Titel: | Ueber den nachtheiligen Einfluß der guß- und schmiedeeisernen, bis zum Rothglühen erhitzten Zimmeröfen auf die Gesundheit; von General Morin. |
Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. LVII., S. 202 |
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LVII.
Ueber den nachtheiligen Einfluß der guß-
und schmiedeeisernen, bis zum Rothglühen erhitzten Zimmeröfen auf die Gesundheit; von
General Morin.
Aus den Comptes rendus,
t. LXVIII p. 1006; Mai 1869.
Morin, über die schädlichen Wirkungen eiserner Zimmeröfen, wenn sie
zum Rothglühen erhitzten werden.
Die (französische) Akademie hatte vor einiger Zeit eine aus den HHrn. Payen, Cl. Bernard, Fremy, H.
Sainte-Claire Deville, Bussy und mit bestehende
Kommission zur Prüfung verschiedener ihr eingereichter Abhandlungen über die sehr
complicirte und sehr wichtige Frage der Ungesundheit der guß- und
schmiedeeisernen Zimmerheizungsapparate und zur Ausführung der zu diesem Zwecke
erforderlichen Versuche ernannt.
Schon die Zusammensetzung dieser Kommission deutete auf die zahlreichen und
verschiedenen Gesichtspunkte hin, von denen aus diese Frage in Erwägung gezogen
werden mußte, sowie auf die vielfachen Schwierigkeiten, welche ihr Studium darbieten
konnte.
In ihrer Sitzung vom 3. Februar 1868 hatte die Akademie außerdem beschlossen, daß
diese Versuche im Konservatorium der Künste und Gewerbe (zu Paris) angestellt und
daß ihr über dieselben Bericht erstattet werden soll. Im März 1868 begonnen und bis
im Februar 1869 fortgesetzt, wurden diese Versuche gemäß den in den ersten
Zusammenkünften der gedachten Commission festgestellten Grundlagen ausgeführt und
die wichtigsten wurden in Gegenwart derjenigen ihrer Mitglieder, welche dieselben
angeregt hatten, wiederholt.
Ihr Ganzes bildet die Abhandlung, welche ich auf dem Bureau der Akademie niedergelegt
habe; das Nachfolgende ist ein kurzer Auszug derselben.
Die Commissionsmitglieder waren der Ansicht, daß die erhaltenen Resultate, weil ich
die Versuche während beinahe eines ganzen Jahres verfolgt hatte, der Akademie nicht
in Form eines Berichtes, sondern unter meinem persönlichen Namen mitzutheilen
seyen.
Allgemeine physikalische Wirkungen der metallenen
Zimmerheizungs-Vorrichtungen. – Die Zimmeröfen, welche zu den
Sparöfen gehören, haben bekanntlich den Uebelstand, daß sie in den bewohnten Räumen
eine nur sehr ungenügende Lufterneuerung hervorbringen. Außerdem sind die aus
Gußeisen oder aus Eisenblech bestehenden Stubenöfen in Folge der Schnelligkeit, mit
welcher sie sich erhitzen und Rothgluthtemperatur erreichen, mit dem sehr
bedeutenden Fehler behaftet, daß die Luft in geringem Abstande von ihrer Heizfläche
eine übermäßig hohe Temperatur erreicht, wie dieß aus den Resultaten der nachstehend
verzeichneten Beobachtungen ersichtlich ist.
In verschiedenen Entfernungen von einem
gußeisernen Ofen beobachtete Temperaturen.
Textabbildung Bd. 193, S. 202
Datum; Tageszeit; Temperaturen
beobachtet in einer Entfernung von:; Differenz zwischen der in 0 50 Met. und der
in 2 Met. Entfernung beobachteten Temperatur; Bemerkungen; 8. Mai 1868; Uhr; C;
der Ofen war noch nicht rothglühend geworden; der Ofen zeigte
Dunkelrothgluth
Diese Zahlen, aus denen zwar der Physiker nichts Neues lernen wird, geben doch einen
Maaßstab für die Intensität der Wärme, welche der Handwerker, der Soldat empfinden
wird, wenn er nach längerem Aufenthalt in der Kälte und Nässe einige Zeit in der
Nähe eines rothglühenden eisernen Ofens verweilt.
Ueber diese Gefahr und die sehr schädlichen Wirkungen derselben hat der berühmte Larrey in seinen Mémoires
de Chirurgie militaire bei Gelegenheit der großen Feldzüge von 1807, 1810
und 1812 sich sehr bestimmt ausgesprochen. Er führt zahlreiche Fälle von Asphyxie
an, welche einzig und allein durch die in Rede stehende Ursache herbeigeführt worden
sind.Mémoires etc., III. volume. Campagnes de Prusse et de Pologne.
Chemische und physiologische Wirkungen. – Neben
den äußeren Wirkungen der übermäßig hohen Temperatur, bis zu welcher sich die
gewöhnlichen metallenen Oefen zuweilen erhitzen, und die den bedeutendsten und
gewöhnlichsten Uebelstand dieser Heizapparate ausmacht, kommen noch secundäre, nicht
weniger wirksame Ursachen in Betracht, welche unter ungünstigen Verhältnissen
gleichfalls sehr nachtheilige Folgen haben können. Dahin gehören namentlich die
durch diese Oefen hervorgerufenen chemischen Veränderungen der umgebenden Luft.
Bevor wir die von uns zur Erkennung dieser Veränderungen angestellten Versuche
mittheilen, wollen wir daran erinnern, daß, wie Sainte-Claire, Deville und Troost
nachgewiesen haben,Polytechn. Journal Bd. CLXXXVIII S. 136. die mit der äußeren Fläche eines gußeisernen Ofens in Berührung befindliche
Luft eine Quantität Kohlenoxydgas aufzunehmen vermag, welche bei den Versuchen
dieser Chemiker zuweilen 0,0007 bis 0,0013 ihres Volums erreicht hat.
Um direct zu untersuchen, ob die Luft eines durch einen metallenen Ofen geheizten
Saales Kohlenoxyd enthielt, wendeten wir 1) physiologische und 2)
chemisch-analytische Verfahrungsarten an.
Versuche mit Kaninchen, welche in den geheizten Saal gebracht
wurden. – Dem Vorschlage unseres Collegen Cl. Bernard entsprechend, stellten wir nach der noch nicht veröffentlichten
Methode dieses ausgezeichneten Physiologen (mit Benutzung seiner Apparate) eine
Reihe von Versuchen an, welche in Cahours' Laboratorium
in der École centrale von dessen Assistent Urbain mit der größten Sorgfalt ausgeführt wurden.
Wir beschränken uns hier auf die Mittheilung der Resultate dieser Versuche.
Tabelle über den Gehalt an Kohlensäure,
Sauerstoff und Kohlenoxyd in 100 Kub. Centim. Blut
von Kaninchen, welche drei Tage lang in einem durch metallene Oefen auf
durchschnittlich 30 bis 35° C. geheizten Saale verweilt hatten.
Textabbildung Bd. 193, S. 204
Natur der Gase; Kaninchen in
normalen Zustande; Kaninchen, welche dem Einflüsse eines gußeisernen Ofens
ausgesetzt waren:; am oberen Theile des Ofens; Alter Ofen des Dr. Carret; Neuer
Casernenofen; am unteren Theile; Kaninchen, welche dem Einflüsse eines
Blechofens ausgesetzt gewesen waren:; Alter Carret'schen Ofen; Kohlensäure;
Sauerstoff; Kohlenoxyd
Versuche mit Kaninchen, welche der Temperatur der äußeren Luft
ausgesetzt wurden. – Die vorstehenden, in einem auf 30 bis
35° geheizten Saale angestellten Versuche wiederholten wir in der Weise, daß
wir die Thiere in einem im oberen Stockwerke gelegenen Saale, dessen Temperatur
nahezu diejenige der äußeren Luft war, unter eine Glasglocke brachten und sie
erhitzte Luft einathmen ließen, welche ihnen mittelst eines Aspirators aus dem
Mantel des bereits von Deville und Troost benutzten Ofens zugeführt wurde.
Auf diese Weise wurden zwei Versuche ausgeführt, der eine am 11. Februar, der andere
am 18. Februar 1869; die Resultate des letzteren wurden in Gegenwart von Cl. Bernard constatirt.
Textabbildung Bd. 193, S. 204
Natur der Gase; Kaninchen in
normalen Zustande; Die Kaninchen hatten unter der Glocke verweilt:; 34 Stunden
lang (am 11. Februar); 30 Stunden lang (am 18. Februar); Kohlensäure;
Sauerstoff; Kohlenoxyd
Am 11. Februar war die aus dem Mantel zugeführte Luft feucht, am 18. Februar dagegen
trocken; aus diesem Umstände erklärt sich das große Verhältniß von Kohlenoxyd,
welches bei dem in Bernard's Gegenwart abgeführten
Versuche gefunden wurde.
Versuche über den Einfluß der verschiedenen Gase auf die
Zusammensetzung des Blutes. – Directe Versuche mit Kaninchen, welche
man Gemische von atmosphärischer Luft mit bekannten Mengen von Wasserstoff,
Einfach-Kohlenwasserstoff und Kohlenoxydgas einathmen ließ, zeigten, daß nur
das letztere Gas die Eigenschaft besitzt, einen Theil des im Blute enthaltenen
Sauerstoffes auszutreiben, und daß die Gegenwart der äußerst geringen Menge von
0,0004 dieses Gases in der Luft genügt, um über 45 Proc. des Sauerstoffes im Blute
auszureiben. Die Resultate dieser Versuche sind in der nachstehenden Tabelle
enthalten.
Tabelle über den Gehalt an Kohlensäure,
Sauerstoff und Kohlenoxyd in 100 Kub. Centim. Blut von Kaninchen, welche drei
Tage lang unter einer Glasglocke der Einwirkung verschiedener Gase bei der
Temperatur der umgebenden Luft ausgesetzt worden waren.
Textabbildung Bd. 193, S. 205
Natur der Gase; Aeußere Luft;
Beobachtungen am 12. Juni 1868; Beobachtungen am 13. Juni 1868; Luft mit einem
Gehalt von 0,002 Wasserstoff; Luft mit einem Gehalt von 0,002
Einfach-Kohlenwasserstoff; Luft mit einem Gehalt von 0,0004 Kohlenoxyd;
Kohlensäure; Sauerstoff; Kohlenoxyd
Folgerungen aus den Resultaten der mit Thieren ausgeführten
Versuche. – Diese mit Kaninchen angestellten Versuche gestatten zwar
nicht, die Menge des von ihrem Blute absorbirten Kohlenoxyds, und auch nicht die
Menge des aus demselben ausgetriebenen Sauerstoffes einigermaßen genau
festzustellen, ihre sämmtlichen Resultate stimmen jedoch hinreichend überein, um den
Nachweis zu liefern, daß der Gebrauch gußeiserner Oefen, wenn dieselben bis zum
Rothglühen erhitzt werden, in dem Blute durch die Gegenwart des Kohlenoxyds, eines äußerst giftigen
Gases, Veränderungen hervorruft, deren wiederholtes Auftreten gefährlich werden
kann. Bei Eisenblechöfen dagegen ließen sich, mittelst derselben
Untersuchungsmethode, analoge Wirkungen nicht nachweisen.
Dieser Schluß scheint uns indessen die Behauptungen des Dr. Carret bezüglich der gänzlichen
Unschädlichkeit der schmiedeeisernen Oefen nicht zu rechtfertigen, denn dieselben
sind, gleich den gußeisernen, mit den großen Uebelständen behaftet, welche aus der
jähen Erhöhung der Temperatur ihrer äußeren Oberfläche und aus der dadurch bewirkten
Zersetzung der atmosphärischen Kohlensäure resultiren.
Directe Ermittelung des in der Luft des Saales enthaltenen
Kohlenoxyds. – Zu diesem Zwecke wendeten wir die Methode und die
Apparate von H. Sainte-Claire Deville an, indem
wir den Saal mittelst eines gußeisernen und dann mittelst eines schmiedeeisernen
Ofens heizten. Diese Oefen wurden anfänglich im normalen Zustande gelassen, dann mit
Graphit angestrichen, zuletzt aber mit dem im Saale vorhandenen, durch Kehren häufig
aufgewirbelten Staube wiederholt in Berührung gebracht.
Die Mengen von Kohlenoxyd, welche die Luft enthalten konnte, wurden aus der Menge des
Kohlenstoffes abgeleitet, dessen Gegenwart durch die in dem Analysir-Apparate
gesammelte Kohlensäure constatirt war, und berechnet 1) nach der von Deville und Troost
aufgestellten Hypothese, daß eine gleichzeitige Bildung von
Einfach-Kohlenwasserstoff nicht stattfindet und 2) unter der Annahme, daß
dieses Gas mit dem Kohlenoxydgas zusammen vorhanden ist.
Versuche mit gewöhnlichen Oefen. – Die Resultate
der verschiedenen zu diesem Zwecke ausgeführten Versuche, sowie die Ergebnisse der
Berechnungen sind in den folgenden Tabellen zusammengestellt:
Kohlenoxyd-Gehalt der Luft des durch
metallene Oefen geheizten Saales.
Textabbildung Bd. 193, S. 207
Natur der in der Luft enthaltenen
Gase; Gußeiserner Casernenofen (kleines Modell); Ofen aus getriebenem
Eisenblech; Bei normalen Zustande des Ofens; Bei dem mit Graphit überzogenen
Ofen; Bei Graphitüberzug des Ofens und von Stunde zu Stunde wiederholtem Kehren
des Saales; Bei Annahme der ersten Hypothese (Abwesenheit von
Einfach-Kohlenwasserstoff); Kohlenoxyd; Bei Annahme der zweiten Hypothese
(Gegenwart von Einfach-Kohlenwasserstoff);
Einfach-Kohlenwasserstoff
Versuche mit dem gußeisernen Mantel-Ofen. –
Dem Wunsche unseres Collegen Bussy gemäß wurden dann
Versuche mit dem gußeisernen, mit Mantel versehenen Ofen angestellt, in der Absicht,
den Raum zu beschränken, in welchem die die Außenfläche des zum Rothglühen erhitzten
Ofens bespülende Luft circulirte. In dieser Hinsicht realisiren die Versuche den
Vorgang bei einer großen Anzahl metallener Oefen, wo der Querschnitt für den
Durchzug der Luft nicht größer ist als bei diesem Apparate, und nur die
Geschwindigkeit der circulirenden Luft eine größere ist.
Gehalt von 100 Liter der durch den Mantel des zum Dunkelrothglühen erhitzten gußeisernen Ofens
hindurchgegangenen Luft an Kohlenoxyd.
Textabbildung Bd. 193, S. 208
Dieser Versuch wurde unter Payen's Mithülfe
ausgeführt.
Datum; Gehalt der Luft des Saales
an Wasserdampf; Wasserstoff; Kohlenstoff; 1. Hypothese (Abwesenheit von
Einfach-Kohlenwasserstoff.); Gehalt an Kohlenoxyd; 2. Hypothese.
(Vorhandenseyn von Einfach-Kohlenwasserstoff.) Gehalt an;
Einfach-Kohlenwasserstoff; Kohlenoxyd; Bemerkungen; 1868; 16. Septbr.; 1.
October; 3. October; 9. October; 20. October; 22. October 1869; 5. Januar; 18.
Januar; Die angegebene Kohlenstoffmenge ist diejenige, welche der nach dem
Hindurchleiten durch das Verbrennungsrohr gefundenen Gewichtsmenge Kohlensäure
entspricht. Die Menge des Wasserstoffes ist aus der Gewichtsmenge des nach
diesem Hindurchleiten condensirten Wassers abgeleitet
Folgerungen aus diesen Versuchen. – Die
sämmtlichen in den vorstehenden Tabellen verzeichneten Resultate zeigen, daß, man
mag die eine oder die andere der beiden angeführten Hypothesen annehmen, die durch
den Mantel des Ofens gezogene Luft Kohlenoxyd enthält, und daß die Menge dieses
Gases 0,0004 erreichen, sogar beträchtlich übersteigen kann.
Der bemerkenswertheste dieser Versuche ist der in Payen's
Gegenwart ausgeführte, indem dieser ausgezeichnete Chemiker dabei die Wägungen
controlirte.
Ermittelung des in der Luft des Saales enthaltenen Kohlenoxyds
vermittelst einer Lösung von Kupferchlorür in Chlorwasserstoffsäure, und
Nachweisung der Natur des erhaltenen Gases. – Dieses Lösungsmittel
für das Kohlenoxyd wendeten wir auf Anrathen unseres Collegen Fremy an, erkannten jedoch bald, daß, wenn dieses Verfahren die Gegenwart
des Kohlenoxydgases sicher nachzuweisen gestattet, es zur quantitativen Bestimmung
desselben keineswegs genügt, weil die anderen Gase, welche von dem Lösungsmittel
nicht absorbirt werden, beim Austritt aus demselben den größten Theil des
Kohlenoxyds mit sich fortreißen.
Da indessen Fremy den Wunsch äußerte, es möchte so viel
von dem Gase aufgefangen werden, daß es angezündet werden kann, um auf diese Weise
seine Identität mit Kohlenoxydgas zu constatiren, so setzten wir die Versuche so
lange fort, bis wir 40 K. C. von dem Gase gesammelt hatten.
Am 30. Januar überzeugten wir uns bei einem ersten, mit 8 bis 10 K. C. angestellten
Versuche, daß das aufgesammelte Gas mit der charakteristischen blaßblauen Flamme des
Kohlenoxyds brannte.
Am 2. Februar wurde in meiner Gegenwart und im Beiseyn der HHrn. Payen, Champion und Urbain
derselbe Versuch mit 12 bis 15 K. C. Gas wiederholt und zwar mit ganz denselben
Resultaten, so daß hinsichtlich der Natur dieses Gases kein Zweifel obwalten
kann.
Wirkung des zur Dunkelrothgluth erhitzten reinen Eisens auf
die Kohlensäure. – Es ist in der Wissenschaft seit langer Zeit
anerkannt, daß die Kohlensäure durch rothglühendes Eisen zersetzt wird, indem sie an
dasselbe Sauerstoff abgibt und sich in Kohlenoxyd umwandelt.L. I. Thenard, Traité de Chimie élémentaire, prémiere
édition, 1813; t. I p. 499.
Payen ließ diesen Versuch in seinem Laboratorium
wiederholen. Ein Strom von trockenem Kohlensäuregas wurde durch ein zum
Dunkelrothglühen erhitztes Glasrohr geleitet, welches reines, durch Wasserstoffgas
reducirtes Eisen enthielt. Das bei seinem Austritte aus dem Apparat gesammelte Gas
zeigte alle charakteristischen Eigenschaften des Kohlenoxyds; es brannte mit
blaßblauer Flamme und wurde zu 75 Proc. seines Volums durch eine Lösung von
Kupferchlorür in Chlorwasserstoffsäure absorbirt.
Directe Versuche über die Wirkung des zum Dunkelrothglühen
erhitzten Gußeisens und Stabeisens auf dieZusammensetzung der Luft. – Auf Veranlassung
unseres Collegen Bussy ließen wir sowohl trockene als
feuchte Luft über Drehspäne von Gußeisen und von gewöhnlichem Schmiedeeisen strömen,
welche in einem zum Dunkelrothglühen erhitzten Glasrohre enthalten waren. Die
erzeugten Gase wurden dann durch Röhren geleitet, welche eine Lösung von
Kupferchlorür in Chlorwasserstoffsäure enthielten, und aus dieser Lösung wurde das
aufgenommene Kohlenoxyd extrahirt.
Die erhaltenen Resultate sind in der nachstehenden Tabelle verzeichnet:
DatumdesVersuches.
Natur undGewichtsmengedes in das
RohrgebrachtenMetalles.
Volum undZustand derdurch das
Rohrgeleiteten Luft.
Volum
desgesammeltenKohlenoxydes.
Verhältniß desgesammeltenKohlenoxydszum
Volum derdurch das Rohrgeleiteten Luft.
1868.
Grm.
26. Juni
Gußeisen, 95
6 Liter; trocken.
5,2 K. C.
0,00087 K. C.
29. Juni;
Deßgl., 139
18 „
feucht.
3,2
„
0,00019 „
1. Juli
Schmiedeeisen, 116
8 „
trocken.
1,4
„
0,00017 „
3. Juli
Deßgl., 126
12 „
feucht.
0,5
„
0,00004 „
Diese Versuche zeigen, wie die vorhergehenden, daß bei der Berührung von
rothglühendem Guß- und Schmiedeeisen mit atmosphärischer Luft Kohlenoxydgas
entsteht, dessen Menge bei Gußeisen beträchtlich größer ist als bei Schmiedeeisen,
und bei trockener Luft viel größer als bei feuchter.
Wenn man berücksichtigt, daß beim Hindurchleiten der Gase durch die
Kupferchlorürlösung sich nur ein (oft sehr geringer) Bruchtheil des entwickelten
Kohlenoxydgases sammeln läßt, so wird man ohne Anstand zugeben, daß die wirkliche
Menge dieses Gases viel beträchtlicher war, als die auf angegebene Weise
constatirte.
Indem diese Versuche nachweisen, daß die Menge des gebildeten Kohlenoxydgases durch
Feuchtigkeit der Luft bedeutend vermindert wird, rechtfertigen dieselben den
ziemlich allgemeinen Gebrauch, auf die metallenen Oefen mit Wasser gefüllte Gefäße
zu stellen, wenn deren Form es gestattet.
Schlußfolgerungen.
Nach diesen, während eines Jahres beharrlich fortgesetzten Untersuchungen,
speciell:
a) durch die im Anfang dieser Mittheilung erwähnten
Versuche von Deville und Troost;
b) durch die Versuche über die Gase im Blute von
Kaninchen, welche drei Tage in einem durch einen gußeisernen, beziehungsweise
schmiedeeisernen Ofen geheizten Zimmer zugebracht hatten;
c) durch die Versuche mit dem Blut von Kaninchen, welche
dreißig, respective vierunddreißig Stunden hinter einander unter einer Glocke
eingesperrt gewesen waren, die mit Luft aus demselben Zimmer gespeist und auf der
umgebenden Temperatur erhalten wurde;
d) durch die Untersuchungen über die Einwirkung von
Gasen, welche der normal zusammengesetzten Luft fremd sind, auf die im Blute
enthaltenen Gase;
e) durch die directen Analysen der Luft eines mit
gewöhnlichen Oefen geheizten Saales (mit Benutzung des von Deville und Troost angewendeten Apparates);
f) durch die mit dem Mantelofen (und denselben
analytischen Apparaten) ausgeführten Versuche;
g) durch die directe Nachweisung des Kohlenoxyds in der
zwischen dem Mantel und dem Ofen hindurchgezogenen Luft (mittelst der
chlorwasserstoffsauren Lösung von Kupferchlorür);
h) durch die in Payen's
Laboratorium angestellten Versuche über die Zersetzung der Kohlensäure durch ihre
Berührung mit dunkelrothglühendem Eisen;
i) durch die directen Versuche über die Wirkung von
dunkelrothglühendem Guß- und Schmiedeeisen auf trockene und auf feuchte
Luft;
k) durch die Beobachtung der Wirkungen, welche in der
Luft enthaltenes Kohlenoxydgas auf die Thiere ausübt, die ein solches Gemisch
einathmen,
glauben wir als erwiesen betrachten zu können:
1) daß die gewöhnlichen metallenen Oefen den Uebelstand haben, sich leicht bis zum
Rothglühen zu erhitzen, die gußeisernen Oefen aber,
sobald ihre Temperatur zur Dunkelrothgluth steigt, in den Zimmern, wo sie stehen,
die Entwickelung einer nicht unbedeutenden, nach den gegebenen Umständen jedoch sehr
verschiedenen Menge von Kohlenoxyd, eines sehr giftigen Gases, veranlassen;
2) daß auch schmiedeeiserne Oefen, obschon in geringerem
Grade, eine solche Gasentwickelung verursachen können, sobald sie sich zum
Rothglühen erhitzen;
3) daß in Räumen, welche durch guß- oder schmiedeeiserne Oefen geheizt werden,
die ursprünglich in der Luft enthaltene, sowie die durch die Respiration der in solchen
Räumen sich aufhaltenden Personen erzeugte Kohlensäure zersetzt werden und dadurch
die Entwicklung von Kohlenoxyd veranlassen kann.
4) Daß das Kohlenoxyd, dessen Gegenwart constatirt ist, wenn man mit gußeisernen
Oefen gebeizt hat, entstanden seyn kann:
α) in Folge der Durchdringbarkeit des Gußeisens
für dieses Gas, welches von dem Inneren des Feuerraumes aus durch die Ofenwände
hindurch in das Zimmer tritt;
β) in Folge der directen Wirkung des Sauerstoffes
der Luft auf den Kohlenstoff des zum Rothglühen erhitzten Gußeisens;
γ) in Folge der durch die Berührung mit dem
rothglühenden Metalle bewirkten Zersetzung der atmosphärischen Kohlensäure;
δ) in Folge der Zersetzung des in der Zimmerluft
enthaltenen organischen Staubes durch das glühende Eisen.
5) Daß die Wirkungen, welche in einem unbewohnten Saale beobachtet wurden, der durch
vier Fenster erhellt war und zwei Thüren hatte, deren eine häufig geöffnet wurde,
noch merklicher und nachtheiliger in gewöhnlichen, nicht mit Ventilation versehenen
Wohnungen wären, in Folge der Zersetzung des in denselben vorhandenen organischen
Staubes aller Art.
6) Daß demzufolge die Anwendung von gußeisernen und selbst von schmiedeeisernen Oefen
und Heizapparaten ohne innere Ausfütterung mit feuerfesten Ziegelsteinen oder
anderen Materialien, welche das Erhitzen derselben bis zur Rothgluth verhindern,
gesundheitsgefährlich ist.
Die sämmtlichen in dieser Abhandlung angegebenen Wirkungen der eisernen Oefen treten
nur dann auf, wenn das Metall zum Rothglühen erhitzt
wird, also in Folge der Leichtigkeit, womit die Oberfläche der metallenen Oefen
diesen Hitzegrad erreicht. Die unmittelbarsten dieser Wirkungen sind die der
directen Ausstrahlung dieser Oberflächen, und in dieser Beziehung läßt sich zwischen
dem Gußeisen und dem Schmiedeeisen ein Unterschied nicht aufstellen.
Die Entwickelung von Kohlenoxyd in Localitäten, welche einer genügenden Ventilation
entbehren und worin eine Anzahl von Personen sich längere Zeit aufhält, kann
ernstlich schädlich werden.
Daraus ergibt sich, daß durch geeignete Anordnungen – z.B. durch Auskleiden
des Feuerraumes mit Ziegelsteinen oder feuerfestem Thone und Umhüllen der metallenen
Röhren der Luftheizungsapparate mit solchem Material – wodurch ein Erhitzen
des Metalles Zur Rothgluth verhindert wird, die erwähnten Uebelstände sich vermeiden
lassen, während man
zugleich mit diesen Apparaten eine weit regelmäßigere Heizung erzielen würde.
Die Technik der Heizung hat diesen Weg bereits betreten und kann sich durch die im
Vorstehenden mitgetheilten Resultate unserer Versuche nur veranlaßt sehen,
beharrlich die Verbesserungen anzustreben, deren die guß- oder
schmiedeeisernen Zimmeröfen noch fähig sind, um die allgemein bekannten Fehler
derselben zu vermeiden oder doch möglichst abzuschwächen.