Titel: | Ueber die Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf Eisenoxydhydrat und Eisenoxyd bei gewöhnlicher Temperatur; von Emil Brescius in Frankfurt a. M. |
Autor: | Emil Brescius |
Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. XXX., S. 125 |
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XXX.
Ueber die Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf
Eisenoxydhydrat und Eisenoxyd bei gewöhnlicher Temperatur; von Emil Brescius in Frankfurt a. M.
Brescius, über die Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf
Eisenoxydhydrat und Eisenoxyd bei gewöhnlicher Temperatur.
Bekanntlich wird das Leuchtgas, um es von Schwefelwasserstoff zu befreien, über
sogenannte Laming'sche Masse, d. h. über ein Gemenge von
Eisenvitriol oder Eisenchlorür mit Kalk, oder neuerdings über Eisenoxyd
geleitet.
Wenn die Eisenmasse eine Zeit lang benutzt worden ist und ihre Dienste versagt, wird
sie aus den Reinigungsapparaten herausgenowmen und unter häufigem Umrühren und
jeweiligem Befeuchten an der Luft liegen gelassen, bis das vorhandene schwarze
Schwefeleisen sich in braunes Eisenoxydhydrat verwandelt hat, was unter Ausscheidung
von Schwefel vor sich geht.
Die Masse wird auf diese Weise, wie man sich ausdrückt, regenerirt und zu neuem
Gebrauche tauglich gemacht.
Gleichviel ob ursprünglich eine Eisenoxydulverbindung oder Eisenoxyd angewandt wurde,
das Product der Regeneration ist immer Eisen oxydhydrat und in der regenerirten
Masse wirkt also vorzugsweise das letztere. Da nun die Ansichten der Chemiker, wie
aus verschiedenen Werken und Schriften zu ersehen ist, über den, bei Einwirkung von
Schwefelwasserstoff auf Eisenoxyd und beziehentlich Eisenoxydhydrat stattfindenden
Vorgang sehr auseinander gehen, so stellte die Commission für Gasreinigung des
Vereines deutscher Gasfachmänner im Jahre 1868 unter anderen folgende Frage auf:
„Was wird bei der Einwirkung des Gases auf Eisenoxydhydrat oder Laming'sche Masse (wobei vorausgesetzt ist, daß diese
keinen überschüssigen Kalk enthält) aus dem Eisen?“
Ich habe zur Beantwortung dieser Frage im Journal für
Gasbeleuchtung, Februar 1869, S. 62 eine Abhandlung veröffentlicht, von der
ich hier einen Auszug wiedergebe.
Beziehentlich der verschiedenen Ansichten der Chemiker sey hier nur erwähnt, daß Berzelius in seinem Lehrbuch von 1834, Bd. III S. 441 sagt: Schwefelwasserstoff und Eisenoxyd oder
Eisenoxydhydrat bilden bei gewöhnlicher Temperatur das
Anderthalb-Schwefeleisen Fe2s3, nach der
Gleichung:
Fe2O3 + 3HS = Fe2S3 + 3HO.
Hierin stimmen ihm einige Chemiker bei, andere aber sagen, es entstehe
„Einfach-Schwefeleisen“ und Schwefel, nach der
Gleichung:
Fe2O3 + 3HS = 2FeS + 3HO + S.
Gleichviel nun, ob der Proceß der Einwirkung auf die eine oder die andere Weise vor
sich gehen möge, so müssen durch ein Atom Eisenoxyd oder Eisenoxydhydrat stets drei
Atome Schwefel aus dem Schwefelwasserstoff ausgeschieden werden. Trägt man indessen
nicht dafür Sorge, daß bei den Versuchen über diesen Gegenstand der gleichzeitige
Einfluß der Luft beseitigt wird, so findet sich, in Folge nebenhergehender
Oxydation, immer etwas mehr Schwefel ausgeschieden, wie Herr Dr. Deicke im Journal für Gasbeleuchtung, April
1868, — und ich in meiner citirten Abhandlung genauer mitgetheilt haben.
Dieser Umstand ist für die Verfolgung des Processes bei der Gasreinigung insofern
wichtig, als bei Untersuchung einer zur Reinigung gebrauchten Eisenmasse immer etwas
mehr Schwefel gefunden werden muß, als den drei Atomen Sauerstoff des vorhanden
gewesenen Eisenoxydes entspricht. Es ist dieß dadurch bedingt, daß bei der
Fabrication des Gases während der Ausleerung und Füllung der Retorten und der
Reinigungskästen etc. immer etwas Luft mit in die Eisenmasse gelangt, welche direct
aus dem Schwefelwasserstoff oder aus gebildetem Schwefeleisen Schwefel ausscheidet.
Unter anderen, in der Originalabhandlung beschriebenen Versuchen, wurde nun auch der
folgende gemacht.
Es wurde eine beliebige Menge chemisch reines und sehr fein vertheiltes
Eisenoxydhydrat in eine Glasröhre gethan und über dasselbe zwei Stunden lang
Kohlensäure geleitet, die in mehreren Flaschen, in welchen sich frisch gefälltes, in
Wasser suspendirtes, kohlensaures Eisenoxydul befand, gewaschen, und so von etwaigem
oxydirendem Sauerstoff befreit wurde. Nachdem auf diese Weise aus der Röhre die Luft
vertrieben worden, wurde während 24 Stunden mit Wasser gewaschener
Schwefelwasserstoff durch die erstere geleitet. Aus dem Apparate zur Entwickelung
des Schwefelwasserstoffes wurde vorher durch mehrstündiges Ausströmen die Luft
entfernt und war der erstere so beschaffen, daß er während der genannten Zeit ohne
Nachfüllung und Unterbrechung in Thätigkeit seyn konnte.
Endlich wurde wiederum von Sauerstoff befreite und völlig getrocknete Kohlensäure 24
Stunden lang durch die Röhre geleitet und diese von Zeit zu Zeit bis zu 50°
C. erwärmt, um das erhaltene Schwefeleisen möglichst auszutrocknen.
Ueber die, bei dem Vorgang sich darbietenden Erscheinungen bemerke ich, daß das
Eisenoxydhydrat durch den Schwefelwasserstoff sogleich, unter deutlich fühlbarer Erwärmung
und Ausscheidung von Wasser sich schwärzt und alsbald durch seine ganze Masse
hindurch schwarz gefärbt ist. Es wurde aber der Sicherheit wegen während 24 Stunden
Schwefelwasserstoff darüber geleitet um zu sehen, ob in einer so langen Zeit, trotz
der angewandten Vorsichtsmaßregeln, nicht doch auf irgend eine Weise mehr Schwefel
ausgeschieden werde, als den drei Atomen Sauerstoff des Eisenoxydes entspricht.
Nach dem Austrocknen erscheint das Product mehr stahlgrau als schwarz.
Durch vorläufige Versuche war constatirt worden, daß das möglichst ausgetrocknete
Product der Wechselwirkung zwischen Schwefelwasserstoff und Eisenoxydhydrat sich
nicht, oder nur sehr langsam in der Luft oxydire und Schwefelkohlenstoff nur sehr
wenig Schwefel aus demselben auflöse. Es wurde nun eine beliebige Menge desselben
mit Schwefelkohlenstoff behandelt mit der Vorsicht, daß es immer von dem letzteren
bedeckt war und so auch die geringste Oxydation vermieden wurde. Nachdem der
Rückstand, um anhängenden Schwefelkohlenstoff zu entfernen, längere Zeit getrocknet
worden, wurde er mit concentrirter Salpetersäure und etwas Salpeter vollständig
gelöst und die erhaltene Flüssigkeit zur Trockene verdampft. In der Lösung des
Verdampfungsrückstandes wurde das Eisen und die Schwefelsäure bestimmt; letztere
natürlich mit der bekannten Vorsichtsmaßregel bei Fällung von schwefelsaurem Baryt
aus salpetersäurehaltiger Lösung. Es fanden sich aus 0,7295 Eisenoxyd 3,185 oder auf
80, 349,28 schwefelsaurer Baryt, also auf 1 Atom Eisenoxyd 47,97 Schwefel statt 48,
mithin die aequivalente Menge. Der Schwefelkohlenstoff, mit welchem das
Schwefeleisen behandelt worden, wurde verdampft und der bleibende Rückstand von
Schwefel gewogen: er betrug auf 80 Eisenoxyd 0,333. Da bei dem Versuche doch die
Luft in der beschriebenen Weise fern gehalten wurde, so ist es wahrscheinlich, daß
solche während der 24stündigen Dauer des Ueberleitens von Schwefelwasserstoff in
Folge von Diffusion durch die verbindenden Kautschukröhrchen des Apparates in
denselben gelangte.
Es zeigt dieser Versuch, welcher mehrfach wiederholt wurde, daß Schwefelkohlenstoff
aus dem Producte der Einwirkung von Schwefelwasserstoff aus Eisenoxydhydrat nur den
Schwefel auflöst, welcher durch die nebenhergehende Oxydation direct oder indirect
aus dem Schwefelwasserstoff ausgeschieden wird.
Dieser Umstand würde nun allem schon hinreichen zu beweisen, daß jenes Product nicht
ein Gemenge von zwei Atomen „ Einfach-Schwefeleisen“ und
einem Atom Schwefel, sondern das Anderthalb-Schwefeleisen Fe2S3,sey wenn es nicht auch eine in Schwefelkohlenstoff
unlösliche Modification
des Schwefels gäbe. Zwar tritt diese ziemlich selten auf, aber es ist doch nicht
möglich, a. priori zu
beweisen, daß wenn bei der Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf Eisenoxydhydrat
wirklich nach der Gleichung Fe2O3 + 3HS = 2FeS + S + 3HO ein
Atom Schwefel ausgeschieden würde, dieser der löslichen Modification angehören
müsse.
Berzelius gibt in seinem Lehrbuch an, daß das betreffende
Product durch schwache oder verdünnte Säuren derartig zersetzt werde, daß schwarzes
„Zweifach-Schwefeleisen“ dabei ungelöst
zurückbleibe. Hierdurch wäre sicher bewiesen, daß jener Körper das
Anderthalb-Schwefeleisen sey, denn die Bildung von „
Zweifach-Schwefeleisen“ könnte ohne das chemisch gebundene
dritte Atom Schwefel nicht möglich seyn. Leider ist es mir aber bis jetzt nicht
gelungen mit voller Sicherheit nachzuweisen, daß die Zersetzung wirklich in dieser
Weise vor sich gehe.
Durch sehr verdünnte, chlorfreie, frisch aufgekochte und wieder erkaltete Salzsäure
wurde aus der fraglichen Schwefelverbindung eine reichliche Menge
Schwefelwasserstoff entbunden und es blieb allerdings ein schwarzer, unlöslicher
Rückstand, der sich aber zum größten Theil als Schwefel erwies. Er löste sich mit
Hinterlassung einer sehr unbedeutenden Menge einer Eisen-Schwefelverbindung
in Schwefelkohlenstoff auf, die indessen stets zu gering war, um bestimmt
nachzuweisen, daß sie „ Zweifach-Schwefeleisen“ sey.
Es dient aber auch dieser Proceß, bei welchem also Schwefel ausgeschieden wird, statt
„Zweifach-Schwefeleisen,“ in Verbindung mit einer
früher erwähnten Thatsache dazu, die Zusammensetzung des Productes der Einwirkung
von Schwefelwasserstoff zur klaren Erkenntniß zu bringen. Wie oben gezeigt, löst
Schwefelkohlenstoff aus dem eigentlichen Product der Wechselwirkung jener beiden
Körper keinen Schwefel auf; durch Behandlung mit verdünnter Salzsäure wurde aber aus
demselben in Schwefelkohlenstoff löslicher Schwefel ausgeschieden. Dieser kann also
nur von dem chemisch gebundenen dritten Atom der Eisenverbindung herrühren, nach der
Gleichung:
Fe2S3 + 2HCl = 2FeCl + S + 2HS.
Hiermit ist also das Folgende bewiesen:
Bei Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf Eisenoxydhydrat
bildet sich bei gewöhnlicher Temperatur das Anderthalb–Schwefeleisen, „Fe2S3“ und der Proceß der Einwirkung geht vor sich nach der
Gleichung:
Fe2O3 + 3HS = Fe2S3 + 3HO.
Als Beleg diene hier noch die Bemerkung, daß bei der Zersetzung des Schwefeleisens
durch verdünnte Salzsäure, z. B. auf eine 0,380 Eisenoxyd entsprechende Menge in
Lösung gegangenen Eisens, 0,0753 ausgeschiedener, in Schwefelkohlenstoff gelöster
Schwefel gefunden wurde. Hierbei ist aber diejenige Menge in Abzug gebracht, welche
dem Schwefeleisen in Folge der besprochenen, nebenhergehenden Ausscheidung von
Schwefel durch oxydirende Wirkung der Luft beigemengt war. Nach der Gleichung:
Fe2S3 + 2HCl = 2FeCl + 2HS + S hätten aber
auf 0,380 Eisenoxyd 0,076 ausgeschiedener Schwefel gefunden werden müssen.
Weiteres über diese Zersetzung, sowie über die Eigenschaften des
Anderthalb-Schwefeleisens behalte ich für eine spätere Arbeit vor.
Da, wie bemerkt, in neuerer Zeit auch Eisenoxyd (gewöhnlich wohl der gemahlene
Röstrückstand von Schwefelkies) zur Reinigung des Gases gebraucht wird, so habe ich
auch die Einwirkung des Schwefelwasserstoffes auf Eisenoxyd untersucht, welche ganz
interessante Momente bietet.
Ueber frisch geglühtes, chemisch reines Eisenoxyd wurde in einer Röhre erst völlig
durch Chlorcalcium und sogenannte glasige Phosphorsäure getrocknete Kohlensäure,
dann 8 Stunden lang, durch dieselben Substanzen getrockneter Schwefelwasserstoff und
hierauf wiederum getrocknete Kohlensäure geleitet, bis aller Schwefelwasserstoff
vertrieben war, was nebenbei gesagt, sehr lange dauert. Bereits vorhergegangene
Versuche hatten gezeigt, daß bei dieser Operation eine Einwirkung nicht stattfinden
würde und dieß zeigte sich nach Beendigung derselben auf das Bestimmteste. Es war
auf keine Weise auch nur eine Spur Schwefel in dem Eisenoxyd zu entdecken und es
gilt der Satz:
„Ganz trockener Schwefelwasserstoff übt auf ganz
trockenes Eisenoxyd keine Wirkung aus.“
Dieses Resultat erhält man indessen nur, wenn man genau wie angegeben verfährt. Das
Eisenoxyd verdichtet nämlich sehr energisch Wasserdampf aus der Luft in seinen
Poren. Ist daher vor der Ueberleitung von Schwefelwasserstoff nicht alles Wasser aus
dem Apparat und dem Eisenoxyd entfernt und ist jenes Gas nicht völlig getrocknet
(was mit Chlorcalcium allein nicht der Fall ist), so findet man, wenn auch nur
Spuren von Schwefel. Ebenso kann es seyn, wenn nicht zuletzt der Schwefelwasserstoff
verdrängt wird; wird nämlich mit demselben noch beladenes Eisenoxyd an die Luft
gebracht, so kann mehr oder weniger schnell in Folge von Wasseranziehung die
Wechselwirkung eintreten. Es wurde nun weiter über Eisenoxyd, bloß durch Wasser
gewaschener, also damit
gesättigter Schwefelwasserstoff einmal 8, ein anderesmal 24 Stunden lang geleitet,
ohne vorher Kohlensaure anzuwenden; wohl aber wurde zuletzt mit getrockneter
Kohlensäure der Schwefelwasserstoff vertrieben und das Product einigermaßen
getrocknet. Dieses wurde wie oben mit Salpetersäure u. s. w. zur Bestimmung von
Eisen und Schwefel behandelt. Es fand sich nach 8 stündigem Ueberleiten auf 80
Eisenoxyd statt 48, nur 30,7 Schwefel, nach 24 stündigem 31,08; in beiden Fällen
also fast genau dieselbe Menge.
Die Einwirkung des feuchten Schwefelwasserstoffes auf Eisenoxyd geht, wie auch Berzelius angibt, sehr langsam vor sich. Während Hydrat
sich augenblicklich schwärzt, ist bei Oxyd eine deutliche Farbenveränderung erst
nach einiger Zeit bemerkbar und eine Erwärmung ist dabei nicht zu fühlen. Nach und
nach ballt sich das Pulver in einzelne größere und kleinere Klumpen zusammen.
Auf gleiche Weise als eben angegeben, wurde noch ein drittes Mal operirt; nach 24
stündigem Ueberleiten von Schwefelwasserstoff wurden aber, unter starkem Zuströmen
des letzteren, um die Luft abzuhalten, mit einem Glasstabe die entstandenen Klumpen
möglichst zerdrückt. Hierbei zeigte es sich schon dem unbewaffneten Auge, daß in der
Masse noch rothes unverändertes Eisenoxyd war. Nach fernerem Ueberleiten durch 24
Stunden, also im Ganzen nach 48 stündigem Ueberleiten von Schwefelwasserstoff und
nach endlicher Behandlung mit trockener Kohlensäure, wurde das Product geprüft. Es
zeigte sich auf 80 Eisenoxyd statt 48 nur 44,48 Schwefel.
Zur Beurtheilung dieser Resultate ist in Betracht zu ziehen, daß von dem gefundenen
Schwefel derjenige noch abgezogen werden muß, welcher sich in Folge der, auch bei
diesen Versuchen stattgehabten accessorischen Zersetzung durch die Luft gebildet
hatte, der wohl qualitativ nachgewiesen, aber nicht quantitativ bestimmt wurde.
Aus diesen Versuchen geht nun hervor, daß, wie bereits bemerkt, die Einwirkung von
feuchtem Schwefelwasserstoff auf Eisenoxyd überhaupt eine langsame sey, daß dieser
aber auch, indem ein Theil des Eisenoxydes durch eine dichte Decke von Schwefeleisen
eingehüllt wird, gar eine Grenze gesetzt seyn könne, wenn jene Decke nicht durch
mechanische Hülfe zerstört wird.
Dieser Umstand erklärt es wenigstens theilweise, daß eine Reinigungsmasse mit
Eisenoxyd, natürlich nur bis zu einem gewissen Punkt wirksamer wird, wenn sie
regenerirt worden.
Hierbei wird nämlich der eine Theil des Eisenoxydes, welcher in Schwefeleisen
verwandelt worden, zu Eisenoxydhydrat, der andere Theil aber seiner schützenden Decke
von Schwefeleisen beraubt, so daß also der Schwefelwasserstoff in der regenerirten
Masse mehr und leichter empfängliche Angriffspunkte findet.
Es erübrigt noch zu bemerken, was an sich schon geschlossen werden kann, daß nämlich
das aus dem Eisenoxyd gebildete Product ebenfalls das
„Anderthalb-Schwefeleisen“ sey. Wäre es
„Einfach-Schwefeleisen“ und Schwefel, so hätte
Schwefelkohlenstoff mehr Schwefel ausziehen müssen, als es nach den gemachten
Versuchen geschah. Mit verdünnter Salzsäure behandelt, unterliegt es derselben
Zersetzung wie das aus dem Hydrat erhaltene Schwefeleisen, nur tritt dabei, wenn
demselben noch unzersetztes Eisenoxyd beigemengt ist, noch ein anderer Proceß
ein.
Dieses in verdünnter Salzsäure fast unlösliche Eisenoxyd wird nämlich durch den
entweichenden Schwefelwasserstoff mehr oder weniger vollständig unter Ausscheidung
von Schwefel reducirt und gelöst. Da dieser Proceß nach der Gleichung Fe2O3 + 2HCL + HS = 2FeCl + 3HO + S vor sich
geht, so würde, wenn sämmtliches Eisenoxyd reducirt und gelöst wird, gerade so viel
Schwefel ausgeschieden werden, als wenn es als Fe2S3
vorhanden gewesen wäre. Bleibt aber Eisenoxyd ungelöst, so findet es sich bei dem in
Schwefelkohlenstoff unlöslichen Rückstand, worauf bei etwaiger Prüfung Rücksicht
genommen werden muß.