Titel: | Indigpräparat (reducirtes Indigotin) zum gleichzeitigen Aufdrucken von Blau und Grün mit den Beizen für Krappfarben auf Baumwoll- und Leinengewebe; von I. Lightfoot. |
Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. XXXIII., S. 140 |
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XXXIII.
Indigpräparat (reducirtes Indigotin) zum
gleichzeitigen Aufdrucken von Blau und Grün mit den Beizen für Krappfarben auf
Baumwoll- und Leinengewebe; von I. Lightfoot.
Aus Armengaud's Génie industriel, März 1869, S.
130.
Lightfoot, Druckfarben für Indigblau und Indiggrün auf Baumwoll
- und Leinenzeugen.
Die Anwendung des Indigotins in Verbindung mit Zinnoxydul oder einem Zinnoxydulsalze,
um durch nachfolgendes Passiren in einem alkalischen Bade blaue Muster auf
baumwollenen oder leinenen Geweben hervorzubringen, ist den Zeugdruckern unter dem
Namen „Solidblau“ (oder wenn das aufzudruckende Indigpräparat
mit einem Bleisalze gemischt ist, unter dem Namen „Solidgrün“)
wohl bekannt. Diese Farben wurden hauptsächlich zum Eindrucken von Krapp-
oder Garancinartikeln angewendet, und auf den Zeug aufgedruckt, nachdem derselbe
gebeizt, gefärbt, gereinigt und getrocknet worden ist.
Man hat vielfach Versuche gemacht, Indigpräparate (auch das erwähnte Solidblau und
Solidgrün) gleichzeitig mit Beizen für Krappfarben aufzudrucken, um einerseits
schärfer begrenzte Muster zu erzeugen und andererseits die beträchtlichen Kosten des
Eindruckens der in Krapp etc. gefärbten Zeuge zu vermeiden; sey es aber, daß das so
erhaltene Blau und Grün nicht lebhaft genug waren, oder daß die aufgedruckten Beizen
von dem zum Fixiren des Indigs angewandten alkalischen Bade angegriffen wurden, oder
daß ein besonderer Apparat zum Drucken der Indigpräparate nothwendig war, diese
Versuche wurden niemals mit Erfolg gekrönt, und das gleichzeitige Aufdrucken von
Blau und Grün mit Beizen für das Krappfärben ist unbestritten ein noch nicht
gelöstes Problem.
Es ist I. Lightfoot (zu Lower-House, Lancashire)
durch eine abgeänderte Zusammensetzung der IndigpräparateEr hat nämlich gefunden, daß, wenn bei Bereitung der Druckfarbe für Solidblau
oder Solidgrün das Zinnchlorür oder Zinnoxydul ein gewisses Verhältniß
überschreitet (wie es bisher der Fall war), dann bei Behandlung der Zeuge in
dem zum Fixiren des Indigweiß und der Beizen dienenden Reinigungsbad sich
Zinnoxyd in der Faser fixirt, welches sich hernach durch den angewandten
Farbstoff färbt, wodurch das Blau matt und das Grün trüb wird. gelungen, ein schönes Blau und Grün zu erzeugen, welches gleichzeitig mit
Beizen für Roth, Braun, Violett und Schwarz, aufgedruckt wird. sein Verfahren ließ
er sich kürzlich in Frankreich patentiren.
Lightfoot bereitet für seine Druckfarben reducirtes
Indigotin in Teigform nach einer der folgenden Methoden:
Man macht ein Gemisch von 1 Kilogr. Indigo, welcher mit Wasser zu einem Teig
zerrieben worden ist, 1 Kilogr. Zinnsalz (Zinnchlorür) und 8 Liter
Aetznatron- oder Aetzkalilauge von 20 bis 23° Baumé. Dieses Gemisch wird in einem kupfernen Kessel in 30
Minuten zum Kochen gebracht; alsdann setzt man 8 Liter kochendes Wasser zu und läßt
die Mischung vollständig erkalten; hierauf gießt man sie in 24 Liter kaltes Wasser,
welches 0,4 Kil. Zucker oder 0,8 Kil. Melasse aufgelöst enthält. (Dieser Zusatz von
Zuckerstoff ist für das Gelingen der Farbe nicht wesentlich, aber vortheilhaft.)
Der so erhaltenen Lösung setzt man 3 Liter (eisenfreie) Salzsäure von 21°
Baumé zu; oder 1 Liter Schwefelsäure von 70°
Baumé, welche vorher mit 1 Liter Wasser verdünnt und
stehen gelassen wurde bis sich alles etwa darin enthaltene schwefelsaure Bleioxyd
ausgeschieden bat; oder 6 Liter Essigsäure von 6° Baumé; oder ein Gemisch von 0,25 Liter Zinnsalzlösung von 5° Baumé mit 3 Liter Essigsäure. Von allen diesen Substanzen
zieht Lightfoot die Anwendung der Essigsäure vor.
Der Niederschlag wird hernach auf ein tiefes conisches Filter gebracht, damit die
möglich geringste Oberfläche der Luft ausgesetzt bleibt. Nach dem Filtriren muß der
Teig 8 Liter messen.
Zur Darstellung einer blauen Druckfarbe versetzt man 8 Liter
Indigweiß-Niederschlag mit 2,4 bis 3,2 Kil. Gummi und rührt um, bis alles
Gummi aufgelöst ist.
Um eine grüne Druckfarbe zu erhalten, versetzt man die erwähnte blaue Farbe mit 1,6
Kil. krystallisirtem salpetersaurem Bleioxyd und 1,6 Kil. krystallisirtem
essigsaurem Bleioxyd; beide Salze, in Pulverform angewendet, läßt man in der Farbe
sich auflösen.
Mit den erwähnten Farben und den gewöhnlichen Beizen für Krapp oder Garancin kann man
baumwollene oder leinene Zeuge bedrucken und nachdem man die Stücke über Nacht
aufgehängt ließ, sie durch ein Reinigungsbad passiren; letzteres besteht in einer
Kali- oder Natronwasserglas-Lösung von 6° Baumé; oder in einer Lösung von kohlensaurem Kali, welche
14° Baumé zeigt, welcher man per Liter 7 bis 8 Gramme Kreide zusetzen kann; oder
endlich in einem Gemisch von Wasserglas und kohlensaurem Kali.
Dieses Bad wird in einem Kasten, welcher oben und unten mit Leitwalzen versehen ist,
auf beiläufig 25° C. erhitzt, und die Stücke können mit einer Geschwindigkeit
von 20 Meter per Minute durchgeführt werden. Hierauf
müssen die Stücke rasch in kaltem Wasser gespült werden, von einem Haspel aus, welcher
beiläufig 1,25 Meter über dem Wasserspiegel angebracht ist.
Durch dieses Spülen wird das in der Faser fixirte Indigweiß zu Indigblau oxydirt. Die
mit Grün bedruckten Stücke werden dann fünf Minuten lang durch eine Lösung von
doppelt-chromsaurem Kali passirt, welche 6 bis 7 Gramme des Salzes per Liter enthält und auf 35° C. erwärmt ist.
(Wenn man nur Blau mit den Beizen für Krapp aufgedruckt hat, kann man diese
Operation unterlassen.)
Alsdann unterzieht man die Stücke der Operation des sogenannten „zweiten
Kühkothens;“ man passirt sie nämlich 15 bis 20 Minuten lang in einem
Kessel, welcher Wasser und Kuhkoth enthält, bei einer Temperatur von beiläufig
70° C.; hernach wäscht man sie in Wasser, und färbt sie mit Krapp, Garancin
etc.; hierauf kann man das gewöhnliche Verfahren zum Bleichen des weißen Grundes
anwenden.