Titel: | Ueber den Verschluß der sogenannten Mannlöcher der Dampfkessel; von Gebrüder Schultz in Mainz. |
Autor: | Schultz |
Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. I., S. 1 |
Download: | XML |
I.
Ueber den Verschluß der sogenannten Mannlöcher
der Dampfkessel; von Gebrüder Schultz in Mainz.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Gebr. Schultz, über Mannloch-Verschlußdeckel für
Dampfkessel.
Bekanntlich werden alle Dampfkessel mit Oeffnungen versehen, welche als Zugang in das
Innere dienen und von solcher Größe sind, daß ein Arbeiter ziemlich bequem
durchschlüpfen kann. Die Form dieser Oeffnung (Mannloch) ist oval, s. Fig. 1; der
dazu gehörige Deckel ist ebenfalls oval, aber etwas größer; er legt sich mit dem
Rande an die innere Blechseite des Mannloches an; ein passendes Verdichtungsmaterial
(mit Mennige bestrichene Hanfzöpfe oder auch ein Bleiring) wird zum vollkommenen
Verschluß verwendet; dann werden die äußeren Bügel mittelst Muttern fest
angezogen.
Bei diesen Mannlochdeckeln wirkt, sobald im Kessel Druck vorhanden ist, der Dampf
durch seine Spannung zur Verdichtung mit; dieß mag auch ein Hauptgrund ihrer
Beliebtheit seyn, neben nicht schwieriger Anfertigung.
Die Bügel und der Deckel rufen aber schädliche ungleichartige Spannungen im
Kesselbleche hervor. Jede Kesselwand ist auch durch ein solches Mannloch bedeutend
verschwächt.Gegen dieses Uebel helfen aufgenietete Verstärkungsringe, deren Verwendung
wir sehr empfehlen. Ein anderes Uebel dieses Ovaldeckels ist eine mühsame und kostspielige
Herstellung der Dichtung, abgesehen davon daß die gerade erst hergestellte Dichtung
häufig gleich wieder undicht wird und mit viel Zeitaufwand ganz von Neuem ausgeführt
werden muß.
Nachdem wir Versuche mit abgedrehten geraden Flächen, mit großer Anzahl von
Schrauben, eisernen Ringen mit Hakenschrauben und Anderem längst aufgegeben haben,
benutzen wir seit mehreren Jahren einen zu dem genannten zwecke von uns ersonnenen
Verschlußdeckel, welchen wir gern zum allgemeinen Nutzen mittheilen, da auf diese
Weise der Industrie wohl am besten gedient wird. Wir selbst haben damit die günstigsten Erfolge
erzielt und verwenden diese Construction beständig in unserer Kesselschmiede.
Die Vortheile dieser runden
Verschlußdeckel sind:
a) das Oeffnen oder dampfdichte Verschließen geschieht in
wenigen Minuten (eine Fehlverdichtung kommt nicht
vor);
b) das erforderliche Verdichtungsmaterial beträgt etwa
eine Nußschale voll feiner Mennige.
Die folgende Erläuterung bezieht sich speciell auf horizontale Kessel, obwohl die
Verwendung unserer Verschlußdeckel bei jedem anderen Kessel gleich nützlich ist.
Die horizontalen Dampfkessel haben üblicher Weise das
Mannloch oben auf dem Dome, womit ein höchst unbequemes Einsteigen verbunden ist;
außerdem befindet sich der Arbeiter, welcher in den Kessel einstieg, in einem
dumpfen dunkeln Raume, der durch ein Licht erhellt werden muß, dessen sich
ansammelnde gasförmige Verbrennungsproducte ihm lästig werden.
Das neue Mannloch ist an der Vorderwand des Kessels anzubringen; ist der Kessel lang,
so wird auch an dem Hintertheile desselben ein Mannloch angebracht; die beiden
Kesselenden müssen aus der Mauerung hervorragen, die Rauchzüge werden entsprechend
eingerichtet.
Es ist einleuchtend, daß bei dem Oeffnen eines oder gar mehrerer Mannlöcher das
Innere des Kessels von Außen vollständig zu überblicken ist, was namentlich dem
Fabrikherrn sehr erwünscht seyn muß. Auch kühlt sich der Kessel rasch ab und kann
frühzeitig befahren werden.
Siederohre bekommen dieselben Verschlußdeckel, wo möglich immer einen hinten und
einen vorn.
Der Bau der Mannlöcher ist aus den Figuren 3, 4 und 5 zu ersehen. Ein Ring R von zähem Gußeisen, mit sauber eingedrehter Rinne und
etwa vier Verstärkungen v, e
(zum Einlegen von Schrauben) wird an das Kesselrohr angenietet. Ein entsprechender
Deckel D, e mit ringförmiger
Hervorragung, ebenfalls sauber gedreht, besitzt entsprechende Löcher für die
Schrauben.
Wie die Verdichtung nun stattfindet, ist hinreichend klar; man hat es nur mit
schmalen, vollkommen geraden und reinen Flächen zu thun. Die vier Schrauben selbst
liegen außerhalb des Dichtungskreises, was ein sehr wesentlicher Vortheil ist.
Bei kleinen Kesseln kann der Wasserstand unmittelbar auf dem Deckel D, e angebracht werden.
Bei großen, langen Kesseln treffen wir die Einrichtung nach Fig. 6.
Die Wichtigkeit einer leicht ausführbaren Untersuchung und
einer gründlichen
Reinigung der Kessel berühren wir nicht weiter; fast jeder Kesselbesitzer hat mit
mehr oder minder großen Opfern Erfahrungen darüber gesammelt; der Kesselfabrikant
wird diese beiden Vortheile ebenfalls gebührend würdigen.
Mainz, 15. Februar 1869.