Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. , S. 248 |
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Miscellen.
Miscellen.
Der Verein zur Verhütung von Unglücksfällen an Maschinen zu
Mülhausen im Elsaß.
Dieser Verein hat seinen ersten Jahresbericht herausgegeben, dem wir Folgendes
entnehmen:
Der Verein hatte sich bei seiner Gründung zur Aufgabe gestellt, die bei Maschinen
häufig vorkommenden Unglücksfälle zu verhüten. Er sucht dich zu erreichen:
1) durch Visitationen eines Inspectors, der sich zur
Aufgabe macht, die Fabrikbesitzer auf besonders gefährliche Theile an Apparaten in
ihren Etablissements aufmerksam zu machen;
2) durch Verbreitung solcher Vorrichtungen und Apparate an
Maschinen, welche den Arbeiter gegen Gefahren schützen;
3) durch Publication von zweckentsprechenden Reglements
für die Bedienung der Maschinen in den einzelnen Werkstätten.
Zunächst sind dem Vereine, der sich als Zweigverein der bekannten Société industrielle de Mulhouse
constituirt hat, etwa 30 Industrielle der Stadt und Umgegend beigetreten.
Der Verein hat in der Person des Hrn. G. Keller einen
besoldeten Inspector angestellt; dieser hat die Pflicht, die Fabriken ausschließlich
in der Absicht zu besuchen, um Unglücksfälle an Maschinen zu verhüten. Zu diesem
Zwecke betritt er die Etablissements stets nur in Begleitung des Chefs oder eines
Angestellten der betreffenden Fabrik und verpflichtet sich, seine Untersuchungen
stets nur mit der Absicht vorzunehmen der ihm gestellten Aufgabe nachzukommen. Der
Inspector führt ein Verzeichniß über seine Wahrnehmungen, welche nicht
veröffentlicht werden, dagegen jedem Mitgliede zur Einsichtnahme offen stehen.
Unglücksfälle, welche zu seiner Kenntniß gelangen, werden von ihm untersucht und
hierauf unter Beiziehung des Fabrikleiters Vorschläge zur Verhütung von deren
Wiederkehr gemacht, welche er dem Etablissement schriftlich übergibt. Alljährlich
wird von ihm über seine getroffenen Anordnungen und aufgestellten Reglements an den
Verein ein Bericht erstattet.
Die Unkosten werden auf die einzelnen Theilnehmer in der Weise repartirt, daß von
denselben für 1000 Spindeln jährlich 10 Frcs., pro
Webstuhl 20 Cent. und pro Druckmaschine 20 Frcs. bezahlt
werden. Es erhellt hieraus, daß sich zunächst die Besitzer von Spinnereien,
Webereien und Druckereien, als des in Mülhausen hervorragendsten Industriezweiges,
an dem Vereine betheiligt haben. Die Mitglieder des Vereines haben sich
verpflichtet, dem Vereinsinspector alle Unglücksfälle sofort anzuzeigen. Diese geben
das Material zu weiteren Maßnahmen.
Nach dem ersten Berichte des Inspectors sind im
verflossenen Jahre 25 Unglücksfälle zu seiner Kenntniß gelangt, von denen allein 7
bei mechanischen Webstühlen eintraten; 2 endigten mit Tod. Unter den Betroffenen
waren 10 Kinder von 10 bis 15 Jahren. Die dem Berichte beigefügte Tabelle gibt über
jeden einzelnen Fall genaue Auskunft: über die Maschine, bei welcher der Unfall
eingetreten, über Alter und Geschlecht und Beschäftigung des Arbeiters, Art der
Verwundung; sie bezeichnet auch die näheren Umstände und Ursachen, in Folge deren
der Unglücksfall eingetreten ist.
Außer den laufenden Geschäften hat der Inspector verschiedene Reglements bearbeitet, welche gedruckt und in den Werkstätten verbreitet
worden sind; so eines für die Arbeiter an den Selfactors,
ein zweites für die Arbeiter an den Druckmaschinen,
weitere über die Inbetriebsetzung und das Abstellen von
Motoren, über das Reinigen der Maschinen.
Derselbe hat ferner eine erhebliche Anzahl von Einrichtungen getroffen, welche für
einzelne Maschinen zur Verhütung von Unglücksfällen angeordnet worden sind, so für
Calander, Kattundruckmaschinen, Batteurs, Wellen-
und Riementransmissionen, mechanische Webstühle etc.
Nach dem Berichte des Vereinsvorstandes haben die schon im ersten Vereinsjahre
erzielten Resultate solchen Beifall gefunden, daß beschlossen worden ist, auf der
betretenen Bahn fortzuschreiten. (Württembergisches Gewerbeblatt. 1869, Nr. 3.)
Ueber die Blechbekleidungen der Schleusenthore.
In den Annales du Génie civil, Mai 1867, S. 321
macht Brockhaus darauf aufmerksam, daß es vortheilhaft
seyn würde, die Blechbekleidungen der Schleusenthore nicht aus ebenen, sondern aus
cylindrisch gekrümmten Flächen herzustellen. Nimmt man an, daß die Achse der
cylindrischen Fläche vertical stehe, und sieht man mit dem Verfasser von der
Biegung in der verticalen Ebene ab, so erkennt man leicht, daß in dem Falle, wo es
gelingt die Cylinderflächen so an den Säulen der Thore zu befestigen, daß sie unter
dem Einfluß des Wasserdruckes cylindrisch bleiben, das Material am vortheilhaftesten
verwendet ist; denn es werden dann alle Fasern gleichmäßig und nur auf Zug in
Anspruch genommen. Der vortheilhafteste Krümmungsradius wäre der, bei welchem das
geringste Quantum von Material verbraucht wird, und man rechnet leicht aus, daß dieß
der Fall ist, wenn der Centriwinkel (2α), welcher
zu dem Querschnitt der cylindrischen Fläche gehört, der Gleichung
tg α = 2 α
genügt, d.h. wenn α =
66° 47' ist. Bt. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1868, Bd.
XII S. 780.)
Mallet's gebuckelte
Blechplatten.
In der englischen Abtheilung der letzten Pariser Welt-Ausstellung sah man die
Tragfähigkeit von sogenannten gebuckelten Blechplatten auf überzeugende Art
dargethan, indem einige derselben, an ihren Rändern unterstützt, in der Mitte
eiserne Gewichte von mehreren Tonnen trugen.
Der Erfinder und Patentträger, Robert Mallet,
Civilingenieur in London, gab den Namen Buckelplatten einer quadratischen oder
rechteckigen Blechplatte, welche von allen vier Rändern gegen die Mitte ansteigt, so
daß jeder Durchschnitt in beliebiger Richtung eine flache Curve zeigt. In der Regel
bleibt ringsherum ein schmaler, ebener Rand behufs Auflager und Befestigung. Dieß
Gewölbe von Eisen vermag auf seiner Fläche oder seinem Scheitel ausehnliche Lasten
zu tragen, ohne einen Seitenschub auszuüben, letzterer wird in dem Rande selbst
aufgehoben. Die Tragfähigkeit variirt wenig, wenn die Platte ihre concave Fläche
nach oben richtet und auf dieser belastet wird. Wenn im ersteren Falle mehr die
Druckfestigkeit der elastischen Ebene beansprucht zu werden scheint, so ist es jetzt
die Zugfestigkeit des Materiales.
Die Buckelplatten sind anwendbar in allen Fällen, wo es gilt, widerstandsfähige,
leichte und dauerhafte Flächen zu bilden, so für Dächer, Decken, Wände,
Brückenbahnen, Wasserbehälter. Zu ihrer Unterstützung bedarf es entweder eines
Systems von parallelen Trägern, auf denen sie mit je zwei gegenüberstehenden Rändern
aufliegen, oder eines Rostes aus Trägern, dessen rechteckige Felder durch je eine
Platte bedeckt werden, welche demnach mit allen vier Rändern aufliegt. Das letztere
Verfahren ist trotz des Mehrbedarfs an Trägern vortheilhafter, weil die
Tragfähigkeit der Platten, welche nach allen Richtungen denselben Werth besitzen,
besser ausgenutzt wird. Uebrigens können die Platten lose aufliegen oder aufgenietet
werden, oder mit Hülfe von Asphalt, Kautschuk und dgl. wasserdicht auf ihren Trägern
befestigt werden. Mit Hülfe vollständiger Vernietung wird eine zusammenhängende
Ebene gebildet, welche an Dächern und Brückenbahnen im Allgemeinen besondere
Windkreuze überflüssig macht. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure.)
Ueber directe Versilberung des Gußeisens auf galvanischem
Wege; von Prof. Böttger.
Mit der aus folgenden Ingredienzen bereiteten Flüssigkeit läßt sich Gußeisen, unter Zuhülfenahme zweier oder dreier mäßig
stark erregter Elemente dauerhaft direct versilbern: Man
löst in der Siedhitze 1 Loth Höllenstein in 16 Loth destillirtem Wasser, setzt dazu
2 Loth Cyankalium, und verdünnt, nach erfolgter Lösung, das Ganze noch mit 48 Loth
Wasser, dem man zuvor 1 Loth Kochsalz zugesetzt hatte. Das zu versilbernde oxydfreie
Gußeisen muß unmittelbar vor dem Versilbern mit Salpetersäure von 1,2 spec. Gew.
während einiger Minuten schwach angeätzt werden. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1869, Nr. 1.)
Verfahren zur Darstellung von metallischem Molybdän und Chrom;
von Dr. J. E. Loughlin.
Metallisches Molybdän ward zuerst von Hjelm im Jahre 1782
dargestellt. Das Verfahren dieses Chemikers bestand in zwei- bis
dreistündigem Erhitzen von Molybdänsäure in einem mit Kohle ausgefütterten
Porzellantiegel. Das Molybdän wird beschrieben als silberweißes Metall, welches sich
bei gewöhnlicher Temperatur an der Luft nicht verändert; vom spec. Gewichte = 8,5.
Chlorwasserstoffsäure und verdünnte Schwefelsäure greifen dasselbe nicht an;
concentrirte Schwefelsäure und Salpetersäure hingegen wirken unter Entwickelung von
Schwefligsäure, beziehungsweise Untersalpetersäure, sehr kräftig auf dasselbe
ein.
Als ich im Juni 1867 zur Darstellung von metallischem Molybdän veranlaßt war,
versuchte ich die Anwendung von Cyankalium als
Reductionsmittel. Zunächst stellte ich nach dem von Fresenius angegebenen Verfahren reine Molybdänsäure dar, mengte 10 Gran
derselben mit 15 Gran Cyankalium, brachte das Gemenge in einen Porzellantiegel,
dessen Deckel lutirt wurde, stellte dielen in einen mit gepulverter Thierkohle
gefüllten anderen Tiegel und ließ diesen zwölf Minuten lang weißglühen. Nach dem
Erkalten zeigte sich der Porzellantiegel mit einem glänzend silberweißen Metalle von
8,56 spec. Gewichte ausgekleidet, welches von Chlorwasserstoffsäure nicht, von
Salpetersäure dagegen heftig angegriffen wurde, und beim Zusammenreiben mit
Quecksilberoxyd und Silberoxyd diese Substanzen oxydirte. Den Ergebnissen der
Analyse zufolge enthielt es
Molybdän
98,7
Beimengungen (Kieselsäure, Kohlenstoff)
1,3
–––––
100,0.
Mittelst desselben Verfahrens erhielt ich bei Anwendung von Chromoxyd anstatt der Molybdänsäure metallisches Chrom, dessen specifisches Gewicht ich = 6,2 fand. Die besten Resultate
erzielte ich durch Benutzung eines Gemenges von Cyankalium und Thierkohle als
Reductionsmittel. (American Journal of science, Juli
1868.)
Das neue Metall „Hydrogenium.“
Im Verlaufe seiner Versuche über das Verschlucken von Wasserstoffgas durch Palladium
kam Th. Graham auf die Ansicht, daß das Palladium mit dem
Wasserstoff, welchen es eingeschlossen enthält, eine Legirung darstellt, worin die
Flüchtigkeit des einen Bestandtheiles (des Wasserstoffes) durch seine Vereinigung
mit dem anderen (dem Palladium) aufgehoben ist, und welche ihr metallisches Ansehen
den beiden Bestandtheilen gleichmäßig verdankt. In einer Abhandlung, welche er vor
Kurzem in der Royal Society zu London vorlas, theilt er
zur Unterstützung dieser Ansicht eine Reihe von Versuchen mit; es ist ihm nämlich
gelungen, einen Palladiumdraht sein 800- bis 900faches Volum Wasserstoff
absorbiren zu lassen, und dem so condensirten Wasserstoff gibt er den Namen
„Hydrogenium.“
Aus seinen Versuchen geht hervor, daß die Dichtigkeit des in solchem Grade mit
Wasserstoff beladenen Palladiums sich bedeutend vermindert hat; die mittlere
Dichtigkeit des Hydrogeniums (der Legirung von Palladium mit Wasserstoff) ist
nämlich 1,951 oder beiläufig 2; seine absolute Festigkeit und seine elektrische
Leitungsfähigkeit sind geringer als diejenigen des Palladiums; sein Leitungsvermögen
ist aber doch noch beträchtlich, nämlich gleich 5,99, und kann daher für den
metallischen Charakter des zweiten Bestandtheiles des Drahtes (des Wasserstoffes)
geltend gemacht werden. Andererseits ist das Hydrogenium magnetischer als das
Palladium, im Verhältnis von 48 zu 10; es tritt daher, wie Graham bemerkt, aus der Classe der diamagnetischen Metalle heraus, um
seine Stelle in der Gruppe der mit dem Eisen, Nickel, Kobalt, Chrom und Mangan
paramagnetischen Metalle einzunehmen. (Athenaeum vom 16.
Januar 1869.)
Dumas hat im Namen Graham's
dessen erwähnte Abhandlung über das Verhalten des Wasserstoffes zum Palladium der
französischen Akademie in ihrer Sitzung vom 18. Januar übergeben. Der
Palladiumdraht, welcher der Akademie gezeigt wurde, hatte sein 950faches Volum
Wasserstoff absorbirt; die Verbindung oder Legirung bestand daher aus einem
Aequivalent Palladium auf ein Aequivalent Wasserstoff. Der Draht, welcher
ursprünglich 481 Millimeter lang war, maß nach der Absorption 487 Millimet. Wenn man
den Wasserstoff durch Erhitzen austreibt, kommt der Draht keineswegs auf seine
ursprüngliche Länge zurück, wie man vermuthen könnte, sondern er verkürzt sich und
wird dicker. Läßt man ein zweites, drittes, viertes Mal etc. Wasserstoff vom Drahte
absorbiren, und treibt das Gas durch Erhitzen aus, so ist die Verkürzung eine
zweimal, dreimal etc. größere; dieß beweist, daß der moleculare Zustand des
Palladiums eine beträchtliche Modification erlitten hat. – Das wirksamste
Mittel, um Wasserstoff vom Palladiumdraht absorbiren zu lassen, besteht darin, sich
dieses Drahtes als negativer Elektrode bei der Zersetzung des Wassers durch den
galvanischen Strom zu bedienen;Man s. „Graham's Versuche über das
Verschlucken von Gasen durch Metalle,“ S. 210 in diesem
Heft. hierbei condensirt sich der Wasserstoff im Entstehungszustande stark im
Palladium.
Wurtz erinnerte bei dieser Veranlassung in der Akademie
an seine Versuche über die Hydrüre von Kupfer, Palladium etc., welche er in Form
pulverförmiger Niederschläge erhielt. (Les Mondes, t.
XIX p. 126. vom 21. Januar 1869.)
Das Zirkonerde-Licht.
Tessié du Mothay und Comp. nahmen in England ein Patent auf Darstellung und Anwendung der
Zirkonerde zur Hydrooxygengas-Beleuchtung. Die Specification desselben
lautet:
„Die Zirkonerde (Zirkonsäure), gleichviel auf welchem Wege dieselbe aus
den sie enthaltenden Mineralien dargestellt worden seyn mag, läßt sich durch
Druck zu einer zusammenhängenden Masse verdichten, und sich auf diese Weise zu
Stiften, Scheiben, Cylindern etc. formen, welche in die Flamme eines Gemisches
von Sauerstoff- und Wasserstoffgas gebracht werden können, ohne zu
schmelzen oder sonst eine Veränderung zu erleiden. Von sämmtlichen Oxyden der
Erdmetalle ist die Zirkonerde das einzige, welches ganz unverändert bleibt, wenn
es der Wirkung einer mittelst eines Gemisches von Sauerstoff und Wasserstoff,
oder von Sauerstoff und gasförmigen oder flüssigen Kohlenwasserstoffen
unterhaltenen Löthrohrflamme ausgesetzt wird; gleichzeitig ist die Zirkonerde
das einzige Erdmetalloxyd, welches, wenn es in eine Hydrooxygengas-Flamme
gebracht wird, das intensivste und ruhigste Licht entwickelt.
Um Zirkonerde als Handelswaare darzustellen, behandeln wir den Zirkon in
Pulverform, gemengt mit gepulverter Steinkohle und Holzkohle, bei der
erforderlichen Temperatur mit Chlorgas, so daß sich die kieselsaure Zirkonerde
in Chlor-Zirconium und Chlorsilicium verwandelt. Das flüchtigere
Chlorsilicium wird vom Chlorzirconium durch Erhitzen getrennt; letzteres bleibt
zurück und wird nach einer der jetzt gebräuchlichen Methoden in Oxyd verwandelt.
Die auf diese Weise erhaltene Zirkonerde wird zunächst ausgeglüht, dann
angefeuchtet und mit oder ohne Zusatz von Bindemitteln (wie Borax, Borsäure,
Thon) in Formen gepreßt. Die so angefertigten Stifte, Scheiben, Cylinder etc.
werden hierauf sehr stark erhitzt (dadurch einer Art von Tempern oder Anlassen
unterworfen), wodurch ihre Dichtigkeit und ihre Cohäsion vermehrt wird. Nach
einem anderen Verfahren pressen wir eine geringe, aber zur Anfertigung eines
Cylinders oder einer dünnen Scheibe hinreichende Menge von Zirkonerde in
derselben Form mit einer anderen feuerbeständigen Erde, z.B. mit Magnesia oder
Thonerde zusammen, und stellen auf diese Weise Cylinder etc. her, an welchen nur
der der Wirkung der Flamme unmittelbar ausgesetzte Theil aus reiner Zirkonerde
besteht, während die übrigen aus billigerem Material angefertigten Theile dem
ersteren als Träger oder Halter dienen.
Diese vortrefflichen Eigenschaften der Zirkonerde, – welche unter allen
chemischen Substanzen die größte Unschmelzbarkeit neben der größten
Unveränderlichkeit und der stärksten Leuchtkraft zeigt, wenn sie der Wirkung
einer Hydrooxygengas-Flamme ausgesetzt wird – waren bisher
noch nicht beobachtet worden;Man s. „Caron über Anwendung der
Zirkonerde anstatt Magnesia für die
Hydrooxygengas-Beleuchtung“, im polytechn. Journal
Bd. CLXXXIX S. 116. ebenso wenig ihre Eigenschaft, für sich allein oder unter Zusatz einer
geringen Menge eines Bindemittels sich in Formen pressen zu lassen.“
(Chemical News, vol. XVIII p. 276; December 1868).
Wasserglas zur Conservirung von Sandsteinen.
Obgleich die Erfahrungen in Bezug auf Wasserglas noch keineswegs als abgeschlossen zu
betrachten sind und es nicht geläugnet werden kann, daß alle jene überaus günstigen
Resultate, die man sich von diesem Material erträumte, – das bekanntlich von
Fuchs in München 1818 zuerst beschrieben und
ursprünglich zum Schutz leicht feuerfangender Gegenstände (Theater-Requisiten
etc.), wozu es sich vortrefflich bewährt, angewendet wurde – sich bis jetzt
nicht gänzlich bewährt haben, so ist uns doch zur Conservirung monumentaler
Sandstein-Arbeiten, bei denen man Oel- oder
Wachsfarben-Ueberzüge u. dgl. gern zu vermeiden sucht, kein Mittel bekannt,
das seinen Zweck besser und so vollständig als möglich erreicht.
Es sind in Berlin seit länger als einem Decennium
umfangreiche Versuche angestellt worden, wie sich Steinmaterialien, welche
theilweise mit Wasserglas imprägnirt sind, in Bezug auf ihre
Witterungs-Beständigkeit verhalten, und sind dazu vorzüglich Sandsteinsorten
und zwar aus verschiedenen Gegenden, u.a. vom Bau der Villa Albrechtsberg bei
Dresden, vom neuen Museum und der Börse zu Berlin, ferner carrarischer Marmor
zweiter Classe, schlesischer Marmor, Granit u.s.w. gewählt worden. Diese Proben sind
fortwährend der Witterung ausgesetzt gewesen und haben Jahrein-Jahraus unter
der Drachtraufe eines circa 18 Fuß hohen Gebäudes
gelagert.
Das hierzu verwendete Wasserglas war nicht aus den üblichen Bezugsquellen entnommen,
sondern von dem königl. Galleriediener Trüloff hierselbst
(in Berlin), der dasselbe auch zur Fixirung stereochromatischer Darstellungen
vielfach mit günstigstem Erfolge benutzt, selbst bereitet, und ist mit dem Pinsel
aufgetragen worden.
Bei den imprägnirten Stellen der Versuchsstücke ist die ursprüngliche Farbe des
Steines mehr oder weniger, bei jenen, die im Laufe der verflossenen circa zehn Jahre theilweise zweimal getränkt oder nur
kürzere Zeit den Einflüssen der Witterung preisgegeben waren, sogar vollständig klar und rein, d.h. frei von allem Schmutz
und jeglichem Moosansatz erhalten und die Textur des Materiales gänzlich unverändert
geblieben, was bei den ungestrichenen Stellen in verschieden hohem Grade nicht der
Fall ist.
Wer die zerstörenden Einflüsse, welche Bildungen von Kryptogamen auf
Sandstein-Sculpturen ausüben, aus eigener Erfahrung kennt, wird demnach ein
Mittel zu würdigen wissen, welches diesen gefährlichen Feind aller feinen
Sandstein-Ausführungen wenn auch nur beinahe
unschädlich macht. Und hierzu ist unseres Erachtens die Anwendung von Wasserglas
sehr wohl geeignet, wenn der Ueberzug alle 3 bis 5 Jahre, nachdem das Steinmaterial
vorher von allem Staub u.s.w. sorgfältig gereinigt ist, erneuert wird.
Daß die zum hiesigen Rathhausbau verwendeten Sandstein-Säulen ebenfalls mit
Wasserglas getränkt sind, sey beiläufig erwähnt; ebenso daß beabsichtigt wird den in
Sandstein-Verblendung ausgeführten Bau der hiesigen National-Gallerie
nach Vollendung der äußeren Fronten damit vollständig zu überziehen. Wir sind
überzeugt, daß, wenn bei der benachbarten Börse (in Nebraer Sandstein ausgeführt)
ein gleiches Verfahren angewendet wäre, dieselbe noch heute das jungfräuliche
Ansehen behalten hätte, das sie nach Beseitigung der Gerüste zeigte, während jetzt
schon bei einzelnen Theilen der nicht gerade immer verschönernde „Rost der
Jahrhunderte“ sich bedenklich bemerkbar macht.
Was die in gleicher Weise wie die Sandsteine behandelten Proben von Marmor und Granit
anbelangt, so ist die Oberfläche der gestrichenen und unbestrichenen Stellen in Bezug auf Farbe und
ihr anderweitiges Verhalten eine völlig gleiche, d.h. eine schützende Wirkung konnte
nicht nachgewiesen werden. Dieselbe Erfahrung ist bei den aus carrarischem Marmor
ausgeführten Bildwerken der hiesigen Schloßbrücke und denen neben der Hauptwache
gemacht, welche seit längerer Zeit ebenfalls mit Wasserglas in bestimmten Fristen
überzogen werden. – Beim Versuche, carrarischen Marmor zweiter Sorte, der mit
Wasserglas behandelt war, nach Verlauf einiger Monate an verschiedenen Stellen mit
Salzsäure in Berührung zu bringen, entstand das bekannte Aufbrausen, d.h. es
entwickelte sich Kohlensäure ebenso, als wenn der schützende Ueberzug nicht
vorhanden gewesen wäre, – ein Beweis, daß die schützende Wirkung bei diesem
Material nicht viel zu bedeuten hat oder nur auf kürzere Zeit andauert. Daß das
Letztere bestimmt der Fall ist, geht aus chemischen Analysen hervor, die auf der
hiesigen königl. Gewerbe-Akademie vorgenommen wurden mit verschiedenen Proben
von carrarischem Marmor zweiter Classe, die theils wenige Monate, theils ein und
zwei Jahre früher mit Wasserglas überzogen und dem Witterungswechsel ausgesetzt
gewesen waren. Während nämlich bei ersterer das Wasserglas deutlich, bei der zweiten
wenigstens noch in einigen Spuren nachweisbar war, war aus der zwei Jahre alten
Probe dasselbe vollständige verschwunden.
Schließlich sey noch erwähnt, daß selbst völlig durchsichtiges Wasserglas dem
carrarischen Marmor (zweite Sorte) einen Stich in's Gelbliche verleiht, während
Sandstein seine Farbennüance nicht verändert, dagegen häufig um ein bis zwei Töne
heller erscheint. (Deutsche Bauzeitung, 1868, Nr. 48.)
Verfahren zur Reinigung der fetten Oele, von R. de Keyser u. Comp.
Dieses Verfahren läßt sich bei allen fetten Oelen anwenden; als Beispiel wählen wir
das Colzaöl, zumal das Verfahren bei diesem Oele verhältnißmäßig sehr billig zu
stehen kommt.
Auf 100 Kilogr. Oel nimmt man 600 Grm. Ammoniakflüssigkeit und 600 Grm. destillirtes
oder Regenwasser; letztere beide Flüssigkeiten mischt man mit einander und gießt nun
das Gemisch in das die 100 Kilogr. Oel enthaltende Faß; alsdann rührt man die Masse
mittelst eines Rührapparates tüchtig um.
Gewöhnlich ist eine Viertelstunde erforderlich, um das Ganze in ein möglichst
homogenes Gemisch zu verwandeln. Hierauf wird das Faß dicht verschlossen und drei
Tage ruhig hingestellt; dann wird in der üblichen Weise decantirt und filtrirt. Die
Rückstände oder Bodensätze (Oeltrübe) werden gesammelt und mit Vortheil zur
Seifenfabrication verwendet.
Das auf diese Weise behandelte Oel enthält keine Spur von Säure mehr; die schleimigen
und anderen fremdartigen Theile sind vollständig abgeschieden, indem dieselben vom
Ammoniak leicht angegriffen und dann niedergeschlagen werden. Das auf diese Weise
erhaltene Product läßt nichts zu wünschen übrig. (Armengaud's
Génie industriel, October 1868, S. 194.)
Blausäuregehalt des Tabakrauches; von Prof. Dr. A. Vogel.
Das empfindlichste Reagens um Blausaure zu entdecken, ist offenbar das nach Schönbein's Angabe hergestellte Guajacpapier mit
verdünnter Kupfervitriollösung benetzt. Die Darstellung des Reagenspapieres
geschieht, indem man weißes Filtrirpapier durch Guajactinctur (3 Grm. Guajacharz auf
100 Grm. Weingeist) hindurchzieht und trocknen läßt. Dieses Papier benetzt man
unmittelbar vor seiner Anwendung als Prüfungsmittel auf Cyan mit einer sehr
verdünnten Kupfervitriollösung (0,1 Grm. Kupfervitriol auf 50 Kub.-Cent.
Wasser). Hält man ein so zubereitetes Papier in eine geöffnete Flasche, auf deren
Boden einige Stücke festes Cyankalium sich befinden, so färbt sich das Papier
sogleich tief indigoblau. Es ist somit die aus dem käuflichen Cyankalium sich entwickelnde
Blausäure, kaum durch den Geruch bemerkbar, hinreichend, um die Reaction deutlich
hervorzubringen. Nach Scouteten
Journal de Pharmacie et de Chimie. November
1868. S. 327. wird noch ein 120-milliontel Cyan angezeigt. Ich habe dieses
Reagenspapier zum Nachweis des Cyans im Tabakrauche angewendet. Man hat nur nöthig,
Tabakrauch auf das in angegebener Weise mit Kupfervitriollösung benetzte
Guajacpapier durch eine brennende Cigarre zu blasen, so tritt alsbald eine bläuliche
Färbung des Papieres ein; ebenso wenn das Papier über eine brennende Pfeife, durch
welche man hindurchbläst, gehalten wird. Man könnte in diesem Falle gegen die
Reaction den Einwand machen, daß die blaue Farbe durch Einwirkung des im Tabakrauche
vorhandenen kohlensauren Ammoniaks auf das Kupfersalz hervorgebracht werde. Dieß ist
insofern ungegründet, als bei der großen Verdünnung des Kupfersalzes eine blaue
Färbung des damit benetzten Papieres durch kohlensaures Ammoniak nicht eintritt. Ein
mit dieser Kupfervitriollösung benetztes Papier, welches nicht vorher durch
Guajactinctur gezogen, verändert seine Farbe durch Anrauchen ganz und gar nicht. Die
Reaction tritt aber auch nach einiger Zeit ein, wenn man ein Schönbein'sches Reagenspapier im feuchten Zustande in einem Locale, wo
viel geraucht wird, aufhängt. Bekanntlich ist im Tabakrauche auch
Schwefelwasserstoff enthalten, von dessen Gegenwart man sich leicht durch Hinleiten
des Tabakrauches auf befeuchtetes Bleipapier oder Nitroprussidpapier überzeugen
kann. Da nun das Schönbein'sche Reagenspapier eine große
Empfindlichkeit für Cyan besitzt, so ist man im Stande durch zwei Versuche, welche
sich auch zu Vorlesungsversuchen eignen, diese beiden eigenthümlichen Bestandtheile
des Tabakrauches, Schwefelwasserstoff und Cyan, auf sichere und einfache Art
nachzuweisen. (Deutsche Gewerbezeitung, 1869, Nr. 4).
Ueber die Bereitung des hellen Reitzeugleders.
Ueber die Bereitung des hellen Reitzeugleders herrscht in vielen Gerbereien noch
einige Unkenntniß und es wird deßhalb am Platze seyn, wenn hierüber einiges Nähere
mitgetheilt wird.
Bei der Auswahl der Haute hat der Gerber darauf zu sehen, daß dieselben sowohl im
Halse als auch in den Seiten gut geledert sind und möglichst wenige Schnitte
haben.
Diese Sorte liefert vorzüglich das durch seine gute Viehzucht bekannte Bayern, auch
geben sich dort und besonders in Württemberg einige bedeutende Fabriken mit der
Anfertigung dieses hellen Leders ab.
Die Einarbeitung entspricht der des Oberleders ganz und findet eine Abweichung nicht
statt. Die wesentlichen Merkmale sind: wenig äschern und gut streichen; bei
Letzterem ist hauptsächlich darauf zu sehen, daß der Narben der Häute nicht verletzt
wird. Obgleich das eben Gesagte eine alte Regel der Gerber ist, so halten wir uns
doch verpflichtet, hierauf besonders aufmerksam zu machen, da leider gegen dieselbe
so viel gefehlt und besonders dem Streichen nicht die ihm gebührende Stelle
eingeräumt wird.
Die Häute erhalten vor dem Streichen eine Kleienbeize, in welcher sie ungefähr 1
Stunde gelassen und wo nur immer möglich, stark gerieben werden. Gerbereien, welche
eine Wasser- oder Dampfkraft besitzen, können dieß ja leicht mit einer für
diese Zwecke eingerichteten Haspelfarbe ausführen.
Diese Beize zeigt ihre wohlthätige Wirkung auf die Häute schon beim Streichen, da
diese Arbeit hierdurch sehr erleichtert wird, und der Narben sich durch eine
ungemeine Milde auszeichnet, welche sich nach der Zurichtung noch leicht zu erkennen
gibt. Nach dem Streichen werden die Häute gut gewalkt, weniger um etwaige
Streichsätze auszuarbeiten, als hauptsächlich um allen noch rückständigen Kalk zu
entfernen und um die Häute recht verfallen in's Loch zu bringen. Wenn auch nicht
erforderlich, so ist es doch sehr gut, wenn die erste Lohe statt eichener Borte,
solche der Saalweide zur Nahrung erhält, da hierdurch die verlangte helle Farbe sehr
befördert wird.
Jedenfalls aber ist beim Versetzen sowohl als auch beim Abfärben junge Lohe unbedingt
nothwendig, da die dunkle Farbe, welche alte Lohe dem Leder gibt, sich durch die
Zurichtung nicht mehr entfernen läßt.
Im Ganzen sollen die Häute vor dem Versetzen sechs Lohen erhalten, und ist, so lange
sich dieselben in den Farben befinden, auf ein gutes Treiben zu sehen, damit der
Narben so wenig als möglich zusammengezogen wird.
Beim Versetzen werden die Häute in der Mitte zusammengeschlagen, so daß der Narben
nach innen kommt und von allenfallsigen Unreinlichkeiten, welche sich in der Lohe
befinden, verschont bleibt.
Sobald die Leder gegerbt sind, werden sie zum Falzen angetrocknet und dann eben
benannte Arbeit mit denselben vorgenommen. Ist diese vollendet, so kann zu fernerer
Zurichtung geschritten werden, welche mit dem starken (guten) Auswaschen sowohl auf
dem Narben als auch auf dem Aase der Häute ihren Anfang nimmt. Je besser diese
Arbeit gethan wird, desto leichter sind die Leder zu bleichen und desto besser
halten sie sich auf dem Lager.
Sofort nach dem Auswaschen kann mit dem Bleichen begonnen werden, welche Arbeit
folgendermaßen bewerkstelligt wird.
In zwei Kufen, die je 10 Häute nebst der entsprechenden Menge Wasser aufnehmen
können, werden Lösungen von 6 Pfund Bleizucker in heißem und 1/2 Quart Schwefelsäure
in kaltem Wasser bereitet, worauf von den ausgewaschenen Ledern 10 Stück in die
Bleizuckerlösung gebracht und in derselben circa 5
Minuten gelassen wernen, worauf sie in die verdünnte Schwefelsäure kommen und hierin
ebenfalls 5 Minuten bleiben, dann die eben beschriebene Behandlung noch zwei Mal
durchmachen und nach Beendigung derselben in kaltem Wasser abgespült werden können,
womit dann das Bleichen beendigt wäre.
Die ferneren Arbeiten entsprechen der Zurichtung des gewöhnlichen braunen Blankleders
im Wesentlichen vollkommen, nur darf viel Fett durchaus nicht angewendet werden, wie
auch überhaupt solches nur in Talg und Hellthran bestehen darf.
(Gerber-Zeitung.)
Verfahren zum Trocknen der Gemüse.
In der Sitzung des Cölner Bezirksvereines deutscher Ingenieure vom Juni 1868 theilte
Hr. Dr. Grüneberg eine
interessante Methode zum Trocknen der Gemüse mit, wie er solche in Dünkirchen
gesehen hatte. Das Wesentliche des Apparates besteht in einem Kasten, welcher
mehrere Etagen hat und auf dessen oberem Deckel ein Exhaustor steht, welcher die
Luft ansaugt. Es tritt nun unten an einer Oeffnung warme Luft ein, deren Quantität
durch einen dort angebrachten Schieber regulirt wird, und trocknet so in sehr kurzer
Zeit die auf den Etagen liegenden Gemüse, Kartoffeln etc. ein. Es möge hier zugleich
auf einen zu gleichem Zwecke dienenden, im polytechn. Journal, 1867, Bd. CLXXXV S.
85 beschriebenen Apparat hingewiesen werden. (Zeitschrift des Vereines deutscher
Ingenieure.)