Titel: Regulator zur Erhaltung einer gleichmäßigen Dampfspannung, von Tulpin d. ält. in Rouen.
Fundstelle: Band 192, Jahrgang 1869, Nr. II., S. 3
Download: XML
II. Regulator zur Erhaltung einer gleichmäßigen Dampfspannung, von Tulpin d. ält. in Rouen. Nach Armengaud's Génie industriel, Januar 1869, S. 45. Mit Abbildungen auf Tab. I. Tulpin's Regulator zur Erhaltung einer gleichmäßigen Dampfspannung. In der Beschreibung der Tulpin'schen Trockencylinder in Armengaud's Publication industrielle vol. XIV ist bereits eines automatisch wirkenden Dampfvertheilers dieses Constructeurs erwähnt, welcher den Zweck hat, die Dampfspannung in den Trockencylindern auf einer gleichen Höhe zu erhalten.Die alte Einrichtung für diesen Zweck bestand im Wesentlichen aus einem pumpenähnlichen Apparat, welcher an der Dampfleitungsröhre zu den Trockencylindern angebracht war. Die Kolbenstange war mit einem belasteten Hebel und dieser mit der Achse der Dampfklappe so in Verbindung, daß die auf- und niedergehende Bewegung des Kolbens — die Folge eines Wechsels in der Dampfspannung — eine Drehung der Drosselklappe im Dampfrohre bewerkstelligte.Die hierbei sich zeigenden mannichfachen Uebelstände beseitigte Tulpin (nach dem Berichte von A. Dollfuß vom 31. Mai 1861 im Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse) durch die Einführung des in den Figuren 16 und 17 dargestellten Apparates. Im Dampfleitungsrohre R. befindet sich bei k eine Drosselklappe, deren Achse i durch den Hebel j mit dem der gewünschten Dampfspannung entsprechend belasteten Hebel G in Verbindung steht. Der Hebel drückt auf den im Rohre e gleitenden hohlen Kolben f, dessen Ende auf einer Kautschukscheibe k′ ruht. Der Dampfdruck pflanzt sich aus R durch das Röhrchen n in das communicirende Gefäß o, a, C weiter und bedingt die Stellung des Kolbens f, welche auf die Lage des Hebels G, und endlich der Drosselklappe Einfluß nimmt.Dem Bearbeiter dieses Aufsatzes sey noch gestattet, an dieser Stelle auch einen ähnlich wirkenden Apparat der Gebr. Séraphin in Paris vorzuführen, welchen diese bei ihren Hadernkochapparaten angebracht haben. (Näheres ist in Armengaud's Publication industriell vol. XVII p. 257 zu finden.) Die Fig. 18 zeigt den Damfpvertheiler im Schnitt. Der Dampf wird durch das Rohr c zugeleitet und gelangt in der normalen Stellung des belasteten Hebels L in den Raum A und weiter durch die Röhre b zu den Kochapparaten. Im Cylinder C befinden sich zwei mit einander und durch die Schiene l mit dem Hebel L verbundene Kolben p und p′. Die Communication von c und dem Canal a wird aber unterbrochen, sobald der Dampfdruck in A höher ist, als dem Gewichte P entspricht, indem dann eine Veränderung der Stellung der Kolben p, p′ erfolgt. Der Dampf in A expandirt in Folge des ausbleibenden Dampfzutrittes, bis der Hebel G in die normale Lage zurückkehrt. An dem Rohrstutz s ist ein Sicherheitsventil S angebracht, dessen Abblasen den Wärter auf eine Unregelmäßigkeit aufmerksam macht, sollte zufälliger Weise der Dampfdruck im Reservoir A die erlaubte Grenze übersteigen. Der in Fig. 13 bis 15 (Tab. I) in 1/20 natürlicher Größe dargestellte Regulator zur Erhaltung einer gleichmäßigen Dampfspannung ist im Wesentlichen wie der ältere angeordnet; er entspricht in der Praxis nach den weiter unten angeführten Berichten des Bergingenieurs de Genouillac in den Annales des mines vollkommen seiner Aufgabe. Der durch das Dampfrohr R zugeführte Dampf tritt vor der Dampfklappe V in das gebogene Rohr N′, welches mit dem Gehäuse E communicirt; den Abschluß desselben bildet eine zwischen den Flantschen eingepreßte Kautschukscheibe. Der Dampfdruck pflanzt sich somit auf diese Scheibe und den auf derselben ruhenden Stempel P weiter. Da der Dampf den Kautschuk sehr bald angreifen und zerstören würde, so vermittelt den Dampfdruck eine Wassersäule; das Wasser wird durch die mit einer Schraube zu. verschließende Oeffnung m eingelassen, während eine ähnliche zweite der Luft den Austritt gestattet. Wie früher wirkt nun der Stempel P auf den dem Normaldruck entsprechend belasteten Hebel L. Das Manometer M zeigt den regulirten Dampfdruck an. Die Kautschukplatte hat eine verschieden lange Dauer; gewöhnlich muß sie nach einem Jahre ausgewechselt werden, was keine große Mühe verursacht. Reißt sie einmal früher, so kennzeichnet sich dieß durch das Geräusch des austretenden Dampfes. Dem Wärter bleibt nur die Pflicht, sich zeitweilig zu überzeugen, daß die Röhre N′ mit Wasser gefüllt ist, welches in einzelnen Fällen erwiesenermaßen verdunstete. Den praktischen Werth dieses einfachen Apparates beweisen folgende Berichte des erwähnten Bergingenieurs über dessen Verwendung. In der Kattundruckerei von Rouppe und Rondeaux in Houlme sind drei solche Tulpin'sche Apparate in Verwendung; der erste in den Trockenräumen, der zweite an den Farbenkochkesseln und der dritte am Dampfkasten. Die Dampfkessel liefern Dampf von 6 Atmosphären, während der Dampfdruck in den verschiedenen Dampfapparaten 2½ Atm. nicht überschreiten soll. seit drei Jahren bewähren sich die Tulpin'schen Dampfregulatoren. Nur einmal beobachtete der Fabrikleiter, daß das Wasser im Apparat verdampft war. Die Kautschukplatten leisteten mindestens ein Jahr lang ihren Dienst; eine hielt bereits drei Jahre. Der Wächter hat somit, wie erwähnt, seine Aufmerksamkeit auf den Wasserstand im Rohre N′ zu lenken. — Zur Erprobung der Empfindlichkeit wurden verschiedene Versuche vorgenommen. Oeffnete man die Dampfablaßhähne mehrerer Kochapparate, so öffnete sich sofort die Dampfklappe; wurde dagegen der Dampfverbrauch unterbrochen, so schloß sich die Klappe nahezu vollständig. Die Manometernadel nahm nach einigen Schwankungen nicht sofort die normale Stellung ein, sondern wich etwa ¼ Atm. aus, kehrte aber schnell genug zurück. Die hier gemachten Erfahrungen erscheinen somit sehr zufriedenstellend. Ebenso günstige Resultate wurden in der Kattundruckerei von E. Fauquet in Deville erzielt; in diesem Etablissement, sowie in den zwei anderen beobachtete man nie eine Entleerung des Wasserrohres N′. In der filature de la FoudreEine große Baumwollspinnerei bei Rouen. werden die verschiedenen Etagen mit Dampf geheizt, welcher durch kupferne und eiserne Röhren verschiedener Größe geleitet wird (die Durchmesser derselben sind 0, 11, 0, 13, 0, 18 Meter), in einer Länge von ungefähr 500 Meter. Die Rohrleitung mündet nicht in's Freie, sondern in Apparate zum Ansammeln des Condensationswassers, welche jeden überflüssigen Dampfverlust verhüten.Der Tulpin'sche Automat zu diesem Zweck ist in der nächstfolgenden Abhandlung beschrieben. Der zum Heizen benutzte Dampf hatte 2 bis 3 Atm., während die 14 Dampfkessel unter Atmosphären Druck arbeiteten. Nach einer Verwendung von 2½ Jahren hatte der Tulpin'sche Apparat keine andere Störung veranlaßt, als das Austauschen der Kautschukplatte, sonst einen stets regelmäßigen Betrieb erzielt. Die hier angestellten Versuche ergaben eine Empfindlichkeit des Dampfregulators bis auf ⅛ Atm. Bei jeder plötzlichen Aenderung des Dampfverbrauches bewegte sich der Hebel L auffällig und die Manometernadel schlug um ¼ Atm. aus, kehrte aber bald bis auf ⅛ zurück. Ließ man dagegen solche Aenderungen langsam zu, so blieb die Nadel unbeweglich, ein Zeichen der Gleichförmigkeit der Regulirung. Ein erhöhtes Interesse hatten die Versuche in der Spinnerei von O. Fauquet und Comp. in Oissel, einerseits wegen der großen Dimensionen der mit einem Tulpin'schen Dampfregulator versehenen Dampfleitung (800 Meter Länge und 0,15 Meter Durchmesser), andererseits durch die speciellen Betriebsverhältnisse, indem das in der Dampfheizungs-Röhrenleitung angesammelte Condensationswasser zu den Betriebsdampfkesseln zurückgeführt wurde. Der Heizdampf wurde in Anbetracht der Ausdehnung der Leitung mit 5 Atm. Spannung in einem Kessel erzeugt, während die Maschinen von zwei Dampfkesseln mit Dampf von 4 Atm. gespeist wurden. Da der Heizkessel mehr Dampf lieferte als zur Heizung nothwendig war, so verwendete man den Ueberschuß zur Speisung der Betriebsdampfleitung, indem man den Dampf von 5 auf 4 Atm. mit Hülfe des Tulpin'schen Apparates expandirte; dieser fand seine Aufstellung auf der Dampfleitungsröhre zu den Maschinen, zwischen dem Heizdampfkessel und dem benachbarten Betriebskessel. Um auf den interessanten Versuch zu kommen, so zeigte noch ein Scalenmanometer den Druck des Dampfes bei seinem Laufe zu den Maschinen an; damals war nur einer der Betriebsdampfkessel im Gange. Man wechselte so rasch, als es die Feuerung gestattete, den Druck im Heizkessel zwischen 4 und 5 und gleichzeitig jenen des Betriebskessels zwischen 3 und 4 Atmosphären. Das Manometer schwankte nur zwischen 3¾ und 4 Atm., unter diesen Verhältnissen ein günstiges Zeugniß für die Wirksamkeit des hiermit genügend erprobten Tulpin'schen Apparates. Diese Erfahrungen berechtigen den Ingenieur Genouillac zu dem Ausspruche, daß Tulpin der zu lösenden Aufgabe vollkommen entsprochen hat. sein Dampfregulator erhält einen constanten Dampfdruck, indem er den Heizdampf bis zur gewünschten Grenze expandirt; das Spiel ist regelmäßig; die Empfindlichkeit praktisch genügend und die Anwendung desselben setzt keine lästige Beaufsichtigung voraus. Da man genau mit der nöthigen Dampfspannung arbeiten kann, so gewährt die Benutzung dieses Apparates auch eine große Dampfersparniß. Durch diesen Apparat soll aber die Anwendung der an den Dampfapparaten üblichen Sicherheitsventile nicht ausgeschlossen werden; der Dampfregulator bedarf einer, wenn auch geringen Beaufsichtigung; er kann in Unordnung gerathen, indem ein Bruch, z. B. der Ventilachse, eintreten kann, worauf die rasch erfolgende Ausgleichung der Dampfspannung im Kessel und in allen Heizräumen nachtheilige Folgen nach sich ziehen dürfte. Nichts würde diesen Uebelstand anzeigen, als das mit dem Apparat in Verbindung stehende Manometer, welches aber selten beobachtet wird. Diesem Mißstande kann leicht durch Anbringung eines Sicherheitsventiles an Tulpin's Dampfregulator, welche weder schwierig noch kostspielig ist, abgeholfen werden. (Diese Combination des Regulators mit einem Sicherheitsventil findet man an dem in der Anmerkung S. 3 beschriebenen Apparate von Séraphin, Fig. 18. Ferner sey noch auf Rolland's Dampfregulator in diesem Journal Bd. CLXXXI S. 242 hingewiesen.) Johann Zeman.

Tafeln

Tafel Tab.
									I
Tab. I