Titel: Zündhölzchen-Hobelmaschine; von Wladimir Jettel, Werkführer in Gleiwitz (Schlesien).
Autor: Wladimir Jettel [GND]
Fundstelle: Band 193, Jahrgang 1869, Nr. LXXIII., S. 278
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LXXIII. Zündhölzchen-Hobelmaschine; von Wladimir Jettel, Werkführer in Gleiwitz (Schlesien). Mit Abbildungen auf Tab. V. Jettel's Zündhölzchen-Hobelmaschine. Die Unvollkommenheit der unter dem Namen der „Wiener Maschinen“ allgemein gekannten Zündhölzchen-Hobelmaschinen, namentlich der Umstand, daß die Leistung derselben zu sehr von der Geschicklichkeit des Arbeiters abhängt, veranlaßte mich, das Princip dieser Maschinen in einer veränderten Construction zur Anwendung zu bringen, um deren Effect von jenem Factor möglichst unabhängig zu machen. Was der Arbeiter an der von mit construirten – in Fig. 21 und 22 dargestellten – Maschine noch zu leisten hat, ist so einfach, daß jeder Taglöhner zur Bedienung derselben verwendet werden kann, wodurch sich der Arbeitslohn auf die Hälfte reducirt. In dem getheilten Arm des Schwungrades A ist die Zugstange B verschiebbar angebracht, um verschiedene Längen bearbeiten zu können. Die Platte C läuft in den auf dem Gestelle G aufgeschraubten Prismen D, D. Von der Platte C fallen die gehobelten Drähte in den Blechkasten E. An den Ständern F bewegt sich der Support S, welcher das Hobeleisen trägt. Die Transportation desselben in horizontaler Richtung geschieht durch die Getriebe M, N und das damit in Verbindung stehende Gestänge o, p, q. Dreht sich nämlich das Schwungrad in der Richtung des Pfeiles, so geht die Platte C nach vorwärts, wobei der Stift r an den mit dem Winkelhebel I verbundenen Zapfen x stößt und diesen um circa 45° dreht. Dadurch wird die Stange q und mit dieser der Arm p vorwärts geschoben, in Folge dessen die an o befindliche Sperrklinke um einige Zähne weitergreist. Durch das Gewicht t wird der Winkelhebel I wieder zurückgezogen und mit ihm die Sperrklinke, wodurch das Getriebe M, N und die Schraube w so weit gedreht werden, daß das Hobeleisen um seine eigene Breite weiter geht. Ist das Holzscheit in ganzer Breite abgehobelt, so wird die Sperrklinke umgelegt, worauf das Hobeleisen den Weg zurück macht. Zu gleicher Zeit wird das Eisen um circa die 1 1/2 fache Hölzchendicke tiefer gestellt, wozu die Getriebe a und b dienen, welche mittelst des Hebelarmes e und der Sperrklinke d gedreht werden. Die Vorrichtung ist so getroffen, daß das Hobeleisen, resp. der Support bei dieser Verstellung um nicht mehr als gerade erforderlich ist, tiefer gestellt werden kann. Es waren in Bezug auf die Qualität des Drahtes, sowie auch hinsichtlich der Stabilität des Betriebes mehrere Schwierigkeiten zu überwinden. Die Drähte kamen nämlich gewunden und gedreht, in fast unbrauchbarem Zustande aus dem Eisen. Diesem Uebelstand begegnete ich durch Anbringen der in Fig. 23 dargestellten Platte, in deren Ausschnitt das Hobeleisen aufsitzt und zwar so, daß die Schneide von p in einer horizontalen Linie mit der oberen Schneide der Röhrchen steht. Diese Platte ist circa 6 Zoll lang und hat an der unteren Seite zwei parallele (um die Breite des Hobeleisens auseinanderstehende) Leisten, welche um die einfache Hölzchendicke vorstehen. Die aus dem Eisen kommenden Drähte sind somit oben von der Platte, seitlich von den Leisten und unten vom Holze umgeben, können sich folglich nicht krümmen. Ferner versenkten sich die beim Hobeln abfallenden Späne so, daß man nach einigen Umdrehungen die Arbeit unterbrechen und das Hobeleisen, sowie die Platte p von den festgeklemmten Spänen reinigen mußte. Der Span stieß nämlich an den senkrechten Theil des Hobeleisens, brach und schob sich zusammen, der folgende ebenso u.s.w. Um dieß zu verhindern, setzte ich vor das Röhrcheneisen die pflugscharähnliche Platte r; an dieser gehen die Späne der Krümmung entlang aufwärts, rollen sich ein und fallen sehr regelmäßig nach vorn hin vom Eisen ab. Der Vortheil dieser Maschine liegt, wie Eingangs erwähnt, nicht etwa in einer größeren Erzeugung, sondern in dem billigeren Arbeitslohn und in der besseren Ausnutzung des Holzes, weil mit dieser Maschine viel Holz, welches zu hart oder verzogen und daher für die Handhobelmaschine untauglich ist, sehr gut verarbeitet werden kann und die Menge des Ausschusses eine weit geringere ist, indem das Hobeleisen fast immer voll greift. Die Drähte sind sehr schön rund und glatt, fast wie polirt.

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