäre
nicht ein einziger betriebsfähig geblieben, wenn man sie nicht von Zeit zu Zeit
tiefer gesenkt hätte. Nur dadurch, daß man sie alle Paar Jahre vertiefte, hat man
den Zufluß des Oeles wieder erhalten. In der berühmten Oil City lassen die besten
Brunnen nach, und die ursprünglichen 500 Brunnen am Irawaddy in Indiania geben nicht
einmal mehr 100,000 Gallons per Jahr. Beispiele von
plötzlichem Versiegen kommen häufig in der Art vor, daß die Brunnen anfangen Gas mit
auszublasen, und dann nach einem oder zwei Tagen trocken sind. Wo eine Quelle in
Brand geräth, ist sie gewöhnlich für immer verloren. (Journal für Gasbeleuchtung,
1868 S. 483.)
Ueber Pfeffermünzöl und dessen Verfälschung.
St. Martin bemerkt bezüglich des Pfeffermünzöls, daß das
aus Pflanzen, welche in Frankreich cultivirt wurden, bereitete, durchaus nicht den
angenehmen Geruch des englischen zeige, und daß die aus Amerika importirten Sorten
noch viel mehr zu wünschen übrig ließen. Am häufigsten wird das Oel jetzt mit
ätherischem Copaivaöl verfälscht. Um dieß zu erkennen,
schlägt Martin vor, das Oel vorsichtig bis zum Sieden mit
concentrirter Salpetersäure zu erhitzen, wornach, wenn die Verfälschung
stattgefunden hat, sich eine Verdickung der Flüssigkeit nach dem Erkalten zeigt,
welche um so beträchtlicher ist, je größer die Menge des beigemischten Copaivaöls
war. Letzteres verharzt bei der betreffenden Behandlung und nimmt die Consistenz der
Butter an, während das Pfeffermünzöl sich kastanienbraun färbt, aber flüssig bleibt.
(Zeitschrift des allgem. österr. Apothekervereines, 1868, Nr. 16.)
Schnell erhärtender Kitt für Gefäße mit flüchtigen
Stoffen.
Einen Kitt, der sehr schnell erhärtet und besonders als dichter Verschluß für Gefäße
mit Benzol, ätherischen Oelen etc. ganz vorzüglich ist, bereitet Prof. Hirzel in Leipzig durch Verreiben von feingemahlener
Bleiglätte mit concentrirtem Glycerin. Der flüssige Kitt wird auf den zu dichtenden
Kork oder Spund gegossen oder gestrichen.