Titel: | Ueber die physikalischen Eigenschaften und die Heißkraft des Petroleums und der Mineralöle; von H. Sainte-Claire Deville. (Zweite Abhandlung.) |
Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. LIII., S. 204 |
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LIII.
Ueber die physikalischen Eigenschaften und die
Heißkraft des Petroleums und der Mineralöle; von H. Sainte-Claire Deville. (Zweite
Abhandlung.)
Aus den Comptes rendus, t. LXVIII p. 349; Februar
1869.
Deville, über die Heizkraft des Petroleums und der Mineralöle und
deren Anwendung zur Locomotiven-Heizung.
In der früher erschienenen AbhandlungPolytechn. Journal Bd. CLXXXIX S. 50. theilte ich die ersten Ergebnisse der in Auftrag und aus Kosten des Kaisers
Napoleon von mir ausgeführten theoretischen und
praktischen Untersuchungen über das Petroleum mit, und schließe nun diese
Mittheilungen im Nachstehenden mit einer gedrängten Auseinandersetzung der von mir
abgeführten Versuche zur ökonomischen und gefahrlosen Verbrennung der dick-
und zähflüssigen Petroleumsorten und Mineralöle, welche als Brennmaterial die besten
sind.
I. Verbrennung des Petroleums und
der Mineralöle in den Herden von Locomotiven.
Die Verwendung von Petroleum und Mineralölen als Heizmaterial in aus Ziegelsteinen
construirten Herden ist eine Aufgabe, deren Lösung mit Hülfe der Apparate gelungen
ist, welche ich in meiner ersten Abhandlung besprach und die Paul Audouin kürzlich in den Annales de
Chimie et de Physique nach beigegebenen Abbildungen beschrieben hatPolytechn. Journal Bd. CXCI S. 28; erstes
Januarheft 1869. Das Verfahren besteht darin, das Oel in dünnen, durch Hähne zu regulirenden
Strahlen auf eine aus Ziegelsteinen gemauerte Herdsohle fallen zu lassen. Diese
letztere liegt hinter einer mit Löchern versehenen Platte aus gebranntem Thone;
durch die Löcher dringt die zur Verbrennung erforderliche Luft zu. Die einzige
wichtige Veränderung, welche ich an dem Apparate angebracht habe, besteht in der
Anwendung eines einfachen gußeisernen Rostes von gewöhnlicher Form, aber größerer
Dicke, anstatt der Thonplatte; ein solcher Rost verleiht dem Apparate größere
Festigkeit, und gewährt auch vielleicht größere Bequemlichkeit, ohne daß das Princip
geändert wird, auf welches Audouin sich bei der
Construction seiner Apparate stützte.
Einen solchen Rost haben Dupuy de Lôme und ich, mit
Beihülfe des Hrn. Feugère, auf der kaiserlichen Yacht
„Puebla“ mit günstigem Erfolge in einem Röhrenkessel angewandt,
welcher den für eine Maschine von ungefähr sechzig Pferdekräften erforderlichen
Dampf liefern konnte. Diese Versuche, bei denen wir uns auch der Unterstützung der
HHrn. Audouin und Battarel zu
erfreuen hatten, überzeugten uns, daß das Steinkohlnöl als das am leichtesten zu
handhabende und sogar in einer Stadt wie Paris, wo die Steinkohle sehr theuer ist,
als das wohlfeilste Brennmaterial betrachtet werden kann.
Die von Feugère im Verlaufe dieser Probefahrt
aufgenommenen Zahlenresultate, welche ich nachträglich veröffentlichen werde,
bestätigen vollkommen die in meinem Laboratorium in der École
normale über die Heizkraft dieser Substanzen ausgeführten theoretischen
Bestimmungen.
Diese Versuche wurden im März und April 1868 ausgeführt. Bald nachher stellte mir Hr.
Sauvage, Director der französischen Ostbahnen, eine
Locomotive zur Verfügung, welche ich mit den nöthigen Umänderungen des Heizapparates
versehen ließ und dann zur. Heizung mit Mineralölen benutzte. Hr. Sauvage unterstützte mich dabei mit seiner großen
Erfahrung; er übertrug die ganze Arbeit und die praktische Ausführung meiner
Entwürfe einem ausgezeichneten Ingenieur, Hrn. Dieudonné,
früheren Zögling der polytechnischen Schule, welchem ich für den vollständigen und
raschen Erfolg, der unsere gemeinsamen Bemühungen krönte, zu größtem Danke
verpflichtet bin.
Die Aufgabe, welche ich zu lösen hatte, um eine Locomotive mit Mineralöl zu heizen,
bot Schwierigkeiten ganz anderer Art dar, als die Probleme mit denen ich mich bisher
beschäftigt hatte. Um einen vollständigen Erfolg erzielen zu können, mußte nämlich
der Verbrennungsapparat einfach seyn, wenig Raum einnehmen und auch mit Ausschluß
der Ziegelsteine aus seiner Construction functioniren können. Die Steinsconstruction
und namentlich die von mir bei dem Dampfkessel der „Puebla“
angewendeten gemauerten Gewölbe konnten nämlich bei einer Locomotive Gefahren
verursachen, in Folge der heftigen Erschütterungen, denen alle Theile der Maschine
ausgesetzt sind. Ferner sind die Oelmengen, welche in einer 300 pferdekräftigen
Locomotive per Stunde verbrannt werden müssen, im
Verhältnisse zu der verfügbaren Fläche so bedeutend, daß die Bedingungen des
Versuches sich als absolut verschieden von denen herausstellen, welchen bei den
Herden eines Ofens oder selbst eines Dampfkessels entsprochen werden muß. Ich griff
diese Aufgabe in nachstehender Weise an.
1) Zunächst experimentirte ich in meinem Laboratorium in der École normale mit einem verticalen Roste, dessen Oeffnungen so berechnet
waren, daß hinter
demselben eine bestimmte Quantität Mineralöl ohne Rauchbildung und ohne Verbrauch
eines merklichen Luftüberschusses verbrennen konnte. Diese letztere Bedingung ist
eine wichtige; ich habe, wie man sich erinnern wird, nachgewiesen, daß einer der
größten Vortheile der Mineralöle in ökonomischer Beziehung darin besteht, daß man
bei gehörig regulirter Verbrennung derselben der ganzen, dem Brennstoffe zugeführten
Luftmenge ihren Sauerstoff entziehen kann.
2) Je tiefer in den Herd hinein ein solcher Rost aufgestellt wird, desto mehr wird
derselbe der abkühlenden Einwirkung der Luft entzogen, oder, was auf dasselbe
hinausläuft, je stärker. (dicker) er ist, ohne über die Herdwände hinauszugehen,
desto stärker wird er während der Verbrennung der Mineralöle erhitzt. Läßt man das
Oel in eine zwischen den Roststäben ausgesparte tiefe innere Rinne laufen, so kann
man durch Versuche die Stärke bestimmen, welche man dem Gußeisen des Rostes geben
muß, damit sich das Oel, indem es sich auf der inneren Rostfläche verbreitet,
vollständig verflüchtigen kann, ohne daß ein irgend bedeutender Antheil des
Brennmateriales in anderem als dampfförmigem Zustande auf die Herdsohle gelangen
könnte.
Aus diese Weise stellt der Rost eine Reihe von Lampen dar; die Roststäbe bilden die
Dochte derselben, indem sie das Oel durch ihre innere Rinne verdampfen. Die Luft,
welche durch den zwischen den Stäben befindlichen freien Raum in den Herd einströmt,
erzeugt eine sehr lebhafte und sehr kurze Flamme von ungefähr 25 Centimet. Länge.
Außerhalb dieser Flamme sind die Verbrennungsproducte unsichtbar; wenn man aber in
diesen dunklen Theil einen starken Platindraht einführt, so wird das Metall sofort
glühend — ein Beweis, daß die Flamme hier bloß deßhalb unsichtbar ist, weil
sie ihres Kohlenstoffes beraubt ist, wie in der äußeren (Oxydations-) Flamme
des Löthrohres, mit welchem mein Apparat sich auch vergleichen läßt.
3) Will man die Oelverdampfungsfläche ohne Vergrößerung der äußeren Dimensionen des
Rostes beträchtlich vergrößern, so braucht man nur die hintere Wand dieses Rostes
nach einem geeigneten Winkel zu neigen. In diesem Falle durchlauft das Oel einen
längeren Weg, die in einer gegebenen Zeit verdampfte Menge ist bedeutender und
folglich muß der Zug der Esse in einem solchen Verhältniß verstärkt werden, daß die
Menge der in den Herd einströmenden Luft zur vollständigen Verbrennung des
Brennstoffes hinreicht.
Man begreift demnach, daß der zum Heizen einer Locomotive bestimmte Apparat in nichts
Weiterem besteht, als in einem Roste, welcher in dem Herde in solcher Weise
angebracht ist, daß man die möglich größte Heizfläche erhält. Hierzu genügt es, diesen Rost
an der Mündung des Aschenfalles einer Locomotive (oder irgend eines Heizapparates)
anzubringen.
Man kann folglich die Herdsohle aus Kupfer anfertigen, und zwar so, daß sie innerlich
von Wasser bespült wird und einen Theil des Kessels selbst bildet. Für eine
ausschließlich zur Heizung mit Mineralöl bestimmte Locomotive ist demnach eine
Einrichtung zu empfehlen, bei welcher der Herd und alle anderen Flächen ganz
cylindrisch sindIn diesem Falle müßte der Rost kreisförmig hergestellt werden und mehrere
Etagen erhalten, welche sämmtlich wie der von mir angewendete rechteckige
Rost construirt sind., alle ebenen Theile der Feuerbüchse wegfallen und die Stehbolzen vermieden
sind.
An seinem oberen Theile ist der Rost mit einer Reihe von Löchern versehen, durch
welche das Oel eintreten kann; dasselbe fließt über die vollen Theile dieses Rostes,
welcher am unteren Theile auf einer innen und außen vorstehenden gußeisernen
Unterlage ruht, um zu verhindern daß das Oel durch die Erschütterungen der Maschine
aus dem Herde herausgeschleudert wird oder auf die Sohle fällt.
Die Locomotive Nr. 291, welche zu meinen Heizversuchen mit Mineralölen benutzt wurde,
erhielt keinen so vollkommenen Apparat. Man mußte nämlich den Rost vor den
Aschenfall legen, letzteren mittelst einer Blechplatte verschließen, welche nicht
durch das Kesselwasser, sondern durch eine thönerne Fließe geschützt wurde. Außerdem
mußte der eiserne Rahmen, auf welchem der Druck am unteren Ende der Feuerbrücke
lastet, selbst vor der Wirkung des Feuers mittelst eines aus Ziegelsteinen
hergestellten Mantels geschützt werden, welcher innen durch ein Gewölbe aus
feuerfestem Thon gestützt wurde. Indessen lehrte die Erfahrung, baß die Hitze des
Herdes und die Erschütterungen der Maschine, ungeachtet der mittelmäßigen Qualität
dieses Thones und einer Geschwindigkeit der Locomotive von 60 bis 70 Kilometer per Stunde, diesen provisorischen Apparat nur wenig
benachtheiligten.Die Umänderung des Locomotive für den Betrieb mit Mineralöl kostete bloß 900
Francs.
Die Vertheilung des Oeles auf dem Roste wird durch einen einzigen graduirten Hahn
bewerkstelligt. Hr. Brisse, zweiter Director der
Eisenbahnwerkstätten in Epernay, hat diesen Hahn durch einen außerordentlich
einfachen Apparat ersetzt, dessen Beschreibung hier nicht gegeben werden darf. Der
Maschinist kann nämlich mittelst einer im Bereiche seiner Hand angebrachten, an
einem getheilten Kopfe sich bewegenden Schraube nach Belieben die Quantitäten Oel zufließen
lassen, welche der zu erzeugenden Dampfmenge entsprechen.
Der Zug der Esse wird wie bei einer gewöhnlichen, mit Steinkohle geheizten Locomotive
durch das Blasrohr erzeugt.
Bei richtiger Verwendung der Mineralöle hat man weder Rauch, noch Schlacken zu
befürchten. Bei bedeutender Geschwindigkeit der Locomotive ist der durch das
Dampfauslassen hervorgebrachte Zug so stark, daß man den Oelverbrauch und somit die
Dampferzeugung beliebig steigern kann, ohne Rauchbildung befürchten zu müssen.
Die Leitung des Feuers mittelst eines einfachen Hahnes nach dem Ansehen der aus der
Esse abziehenden Gase, welche eine sehr schwache gelbliche Färbung zeigen müssen
(was anzeigt, daß man keinen Luftüberschuß hat), ist eine so leichte Arbeit, daß man
sie dem Locomotivführer neben seinen gewöhnlichen Functionen übertragen kann.
Bei Unfällen oder Stößen kann der Oelzuleitungshahn durch einen selbstwirkenden
Apparat geschlossen werden, worauf das Feuer im Herde plötzlich erlischt und somit
nicht jene Brände veranlassen kann, durch welche öfter so entsetzliches Unglück
herbeigeführt wurde.
Ich muß noch bemerken, daß die als Brennstoff mit Vortheil verwendbaren
Mineral- und Petroleumöle stets schwere und zähflüssige Oele sind, welche
sich nur schwierig entflammen lassen. Man probirt sie, indem man sie bis auf
100° C. erhitzt und dann eine gut brennende Pechfackel in die Flüssigkeit
taucht, wodurch die Fackel erlöschen muß.
Unter Hrn. Dieudonné's Leitung wurden auf der Ostlinie
zahlreiche Versuche abgeführt. Im Nachstehenden gebe ich einen kurzen Auszug der von
ihm mir zugestellten Tabellen und der sie begleitenden Bemerkungen.
Datum.
Anzahl der Wagen
Mittlere Steigung des Weges,
Mittlere Geschwindigkeit.
Zurückgelegter Weg.
19. Juli
8
Eben.
60
18 Kilomet.
30. Juli
8
Eben.
60
18 Kilomet.
30. Juli
11
Eben.
60
18 Kilomet.
26. November
4
3,5 Millim.
60
55 Kilomet
Oelverbrauch per
Kilomet.
Gewicht der Wagen.
Bemerkungen.
4,70 Kilogr.
50000 Kilogr.
Gewöhnliches Wetter.
4,58 Kilogr.
50000 Kilogr.
Ebenso.
4,71 Kilogr.
90000 Kilogr.
Schönes Wetter.
4,70 Kilogr.
30000 Kilogr
Sehr schlechtes Wettcr.
Die (erwähnte) Locomotive Nr. 291 ist unser kleines Modell (mit einer einzigen
Treibachse; Gesammtgewicht 20,000 Kilogrm; Gewicht auf der Treibachse 8,400 Kilogrm.;
Heizfläche 60 Quadratmeter). Bei dem gelungensten Versuche vom 30. Juli (90,000
Kilogrm. Last; 60 Kilomet. Geschwindigkeit) stieg die entwickelte Leistung auf
ungefähr 250 Pferdekräfte, entsprechend 4 1/5 Pferdekräften per Quadratmeter Heizfläche. Dieß ist sicherlich ein sehr befriedigendes
Resultat.
„Das Anzünden des Feuers beansprucht mit dem Blasrohre einer benachbarten
Maschine fünf Viertelstunden; soll die Maschine durch den gewöhnlichen Zug ihrer
Esse angeheizt werden, so sind dazu dritthalb Stunden erforderlich. Die mit
Kohlen geheizten Maschinen erfordern zum Anfeuern dritthalb bis drei
Stunden.“
Diese Beobachtungen eines erfahrenen Ingenieurs flößen mir das größte Vertrauen zur
Locomotiven-Heizung mit Mineralölen ein, sofern diese Oele auf dem
Brennmaterialmarkt auftreten konnen.
II. Heizkraft
des Petroleums und der Mineralöle.
In einem ungefähr 540 Kilogrm. Wasser fassenden Röhrenkessel ließ ich einen gänzlich
von Wasser umgebenen Herd aus Ziegelsteinen anbringen, an dessen Vorderseite eine
mit Löchern versehene Gußeisenplatte gleichzeitig das Oel und die Luft zuführte. Das
Oel verbreitete sich auf der Sohle, verflüchtigte sich und verbrannte in Berührung
mit der durch die Löcher einziehenden Luft ohne Rauch.
Das Mineralöl befand sich in einem aus Blech angefertigten Mariotte'schen Gefäße, welches mit einem langen, in Millimeter getheilten
Glasrohre versehen war. Das Volum des cylindrischen Schnittes, welches im Gefäße
jedem Millimeter Höhe. der äußeren Röhre entsprach, hatte ich vorher mit der größten
Sorgfalt bestimmt.
Die zur Verbrennung erforderliche Luft wurde durch einen von einer kleinen
Dampfmaschine getriebenen Ventilator zugeführt und mittelst eines, in der
eindringenden Luft entgegengesetzter Richtung eingespritzten feinen Regens mit
Feuchtigkeit gesättigt. Die durch ein Thermometer angezeigte Temperatur dieser Luft
konnte mittelst zwei Bunsen'scher Brenner, welche das
Verbindungsrohr zwischen Herd und Ventilator erhitzten, beliebig erhöht werden.
Der schon in einem mehrfachen Mantel eingemauerte Kessel wurde von der umgebenden
Luft noch vollständiger durch eine continuirliche Umfassung mit Bleiröhren isolirt,
welche das zur Speisung bestimmte kalte Wasser durchlief. Auf diese Weise wurde der
Wärmeverlust auf Null herabgedrückt, mit Ausnahme einer einzigen Stelle, wo der sehr
geringe Einfluß dieses Verlustes auf experimentellem Wege bestimmt wurde.
Die im Inneren des Herdes entwickelte Wärme erzeugte im Locomotivkessel Wasserdampf,
welcher mittelst eines Schlangenrohres condensirt wurde. Das condensirte Wasser
wurde in graduirte und geschlossene eisenblecherne Behälter geleitet, und aus diesen
mittelst (durch die Maschine selbst) comprimirter Luft in die den Kessel umgebende
Bleiröhrenleitung getrieben, von welcher aus es ohne Verlust und mit einer bekannten
Temperatur in den Kessel zurückkehrte.
Man hatte so die im Generator erzeugte Wärme. Es blieb noch die mit dem Rauche oder
vielmehr mit den ungefärbten Verbrennungsproducten entweichende Wärme zu bestimmen.
Diese Gase wurden in ein horizontales, mit einem doppelten Mantel versehenes Rohr
geleitet, traten aus diesem in einen Kasten oder Condensator, dessen Flächen, wie
das horizontale Rohr, abgekühlt werden konnten, und entwichen nach zahlreichen
Umgängen in diesem Condensator in die Esse, in welcher ein Thermometer angebracht
war.
Eine aus einem Compteur abfließende bekannte Wassermenge bespülte zwischen zwei
Metallblechen alle vom Rauche beleckten Flächen, trat zwischen die beiden Mäntel des
horizontalen Rohres und floß endlich nach außen ab. Die Temperatur des Wassers bei
seinem Eintritte in den Kühlapparat, sowie bei seinem Austritte aus demselben, wurde
mittelst zweier sehr empfindlicher Thermometer gemessen.
Die Verbrennungsgase besaßen bei ihrem Entweichen eine Temperatur, welche um 2 bis 3
Grade höher war als die umgebende Temperatur, und die zur Speisung des Herdes
dienende Luft wurde in der Weise erhitzt, daß sie genau dieselbe Temperatur wie die
Verbrennungsgase bei ihrem Austritte aus dem Apparate besaß. Somit war die durch die
umgebende Luft dem Herde zugeführte Wärmemenge der durch die Verbrennungsgase aus
dem Apparate abgeführten Wärmemenge vollkommen gleich. In diesen Gasen ist zwar ein
Theil des Sauerstoffes durch ein gleiches Volum Kohlensäure ersetzt; da aber die
specifische Wärme der beiden Gase bei gleichem Volum dieselbe ist, so wurde dem
Apparate durch die Kohlensäure nicht mehr Wärme entzogen, als durch den Sauerstoff
zugeführt. Was den Stickstoff und den Wasserdampf anbelangt, so traten dieselben mit
derselben Temperatur und in derselben Menge aus, wie sie eintraten. Dieses System
besaß den großen Vortheil, daß wenn mehr Luft eingeblasen wurde, als zur Verbrennung
erforderlich war (vorausgesetzt daß das Abkühlen der Verbrennungsgase in
zweckentsprechender Weise geschah), dieser Luftüberschuß die Genauigkeit des
Verfahrens nicht beeinträchtigte.
Die zur Bestimmung der Verbrennungswärme erforderlichen Berechnungen sind übrigens
ziemlich einfach. Diese Wärmemenge ergibt sich durch die Formel:
Textabbildung Bd. 192, S. 211
in welcher bezeichnet:
Q die Verbrennungswärme;
P das Gewicht des im Generator erzeugten Dampfes;
T die Temperatur des Speisewassers;
K das Gewicht des den Rauch abkühlenden Wassers;
t′ die Temperatur des Wassers bei seinem Eintritte
in den Rauch-Abkühler;
t die Temperatur dieses Wassers bei seinem Austritte;
M das Gewicht des angewendeten Oeles.
Nachdem der Apparat in Thätigkeit gesetzt worden, fuhr ich mit dem Heizen fort, bis
die Werthe t — t′,P und M
absolut constant wurden. Dann bestimmte ich sie während zwei bis etwa drei Stunden,
und ermittelte so die Verbrennungswärme mit großer Genauigkeit.
Im Allgemeinen ist diese Wärmemenge geringer als sie sich aus der Rechnung nach dem
Dulong'schen Gesetze und nach der von Fabre und Silbermann
bestimmten Verbrennungswärme des Wasserstoffes und des Kohlenstoffes ergibt, wenn
man mit sauerstofffreien Oelen arbeitet.
Für sehr sauerstoffreiche Oele, wie Steinkohlenöl, findet
man hingegen eine größere Verbrennungswärme als die mit Zugrundlegung des Dulong'schen Gesetzes berechnete. Derartige Oele würden
demnach zur Classe der explosiven Körper gehören, welche mehr Wärme enthalten, als
die sie constituirenden Elemente im isolirten Zustande besitzen. —
Ich muß schließlich der Verwaltung der Pariser Gasgesellschaft für ihre Unterstützung
meiner Arbeit, deren Durchführung ohne ihre Hülfe sehr schwierig und kostspielig
gewesen wäre, meinen Dank aussprechen; diese Gesellschaft überließ mir zwei
Dampfmaschinen, lieferte mir alles zu meinen Versuchen erforderliche Steinkohlenöl,
und stellte einen ausgezeichneten Maschinenarbeiter zu meiner Verfügung, und dieß
Alles unentgeltlich.
Herrn Rolland, dem Generaldirector der Staatsfabriken,
verdanke ich den Vortheil, über eine Belleville'sche
Maschine zu verfügen
welche es mir ermöglicht, die durch das im Vorstehenden beschriebene Verfahren
erhaltenen experimentellen Daten mit denen der Praxis vergleichen zu können