Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. , S. 508 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die Stille Ocean-Bahn (Pacific
Railroad) in Nordamerika.
Im Jahrgang 1867 des polytechnischen Journals Bd.
CLXXXVI S. 486 wurden aus einer
amerikanischen Zeitschrift Notizen mitgetheilt über die Art, wie das enorme
Unternehmen der Pacificbahn quer durch den Continent von Nordamerika betrieben
worden ist; im Folgenden geben wir nach dem preußischen Staatsanzeiger einige
Notizen über die allgemeinen Verhältnisse dieser Bahn, deren Vollendung kürzlich
erfolgt ist.
Die Pacificbahn erstreckt sich von (Council-Bluffs) Omaha am Missouri (an der Grenze von Iowa und Nebraska) östlich bis San Francisco am Stillen Meere. Omaha ist schon seit
einigen Jahren mit dem Atlantischen Ocean und New-York durch ein die Staaten
New-York, Pennsylvanien, Ohio, Indiana, Illinois und Iowa durchschneidendes
Eisenbahnsystem verbunden. Die Entfernung von New-York bis Omaha beträgt 305
preußische Meilen, von Omaha bis San Francisco noch 387 preußische Meilen, die ganze
Länge der Eisenbahn-Verbindung zwischen New-York und San Francisco
mithin 692 preußische Meilen.
Die Pacificbahn steigt von Omaha (968′ über dem Meeresspiegel) allmählich bis
8242′ (Evanspaß im Hillsgebirge, 115 preußische Meilen westlich von Omaha),
fällt in den nächsten 6 Meilen (Lamarie River) bis auf 7175′, steigt dann
aber wieder auf 7560′, welche Höhe sie nach vielem Schwanken 60 Meilen weiter
bei Ruds Summt wieder erreicht. Dann senkt sich die Bahn allmählich auf 4047′
(Humboldt, 313 Meilen von Omaha), bis sie die Sierra Nevada erreicht, deren höchsten
Punkt Crest. 7042′, sie 38 Meilen weiter überschreitet. Hierauf fällt die
Bahn auf 22 Meilen Länge (Sacramento) bis auf 56′. Von Sacramento wendet sie
sich südlich nach San Francisco (25 Meilen), bis wohin sie noch zweimal Steigungen,
deren eine auf 0,4 Meilen 605′ (?) beträgt, zu überwinden hat.
Die Pacificbahn ist von zwei verschiedenen Gesellschaften erbaut worden und besteht
deßhalb aus zwei aneinander anschließenden Linien. Beide Gesellschaften sind von der
Bundesregierung mit Privilegien ausgestattet. Die Union-Pacific-Railroad-Company hat von Omaha
westwärts gedaut. Ihr Capital besteht aus 100 Mill. Dollars, wovon die Regierung 441/5 Mill. Doll.
in Bonds zur zweiten Hypothek, in 30 Jahren rückzahlbar, gegeben hat. Außerdem hat
die Regierung der Gesellschaft das Land in einer Breite von 20 engl. Meilen (4,2
preuß. Ml.) zu beiden Seiten jeder zweiten Section der Bahn geschenkt. Die andere
Gesellschaft ist die Central-Pacific-Company (von Californien). Sie hat die
Strecke von Sacramento südlich über Stocktown nach San Francisco (25 Ml.) gebaut und
dann der Union-Pacific-Company von
Sacramento aus ostwärts entgegengearbeitet. Ihr sind die überaus schwierigen Bauten
in der Sierra Nevada zugefallen, in welcher die Bahn Tunnels von
1000–1700′ Länge durchschneidet und meilenlang zum Schutz gegen den
Schnee überdacht ist. Die Vereinigung beider Bahnen hat in der Nähe des großen
Salzsees, etwa 257 preuß. Meilen westlich von Omaha und 130 Meilen östlich von San
Francisco, stattgefunden.
Außer diesen beiden großen Pacificbahnen sind noch andere Bahnen mit ähnlichem Namen
theils im Bau begriffen, theils projectirt, so die Union-Pacificbahn,
östliche Abtheilung, welche aus Kansas kommenden der Grenze von Nebraska (Evanspaß)
in die große Bahn einmündet, die Südwest-Pacificbahn, welche von St. Louis
über Springsfield und Fort Smith nach Californien führt, die südliche Pacificbahn,
welche von Monroel nach Californien projectirt ist, die
Sioux-City-Pacificbahn, welche die große Pacificbahn an der Grenze von
Iowa rechtwinkelig durchschneidet, und andere.
Ueber das Vermögen des Petroleums, Jod und Schwefel
aufzulösen; von Dr. Koller.
Die Fähigkeit des Petroleums, Jod und Schwefel aufzulösen, findet sich nur in einigen
der neueren Lehrbücher der Chemie erwähnt. Einige Versuche, welche ich in dieser
Beziehung anstellte, haben mir bald gezeigt, daß das Petroleum als ein nicht
unbedeutendes Lösungsmittel des Jods bezeichnet werden kann. Ich theile im
Nachstehenden die gemachten Wahrnehmungen mit.
Ein Tropfen Petroleum verursacht sogleich beim Ausfallen auf ⅛ Gran Jod eine
schöne violette Färbung, ebenso bei 1/32 und 1/64 Gran Jod. Schwefelkohlenstoff ist
bekanntlich ein sehr kräftiges Lösungsmittel für Jod; 1 Tropfen desselben auf 1/64
Gran Jod fallend, nimmt sofort eine violette Färbung an; aber ein Tropfen
Schwefelkohlenstoff löst 1/64 Gran Jod noch nicht auf, Es sind zur völligen
Auflösung dieser Menge 3 bis 4 Tropfen nöthig und auch in diesen findet die Lösung
erst allmählich statt. (Temperatur 17° C.)
Im Allgemeinen löst sich 1/64 Gran Jod bei 17° C. allmählich in 3 bis 4
Tropfen Petroleum. Oefteres Umschütteln beschleunigt sehr die Lösung. ⅛ Gran
Jod erfordert bei 17° C. 18,2 Gran, 1/32 Gran Jod bei derselben Temperatur 9
Gran Petroleum zur Lösung. Je nach der vorhandenen Jodmenge nimmt das lösende
Petroleum eine Anfangs violette, dann wein-, zwiebel- und purpurrothe
Färbung an.
Bringt man das Jodkalium in ein Probirröhrchen, setzt Petroleum und hierauf 1 bis 2
Tropfen Salpetersäure hinzu, so färbt sich das Petroleum allmählich weinroth, dann
zwiebel- und purpurroth. Auf dem Boden dieses Röhrchens sieht man ölartige
braune Kügelchen, welche sich allmählich, besonders beim Schütteln, lösen und eine
tiefere Farbstufe erzeugen.
Löst man Jodkalium in Wasser auf, setzt dann Petroleum und 1 Tropfen Salpetersäure
zu, schüttelt hierauf wegen des obenaufschwimmenden Petroleums und rührt mit einem
Glasstabe durch einander, so nimmt das obenaufschwimmende Petroleum durch das
ausgeschiedene Jod ebenfalls eine der ausgeschiedenen Jodmenge entsprechende rothe
Färbung an; die untere Flüssigkeit ist weingelb gefärbt.
Schwefel löst sich etwas schwieriger in Petroleum. Während nämlich 1 Theil Jod zu
seiner Lösung bei 17° C. 145,6 Theile Petroleum benöthigt. erfordert 1 Theil
Schwefel (in der Form der sogenanten Schwefelblumen) zu seiner Lösung bei 17°
C. 158,4 Theile Petroleum. Auch ist zu bemerken, daß die Lösung auch bei Anwendung
so fein gepulverten Schwefels, wie Es hier geschah, nur sehr langsam stattfand (in
etwa 2 bis 3 Tagen). Sie besitzt eine gelbe Farbe.
Es muß hier noch angeführt werden, daß das zu den Versuchen angewandte Petroleum
gewöhnliches, aus dem Kaufladen bezogenes Brennöl war. (Bayerische
Gewerbezeitung.)
Ueber elastische Formen zum Gypsgießen und die Methode des
Gypshärtens; von Dr. Hiller.
Bisher waren als elastische Formen zum Gypsgießen nur Leimformen üblich. Diese Formen
müssen jedoch, weil der Gyps beim Hartwerden (durch die Wiederaufnahme seines
Krystallwassers) sich etwas erwärmt, was ein oberflächliches Erweichen der
Leimgallerte zur Folge hat, stets mit Leinölfirniß überzogen werden. Darunter leidet
jedoch nothwendig die Schärfe der Form. Da die aus sogenannter chinesischer Gelatine
erhaltene Gallerte erst in verhältnißmäßig hoher Temperatur wieder weich wird, und
sich von allen Stoffen, auf welche sie aufgetragen wird, sogar vom Papier, wieder
ungemein leicht und vollkommen ablöst, so versuchte Hr. Hiller, Formen aus dieser Gallerte für die Leimformen zu substituiren. Die
dem Nürnberger Gewerbeverein vorgelegten, aus diesen Formen erhaltenen Gypsabgüsse
zeigten die volle Schärfe der Originale, und wurden überhaupt in jeder Hinsicht als
ganz vollkommen befunden.
Bezüglich des Härtens des Gypses hat Hr. Hiller die von
Prof. Elsner in Berlin angegebene Methode,Polytechn. Journal, 1844, Bd. XCI S. 35 obgleich etwas umständlich, bei weitem als die beste befunden. Nach seiner
Erfahrung wird aber ein möglichst vollkommenes Product nur dann erhalten, wenn man
den zuerst gebrannten und alaunisirten Gyps beim zweiten Brennen einer andauernden
schwachen Rothgluth aussetzt. Die vorgelegten Abgüsse waren in ihrem Aussehen dem
unglasirten Porzellan vollkommen ähnlich, durchscheinend wie Marmor, manche zeigten
sogar den lieblichen Schimmer desselben, so daß sie kaum von Marmor zu unterscheiden
sind, und wenn sie auch an Härte letzterem nicht ganz gleichkommen, so sind sie
entschieden härter als Alabaster. (Bayerische Gewerbezeitung, 1869, Nr. 10.)
Verbessertes Verfahren, das Bleiweiß nach der sogenannten
englischen Methode darzustellen; von Prof. Dr. Artus.
Bei der bisherigen englischen Methode der Bleiweißfabrication wird Bleioxyd, welches
durch Calciniren von Blei in einem Flammofen dargestellt ist, mit 1 Proc. seines
Gewichtes in Wasser aufgelösten Bleizuckers befeuchtet, und die Mischung in
horizontale, oben verschlossene Tröge gebracht, welche mit einander communiciren. In
die Tröge leitet man dann einen Strom von Kohlensäuregas, welches man in der Regel
durch Verbrennen von Kohks erzeugt. Durch das Gebläse des Ofens, in welchem man die
Kohks verbrennt, wird ein hinreichender Druck hervorgebracht, um das Gas durch
Röhren, welche zur Abkühlung desselben durch kaltes Wasser gehen, in die Mischung zu
treiben. Diese wird während des Einströmens der Kohlensäure fortwährend umgerührt,
was in der Regel durch Krücken geschieht, welche mittelst einer Dampfmaschine bewegt
werden.
Dieses Verfahren ist nun nicht geeignet, ein zartes Bleiweiß von guter Deckkraft zu
erzeugen. Das Product enthält, wie Prof. Artus fand, zu
viel Bleioxydhydrat, weßhalb derselbe, von einem nach dem englischen Verfahren
arbeitenden Bleiweißfabrikanten, welcher mit der Deckkraft seines Productes nicht
zufrieden war, um Rath gefragt, die Mischung dahin abänderte, daß er auf 100
Gewichtstheile Bleioxyd 2½Proc. neutrales essigsaures Bleioxyd, in Wasser
gelöst, anwenden ließ, welchem noch einige Procente Essig zugesetzt wurden. Auf
diese Weise gelang Es nicht nur, den Proceß der Bleiweißbereitung zu beschleunigen,
sondern Es wurde auch ein zarteres Bleiweiß erhalten, welches eine außerordentliche
Deckkraft besaß. (Vierteljahrsschrift für technische Chemie, 9. Jahrg. S. 262.)
Darstellung einer weißen Glasurmasse für Ofenkacheln, nach
Prof. Dr. Artus.
Prof. Artus hat bereits früher die Darstellung einer
solchen Masse angegeben, neuerdings aber im Verein mit einem Töpfermeister weitere
Versuche zur Vervollkommnung derselben angestellt, und theilt nun auf Grund dieser
Versuche folgende Vorschrift mit.
Zunächst werden 6 Theile gutes Blei und 3¼Th. gutes Zinn in einem eisernen
Kessel unter stetem Umrühren calcinirt, d. h. so lange erhitzt, bis die Masse eine
grauweiße Farbe angenommen hat, worauf man dieselbe erkalten läßt, zerkleinert und
dann absiebt. Dieser Masse werden 6 Th. fein geschlämmter Sand (solcher, wie er beim
Abschlämmen des weißen Thones gewonnen wird), 96/100 Th. calcinirte Soda, 40/100 Th.
Kochsalz und 38/100 eisenfreie Mennige zugesetzt. Diese Körper werden auf's Innigste
mit einander vermischt und dann in einem mit Kreide ausgestrichenen Thonnapfe
geschmolzen. Nach dem Erkalten wird die geschmolzene, ziemlich weiße Masse
zerkleinert und auf das Feinste gemahlen, und darauf wie gewöhnlich mit Wasser
angenetzt und zum Glasiren der verglühten Kacheln benutzt. Auf diese Weise erhält
man eine schöne, weiße und dauerhafte Glasur. (Vierteljahrsschrift für technische
Chemie, 9. Jahrg. S. 286.)
Ueber die weiße Glasur eiserner Gefäße; von Dr. Fr. Goppelsröder.
Schon seit einigen Jahren haben glasirte eiserne Gefäße vielfache Verwendung
gefunden, nicht nur in chemischen Fabriken, sondern auch in der Küche. Nach dem
Wunsche eines Hauses, welches sich mit dem Verkaufe solcher Gefäße befaßt, hat der
Verfasser die Glasur mehrerer Kochgefäße einer chemischen Untersuchung unterworfen,
durch welche ermittelt werden sollte: 1) ob die Glasur giftige Stoffe enthalte; 2)
falls solche vorhanden wären, ob dieselben bei den gewöhnlichen Küchenoperationen
aufgelöst würden. Das in der Glasur dreier Gefäße enthaltene Blei war in Form von
Bleioxyd, das in derjenigen zweier Gefäße enthaltene Arsenik als arsenige säure
vorhanden; in einer vierten Glasur war weder Blei noch Arsenik. Die Anwesenheit von
Bleioxyd und arseniger Säure als Bestandtheile der Glasur ist durchaus ohne Gefahr
für den Consumenten der in den Kochgefäßen zubereiteten Speisen. Selbst nach langem
Kochen starken Essigs wurde keine Spur von Blei oder Arsenik gelöst; erst beim
Schmelzen der Glasur mit Kaliumnatroncarbonat konnten die Bleiglätte und die
arsenige Säure in Lösung gebracht werden. (Chemisches Centralblatt, 1869, Nr.
14.)
Ueber Lackirung auf Zinkblech; von I. Miller in Eßlingen.
Um dauerhafte Anstriche auf Zinkblech zu erhalten, sind schon verschiedene Vorschläge
gemacht worden, z. B. Verzinnen des Bleches auf nassem Wege, Anbeizen mittelst
Salzsäure, um die Oxydation zu neutralisiren und eine rauhe Oberfläche herzustellen
u. a. m.
Ich hatte während einer fünfzehnjährigen Wirksamkeit als Techniker in einer
Uhrenschildfabrik des badischen Schwarzwaldes, welche größtentheils nur Zinkblech
— wegen der Benutzung des Abfalles zum Räderguß — verwendete,
Gelegenheit, die angeführten Vorschriften zu prüfen, theils aber auch selbst
verschiedene Proben zum Zweck der Herstellung eines haltbaren Anstriches oder Lackes
anzustellen.
Ich will meine Erfahrungen hier mittheilen.
Das Anbeizen mit verdünnter Salzsäure ist nur für Gußwaaren tauglich; für Blech ist
das Aufschleifen, wenn auch etwas umständlicher, so doch
sicherer.
Zu diesem Ende werden die zugeschnittenen und gut ausgeebneten Schilder (andere
Gegenstände von Zinkblech können mit Bimssteinmehl mittelst eines Zwilchlappens
abgerieben werden) auf der zu lackirenden Seite mit feinem Sand- oder
Bimsstein und des ungesunden Staubes wegen naß
abgeschliffen, bis sich keine dunklen Stellen mehr zeigen, und gut abgetrocknet.
Als erster Anstrich sind alle aus Blei, Kupfer und Eisen
hergestellten Farben zu verwenden.
Ich fand bei meinem Antritte in besagtem Geschäft mit Kremserweiß, wahrscheinlich
ohne vorhergegangene Grundirung, lackirte Zifferblätter, von welchen der Lack bei
der geringsten Biegung absprang oder sich losschälte, obgleich das Blech
aufgeschliffen war. Zwischen Farbe und Blech befand sich graues Pulver oder Staub,
ähnlich dem Niederschlag, der sich auf in eine Auflösung von essigsaurem Blei
getauchtem Zinkblech bildet, was mich annehmen ließ, daß auch hier ein
Bleiniederschlag stattgefunden, und dadurch zwischen Farbe und Blech sich eine
Schicht gebildet habe, welche das Cohäsionsverhältniß änderte, und die Haftbarkeit
zerstörte.
Der erste Anstrich ist demzufolge auf weiße waare mit Zinkweiß oder auch mit ganz
ordinärem Bleiweiß, welches mehr Zusatz als Bleikalk enthält, zu machen.
Lackirung mit schnell trocknenden Farben ist auf Zinkblech
durchaus unanwendbar.
Es ist eine unumstößliche Thatsache, daß nur fette und in erforderlichem Hitzegrade
getrocknete Anstricke auf Blech und Metallwaaren von entsprechender Härte und Dauer
sind; daher das Trocknen in sogenannten Lackiröfen und Heizstuben.
Zinkblech jedoch kann nicht über 80° R. ertragen, Es verliert seine
Elasticität wie Eisendraht, der ausgeglüht wird. Schnell trocknende magere Anstriche
haften aber schon der leichten Biegsamkeit wegen nicht; deßhalb verwende man wohl
fette aber guttrocknende
Oel- und Lackfirnisse zum Anstrich und lasse die Waare in einer Wärme von
60–70° R. 2–3 mal 24 Stunden abtrocknen.
Leinölfirniß, welcher hierzu gebraucht wird, darf aber nicht mit Bleioxyd, sondern
mit Zinkvitriol (schwefelsaurem Zink) oder Mangan gekocht werden. Zu dunkeln Farben
und Schwarz habe ich das in Steingutkrügen in Handel kommende braune Siccativ mit Erfolg verwendet.
Das Aufbewahren von lackirten Zinkwaaren in feuchten Magazinen ist auch den
bestlackirten nachtheilig.
Stellen wir nun diese Thatsachen zusammen, so erhalten wir folgendes Resultat:
Farben, aus Eisen, Kupfer, namentlich Blei dargestellt,
unmittelbar auf die aufgeschliffene Zinkfläche aufgetragen, haben keine Dauer,
auch wenn der Auftrag fett genug war. Es ist somit geboten, zwischen Blech
und Hauptfarbe einen neutralen Anstrich von irgend einer
Zink- oder
Erdfarbe, z. B. Kreide, zu setzen, oder das Blech auf beiden Seiten mit
oben erwähntem braunem Siccativ, aber nur äußerst mager, mit der flachen Hand
einzureiben und gut trocknen zu lassen. Bei Schwarz ist dieß nicht nothwendig.
(Württembergisches Gewerbeblatt, 1869, Nr. 22.)
Verfahren zur Herstellung photographischer Abdrücke auf
Malerleinwand.
P. Lothian machte der Edinburger photographischen Gesellschaft folgende Mittheilungen
über sein Verfahren, Abdrücke auf Malerleinwand herzustellen.
Die Malerleinwand wird von ihrer Fettigkeit befreit, indem man sie flach auf ein Bret
legt und mit Weingeist oder kohlensaurem Natron, mit einem Schwamm leicht abreibt
und dann mit Wasser abwascht. Die Ränder der Leinwand werden nun aufgebogen und die
so entstandene Schale mit einer Auflösung von 20 Gran Citronsäure in 1 Unze
Weingeist gefüllt; dann ausgegossen und, bevor sie trocken geworden, mit folgender
Lösung gefüllt:
Chlorcalcium
10 Gran
Weingeist
1Unze
Wasser
1 Unze
Gelatine
2–4
Gran.
Nach fünf Minuten wird diese Lösung wieder ausgegossen und die Leinwand getrocknet.
Nach dem Trocknen gießt man zehnprocentige wässerige Silberlösung hinein, die man 4
bis 5 Minuten lang einwirken läßt. Man copirt wie gewöhnlich und fixirt mit
unterschwefligsaurem Natron. (Photographisches Archiv, Juni 1869, S. 183.)
Darstellung des künstlichen Alizarins nach Gräbe und Liebermann.
Im polytechnischen Journal Bd. CXCI S. 342 (zweites Februarheft 1869) wurde
aus den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin die Notiz von Gräbe und Liebermann (zu
Berlin) über künstliche Bildung von Alizarin mitgetheilt. Darnach ist Es diesen
Chemikern gelungen, das Alizarin, den Farbstoff des Krapps, künstlich aus dem
Anthracen (Paranaphtalin) darzustellen. Dieser Entdeckung liegt eine frühere
derselben Chemiker zu Grunde, nach welcher das Alizarin ein Derivat des Anthracens
ist. Während das letztere die Zusammensetzung C14 H10
hat, ist darnach die Formel des Alizarins C14 H8 04, womit auch die älteren Analysen von
Schunck und Robiquet,
sowie die neuen von Bolley und Rosa besser übereinstimmen als mit der bisher fast allgemein adoptirten
Formel C10 H6 O3.
Das Alizarin enthält also nur 4 O mehr und 2 H weniger als das Anthracen.
Die Ueberführung des Anthracens in Alizarin geschieht nach dem Verfahren von Gräbe-Liebermann (wie in Nr. 20 der deutschen
Industriezeitung mitgetheilt wird) durch drei auf einander folgende Operationen.
Zunächst wird nämlich das Anthracen C14 H10
in Anthrachinon C14 H8 O2
umgewandelt, entweder dadurch, daß 1 Thl. Anthracen in Gegenwart von Schwefelsäure
mit 2 Thln. doppelt-chromsaurem Kali erhitzt wird, oder dadurch, daß man
doppeltchromsaures Kali und krystallisirte Essigsäure oder concentrirte
Salpetersäure bei Gegenwart von krystallisirter Essigsäure auf Anthracen einwirken
läßt. Aus dem Anthrachinon wird nun Bibromanthrachinon dargestellt, indem man Es bei
80—130° C. mit Brom erhitzt, C14 H8 O2+ 4 Br =C14
H6 Br2
O2 + 2 H Br.
Das Bibromanthrachinon läßt sich auch direct aus Anthracen darstellen, indem man
letzteres in Vierfachbromanthracen überführt, C14 H10 + 8
Br = C14 H6
Br4 + 4 H Br, und aus dem
Vierfachbromanthracen mittelst eines der obigen Gemische Bibromanthrachinon
darstellt. Das Bibromanthrachinon wird endlich in Alizarin übergeführt, indem man Es
mit Kali- oder Natronlauge auf 130—260° C. erhitzt. Es entsteht
dabei eine blaue Färbung, die immer intensiver wird; steigert sich dieselbe nicht
mehr, so ist die Operation beendet. Man läßt die Masse dann erkalten, zieht sie mit
Wasser aus, fällt die filtrirten Lösungen durch eine Säure und wäscht den
entstehenden gelben Niederschlag, der eben das Alizarin ist, aus.
Das Naphtalin-Scharlach (Rosanaphtalin).
Durch Einwirkung von Phtalamin auf ein Naphtylaminderivat hat der Wiener Chemiker Schiendl einen neuen rosenrothen Farbstoff dargestellt,
welcher bereits von Kestner in Thann (Elsaß), von A Clavel in Basel und von Brooke
Simplon und Spiller in London fabricirt wird,
nachdem Durand, der Chemiker des Hauses Clavel, insbesondere dazu beigetragen hatte Schiendl's Verfahren praktisch zu machen.
In der Sitzung der Mülhauser Industriegesellschaft vom 2. December 1868 bemerkte Scheurer-Kestner über
den Farbstoff von Schiendl: —Derselbe ist ächter
als die Anilinfarben; er bildet ein braunes krystallisirbares Pulver, welches in
kochendem Wasser und in Alkohol löslich, in kaltem Wasser dagegen fast unlöslich
ist. Die Lösungen des Rosanaphtalins zeigen in hohem Grade Dichroismus. Durch Säuren
und durch Alkalien wird der Farbstoff aus seinen Lösungen gefällt; durch Zink und
Salzsäure kann er reducirt werden, wobei seine alkoholische Lösung sich allmählich
entfärbt. Mit concentrirter Schwefelsäure gibt dieser Farbstoff eine olivenfarbene
Lösung, welche bei Verdünnung mit Wasser gelb wird und allmählich in Orange und Roth
übergeht; bei weiterer Verdünnung mit Wasser wird das Rosanaphtalin als violettes
Pulver gefällt. Auf Seide liefert der Farbstoff eine
Nüance, welche der mit Safflor erzeugten ähnlich ist, ein Violettrosa mit
orangefarbenem Schimmer. — Der preis des Farbstoffes beträgt vorläufig 1000
Francs per Kilogramm.“
In der Sitzung der Mülhauser Industriegesellschaft vom 6. Januar d. Js. Machte Hr.
Brandt, welchem Proben des neuen Farbstoffes zur
Prüfung übergeben worden waren, die Mittheilung, daß derselbe beim Druck auf
Wolle und insbesondere auf Baumwolle weniger lebhafte und bis jetzt auch weniger schöne Farben gibt
als das Fuchsin. (Bulletin de la Société industrielle de
Mulhouse, t. XXXIX p. 141, 143; Februar und März 1869.)
Das practical Mechanic's Journal, Maiheft 1869, enthält
S. 40 das Patent, welches sich Alexander Clavel in Basel
auf das neue Roch am 22. Juli 1868 in England (auf den Namen von I. H. Johnson) ertheilen ließ; die Specification lautet:
„Man erhält den neuen rothen Farbstoff, indem man Naphtalin mit
Salpetersäure behandelt und nach der Trennung der freien Säure von dem
gebildeten Nitronaphtalin, letzteres der reducirenden Wirkung von Zintpulver bei
Gegenwart von Essigsäure unterzieht. Das entstehende Product wird gesammelt und
dann in einer Retorte der Destillation unterwerfen. Bei Anwendung des
erforderlichen Hitzegrades geht zuerst Naphtylamin über, und hernach, bei einer
höheren Temperatur, das gewünschte Product, welches man in einer besonderen
Vorlage sammelt. Das so erhaltene Product gibt man in eine Mischung von
Essigsäure und salpetrigsaurem Natron, welche man bei einer Temperatur von
beiläufig 120° C. auf dasselbe einwirken läßt. Diese Behandlung wird
fortgesetzt bis die erwünschte Farbe erzeugt ist. Das erhaltene Rohmaterial wird
mit kaltem Wasser ausgewaschen und dann in heißem Wasser, welches Essigsäure
enthält, aufgelöst; aus dieser Lösung wird der Farbstoff mittelst Kochsalz
gefällt. — Man erhält gute Resultate, wenn man bei dem beschriebenen
Verfahren gleiche Theile von Naphtylamin, Essigsäure und salpetrigsaurem Natron
anwendet. — Für die Zwecke des Färbens und Drückens löst man den
Farbstoff in Alkohol auf.“
Synthese einer mit dem Toluidin isomeren Base; von W. Körner.
Seit zwei Jahren schon habe ich mich im Verlaufe meiner Studien über die Isomerien
der Benzol-Abkömmlinge mit Versuchen der Darstellung neuer Toluidine
beschäftigt und bereits früher ein Monojodtoluol beschrieben, das als Ausgangspunkt
hierzu dienen sollte (Bull. de l'académie royale de Belgique
t. XXIV p. 157).
Was nun damals mit dem Monojodtoluol nicht gelingen wollte, habe ich jetzt unter
Anwendung von Monobromtoluol zu Stande gebracht.
Wenn man krystallisirtes Monobromtoluol (Schmelzpunkt 25,4°) in gut abgekühlte
Salpetersäure allmählich einträgt, so löst sich dasselbe bald auf; nach kurzer Zeit
fällt eine ölige Masse aus, ohne daß sich dabei viel salpetrige Dämpfe entwickelten.
Dieses Product wird mit Wasser und Soda gewaschen und liefert bei Destillation mit
Wasserdämpfen Nitrobromtoluol, welches man nur noch im Vacuum zu rectificiren
braucht, um Es vollkommen rein zu erhalten.
Dasselbe ist schwefelgelb, besitzt einen schwachen Geruch nach bitteren Mandeln und
siedet bei 126° C. unter einem Druck von 4,5 Millim. oder bei 130°
unter einem Druck von 6 Millim. Durch Zinn und Salzsäure wird Es rasch reducirt,
indem das salzsaure Salz einer bromirten Base entsteht. Die wässerige Lösung setzt,
nach Entfernung des Zinnes, beim Eindampfen stark glänzende weiße Flitter ab, die in
kaltem Wasser sehr wenig löslich sind.
Wenn man die Base dieses Salzes mit Natriumamalgam behandelt, so wird das Brom
entfernt und bildet sich das neue Toluidin. Bisher habe ich dasselbe nur flüssig
erhalten. Es ist farblos, kaum schwerer als Wasser, siedet gegen 198° und
liefert mit Säuren gut krystallisirende Salze, unter denen namentlich das Nitrat
durch seine Schönheit auffällt.
Die freie Base, wie die Salze sind von dem gewöhnlichen Toluidin leicht zu
unterscheiden; aber, obwohl dieselben viel Aehnlichkeit mit den entsprechenden
Verbindungen des Alkaloids haben, welches Rosenstiehl in
dem flüssigen Toluidin von Coupier entdeckt hat, so wage
ich die Identität der beiden Körper nicht anzusprechen, ehe ich mir das letztere in
genügender Menge verschafft habe, um vergleichende Studien machen zu können. (Auszug
aus dem Giornale de scienze naturali ed economici, 1869
vol. V, Palermo; Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft zu Berlin, 1869, Nr. 9.)
Verfahren zum Bleichen des Elfenbeines; von Prof. Dr. Artus.
Von Pianoforte-Fabrikanten aufgefordert, ihnen ein einfaches Verfahren zum
Bleichen der Elfenbeinplatten anzugeben, hat Prof. Artus
nach angestellten Versuchen folgendes Verfahren für zweckmäßig befunden.
Man bringt die geschnittenen Elfenbeinplättchen in ein flaches Gefäß und übergießt
sie mit einer Lösung von kohlensaurem Natron, und zwar wendet man auf 1 Pfd.
Elfenbeinplättchen 10 Loth krystallisirte Soda und 2 Pfd. weiches Flußwasser an. Man
läßt die Sodalösung mit den Elfeubeinplättchen 36 bis 48 Stunden lang stehen, worauf
sie abgegossen und das Elfenbein mehreremale mit kaltem weichen Wasser abgespült
wird.
Nachdem dieß geschehen ist, werden auf 1 Pfd. der zu bleichenden Elfenbeinplättchen
¾ Pfd. schwesligsaures Natron in 2 Pfd. weichem. Flußwasser aufgelöst, und
die Elfenbeinplättchen mit dieser Lösung Übergossen. Man läßt sie etwa 5 bis 6
Stunden lang mit derselben stehen; dann setzt man 2 Loth Salzsäure, welche vorher
mit der vierfachen Gewichtsmenge Wasser verdünnt wurde, nach und nach hinzu, rührt
gut um, bedeckt das Gefäß mit einem gut schließenden Deckel, und läßt das Ganze noch
36 Stunden lang stehen, worauf die Flüssigkeit abgegossen, die Elfenbeinplättcheu
mit Wasser gespült und endlich an der Luft getrocknet werden.
Wenn die gewünschte Weiße noch nicht entsteht, so kann man die Operation zum
zweiten- und endlich noch zum drittenmal wiederholen.
Das schwefligsaure Natron ist unter dem Namen Natron
sulphurosum für die Industrie, der Zollcentner zu 9 Thlr., aus der
chemischen Fabrik von Dr. L. C. Marquart im Bonnerthale bei Bonn zu beziehen. Beim Zusatz der Salzsäure
muß man sich natürlich vor der frei werdenden schwefligen Säure in Acht nehmen.
(Vierteljahrsschrift für technische Chemie, 9. Jahrg. S. 264.)
Die Brodbereitung mittelst des Horsford-Liebig'schen Backpulvers.
Die k. württembergische Centralstelle für Gewerbe und Handel hat Anfangs d. I. an 70
Addressen in allen Gegenden des Landes verschiedene Quantitäten des Horsford-Liedig'schen, BackpulversMan s. den Aufsatz des Hrn. v. Liebig
„über eine neue Methode der Brodbereitung“ im
polytechn. Journal Bd. CXCI S. 160 (zweites Januarheft
1869). hinausgegeben, damit mit demselben Backproben angestellt und hernach die
Resultate dieser Versuche mitgetheilt werden.
Bis jetzt (30. Mai 1869) sind nun 24 Berichte eingekommen, nach welchen von ungefähr
30 Bäckern, Feinbäckern, Verwaltungen, Hausfrauen etc., und zwar von den meisten je
mehrere Versuche angestellt worden sind.
Von 100 Pfund Mehl wurden gewonnen an Brod:
Stuttgart
Mehl von einerrenommirten
mit Sauerteig:
mit Backpulver
Mehr mitBackpulver:
Kunstmühle
135 Pfd. 16 L
144 Pfd.
8½ Proc.
Aalen
inländ. Mehl
145 Pfd.
150 Pfd.
5 Proc.
ungar. Mehl
150 Pfd.
164 Pfd.
14 Proc.
Heidenheim
?
144–146 Pfd.
160 Pfd.
14 proc.
Mehrere Berichte und zwar gerade über pünktlichere Versuche stimmen darin überein und
Es scheint, wenn man — wie Es in diesen Berichten
geschieht — den größeren Nährwerth des so gewonnenen
Brodes, sowie den Vortheil, daß auch schwärzere Mehlsorten dabei ein weißeres
Brod liefern, nicht in Rechnung zieht, als unbestreitbar, daß das Backen
mit Backpulver bei niederen Mehlpreisen theurer zu stehen kommt, als mit Sauerteig
und Hefe.
Dagegen nennen viele — z. B. die Bäcker Lehrenkrauß
und Scherff und Conditor Wider
in Stuttgart, die Bäcker Leih in Heidenheim, Göhring in Leonberg, Gwinner
in Calw und andere — die angestellten Versuche geradezu befriedigend, ganz gelungen, das Product nicht minder gut, als bei dem
hergebrachten Verfahren, das Brod nahrhafter und kräftiger, besonders bei Anwendung
von schwärzerem Mehl; sie finden das gewonnene Brod nicht bloß genießbar, sondern
gut
ausgebacken und schmackhaft.
Eines der gründlichsten Gutachten von dem Bäcker C. Gutscher in Stuttgart Bergstraße), welcher bei etwas erhöhtem Preise (1
Kreuzer das Pfund theurer) fortwährend dafür Absatz findet, hebt als Vortheile der neuen Methode
namentlich hervor, daß mit dem Backen kein Zeitverlust für die Gährung verbunden
ist, und man nie ein saures Brod bekomme; daß das Teigwerk von der Temperatur
unabhängig sey, und man kaltes oder warmes Wasser nehmen könne; daß das Brod heller
und gelber werde.
Andere (Gewerbeverein Böblingen, Hr. Maucher in Waldsee)
erwähnen ebenso den Vortheil der Zeitersparniß, Einfachheit, Sicherheit, Schnelligkeit der Brodbereitung; dabei den Gewinn an Mehrgewicht von 5–14 Procent gegenüber dem
bisherigen Verfahren neben der größeren Nahrhaftigkeit,
durch welche beide zusammen sie die Mehrkosten des
Backens mit Backpulver gegenüber demjenigen mit Sauerteig und Hefe als ausgeglichen
ansehen, wenn auch nicht schon durch das Mehrgewicht allein.
Aus letzteren Gründen, namentlich wegen der Schnelligkeit der Brodbereitung und des
Gewinnes an Nahrhaftigkeit wird die Erfindung als eine für
Zeiten der Theuerung segensreiche begrüßt und werden besonders die unbestreitbaren Vortheile und der unberechenbare Nutzen des neuen Verfahrens in Nothzeiten und in Fällen unerwartet eintretenden größeren Bedürfnisses
hervorgehoben, indem Es nach demselben möglich ist, innerhalb 2 Stunden
ganz gut genießbares Brod herzustellen. (Consumverein Aalen, Gewerbeverein
Bopfingen, Hr. Maucher in Waldsee.)
Uebrigens fordert das neue Verfahren Pünktlichkeit und Sorgfalt, und hält namentlich einer der gewichtigeren
Berichte Wägen und Sieben für nothwendig. Mehrere wollen demjenigen Verfahren den
Vorzug geben, bei dem eine abgesonderte Lösung des Kalisalzes und des Säurepulvers,
eine besondere Teigbereitung aus jeder dieser beiden Lösungen und nachherige
jedenfalls sehr gründliche Mischung der beiden Teigmassen stattfindet. Ohne solche
Sorgfalt bei der Mischung könnte das Brod leicht streifig werden, und dadurch an
appetitlichem Aussehen verlieren.
Mehrere, z.B. die HHrn. Lehrenkrauß und Müller in Stuttgart, Kunstmüller Stoll in Baiersbronn, erklären ausdrücklich, daß sie nicht bloß weitere
Versuche anstellen, sondern befriedigt durch die angestellten Versuche beständig mit dem Backpulver backen, wenigstens nicht mehr ganz davon ablassen wollen. Ein Anderer hat Es
auch ganz tauglich befunden, der Hefe, wenn sie nicht mehr ganz gut ist, etwas
Backpulver zuzusetzen.
Wir behalten uns vor, später, wenn alle Berichte eingelaufen sind, wieder auf die
Sache zurückzukommen. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1869, Nr. 22.)
Ueber die sogenannte Desinfectionsseife.
Auf der vorjährigen Dresdener Naturforscherversammlung theilte Kreisphysicus Dr. Pincus aus Insterburg mit
(m. s. polytechn. Journal Bd. CXC S. 431), daß Es ihm im Verein mit
Apotheker Schleuther und Kunstseifenfabrikant Bochaniki gelungen sey, eine Seife darzustellen, welche
übermangansaures Kali, bekanntlich eines der besten Desinfectionsmittel, in kräftig
desinficirender Form enthalte, in bequemster Weise die Desinfection gestatte und in
Folge ihrer eigenthümlichen Darstellungsweise die Haut nicht braun färbe. Eine
solche Seife wäre nun jedenfalls ein höchst werthvolles Mittel für alle Fälle, wo
üble Gerüche, die von Berührung mit verwesenden Körpern herrühren, oder anhaftende
Ansteckungsstoffe entfernt werden sollen; leider scheint sie aber durchaus nicht das
zu bieten, was sie verspricht. Dieselbe ist nämlich noch schlechter als gewöhnliche
Seife, nur ein ungleichmäßiges Gemisch ans Seife und Manganoxyd mit einer Spur
Hypermanganat. welches in dem Augenblicke verschwindet, in welchem Wasser auf die
Seife einwirkt. Das Hypermanganat ist eben das Wesentlichste, welches
Ansteckungsstoffe zu zerstören vermag, Es muß also ganz vorhanden seyn, und ohne
Wasser ist eine Seife nicht verwendbar. Die Seife ist in der Art bereitet, daß feine
Seifenschnitzel mit Hypermanganat gemischt und durch Pressen in eine harte Masse
verwandelt sind. Nach der Pressung. auch einige Tage später, mag die Mischung noch
größtentheils das seyn, wofür sie ausgegeben wird, dann geht sie in ihrer
Beschaffenheit schnell abwärts, die Zersetzung des Hypermanganats geht mehr und mehr
vor sich, und zuletzt ist das Präparat nichts weiter als eine von Manganoxyd
schmutzig gemachte Seife, die nicht mehr desinficirt. Die Erfinder haben sicher
einen guten Willen gehabt, sie haben sich aber geirrt. (Industrie-Blätter,
1869 S. 80.)