Titel: | Ueber F.Carré's verbesserte Daniell'sche Säule und dessen neuen Regulator für das elektrische Kohlenlicht; Bericht von Jamin. |
Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. CXXIV., S. 466 |
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CXXIV.
Ueber F.Carré's verbesserte Daniell'sche Säule und dessen neuen Regulator für das elektrische Kohlenlicht;
Bericht von Jamin.
Aus dem Bulletin de la société d'Encouragement, Februar
1469, S. 69
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Carré's verbesserte Daniell'sche Säule
Der durch seine sinnreichen Apparate zur Eiserzeugung wohl bekannte Civilingenieur F.
Carré in Paris (148, boulevard Richard-Lenoir) hat der société
d'Encouragement die von ihm modificirte Daniell'sche Säule und seinen neuen Regulator für das elektrische Kohlenlicht
zur Begutachtung vorgelegt.
1. Das Carré'sche Element.
Diese Säule ist nicht neu; sie ist dieselbe, welche Becquerel (Vater) im Jahre 1829 erfand, die in England adoptirt wurde und
welche man gewöhnlich, aber mit Unrecht, Daniell'sche
Säule nennt.
Carré hat in derselben wesentliche Verbesserungen
eingeführt,Eine Notiz über das Carré'sche Element wurde im
polytechn. Journal Bd. CLXXXVIII S. 400
mitgetheilt. indem er sie in folgender Weise construirte:
In der Mitte befindet sich ein cylindrisches Gehäuse, welches durch verticale
Tannenholzstäbe gebildet ist; Es enthält die Kupfervitriol-Krystalle und
dient einem zweiten äußeren Gehäuse, das aus dünnen Kupferdrähten angefertigt ist,
zur Unterstützung. Diese Drähte bilden den positiven Pol; sie dienen so lange als
der auf ihrer Oberfläche entstehende Kupferniederschlag ihre Zwischenräume nicht
ausgefüllt hat. Die beiden Gehäuse befinden sich in dem porösen Gefäße (Diaphragma).
Um letzteres billiger herzustellen und die Leitungsfähigkeit desselben zu erhöhen,
verfertigt Es Carré aus Albuminpapier, welches in Dampf
bei der Temperatur von 230° C. erhitzt und dann mit Gummilack geleimt wurde,
so daß Es einen Cylinder bildet, dessen Basis eine Porzellanschale ist. Da ein
solches Diaphragma leicht zerbrechlich ist, so versieht man Es mit einem System von
Bindfäden, welche die poröse Zelle mit Allem was sie enthält zu heben gestatten,
falls man die Säule auseinandernehmen und reinigen will.
Um diese poröse Zelle herum wird der amalgamirte Zinkcylinder eingelegt, und zwar in
ein Glas welches mit Zinkvitriol gefüllt ist. Die Verbindung eines Elementes mit dem
anderen bietet nichts Eigenthümliches dar. Der Zinkcylinder hat einen Durchmesser
von II Centimeter und 55 Centimeter Höhe. Jedes Element
kommt beim Constructeur auf 6 Fr. 30 Cent. zu stehen. Die porösen Zellen müssen
ziemlich oft erneuert werden, kosten aber nur 20 Centimes.
Als Bunsen, indem er das Platin durch Kohle ersetzte, das
Grove'sche Element ökonomisch gemacht hatte, wurden
die früher bekannten Säulen wegen ihrer relativ schwachen Wirkung fast allgemein
aufgegeben. Das Bunsen'sche Element hat aber auch seine
Uebelstände; Es erfordert concentrirte Säuren und entwickelt scharfe Dämpfe, so daß
die Orte, wo eine Anzahl solcher Elemente thätig ist, unbewohnbar bleiben. Trotz der
Amalgamirung wird der Zinkcylinder oft sehr schnell zerfressen und daher zur
weiteren Verwendung unbrauchbar. Nach einigen Stunden ist die Säule unthätig, weil
die Salpetersäure sich verdünnt hat; man muß daher die Säure durch frische
concentrirte ersetzen.
Die Daniell'sche Säule hat keinen dieser Uebelstände; sie
erfordert gar keine Säure, ist geruchlos und entwickelt nichts; das Zink wird darin bloß während
ihrer Thätigkeit aufgelöst und Es geht von demselben nichts verloren; das
schwefelsaure Kupferoxyd wird vollständig reducirt und nicht nur ganz ausgenutzt,
sondern Es schlägt sich auch reines Kupfer nieder, welches zu viel höherem Preise
als das gewöhnlich im Handel vorkommende Metall verkäuflich ist. Vom ökonomischen
Standpunkte und dem der Reinlichkeit und Gesundheit, ist daher die Daniell'sche Säule vorzuziehen; auch schon deßwegen, weil
die Wirkung derselben sehr lange ungeschwächt andauert, indem sie 200 Stunden ohne
bedeutende Schwächung functioniren kann, unter der einzigen Bedingung, daß man alle
24 Stunden einen Theil des schwefelsauren Zinkoxydes, welches das Zinkblech umgibt,
durch reines Wasser ersetzt.
Diese Kette hat jedoch den Nachtheil, daß ihre elektromotorische Kraft gleich 3 ist,
während die des Bunsen'schen Elementes gleich 5 ist. Ist
aber diesem Umstande eine so große Wichtigkeit beizulegen, wie man bisher geglaubt
hat? Die elektromotorische Kraft kann man allerdings nicht ändern; Es ist aber sehr
leicht, den Widerstand eines Elementes zu vermindern, indem man, wie Es auch Carré gethan hat, seine Oberfläche vergrößert.
Nehmen wir nun an, daß 5 Daniell'sche Elemente denselben
Widerstand haben wie 3 Bunsen'sche, so werden sie
dieselben zu allen Zwecken vollständig ersetzen, weil sie dieselbe elektromotorische
Kraft und auch denselben Widerstand haben. Selbst wenn man sie soweit vergrößert,
daß dieser Widerstand geringer als jener der 3 Bunsen'schen Elelemente wird, so werden sie im Ganzen den letzteren
vorzuziehen seyn; im Allgemeinen wird eine Säule von n
Daniell'schen Elementen mehr werth seyn, als eine von
3n/5 Bunsen'schen.
Allerdings werden die Auslagen für Zink im Verhältniß von 5 : 3 größer, aber die für
Säure werden erspart, weil das schwefelsaure Kupferoxyd gar keine Kosten verursacht.
Im Ganzen liegen die Vortheile in jeder Hinsicht, mit alleiniger Ausnahme der Anzahl
der Elemente, auf Seite der Daniell'schen Batterie.
Carré stellte eine Batterie von 60 Elementen dem
Laboratorium der Sorbonne zur Verfügung und ich habe dieselbe zu allen meinen
Versuchen mit dem elektrischen Licht benutzt.
2. Der Carré'sche Kohlenlicht- Regulator.
Bezüglich der Gleichförmigkeit des elektrischen Kohlenlichtes lassen jetzt der
Regulator von Serrin und der von Foucault nichts mehr zu wünschen übrig;Serrin's Kohlenlicht-Regulator neuester
Construction ist beschrieben im Polytechn. Journal Bd. CLXXXVIII S. 427; der Regulator von Foucault in Bd. CLXXX S. 437. der Apparat von Carré ist jedoch einfacher.Eine Notiz über Carré's
Kohlenlicht-Regulator wurde im polytechn. Journal Bd. CLXXXVIII S. 502 mitgetheilt.
Denken wir uns einen Elektromagnet durch zwei parallele horizontale Cylinder
gebildet, deren Pole A und B
sind, Fig. 1
und 2.
Zwischen ihnen befindet sich, parallel zu ihrer Richtung, eine Lamelle von
gehärtetem Stahl C,D, in C
festgehalten, in D beweglich, so daß sie sich drehen und
als Feder wirken kann. Andererseits ist sie fest verbunden mit dem Contacte E,F; dieser ist es, welcher sie dreht, und die Torsion
strebt sie in ihre vorige Lage zurückzubringen.
Dieser Contact, welcher in einer senkrechten Ebene angebracht ist besteht aus einem
Querstück von weichem Eisen G,H, welches mit zwei
eisernen Bogenstücken GE und HF verbunden ist. Die Pole A und B, ziehen E und F an, aber auch und hauptsächlich die Cnden des
Querstückes H,G, so daß das Querstück sich A und B gegenüber zu
stellenstrebt. Die Bögen HF und GE sind keineswegs kreisförmig; sie sind Theile von Spiralen, welche auf
experimentalem Wege gefunden wurden, derartig gekrümmt, daß die Anziehungskraft von
der ersten bis zur letzten Stellung zunimmt, jedoch weniger rasch als die Reaction
der Stahlfeder. Für eine gegebene Kraft des Magneten bleibt das Querstück G,H in einer schiefen Lage stehen; wenn diese Kraft
zu- oder abnimmt, so ändert sich die Neigung von G,H. Diese sinnreiche Anordnung gestattet Winkelbewegungen von 60°
für wenig beträchtliche Aenderungen in der Stromstärke zu erhalten.
An diesem Contacte ist ein verticales Stäbchen befestigt, dessen oberes Ende sich
bedeutend hebt oder senkt, und welches durch geeignete Bewegungsübertragungen die
Kohlenstücke einander nähert oder von einander entfernt.
Der Vortheil dieses neuen Apparates besteht darin, daß er viel billiger als die
bisher angewandten ist.
Präparirte Kohle für das elektrische Licht. — Die
Gaskohlen (Retortenkohlen), welche man gewöhnlich anwendet, haben den Uebelstand,
mit einem unangenehmen Zischen abzubrennen. Es gelang Carré, diesen Uebelstand vorerst zu vermindern, indem er die Kohlen in
Salzlösungen kochen ließ; das chlorsaure Kali beseitigt dieses Geräusch; dasselbe
thut die Borsäure, und da diese außerdem eins Art Firniß auf den Stiften absetzt,
so verzögert sie deren Verbrennung in in der Luft. Nach diesen ersten Versuchen
fabricirte Carré Stifte in verschiedener Weise, z. B.
indem er Kienruß mit pulverisirter Steinkohle mischte, das Gemisch in Stahlformen
sehr stark comprimirte und Es hernach bei hoher Temperatur brannte, um der Masse
mehr Consistenz zu ertheilen. Man kann hernach diese Kohlen mit fetten Stoffen oder
mit dichtem Syrup tränken und sie einem zweiten Brennen unterziehen.
Solche Kohlen brennen ohne alles Geräusch ab und leuchten bedeutend lebhafter als die
bisherigen. Die besten sind aber diejenigen, welchen man Spuren von pulverisirtem
Antimon, oder von reducirtem Eisen, oder von Zinn zugesetzt hat; sie geben einen
enormen Lichtbogen, und die Lichtmenge, welche in meinem Laboratorium gemessen
wurde, war im Verhältniß von 1 zu 1,68 vergrößert.
Beschreibung der Abbildungen der Carré'schen Säule.
Fig. 3,
verticaler Durchschnitt der Säule;
Fig. 4, Aufriß
derselben;
Fig. 4a, horizontaler Durchschnitt nach der Linie
I, II der Fig. 3; Fig. 4b, Ansicht von Oben.
A amalgamirter Zinkcylinder.
B cylindrisches Diaphragma von Pergamentpapier oder von
Eiweißpapier.
B1 Boden (Schale) aus
gebranntem Thon, auf welchen der Papiercylinder mit Gummilack geleimt ist.
C cylindrisches Gehäuse, aus verticalen Tannenholzstäben
gebildet, welche auf einem hölzernen Boden ruhen, der an seinem Umfang mit
Vorsprüngen versehen ist; diese Stäbe sind oben durch eine kupferne Krone D verbunden, deren oberer Rand gezahnt ist.
Kupferdrähte von beiläufig 0,8 Millimeter Stärke, welche zwischen den Zähnen der
Krone D und den Vorsprüngen am Boden des Ge bäuses C gezogen sind, bilden um dieses Gehäuse ein leitendes
Netz, auf welchem sich das reducirte Kupfer ablagert.
E ringförmige Scheibe, welche die kupferne Krone D bedeckt.
F getheerte Schnur zum Zusammenhalten des Ganzen ; sie
ist durch die Einschnitte am Thonboden B1 und an der Scheibe E gezogen.
Man gibt Kupfervitriol-Krystalle in das Gehäuse C,
so daß sie dasselbe auf seine ganze Höhe füllen, daher die Lösung stets überall
gesättigt bleibt.
G ist ein Kreuzständer, welcher den Thonboden B1 sowie den Zinkcylinder A trägt; sein Zweck ist, den zu Boden sinkenden
Kupferschlamm aufzunehmen und das papierene Diaphragma gegen Bekrustung zu
sichern.
H ist das äußere Gefäß, welches den Apparat umhüllt und
den Schlamm aufnimmt.
J. W.