Titel: | Der Uebergang des Stickstoffgehaltes der Runkelrübe in die verschiedenen Producte der Zuckerfabrication; von Ad. Renard. |
Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. LXIII., S. 243 |
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LXIII.
Der Uebergang des Stickstoffgehaltes der
Runkelrübe in die verschiedenen Producte der Zuckerfabrication; von Ad. Renard.
Aus den Comptes rendus,
t. LXVIII p. 1333; Juni 1869.
Renard, über den Stickstoffgehalt der Producte der
Rübenzucker-Fabrication.
Diese Untersuchungen sind in der Fabrik des Hrn. Baroche
in Saint-Leu-d'Esserent (Oise) ausgeführt worden, um zu ermitteln
welche Phasen die stickstoffhaltigen Substanzen der Runkelrübe während der
Zuckerfabrication durchlaufen. Der Stickstoff kommt in der Rübe in Form von
Proteinsubstanzen und von Ammoniaksalzen vor. Ein Theil desselben wird während der
Fabrication ausgeschieden; so fällt der dem Saft beim Scheiden zugesetzte Kalk einen
erheblichen Bruchtheil aus, während ein anderer sich in Form von Ammoniak
verflüchtigte, und zwar sowohl in Folge der Zersetzung der Ammoniaksalze als in
Folge derjenigen der nicht flüchtigen stickstoffhaltigen Verbindungen.
Ich habe den Stickstoffgehalt sämmtlicher Producte in den verschiedenen Stadien der
Fabrication ermittelt; derjenige der Proteinsubstanzen wurde mittelst Natronkalk
bestimmt; der in Form von Ammoniaksalzen vorhandene aber nach dem Verfahren von Boussingault, nämlich durch Destillation der Substanz mit
vorher ausgewaschener Magnesia, nachdem der etwa vorhandene freie Kalk mit
verdünnter Schwefelsäure neutralisirt worden war, weil ohne diese (von Boussingault angegebene) Vorsichtsmaßregel der Kalk auf
die nicht flüchtigen stickstoffhaltigen Substanzen zersetzend und
ammoniakentwickelnd wirken und das Resultat beirren würde.
Folgendes sind die erhaltenen Zahlen in Procenten der
untersuchten Producte:
Textabbildung Bd. 193, S. 243
Stickstoff in Form von;
Proteinsubstanzen; Ammoniaksalzen; Rüben; Preßlinge; Saft; Saft von der ersten
Saturation; Schlamm von der ersten Saturation; Saft von der zweiten Saturation;
Schlamm von der zweiten Saturation; Filtrirter Dünnsaft; Unfiltrirter
Dicksaft
Textabbildung Bd. 193, S. 244
Stickstoff in Form von;
Proteinsubstanzen; Ammoniaksalzen; Filtrirter Dicksaft; Füllmasse, erstes
Product; Zucker, erstes Product; Syrup vom ersten Product; Füllmasse, zweites
Product; Zucker, zweites Product; Syrup vom zweiten Product
Nach diesen Resultaten wurden die Stickstoffmengen in allen Producten der Fabrication
auf 100 Theile Rüben berechnet; die so erhaltenen Zahlen
ergaben, daß der Saft einen Theil des Stickstoffes als Ammoniak verliert, welches
frei entweicht und durch den Kalk sowohl aus den Ammoniaksalzen, wie aus den
Proteinsubstanzen entwickelt wird, während der übrige Stickstoff in den Schlamm und
in die Knochenkohle geht oder in den letzten Producten, d.h. im Zucker und in der
Melasse enthalten ist.
Das Nähere erhellt aus folgenden Zahlen:
Verlust an Stickstoff in Folge seines
Entweichens als Ammoniak
aus denProteinstoffen.
aus denAmmoniaksalzen.
Erste Saturation
0,0181
0,0068
Zweite Saturation
0,0050
0
Verdampfung
0,0112
0,0062
Fertigkochen des ersten Productes
0,0018
0,0032
Fertigkochen des zweiten Productes
0,0016
0
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
0,0377
0,0162
In der Knochenkohle
absorbirter Stickstoff.
Dünnsaftfiltration
0
0,0022
Dicksaftfiltration
0,0100
0
In den
Schlamm übergegangener Stickstoff.
Schlamm der ersten Saturation
0,0144
0,0001
Schlamm der zweiten Saturation
0,0009
0
Stickstoff
in dem zweiten Product.
0,0013
0
Stickstoff
in dem Syrup vom zweiten Product.
0,0505
0,0002
Man sieht, daß ein großer Theil des Stickstoffes der Rübe als Ammoniak entweicht und
bisher gänzlich verloren geht, während es doch vielleicht sich lohnen könnte, ihn aufzufangen. Ein Liter
Saft gibt nämlich 0,539 Gramme Stickstoff, entsprechend 0,653 Grm. Ammoniak oder
2,193 Grm. schwefelsaurem Ammoniak. Dieß macht für eine jährliche Verarbeitung von
20 Millionen Kilogr. Rüben die beträchtliche Menge von 4386 Kilogr. schwefelsaurem
Ammoniak.