Titel: | Ueber die Analyse des Cementmergels; von Dr. G. Lindenmeyer. |
Autor: | G. Lindenmeyer |
Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. LVII., S. 222 |
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LVII.
Ueber die Analyse des Cementmergels; von Dr.
G. Lindenmeyer.
Lindenmeyer, über Analyse des Cementmergels.
Die quantitative Bestimmung des Kalkes als Carbonat, beziehungsweise die Ueberführung
des oxalsauren Kalkes in solches, erfordert eine gewisse Kunstfertigkeit insofern
als durch eine zu sehr gesteigerte Temperatur leicht das Entweichen eines Antheiles
Kohlensäure veranlaßt wird. Man empfiehlt daher wohl die zu wägende Probe nur
gelinde zu erhitzen oder höchstens bis zum schwachen Glühen zu bringen.
Genauere Angaben über das Verhalten des kohlensauren Kalkes in höherer Temperatur
finden sich in den „Gelehrten Anzeigen der königl bayerischen Akademie der
Wissenschaften“ (Nr. 33 vom 20. März 1858) mitgetheilt. Darnach
eignet sich zur quantitativen Bestimmung des Kalkes als Carbonat die Hitze der
einfachen, mit 90 procentigem Weingeist gespeisten Weingeistlampe unter Anwendung
von Platintiegeln mit etwa dritthalb Kubikcentimeter Inhalt. Unter diesen Umständen
gibt der kohlensaure Kalk, für sich allein erhitzt, keine Kohlensäure ab, wie es
hingegen bereits in der Weingeistlampe mit doppeltem Luftzuge oder der Flamme des
Bunsen'schen Gasbrenners in namhaftem Grade der Fall
ist. Vielmehr nimmt Aetzkalk bei dieser Anordnung im trockenen Kohlensäurestrom
rasch über ein halbes Aequivalent Kohlensäure auf; es war die Absorption derselben
in einem Versuche dann circa das Dreißigfache von derjenigen bei
gewöhnlicher Temperatur und dieselbe geht derartig energisch von Statten, daß die
Probe in Folge davon sichtlich stärker erglüht.
Man könnte nach diesen Thatsachen geneigt seyn ein Glühen des Mergels in der einfachen Weingeistlampe behufs der Wasserbestimmung in
demselben anzuwenden, da ja der Versuch mit reinem kohlensaurem Kalk bewies, daß
derselbe hierbei unveränderlich ist. Die eventuelle Gewichtsabnahme, organische
Substanzen u. s. w. abwesend vorausgesetzt, würde dann also direct dem Wassergehalt
des Mergels entsprechen.
Bei Ausführung dieses Verfahrens sieht man sofort, daß Etwas bezüglich der Methode
nicht ganz in Ordnung seyn muß, indem die Probe auch nach oft wiederholtem Glühen
nicht constant im Gewicht wird, wie es doch nach dem Verhalten des reinen
kohlensauren Kalkes unter diesen Umständen der Fall seyn müßte. Die Probe zeigt aber
dagegen beim Mergel nach abermaligem Erhitzen immer wieder eine geringe
Gewichtsabnahme, und die Operation geht zuletzt faul und ohne exacten Abschluß von
Statten.
Versucht man in dieser Weise die Wasserbestimmung auszuführen und benutzt dafür eine
eigene Separatprobe des Mergels, eine andere für die Bestimmung der übrigen
Bestandtheile, so fällt auch bei sorgfältigem und gewandtem Operiren das
schließliche Ergebniß der Analyse nicht zufriedenstellend aus; man erhält einen
namhaften Ueberschuß.
Führt man mit dem bei beredeter Wasserbestimmung erhaltenen Glührückstande die
weitere Analyse durch, so stimmen die Resultate nicht mit der Analyse der
ungeglühten Probe; in der Kohlensäurebestimmung ist diese Abweichung am
beträchtlichsten.
Wird die Bestimmung des Wassergehaltes auf directem Wege, durch Absorption im
Chlorcalciumrohre, ausgeführt, und vergleicht man alsdann das Ergebniß derselben mit
der Gewichtsabnahme, welche die dem Versuche unterworfene Probe des Mergels erlitt,
so ist letztere weit beträchtlicher.
Eine weitere experimentelle Verfolgung dieser Thatsachen hat nun ergeben, daß, obwohl
kohlensaurer Kalk unter den erwähnten Umständen vollständig stabil ist, bei
Anwesenheit von Kieselsäure — wie im Mergel der
Fall vorliegt — dagegen bereits Kohlensäure ausgetrieben wird.
Die auf solche Weise aus dem Mergel bei sehr schwachem Glühen entwickelte Kohlensäure
ist auch leicht qualitativ durch Kalkwasser u. s. w. nachzuweisen.
Durch Anführung einiger Wägungsdaten will ich versuchen ein Bild davon zu geben, wie groß
der durch dieses Verhalten bei der Mergelanalyse verursachte Fehler ausfallen
kann.
Als Material für diese Belege diente ein Cementmergel von Lenggries unweit Tölz an der Isar, welcher mir als ein sehr qualificirtes
Rohmaterial von dem Eigenthümer einer bedeutenderen Cementfabrik, wo derselbe zur
Verwendung kommt, behufs der Analyse zugestellt war.
Um die Proben von Untersuchungsmaterialien dieser Kategorie mit einem bestimmten
Feuchtigkeitsgehalte zur Ausgangswägung zu bringen, ist es am besten dieselben
längere Zeit bei gewöhnlicher Temperatur im Exsiccator über Schwefelsäure verweilen
zu lassen. Es stellt sich dabei meist schon nach einigen Tagen Constanz im Gewichte
ein, und auch bei sehr langem Verweilen im Exsiccator findet alsdann keine weitere
Gewichtsabnahme Statt. Es gab in solcher Weise ein Gramm meines lufttrockenen
Untersuchungsmateriales im feingepulverten Zustande 0,010 Grm. Wasser ab,
entsprechend also gerade einem Procente. Von dem Material mit diesem
Feuchtigkeitsgehalte wurde ein größerer Vorrath zum Entnehmen der Proben bei
Durchführung der Analyse und der betreffenden Belegversuche im wohlverschlossenen
Gefäße aufbewahrt.
Eine Probe davon brachte ich mit Hülfe der Wendeschaufel in ein, an dem einen Ende
zur Federkieldicke ausgezogenes Stück Verbrennungsrohr, nachdem vor die Verengung
desselben ein frisch ausgeglühter lockerer Asbestpfropf eingeschoben war. Das
Nettogewicht betrug 1,588 Grm. Das eine Ende dieses Rohres wurde jetzt mit einer
schrägliegenden Fünfkugelröhre, englische Schwefelsäure enthaltend, verbunden; an
das dünnere Ende fügte man ein gewogenes Chlorcalciumrohr für die directe Bestimmung
des Wassergehaltes. Während durch die einfache Weingeistlampe die Beschickung der
Zersetzungsröhre zum Glühen erhitzt wurde, sog man mit Hülfe des Aspirators mäßig
rasch in der Richtung zum Chlorcalciumrohre Luft durch den Apparat. Nach einer
Stunde wies das Chlorcalciumrohr eine Zunahme von 0,039 Grm. auf, entsprechend 2,45
Procenten Wasser im lufttrockenen. Mergel (W), das
Zersetzungsrohr mit der Mergelprobe hingegen eine Abnahme von 0,054 Grm. Die Probe
im Rohre betrug demnach nur 1,534 Grm. (R). In diesem
Versuche waren also trotz der schlechten Wärmeleitung des Verbrennungsrohres 0,015
Grm. Kohlensäure aus dem Mergel ausgetreten, welche für die Wasserbestimmung in
angegebener Weise somit einen Fehler von + 0,95 Procenten des lufttrockenen
Materiales veranlaßt haben würden.
Man konnte das Ergebniß dieses Versuches nun aber noch dadurch controliren, daß man
in dem Rückstände des Zersetzungsrohres abermals eine Kohlensäurebestimmung
ausführte und dieselbe mit dem Gesammtgehalte an Kohlensäure in dem Mergel und dem gefundenen
Wasserbetrage in Relation brachte.
Der Kohlensäuregehalt im Mergel ergab sich, bei der Zersetzung mit verdünnter
Salpetersäure und Trocknen der entweichenden Kohlensäure durch concentrirte
Schwefelsäure in bekannter Weise, bei Anwendung von 2 Grm. lufttrockenen Materiales
zu 0,570 Grm. oder zu 28,50 Procent. Die in das Zerfetzungsrohr gebrachte Probe
enthält also vor dem Erhitzen 0,453 Grm. Kohlensäure. Vom Rückstände nach dem Glühen
(R oben) lieferten 1,407 Grm. 0,420 Kohlensäure, der
ganze Rückstand würde also 0,438 Grm. geliefert haben. Diese Kohlensäuremenge von
der Gesammtkohlensäure des Mergels 0,453 abgezogen, gibt übereinstimmend mit der
vorigen Bestimmung den Verlust an Kohlensäure zu 0,453-0,438 = 0,015 Grm. Der
Betrag um welchen die Abnahme des Zersetzungsrohres die Zunahme des
Chlorcalciumrohres überstieg, vereinigt mit der im Rückstand noch verbliebenen
Kohlensäure, gab also genau wieder die in der frischen Probe vorhandene
Kohlensäuremenge.
Nachdem so erwiesen war, daß die beobachtete Differenz in den Mergelanalysen wirklich
von in schwacher Glühhitze ausgetriebener Kohlensäure herrührte, in dem eben
mitgetheilten Versuche aber in der Zersetzungsröhre offenbar eine viel geringere
Temperatur obwaltete als in dem Platintiegel bei der oben angegebenen Anordnung, so
habe ich noch das Ergebniß einer derartigen Versuchsreihe im Platintiegel
mitzutheilen.
Es ergab ein Gramm des lufttrockenen Mergels beim Behandeln in der Eingangs erwähnten
Weise, im Platintiegel über der einfachen Weingeistlampe geglüht, folgende
Gewichtsabnahme, ausgedrückt in Procenten der lufttrockenen Substanz:
Nach einer Stunde
9,5
Procente
Nach zwei Stunden
insgesammt
11,0
Procente
weiters
1,5
Proc.
Nach drei Stunden
insgesammt
12,1
Procente
weiters
1,1
Proc.
Nach vier Stunden
insgesammt
12,4
Procente
weiters
0,3
Proc.
Nach fünf Stunden
insgesammt
12,7
Procente
weiters
0,3
Proc.
Nach sechs Stunden
insgesammt
13,2
Procente
weiters
0,5
Proc.
Nach sieben Stunden
insgesammt
13,5
Procente
weiters
0,3
Proc.
Nach der directen Bestimmung betrug nun der Wassergehalt im lufttrockenen Mergel 2,45
Procente (W oben). Es fand also während der ersten
Stunde des Erhitzens bereits eine sehr beträchtliche Kohlensäureentwickelung, 7,05
Proc. statt; dieselbe sank indeß dann rasch herab und gieng nach dreistündigem
Glühen nur noch so träge voran, daß auf die Stunde durchschnittlich bloß ein Drittel
Proc. kommt. Die Gesammtausgabe an Kohlensäure während siebenstündigem Glühen betrug
11,05 Procente der
lufttrockenen Substanz und 37,02 Proc. der in dem Mergel überhaupt vorhandenen
Kohlensäure.
Auch in diesem Glührückstande wurde wieder der Kohlensäuregehalt bestimmt und 0,176
Grm. dafür gefunden. Derselbe mit der gemäß der vorigen Deduction ausgetriebenen
Kohlensäure zusammengefaßt, gibt als Bestätigung 17,6 + 11,05 = 28,65 Proc., welches
mit der Bestimmung der Gesammtkohlensäure des Mergels 28,5 übereintrifft.
Analog mußte sich voraussichtlich ein künstliches Gemenge von kohlensaurem Kalk und
Kieselsäure verhalten; auch hierüber habe ich einige directe Versuche
ausgeführt.
Chemisch reiner kohlensaurer Kalk, erhalten durch Fällung von Chlorcalcium mit
kohlensaurem Ammoniak, verlor im lufttrockenen Zustande gewogen beim Glühen in
angegebener Weise nach einer Viertelstunde 3,2 Proc.; bei fernerem zweistündigem
Erhitzen hatte keine weitere Abnahme stattgefunden. Stabilität trat also wenigstens
ein. Um mich nochmals zu überzeugen ob dieser bei der schwachen Glühhitze
unveränderliche Rückstand wirklich nur neutrales Carbonat sey, führte ich damit noch
eine Kohlensäurebestimmung aus. Ein Grm. ergab dabei 0,436 Grm. Kohlensäure, also
43,6 statt der verlangten 44 Procente, welche geringe Abweichung vom
Zuverlässigkeitsgrade der Methode aus zu beurtheilen ist.
Von diesem kohlensauren Kalk wurden nun 0,5 Grm. mit der gleichen Gewichtsmenge
reiner frisch ausgeglühter Kieselsäure innig gemischt und das Gemenge alsdann wieder
wie oben erhitzt.
Der Betrag der ausgetriebenen Kohlensäure ergab sich hierbei bezogen auf 100
Gewichtstheile in dem Gemenge vorhandenen kohlensauren Kalkes, resp.
Kohlensäure:
Nach ¼ Stunde
2,6
Procent des
5,9
Procent der
Nach ½ Stunde
3,4
kohlensauren
7,7
Kohlensäure
Nach 1 Stunde
4,2
Kalkes.
9,5
Nach 1½ Stunde
4,8
10,5
Nach 2 Stunde
5,4
12,3
Im Rückstände wurde wieder die noch vorhandene Kohlensäure bestimmt, und ergaben sich
dafür 38,00 Procent des anfänglich vorhandenen kohlensauren Kalkes. Diese mit dem
letzten zugehörigen Werthe der obigen Zusammenstellung vereinigt, gibt als
Controlziffer den Kohlensäuregehalt im angewandten Kalkcarbonat zu 5,4 + 38 = 43,4
statt 44 Procenten, welche die Rechnung verlangen würde, und 43,6 des zuvor durch
den Versuch gefundenen Werthes dafür.
In einem anderen Versuche mischte ich Kieselsäure und kohlensauren Kalk ohne dieselben zuvor
ausgeglüht zu haben, also mitsammt ihrer hygroskopischen Feuchtigkeit gewogen, da ja
im Mergel auch immer noch ein geringer Wasserrückhalt zugegen ist.
In einer Parallelprobe hatte die verwandte Kieselsäure einen Wassergehalt von 10,4
Procenten, der kohlensaure Kalk wie oben 3,2 Proc. ergeben.
Ein Gramm des Gemenges von beiden Substanzen zeigte nun unter den bekannten Umständen
folgenden Verlust an Kohlensäure, nach Abzug des Wassergehaltes:
Textabbildung Bd. 192, S. 227
Von 100 Gewichtstheilen
kohlensaurem Kalk im Gemisch; Von 100 Gewichtstheilen im Gemisch enthaltener
Kohlensäure
Es war hier also bereits nahe der vierte Theil der überhaupt vor dem Glühen
vorhandenen Kohlensäure entwichen.
Auch in dem Glührückstand von diesem Versuche wurde zur Controlle die Bestimmung der
darin verbliebenen Kohlensäure ausgeführt. Dieselbe fiel indeß etwas geringer aus,
als die Gewichtsabnahme der Mischung von kohlensaurem Kalk und Kieselsäure erwarten
ließ. Es rührt dieses wohl von einer bereits weiter vorangeschrittenen Verfrittung
des gebildeten Kalksilicates her, welche sich einer vollkommenen Zersetzung durch
die Salpetersäure einigermaßen widersetzte.
Ich erhielt nämlich aus dem Rückstände nur 0,152 Grm. Kohlensäure. Berücksichtigt man
nun, daß in dem Gemische 0,500 Gramme lufttrockenen kohlensauren Kalkes mit 3,2
Procenten desselben an hygroskopischer Feuchtigkeit, entsprechend also 0,016 Grm.,
enthalten waren, und außerdem die gleiche Menge der Kieselsäure noch 0,052 Grm.
Wasser, entsprechend 10,4 Procenten der Kieselsäure, dem Gemische zugeführt wurden,
also der Wassergehalt im Ganzen 0,052 + 0,016 = 0,068 betrug, so bleibt, da die
Gesammtabnahme beim Glühen in Folge des entwichenen Wassers und eines Theiles der
Kohlensäure sich auf 0,121 Grm. belief, für die entwichene Kohlensäure allein
0,121-0,068 = 0,053 Grm. Im Rückstände wurden bei der Bestimmung nun noch
0,152 Grm. Kohlensäure gefunden, und diese mit der entwichenen vereinigt gibt 0,053
+ 0,152 = 0,205 Gesammtkohlensäure, welche von 0,500-0,016 = 0,484 Grm.
reinem kohlensauren Kalk herstammte. Von 100 Gewichtstheilen des letzteren erhielten wir
also 100.205/484 = 42,36 Proc., während 44 Proc. verlangt werden. Diese Abweichung
ist abermals viel beträchtlicher als die durch die gewöhnlichen Fehlerquellen der
Methode und muß wohl wieder als eine Folge der bereits weiter ausgebildeten
Verfrittung angesehen werden.
Ein zweiter Versuch mit denselben Materialien ergab folgende Werthe für die beim
schwachen Glühen in bekannter Weise ausgetriebene Kohlensäure:
Textabbildung Bd. 192, S. 228
verloren 100 Gewichtstheile
kohlensaurer Kalk an Kohlensäure:; oder von 100 Gewichtstheilen Kohlensäure in
der Mischung entwischen:
Auch hier ließ die Bestimmung der Kohlensäure einen namhaft niedrigeren Werth finden
als die Synthese verlangte, indem sich derselbe analog der vorigen Deduction zu 42,6
Procenten ergab.
Als Beleg wie rasch sich die Kohlensäureausgabe bei höherer Temperatur steigert, mag
noch dienen, daß eine ganz gleiche Probe, über dem Bunsen'schen Gasbrenner geglüht, nach einer Stunde bereits 50 Procente,
nach zwei Stunden 57,8 Procente der im Gemenge vorhandenen Kohlensäure ausgegeben
hatte.
Das Entweichen der Kohlensäure mußte offenbar mit einer Silicat-bildung
zusammenhängen, da der reine kohlensaure Kalk, wie angegeben, bei der Temperatur,
welcher die Probe ausgesetzt wurde, unveränderlich ist, wenn man in diesem Verhalten
nicht etwa ein entferntes Analogon zu dem bekannten Einfluß, den ein
Braunstein- oder Eisenoxydzusatz zum chlorsauren Kali bei der
Sauerstoffbereitung ausübt, erblicken wollte.
Die bei diesen Operationen aufgeschlossene Kieselsäure war beträchtlicher als man
vermuthen sollte. Wurde der Glührückstand mit verdünnter Salzsäure behandelt und
filtrirt, so fanden sich im Filtrate, gemäß der Abscheidung durch Eindampfen u. s.
w. (in gewöhnlicher Weise) Kieselsäuremengen, welche auf ein Aequivalent
entwickelter Kohlensäure zwischen ein Viertel und ein Fünftel Aequivalent betrugen.
Dieser Umstand dürfte namentlich für die Theorie des Cementes von Wichtigkeit seyn.
Es hatten vier bis fünf Aequivalente Kalk ein Aequiv. Kieselsäure in schwacher
Salzsäure löslich gemacht.
Schließlich will ich noch die Gesammtzusammensetzung des für die obigen Versuche
benutzten Mergels anführen, welche nach übrigens bekannter Methode ermittelt wurde. Für
die Bestimmung der Alkalien wurde nach Wöhler der Mergel
einfach durch starkes Glühen aufgeschlossen u. s. w.; die
Alkalien wurden durch Ermittelung des Schwefelsäuregehaltes in dem eventuellen
Gemenge der Sulfate bestimmt; die erhaltene Schwefelsäure entsprach indeß genau der
von reinem Kali beanspruchten und es war also kein Natron vorhanden. Hundert
Gewichtstheile lufttrockenen Mergels enthielten:
Kalk
36,84
Kohlensäure
28,50
Kieselsäure
23,24
Thonerde
4,30
Eisenoxyd
1,14
Magnesia
0,96
Kali
1,48
Wasser,
im Exsiccator
1,00
Wasser,
bei 110° C
0,83
Wasser,
beim Glühen
0,62
–––––
98,91
Hiervon waren 29,16 Procente in zehnprocentiger Salzsäure (1,048 spec. Gewicht)
unlöslich.