Titel: | Ueber die Verwerthung des Chromalaunes; von F. Jean. |
Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. XII., S. 52 |
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XII.
Ueber die Verwerthung des Chromalaunes; von
F. Jean.
Aus den Comptes rendus, t. LXVIII p. 198; Januar
1869.
Jean, über Verwerthung des Chromalaunes.
Bei der fabrikmäßigen Darstellung des Anilinviolett und
des Anilingrün, sowie der Valeriansäure fallen bedeutende Rückstände von Chromalaun. Als Beizen beim
Kattundruck können diese Rückstände nicht benutzt werden, weil sie calcinirt wurden
und in Folge davon in Wasser unlöslich geworden sind; deßhalb finden sie nicht
genügenden Absatz und erhöhen somit beträchtlich den Gestehungspreis der mit dem
doppelt-chromsauren Kali dargestellten Producte.
Bei meinen Versuchen zur Verwerthung dieser Rückstände fand ich, daß wenn man ein
Gemenge von 1 Aequiv. Chromalaun mit 3 Aequiv. Kohlenstoff zum Rothglühen erhitzt,
eine Zersetzung stattfindet, welche durch nachstehende Formel ausgedrückt wird:
KO, SO3 + Cr2 O3, 3
SO3 + 3 C = 3 SO2 + KO, SO3
+ Cr2 O3 + 3
CO.
Nimmt man dagegen zur Zersetzung des Chromalaunes auf ein Aequiv. desselben sieben Aequiv. Kohlenstoff, so entwickelt sich weniger
Schwefligsäure als im ersteren Falle und bei der Behandlung mit Wasser gibt der
Rückstand Schwefelkalium und unterschwefligsaures Kali an dasselbe ab; auch muß das
unter diesen Umständen entstandene Chromoxyd durch Auswaschen mit angesäuertem
Wasser von dem in Folge seiner Berührung mit Schwefelkalium entstandenen
Schwefelchrom (Cr2 S3) befreit werden.
Meiner Ansicht nach verdient die Zersetzung des Chromalaunes durch 3 Aequiv.
Kohlenstoff den Vorzug vor der Behandlung mit 7 Aequiv. des letzteren, da sie weit
rascher und ohne die Bildung von Schwefelchrom erfolgt.
Das Verfahren zur Behandlung des Chromalaunes im fabrikmäßigen Maaßstabe besteht
somit einfach darin, das Salz zu pulverisiren, das Pulver mit der entsprechenden
Menge Kohle innigst zu mengen und das Gemenge in einer aus feuerfestem Thon
bestehenden Retorte zum Rothglühen zu erhitzen. Die entwickelten
Schwefligsäuredämpfe werden durch eine Reihe von doppelt tubulirten Flaschen
geleitet, welche entweder destillirtes Wasser oder eine Lösung von kohlensaurem
Natron, oder von Mehrfach-Schwefelnatrium enthalten. Der Zersetzungsproceß
ist beendet, sobald die Entwickelung von Schwefligsäure aufhört.
Man nimmt dann den Deckel von der Retorte weg, zieht die aus schwefelsaurem Kali und
Chromoxyd bestehende Masse in einen gußeisernen Kessel, übergießt sie mit Wasser und
erhitzt zum Kochen, um das schwefelsaure Kali aufzulösen; dann bringt man dieses
Salz zum Krystallisiren. Das zurückbleibende Chromoxyd wird auf Leinwandfiltern
ausgewaschen und zur Beseitigung des von ihm zurückgehaltenen Wassers ausgeglüht.
Dieses Oxyd läßt sich leicht chemisch rein erhalten, indem man es mit einer
schwachen, kochend heißen Lösung von kohlensaurem Natron wäscht, wodurch die letzten
ihm noch anhängenden Spuren von Schwefelsäure beseitigt werden.
Das auf diese Weise erhaltene Chromoxyd hat eine zu matte Farbe, als daß es in der
Malerei oder im Zeugdrucke Verwendung finden könnte; dagegen ist es in Folge seiner
Reinheit zur Fabrication von doppelt-chromsaurem Kali vorzüglich
geeignet.