Titel: | Breguet's magneto-elektrischer Zündapparat. |
Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. VIII., S. 17 |
Download: | XML |
VIII.
Breguet's
magneto-elektrischer Zündapparat.
Aus Engineering,
Februar 1869, S. 132.
Mit einer Abbildung auf Tab. I.
Breguet's magneto-elektrischer Zündapparat.
In Figur 20
ist ein neuer magneto-elektrischer Apparat dargestellt, welcher von Alf.
Naudiet Breguet in Paris (dem auf dem Gebiete der
Zeigertelegraphen, elektrischen Uhren und Chronographen rühmlich bekannten
Mechaniker) erfunden wurde und speciell zum Abfeuern von Kanonen oder Höllenmaschinen
(schwimmenden Minen)Man s. die Mittheilungen über die Höllenmaschinen oder Torpedo's des neueren
amerikanischen Krieges im polytechn. Journal Bd. CLXXVI S. 107. ohne Benutzung einer galvanischen Batterie dient.
Der Apparat besteht aus einem zusammengesetzten Hufeisenmagnet J, J, welcher ein Gewicht von beiläufig 30 Pfund zu tragen vermag; dieser
Magnet hat einen gegen seine Pole gestellten Anker E,
fest angeschraubt an einen rechtwinkelig gebogenen Hebel von weichem Eisen, der um
eine horizontale Achse drehbar ist. Das andere äußere Ende dieses Hebels ist mit
einem Knopf A als Handhabe versehen; durch Drücken auf
diesen Knopf wird der Anker E außer Berührung mit den
Polen des Magnetes gebracht und gelangt in eine Entfernung von etwa 1/2 Zoll, wenn
der Knopf vollständig niedergedrückt wurde. Eine kleine (in der Zeichnung verdeckte)
Feder hilft den Anker in seine normale Stellung (wobei er die Pole des Magnetes
berührt) zurückzubringen und durch einen kleinen (verdeckten) Einfall wird einer
zufälligen Entfernung des Ankers von den Polen vorgebeugt.
Zwei Spulen B, B, an denen mit Seide isolirter
Kupferdraht aufgewunden ist, sind gegen die beiden Pole des Magnetes gestellt und
die Drahtenden mit den zwei Klemmschrauben H und I auf der Hinterseite des Instrumentes verbunden. Von
diesen Klemmschrauben gehen die Drähte ab, welche zu dem Abel'schen ZünderAbel wendet, wenn die Zündung der Patrone durch
den magneto-elektrischen Inductionsfunken geschehen soll, als
Zündsatz eine innige Mischung von Phosphorkupfer und chlorsaurem Kali an;
diesem Satz wird zur Erhöhung seiner elektrischen Leitungsfähigkeit etwas
Kohkspulver beigemischt (polytechn. Journal Bd. CLXXXVI S. 419). führen.
Die Haupteigenthümlichkeit des Instrumentes besteht in folgender Anordnung: Der
Draht, welcher von dem einen Ende der Spulen zu der Klemmschraube H geht, ist bei G mit einem
anderen Drahte verbunden, welcher zum Metallstück F und
von da zu der adjustirbaren Schraube C führt; wogegen
der andere Poldraht in ähnlicher Weise mit der horizontalen Achse des Ankers und
folglich mit dem rechtwinkeligen Hebel und der kleinen Stahlfeder D verbunden ist. Wenn der Anker mit den Polen des
Magnetes in Contact ist, so ist diese Feder in Berührung mit der Schraube C und ein kurzer Stromweg ist zwischen den beiden
Poldrähten der Spulen hergestellt.
Wird der Anker durch einen Druck auf die Handhabe A von
dem Magnete entfernt, so findet der im Drahte B, B
erzeugte elektrische Strom seinen Weg zuerst durch die Feder und die Schraube, wobei
ihm weit weniger
Widerstand geboten wird, als dieß auf dem längeren Wege durch den Draht H, I und den Zünder der Fall wäre; sobald aber der Anker
eine gewisse Distanz – etwa 1/4 Zoll – von dem Magnete gestellt ist,
wird die Berührung zwischen der Feder und der Schraube unterbrochen, und der Strom
ist genöthigt durch die Endschraube und den Zünder seinen Weg zu nehmen.
Die exacte Functionirung des Drahtes während seines Contactes mit der Feder und der
Schraube ist eine eigenthümliche; wahrscheinlich wirkt der Draht in gewissem Grade
als Kondensator. Er macht die Intensität des Stromes zu einer sehr viel größeren,
denn während das Instrument ohne die Feder bloß einen Widerstand von etwa 10 bis 13
französischen Einheiten überwindet, kann es mit der Feder leicht einen von 60 bis 70
französischen Einheiten überwältigen.
Breguet (in Paris) fabricirt die Zündpatronen mit einem
Widerstande von 8 Einheiten und es können 6 bis 7 derselben gleichzeitig mit einem
Apparate abgefeuert werden.
Bei einer Gelegenheit wurde eine Anzahl Patronen durch den gewöhnlichen
Telegraphendraht von Paris nach Rouen (beiläufig 75 Meilen Entfernung), wobei der
Strom durch die Erde zurückkehrte, zum Explodiren gebracht.
––––––––––
Es bleibt fraglich, ob der beschriebene Breguet'sche
Apparat für Kriegszwecke die bisher gebräuchlichen ZündapparateMan setze: Minenzündapparate des k. k. österreichischen
Genie-Comité auf der letzten Pariser Welt-Ausstellung,
im polytechn. Journal Bd. CLXXXVI S. 331. –
Dynamo-elektrischer Apparat zu Minensprengungen von Siemens und Halske, im
polytechn. Journal Bd. CLXXXVII S. 471. verdrängen wird, obgleich nicht zu läugnen ist, daß derselbe einige
bedeutende Vortheile gewährt. Der neue Apparat kann nämlich zu jeder Zeit, sobald
die Leitung etc. hergestellt ist, unmittelbar benutzt werden; seine Behandlung ist
sehr einfach, für Unterhaltung verursacht er gar keine Kosten und überdieß ist er
leicht transportabel.
Bei allen magneto-elektrischen Apparaten ist jedoch die Conservirung viel
schwieriger zu erlangen, als bei den anderen Apparaten zu demselben Zwecke, da die
permanenten Stahlmagnete sowohl durch Erschütterungen als durch Temperatureinflüsse
mit der Zeit an Kraft verlieren.
Zu Kriegszwecken ist aber offenbar unter sonst gleichen Umständen bei Anwendung einer
einzigen Leitung derjenige Apparat der vortheilhafteste, welcher die sichere Zündung bei
sehr großen Distanzen ermöglicht.Abel und Wheatstone
gelangten nach einer Reihe von mehrjährigen Untersuchungen, welche mit den
großartigsten Hülfsmitteln ausgeführt wurden, zu dem Resultat, daß die
Zündung von Minen etc. mit sicherem Erfolge
erwartet werden kann, wenn man als Stromquelle einen magneto-elektrischen Apparat benutzt, die Patronen aber so anfertigt, daß der Zündsatz
äußerst leicht entzündlich und so leitungsfähig ist, daß der Inductionsfunke
in der Entfernung von circa 1/16 Zoll der beiden
Elektroden sicher zum Vorschein kommt. F. A. Abel: Account of recent researches on the
application of electricity from different sources to the explosion of
gunpowder (1861); Journal of the Chemical
Society, vol. XIV p. 165. – Proceedings of the Royal Society of London, vol.
X p. 243. Hydro-elektrische Zündapparate setzen dem Feldgebrauche wegen ihrer
umständlichen Behandlung eine gewisse Grenze.
J. W.