Titel: | Beschreibung einiger Maschinen zur Waffenfabrication, construirt von Stehelin und Comp. in Bitschwiller. |
Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. III., S. 6 |
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III.
Beschreibung einiger Maschinen zur
Waffenfabrication, construirt von Stehelin und Comp. in Bitschwiller.
Nach Armengaud's Génie industriel, April 1869, S. 189.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Stehelin's Maschinen zur Waffenfabrication.
Da die Waffenfabrication, wenn mit Handarbeit betrieben, nicht allein sehr geschickte
Arbeiter, sondern auch viel Zeitaufwand beansprucht, so ist das Bestreben der
Einführung geeigneter Maschinen, wie zum Fräsen der Säbelklingen und der Griffe, zum
Schleifen der Gewehrläufe, der Klingen und der Säbelscheiden u.a. ein
gerechtfertigtes. Im Nachstehenden sind einige der von Stehelin und Comp. in Bitschwiller patentirten
Maschinen für diese Zwecke vorgeführt, und liegen der Beschreibung die Figuren
1–10 zu Grunde.
1. Schleifen der
Säbelklingen.
Figur 1 stellt
im Schnitt eine Säbel-Schleifmaschine in 1/12 natürlicher Größe dar.
Von der Bodenplatte A erheben sich zu beiden Seiten zwei
in schwalbenschwanzförmiger Führung gehende Schlitten B
und B' als Unterlagen der zwei. Modelle c, c, denen entsprechend die Säbelklinge e auf dem ähnlich geführten Schlitten D zugerichtet werden soll. Je nach der Größe der
rotirenden Schleifscheibe M können die Supporte B und B' höher oder tiefer
gestellt werden.
Die drei Schlitten B, B' und D erhalten gleichmäßig durch die Leitspindeln f eine langsame Verschiebung, indem diese eine drehende Bewegung von einer
Räderanlage an ihren Enden erhalten und ihre Muttern in Ansätzen der Schlitten
finden.
Die Schleifscheibe M (aus natürlichem oder künstlichem
Schleifmaterial hergestellt) ist an der Mantelfläche dem Säbelquerschnitt
entsprechend geformt und auf der Achse L so befestigt,
daß diese durch die Gleitrollen m, m auf den Schablonen
c, c die gehörige Führung erhält, d.h. die Lager N, N der Achse L sind
vertical verschiebbar, und es werden durch die Gewichte P,
P an den Hebeln l, l die Achse L resp. die Scheiben M und
m so viel als dieß die Modelle zulassen,
niedergedrückt.
Im Principe der Maschine ändert es nichts, wenn statt einer mehrere Schleifscheiben
M mit den dazu gehörigen Unterlagen D angeordnet werden; ebenso wenn die Schlitten statt der
geradlinigen Verschiebung eine Bewegung nach einer Curve, nämlich bei gekrümmten Säbelklingen erheischen. In
diesem Falle erhalten die Leitschienen die nöthige Krümmung; es bewegen sich die
Schlitten auf denselben mittelst Laufrädchen statt in schwalbenschwanzförmigen
Führungen.
Etwas verschieden ist die Unordnung der Schleifmaschine in Fig. 3, ebenfalls in 1/12
natürlicher Größe gezeichnet.
Der Schleifstein A, ein feiner Thonsandstein oder eine
künstlich mit Schmirgel am Umfang bekleidete Scheibe, ist wie oben entsprechend dem
Säbelquerschnitt geformt. Er liegt zwischen den zwei Ständern B, B auf welchen der Wagen C vertical mit
Hülfe der Schrauben d, d verstellt werden kann, wenn die
am oberen Ende aufgesetzten Kegelräder e, e von den
Rädern f, f auf der Achse g
gedreht werden, welche von der Handkurbel aus bewegt wird.
Auf dem Wagen C ruhen zwei Schütten c, c als Unterlagen für die Säbelschablonen; ferner zur
Aufnahme der zu bearbeitenden Säbelklinge der Schlitten D. Diese drei Schlitten erhalten wie oben eine geradlinige oder eine der
Säbelkrümmung entsprechende allmähliche Verschiebung.
Das Querstück L ruht beiderseits mit seinen Zapfen in
Lagern n, n, auf welche in gleicher Absicht, wie vorher
angeführt wurde, die Gewichtshebel l, l wirken.
Nach dem Schleifen erhalten die Säbelklingen die nöthige Politur, und zwar auf (den beschriebenen ähnlichen) Maschinen, bei welchen
statt der Schleifscheibe M eine mit Tuch oder Filz
überzogene Polirscheibe aufgesetzt wird, die das Polirmittel auf die Klingen wirksam
übertragen.
2. Säbel-Fräsmaschinen.
Es ist sehr naheliegend, zur Ausarbeitung der Klingen Fräsen zu verwenden.
Vergleicht man die in Fig. 2, ebenfalls in 1/12 der wahren Größe dargestellte Fräsmaschine mit
Fig. 1, so
zeigt sich auf den ersten Blick die große Aehnlichkeit beider Anlagen; es bleibt
somit nach dem Gesagten nur wenig hinzuzufügen übrig.
Anstatt der Schleifscheibe M findet sich die Fräse M', von welcher wieder mehrere auf der Welle aufgesteckt
seyn und arbeiten können. Zur vollen Ausarbeitung der Form einer Klinge können
zeitweilig mehrere' Fräsen nach einander verwendet werden.
Aehnlich wie bei der Handarbeit werden die geraden Klingen gefräst, dann gebogen und
gehärtet, hierauf fertig geschliffen, endlich polirt; nur daß bei der Handarbeit statt der
Fräsen zur Hervorbringung der Aushöhlung Ober- und Untergesenke Verwendung
findend.Man vergl. Karmarsch's Handbuch der mechanischen
Technologie, vierte Auflage S. 527 u.s.f.
3. Schleifmaschine für
Gewehrläufe.
Diese Maschine ist in Fig. 4 im Grundriß und in Fig. 5 theilweise im
Schnitt, beide in 1/30 natürlicher Größe, dargestellt.
A bezeichnet die rotirende Schleifscheibe, deren Achse
in den Lagern b, b ruht, welche nach Bedürfniß auf den
Unterplatten B, B verstellbar sind. Auf dem
vorspringenden Theil c der Bodenplatte befinden sich die
Lager d, d für die Welle D
und für die zu derselben parallel liegende Leitstange e.
Die Welle D erhält eine rasch rotirende Bewegung durch
einen auf die Riemenscheibe E auflaufenden Riemen, und
während dem Schleifen von der Handkurbel l aus eine
Längsverschiebung, welche die Leitstange e gleichmäßig
mitmacht. An dem vorderen Ende trägt die Welle D den
Bügel f, in welchem die Scheibe g, drehbar um Körnerschrauben, angebracht ist. In dieser Scheibe wird das
eine Ende des Gewehrlaufes F befestigt, so daß dieser
die Bewegungen der Welle D mitzumachen gezwungen ist. An
der Leitstange, resp. an der mit ihr verbundenen Kurbel m befindet sich die Schablone G, nach welcher
F genau zugerichtet werden soll.
Der Support H trägt den Schlitten h, welcher zu Folge des Belastungshebels r
stets den Lauf F gegen den Schleifstein anzudrücken
sucht. Während die Rolle t diesen Druck auch auf die
Schablone G überträgt, hält die Leitrolle u ein zu starkes Andrücken des Laufes an den
Schleifstein ab.
Bei dem Schleifen dreht sich nun der Schleifstein und die Welle D, während der Arbeiter langsam die Kurbel l so bewegt, das ein allmähliches Abschleifen der
Laufoberfläche gemäß der Schablone eintritt.
4. Schleifmaschine für
Säbelscheiden.
Diese Schleifmaschine ist, wie aus Fig. 6 und 7 in 1/30 natürlicher
Größe zu entnehmen, nach demselben Principe wie die vorhergehende angeordnet. Es
sollen deßhalb nur die abweichenden Theile angeführt werden.
Die beiden Achsen D u. D'
ruhen in gemeinsamen Lagerstühlen d u. d' auf der Bodenplatte c;
die drehende Bewegung dieser Achsen geht von der Riemenscheibe P
aus und wird weiter übertragen durch die Schraube ohne Ende c' dem Schraubenrad c auf D und mittelst der Räder a
auf die zweite Achse D'. Mittelst des Handhebels l wird beiden Achsen während ihrer Drehung die gleiche
Längsverschiebung ertheilt, weßhalb die Räder c und a mit Feder und Nuth auf den Achsen sitzen.
An dem vorderen Ende trägt jede Welle den Bügel f und die
Scheibe g zur Aufnahme der Schablone G und der zu schleifenden Säbelscheide F. Für die angezeigte Bewegungsübertragung ist die Lage
von F und G um 180°
verschieden; dagegen wird sie die gleiche, wenn sich die Achsen D und D' durch Einschaltung
eines Transportrades im gleichen Sinne drehen.
Das Ende der Scheide F ruht in dem Klemmfutter k, welches in dem Lager q'
sich drehen kann, ebenso wie das Ende der Schablone. Der Abstand dieser zwei Lager
q', q' ist gleich jenem der Achsen D und D'; doch können q', q' im Lageruntertheil q
hin- und hergleiten.
Die Druckrollen u bewirken durch die Wirkung des
Gewichtes R am Hebel r in
Verbindung mit dem Gleitstück h auf dem Support H, daß die zu schleifende Scheide entsprechend der zu
erhaltenden genauen Gestalt an den Schleifstein angepreßt wird.
Man schleift indeß Säbelscheiden auch in der Art auf mechanischem Wege ab, daß man
eine Anzahl derselben mit einigen kleineren zu schleifenden Gegenständen und etwas
Schleifpulver in eine Tonne aus Holz oder Metall einschließt und entsprechend lang
dreht.
5. Fräsmaschine für Säbelgriffe.
Fig. 8 zeigt
die vordere Ansicht, Fig. 9 den Schnitt dieser Maschine nach der Linie 1,2, beide in 1/16
natürlicher Größe; Fig. 10 endlich in 1/8 natürlicher Größe, die Fräsen F u. F' in der Wirkung auf
den Griff.
Auf dem Gerüste A stehen die zwei Ständer A', A' und die Docken B und
C, welche zur Lagerung der Achse d dienen. Diese trägt die zur Aufnahme einer größeren
Zahl von Säbelgriffen geeignete Trommel D. Durch
Bewegung des Indexrades D' erhält die Achse d und die Trommel D die
nöthige Drehung nach Vollendung eines Griffes, worauf der nächstfolgende zur
Bearbeitung gelangt. Zur Feststellung der Achse und der Trommel fällt das Lineal h in die entsprechenden Ausschnitte am Rade D' ein.
Der Schlitten E erhält mit dem Fräsenständer G von der mit einem Handrade versehenen Schraube e eine Verschiebung, um die Fräsen zum Arbeitspunkte zu
rücken. Andererseits wird der Obertheil G von der
Leitspindel g continuirlich, senkrecht auf die
angezeigte Verschiebungsrichtung bewegt, so daß die Fräse parallel zu der Achse
fortschreitet und Längsfurchen einarbeiten wird.
Die drehende Bewegung der Fräsen geht von der Riemenscheibe P aus und wird durch die in der Figur angegebene Rädervorlage fortgesetzt.
Die Bearbeitung jedes Griffes wird beendet, ohne denselben umspannen zu müssen; bei
der Einrichtung der Trommel wird auch die Arbeit nicht unterbrochen, indem die
vollendeten Stücke leicht herausgenommen und durch frische ohne Störung ersetzt
werden können.
J.
Z.