Titel: | Untersuchungen über die Harze; von Dr. Sacc in Neuenburg (Schweiz). |
Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. LXXXIX., S. 328 |
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LXXXIX.
Untersuchungen über die Harze; von Dr. Sacc in Neuenburg (Schweiz).
Aus den Annales de Chimie
et de Physique, 4. série, t. XVI p. 421;
April 1869.
Sacc, Untersuchungen über die Harze.
Die Harze sind noch so wenig studirt, sie zeigen in so vielen Punkten Aehnlichkeit,
daß ich mich veranlaßt satz, ihre chemischen Reactionen zu untersuchen, um zu
ermitteln ob diese Analogie eine scheinbare oder wirkliche ist. Aus meinen
Untersuchungen geht hervor, daß zwischen diesen Körpern, welche einander so ähnlich
sind, sehr bedeutende chemische Unterschiede stattfinden.
Die Harze haben große Aehnlichkeit mit den festen Fettkörpern, von denen sie darin
abweichen, daß sie auf Papier keinen Fleck hervorbringen, erst über 100°C.
schmelzen, sich schwierig oder gar nicht verseifen lassen und, sobald sie mit einem
brennenden Körper in Berührung kommen, selbst brennen.
Die Wachsarten bilden, wie aus der am Schlusse dieser Abhandlung mitgetheilten
Untersuchung des Carnauba-Wachses hervorgeht, den ohne sich zu lösen. Von
gekochtem, siedend heißem Leinöl wird es nicht gelöst. Es ist ferner unlöslich in
Benzin und Naphtaöl. Von Schwefelsäure wird es gelb gefärbt und aufgelöst; durch
Wasser wird es aus dieser Lösung niedergeschlagen. Salpetersäure ist ohne Wirkung
auf das Copalpulver. Das Ammoniak verbindet sich mit diesem Harze unter Freiwerden
von Wärme, schwillt es auf und löst es endlich; das Lösungsmittel wird von dem
Pulver so kräftig zurückgehalten, daß die Verbindung beim Erhitzen gallertartig
wird, ohne das Ammoniak abzugeben, selbst nicht bei 100°C.; beim Erkalten
wird das Harz wieder hart und zerreiblich. Der in Schwefelsäure gelöste und durch
Wasser niedergeschlagene, sowie der aus seiner ammoniakalischen Lösung durch eine
Säure gefällte Copal ist in Terpenthinöl ebenso unlöslich wie vorher, so daß sich
annehmen läßt, daß er nicht verändert worden ist.
Bernstein.
Dieser ist von allen Harzen dasjenige, welches chemisch am schwierigsten angegriffen
wird; auch ist er das am wenigsten zerreibliche Harz. Beim Erhitzen wird er schwarz
und schmilzt unter Aufblähen, indem sich ein schweres braunes Oel abscheidet, dessen
Geruch an Kampher und Terpenthinöl erinnert. Von kochendem Wasser, von Alkohol,
Aether, Essigsäure, Aetznatron, Schwefelkohlenstoff, Terpenthinöl, siedendem Leinöl,
Benzin und Naphtaöl wird er nicht angegriffen. Von Schwefelsäure wird er schwarz
gefärbt und theilweise aufgelöst. Salpetersäure und Ammoniak zeigen keine Wirkung
auf ihn.
Dammarharz.
Dieses Harz ist außerordentlich zerreiblich; beim Erhitzen schmilzt es leicht zu
einer ungefärbten Flüssigkeit; in kochendem Wasser ballt es zusammen; in Alkohol ist
es unlöslich, löst sich dagegen in Aether. Es ist unlöslich in Essigsäure und
Aetznatron; löslich in Schwefelkohlenstoff, Terpenthinöl und kochendem Leinöl;
leicht löslich in Benzin und Naphtaöl. Von Schwefelsäure wird das Pulver sofort
prächtig roth gefärbt und gelöst; von Salpetersäure und Ammoniak wird es dagegen
nicht angegriffen.
Kolophonium.
Reines, hellgelbes Kolophonium ist ziemlich zerreiblich und schmilzt beim Erhitzen
leicht zu einer hellgelben Flüssigkeit. In kochendem Wasser wird das Pulver zu einer
halbgeflossenen Masse; das Kolophonium ist das leichtflüssigste von allen Harzen. In
Alkohol und Aether ist es Uebergang von den Harzen zu den Fetten, sie stehen jedoch den Harzen näher als den
Fettkörpern.
Meine Untersuchungen erstreckten sich auf folgende Harze: Copal, Bernstein,
Dammarharz, Kolophonium, Schellack, Elemi, Sandarach und Mastix.
Für jedes dieser Harze wurde seine Zerreiblichkeit bestimmt, ferner
sein
Verhalten
gegen
kochendes Wasser;
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Alkohol von 86° Tralles;
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Aether;
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gewöhnliche Essigsäure;
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Aetznatronlauge von 10° Baumé (auch kochende);
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Schwefelkohlenstoff;
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Terpenthinöl;
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gekochtes Leinöl;
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Benzin (Steinkohlenbenzol);
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Naphtaöl (Petroleum-Aether);
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Schwefelsäure von 66° Baumé;
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Salpetersäure von 36° Baumé;
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Aetzammoniak.
Sämmtliche Harze wurden im feingepulverten Zustande angewendet und die Lösungsmittel,
von denen das Dreifache vom Volum des Harzpulvers genommen wurde, ließ ich, wofern
nicht ausdrücklich das Gegentheil bemerkt ist, vierundzwanzig Stunden auf das Harz
einwirken und zwar bei einer von + 15 bis + 22°C. variirenden Temperatur.
Der Schmelz- und Siedepunkt wurden in böhmischen Glasröhren über der Flamme
einer Weingeistlampe bestimmt.
Copal.
Dieses Harz ist hellgelb und bildet ziemlich große, mehr oder weniger durchsichtige
Stücke, welche an ihrer Oberfläche den Eindruck des Sandes zeigen, auf den sie
hinabgeflossen sind. Der Copal ist leicht schmelzbar; sein Pulver fühlt sich trocken
an und schmilzt beim Erhitzen leicht zu einer bernsteingelben Flüssigkeit, unter
Entwickelung von moschusartig riechenden Dämpfen, welche sich in den nicht erhitzten
Theilen des Glasrohres zu einer gelben, schweren Flüssigkeit verdichten. Auf
kochendem Wasser schwimmt das Pulver, ohne sich zusammenzuballen; in Alkohol klebt
es zusammen, löst sich aber in demselben nicht auf. In Aether schwillt es stark auf,
löst sich aber gleichfalls nicht. Essigsäure ist ohne Wirkung, ebenso
Aetznatronlauge, von welcher es nur gelb gefärbt wird. In Schwefelkohlenstoff und
Terpenthinöl schwillt das Pulver ebenfalls auf, löslich; in Essigsäure schwillt
es auf, ohne sich zu lösen. Von kochendem Aetznatron wird es langsam gelöst; ferner
ist es löslich in Schwefelkohlenstoff, Terpenthinöl und in kochendem Leinöl; in
Benzin löst es sich augenblicklich; in Naphtaöl löst es sich nur wenig. Von
Schwefelsäure wird es aufgelöst, indem es sich lebhaft und dunkel orangegelb färbt.
Salpetersäure ist ohne Wirkung auf dasselbe; von Ammoniak wird es leicht gelöst.
Schellack.
Guter Schellack bildet gelbe Blättchen, welche noch Spuren von einem rothen
Farbstoffe enthalten und sich unter dem Pistill nur schwierig zerreiben lassen, da
die Schuppen über einander weggleiten; einzeln genommen sind sie leicht zerreiblich.
Beim Erhitzen schmilzt er leicht unter schwachem Aufblähen mit Verbreitung eines
vanilleartigen Geruches. In kochendem Wasser backt sein Pulver zusammen. In Alkohol
ist er löslich, in Aether und in Essigsäure unlöslich; in Natronlauge löst er sich
sehr leicht zu einer violett gefärbten Flüssigkeit. In Schwefelkohlenstoff,
Terpenthinöl, Benzin und Naphtaöl ist er unlöslich; in kochendem Leinöl ist er
schwer löslich. Von Schwefelsäure wird er langsam aufgelöst, indem er sich
dunkelbraun färbt. Von Salpetersäure wird er nicht angegriffen, wohl aber wird er
durch Behandlung mit derselben etwas heller, wahrscheinlich in Folge der Zerstörung
des rothen Farbstoffes. In Ammoniak ist er unlöslich.
Elemi.
Das Elemi ist sehr leicht zerreiblich und schmilzt beim Erhitzen unter Aufblähen. In
kochendem Wasser klebt das Pulver zusammen, ohne in Fluß zu kommen. In Alkohol ist
es schwer, in Aether sehr leicht löslich, in Essigsäure und in Natronlauge
unlöslich; in Schwefelkohlenstoff ist es wenig löslich, in Terpenthinöl löslich; in
kochendem Leinöl, Benzin und Naphtaöl wenig löslich. In Schwefelsäure löst es sich
mit dunkel rußbrauner Farbe; in Salpetersäure färbt es sich schmutzig gelb, ohne
sich aufzulösen; von Ammoniak wird es nicht angegriffen.
Sandarach.
Dieses Harz ist zerreiblich und bläht sich beim Schmelzen stark auf; sein Pulver
backt in kochendem Wasser nicht zusammen. In Alkohol löslich, in Aether sehr leicht
löslich, wird das Sandarach von Essigsäure und Natronlauge nicht angegriffen; in
Schwefelkohlenstoff ist es wenig löslich, ebenso in kochendem Leinöl, in Benzin und
Naphtaöl; von Terpenthinöl dagegen wird es gelöst. Von Schwefelsäure wird es
aufgelöst, indem es sich dunkelbraun färbt. Salpetersäure färbt es hellbraun, löst
es jedoch nicht auf. In Ammoniak schwillt es zunächst auf und geht dann in
Lösung.
Mastix.
Das Mastix ist bei niedriger Temperatur ziemlich zerreiblich, bläht sich beim
Schmelzen stark auf, und sein Pulver backt in kochendem Wasser zusammen. In
Essigsäure und Aetznatron ist es unlöslich; in Schwefelkohlenstoff wenig löslich, in
Alkohol und kochendem Leinöl löslich, in Aether, Terpenthinöl, Benzin und Naphtaöl
sehr löslich. Von Schwefelsäure wird es aufgelöst, indem es sich dunkel rothbraun
färbt. In Salpetersäure nimmt es eine hellbraune Färbung an, ohne in Lösung zu
gehen. In Ammoniak schwillt es auf und löst sich dann.
Carnauba-Wachs.
Dieses Wachs ist sehr spröde und leicht zerreiblich; es schmilzt beim Erhitzen, ohne
sich aufzublähen; in kochendem Wasser kommt es gleichfalls in Fluß. In Alkohol,
Aether und Schwefelkohlenstoff ist es schwer löslich; in Essigsäure und Aetznatron
unlöslich, ebenso in kochendem Leinöl; von Terpenthinöl und Benzin wird es ziemlich
leicht, von Naphtaöl nur schwierig gelöst. Durch Schwefelsäure wird es hellbraun,
durch Salpetersäure strohgelb gefärbt, aber von keiner dieser beiden Säuren
aufgelöst. Von Ammoniak wird es nicht angegriffen.
Zusammenstellung der
Resultate.
Alle genannten Harze lassen sich zu Pulver zerreiben.
Beim Erhitzen schmelzen unter Aufblähen: Bernstein,
Schellack, Elemi, Sandarach und Mastix; die übrigen schmelzen
ruhig.
In kochendem Wasser schmilzt nur das
Carnauba-Wachs; Kolophonium bildet eine halbgeflossene Masse; Dammar,
Schellack, Elemi und Mastix backen zusammen; Copal, Bernstein und Sandarach
verändern sich nicht.
In Alkohol unlöslich sind Dammar und Bernstein; Copal
backt zusammen; Elemi und Carnauba-Wachs lösen sich schwierig; Kolophonium,
Schellack, Sandarach und Mastix lösen sich leicht.
In Aether sind unlöslich Bernstein und Schellack; Copal
schwillt auf; Carnauba-Wachs löst sich schwierig; Dammar, Kolophonium, Elemi,
Sandarach und Mastix lösen sich leicht.
Essigsäure schwillt nur das Kolophonium auf; gegen alle
übrigen Harze verhält sie sich indifferent.
Aetznatron löst leicht den Schellack, schwierig das
Kolophonium; auf die anderen Harze wirkt es nicht ein.
In Schwefelkohlenstoff lösen sich nicht Bernstein und
Schellack; Copal schwillt an; Elemi, Sandarach, Mastix und Carnauba-Wachs
lösen sich schlecht; Dammar und Kolophonium dagegen leicht.
Terpenthinöl löst weder Bernstein noch Schellack;
schwillt Copal auf; löst Dammar, Kolophonium, Elemi, Sandarach und
Carnauba-Wachs gut und Mastix sehr gut.
Gekochtes siedendes Leinöl ist ohne Wirkung auf Copal,
Bernstein und Carnauba-Wachs; löst schwierig Schellack, Elemi und Sandarach;
aber leicht Dammar, Kolophonium und Mastix.
Benzin löst nicht Copal, Bernstein und Schellack;
schlecht Elemi und Sandarach; besser das Carnauba-Wachs und sehr gut Dammar,
Kolophonium und Mastix.
Naphtaöl ist ohne Wirkung auf Copal, Bernstein und
Schellack; es ist ein schlechtes Lösungsmittel für Kolophonium, Elemi, Sandarach und
Carnauba-Wachs, ein gutes dagegen für Dammar und Mastix.
Concentrirte Schwefelsäure ist indifferent gegen
Carnauba-Wachs; sie löst dagegen alle Harze, welche durch sie mehr oder
weniger dunkel braun gefärbt werden, mit Ausnahme des Dammars, welches eine lebhaft
rothe Färbung annimmt.
Salpetersäure färbt das Carnauba-Wachs strohgelb,
Elemi schmutzig gelb, Mastix und Sandarach hellbraun; gegen die übrigen Harze
verhält sie sich indifferent.
Ammoniak endlich ist ohne Wirkung auf Bernstein, Dammar,
Schellack, Elemi und Carnauba-Wachs; Copal, Sandarach und Mastix schwellen in
diesem Reagens auf und lösen sich dann; Kolophonium löst sich in demselben sehr
leicht.
Mittelst dieser Reactionen ist es nicht schwierig, alle diese Harze auf ihre Reinheit
zu prüfen.