Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. , S. 256 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Dampfschieber mit Rollen.
Schon im Jahre 1843 hatte Hick für seine rotirende
Dampfmaschine einen Schieber construirt, welcher vorn mit seiner Deckfläche wie
gewöhnlich aus dem Schieberspiegel aufruhte, während die Rückenfläche von Rollen
getragen wurde, welche auf Schienen zu beiden Seiten des Schiebers liefen. Die
Rollen liefen auf am Schieber befestigten Achsen und verursachten daher sowohl eine
Achsen- als eine rollende Reibung. Später vermied man die Achsenreibung
dadurch, daß man die Rollen zwischen den Schieber und die Cylinderfläche legte.
Solche Schieber sind in den letzten zehn Jahren vielfach in Amerika an
Schiffsmaschinen und Locomotiven mit gutem Erfolge angewendet worden. Es soll
durchaus keine Schwierigkeit machen, die Walzen so zu lagern, daß die Schieber dicht
schließen und zugleich sich frei bewegen können. Neuerdings wenden M. und T. Sault in Newhaven, Connecticut, Vereinigte Staaten, statt
der kleinen, unmittelbar zwischen Schieber und Spiegel liegenden Rollen solche von 4
Zoll bis 1 Fuß und noch mehr Durchmesser an, welche zu beiden Seiten des Schiebers
gelagert sind, und verbinden jedes Rollenpaar durch eine Spindel, welche sich gegen
mit dem Schieber verbundene Stahlplatten anlegt. Auf diese Weise wird der
Schieberdruck zunächst auf die Spindeln, welche lose auf den Stahlplatten laufen,
und dann von den Spindeln auf die Rollen übertragen, welche sich auf an die
Cylinderfläche angeschraubten Stahlstäben bewegen. Da die Spindeln im Vergleich mit
den Rollen einen kleinen Durchmesser haben, so ist der Betrag ihrer Bewegung auf den
Stahlplatten im Verhältniß zum Schieberhub auch nur klein, und Rollen und Spindeln
machen während eines Schieberhubes nur einen kleinen Theil einer Umdrehung. (Engineering, April 1869, S. 297; polytechnisches
Centralblatt, 1869 S. 756.)
Amerikanischer Holzschleifapparat.
In Amerika ersetzt man jetzt die Schleifsteine zur Erzeugung von Holzstoff für die
Papierfabrication durch raspel- oder feilenartig aufgehauene Ringe aus Stahl
oder Hartguß, welche auf einen Cylinder gezogen sind. An dem einen Ende der
Cylinderwelle greift die Betriebskraft an und von dem anderen aus wird durch ein
Schraubengetriebe und ein Paar Daumen dem Gefäß, in welchem der zu schleifende
Holzklotz liegt, eine hin und her gehende Bewegung ertheilt. Der Holzklotz liegt mit
seiner unteren Fläche auf der Schleifwalze und wird durch ein Gewicht oder eine
Feder gegen dieselbe angedrückt. Neben der Schleifwalze und etwas tiefer als diese
ist eine kleine Walze gelagert, welche mit Krempelbeschlag oder steifen Bürsten
bezogen ist und durch Riemen von der Schleifwalze aus so umgetrieben wird, daß sie
sich etwas schneller als diese und in der entgegengesetzten Richtung bewegt. Diese
Krempelwalze hat die Bestimmung, den Faserstoff von der Schleifwalze abzunehmen und
diese rein zu erhalten. Das Material wird unterhalb der Maschine in ein geeignetes
Gefäß abgelegt. Der von der Maschine kommende Faserstoff ergibt sich unter dem
Mikroskop und auch nach dem Gefühl als sehr wohl geeignet zur Mischung mit anderem
Papierstoff. Er enthält weder Sägespäne, noch grobe Splitter, sondern besteht aus
lauter gleichmäßigen Fasern, welche der kurzstapeligen Baumwolle ähneln. (Scientific American, März 1869, S. 145; polytechnisches
Centralblatt, 1869 S. 756.)
Anwendung von Eisen als Ersatz des Holzes beim
Grubenausbau.
Zu den im vorhergehenden Heft dieses Journals S. 169 enthaltenen Mittheilungen über
Eisen-Ausbau dürfte nachzutragen seyn, daß derselbe auch im Zwickauer Reviere in ziemlich ausgedehnter Weise seit
bereits sechs bis sieben Jahren stattfindet und seit einigen Jahren auch im
benachbarten Lugauer Revier Platz gegriffen hat. In
diesen Revieren verwendet man fast nur alte Eisenbahn- (Vignol-)
Schienen von vier bis fünf Zoll Profilhöhe, die ein sehr tragfähiges und passendes,
dabei verhältnißmäßig billiges Material für den Ausbau sowohl der Strecken in den
verschiedensten Dimensionen, als auch – wie die geschehenen Ausführungen
darthun, größerer Räume wie Füllörter u. dgl. bieten. Notizen hierüber befinden sich
in dem von der kgl. Bergakademie zu Freiberg herausgegebenen Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann pro 1866, 1867 u. 1868, sowie in den Geschäftsberichten des
Steinkohlenbau-Vereines Gottes Segen zu Lugau pro 1868 und des Erzgebirgischen Steinkohlen-Actien-Vereines pro 1867 u. 1868. Der letztere Verein hat mit der
Anwendung der Eisenbahnschienen beim Grubenausbau zuerst
begonnen und zwar schon im Jahre 1862, auch dieselbe in so umfänglicher Weise
fortgesetzt, daß das auf sie verwendete Capital nach Ausweis des letzten
Geschäftsberichtes bis Ende des Jahres 1868 die beträchtliche Höhe von 167,692 Thlr.
erreicht hat. Es ist dieß jedenfalls zugleich die erste Durchführung des eisernen
Grubenausbaues im Großen. – Mittheilungen über die bezügliche Anwendung des
Eisens befinden sich auch in den gedruckten Protokollen über die Sitzungen des sächsischen Ingenieurvereines vom 25. April d. I. und
zwar der Section IV. desselben. (Berggeist, 1869, Nr. 55.)
Ueber neue Birnen zum Bessemerfrischen.
Aus der Zeitschrift Engineering vom 19. Februar 1869
wurden im polytechn. Journal Bd. CXCII S. 112 (zweites Aprilheft) als neue Birnen
zum Bessemerfrischen verschiedene Constructions-Details der
Bessemer-Birne mit beigegebenen Abbildungen mitgetheilt, welche von den
Ingenieuren A. L. Holley und I. B. Pearse für sich in Anspruch genommen werden, deren Haupttheil, der
bewegliche auf dem Windkasten ruhende Boden der Retorte und die Art und Weise, wie
dieser Boden durch einen neuen ersetzt wird, jedem Fachgenossen längst bekannt ist,
welcher die Bessemerhütte in Neuberg je besucht hat.
Diese Vorrichtung,Der Gedanke, den Retortenboden beweglich zu machen, findet sich schon in Armengaud's
Publication industrielle von 1864, aber in einer
anderen Weise durchgeführt; dort ist der Boden eine völlig ebene Fläche,
welche sich an den weiten und cylindrischen Untertheil der Retorte stumpf
anschließt. Diese Construction hat offenbar denselben Fehler wie der
schwedische Ofen, bei welchem es schwer ist, der verhältnißmäßig größeren
Bodenfläche die nöthige Festigkeit zu ertheilen, dann ist, abgesehen von der
unzweckmäßigen Vergrößerung des eigentlichen Frischraumes, der innige
Anschluß zwischen Boden und Retortenfutter minder haltbar. den durch die Wirkung des Frischprocesses abgenutzten Retortenboden durch
einen neuen, vollkommen getrockneten zu ersetzen, wurde von mit zuerst construirt
und angewendet, und zwar unmittelbar bei der Aufstellung und Inbetriebsetzung der
ersten Retorte in Neuberg.
Sie besteht aus nichts Weiterem, als aus einem ausgedrehten conischen Formkasten,
welcher auf einen vorräthigen Windkasten concentrisch aufgestellt wird, wornach man
die Düsen (Fern) einsetzt und den übrigen Raum mit Masse (Quarzsand und feuerfestem
Thon) vollstampft. Weiters braucht man einen hohlen Conus von Gußeisen, welcher, dem
inneren Raume des Formkastens vollkommen congruent, äußerlich abgedreht ist, so daß
man beide ohne Spielraum ineinanderflecken kann; dieser Conus hat sonach genau die
äußere Form des herzustellenden Massebodens und trägt unten herum eine breite
Flansche, welche an Größe und Stellung der Bolzenlöcher genau der Flansche des
Windkastens entspricht, mit welcher letzterer an den unteren Rand der Retorte
befestigt wird.
Soll nun in das ausgebrannte Retortenfutter ein neuer Boden eingesetzt werden, so ist
es klar, daß auch die in der Nähe des Bodens befindlichen Theile des Retortenfutters
ausgebessert und ergänzt werden müssen; damit nun dieses genau der Form des Bodens
einsprechend geschehe und damit auch der Windkasten, mit dem der neue Boden
unverrückbar fest ist, jedesmal an seine genau richtige Stelle komme, dazu dient
eben dieser Conus, welchen man zu diesem Ende an die Stelle des Windkastens an der
Retorte befestigt, und den zwischen der Retortenwand und dem Conus befindlichen Raum
mit Masse vollstampft und diese mit dem älteren Retortenfutter angleicht.
Diese Operation kann bereits 12 bis 14 Stunden nach der letzten Charge ausgeführt
werden und dauert nur 1 1/2 Stunde Zeit.Um das Auskühlen der Retorte zu beschleunigen, pflegt man das Gebläse durch 1
bis 1 1/2 Stunde langsam spielen zu lassen mit dem nach der Charge noch
disponiblen Dampfe ohne besondere Heizung. Diese Zeit der Abkühlung ist
weniger nothwendig, um die Arbeit für den Mann erträglich zu machen, das
wäre schon früher der Fall, sondern vielmehr deßhalb, weil die frische Masse
an den glühenden Wänden nicht bindet.
Hierauf wird der Conus entfernt, der ausgebesserte Theil ist mittlerweile schon
getrocknet und der Boden eingesetzt, was wieder höchstens 1/2 Stunde dauert.
Die Fuge zwischen dem ausgebesserten Retortenfutter und dem neuen Boden ist
vollkommen dicht ohne alles Bindemittel.
In der Regel läßt man sich von der letzten Charge bis zur nächsten 18 Stunden Zeit,
weil ja indeß der andere Converter benutzt werden kann; im Nothfalle kann jedoch der
neue Boden schon nach 15 Stunden benutzt werden.
Die Böden werden in einer Trockenkammer, welche von der Ueberhitze der
Gebläse-Dampfkessel geheizt wird, vollkommen getrocknet und sind zu diesem
Zwecke 6 bis 8 Stück Windkästen nöthig, was unbedeutende Vorauslagen macht.
Im Grunde wäre es genügend, wenn bloß die Böden der Windbüchsen in mehreren
Exemplaren da wären und nur 1 bis 2 Windbüchsen; das macht aber die Zusammenstellung
complicirter.
Hier werden die Böden so angefertigt, daß sie für beide Retorten vollkommen passen,
und es gehört nur zur gleichförmigen Herstellung sämmtlicher Windbüchsen einige,
aber nicht mehr als gewöhnliche Genauigkeit.
Diese eben beschriebene Vorrichtung kann kaum einfacher seyn und ist, wie schon
gesagt, seit dem ersten Betriebsjahre der hiesigen Bessemerhütte 1865 in Ausübung,
ohne die geringste
Abänderung erlitten zu haben, obgleich hier der traditionelle Gebrauch herrscht, daß
jede Verbesserung, wenn sie Aussicht auf Erfolg hat, respectirt wird, und wäre sie
auch vom geringsten Arbeiter.
Im Gegentheil wird diese Methode demnächst noch eine weitere Ausbildung erhalten,
indem man hier auf Vorschlag des Hrn. Ign. Kazettl damit
umgeht, auch den untersten Theil der Retorte selbst bis auf eine gewisse Höhe zum
Abnehmen und Auswechseln einzurichten, nachdem das Retortenfutter hier mehr leidet
als an anderen Stellen, und in der Regel nach mehreren Böden gründlich ausgebessert
werden muß.
In diesem Zustande hat diese Methode, den Retortenboden zu wechseln, Herr John B. Pearse aus Nordamerika bei seinem hiesigen Aufenthalte
vom Juni bis September 1867 zu beobachten Gelegenheit gehabt, und wie man sieht
nicht unterlassen, sie nachzuahmen.
Was Hr. Pearse sonst noch dieser Methode hinzugefügt, ist
vollkommen überflüssig und nur geeignet, das Ganze complicirt erscheinen zu
lassen.
Neuberg, im Juni 1869.
Jos. Schmidhammer, k. k.
Hüttenverwalter.
(Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen,
1869, Nr. 25)
Ueber Wismuthsilber; von C. W. Kayser.
Erstarrt geschmolzenes Wismuth, so tritt, da festes Metall specifisch leichter ist
als flüssiges, die bekannte Erscheinung ein, daß ein Theil des im Inneren noch
flüssigen Metalles durch die Oberfläche getrieben wird.
Andere Metallbeimengungen verhindern die Krystallisation des Wismuths und so auch die
Ausdehnung desselben beim Erkalten, jedoch wirken die einzelnen Metalle hierbei sehr
verschieden: ein Bleigehalt von 10 Proc. im Wismuth verhindert die Ausdehnung fast
ganz.
Diesem entgegengesetzt verhält sich die Legirung von Wismuth und Silber.
Ein zufällig beim Silberabtreiben erstarrtes, nicht völlig abgetriebenes Blicksilber,
bestehend aus
Wismuth
56,1
Silber
43,5
zeigte auf der Oberfläche eine große Zahl, 5–10
Millimeter großer Wismuthkugeln, bestehend aus
Wismuth
97,6
Silber
2,355.
Bei steigendem Silbergehalt, 60, 70 und 80 Procent, wobei dieselbe Erscheinung sich
noch zeigte, enthielten die ausgetriebenen Wismuthkugeln fast übereinstimmend 2,5
Proc. Silber.
Wismuthsilberlegirung zeigt daher die entgegengesetzte Erscheinung wie
Bleisilberlegirung; denn während bei jener erst das erstarrende Metall das
silberreichere ist, ist dieß bei der Bleilegirung das silberärmere Metall. (Berichte
der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1869, Nr. 11.)
Verfahren zur Darstellung des Antimonoxyds; von W. Lindner, Chemiker in Berlin.
Um aus dem natürlichen Schwefelantimon Antimonoxyd darzustellen, wandte man bis jetzt
entweder zunächst Salzsäure an und erhielt alsdann eine Chloridlösung, aus welcher
das basische Chlorid durch Wasser gefällt wurde, oder man digerirte das
Schwefelantimon mit concentrirter Schwefelsäure und zerlegte das erhaltene
schwefelsaure Antimonoxyd durch Wasser und schließlich durch Sodalösung. Im ersteren
Falle war es die Langsamkeit der Einwirkung der Säure, welche überhaupt nur beim
Kochen einwirkt und daher fortwährendes starkes Auftreten von Salzsäuredämpfen
veranlaßt, im zweiten Falle bei schnellerer Einwirkung das Entweichen von
Schwefelwasserstoffgas, schwefliger Säure, Schwefelsäure- und Schwefeldampf, wodurch die
Ausschließung des Schwefelantimons zu einer sehr unangenehmen Operation gemacht
wurde. Alle diese Uebelstände werden vermieden, wenn man die Darstellung des
Antimonchlorids in der Weise ausführt, daß man das gepulverte Erz mit einer ziemlich
concentrirten Lösung von Eisenchlorid unter Zusatz von etwas Salzsäure kocht. Ohne
jedes Auftreten schädlicher Gase sieht man die Farbe der Masse Heller und Heller
werden; diese selbst wird immer lockerer, und in kurzer Zeit ist sämmtliches Antimon
an Chlor gebunden in Lösung, während der Schwefel als solcher ausgeschieden und das
Eisenchlorid zu Chlorür reducirt worden ist. Durch Verdünnen der Lösung mit Wasser
und Auswaschen des Niederschlages erhält man ein sehr reines Algarothpulver, woraus
durch kohlensaures Natron das reine Antimonoxyd erhalten werden kann.
(Chemisch-technisches Repertorium, 1868 1. Halbj. S. 92.)
Darstellung barythaltigen Glases.
Zur Darstellung von Fenster- und Flaschenglas verwendet Jeanne in Paris schwefelsauren Baryt (Schwerspath) in beträchtlichen
Mengen, z.B.
schwefelsauren Baryt
100
100
100
100 Th.
schwefelsaures Natron
35
26,6
12
200 „
Sand
100
83
66
55 „
Kohks- oder Holzkohlenpulver
6,1
9,6
5,1
8,2 „
Kaolin
2
4
5,3
6,6 „
gebrannten Kalk
1
–
1
–
„
kohlensauren Kalk
–
1,6
–
1,6 „
Die Menge des schwefelsauren Natrons kann je nach der beim Schmelzen angewendeten
Temperatur vermindert werden; vorstehend sind die Maximalwerthe angegeben. Der
Kaolin dient zur Vergrößerung der Härte des Glases und kann je nach der Härte,
welche man erzielen will, in größerer oder geringerer Menge zugefügt werden. Die
barythaltigen Gläser schmelzen leichter als die mit schwefelsaurem Natron allein
dargestellten, erfordern weniger Alkali, geben ein glänzendes Glas und sind
wohlfeiler. (Jacobsen's chemisch-technisches
Repertorium.)
Ueber krystallisirte Phosphorsäure; von G. Krämer.
Wird einer Phosphorsäurelösung, deren Wassergehalt durch Bestimmung des spec.
Gewichtes bekannt ist, so viel Wasser durch Verdampfen entzogen, daß die
zurückbleibende Säure genau die Zusammensetzung hat, welche der Formel 3HO,
PO⁵ entspricht, so erstarrt sie beim Erkalten zu sehr schönen,
durchsichtigen, prismatischen Krystallen.
Herr Lindner, Chemiker bei Herrn Schering, welcher diese Beobachtung zuerst machte, glaubt damit die
sogenannte glasige Phosphorsäure verdrängen zu können, die bekanntlich nie rein ist,
sondern nur durch Zusatz von Alkali in jenem Zustande erhalten werden kann.
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1869, Nr. 11.)
Ueber einige Eigenschaften der Fluorwasserstoffsäure; von G.
Gore.
Wasserfreie Fluorwasserstoffsäure wurde erhalten durch Erhitzen von vollständig
getrocknetem Fluorkalium-Fluorwasserstoff in einem angemessenen
Platinapparat. Die reine wasserfreie Säure ist eine äußerst gefährliche, nur mit
größter Vorsicht zu Handhabende Substanz. Sie ist bei 15,5° C. eine ganz
farblose, leicht bewegliche Flüssigkeit; ihr specifisches Gewicht ist = 0,9879 bei
12,7° C., das des Wassers bei derselben Temperatur = 1 gesetzt; sie siedet
bei 19,40 C.; sie bleibt bei – 34,5° C. noch flüssig.
Versuche, bei welchen wasserfreies Fluorsilber in Wasserstoffgas in einem
angemessenen Platinapparat über Quecksilber erhitzt wurde, ergaben, daß das Volum
des Wasserstoffgases bei
der Umwandlung desselben zu Fluorwasserstoffgas sich verdoppelt. Die so erhaltene
gasförmige Säure griff, in Glasgefäße über Quecksilber gebracht, das Glas selbst bei
längerer Berührung mit demselben nicht an, so lange Feuchtigkeit gänzlich
ausgeschlossen blieb. (Proceedings of the Royal Society of
London, vol. XVII p. 256; Annalen der Chemie
und Pharmacie, Bd. CLI S. 128.)
Ueber ein Mittel zur Erkennung des ungefähren Alters einer mit
einer eisenhaltigen Tinte hergestellten Schrift; von F. Carré.
Die Tinten mit Eisenbasis unterliegen mit der Zeit einer Veränderung, die sich durch
eine gelbliche Färbung zu erkennen gibt, welche um so deutlicher hervortritt, je
älter die Schriftzüge sind; die organische Substanz verschwindet mehr und mehr und
es bleibt eine Eisenverbindung zurück, welche zum Theil, wenn die Schrift alt genug
ist, von Säuren nicht mehr angegriffen wird.
Wenn man nun ein Blatt nicht geleimtes Papier mit verdünnter Salzsäure (1 Raumtheil
käufliche Säure auf 12 Theile Wasser) benetzt, so lassen sich mit der gewöhnlichen
Copirpresse auf einen solchen Abdrücke von Schriften herstellen, die nicht über 8
bis 10 Jahre alt sind, und zwar fast eben so leicht, wie man auf einem mit bloßem
Wasser befeuchteten Papier von frischen Schriftzügen einen Abdruck erhält. Wenn aber
die Schriftzüge älter sind, so erhält man auch mit Anwendung der Säure nur noch
schwierig Copien. So gab z.B. eine 30 Jahre alte Schrift nur einen unleserlichen
Abdruck, und ein authentisches Schriftstück aus dem Jahre 1787 gab kaum
wahrzunehmende Spuren.
Beim Waschen der Schrift mit verdünnter Salzsäure ist die Sache gerade umgekehrt.
Schriftzüge, welche einige Monate bis zehn Jahre alt sind, verschwinden, nachdem man
sie einige Stunden bis mehrere Tage lang in die verdünnte Säure getaucht hat,
während eine 30 Jahre alte Schrift noch nach 14tägiger Maceration lesbar war.
Oxalsäure, Schwefelsäure oder Salpetersäure geben dasselbe Resultat wie
Salzsäure.
Das zuerst angegebene Verfahren ist bequem, um Abdrücke zu erhalten, wenn solche auf
mit Wasser befeuchtetem Papier nicht mehr entstehen. Um das Papier des Originales
vor weiterer Zerstörung durch die Säure zu schützen, neutralisirt man die geringen
Spuren der letzteren, indem man das Blatt über ein mit Salmiakgeist gefülltes
Schälchen hält. (Comptes rendus, t. LXVIII p. 1213; Mai 1869.)
Darstellung des Aldehydgrüns für die Färberei.
Obgleich jetzt sehr viel von den Fabriken fertig geliefertes Jodgrün verbraucht wird, so ist doch nicht zu läugnen, daß viele Färber
sich ihr Lichtgrün aus Fuchsin mit Hülfe von Aldehyd selbst darstellen. Wenn auch die
Darstellungsweise seit längerer Zeit bekannt ist, so erscheint es dennoch geeignet,
dieselbe einmal wieder zu recapituliren.
Zur Anfertigung des Grüns löst man
4 Theile Fuchsin
in einer Mischung von
6 Theilen englischer Schwefelsäure
und
2 „ Wasser
unter beständigem Rühren zu einer dickflüssigen gelbbraunen Masse auf, bringt die so entstandene Flüssigkeit
in einen Kolben und fügt
16 Theile Aldehyd
hinzu, worauf man den Kolben gut umschüttelt und in ein Wasserbad einsetzt.
Hier bleibt die Mischung nun so lauge, bis sie einen grünlich-blauen Reflex zeigt und ein mit einem Glasstabe aus dem
Kolben genommener Tropfen mit etwas Schwefelsäure angesäuertes Wasser rein blau färbt. Sobald dieß eingetreten – aber
keinesfalls früher oder später – gießt man den ganzen Inhalt des Kolbens in
eine kochende Auflösung von
48 Theilen unterschwefligsauren Natrons in
3000 „
Wasser
unter beständigem Umrühren ein, läßt alsdann absetzen und
filtrirt die Flüssigkeit zwei-, auch dreimal durch Doublestoff, welcher einen schmutzig-hellvioletten Farbstoff zurückhält, das sogenannte Anilingrau oder Argentin. Die
durchlaufende Flüssigkeit erscheint rein und prachtvoll grün und kann direct zum Färben verwendet werden.
Die einzige Schwierigkeit, welche die Herstellung der Farbe bietet, ist die
Beschaffung eines für diesen Zweck brauchbaren Aldehyds. Der Färber muß sich
dasselbe gewöhnlich selbst machen und dieß ist eine Unbequemlichkeit, welcher man
sich nicht gern aussetzt.
Allerdings ist das Verfahren der Darstellung eines brauchbaren Aldehyds vollkommen
bekannt und so ausführlich in „M. Reimann's
Technologie des Anilins“
Berlin, Verlag von Julius Springer. niedergelegt, daß jeder darnach operiren kann. Indessen sind die mit der
Bereitung verknüpften Umstände so bedeutend, daß sich kein Färber leicht dazu
entschließt.
Aus diesem Grunde hat es der Verfasser (Dr. M. Reimann, 8. Neanderstraße in Berlin) für angemessen
gehalten, eine größere Menge brauchbaren Aldehyds in
seiner Versuchsstation anfertigen lassen, um dasselbe denjenigen ablassen zu können,
welche sich Aldehydgrün machen wollen, aber die Umstände
der Aldehyd-Darstellung scheuen. Der Preis beträgt per Pfund einen Thaler ohne Emballage. Selbstverständlich wird für die
Brauchbarkeit des Aldehyds zur Gründarstellung garantirt.
Zu bemerken ist noch schließlich, daß das Aldehydgrün bekanntlich Wolle und Seide ohne jede
Beizung, und Baumwolle nach gewöhnlichem Beizen
färbt. (Musterzeitung für Farberei etc., 1869, Nr. 11.)
Ein Krappfarbstoff.
In der mit verdünnten Mineralsäuren behandelten Wurzel der Färberröthe befindet sich
nach Rochleder's vorläufiger Mittheilung außer Alizarin
und Purpurin eine Substanz, welche hinsichtlich ihrer Zusammensetzung diesen beiden
Farbstoffen sehr nahe steht.
Dieser Stoff kommt nur in sehr kleiner Menge im Krapp vor. Seine Lösungen in
alkalischen Flüssigkeiten sind nahezu von derselben Farbe, wie eine alkalische
Lösung der Chrysophansäure. Aus alkalischen Flüssigkeiten wird er durch Säuren in
gelatinösen, sehr blaßgelben Flocken gefällt, die vollkommen amorph sind. Aus
Weingeist krystallisirt diese Substanz in orangegelben, aus Essigsäure in
citronengelben Nadeln. Ihre Lösung in Essigsäure enthaltendem Wasser färbt Seide und
Schafwolle reim Kochen schön und dauerhaft goldgelb.
In der Kattunfärberei und Druckerei ist dieser Krappfarbstoff nicht verwendbar.
(Anzeiger der Wiener Akademie.)
Gummirte Stärke.
Unter dem Namen „gummirte Stärke“ kommt im Handel eine Stärke
vor, welche in England aus Reismehl fabricirt wird. Dieses Product führt den
eigenthümlichen Namen, weil es der gestärkten Wäsche einen auffallenden Glanz, wie
keine andere Stärke, gibt. Vorzugsweise ist es für die Appretur sehr feiner Wäsche,
für Spitzen, Tüll etc., geeignet, zu welchem Zweck, wenn man die Stoffe von wildem
Angriff haben will, die Stärke zunächst mit kaltem Wasser anzurühren, und dann eine
hinreichende Menge kochenden Wassers allmählich zuzugießen ist. Der Zusatz von
heißem Wasser bleibt weg, wenn die Wäsche sich recht hart angreifen soll. Die Stärke
hat eine schöne Weiße und die Gestalt der bekannten Weizen-Strahlenstärke.
(Deutsche illustrirte Gewerbezeitung, 1869, Nr. 18.)
Verfahren zum Conserviren von Eidotter.
A. I. d'Andiran-Köchlin ließ sich zu diesem Zweck
in Frankreich folgendes Verfahren patentiren. Nach Abscheidung des Eiweißes, das als
Albumin Verwendung findet, wird aus dem Dotter der Keim oder Embryo entfernt, da
dieser jedenfalls die erste Ursache der Zersetzung ist oder die Zersetzung
wenigstens bei ihm beginnt. Die Eidotter, deren jeder 40 Proc. des ganzen Eies
ausmacht, werden mit 3–5 Proc. Kochsalz und 0,1 Proc. arseniger Säure
versetzt und das Ganze ähnlich wie Albumin, aber weniger lange zusammengeschlagen.
Nachdem sich die Luft vollständig aus dem Inneren der Dotter entfernt hat, bringt
man die Masse in Weißblechbüchsen, die man vollständig damit füllt, und schließt
diese Büchsen mit einem Deckel, der sorgfältig aufgelöthet wird, um den Luftzutritt
ganz abzuhalten. Werden diese Büchsen in einem kalten Keller aufbewahrt oder durch
Eis kalt gehalten, so halten sich die Dotter unbegrenzt lange. Um die gefüllten
Büchsen zu versenden, bringt man dieselben in einzelnen Schichten, die durch
Eisstücke von einander getrennt werden, in eine Kiste, welche im Inneren, auch auf
dem Boden und an den Seiten mit Eis gefüllt wird; diese Kiste setzt man, nachdem sie
gut verschlossen worden ist, in eine mit Weißblech ausgefütterte Kiste, die auf
jeder Seite 10 Centimet. weiter ist als die erste. Der so entstehende Zwischenraum
wird mit Sägespänen ausgefüllt, ein Blechdeckel aufgelöthet und endlich der
Holzdeckel aufgenagelt. (Deutsche Industriezeitung, 1869, Nr. 27.)
Eiertafeln als Handelsartikel.
Der Inhalt der zerschlagenen Eier (auch der Dotter allein) wird zu einem vollkommen
gleichartigen Teig geschlagen; in Gestalt dünner Tafeln gießt man denselben hierauf
auf polirte, in einer Trockenstube aufgestellte Stahlplatten, über welche
ununterbrochen ein sanfter, stark erwärmter Luftstrom sich hinbewegt. Getrocknet,
werden die Tafeln in luftdicht verschlossenen Kisten verpackt. Ein kleiner Zusatz
von Gyps oder von anderen der Gesundheit unschädlichen conservirenden Chemikalien
zum Eierteig ist statthaft. Beim Gebrauch lösen sich diese Eiertafeln schon in
kaltem Wasser auf, lassen sich leicht zu Schaum schlagen und haben ganz den
Geschmack der frischen Eier. Jahre lang lassen sich die Eier in dieser Gestalt gut
aufbewahren. (Deutsche illustrirte Gewerbezeitung, 1869, Nr. 14.)
Neue Methode, vegetabilische und thierische Stoffe zu
trocknen; von Dr. Johannes Müller.
Man wendet hierzu ein Glas an, welches zur Hälfte mit geschmolzenem Chlorcalcium
gefüllt ist, gießt auf dieses Aether, und bringt darüber ein Gefäß an worin sich der
zu trocknende Stoff befindet. Das Glas stellt man auf eine Glasplatte, und darüber
eine Glasglocke, welche vollständig auf die Glasplatte paßt. Das Trocknen findet
dadurch statt, daß das Chlorcalcium fortwährend den Aether von Wasser befreit, so
daß dieser stets im Stande bleibt, neue Quantitäten Feuchtigkeit aufzunehmen. Die
auf diese Weise getrockneten Stoffe haben ein ganz anderes Ansehen, als wenn das
Wasser ihnen auf gewöhnliche Weise entzogen ist. Pflanzenstoffe behalten ihre
natürliche Farbe und thierische Stoffe ihre Elasticität und Geschmeidigkeit.
(Oesterreichische Zeitschrift für Pharmacie.)
Ueber den Eisverbrauch in der Brauerei des Hrn. G. Sedlmayr in München.
Die großherzoglich badische Landes-Gewerbehalle zu Carlsruhe theilte dem Hrn.
Brauereibesitzer G. Sedlmayr in München mit, daß sie sich
schon seit einiger Zeit mit der Erzeugung des Eises auf künstlichem Wege beschäftige, und stellte, um die
Frage studiren zu können, ob größere Eismaschinen für technischen Betrieb in unserem
gemäßigten Klima von praktischem Nutzen seyn können, an denselben mehrere auf den
Eisverbrauch in der Bierbrauerei Bezug habende Fragen. Das Folgende bildet die
Beantwortung dieser Fragen.
„Meine Bierproduction beträgt circa 320000
bayerische Eimer per Jahr, und ich brauche hierzu 220000 bis 300000 Ctr. Eis, je
nach der Milde oder Strenge des Winters und je nach dem Reste des Vorjahres Die
Eiskeller nehmen circa den vierten Theil des
Lagerraumes für das den Sommer über gelagerte Bier ein. Rechnet man per Quadratfuß Lagerraum bei doppelter Lage der
Fässer über einander 1 Eimer Bier incl. der hierzu nöthigen Eiskeller und die
Baukosten per Eimer Bier und soliden Oberbau zur
Aufbewahrung der leeren Fässer nach hiesigen Verhältnissen zu 4 1/2 fl., so
ergeben sich auch die Kosten der Eiskeller.
Die Eiskeller allein, welche alle mit den Lagerkellern in Verbindung stehen, um
diese den Sommer über kühl zu erhalten, bedürfen zur Füllung circa 200000 Ctr. Eis, wovon, bis sie vom Biere
entleert werden, im Durchschnitt kaum die Hälfte abschmilzt, welcher Rest dann
zu Brauzwecken verwendet wird, und in normalen Jahren bleibt davon immer noch
ein hübsches Quantum übrig.
In regelmäßigen Wintern bezahle ich den Centner Eis mit 4 bis 5 Kreuzern, je nach
Umständen; bleibt uns nicht Zeit genug, das Eineisungsgeschäft aus der Nähe zu
vollenden, so müssen wir das Eis per Bahn aus dem
bayerischen Gebirge und selbst aus Tyrol kommen lassen, wobei dann je nach
Witterung und Entfernung des Eises von der Bahn die Wagenladung zu 200
Zollcentnern mit 30 bis 100 fl. und schon darüber bezahlt werden mußte und oft
durch die Wärme während des Transportes bedeutend weniger wurde. Immer aber war
es noch möglich, den bei weitem größten Theil des Bedarfes von Eis aus der Nähe
zu decken, so daß im schlimmsten Falle die Bezüge aus der Ferne die
Gesammtauslage nie um den dritten Theil der normalen überstiegen.“
(Der bayerische Bierbrauer, 1869, Nr. 2.)
Unterscheidung des echten Kirschbranntweins vom
gefälschten.
Setzt man zu echtem (d.h. durch Gährung und Destillation der Kirschen bereitetem)
Kirschbranntwein einige Späne Guajakholz, so nimmt er nach Desaga (polytechn. Journal, 1867, Bd. CLXXXVI S. 247) alsbald eine
indigblaue Farbe an, welche erst nach Verlauf einer Stunde wieder verschwindet.
Tritt keine blaue, sondern eine gelbliche Farbe ein, so ist das Getränk vermittelst
Bittermandelöl oder Kirschlorbeerwasser oder durch Extraction der Kirschkerne mit
Weingeist nachgekünstelt. Die blaue Farbe ist offenbar Folge eines oxydirenden
Einflusses auf das Harz des Guajakholzes; welcher Bestandtheil des
Kirschbranntweines aber diesen Einfluß ausübt, hat Desaga
nicht ermittelt. Schaer und Schönbein (schweizerische Wochenschrift für Pharmacie, 1868, Nr. 18, 19 u.
21) haben nun aber folgende Aufklärung darüber gegeben.
Vor längerer Zeit fand Pagenstecher, daß Blausäure in
Berührung mit einem Kupferoxydsalze und Guajakharz eine blaue Farbe hervorbringt,
und er empfahl diese Reaction zur Nachweisung kleiner Mengen Blausäure und Kupfer.
Nach Schönbein besteht die Ursache derselben in
Folgendem: Wenn Kupferoxyd (oder ein Salz desselben) mit Blausäure zusammen gebracht
wird, so entstehen Kupfercyanür-Cyanid und Wasser, und es wird activer
Sauerstoff frei, nach der Gleichung: 3CuO + 2HCy = (Cu²Cy + CuCy) + 2HO + O;
letzterer verursacht dann die Bläuung des Guajaks.
Soll der Kirschbranntwein die Bläuung des Guajaks hervorrufen, so muß er also außer
der aus den Kirschkernen herstammenden Blausäure noch Kupferoxyd enthalten; dieß ist
auch in der That der Fall, und es erklärt sich durch die allgemeine Anwendung
kupferner Gerüche bei der Destillation des Kirschbranntweines. Selbstverständlich
Würde eine kupferne Blase die Verunreinigung mit Kupfer noch nicht herbeiführen,
sondern diese tritt erst bei Anwendung eines kupfernen Helmes oder Kühlrohres ein.
Der Kupfergehalt des Kirschbranntweines ist übrigens so außerordentlich gering, daß
er durch andere Reagentien erst nachzuweisen ist, nachdem man eine größere Quantität
davon eingeengt hat,
daß mithin der Genuß solchen Getränkes in sanitätlicher Hinsicht durchaus kein
Bedenken erregt. Daraus folgt denn wieder, daß das Guajak bei Gegenwart von
Blausäure das empfindlichste Reagens auf Kupfer ist, und daß Kirschbranntwein,
welcher mit Vermeidung eines kupfernen Helmes und Kühlrohres destillirt oder
rectificirt ist, nicht mit Guajak auf seine Echtheit geprüft werden kann.
(Vierteljahrsschrift für praktische Pharmacie, 1869, S. 117.)
Gerbsäure gegen Fußschweiß, Wunde Füße etc.
Ein bewährtes Mittel gegen die unangenehmen Wirkungen des Fußschweißes ist die in
jeder Apotheke oder Materialienhandlung billig zu kaufende Gerbsäure (Tannin; ein
Loth, reichend für langen Gebrauch, 9 Kreuzer). Die unter der gleichzeitigen
Einwirkung von Feuchtigkeit und Wärme in Zersetzung begriffene Oberhaut wird dadurch
sogleich in Leder verwandelt und verbindet mit einer durch die Structur des
organischen Gewebes bedingten Festigkeit eine große Durchlassungsfähigkeit für die
Producte der Transpiration, in Folge dessen der Schweiß nicht unterdrückt wird. Da
die ammoniakalischen Zersetzungsproducte der Haut sogleich durch die Gerbsäure
gebunden werden, wird auch jeder Geruch beseitigt. Man braucht nur alle drei Tage
eine Messerspitze voll der pulverigen Säure in die Stiefel oder Schuhe zu streuen,
um sogleich die wohlthätigen Wirkungen zu empfinden. Auch das Blasenlaufen zeigt
sich dadurch gehoben. Verfasser wendet seit drei Jahren dieses Mittel mit dem besten
Erfolge an und andere Personen, welche davon Gebrauch gemacht haben, veranlaßten ihn
zum Gesten der Leidenden diesem zu veröffentlichen. Zum Schlusse noch die Bemerkung,
daß sich die Gerbsäure, in ähnlicher Weise wie bei den Füßen angewendet, auch unter
den Achselhöhlen oder Kniekehlen, sowie gegen das Wundsitzen beim Reiten bewährt
hat. – Es dürfte sich verlohnen, das Mittel bei den Fußmärschen der Soldaten in größerem Maaßstabe versuchsweise in Anwendung
zu bringen. A. Kp. (Badische Gewerbezeitung, 1809, Nr. 4.)
Statistik der Baumwollspinnerei in den Vereinigten
Staaten.
Auf einer kürzlich in Boston abgehaltenen Versammlung sind von der National Association der Baumwollspinnerei folgende
Notizen über die Baumwollspinnerei der Vereinigten Staaten bekannt gegeben
worden.
Die Zahl der Spinnereien beträgt 750 mit 6,584083 Spindeln, wovon auf die nördlichen
Staaten 664 Etablissement mit 6,359020 Spindeln und auf die südlichen 86 mit 225063
Spindeln kommen. Sämmtliche 750 Spinnereien verarbeiteten im letzten Jahre 4,173677
Ctr. Baumwolle, und hiernach treffen 64,88 Pfd. in einem Jahre versponnene Baumwolle
aus eine Spindel. In den südlichen Staaten verspann eine Spindel durchschnittlich
138,12 und in den nördlichen 60,70 Pfd. Baumwolle.
Berichtigung.
In der Abhandlung von Dr. E. Richters: „Beiträge zur Kenntniß des Verhaltens der Kohle zum
Sauerstoff“ in diesem Bande (erstes
Juliheft) lese man Seite 52 Zeile 1 und 2 von oben „Kohlensäure exhalirt“ statt „Sauerstoff
inhalirt.“