Titel: | Ueber die quantitative Analyse der Seifen; von A. Span. |
Autor: | A. Span |
Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. CV., S. 409 |
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CV.
Ueber die quantitative Analyse der Seifen; von A.
Span.
Span, über die quantitative Analyse der Seifen.
Die Natur der Sache bringt es mit sich, daß die Untersuchung der Seifen sich meist
lediglich auf die Bestimmung des Wassergehaltes beschränkt, oder doch anderweitig
nur eine partielle ist und selten nach Art vollständiger Analysen in Bezug auf
sämmtliche nähere Bestandtheile, in deren Summe man schließlich eine gewisse
Kontrolle der Arbeit gewinnt, zu Ende geführt wird.
Wem jedoch diese letztere Aufgabe einmal zufiel, der wird sich erinnern, daß die nach
den eingebürgerten Vorschriften erhaltenen Resultate nicht derartig befriedigen als
man sonst in ähnlichen technisch-analytischen Operationen gewohnt ist, indem
beim Summiren der für die einzelnen näheren Bestandtheile erhaltenen Zahlenwerthe,
selbst unter der gebräuchlich gewordenen Berücksichtigung eines Gehaltes der
abgeschiedenen Fettsäuren an sogen. Hydratwasser und etwa vorhandener geringer
Mengen kohlensauren Alkalis oder absichtlicher Beimengungen u.s.w., nicht die
Gewichtsmenge der in Arbeit genommenen Substanz wieder erreicht wird. Die Analysen
stimmen eben nicht, wie man sich auszudrücken pflegt.
Zahlreiche, in der letzten Zeit für ein größeres Etablissement ausgeführte
Seifenanalysen haben mit Gelegenheit gegeben, die Größe dieser Differenz und ihre
Schwankungen näher kennen zu lernen, und es ist gewiß bemerkenswerth, daß jene
Abweichung sehr gewöhnlich zwischen 3 und 4, bis selbst über 10 Procente betrug. Es
müssen demnach in der Seife des Handels normal anderweitige, von den gebräuchlichen
analytischen Methoden unbeachtet gelassene Einmengungen vorhanden seyn. Der Umstand,
daß diese Differenz auch dann noch obwaltet, wenn man den Aschenbestandtheilen der
Seife gebührend Rechnung getragen hat, macht es wahrscheinlich daß diese Einmengungen organischer
Natur sind, wenigstens sind dieselben bei bezüglich hoher Temperatur flüchtig.
Während die meisten bekannt gewordenen Seifenanalysen, zusammenhängend mit der
benutzten Untersuchungsmethode, wie man sagt, genau auf Hundert herauskommen, finden
sich doch auch einige Angaben, welche darauf hinweisen, daß das in Rede stehende
Verhältniß auch schon von anderer Seite beobachtet ist. So summirt sich in der von
Abendroth mitgetheilten Analyse einer Talgseife aus einer Leipziger Fabrik der
Gehalt an Alkali, fetter Säure und Wasser auf 89,2 Procente, es waren also, incl.
der unorganischen Bestandtheile, 10,8 Procente fremde Einmengungen vorhanden. Ein
Aehnliches findet sich in dreizehn von Stöckhardt
ausgeführten, sechs Kernseifen und sieben gefüllte Seifen umfassenden Analysen, wo
dieser Gesammtgehalt an fremden Bestandtheilen zwischen 13,4 und 4,1 Procenten
schwankt.
Man müßte demnach eine Untersuchungsmethode in Anwendung bringen, welche gestattet
jene Substanzen, die zu dem angedeuteten Fehler Veranlassung geben, im etwa bei
110° C. getrockneten Zustande zur Wägung zu bringen – beziehungsweise
eine größere Leichtflüssigkeit berücksichtigt.
Es wird angemessen seyn, zuvörderst den Grundgedanken des Verfahrens, welches sich
nach mehrfachen auf die Ausbildung desselben abzielenden Versuchen als ebenso
zuverlässig wie rasch ausführbar herausgestellt hat, darzulegen und sodann die
Details an ein paar praktischen Beispielen vorzuführen, welche zugleich die
Nothwendigkeit einer in solcher Weise weiter eingehenden Untersuchung der Seifen
erläutern mögen.
Eine gewogene Menge der zu untersuchenden Seife wird, während eine Parallelprobe zur
Bestimmung des Wassergehaltes getrocknet wird, durch titrirte Schwefelsäure zerlegt,
und durch Schütteln mit Aether die abgeschiedenen Fettsäuren aufgenommen, welche
nach der Verdunstung des Aethers und bei 110° C. bis zur Constanz im Gewichte
ausgetrocknet, zur Wägung gelangen.
Die untere Schicht nach der Behandlung mit Aether enthält dagegen die übrigen
Bestandtheile der Seife plus der zugefügten, ihrer Menge
nach genau bekannten Schwefelsäure. Man übersättigt nun mit Ammon, verdunstet,
trocknet gleichfalls bei 110° C. und wägt. Hierbei wird also das in der Seife
an die Fettsäuren gebundene Alkali als schwefelsaures Salz, die bei der Zerlegung
der Seife überschüssig angewandte Schwefelsäure als neutrales schwefelsaures Ammon
zurückbleiben, während das ungesättigt gebliebene Ammon entweicht. Weitere fremde
Bestandtheile häufen
sich, normale Verhältnisse vorausgesetzt, in dem Gesammttrockenrückstande als solche
an.
Durch Glühen, Behandeln mit festem kohlensaurem Ammon, nöthigenfalls Bestimmung der
von den Alkalien zurückgehaltenen Schwefelsäure u.s.w., erfährt man die Menge des
vorhandenen Alkalis, eventuell das Verhältniß zwischen Kali und Natron, wie etwaiger
fremder unorganischer Einmengungen. Selbstverständlich hat man, wenn der Fall
vorliegt, einem Gehalte an Chlornatrium, schwefelsaurem oder kohlensaurem Alkali
u.s.w. gehörig Rechnung zu tragen.
Hat man die Menge des Glührückstandes und der etwaigen unlöslichen Bestandtheile
darin ermittelt, wodurch der Werth für das Alkalisulfat bekannt geworden ist, so
weiß man auch sofort wie viel Schwefelsäure bei der Zerlegung der Seife im
Ueberschuß vorhanden war, und folglich wie viel neutrales schwefelsaures Ammon man
im Abdampfungsrückstande aus derselben erhält. Dieser Betrag, zu dem Glührückstande
(schwefelsaure fixe Alkalien u.s.w.) hinzuaddirt, müßte nun das Gewicht des
Trockenrückstandes bei 110° C. wiedergeben, falls kein anderer bei dieser
Temperatur beständiger, in der Glühhitze aber entweichender Körper vorhanden
wäre.
Man erhält jedoch bei den Seifen des Handels einen namhaften, oft sehr beträchtlichen Ueberschuß im Trockenrückstande der in angegebener
Weise behandelten unteren Flüssigkeitsschicht von der Aetherextraction, und bildet
derselbe unmitelbar das Maaß der besprochenen fremden – im Allgemeinen
organischen – Substanz.
Man könnte die in diesen Operationen erhaltenen Zahlenwerthe, ausgehend von der zur
Zersetzung der Seife angewendeten Schwefelsäuremenge auch in folgender Weise
interpretiren: Die zugefügte und ihrer Menge nach bekannte Schwefelsäure würde,
falls gar keine schwefelsauren Alkalien gebildet würden, beim Eindampfen ein
bekanntes Gewicht neutrales schwefelsaures Ammoniak liefern. Indem nun in diesem
idealen Rückstande ein Theil des Ammons durch z.B. Natron ersetzt wird, muß eine
Zunahme des wirklichen Rückstandes oder des Gesamtgewichtes der gemischten Sulfate
stattfinden, und zwar wird dieselbe, indem ein Aequivalent Ammon (26) austritt und
durch ein Aequivalent Natron (31) ersetzt wird, für jedes Aequivalent schwefelsaures
Natron 5 Aequivalenteinheiten betragen. Ist also durch einen besonderen Versuch die
Menge des Natrons resp. anderweitiger fixer Bestandtheile bestimmt worden, so kann
man auch leicht das Gewicht ableiten, welches der Abdampfungsrückstand unter der
Voraussetzung haben müßte: derselbe bestände nur aus den Sulfaten von Ammon und
Natron, und analog aus
schwefelsaurem Kali oder den Sulfaten der beiden fixen Alkalien neben dem von
Ammon.
Man wird aber, wie erwähnt, in den wirklichen Wägungen bei der Seifenanalyse ein oft
sehr bedeutendes Mehrgewicht erhalten, in welchem sich die in Rede stehenden fremden
Begleiter, im bei 110° C. getrockneten Zustande, summiren und deren Menge
direct durch diesen Ueberschuß ausgedrückt ist.
Die Anführung der in ein paar Beispielen erhaltenen speciellen Daten wird am meisten
geeignet seyn, diese Methode sowohl bezüglich des Calcüls als des in der Praxis
wirklich vorkommenden Betrages der besprochenen Verunreinigungen und der einzelnen
Manipulationen vollkommen klar zu machen. Ich wähle dafür Seifensorten, welche in
Folge der Abwesenheit von löslichen unorganischen Einmengungen (wie Chlornatrium,
schwefelsaures und kohlensaures Natron) eine regelmäßigere und übersichtlichere
Darlegung der Sache gestatten.
Nr. I. Gewöhnliche Münchener
Wasch-, Kern- oder Hausseife.
Eine geringe gewogene Menge der feingeschabten Seife, in unserem Falle ein Grm., mit
normalem Wassergehalt, wird in einen cylindrischen Scheidetrichter – ein etwa
drei Centimeter weites und fünfzehn Centimeter langes Rohr, oben mit Hals, unten mit
angeschmolzenem Glaswechsel – welcher bequem 150 Kubikcentimeter faßt,
eingetragen, dann in beiläufig 50 Kubikcentimeter Wasser gelöst; hierauf werden 5
Kubikcentimeter Normalschwefelsäure (40 Gramme wasserfreie Schwefelsäure,
SO³, im Liter) zugefügt und hernach schüttelt man unter Verschluß mit etwa 50
Kubikcentimeter Aether, bis die ausgeschiedenen fetten Säuren vollständig von
letzterem aufgenommen sind. Die Probe wird jetzt einige Zeit der Ruhe überlassen,
damit sich die beiden Flüssigkeitsschichten gehörig aussondern können. Die obere
derselben enthält die Fettsäuren in Aether gelöst, die untere die übrigen
Bestandtheile unter Ausscheidung etwa der Seife eingemengter unlöslicher
Beimischungen. Man läßt nun die untere Flüssigkeitsschicht in ein gewogenes
Becherglas von entsprechender Größe abfließen und wäscht die Aetherschicht unter
anhaltendem Schütteln noch zwei- oder dreimal mit Wasser; das Waschwasser
wird mit der Hauptflüssigkeit vereinigt. Directe Versuche haben gezeigt, daß der in
der wässerigen Flüssigkeit gelöste Aether keine Fettsäuren in dieselbe einführt. Die
saure wässerige Flüssigkeit wird mit Ammon übersättigt; durch anfangs mäßiges
Erwärmen, um Ueberschäumen zu verhüten, vertreibt man den darin gelösten Aether,
verdampft dann dieselbe im OelbadeWir bedienen uns im Laboratorium für ähnliche Zwecke einer Vorrichtung,
vermittelst welcher das in einem Metallring eingehängte Becherglas mit Hülfe
eines auf den Rand des Glases drückenden gestielten Dreieckes von
Glasstäben, das in beliebiger Höhe festgestellt werden kann, in das Bad
entsprechend tief eingetaucht wird, auf welche Weise das Becherglas in
perpendiculärer Lage festgehalten und ein Schwanken und Kippen desselben
vermieden wird. und bringt den Rückstand zuletzt bei 110°C. zur Constanz im
Gewichte.
In ähnlicher Weise fängt man auch die ätherische Lösung unter Nachwaschen des
Scheidetrichters mit Aether in einem Becherglase auf, läßt zuerst am einfachsten
spontan verdunsten und erhitzt die, bei harten Seifen meist als nette weiße
seidenglänzende Krystallisation zurückbleibenden fetten Säuren endlich gleichfalls
bei 110° C., bis sie keine Gewichtsabnahme mehr zeigen. Die Frage, ob
dieselben in bekannter Weise als Hydrat zu berechnen sind, berührt uns hier vor der
Hand nicht: ein Abzug des Hydratwassers würde das im Resultat der Analyse Fehlende nur noch höher ausfallen lassen; auf den Werth
für die Menge der fremden organischen Substanzen hat dasselbe jedoch gar keinen
Einfluß, da diese nicht aus der Differenz auf die angewandte
Substanz, sondern als Ergänzung des Abdampfungsrückstandes bestimmt wird.
In den nachfolgenden Zusammenstellungen finden sich die Fettsäuren, ohne die
bekannte Reduction um 3,25 Procente, als sogen. Hydrate aufgeführt. Eigenthümlich
ist, daß die Analysen gleichwohl sehr nahe auf 100 hinausgehen.
Im gegenwärtigen Falle ergab sich der Rückstand beider Schichten zu:
1)
wässerige Schicht (schwefels. Natron, schwefels. Ammon etc.)
0,395 Grm.
2)
ätherische Schicht (Fettsäure etc.)
0,623 „
Der gewogene Rückstand von der wässerigen Flüssigkeit wird nun aus dem Becherglase
soweit möglich auf mechanischem Wege entfernt, das Entnommene reservirt, der den
Wänden des Becherglases fester anhaftende Antheil mit Wasser aufgenommen, in eine
Platinschale befördert, in derselben flott eingedampft und endlich zum Glühen
erhitzt. Alsdann bringt man in die Schale auch den reservirten Abdampfungsrückstand
aus dem Becherglase und verjagt Ammon und den bezüglichen Antheil Schwefelsäure
durch abermaliges, vorsichtiges, zuletzt zum schwachen Glühen gesteigertes Erhitzen,
wobei zugleich die etwa vorhandene organische Substanz zerstört wird. Um den
Glührückstand in neutrale Alkalisulfate überzuführen, wird derselbe zunächst viermal
mit feingepulvertem kohlensauren Ammon überstreut und ausgeglüht, dann gewogen und
nach abermaligem Behandeln mit kohlensaurem Ammon eine, eventuell bis zur Constanz
zu wiederholende Controlwägung ausgeführt.
Es hinterblieben in unserem Falle 0,253 Grm. Gesammtglührückstand von schwefelsaurem
Alkali und in Wasser unlöslichen fremden Beimengungen. Mit Wasser aufgenommen, das
Unlösliche abfiltrirt, geglüht u.s.w. ergaben sich 0,004 Grm. des letzteren. Wo
diese fremden unorganischen Einmischungen irgend bedeutend sind, muß natürlich eine
besondere chemische resp. mikroskopische Analyse Aufschluß geben.
Aus dem Filtrate, welches die neutralen Alkalisulfate (0,253 – 0,004 = 0,249
Grm.) gelöst enthält, wird nach Ansäuren und starker Verdünnung die Schwefelsäure
durch Chlorbarium heiß ausgefällt und der schwefelsaure Baryt gewogen. Aus dem
Gewichte desselben ergibt sich die Menge Schwefelsäure und durch Abzug dieser von
der Summe der neutralen Alkalisulfate die der Alkalien, deren Repartirung in Kali
und Natron mit Hülfe dieser Daten leicht auf indirectem Wege nach den Formeln
ausführbar ist:
x = Σ . 2,91358 – S . 2,25802
und
y = S .
2,25802 – Σ . 1,91358
worin x = Kali, y = Natron, S =
Schwefelsäure, Σ = Summe der Alkalien
bedeuten.
In unserem speciellen Falle erhielt ich 0,4106 Grm. schwefelsauren Baryt,
entsprechend 0,141 Grm. Schwefelsäure. Dieser Werth mit dem obigen für die Summe der
Alkalisulfate combinirt, führt zu einem Kaligehalte nahezu = 0.Streng genommen würden die 0,141 Grm. Schwefelsäure, um kalifreies Sulfat zu
bilden, 0,109275, statt den gefundenen 0,108 Grm. Natron verlangen. Die
obigen Gleichungen für x = Kali und y = Natron geben, damit zusammenhängend, auch
(wenngleich nicht um ein Beträchtliches) unmögliche Werthe, nämlich:x = – 0,003715y = 0,111715.Die Gleichung für x gibt uns also einen, wenn
auch sehr geringen (0,37 Proc. betragenden) negativen Kaligehalt und ebenso wird der Natrongehalt (0,111715
Grm.) größer als das überhaupt vorhandene Alkali (0,108 Grm.).Um diese Aussagen des mathematischen Ausdruckes gehörig zu interpretiren,
braucht man jedoch nur zu erwägen, daß: wäre die ganze Menge Schwefelsäure
als schwefelsaures Natron vorhanden, man (141 . 71)/40 = 0,250275 Grm.
desselben hätte erhalten müssen. In Wirklichkeit sind indeß nur 0,249 Grm.
fixes Sulfat vorhanden, und man hätte also davon noch 0,250275 –
0,249 = 0,001275 Grm. durch Kalieinführung,
daher: minus (an die Stelle von Natron), zu
bestreiten.Da nun ein Aequivalent Kali (47,2), welches ein Aequivalent Natron (31)
ersetzt, eine Zunahme von (47,2 – 31 =) 16,2 bedingt, so hat man
davon nöthig:(0,001275 . 47,2)/16,2 = 0,003715.Das x = – 0,003715 der Gleichung sagt eben
aus. daß man diese Menge Kali noch in angegebener
Weise (als Ersatz für Natron) bedürfte um den im
Versuche gefundenen Zahlen zu entsprechen. Analog ist der Widerspruch in dem Werthe für Natron, y = 0,111715 zu deuten, wornach 0,003715 Grm. Natron mehr gefunden
wären als überhaupt Alkali vorhanden ist.Wäre nämlich alle Schwefelsäure als schwefelsaures Kali vorhanden, so hätte
man 141. 87,2 / 40 = 0,30738 Grm. (Kali =) Sulfat erhalten müssen. Indem
hierin nun ein Aequivalent Kali (47,2) durch ein Aequivalent Natron (31)
ersetzt wird, sinkt das Gewicht der Sulfate um (47,2 – 31 =) 16,2.
Für ein Herabsinken desselben auf den wirklichen, im Versuch gefundenen
Werth, also um 0,30738 – 0,249 = 0,05838 Grm., wäre daher an Natron
in solcher Weise erforderlich gewesen:(0,0583 . 31)/16,2 = 0,111715 Grm.Die Gleichung sagt also, allgemein genommen, nicht aus: wie viel Natron
factisch vorhanden ist, sondern nur: wie viel desselben in angegebener Weise
erforderlich wäre, um bei dem gefundenen Schwefelsäuregehalte eine solche
Sulfatmenge wie sie beobachtet wurde zu bedingen. Die gefundene
Schwefelsäuremenge würde nur 0,109275 Grm. Natron beanspruchen; um dem
gefundenen Gewicht der Sulfate jedoch zu genügen, würden 0,111715 Grm.
Natron als Kaliersatz in der Mischung beider Alkalisulfate erforderlich
seyn; dieses ist der Sinn der obigen Gleichung y
= 0,111715.Beide unmöglichen Werthe für Kali und Natron zusammengenommen müssen
natürlich wieder die im Versuch gefundene Alkalimenge geben;y = Natron=0,111715x = Kali=–0,00375–––––––––––x + y =
Σ = Summeder Alkalien=0,108.Für eine etwa beanspruchte größere Genauigkeit müßten selbstverständlich
größere Substanzmengen in Arbeit genommen werden. Der gefällte schwefelsaure Baryt entspricht fast genau der für die Voraussetzung
verlangten Menge, daß der in Wasser lösliche Glührückstand nur aus schwefelsaurem
Natron bestand, und die untersuchte Seifensorte war also eine kalifreie Natronseife.
Gehen wir nun zurück zu unserem Trockenrückstand, der mit Ammon neutralisirten
wässerigen Schicht von der Zerlegung der Seife mit Schwefelsäure. Derselbe betrug
0,395 Grm. Bei der Zerlegung der Seife wurden 5 Kubikcentimeter Normalschwefelsäure,
mit 0,200 Grm. Schwefelsäure, zugefügt. Hiervon wurde ein Theil beansprucht um das
in der Seife vorhandene Alkali in neutrales schwefelsaures Natron überzuführen; der
Rest mußte sich, nach dem Entweichen des überschüssig zugesetzten Ammons, in dem
Abdampfungsrückstande als neutrales schwefelsaures Ammon wiederfinden. Das im
Glührückstande gefundene schwefelsaure Natron betrug nun 0,249 Grm. (nämlich 0,253
Grm. Glührückstand weniger 0,004 in Wasser unlöslicher fremder mineralischer
Beimengungen), und bestand dasselbe aus 0,108 Grm. Natron und 0,141 Grm.
Schwefelsäure. Nach der Befriedigung des Natrongehaltes der Seife bleibt uns also
noch ein Schwefelsäurerest von 0,200 – 0,141 = 0,059 Grm. Dieser, in
schwefelsaures Ammon übergeführt, würde 59. 66 / 40 = 0,09735 Grm. desselben
liefern. Jener nach dem Eindampfen der mit Ammon übersättigten wässerigen Schicht bei
110° C. hinterbleibende Trockenrückstand würde sich also zusammensetzen
aus:
Schwefelsaurem Natron
0,249 Grm.
schwefelsaurem Ammon
0,0974 „
unlöslichen mineralischen Beimengungen
0,004 „
––––––––––
0,3504 Grm.
Das im Versuche beobachtete Gewicht desselben belief sich dagegen auf 0,395 Grm. Es
fanden sich also in dem bei 110° C. unveränderlichen Trockenrückstande außer
den bereits aufgeführten Constituenten noch 0,395 – 0,3504 = 0,0446 Grm. oder
4,46 Procente fremdartiger, in der Glühhitze flüchtiger Beimengungen. Ueber die
chemische Natur derselben kann man schon wegen ihres Wechsels mit der Seifensorte
nicht wohl eine völlig bestimmte Angabe machen. Glycerin, an das man zunächst denken
könnte, war in den von mit untersuchten Seifen nichts weniger als ein vorwiegender
Bestandtheil dieser Einmengungen. Versucht man dieselben aus größeren Mengen des
Eindampfungsrückstandes von der unteren Schicht der erwähnten Behandlung mit Aether
vom schwefelsaurem Natron und Ammon durch Ausziehen mit starkem Weingeist zu
trennen, so hinterbleibt nach Verdunstung des letzteren eine meist schwierig
einzutrocknende, mehr oder weniger braun gefärbte Masse, die man etwa mit der eben
so unbestimmten als seiner Zeit beliebten Bezeichnung
„Extractivsubstanzen“ ansprechen könnte, und die namentlich
bei den Seifen welche eine größere Ausbeute davon liefern, auch unbestimmter in
ihrem chemischen Charakter wird. Meist enthält diese fremde organische Substanz
einigen Stickstoff, in anderen Fällen war sie fast völlig frei davon; häufig
verbrennt sie unter starkem Rußen und Hinterlassung von Kohle. Oft ließen sich darin
enthaltene unlösliche organische Gebilde nach dem Sammeln durch Filtration mittelst
mikroskopischer Analyse als die gewöhnlichen organischen Bürger des allgemeinen
Staubes (Flaumfäserchen, Stärke- und Pollenkörner u.s.w.) erkennen. Von
verschiedenen Seifensorten zeigten die organischen Stoffe jedoch die auffallendsten
Abweichungen, so daß man sie in den Fällen wo nicht eine besondere Analyse ihre
Natur aufdeckt, in der Zusammenstellung der Untersuchung füglich nicht anders als
unter der allgemeinen Bezeichnung: fremde organische
Beimengungen aufführen kann. Unter dieser Rubrik häufen sich natürlich auch
die betreffenden absichtlichen Zusätze auf, wie Stärke, Leim, Traganthschleim, Galle
u.s.w. Ebenso muß die Erzeugung der Seife aus unreineren Rohmaterialien einen
geringeren oder größeren Einfluß auf Natur und Menge dieser Körper in der fertigen
Seife ausüben, wie z.B. für die Seifenbereitung in Vorschlag gekommen sind: Fleisch, thierische
Weichtheile, Eingeweide und Abfälle, Fische, Seethiere, Knochenbrühe, Mohnrüben,
Oelkuchen, Kleber, Hefe, Treber, Flechtengallerte u.s.w.
Was endlich noch die zur Vervollständigung unserer Seifenanalyse erforderliche
Wasserbestimmung betrifft, so erhitzte ich eine gewogene Menge der Seife im
feingeschabten Zustande im Trockenrohre und durch Schwefelsäure getrocknetem
Luftstrome, mit Hülfe des durch Thermostaten regulirten Oelbades anfangs bei
gelinder Wärme, später bei 110° C. bis zur Constanz im Gewichte. In unserem
Beispiele lieferten in solcher Weise 2,304 Grm. frischer Seife nach dreistündigem
Erhitzen auf 110° C. eine Gewichtsabnahme von 0,497 Grm.; nach abermaligem
zweistündigem Erhitzen einen weiteren Verlust von 0,001 Grm. Bei der dritten Wägung,
wieder nach zwei Stunden, zeigte sich der Rückstand im Gewichte unverändert. Dieses
entspricht einem Wassergehalte von (100 . 0,447)/2,304 = 21,61 Procenten.
In dem so erhaltenen Rückstande wären nach dem Mitgetheilten die oben bezeichneten
fremden organischen Substanzen gleichfalls im bei 110° C. getrockneten
Zustande enthalten. Bezüglich des Werthes derselben fand, wenigstens in den von mit
untersuchten Seifen, kein Unterschied statt ob man diese im getrockneten Zustande
oder direct mit Säuren zerlegte u.s.w. In manchen Fällen erhielt ich jedoch beim
Trocknen des Untersuchungsmateriales ein geringes schwerflüchtiges Destillat, das
sich in dem langen Halse des Trockenrohres als wasserhelle Tropfen ansetzte. Die
Menge desselben, in den einzelnen Proben höchstens einige Milligramme betragend, war
jedoch zu gering um eine eingehendere Untersuchung zu gestatten.
Aus dem Angeführten ergibt sich nun folgende Zusammensetzung der untersuchten
Kernseife.
Kernseife.
Im käuflichenZustande:
Wasserfrei:
Fette Säuren, sogen. Hydrat
62,30
79,86
Natron
10,87
13,92
fremde organische Substanzen
4,46
5,71
„ unorganische
Substanzen
0,40
0,51
Wasser
21,61
–
–––––––––––
–––––––––
99,64
100,00
Will man etwa für die unmittelbare Verwendung bei der praktischen Ausführung der
Seifenanalyse nach dieser Methode, die kleine Rechnung behufs Ableitung des
Zahlenwerthes für die bezeichneten fremden organischen Substanzen in einer Formel
ausdrücken, so ergibt sich dieselbe, für die einzelnen Wägungsdaten folgende
Bezeichnung angenommen:
F
=
fremde organische Bestandtheile,
R
=
Rückstand der wässerigen Schicht bei 110° C. (excl.unlöslicher fremder
Mineralbestandtheile u.s.w.),
G
=
Glührückstand nach dem Behandeln mit kohlensauremAmmon
(ebenso),
S
=
Schwefelsäuregehalt des Glührückstandes,
indem man die obige Deduction eben unmittelbar als Formel
niederschreibt:
F = R
– {G + (0,2 – S) 1,65}Verfolgt man die einzelnen Schlüsse in dem früheren Calcül, so hat man
zunächst:F = R – (G + (0,200 – S) 66/40)worin 0,200 die Gramme Schwefelsäure in 5
Kubikcentimetern Normalschwefelsäure bezeichnet. Hierfür hätte man also,
wenn man z.B. wegen einer größeren Substanzmenge eine andere Menge
Schwefelsäure zur Zerlegung der Seife anwendet, den entsprechenden Werth
einzusetzen. Die Zahlen 40 und 66 in dieser Formel sind resp. die
Aequivalentgewichte der Schwefelsäure und des schwefelsauren Ammoniaks. Der
Bruch 66 / 40 ist der Factor 1,65 der Formel des Textes.
und setzt man in diese allgemeine Formel die in vorliegender
Analyse gefundenen speciellen Zahlenwerthe, nämlich:
R
=
0,391
G
=
0,249
S
=
0,141
so hat man:
F = 0,391 – {0,249 + (0,2 – 0,141)
1,65}
also wie oben:
F = 0,0446 Grm. fremde organische Bestandtheile in einem
Gramm Seife, oder 4,46 Procente.
Ist in diesem Beispiele die Menge der fremden organischen Substanzen gewiß schon
nicht mehr eine unbedeutende zu nennen, so will ich doch noch für die Darlegung der
anderen Rechnungsweise ein zweites anführen, in welchem dieselbe fast auf das
Doppelte stieg, nämlich:
II. Weiße Cocosseife,
Handseife.
Auch hier wurde wieder ein Gramm der Seife in dem Feuchtigkeitszustande, wie sie im
Handel vorkommt, zur Untersuchung verwendet. Von der ätherischen Lösung
hinterblieben 0,608 Grm., also 60,8 Proc. fette Säuren als Rückstand. Die wässerige
Schicht hinterließ nach dem Uebersättigen mit Ammon und eingedampft 0,462 Grm.
Trockenrückstand bei
110° C.; geglüht, und das Alkali mit kohlensaurem Ammon in neutrales Salz
übergeführt, ergaben sich 0,260 Grm. Gesammtglührückstand. Beim Auflösen desselben
in Wasser blieben zurück 0,036 Grm. Das Gemenge von schwefelsaurem fixen Alkali und
Ammon betrug also 0,462 – 0,036 = 0,426 Grm. Die wässerige Lösung mit
Chlorbarium gefällt ergab 0,3668 Grm. schwefelsauren Baryt, entsprechend 0,126 Grm.
Schwefelsäure.
Führen wir in diesem Falle die zweite der oben angedeuteten Rechnungsweisen durch:
Die zugefügten 5 Kubikcentimeter Normalschwefelsäure enthalten wieder 0,200 Grm.
Schwefelsäure. Würden dieselben nun für sich mit Ammoniak neutralisirt und
eingedampft, so müßte ein Rückstand hinterbleiben von 5. 0,066 = 0,330 Grm.
neutralem schwefelsauren Ammoniak. Indem nun ein Theil des Ammons im Salzrückstande
durch Natron ersetzt wird, muß das Gewicht desselben eine Zunahme erleiden, indem ja
das Aequivalent des Natrons (31) größer ist als das des Ammoniumoxydes (26), und
zwar muß diese Zunahme, wie angegeben, für jedes Aequivalent Natron, welches
Ammoniak ausgetrieben hat, 31 – 26 = 5 Aequivalenteinheiten betragen. In
unserem Beispiele fanden sich nun 0,224 Grm. schwefelsaures Natron und diese mußten
also eine Zunahme des Abdampfungsrückstandes veranlassen von 0,224. 5 / 71 = 0,0158
Grm. Das Gemenge von schwefelsaurem Natron und schwefelsaurem Ammon im
Abdampfungsrückstande wird also 0,330 + 0,0158 = 0,3458 betragen; hierzu addiren
sich nun noch 0,036 Grm. mineralische fremde Körper, so daß der
Gesammtabdampfungsrückstand hätte 0,3458 + 0,036 = 0,3818 betragen müssen. Derselbe
war jedoch in Wirklichkeit 0,462. Es war also ein Ueberschuß vorhanden von 0,0802
Grm., welcher zugleich der Ausdruck für die in Rede stehenden fremden organischen
Substanzen ist. Dieselben belaufen sich demnach auf 8,02 Procente der feuchten
Seife.
Will man auch für diese Betrachtungsweise wie oben eine allgemeine Formel aufstellen,
so ergibt sich dieselbe gleichfalls leicht von selbst.
Aus den 5 Kubikcentimetern Normalschwefelsäure würden wir (0,200 . 66)/40
schwefelsaures Ammon erhalten haben und außerdem für jedes Aequivalent
Schwefelsäure, das sich als schwefelsaures Natron im Abdampfungsrückstande findet,
eine Zunahme desselben über den Werth des reinen schwefelsauren Ammoniaks von 5,
oder diese würde, unsere frühere Bezeichnung beibehalten, betragen (S . 5)/40. Die Summe beider von dem bei 110° C. erhaltenen
Rückstande (excl. des in Wasser Unlöslichen) abgezogen,
wird uns alsdann einen Ueberschuß aufdecken, welcher offenbar den besprochenen
fremden organischen Substanzen entspricht. Man hat also zunächst, für Natronseife:
Textabbildung Bd. 193, S. 419
Hierin wieder die Zahlenwerthe unseres Beispieles, wo R =
0,426 und S = 0,126, eingesetzt, ergibt sich:
F
=
0,426 – (0,33 + 0,125 . 0,126)
=
0,0802 Grm. oder 8,02 Procente der nicht
getrockneten Seife an fremden organischen
Bestandtheilen.
Diese Formel hat eine noch einfachere Gestalt als die oben mitgetheilte. Beide kommen
allerdings im Endresultat vollkommen überein, jedoch ist die im vorigen Beispiele
entwickelte, wie der Calcül aus dem sie entsprang, leichter unmittelbar zu
übersehen.
Die Identität der beiden Formeln wird leicht anschaulich, wenn man berücksichtigt,
daß das G der ersten Formel ja eigentlich nichts Anderes
ist als das der gefundenen Schwefelsäure (S) zugehörige
schwefelsaure Natron und also mit diesem schon gegeben ist. Man braucht dasselbe
daher wie in der zweiten Rechnungsweise gar nicht zu erheben; im praktischen
Versuche dient der dafür gefundene Werth eben nur zur Controlle, ob man eine reine
Natronseife oder eine auch kalihaltige vor sich hat.
Beide Formeln stehen in der Weise in Verbindung, daß das G in der ersteren, als das aus dem S
Schwefelsäure (Aeq. 40) entstehende schwefelsaure Natron (Aeq. 71), den Werth
hat.
G = (S .
71)/40
und führt man diesen statt G in
die erste Ausdrucksweise ein, so erhält man:
Textabbildung Bd. 193, S. 419
Textabbildung Bd. 193, S. 420
wodurch also die erste Formel in die letztere übergeführt
wäre. Jene hat daher, wenn das Untersuchungsmaterial als kalifreie Natronseife
bekannt ist, nur einen Werth für das leichtere Verständniß bei der praktischen
Ausführung der Analyse auf diesem Wege; sie ist, ungeachtet des darin vorkommenden
pleonastischen Gliedes, der directen Anschauung zugänglicher.
Werden die im Versuche erhaltenen Ergebnisse dieses zweiten Beispieles auch noch nach
der früheren Formel durchgerechnet, so findet man aus:
F = R
– {G + (0,2 – S) 1,65}
indem:
R
=
0,426
= Rückstand der wässer. Schicht bei 110° C.,
G
=
0,22365
= schwefelsaures Natron aus der Schwefelsäure
abgeleitet,
S
=
0,126
= Schwefelsäure,
F
=
0,426 – {0,22365 + (0,2 – 0,126)
1,65}
=
0,0802, wie oben,
und also wieder 8,02 Procente der nicht getrockneten Seife an
fremden organischen Bestandtheilen.
Für die Zusammenstellung der bei der Analyse dieser Handseife erhaltenen Resultate
bedürfen wir nun auch hier noch des Wassergehaltes. Derselbe ergab sich in obiger
Weise bestimmt, da die Abnahme von 2,777 Grm. frischer Seife 0,490 Grm. betrug, zu
100. 0,490 / 2,777 = 17,64 Procenten.
Wir erhalten demnach für die Zusammensetzung dieser Seife:
Cocossodaseife.
Im käuflichenZustande.
Wasserfrei.
Fette Säuren, sogen. Hydrat
60,80
73,86
Natron
9,90
12,03
fremde organische Bestandtheile
8,02
9,74
„ unorganische
„
3,60
4,37
Wasser
17,64
–
99,96
100,00
Die Einmengung der erwähnten fremden Bestandtheile darf hier gewiß eine namhafte genannt
werden; gleichwohl war diese Seife vortrefflich qualificirt und hatte ein sehr
gefälliges Ansehen.
Es erübrigt uns noch zu betrachten, wie sich die Rechnung für diese Methode
gestaltet, wenn eine Kaliseife oder eine solche mit beiden
fixen Alkalien vorliegt.
Für den ersteren Fall ergibt sich beim Rückblick auf die obigen Entwickelungen für
Natronseife leicht der analoge Ausdruck. Tritt für ein Äquivalent
Ammoniumoxyd (26) ein Aequivalent Kali (47,2) an die Stelle, so ist die Zunahme
nicht mehr wie früher 31 – 26 = 5, sondern nun 47,2 – 26 = 21,2 und
man erhält also statt der früheren Formel nunmehr den im Uebrigen gleichen Ausdruck
für Kaliseife:
Textabbildung Bd. 193, S. 421
worin F, R und S wieder die frühere Bedeutung haben.
Käme eine Seife mit Kali und Natron zugleich zur Untersuchung, so könnte man zunächst
aus der Summe der Alkalisulfate und dem Schwefelsäuregehalt die Menge Schwefelsäure
berechnen, welche je die einzelnen Basen in Anspruch nehmen. Für die Schwefelsäure,
welche an Kali gebunden ist, wird alsdann die Zunahme des Abdampfungsrückstandes,
nach dem zuletzt Mitgetheilten, auf jedes Aequivalent (40) 21,2 oder das 0,53fache
dieser Schwefelsäuremenge betragen, und ebenso muß die Zunahme, welche der als
schwefelsaures Natron vorhandenen Schwefelsäure entspricht, nach dem Früheren, das
0,125fache derselben seyn, so daß man, wenn Sk die
an Kali gebundene Schwefelsäure, Sn die als Natronsulfat
vorhandene bezeichnet, den, den obigen Formeln für nur ein Alkali analogen Ausdruck
erhält:
F = R
– (0,33 + Sk . 0,53 + Sn . 0,125)
Die je an Kali und an Natron gebundene Menge Schwefelsäure (Sk und Sn) läßt sich aber leicht aus der durch
den Versuch bekannt werdenden Summe der Alkalien und der GesammtschwefelsäuremengeGesammtschwefelsäuremeng ableiten.
Es mag hierfür bezeichnen:
Σ
=
Summe der Alkalien,
S
=
Gesammtmenge Schwefelsäure,
Sk
=
Schwefelsäure an Kali gebunden,
Sn
=
Schwefelsäure an Natron gebunden.
Man hat alsdann offenbar die beiden Gleichungen:
Σ = (Sn . 31)/40 + (Sk .
47,2)/40 (1)
mit Worten: die Summe der Alkalien (Σ) ist zusammengesetzt aus dem an Sn Schwefelsäure gebundenen
Natron ((Sn . 31)/40) und dem an Sk Schwefelsäure gebundenen Kali (Sk.47,2/40)
Außerdem ist
S = Sk +
Sn (2)
d.h. die Gesammtschwefelsäure setzt sich aus der an Kali und
der an Natron gebundenen zusammen.
Aus (2) den Werth für Sn, = S – Sk, in (1)
eingesetzt, ergibt sich:
Textabbildung Bd. 193, S. 422
Ganz ähnlich ergibt sich, wenn man den Werth für Sk aus
(2), nämlich Sk = S –
Sn, in (1) einsetzt:
Textabbildung Bd. 193, S. 422
Damit sind also die Werthe der je an Kali und an Natron gebundenen Schwefelsäure
durch die im Versuche erhobene Gesammtschwefelsäuremenge und die Summe der Alkalien
ausgedrückt.
Als eine Controlle für die erhaltenen Ausdrücke müssen natürlich beide addirt die im
Versuche gefundene Gesammtschwefelsäuremenge wieder geben. Man hat nämlich:
Sk =
2,46914 Σ – 1,91358 S
Sn =
– 2,46914 Σ + 2,91358 S.
–––––––––––––––––––––––––––––––––
Sk +Sn =
1. S.
Setzt man nun diese Werthe in die oben entwickelte Formel für das Vorhandenseyn
beider Alkalien in der Seife:
F = R
– (0,33 + Sk . 0,53 + Sn . 0,125)
so erhält man:
F
= R – (0,33 + (2,46914 Σ – 1,91358 S) 0,53
+ (2,91358 S –
2,46914 Σ) 0,125
= R – (0,33 + (1,30864 Σ – 1,01420 S)
+ (0,36420 S –
0,30864 Σ)
= R – (0,33 + (1,30864 –
0,30864) Σ
+
(0,36420 S – 1,01420)
= R – (0,33 + Σ – 0,65 S)
Zu derselben Formel muß man natürlich auch gelangen, wenn man statt wie zuvor von der
je an Kali und an Natron gebundenen Schwefelsäure, von den Mengen der einzelnen
Alkalien ausgeht. Für jedes Aequivalent Kali, welches sich im Abdampfungsrückstande
findet, muß dessen Gewicht um 21,2, (47,2 – 26 = 21,2) und für jedes
Aequivalent Natron um 5 (31 – 26 = 5) zunehmen. Man hat also für die fremden
organischen Bestandtheile, wie oben in der indirecten Alkalienbestimmung Kali mit
x und Natron mit y
bezeichnet:
Textabbildung Bd. 193, S. 423
Nun ist aber gemäß einer ähnlichen Entwickelung wie zuvor für die an die einzelnen
Alkalien gebundene Schwefelsäuremenge, bekanntlich:
x =
Kali
=
2,91358 Σ – 2,25802 S
y =
Natron
=
2,25802 S – 1,91358 Σ
––––––––––––––––––––––––––––––––
x + y
=
1 Σ
Die Gleichung für F nimmt dann durch Substitution dieser
Werthe die Gestalt an:
Textabbildung Bd. 193, S. 423
welches entwickelt wieder gibt wie oben aus den repartirten
Schwefelsäuremengen:
F = R
– (0,33 + Σ – 0,65 S).
Dieser Ausdruck hat eine sehr einfache Form; die Summe der Alkalien (Σ) kommt darin ohne Coefficient vor, derjenige
von S ist wenig complicirt.
Den Zusammenhang zwischen unserer Ausgangsformel und deren verkürzter schließlicher
Gestalt, wie die Entstehung des Coefficienten von
S darin, überblickt man am leichtesten, wenn man in der
Entwickelung alle Zahlenreductionen unterläßt; also statt der ausgeführten
Differenzen der Aequivalente diese selbst stehen läßt, resp. einführt u.s.w.
Man hat alsdann z.B. für die obige Ableitung des Werthes von F aus den auf die einzelnen Alkalien vertheilten Schwefelsäuremengen:
Textabbildung Bd. 193, S. 424
Siehe oben: Sk = (40 Σ – 31 S)/16,2 und Sn = (47,2 S
– 40 Σ)/16,2.
Hier ist also bereits der Coefficient von Σ zu 1
geworden, und führt man nun auch noch die Differenzen 21,2 (= 47,2 – 26), 5
(= 31 – 26) und 16,2 (= 47,2 – 31) auf die zugehörigen
Aequivalentgewichte zurück, so folgt weiter:
Textabbildung Bd. 193, S. 424
Textabbildung Bd. 193, S. 425
Das S enthaltende Glied dieser Formel heißt also: die
gefundene Schwefelsäure multiplicirt mit dem Quotienten aus dem Aequivalent des
Ammons dividirt durch das Aequivalent der Schwefelsäure. Die Schlußformel:
F = R
– (0,33 + Σ – 0,65 S)
läßt sich hiernach auch leicht in Worten ablesen; sie gibt uns
den Zusammenhang zwischen dem Gewichte des Rückstandes bei 110° C. und dem
Gehalte an fixem Alkali und Schwefelsäure in einer viel einfacheren Weise als die
Auffassung von welcher wir oben ausgingen. Diese Formel sagt nämlich nichts Anderes
als: Wenn in unser ideales schwefelsaures Ammon, welches, von 5 Kubikcentimeter
Normalschwefelsäure herstammend 0,33 Grm. wiegen würde, ein Gemenge von Kali und
Natron eintritt, so wird einfach eine der durch die letzteren Basen gebundenen
Schwefelsäure aequivalente Menge Ammon ausgetrieben, und
während die Gesammtmenge der Schwefelsäure im Rückstande constant bleibt (es wird ja
keine Schwefelsäure verflüchtigt), addirt sich der Differenz aus dem idealen
schwefelsauren Ammon, verringert um die der an Alkalien gebundenen Schwefelsäure
aequivalente Menge Ammon (S. 26 / 40 = 0,65 S) das Gewicht der Alkalien einfach hinzu, nämlich: F = R – (0,33 – 0,65 S
+ Σ). Es entweicht eben nun so viel Ammon, als die durch Alkalien
gebundene Schwefelsäure als neutrales Salz zurückgehalten haben würde, wenn sich
kein fixes Alkali vorgefunden hätte, woraus sich das Auftreten von Σ ohne Coefficienten leicht erklärt.
Will man diese allgemeine Formel auch noch auf die beiden oben entwickelten
Einzelfälle anwenden, daß nur reine Natron- oder
Kaliseife vorliegt, so erhält man aus:
F = R
– (0,33 + Σ – 0,65 S)
indem die an das Alkali gebundene Schwefelsäure nun statt Σ eine Natronmenge:
Σ = (S . 31)/40,
nämlich für jedes Aequivalent ein Aequivalent Natron ergibt,
und außerdem 0,65 S = 26/40 S:
Textabbildung Bd. 193, S. 425
Textabbildung Bd. 193, S. 426
Ebenso erhält man für eine Kaliseife, wo:
Textabbildung Bd. 193, S. 426
Es sind dieses dieselben Formeln, wie oben bei der directen Entwicklung für die
beiden Einzelfälle.
Endlich könnte man in der allgemeinen Formel auch noch von dem Glührückstande
unmittelbar ausgehen, ohne zuvor durch Subtraction den Alkaligehalt daraus
abzuleiten. Es gestaltet sich die allgemeine Formel
F = R
– (0,33 + Σ – 0,65 S)
dann, indem ja:
Σ + S = G, also Σ = G
– S
einfach in folgende um:
F = R – (0,33 + G – S – 0,65
S)
= R
– (0,33 + G – 1,65 S)
welches wieder derselbe Ausdruck ist, den wir oben für den
speciellen Fall einer Natronseife in der Form:
F = R
– {G + (0,2 – S) 1,65}
schon erhielten.
Ueber die Rolle, welche diese fremden organischen Substanzen in der Seife spielen und
wie sich dieselben darin einbürgern, mag noch das Resultat eines Versuches erwähnt
werden, in welchem man den Einfluß zu verfolgen suchte, den das Zuschaumschlagen der
Seifenlösung auf die Vertheilung dieser Gemengtheile ausübte.
Es wurde hierfür eine weiße, sehr qualificirte Marseiller Seife verwendet, welche
außerdem durch ihren äußerst geringen Wassergehalt, der nur 2,70 Procente betrug,
wie durch die fast völlige Abwesenheit fremder unorganischer Bestandtheile
interessant ist. Die Seife wurde in frisch filtrirtem wie destillirtem Wasser gelöst
und zu Schaum geschlagen, der letztere nach einiger Ruhe abgehoben, getrocknet und
wie auch eine Parallelprobe der festen Seife (im käuflichen Zustande) zur Analyse
verwendet.
Die procentische Zusammensetzung beider Materialien, zum unmittelbaren Vergleich
einander gegenübergestellt, ergab sich:
Weiße Marseiller-Seife.
Im käuflichen
Zustandeexcl. 2,7 Proc. Wasser.
Im Schaume.
Fette Säuren, sogen. Hydrat
87,73
55,63
Natron
10,14
10,23
fremde organ. Bestandtheile
2,13
4,14
––––––––
––––––––
100,00
100,00
Hier hatten sich also die fremden organischen Einmengungen wesentlich im Schaum
angehäuft, so daß der relative Gehalt des Schaumes an solchen circa das Doppelte von der in der käuflichen Seife enthaltenen Menge
derselben betrug.
München, im Reischauer'schen
Laboratorium, August 1869.