Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. , S. 431 |
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Miscellen.
Miscellen.
Schauwecker's patentirter
selbstthätiger Oeltropfapparat für Dampfschieber und Kolben.
Dieser Apparat, welcher im polytechn. Journal Bd. CXCI S. 348 (erstes Märzheft 1869)
beschrieben wurde, erfreut sich einer stetig wachsenden Verbreitung, wie eine Anzahl
neuerer Zeugnisse beweist. Die Knorr'sche
Dampfschifffahrt-Verwaltung zu Luzern bezeugt unter dem 26. Januar 1869, daß
der belastete Dampfschieber mit Anwendung des gedachten Apparates mittelst des
Steuerhebels ungleich leichter bewegt weiden kann; die Verwaltung der böhmischen
Dampfmühle am Smichow bei Prag unter dem 4. Februar 1869, daß sie trotz der großen
Schieber- und Cylinderflächen ihrer 70pferdigen Dampfmaschine schon mit einem
einzigen Apparat einen gleichmäßigen Gang, sowie eine angemessene Ersparniß an
Kohlen erzielt hat; Hr. Maschinenfabrikant Ernst Zorn in
Regensburg, unter dem 10. April 1869, daß durch die regelmäßige Oelvertheilung
mittelst des Apparates nicht allein ein erleichterter Gang, sondern auch ein
Minderverbrauch von 20 Proc. Steinkohlen eingetreten ist. Aehnliche Zeugnisse,
meistens mit Nachbestellung verbunden, liegen vor von der Direction der pfälzischen
Eisenbahnen, dem Obermaschinenmeister der hannoverschen Staatsbahn, der Direction
der mechanischen
Baumwollspinnerei, Weberei, Färberei und Appretur zu Heidenheim a. d. Brenz. Hrn.
Maschinenfabrikant G. Sigl in Wiener Neustadt, Hrn. Chr.
Lothary in Mainz u.a.
Anwendung der Carré'schen
Eisbereitungs-Maschine in den Brauereien.
Im polytechn. Journal Bd. CXCI S. 189 (erstes Februarheft 1869) wurde über die
Anwendung der Siebe'schen Eismaschine in Truman's Brauerei in London berichtet.
In einer Besprechung der Eisfabrication in der „Würzburger gemeinnützigen
Wochenschrift“ finden wir jetzt u.a. erwähnt, daß die
Carré'sche Eismaschine (beschrieben im polytechn. Journal, 1863, Bd. CLXVIII
S. 171) neuerdings in mehreren großen Brauereien eingeführt worden sey, so in der
von Schützenberger in Straßburg (brasserie à la statue), und in der von Gebrüder Tourtel in Tantonville (Meurthe-Departement). Die
Verfahrungsweisen in diesen beiden Brauereien weichen in so fern von einander ab,
als in der einen das durch den Apparat erzeugte Eis in blechernen Gefäßen in die
abzukühlende Bierwürze gebracht wird, während man in der anderen die
Abkühlungsröhren des Apparates selbst durch die Flüssigkeit leitet. Ebenso hat auch
die Actienbrauerei in Zweibrücken (Rheinpfalz) vor etwa einem halben Jahr für ihren
Sommerbetrieb eine Carré'sche Eismaschine der
größten Art angeschafft, welche auf nahe 20,000 fl. zu stehen kam.
Die Carré'schen Eismaschinen werden jetzt von Mignon und Rouart in Paris
(rue, Oberkampf No. 149, ancienne rue Ménilmontant) in jeder Größe und für die
verschiedensten Anwendungen ausgeführt. Der Preis dieser Apparate schwankt je nach
der Größe etc. von 125 bis zu 30,000 Frcs. Von den kleineren Haushaltungsapparaten
werden drei Sorten, zu 125, 190 und 285 Frcs. geliefert, wozu bei jedem noch
verschiedene größere oder kleinere Beträge für Thermometer, Verpackung etc. kommen.
Der kleinste dieser Apparate liefert 1 Pfd., der nächstgrößte 2 Pfd. und der letzte
4 Pfd. Eis bei einer Operation. Die Dauer der Erhitzung des Kessels ist hierbei für
den ersten Apparat 45 Minuten, für den zweiten 55 und für den letzten 85 Minuten.
Die Zeit, welche das Wasser gebraucht, um sich in Eis zu verwandeln, ist nahezu
gleich der Dauer der Erhitzung. Wie bei jedem Kleinbetrieb, so ist auch bei der
Eisbereitung vermittelst dieser kleineren Apparate der Kostenaufwand im Vergleich zu
dem erhaltenen Product viel größer, als bei der Anwendung der großen continuirlichen
Eismaschinen; 1 Pfd. Kohlen erzeugt nur 3 Pfd. Eis. Doch ist dieses Verhältniß gewiß
immer noch niedrig genug, um die fraglichen Apparate, namentlich zur Bereitung von
Gefrornem, Conditoren, Gastwirthen etc. zu empfehlen, denen kein Eiskeller zur
Verfügung steht. Die Apparate können leicht in jeder geräumigen Küche aufgestellt
werden und bietet ihre Handhabung durchaus keine Schwierigkeit.
Für industrielle Zwecke liefern Mignon und Rouart vier Maschinen, von welchen
die erste 50 Pfd., die zweite 100, die dritte 200 und die vierte 400 Pfd. Eis pro Stunde producirt. Der erste dieser Apparate kostet
4800 Frcs., nebst 1850 Frcs. für verschiedene Zubehörstücke; der zweite 8500 Frcs.,
Zubehör 2700 Frcs.; der dritte 14,000 Frcs., Zubehör 3800 Frcs.; und endlich der
vierte 24,000 Frcs., Zubehör 6400 Frcs. Entsprechend ihren ansehnlichen Leistungen
ist auch der Raum, welchen diese industriellen Apparate für ihre Aufstellung
erheischen, ziemlich bedeutend, und so nimmt z.B. der kleinste derselben, welcher 50
Pfd. Eis in der Stunde liefert, eine Fläche von 18 Quadratmeter, 6 Meter in der
Länge und 3 Meter in der Breite ein, wogegen der größte derselben von 4 Ctr.
stündlicher Production sogar einen Raum von 11 Meter Länge und 5 Meter Breite
erfordert; 1 Ctr. Steinkohlen liefert bei dieser Classe von Apparaten, je nach der
Größe derselben, 8 – 12 Ctr. Eis. Zur Bedienung sind bei fabrikmäßiger
Thätigkeit zwei Arbeiter erforderlich. Die Erhitzung geschieht entweder mit
Kohlenfeuer oder auch durch Wasserdampf.
Verfahren zur Darstellung von Wasserstoffgas, von Tessié du Mothay und Maréchal.
Die Genannten ließen sich (in Frankreich) ein neues Verfahren zur Darstellung von
Wasserstoffgas für technische Zwecke patentiren.Bulletin de la Société chimique,
1868, t. IX p. 334;
Moniteur scientifique, 1868 p. 329. Ein Gemenge von Alkalihydraten (Natronhydrat, Kalkhydrat, Barythydrat) mit
Kohle (Holzkohle, Kohks, Anthracit) wird bis zum Rothglühen erhitzt, wodurch sich
ein Gemisch von Wasserstoffgas und Kohlensäure bildet, von welchem man durch
kohlensaures Natron die Kohlensäure trennt. – Man könne ferner reines
Wasserstoffgas darstellen, indem man über rothglühenden Kalk die bei der trockenen
Destillation der Steinkohle sich bildenden Kohlenwasserstoffe leitet. – Das
von Heurtebise i. J. 1867 empfohlene Verfahren der
Wasserstoffdarstellung (polytechn. Journal Bd. CLXXXVI S. 393), welches auf der
Zersetzung des Wassers durch Kohlenoxyd beruht, halten die Patentträger für zu
kostspielig, um allgemein eingeführt zu werden. (Wagner's
Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie für 1868, S. 264.)
Ueber die Oxyhydrogen-Beleuchtung; von Prof. Payen.
Was die Bereitung der beiden Gase betrifft, so gewinnt Tessié du Mothay den Sauerstoff bekanntlich aus der Luft, indem er
ein Gemenge von Mangansuperoxyd und Natronhydrat an der Luft erhitzt und das dabei
entstandene mangansaure Natron dann durch überhitzten Wasserdampf zersetzt (man s.
polytechn. Journal Bd. CLXXXVI S. 230), den Wasserstoff dagegen durch Glühen einer
Mischung von pulverförmigem Kalkhydrat und Kohle; statt des Wasserstoffgases
verwendet er auch gewöhnliches Leuchtgas. Den zur Beleuchtung mit dem Gasgemisch
früher von Drummond angewandten Kalk ersetzt er mit
Vortheil durch einen kleinen Cylinder von comprimirter Magnesia; derselbe hat 6
Millimeter Durchmesser und 4 Millimeter Länge, und ist an dem einen Ende auf 7
Millimeter verdickt, um mittelst eines Eisenstreifens vertical in der Flamme
aufgehängt zu werden.
Man hat kürzlich die Hälfte des Stadthausplatzes in Paris auf diese Weise beleuchtet,
und das Licht war gleichmäßig und weiß.Man s. den früheren Bericht über diese Beleuchtung im polytechn. Journal Bd.
CLXXXVII S. 33. Man würde jedoch ohne Zweifel noch manche Verbesserungen anbringen müssen,
selbst wenn man das Oxyhydrogen-Licht für die Praxis wohlfeil genug liefern
könnte; aber es scheint, daß dasselbe wegen der in der Natur
der Sache selbst liegenden Hindernisse keine allgemeine Anwendung wird finden
können.
Man müßte nämlich, um die beiden Gase abgesondert zu den Brennern zuführen, doppelle
Röhren-Leitungen haben, was eine Verdoppelung sowohl der Kosten als der
Möglichkeit von Gasverlust durch undichte Stellen bedingen würde. Die große
Intensität des Lichtes könnte man nur durch Vermehrung der Brenner nutzbar machen:
es dürfte aber sehr schwierig seyn, die Dimensionen derselben so zu verringern, daß
das Licht den Bedürfnissen des Privatgebrauches entspräche, und besonders diese
Verringerung so weit zu treiben, daß das Licht zur Benutzung beim Lesen und
Schreiben, bei Handarbeiten etc. geeignet wäre.
Die blendende Wirkung dieses so lebhaften und schimmernden Lichtes könnte man nur
durch Kugeln von Milchglas oder mattgeschliffenem Glas verringern oder vermeiden: in
diesem Falle würde aber ein großer Theil des Lichtes, nämlich 30 bis 35 Proc. gar
nicht zur Benutzung gelangen.
Was den Fabricationspreis der beiden Gase anbetrifft, so ist bei dem gegenwärtigen
Stande der Dinge nicht anzunehmen, daß derselbe bis zu dem Fabricationspreise des
Steinkohlengases erniedrigt werden kann. Dieser ist durch den Verkauf der Kohks und
anderer Nebenproducte so herunter gebracht, daß er kaum mehr als 2 Centimes
pro Kubikmeter beträgt, abgesehen von den Kosten der
Aufbewahrung und Fortleitung des Gases, der städtischen Abgabe und den
General-Unkosten.
Diese Kosten würden aber bei dem neuen Beleuchtungs-System nicht geringer
seyn, und dieses würde keine Nebenproducte und keine verkäuflichen Rückstände
liefern. Es ist aber deßhalb nicht minder interessant, die Fortschritte dieser neuen
Phase des Beleuchtungswesens zu verfolgen, die vielleicht, wenigstens ohne zu große
Kosten und ohne dem Steinkohlengas eine zu bedeutende Concurrenz zu machen, eine Art
Luxuslicht liefern wird, welches zur nächtlichen Decoration von Monumenten oder zur
Beleuchtung öffentlicher Etablissements, Theater etc. in den großen Städten geeignet
ist. (Armengaud's Génie
industriel, März 1869, S. 161.)
Gewinnung des Sauerstoffes aus der Luft.
Laire und Montmagnon haben
vorgeschlagen, die Fähigkeit verschiedener Körper, Sauerstoff und Stickstoff in sehr
verschiedenem Maaße zu absorbiren, zu benutzen, um aus der Luft den Sauerstoff zu
isoliren. Holzkohle absorbirt das 985fache ihres Volums an Sauerstoff, aber nur das
705fache an Stickstoff. Blut und Lösungen von phosphorsaurem und kohlensaurem Natron
absorbiren etwa 12 Proc. Sauerstoff und nur 2 Proc. Stickstoff. Das absorbirte,
sauerstoffreiche Gasgemisch soll mittelst einer Pumpe aus den absorbirenden
Substanzen wieder ausgepumpt und dann mit neuen, in einem Vacuum befindlichen
Absorptionsmitteln in Berührung gebracht werden. Durch mehrmalige Wiederholung der
Operation soll man fast reines Sauerstoffgas erhalten können. (Chemical News, Mai 1869, S. 225.)
Aluminiumhaltiges Neusilber.
Ein schönes, durch seine weiße Farbe und Politurfähigkeit ausgezeichnetes Neusilber,
welches Prof. R. Wagner in Würzburg von Dr. Cl. Winkler in
Pfannenstiel bei Aue, Königreich Sachsen, erhielt, besteht aus:
Kupfer
70 Theilen
Nickel
23 „
Aluminium
7
„
–––––––––
100 Theile.
(Wagner's Jahresbericht über die
Leistungen der chem. Technologie für 1868, S. 113.)
Dichte Kupfergüsse.
Dieselben erfolgen, wenn man das Kupfer in Graphittiegeln einschmilzt, welche innen
mit einem Thon- oder Lehmüberzug versehen sind. Kommt Kohlenstoff mit dem
Kupfer in Berührung, so werden die Güsse sofort porös. – Die schärfste Probe
auf die Qualität von Kupfer besteht darin, daß man dasselbe mit Zink in Messing
verwandelt und dieses über einem Dorn zu Röhren zieht. Zeigen sich hierbei keine
Risse, so ist das Kupfer von bester Qualität. (Berg- und hüttenmännische
Zeitung, 1869, Nr. 34.)
Neue Reaction auf Gold; von C. D. Braun.
Löst man Schwefelgold in Schwefelammonium und stellt in die Lösung einen blanken
Zinkstab, so wird letzterer vergoldet. Man muß hierbei ein möglichst helles
Schwefelammonium anwenden und dem Zutritt der Luft vorbeugen; man nimmt deßhalb die
Reaction am besten in einem durch Glasstopfen verschließbaren Probeglas vor. Ein
Tropfen Goldlösung (1: 24) in 20 Kubikcentimeter Schwefelammonium aufgelöst, gab nach 48 Stunden
einen deutlichen Goldflecken auf dem Zink, der besonders deutlich wurde, wenn man
ihn durch Reiben mit Kork polirte. (Zeitschrift für analytische Chemie.)
Neues Reagens auf Nickel und Unterscheidungsmittel von Nickel
und Kobalt; von C. D. Braun.
Fügt man zu einer Lösung von Kaliumsulfocarbonat etwas Nickelsalzlösung., so färbt
sie sich carmoisinrothbraun, in starker Verdünnung rosenroth. Der Verf. benutzt
diese Erscheinung um Nickel nachzuweisen. 250 Kubikcentimeter Kalilauge, welche 5
Proc. Kaliumoxyd enthalten, werden zur Hälfte mit Schwefelwasserstoff gesättigt,
dann die andere Hälfte zugefügt und nun zwei Tage lang mit 10 K. C.
Schwefelkohlenstoff gelinde erwärmt. Die orangerothe Lösung wird von dem
ungebundenen Schwefelkohlenstoff abgegossen. Aus der Lösung, in welcher man Nickel
nachweisen will, wird das Kobalt zunächst durch Kaliumnitrit entfernt, das Filtrat
mit Ammoniak alkalisch gemacht, mit Salmiak und etwas farblosem Schwefelammonium
gefällt. Das Filtrat von diesem Niederschlage gibt beim starken Eindampfen einen
Niederschlag von Schwefelnickel, wenn solches vorhanden ist. Dieser Niederschlag
wird auf einem Filter gesammelt, gewaschen, getrocknet, geglüht und mit
Salpetersäure abgeraucht. Der Salzrückstand wird in Wasser gelöst und zu etwa 50 K.
C. Wasser gefügt, die 1 – 2 Tropfen des obigen Reagens enthalten. Bei
Anwesenheit von Nickel tritt nun die rosenrothe bis carmoisinrothe Färbung ein.
– Durch directe Versuche überzeugte sich Braun,
daß man noch 1/100 Milligrm. Nickel, welcher in 1 K. C. gelöst ist, auf diese Weise
erkennen kann. – Die in Kaliumsulfocarbonat gelöste Nickelverbindung gibt in
verdünter Lösung deutliche Absorptionsbänder im Spectralapparat, concentrirte
Lösungen löschen das Licht vollständig aus.
Verdünnt man Kobaltlösung so stark, daß sie nicht mehr recht roth erscheint,
schüttelt sie dann mit einigen Krystallen von pyrophosphorsaurem Natron, bis diese
gelöst sind und fügt schließlich unterchlorigsaures Natron zu, so bildet sich eine
braune Lösung von phosphorsaurem Kobaltoxyd. Bei einiger Concentration ist die
Lösung fast schwarz. Nickel gibt unter denselben Verhältnissen eine farblose
Flüssigkeit. Man kann so Kobalt neben Nickel nachweisen, muß sich aber vor Erwärmen
der Lösung hüten, weil sonst beide Metalle als Oxydhydrate schwarz gefällt werden.
Nach Liebig kann man dann in einer anderen Probe, welche
Kobalt und Nickel in alkalischer, mit Cyankalium versetzter Lösung enthält,
ebenfalls durch unterchlorigsaures Natron das Nickel erkennen an der schwarzen
Färbung, welche dadurch allein die Nickellösung erhält. (Zeitschrift für analytische
Chemie, durch Zeitschrift für Chemie.)
Rothe Färbung des Bleiweißes.
An Bleiweiß tritt zuweilen eine röthliche Färbung auf, welche Bäker in einer Abhandlung über die Metallurgie des Bleies der Gegenwart
von Kupfer zugeschrieben hat. Neuere Untersuchungen großer Massen von Blei, die nur
Spuren von Kupfer enthielten und gleichwohl an den in Bleiweiß umgewandelten Stellen
die rothe Färbung zeigten, ergaben jedoch als einzigen fremden Bestandtheil nur Silber. Es konnte daher nur diese Substanz die röthliche
Färbung veranlaßt haben.
Um sich davon zu überzeugen, analysirte Bäker zwei
Portionen veränderter Masse, von denen die eine weiß, die andere gleichmäßig roth
war, und fand, nach einer Mittheilung im Maiheft des Philosophical Magazine, in der ersten Portion 0,0005 Proc. Silber und in
der zweiten 0,0058 Proc., während der Gehalt an Kupferoxyd und Eisen in beiden
ziemlich gleich war.
Ferner wurde zu dem Blei, welches das weiße Bleiweiß gegeben, etwas Silber gesetzt
und dasselbe den Processen der Bleiweißbildung unterworfen. Das Resultat war, daß
sich ganz deutlich roth gefärbtes kohlensaures Blei bildete. Betrug die Menge des
Silbers 1/2 Unze auf die Tonne, so wurde das Blei nur an den Ecken röthlich; erreichte aber der
Silbergehalt 1 1/2 Unzen per Tonne, so war die röthliche
Färbung des Bleiweißes ganz gleichmäßig.
In welchem Zustande das Silber die Ursache der röthlichen Färbung ist, lehrt folgende
Betrachtung: Silber wird nicht oxydirt unter der Einwirkung von verdampfender
Essigsäure und des Sauerstoffes der Luft, welcher es bei der Bleiweißbildung
ausgesetzt ist. Vielmehr wird das Silberoxyd und selbst das kohlensaure Silber
zerlegt und in den metallischen Zustand übergeführt durch eine Wärme, welche
geringer ist als die bei der Bleiweißdarstellung nach der sogenannten holländischen
Methode entstehende. Das Silber muß daher sich im metallischen Zustande
befinden.
Die Farbe der Photographien, welche mit Silbersalzen erhalten werden, spricht
gleichfalls für den metallischen Zustand des rothen Silbers; ebenso die Thatsache,
daß ein Lichtstrahl, der zehnmal von einer polirten Silberfläche reflectirt wird,
sehr deutlich eine röthliche Färbung besitzt. (Der Naturforscher, Juli 1869, Nr.
28.)
Glasfluß zur Erzeugung künstlicher Achate, nach G. Weißkopf.
Um eine Glascomposition darzustellen, welche den natürlichen Achat vorzüglich schön
imitirt, verfährt man folgendermaßen: Man mischt in der Weise, wie man es bei der
Darstellung des Rubinglases zu thun pflegt, folgenden Fluß: Sand 100 Pfd., Mennige
170 Pfd., Potasche 32 Pfd., Borax 22 Pfd., Arsenik 0,4 Pfd. und Goldchlorid von 2
Ducaten. Die Ducaten werden vorher in möglichst wenig Königswasser gelöst, die
Lösung mit 10 Pfd. Wasser verdünnt und dann mit dem Flusse recht innig vermischt.
Den Hafen setzt man als Sätzel in den Glasofen, und läßt 7 bis 8 Stunden schmelzen.
Hierauf rührt man mit einem Birkenstiel um oder wirft einige Kartoffeln hinein. Man
kann nun mit dem Ausarbeiten des Glases beginnen, und erhält eine Masse, welche die
grauen, braunen, rothen, milch- und krystallweißen Zeichnungen und
Farbennüancen des natürlichen Achates zeigt, auch eine zweite Schmelzung verträgt
und sich zur Darstellung von Schmucksachen u.s.w. sehr gut eignet. (Deutsche
illustrirte Gewerbezeitung, 1869, Nr. 16.)
Ueber Naphtalin und Anthracen (Paranaphtalin); von Dr. Herrn. Vohl in
Cöln.
Die hohe Wichtigkeit, welche in jüngster Zeit das Naphtalin und Anthracen in der
Farbstofftechnik erlangt haben, lassen es einem jeden Farbstofffabrikanten erwünscht
erscheinen, diese beiden Substanzen möglichst rein im Handel beziehen zu können.
Ganz so wie bei den Anilinfarben der Farbstofffabrikant das Anilin, resp. das
Nitrobenzol oder Benzol nicht selbst darstellt, sondern diese Arbeit anderen
Fabriken überläßt, welche diese Substanzen in der geeigneten Reinheit zu
verhältnißmäßigen nicht zu hohen Preisen beschaffen, muß die Darstellung des reinen
Naphtalins und Anthracens von der eigentlichen Farbendarstellung getrennt und
besonderen Fabriken zugewiesen bleiben.
Wie ich schon in meiner Abhandlung „über das Naphtalin und seine Verwendung
in der Technik“ (polytechn. Journal Bd. CLXXXVI S. 138) bemerkte, ist
die Reinigung des Naphtalins mit besonderen Schwierigkeiten verbunden. Die
Sublimation, welche bei den wenigen Fabriken, die Naphtalin liefern, fast allgemein
noch in Gebrauch ist, liefert kein reines kreosot- und ölfreies Product, wie
es erheischt wird (Siedepunkt zwischen + 216 und 218° C., Schmelzpunkt = +
79° C. und spec. Gew. = 1,1517 bei + 15° C.), und erfordert einen
großen Zeitaufwand; ferner verlangt das Fabricat in dieser voluminösen Form große
Verpackungsgesäße, wodurch das Brutto-Gewicht und die Fracht unnütz vermehrt
wird. Allen diesen Uebelständen wird durch meine Reinigungsmethode und Darstellung
in Stangen- oder Ziegelform entgegengetreten. Im Interesse der
Farbstofffabrikanten mache ich auf die Firma Friedrich Gerhartz in Cöln aufmerksam, welche das Naphtalin in fester Form (Stangen
und Ziegel) in großer Schönheit und chemisch rein liefert. Die Proben, welche mit
zugeschickt wurden, habe ich geprüft und sie vollständig kreosot- und ölfrei
gefunden.
Auch liefert Gerhartz Anthracen in derselben Form und
voraussichtlich nitrirte Derivate desselben. Das Anthracen hat durch die Entdeckung
von C. Gräbe und C. Liebermann, aus demselben den Farbstoff der Krappwurzel darzustellen, eine
große Wichtigkeit erlangt. (Journal für praktische Chemie, 1869, Bd. CVII S.
188.)
Verfahren zur Reinigung des Petroleums, des Paraffins und
anderer Kohlenwasserstoffe; von J. Fordred, F. Lambe und C. Sterry.
Nach dem den Genannten in England und Frankreich patentirten Verfahren wird das Oel,
wenn es vorher schon theilweise gereinigt und zuletzt mit Schwefelsäure behandelt
wurde, mit Leimauflösung oder einer anderen gelatinösen Substanz, oder mit Mehl oder
Stärke, welche mit Wasser oder Milch zubereitet (wahrscheinlich gekocht) sind,
behandelt. Hat das Oel aber noch keine chemische Behandlung erlitten, oder wurde es
bloß mit Alkali behandelt, so beginnt man die Reinigung zunächst durch Behandlung
mit Schwefelsäure in bekannter Weise, trennt es von dem dabei entstandenen
Theerabsatz, und behandelt es dann mit Leimauflösung. Die Mischung des Oeles mit
Leim oder der sonstigen Substanz wird in jedem Fall erwärmt und umgerührt, worauf
man die schleimige wässerige Flüssigkeit, welche nun den Rest der Unreinigkeiten
aufgenommen hat, sich absetzen läßt.
Eine andere Behandlung des bloß mit Schwefelsäure oder auch bereits mit Leim
gereinigten Oeles besteht darin, daß man dasselbe per
100 Liter mit 5 Kilogr. fein zertheiltem Thon versetzt und durch Umrühren innig mit
demselben vermischt; bei darauf folgender Ruhe setzt sich der Thon mit den
Unreinigkeiten zu Boden, worauf das Oel decantirt wird.
Leichte Kohlenwasserstoffe, welche sich bei der zur Reinigung nöthigen Temperatur
verflüchtigen würden, werden in einem geschlossenen Behälter mit Rührapparat und
Hals zum Abführen der Dämpfe behandelt. Nach der Behandlung mit Schwefelsäure
filtrirt man das Oel zweckmäßig erst durch Sand, Baumwolle oder Wolle, um
suspendirte Theile zu entfernen.
Das Paraffin wird folgendermaßen behandelt: Das Rohparaffin wird geschmolzen, und,
nachdem man die Unreinigkeiten sich daraus hat absetzen lassen, in ein anderes Gefäß
gegossen, in welchem man es bis 110° C. erhitzt. Man fügt dann 5 Proc.
Schwefelsäure hinzu, vermischt dieselbe durch Umrühren innig mit dem Paraffin, und
läßt dann die durch die Einwirkung der Säure entstandene theerartige Substanz sich
zu Boden setzen, worauf das Paraffin abgegossen wird. Dasselbe wird dann mit
Leimauflösung oder Thon vermischt, und die Mischung in der Wärme stehen gelassen,
worauf man das Paraffin von dem Bodensatz trennt. Dasselbe kann darauf mit leichtem
Theeröl vermischt, wie gewöhnlich gepreßt, wieder geschmolzen und durch Knochenkohle
oder Thon filtrirt werden.
Der Thon, welcher zur Reinigung von Oel oder Paraffin benutzt worden ist, kann
wiederholt zu demselben Zweck verwendet, und zuletzt kann ihm das ihm anhängende Oel
oder Paraffin durch Waschen oder Abdestilliren entzogen werden. (Armengaud's
Génie industriel, März 1869, S. 156.)
Ueber Vergiftungen durch Corallin; von Dr. A. Tardieu.
Der Verfasser fügt zu dem bereits Bekannten (man s. polytechn. Journal Bd. CXC S.
429) einige von ihm beobachtete Fälle von Krankheitserscheinungen, welch durch das
Tragen mit Corallin roth gefärbter Strümpfe hervorgerufen waren. In solchen Fällen
erschien die Haut der Füsse, soweit sie von den Strümpfen bedeckt war, heftig
entzündet, angeschwollen, und mit zahllosen kleinen Bläschen bedeckt, welche sich an
einzelnen Stellen, namentlich an der Sohle, zu großen, mit einer Flüssigkeit
gefüllten Blasen vereinigt hatten. Der Ausschlag war sehr schmerzhaft und von
allgemeinem Uebelbefinden, Fieber, Kopfschmerz und Uebelkeit begleitet. Die
Schmerzen wichen bei Anwendung erweichender Mittel nach zwei Tagen; doch vergingen etwa drei Wochen,
ehe die Füsse vollständig geheilt waren.
Der Verfasser suchte in Gemeinschaft mit Roussin durch
Experimentiren mit verschiedenen Thieren die Wirkung des Corallins auf den
thierischen Organismus zu ermitteln. Er entzog den Strümpfen, welche die
Krankheitserscheinung hervorgerufen hatten, das Corallin mittelst Alkohols, und
injicirte die Lösung einem Hunde, einem Kaninchen und einem Frosch unter die Haut
des Oberschenkels. Der Frosch starb nach vier Stunden, der Hund am folgenden Tage,
und das Kaninchen nach 36 Stunden. Entsprechende Versuche wurden mit einer
alkoholischen Lösung von reinem Corallin gemacht, welches durch Einwirkung von aus
Phenylsäure gewonnener Rosolsäure auf Ammoniak bei 150° C. dargestellt war.
Ein Hund mittlerer Größe unterlag am siebenten Tage, nachdem ihm ein Mal 15 und ein
zweites Mal 20 Centigramme Corallin injicirt waren; das Thier verlor bald nach der
ersten Injection den Appetit, bekam starte Diarrhöe, litt offenbar viel Schmerzen,
wurde von Fieber befallen, hinkte und starb. Ein Kaninchen starb am vierten Tage
nach einer einmaligen Injection von 10 Centigrammen reinen Corallins unter ähnlichen
Symptomen. Die Section der vergifteten Thiere ergab eine von der Stelle der
Injection ausgehende starke Entzündung des Zellgewebes. Der Magen war gesund, aber
die Schleimhäute der Eingeweide waren stark entzündet; merkwürdiger Weise waren die
Lungen dergestalt mit Farbstoff imprägnirt und schön scharlach gefärbt, daß man den
Farbstoff aus ihnen, wie auch aus der Leber, extrahiren, und in der erhaltenen
Lösung eine Seidenprobe roth färben konnte.
Das Corallin erscheint sonach als ein sehr energisch wirkendes Gift, und die
Verwendung desselben in der Färberei sollte durchaus untersagt werden. (Journal de Pharmacie et de Chimie, April 1869, S.
262.)
Der Gebrauch des Corallins steht jetzt gerade in vollster Blüthe. Die schädlichen
Wirkungen desselben auf die Haut scheinen sich übrigens nicht sowohl auf das
Corallin, als auf arsenhaltige Beizen zurückführen zu lassen. Dr. Bolley. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, Bd. XIV S.
118.)
Ueber das Lutein.
Mit diesem Namen bezeichnet Thudichum (Proceeding of the Royal Society, vol. XVII p. 255) einen bis jetzt noch nicht beschriebenen
krystallisirbaren gelben Farboff, welcher sich sowohl in Thieren als in Pflanzen
findet. Man traf ihn in den corpor. lut. der Ovarien von
Säugethieren, im Blutserum, in den Zellen des Fettgewebes, in dem gelben Fett der
Butter und anomal in Eierstockgeschwülsten, Cysten und serösen Ergüssen, ferner
regelmäßig im Eidotter der eierlegenden Thiere. Im Pflanzenreich beobachtete man ihn
im Maissamen, in Schalen und Fleisch, in Früchten, wie Anotto (Orlean), in der
Mohrrübe, in den Staubfäden und Blumenblättern vieler Blüthen.
Das Lutein löst sich nicht in Wasser, aber leicht in Aether, Alkohol und Chloroform,
sowie in eiweißhaltigen Flüssigkeiten, mit gelber Farbe; nur die concentrirte
Chloroformlösung ist orangeroth. Das Spectrum dieser Lösungen zeichnet sich durch
drei Absorptionslinien in Blau, Indigo und Violett aus.
Die Krystalle des Luteins erscheinen mikroskopisch als rhombische Tafeln, meist
übereinander gelagert, und gelb, wenn dünn, orangeroth, wenn dick. Sie werden durch
Salpetersäure vorübergehend blau, dann wieder gelb. Ihre Lösung in Weingeist wird
nur durch essigsaures Quecksilber sogleich und vollständig gelb gefällt; durch
Quecksilbernitrat ebenfalls, aber der gelbe Niederschlag wird bald weiß.
Das Lutein hat große Verwandtschaft zu Fetten und zu Albumin, und läßt sich schwer
davon trennen; aus corpor. lut. oder Eidotter
ausgezogen, löst sich mit ihm stets ein öliges Fett, welches phosphorhaltig ist. Es
findet sich abgelagert in Körnchen, welche mit dem Wachsthum immer breiter und
dunkler werden. (Journal für praktische Chemie, Bd. CVI S. 414).
Neues Reinigungsverfahren für gebrauchtes Glycerin; von Ernst
Kunath in Dresden.
Das in Dresden seitens der Gasanstalt zum Füllen von Gasuhren verwendete Glycerin
wird nach vierjähriger Dauer wieder aus den Gaszählern entfernt und gegen neues,
resp. gereinigtes und rectificirtes, ausgetauscht, weil innerhalb des genannten
Zeitraumes die Füllung einestheils durch die vom Gase mit fortgeführten
Destillationsproducte, wie Schwefel, Ammoniak, Theer u.s.w., verdickt und
dunkelbraun bis schwarz gefärbt, anderntheils durch aufgenommenes Wasser in der
Concentration von 180 Baumé auf 14 bis 15° Baumé herabgedrückt
wird, so daß sie schon bei – 14° C. erstarren würde.
Die Reinigung dieses alten Glycerins ist nun eine doppelte; erstens muß die dunkle
Färbung beseitigt, und zweitens muß dasselbe durch Abdampfen (Rectificiren) auf
seinen ursprünglichen Gradgehalt gebracht werden.
Durch einfaches Ablagern des schwarzen Glycerins ist es allerdings möglich, dasselbe
in eine dunkelbraune Flüssigkeit und einen schleimigen, schwarzen Rückstand zu
sondern; dieses Verfahren erfordert aber gute Lagerfässer, einen ruhigen Lagerplatz
und einen Zeitraum von 4 bis 6 Monaten, bis man das Abfüllen der geklärten
Flüssigkeit vornehmen kann. Dieses Verfahren ist also, abgesehen davon, daß man
durch dasselbe seinen Zweck nur zum kleinsten Theil erreicht, bei Hunderten von
Centnern Glycerins langwierig und kostspielig.
Hr. Kunath hat nun während seiner Amtirung als Conducteur
der Dresdener Gasanstalten folgendes Verfahren angewendet, durch welches selbst das
schwärzeste Glycerin in verhältnißmäßig kurzer Zeit in eine hellgelbe Flüssigkeit
umgewandelt wird.
Man nimmt ein großes, dichtes Gefäß, einen Bottich oder dergl., stellt dasselbe an
einem ruhigen, d.h. vor heftigen Erschütterungen geschützten Orte auf, und füllt das
verunreinigte Glycerin hinein, so daß das Niveau höchstens bis 6 Zoll unter den
Gefäßrand zu stehen kommt. Dann setzt man pro Centner
Glycerin circa 10 Pfd. Gußeisenspäne, wie solche in
Schlosserwerkstätten und Maschinenfabriken zu haben sind, hinzu, und rührt das Ganze
tüchtig durch einander. Das Umrühren, wobei namentlich der Bodensatz gut
aufgelockert werden muß, hat in den nächsten 14 Tagen täglich mindestens einmal zu
erfolgen; dann überläßt man das Ganze der Ruhe. In 4 bis 6 Wochen klärt sich die
Flüssigkeit, indem sich am Boden zunächst die noch unverbrauchten Gußspäne absetzen,
auf denselben ein schwarzer mulmiger Körper sich niederschlägt, und über diesem,
scharf begrenzt, die helle Flüssigkeit sich abscheidet.
Erhöhte Temperatur begünstigt den Klärungsproceß; es ist deßhalb vortheilhaft,
denselben im Sommer, oder, wo es möglich ist, in erwärmten Räumen vor sich gehen zu
lassen. Die Wirkung der Gußspäne bei demselben ist jedenfalls eine doppelte.
Einerseits wirken dieselben rein mechanisch, indem sie beigemengte Verunreinigungen,
Schleim u.s.w., mit zu Boden nehmen; andererseits ist ihre Wirkung eine chemische,
indem das in dem unreinen Glycerin enthaltene Schwefelammonium, welches mehr oder
weniger Schwefeleisen gelöst enthält, zerlegt wird, und zwar so, daß aus dem Eisen
der Gußspäne und dem Schwefel des Schwefelammoniums Schwefeleisen entsteht, dadurch
das Lösungsmittel für das schon vorhandene Schwefeleisen zerstört wird, und dieses
nun mit dem neugebildeten Schwefeleisen zu Boden fällt.
Die helle Flüssigkeit wird durch einen Heber oder Hahn abgezogen und dann zum
Eindampfen an die chemischen Laboratorien versendet. Es ist zu empfehlen, beim
Abziehen behufs Auffangung der aufschwimmenden Körperchen, wie Thierchen,
Holzsplitter, Staub etc., entweder ein feines Sieb oder besser ein Flanell-
oder Barchentfilter anzuwenden.
Wie vortheilhaft diese Methode der Vorreinigung ist, geht daraus hervor, daß der
Reinigungspreis, welcher pro Centner für gewöhnliche
schwarze Waare 1 Thlr. 10 Sgr. betrug, für die in der angegebenen Weise gewonnene
helle Waare auf 10 Sgr. herabgesetzt werden konnte.
Den Rückstand kann man, so lange noch metallisches Eisen vorhanden ist, zur Reinigung
neuer Massen verwenden, oder abgeröstet dem Eisenkitt beimengen, oder auch, sowie er
aus dem Gefäße kommt, dem Eisensteine der Gasreinigungsmasse zusetzen. (Dresdener
Gewerbevereins-Zeitung, 1868, Nr. 6.)
Ueber die Anwendung des Terpenthinöles als Gegengift gegen
Phosphor; von J. Personne.
Es ist längst bekannt, daß das Terpenthinöl den Phosphor seiner Eigenschaft beraubt,
im Dunkeln zu leuchten, wie auch, daß man die Arbeiter in
Zündhölzchen-Fabriken mit Erfolg gegen die bekannte Entzündung der Kinnbacken
dadurch zu schützen gesucht hat, daß man sie ein offenes Gefäß mit Terpenthinöl auf
der Brust tragen ließ. Neuerdings berichtete Dr. Ardant, daß ein Mann, welcher sich mit Phosphor zu
vergiften versucht und darnach zur Beschleunigung des Todes ein Quantum Terpenthinöl
getrunken hatte, die Wirkung des ersteren durch die des letzteren paralysirt habe.
Diese Beobachtung veranlaßte den Verf., Versuche mit Hunden anzustellen, denen er
0,1 bis 0,3 Grm. Phosphor applicirte. Während sämmtliche Hunde, welche bloß dieses
Phosphorquantum erhielten, crepirten, wurden von acht Hunden, welchen unmittelbar
nach der Vergiftung oder 1 bis 2 Stunden später Terpenthinöl eingegeben ward, sechs
wieder gesund. Das Terpenthinöl wurde in Dosen von 10 Grm., und zwar in Emulsion mit
Eigelb, verabreicht. (Comptes rendus, t. LXVIII p. 543.)
Ueber einen anderen Fall, in welchem einer mit Phosphor vergifteten jungen Frau durch
Verabreichung von Terpenthinöl das Leben erhalten wurde, berichtet Dr. Ardant im Journal de Pharmacie et de Chimie Juni 1869, S. 477.
Der sogenannte Ozonäther.
Dieses Präparat, welches, als Saftreinigungsmittel angewendet, jetzt großes Interesse
in der Wissenschaft erregt, ist in Aether gelöstes Wasserstoffsuperoxyd, welches von
Dr. Richardson herstammt.
Als derselbe einmal eine starke Lösung des Hyperoxyds in Aether goß, bemerkte er,
daß ein Theil des Hyperoxyds zum Aether überging, und daß der decantirte Aether
einen starken Beigeschmack nach ersterem hatte und bei Behandlung mit Manganoxyd
reichlich Sauerstoff entband. Der Zusatz von ein wenig Alkohol zum Aether
erleichtert die Absorption des Hyperoxyds. Die Verbindung des Hperoxyds mit dem
Aether ist constant und dauerhaft; denn die Mischung wurde nach Australien gesendet,
ohne Schaden zu leiden. Dieses Präparat hat gewiß auch für das praktische Leben eine
große Zukunft; Richardson benutzt es als
Luftreinigungsmittel, in der Weise, daß er Krankenzimmer damit bespritzt; es soll
rasch wirken und die Luft nachhaltig reinigen, ohne sie mit Feuchtigkeit anzufüllen
und die Athmungsorgane zu belästigen. Da der Aether sehr brennbar ist, so ist das
Präparat vorsichtig anzuwenden. (Aus dem Pharmaceutical
Journal and Transactions durch die Vierteljahresschrift für technische
Chemie, 9. Jahrg. S. 497.)
Die Steinkohlenproduction der Vereinigten Staaten.
Die Steinkohlengewinnung in den Vereinigten Staaten hat erst um das Jahr 1820
angefangen. Damals förderte man nur Anthracit, welcher jetzt noch den größeren Theil
der Production ausmacht. Erst 1842 fing man an, auch bitumhaltige Steinkohlen zu
fördern. Im Jahre 1867 wurden im Ganzen ungefähr 297,700000 Ctr. Anthracit und
226,500000 Ctr. Steinkohlen gefördert; 257,059600 Ctr. Anthracit und 45,836600 Ctr.
Steinkohlen wurden nach den Häfen verfrachtet, der Rest kommt auf
Localverbrauch.