Titel: | Neue Birnen zum Bessemerfrischen, construirt von A. L. Holley und I. B. Pearse, Ingenieure in Swatara (Nordamerika). |
Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. XXVII., S. 112 |
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XXVII.
Neue Birnen zum Bessemerfrischen, construirt von
A. L. Holley und
I. B. Pearse, Ingenieure
in Swatara (Nordamerika).
Aus Engineering vom 19. Februar 1869, S.
133.
Mit Abbildungen aufTab. III.
Holley's Birnen zum Bessemerfrischen.
Alexander A. Holley, Ingenieur der Pennsylvania Steel and Iron Company in Harrisburg (Vereinigte Staaten) und
John B. Pearse haben sich in England kürzlich ein neues
Verfahren zur Construction von Umwandlungsgefäßen (Birnen, Kippöfen) für den
Bessemerproceß patentiren lassen, dessen Hauptzweck die Erleichterung der
Reparaturen des Futters dieser Apparate ist. Die gewöhnlich aus feuerfestem Thon
angefertigten, cylindrisch geformten und mit longitudinalen Windöffnungen (Düsen)
versehenen Formen, sowie das feuerfeste Futter des unteren Theiles der Birne, in
welchen die Formen eingesetzt werden (der sogenannte Boden), verbrennen gewöhnlich
so stark, oder nutzen sich so rasch ab, daß sie nach fünf bis sechs Hitzen
ausgewechselt werden müssen.
Das bisher am meisten gebräuchliche Verfahren bestand darin, die Formen aus dem
Futter herauszuschlagen, neue von außen her in die alten Oeffnungen einzusetzen und
das Futter um dieselben auszubessern und zwar entweder auf die Weise, daß man
gekörntes feuerfestes Material, mit Wasser zu einem halbflüssigen Brei angerührt,
durch die Mündung der Birne eingießt und diesen Brei sich um die Formen herum
festsetzen und erhärten laßt, oder indem man die Birne so weit erkalten läßt, daß
ein Arbeiter hineinkriechen und darin das Futtermaterial um die Formen festschlagen
kann. Nach dem ersteren Verfahren läßt sich ein guter Boden nur schwierig
herstellen; die zweite Methode erfordert viel Zeit und vermindert das mit einem
gegebenen Apparate zu erzielende Ausbringen.
In manchen Fällen wendet man einen beweglichen Doppelboden, Fig. 29 und 30, an. Fig. 29 stellt
den Durchschnitt vom unteren Theile einer Birne dar, Fig. 30 den Durchschnitt
eines solchen Doppelbodens mit den Formen A, A und dem Windkasten B.
Nachdem der alte Boden mit den Formen und Düsen aus der Birne (Fig. 29) herausgenommen
worden, wird ein neuer Boden (Fig. 30) mit den vorher
festgestampften und ausgetrockneten Windformen eingesetzt. Beim Herausnehmen des
alten Bodens kommt es zuweilen vor, daß von dem Futter D
an den Seiten der Birne
Theile mit weggerissen werden, und zuweilen bleibt auch ein Stück vom alten Futter
am Boden hängen und muß dann herausgeschlagen werden; beim Einsetzen des neuen
Bodens muß in diesen Fällen ein unregelmäßiger und öfters ziemlich großer Raum mit
feuerfestem Material ausgefüllt und abgeglichen werden. Dieß kann aber erst nach
genügendem Erkalten der Birne geschehen. Wollte man einen solchen unregelmäßigen
großen Raum mit feuerfestem Material in Form von halbflüssigem Brei ausgießen, so
würden, ebenso wie in dem oben erwähnten Falle, wenn derartiges Material zum
Umgießen der Formen benutzt wird, unganze Stellen entstehen.
Ein anderes Verfahren ist aus Fig. 31, dem
Durchschnitte einer Birne, ersichtlich, Zur Ausführung desselben wird der ganze
obere Theil der Birne E an der Verbindungsstelle F,G abgehoben; dann können
die alten Formen herausgeschlagen und von außen her neue eingewechselt und
festgestampft werden, während die Birne noch sehr heiß ist. Dieses Verfahren ist
jedoch mit dem großen Uebelstande behaftet, daß nach dem Wiederaufsetzen der oberen
Hälfte der Birne die Verbindungsstelle sich nur mit großer Schwierigkeit gut
abdichten läßt, wenn der Apparat nicht hinlänglich erkaltet ist.
Holley's Verfahren zur Herstellung einer guten, dichten
Verbindung zwischen dem beweglichen Boden und dem Futter des Birnekörpers ist aus
Fig. 32
und 33
ersichtlich. Fig.
32 ist ein Durchschnitt vom unteren Theile einer Birne und Fig. 33 der Durchschnitt
des dazu gehörenden beweglichen Bodens. Wenn beim Abnehmen des alten Bodens eine
unregelmäßige Oeffnung zurückbleibt, wie C in Fig. 29, so
setzt Holley in dieselbe eine Lehre H (Fig. 32) ein, und
befestigt dieselbe mit drei oder vier Bolzen I,I. Dann stampft er den zwischen der Lehre H und dem Futter D
befindlichen leeren Raum J,J
mit feuerfestem Material voll und nimmt nun die Lehre hinweg. Der bewegliche Boden
(Fig. 33)
wird auf die Weise angefertigt, daß zunächst die Windformen eingesetzt werden,
worauf man die Lehre K um sie herumlegt, die leeren
Zwischenräume mit feuerfestem Material vollstampft und die Lehre wieder abnimmt. Das
Innere der letzteren hat entweder denselben oder einen etwas größeren Durchmesser,
immer aber die gleiche Gestalt wie das Aeußere der Lehre H, so daß der Boden (Fig. 33) beim Einsetzen
in den unteren Theil der Birne genau oder beinahe genau in die Oeffnung oder den
Sitz D,J des Futters D (Fig. 32) hineinpaßt. Auf
diese Weise wird die Verbindungsfuge zwischen dem Boden und dem Futter geschlossen.
Zur Erzielung eines möglichst vollkommenen Schlusses überzieht Holley ferner die Seiten L,L des Bodens vor dem Einsetzen mit einem Teige von feuerfestem
Thon, oder er gießt nach dem Auswechseln des Bodens einen halbflüssigen Brei von
gemahlenem Quarze etc. und feuerfestem Thone in die Birne, worauf diese in der
gewöhnlichen Weise getrocknet und vorgewärmt wird, und dann zum Gebrauche fertig
ist.
Die Arbeiter können außerhalb der heißen Birne stehen und das feuerfeste Material J feststampfen. Um sie vor der vom Futter ausstrahlenden
Wärme zu schützen, so daß sie die Reparaturen auszuführen im Stande sind, während
die Birne innen rothglüht, wendet Holley eine Art von
Schirm M, N (Fig. 32) an, welcher am
besten aus zwei Scheiben von Eisenblech angefertigt wird, zwischen denen ein mit
Luft gefüllter Raum bleibt. — Auch läßt er in manchen Fällen den Boden dann
auswechseln, wenn die Birne sich in umgekehrter Stellung befindet, d.h. wenn ihr
Boden nach oben gerichtet ist, so daß die Arbeiter das Fütterungsmaterial um die
Form direct einstampfen können und der aus dem Inneren des Apparates ausströmenden
Hitze nicht so ausgesetzt sind. Zu diesem Zwecke wird die Lehre H′, Fig. 35, mittelst des
Stabes P central in dem Boden der umgedrehten Birne
aufgehängt und dann das feuerfeste Material unmittelbar in den Zwischenraum J′ eingestampft. Falls das Futter D′ so weit weggebrochen ist, daß das
eingestampfte Material durch J′ hindurch und in
die Birne hineinfällt, wird der Boden auf irgend eine zweckmäßige Weise
verschlossen, z. B. durch den in Fig. 37 im Grundrisse
abgebildeten Schieber R, welcher in einem mit Handgriff
versehenen Eisenbleche von geeigneter Form besteht und in einen der Räume S eingeschoben wird, so daß er auf dem an der Lehre H′ hängenden Ringe a
ruht. Mittelst der Handhabe schiebt ein Arbeiter den Schieber so an das Futter, daß
dadurch der untere Theil des ringförmigen Raumes J′ verschlossen wird. Sobald der oberhalb des Schiebers befindliche
Raum vollgestampft ist, wird der Schieber weggezogen und auf einen anderen Theil des
Ringes a gelegt, bis der ganze leere Raum vollgestampft
ist.
Um die durch das Wegnehmen des alten Bodens entstandene Oeffnung möglichst regelmäßig
und glatt zu machen, so daß sich die Lehre H′
hineinpassen läßt, und zur Ausfüllung des Zwischenraumes J′ nur wenig frisches Füttermaterial nöthig wird, ist es für manche
Fälle zu empfehlen, aus dem Futter zum Einsetzen der Lehre ein passendes Stück
auszuschneiden, wozu man sich eines Messers C, Fig. 34,
bedient, welches an dem Handhebel b befestigt ist; der
Stützpunkt des letzteren dreht sich auf einer zu diesem Zwecke quer über den Boden
der Birne gelegten Stange e. Durch Auf- und
Niederbewegen des Hebels ist ein Arbeiter, indem er das Messer gleichzeitig um den
Mittelpunkt d in einem Kreise weiterführt, im Stande, die Oeffnung im
Futter ziemlich eben und regelmäßig auszuschneiden.
Eine andere Einrichtung des beweglichen Bodens, welcher Holley in manchen Fällen den Vorzug gibt, ist in Fig. 31 abgebildet, wo
die Verbindungsstelle zwischen Futter und Boden innerhalb des Windkastens B′
liegt. In den oben näher beschriebenen Figuren 32 und 33 ist diese
Verbindung oberhalb des Windkastens hergestellt worden, so daß der letztere mit dem
Boden zusammen abgenommen werden kann und die Communication mit dem aus den Zapfen
der Birne in den Windkasten führenden Windleitungsrohre g und g′ unterbrochen wird, sobald man
einen Boden auswechselt, folglich wieder hergestellt werden muß, wenn ein neuer
eingesetzt wird. Bei der in Fig. 32 und 33
dargestellten Einrichtung ist für jeden Doppelboden ein besonderer Windkasten
erforderlich, und der Boden muß mit dem Windleitungsrohre g′ stets in derselben Stellung eingesetzt werden, wenn das Rohr g richtig passen soll; in Fig. 31 dagegen besteht
der Doppelboden einfach aus einer Platte k, oder den
beiden Platten k und n, den
Windformen A,A′ und
dem letztere umgebenden feuerfesten Material f; dieser
Doppelboden kann abgenommen werden, ohne daß es nöthig ist das Windzuführungsrohr
g′ und den Windkasten B′ wegzunehmen, und ebenso läßt er sich wieder einsetzen, ohne daß
man auf das Windleitungsrohr Rücksicht zu nehmen braucht. Die Platte k muß ganz dicht an den Boden des Windkastens
anschließen, so daß kein Wind entweichen kann und zu diesem Zwecke ist es zu
empfehlen die innere Seite der Flantsche m mit dem
oberen Theile des Randes p der Platte k ganz dicht zu verbinden.
Zur Befestigung des Bodens in seiner richtigen Stellung benutzt man am besten
Schrauben h, Fig. 31, deren Köpfe
durch die Wandungen j des Windkastens hindurchgehen, so
daß sie leicht zugänglich sind.
Holley bringt ferner an seinen Birnen Oeffnungen an, durch
welche man von außen den Boden und die Windformen beobachten kann, wenn der Apparat
heiß ist. Diese Oeffnungen sind so eingerichtet, daß, wenn eine derselben
verschlossen ist, ihre Verbindungsstelle mit dem Futter von außen deutlich
wahrgenommen und abgedichtet werden kann. Diese Einrichtung ist aus den Figuren 31 und
36
ersichtlich; die erstere gibt den Durchschnitt einer auf ihren Zapfen in aufrechter
Stellung ruhenden Birne; die letztere den Durchschnitt des oberen Theiles oder der
„Nase“ der Birne, welche sich in umgekippter Stellung
befindet, so daß der Theil T des Futters eine beinahe
horizontale Lage hat.
In dem oberen Theile der Birne ist eine Oeffnung angebracht, am besten direct über
dem Boden, welche solche Dimensionen hat, daß die Arbeiter den Boden und das Futter der
übrigen Theile des Gefäßes mit langen Stampfern und anderen zweckdienlichen
Werkzeugen bearbeiten können. Diese Oeffnung wird mit einem Stopfen verschlossen,
welcher aus einem schmiedeeisernen, mit Flantschen W
versehenen und mit feuerfestem Material U gefütterten
Deckel V besteht. Wird dieser Stopfen abgenommen, so
entsteht in Folge des Lostrennens von Theilen des Futters eine ähnliche
unregelmäßige Oeffnung, wie weiter oben (Fig. 29 und 30)
beschrieben worden; soll nun der Stopfen wieder eingesetzt werden, so gibt man der
Birne die in Fig.
36 angedeutete Stellung, in welcher es dem Arbeiter möglich ist, die
unregelmäßige Fuge zwischen dem Stopfen und dem Futter durch die Oeffnung X hindurch gehörig zu verstreichen.