Titel: | Ueber einen dolomitischen Mergel und dessen Verwendung zur Cementfabrication; von L. Gätschenberger. |
Autor: | L. Gätschenberger |
Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. CXII., S. 422 |
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CXII.
Ueber einen dolomitischen Mergel und dessen
Verwendung zur Cementfabrication; von L.
Gätschenberger.
Gätschenberger, über Cementabrication mit dolomitischem
Mergel.
Seit längerer Zeit wird unweit Heidelberg aus einem dolomitischen Mergel, welcher
dort zu Tage kommt, ein Cement bereitet von folgender Zusammensetzung:
Kalk
44,22
Magnesia
17,77
Eisenoxyd
3,07
Thonerde
5,75
Manganoxydul
2,33
Kali und Natron
4,72
Kieselsäure
22,14
Es war mir Gelegenheit geboten, mit dem Mergel, aus welchem der Cement direct
gebrannt wird, ausgedehntere Versuche anzustellen, und bin ich zu dem Resultate
gekommen, daß Es zwei Wege gibt, um ein Product von vorzüglichen hydraulischen
Eigenschaften daraus zu gewinnen.
Erstens, man brennt die Steine bei einer Temperatur welche etwas unter 400° C.
liegt, so daß nur die Magnesia ihre Kohlensäure abgibt und der Kalk dieselbe
gebunden hält.
Zweitens, man brennt die Steine bei einer sehr hohen Temperatur, bis dieselben stark
sintern und etwas in Fluß gerathen.
Im ersten Falle ist die Magnesia das wirksame Agens; dieselbe erhärtet, wie mich
meine Versuche belehrt haben, unter Wasser wohl mit kohlensaurem Kalk aber nicht
mit Aetzkalk, wenn derselbe in beträchtlicher Menge vorhanden ist. Steigert man nun
die Temperatur zu hochnicht aber so hoch, daß der Kalk mit Eisenoxyd und Thonerde in
Verbindung treten kann, so bildet der nun als Aetzkalk vorhandene Kalk, in Berührung
mit Wasser gebracht, Kalkhydrat; hierdurch wird die Consistenz wesentlich
beeinträchtigt und der Cement erhält gewöhnlich Risse.
Im zweiten Falle verliert die Magnesia bei der hohen Temperatur zwar ihre
hydraulischen Eigenschaften, spielt aber nun vermöge ihrer Verwandtschaft zur
Kieselsäure eine ähnliche Rolle wie der Kalk. Der so erhaltene Cement ist dem
ersteren sowohl durch rasches, als vorzügliches Erhärten weit überlegen.
Es ist sehr wesentlich, diese zwei Punkte im Brennen, bei Verwendung von
dolomitischen Kalken in's Auge zu fassen, da man sonst vergeblich nach Gründen
sucht, warum man einmal ein gutes, ein anderes Mal ein mittelmäßiges oder ganz
unbrauchbares Product erhält.
Es mag hier auch noch erwähnt seyn, daß man in dem Verhältniß von Kalk und Magnesia
zu Kieselsäure, Eisenoxyd und Thonerde weiter gehen darf, als bei Cementen welche
nur unbeträchtliche Mengen von Magnesia enthalten.
Ein vorzüglicher Cement, welcher bei hoher Temperatur gebrannt wurde, enthielt auf
100(Si O2, R2 O3),
304 CaO, MgO, wobei Kalk und
Magnesia in dem Verhältniß von 2:1 standen, während 100 (Si
O2, R2
O3) auf 304 Ca
O schwerlich einen brauchbaren Cement liefern würde.