Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. , S. 515 |
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Miscellen.
Miscellen.
Das dritte transatlantische Kabel zwischen Europa und
Nordamerika.
Dieses Kabel, der Société du Cable
transatlantique français gehörig, dessen glückliche Verlegung und
Landung bekanntlich vor Kurzem erfolgt ist, geht von Brest aus nach der Westküste
Irlands zu und wendet sich dann nördlich nach der Insel S. Pierre an der
amerikanischen Küste südlich von Neufundland, von wo aus ein Kabel nach Duxburg Cove
bei Boston geleitet ist. Die Länge des ganzen Kabels beträgt 3564 metrische Meilen,
ein Drittel mehr als das der beiden anderen Kabel. 2768 Meilen des Kabels liegen in
der tiefen See, 776 Meilen im flachen Wasser zwischen St. Pierre und Boston. Das auf
den Gutta-percha-Werken der Telegraph
construction and maintenance company gefertigte Kabel wurde am 14.
September 1868 begonnen und Anfangs Juni 1869 vollendet. Es besteht aus 7
Kupferdrähten, die in eine Mischung von Gutta-percha und Theer eingehüllt,
durch vier mit Gutta-percha abwechselnde Ueberzüge isolirt und dann nochmals
mit getheertem Hanf und galvanisirten Eisendrähten übersponnen sind. Das Kabel hat
jedoch drei verschiedene Stärken: Hauptkabel, Zwischenstücke, die stärker sind als
jenes, und Küstenstücke, die am stärksten sind. Das Gewicht des Kabels beträgt 8250
Tonnen. Die Stärke ist auf 7 3/4. Tonnen berechnet, während die höchste Spannung
beim Auslegen des Kabels nur 14 Ctr. betrug. Die Kosten belaufen sich auf 920,000
Pfd. Sterl., wovon auf die Herstellung des Kabels 584,496 Pfd. Sterl. (pro Meile 164 Pfd. Sterl.) fallen. Der Apparat, mit
welchem an diesem Kabel gearbeitet wird, ist das von Weber erfundene reflectirende Galvanometer.
Jamin's Methode den Magnetismus zu
condensiren.
Wie man Elektricität an einer Stelle condensiren kann, ist aus dem Princip der
Leydener Flasche, der Franklin'schen Tafel, der Holtz'schen Maschine und der anderen Condensatoren
allgemein bekannt. Herr Jamin hat nun eine Methode
gesunden, in ähnlicher Weise auch den Magnetismus zu
condensiren. Er berichtete hierüber der Pariser Akademie am 28. Juni, wie
folgt:
„Für besondere Versuche brauchte ich einen sehr kräftigen permanenten
Magneten und wandte mich deßhalb an den Stahlfabrikanten Limet. Dieser ging mit großem Eifer an die ihm gestellte Aufgabe und
fertigte zehn vollkommen homogene Stahlplatten, die stark gehärtet, jede 10
Kilogramme wog, und zu einem einzigen hufeisenförmigen Bündel vereinigt werden
konnten. Die Aufgabe, diese Stahlmassen zu magnetisiren, hatte ich für mich
reservirt und es gelang mit in einem solchen Grade, daß dieser Magnet die Last
von 300 Kilogrammen tragen konnte, eine Tragkraft, die zwar schon früher
erreicht, aber noch niemals überschritten worden.
Dieser aus zehn Blatten zusammengesetzte Magnet wurde an einem festen Gerüst
aufgehängt. Um die beiden frei schwebenden Schenkel wurde eine doppelte Spirale
aus Kupferdraht angebracht, durch die man den Strom von 50 Bunsen'schen Elementen schicken und so den Magneten zu jeder Zeit in
einem beliebigen Sinne magnetisiren kann. Eine kleine horizontale Magnetnadel,
die in bestimmter Entfernung in die Ebene der beiden Pole gebracht wird,
gestattet die Wahrnehmung und die Messung der Schwankungen des an den Polen des
Hufeisens angehäuften freien Magnetismus. Eine Reihe von Platten aus weichen
Eisen, welche die Gestalt der gewöhnlichen Anker haben, kann man unter der
Polfläche an jede beliebige Platte des Bündels anbringen und an dieselben mit
Hülfe eines Systemes von Hebeln Gewichte hängen.
Bevor man irgend einen Anker anlegte, ließ man den elektrischen Strom einige
Minuten durch die Spirale gehen und unterbrach ihn dann, was dem Hufeisen einen
ersten Zustand magnetischer Sättigung verlieh, der sich durch eine bestimmte
Ablenkung der kleinen Magnetnadel kundgab. Hierauf legte man einen Anker an, der
etwa 140 Kilogramme trug. Dieser Grad der Magnetisirung blieb unverändert. So
oft man nämlich den Anker entfernte, nahm die Wirkung auf die kleine Magnetnadel
ihren ursprünglichen Werth an, und die Last, welche das Hufeisen tragen konnte,
blieb stets gleich 140 Kilogrammen.
Jedesmal aber, wenn man den Anker an eine der Stahlplatten, z.B. die erste,
anbrachte, wurde die Ablenkung der Magnetnadel geringer, weil das welche Eisen
beim Anlegen die entgegengesetzten Pole von denen annahm, an welchen es hing,
und diese die Wirkung der Hufeisen-Pole auf den Magneten verdeckten. Und
nicht nur die erste Stahlplatte verliert einen großen Theil ihre's freien
Magnetismus, sondern auch alle übrigen Platten. Man überzeugt sich leicht
hiervon, wenn man nach und nach Anker anlegt an die zweite, die dritte u. s. w
Platte. Der zweite Anker haftet viel weniger fest als der erste, der dritte hält
kaum sein eigenes Gewicht und der vierte bleibt gar nicht mehr haften; während
der zuerst angelegte mit derselben Kraft hängenbleibt, weil er den größten Theil
des Magnetismus sämmtlicher Platten in Anspruch genommen und fast Nichts übrig
gelassen hat, was auf die anderen Anker wirken könnte. Offenbar existirt hier
eine Analogie zwischen diesen Erscheinungen und den bei der Elektricität
beobachteten, wenn man einer elektrisch geladenen Scheide eine Metallplatte
nähert, die mit der Erde verbunden ist.
Diese Aehnlichkeit der Erscheinungen ermächtigt uns, hier die Betrachtung
anzuwenden, die man bei Gelegenheit der Leydener Flasche aufgestellt hat, und zu
sagen: da die magnetisirten Platten in ihrer Gesammtheit durch das Anlegen des
Ankers einen großen Theil des Magnetismus, den sie von der Spirale erhatten
hatten, verloren haben, so wird diese ihnen von Neuem Magnetismus zuführen
können, wenn man sie wieder wirken läßt, und von dieser neu zugeführten Menge
wird wieder ein Theil verdeckt und nach außen unwirksam werden. Endlich muß man
auf diese Weise eine sehr beträchtliche Anhäufung von Magnetismus, einen neuen Sättigungszustand, der viel höher ist als der
erste, und ein viel beträchtlicheres Anhaften des Ankers erhalten. Der Versuch
bestätigte in der That alle diese Voraussetzungen.
Sobald man nach dem Anlegen des Ankers den elektrischen Strom einige Secunden
lang durch die magnetisirende Spirale hatte gehen lassen, fand man, daß die
Wirkung des Magneten
auf die Magnetnadel stärker geworden, und daß man zum Losreißen des Ankers nicht
mehr 140, sondern 300 Kilogramme brauchte.
Anstatt eines einzigen Ankers kann man mehrere anlegen; selbstverständlich wirkt
jeder einzelne, wie der erste, und wenn man das Hufeisen magnetisirt, nachdem
man mehrere Anker angelegt hat, darf man einen Sättigungszustand erwarten, der
um so größer ist, je mehr Anker man angelegt hat. Man legte deren fünf an,
welche zusammen 120 Kilogramme trugen; nachdem man aber den magnetisirenden
Strom durch die Spirale geschickt, konnten sie länger als acht Tage die
ungeheure Last von 680 Kilogrammen tragen.
Sowie aber diese Anker abgerissen wurden, ging der Hufeisenmagnet sofort auf den
Zustand der ursprünglichen Sättigung zurück, auf den, welchen er erhalten hatte,
als man ihn ohne Anker magnetisirte, und der sein permanenter Zustand ist. Kurz,
man kann in einem mit Ankern armirten Stahl eine bedeutende magnetische Ladung
condensiren, wie man Elektricität in einem Leiter condensiren kann, der mit
einer condensirenden Scheibe versehen ist. Diese magnetische Ladung hält so
lange an, als die Anker angelegt sind, sie verschwindet augenblicklich, wenn man
die Anker entfernt und der Magnetismus kehrt zu seinem permanenten
Sättigungszustand zurück. Ich glaube aber, daß es nicht unmöglich seyn wird,
diese Ladung zurückzuhalten und so die Kraft der Stahlmagnete beträchtlich und
dauernd zu steigern.“ (Naturforscher, 1869, Nr. 36.)
Elektrisches Compensationsthermometer für unterseeische
Temperaturmessungen; von C. W. Siemens.
Siemens hat seinem Widerstandsthermometer, das die
Temperatur eines Leitungsdrahtes durch den von der Temperatur abhängigen Widerstand
zu messen gestattet, eine für unterseeische Temperaturmessungen sehr geeignete Form
gegeben, welche sich dadurch auszeichnet, daß die Temperatur ohne alle Rechnung
unmittelbar an einem Thermometer abgelesen werden und daß die Einflüsse des
veränderlichen Widerstandes in der Leitung, welche den in das Wasser versenkten
Probewiderstand mit den auf dem Schiffe befindlichen Apparaten verbindet, in ebenso
einfacher als sinnreicher Weise durch Kompensation unschädlich gemacht (balanced) sind. Die Anordnung der Leitungen ist die als
Wheatstone'sche Brücke bekannte. Ein Pol eines
Elektromotors (galvanische Batterie oder Magnetinductionsapparat) ist nach dem
Wasser abgeleitet, in welchem die Messungen zu machen sind. Die von dem anderen Pole
ausgehende Leitung theilt sich in zwei Zweige welche sich später wieder vereinigen
und an der Vereinigungsstelle ebenfalls nach dem Wasser abgeleitet sind. Außerdem
ist an einer Stelle zwischen dem Trennungs- und Vereinigungspunkte noch eine
Querverbindung (Brücke) zwischen den beiden Zweigen hergestellt im) in diese ist ein
Galvanometer eingeschaltet. Die beiden Stücke der Zweige vom Trennungspunkte bis zur
Brücke enthalten genau gleiche Leitungswiderstände. Bekanntlich geht alsdann durch
die Brücke und das Galvanometer nur in dem Falle kein Theil des Stromes, wenn die
beiden Stücke der Zweige von der Brücke bis zur Vereinigungsstelle ebenfalls genau
gleiche Leitungswiderstände enthalten. Diese beiden Stücke sind nun durch zwei
gleiche Kupferdrähte gebildet, welche von einander isolirt in der Lothleine
hinlaufen und am Ende derselben unter sich und mit dem Wasser in leitender
Verbindung stehen. Diese beiden Drähte haben also immer gleiche Temperatur und
folglich gleichen Leitungswiderstand. In die beiden Stücke der Leitung sind nun aber
noch zwei genau gleiche, ziemlich große Widerstandsspiralen eingeschaltet und zwar
in den einen Zweig ganz an dem Ende dicht vor der Vereinigungsstelle mit dem anderen
Drahte, in den anderen Zweig aber dicht an der Brücke. Die Nadel des Galvanometers
wird nun in Ruhe seyn, sobald die erste dieser Widerstandsspiralen, welche in das
Wasser versenkt wird, und die zweite, welche auf dem Schiffe bleibt, genau gleiche
Temperatur haben. Diese zweite Spirale ist deßhalb in ein Gefäß mit Wasser versenkt,
welches zugleich ein Thermometer enthält. Mittelst eines durchgeblasenen Luftstromes
wird dieses Wasser fortwährend umgerührt und mit Hülfe eines Kältegemisches kühlt
man dasselbe immer so weit ab, daß die Galvanometernadel auf Null bleibt. Die am
Thermometer beobachtete Temperatur muß dann gleich derjenigen der in's Wasser hinab
gelassenen Widerstandsspirale seyn.
Die Widerstandsspiralen bestehen aus feinem, mit Seide umsponnenen Eisendraht von je 500 British-Association-Einheiten Widerstand. Dieselben sind der Isolation wegen
mit Paraffin getränkt und in metallene Hülsen eingeschlossen.
Die Lothleine wird zu allen Messungen so lang gelassen, wie sie im äußersten Falle
gebraucht wird. Die beiden Kupferdrähte sind mit Gutta-percha isolirt und
dann mit bestem Hanf umsponnen. Das Ganze ist äußerlich mit einem Kupferband
umwunden und bildet einen dünnen, aber sehr festen Strang. Die Versuche haben
ergeben, daß eine solche Leine in 3/4 Stunden 2000 Fäden niedergeht, während eine
gewöhnliche Tiefseeleine dazu 2 Stunden braucht. (Mechanics'
Magazine, Mai 1869, S. 361.)
Ueber Ventilation bewohnter Räume.
Nach neueren Versuchen haben sich Ventilationen für bewohnte Räume, für
Restaurations- und Krankenzimmer, sowie für Concert- und Ballsäle in
folgender Weise für bewährt erwiesen.
Neben oder zwischen zwei Rauchröhren werden Dunströhren, welche jedoch erst 9 Zoll
(235 Millimet.) unter der Decke des zu ventilirenden Raumes beginnen, angelegt, und
werden dieselben, um sie von den Rauchröhren, welche 6 Zoll (157 Millimet.) im
Quadrat aufgeführt werden, zu unterscheiden, rund mit einem Durchmesser von 6 Zoll
(157 Millimet.) aufgeführt. Die Nothwendigkeit, diese zwischen Rauchröhren
anzubringen, findet darin ihren Grund, daß die Zwischenwände, welche nur 5 Zoll (130
Millimet.) stark sind, durch die Rauchröhren schneller erwärmt werden und diese
Wärme dem Dunstrohre mittheilen, welches dadurch die schlechte dünne Luft, welche im
Zimmer etc. nach oben steigt, einsaugt und über Dach, wo das Dunstrohr in gleicher
Höhe mit den Rauchröhren endet, in die freie Luft führt.
Nach Größe der Zimmer oder der Locale und nach Anzahl der Personen, welche sich darin
aufhalten sollen, legt man die betreffende Anzahl Dunstrohren an; so ist z.B. für
ein Zimmer von 37 Fuß (11,6 Met.) Länge, 20 Fuß (6,3 Met.) Breite, 13 Fuß (4,1 Met.)
Höhe mit einem Inhalte von 9620 Kubikfuß (288 Kubikmeter), in welchem sich täglich
20 bis 30 Menschen aufhalten, ein Dunstrohr für die Ventilirung genügend.
Räume, welche mit eisernen Oefen oder durch Luftheizung erwärmt werden und durch
diese Heizart bekanntlich sehr viel trockene Luft enthalten, werden von dieser
befreit einerseits durch die nach Außen führenden vorher beschriebenen Dunströhren,
andererseits durch Dunströhren, welche in den Umfassungswänden angebracht werden, 3
Zoll (78 Millimet.) über der Terrainhöhe von Außen anfangen und in dem betreffenden
Raume 1 Fuß (0,314 Met.) über der Fußbodenhöhe münden und in der Mauer aufhören.
An diesen nach den Räumen führenden Lufteinströmungsöffnungen sind stellbare Klappen
oder sonstige Verschlüsse anzubringen, um einer fühlbaren Abkühlung, bei heftigeren
Windstößen, durch Verschließen derselben zu begegnen. Bei den aus den Räumen nach
oben führenden Dunströhren sind keine Verschlüsse nöthig, da der Wind bei richtiger
Anlage der Schornsteine von oben über Dach nie einströmen kann, und die Räume durch
Entführen von schlechter Luft auch nicht abgekühlt werden.
Auf ähnliche Weise können im Gebäude angelegte Abtritte ventilirt und zugleich
verhindert werden, daß der Geruch aus der an oder in dem Gebäude angebrachten Cloake
oben in den Abtritten sich verbreite. Die Cloake wird überwölbt, die Oeffnung zum
Reinigen derselben luftdicht verschlossen; 9 Zoll (235 Millimet.) unter dem Scheitel
des Gewölbes führt ein in der Mauer angebrachtes Dunstrohr nach oben über Dach.
Dieses Dunstrohr steht mit einem Rauchrohre in Verbindung und ist von diesem nur
durch eine 1/4 Zoll (6 Millimet.) starke gußeiserne Scheidewand getrennt. Durch im
Sommer und Winter fortgesetzte Heizung erwärmt das Rauchrohr die eiserne Scheidewand
und somit auch das Dunstrohr, welches die schlechte Luft nicht nur aus der Cloake,
sondern auch aus dem Unrathe im Fallrohre einsaugt, letztere nach der Cloake führt
und dort durch eine Oeffnung von 6 Zoll (155 Millimet.) Breite und 1 Fuß (314
Millimet.) Höhe aufnimmt und über Dach in's Freie führt.
Für das hierzu gehörige Rauchrohr ist es nicht nöthig, einen besonderen Ofen im
Keller anzubringen, sondern es genügt, wenn ein Küchenherd, in dasselbe mündet. Die
Größe eines solchen
Rohres mit Dunstrohr ist 15 Zoll (390 Millimet.) Breite und 2 Fuß (0,628 Met.)
Länge, so daß für das Rauchrohr 15 Zoll (390 Millimet.) Breite und 18 Zoll (470
Millimet.) Länge angenommen, das Dunstrohr 15 Zoll (390 Millimet.) breit wird und
mit 1/4 Zoll (6 Millimet.) starker Scheidewand 6 Zoll (155 Millimet.) Länge übrig
behält. Grötschel. (Zeitschrift des Vereines deutscher
Ingenieure, 1869, Bd. XIII S. 393.)
Aufbewahrung von Wasser in Behältern von Zink.
Da das Zink oft zu Sammelbassins für Wasserleitungen angewendet wird, so stellte Ziurek Versuche über das Verhalten des Wassers gegen Zink
an, und fand dabei, daß Wasser, in Zinkgefäßen aufbewahrt, Zink auflöst, und zwar um
so mehr, je reicher das Wasser an Chlorverbindungen (Kochsalz etc.) ist, und je
länger es in dem Zinkgefäße steht, sowie daß beim Kochen solchen zinkhaltigen
Wassers das Zink nicht ausgefällt, vielmehr durch Kochen des Wassers in Zinkgefäßen
die Aufnahme von Zink befördert wird. Ziurek fand in
einem Wasser von verhältnißmäßig geringem Chlorgehalt, welches längere Zeit in einem
Zinkreservoir gestanden hatte, einen Gehalt von 1,0104 Grm. Zink im Liter. Um solche
gesundheitsschädliche Aufnahme von Zink zu vermeiden, empfiehlt Ziurek, die Zinkbassins mit guter Oelfarbe – nicht
Mennig-, Bleiweiß- oder Zinkfarbe, sondern Ockerfarbe oder Asphaltlack
– anzustreichen. (Der Bierbrauer, 1869, Nr. 8.)
Ueber die Verwerthung der Hohofenschlacken; von Croßley.
In einem Vortrage in der Cleveland Institution of
Engineers besprach Croßley die Benutzung der
Hohofenschlacken zu Pflastersteinen; ferner die Verwendung derselben zur Fabrication
von schwefelsaurer Thonerde, von Natronaluminat und von reiner Kieselsäure, letztere
für die Porzellanfabrication bestimmt. Auf die meisten dieser Verwerthungsweisen
wurden in England Patente genommen. Hierauf theilte er ein von ihm erfundenes
Verfahren zu dem in Rede stehenden Zwecke mit; nach demselben wird durch Behandlung
der vorher fein gepulverten Schlacke mit Salzsäure gallertartige Kieselsäure
abgeschieden, während Thonerde, Kalk, Magnesia und Eisen in Lösung gehen: die Lösung
wird zur Trockne verdampft und der Rückstand mit Wasser extrahirt, welches die
löslichen Salze aufnimmt; das ungelöst Gebliebene wird mit Schwefelsäure behandelt,
wobei sich schwefelsaure Thonerde bildet, deren Lösung decantirt wird; die hierbei
zurückbleibende Kieselsäure wird mit Wasser rein ausgewaschen. Die Lösung des
Thonerdesulfats wird abgedampft und auf diese Weise das Salz in reinem und trockenem
Zustande erhalten; oder sie wird auf Alaun verarbeitet. Mittelst dieses Verfahrens
wird aus der Schlacke ein Product gewonnen, welches per
Tonne 3 Pfd. Sterl. und ein zweites, welches 7 Pfd. Sterl. per Tonne werth ist. 100
Tonnen Schlacke liefern 33 Tonnen Kieselsäure und 147 Tonnen schwefelsaure Thonerde.
(Chemical News, vol. XX p. 55; Juli 1869.)
Ueber die Entsilberung des Bleies durch Zink.
In der Februar-Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in
Preußen sprach Hr. Bergrath Dr. Wedding über die Verbesserungen, welche in der Bleientsilberung durch Zink
auf den fiscalischen Hüttenwerken des Harzes gemacht worden sind.
1) Bei der Entsilberung selbst hat der Versuch, diesen Proceß continuirlich
durchzuführen, bisher noch kein günstiges Resultat ergeben. Bei der Anwendung eines
zweischenkeligen Rohres, innerhalb dessen das silberhaltige Blei durch das Zink
tropfenweise hindurchtreten sollte, so daß auf der anderen Seite beständig
silberfreies Blei ausfloß, wurde stets auch silberhaltiges Zink mitgerissen, und es
ergab sich, daß zur ausreichenden Trennung beider Metalle eine gewisse Zeit der Ruhe
gehört. Dagegen haben Versuche mit mechanischen Rührvorrichtungen zum Mischen des
Bleies und Zinkes gute
Resultate geliefert, so daß man zur betriebsmäßigen Einrichtung derartiger Maschinen
schreiten wird.
2) Beim Raffiniren des zink- und antimonhaltigen entsilberten Bleies ist man,
nachdem man zuletzt Staßfurter Abraumsalze in Blechbüchsen in das Bleibad gebracht
hatte, von allen Chlor entwickelnden Mitteln abgegangen, und hat sich auf die
Anwendung Sauerstoff abgebender Agentien beschränkt. Eine einfache Raffination im
Treibofen führte zum Ziel, verlangte aber zu lange Zeit und gab daher zu große
Bleiverluste. Der letztere Uebelstand zeigte sich auch in Folge zu heftiger
Oxydation bei Benutzung von Chilisalpeter. Erhitzte Gebläseluft, welche man in das
im Entsilberunskessel befindliche Blei einführte, gab nur dann günstige Resultate
für die Entfernung des Antimons, wenn zuvor das Zink durch chlorirende Mittel
entfernt worden war. Einfaches Polen des Bleies erforderte eine sehr hohe Temperatur
und lange Zeit. Anwendung von Glätte kürzte die Zeit der Raffination ab und schien
ganz dem Zwecke zu entsprechen; das Material war aber zu kostspielig und wirkte
außerdem ungünstig auf die Gesundheit der Arbeiter, vielleicht weil man versäumte,
die Glätte im flüssigen Zustande anzuwenden, und beim Aufstreuen der trockenen
Glätte arges Verstäuben eintrat. Schließlich kam man zur Anwendung überhitzten
Wasserdampfes von 12 bis 15 Pfd. Spannung, welcher sich zersetzend, das Zink in 2
1/2 Stunden vollständig oxydirt, worauf Antimon durch Polen abgeschieden wird. Der
ganze Proceß erfordert nunmehr keine theuren Zuschläge und läßt sich in 14 statt in
40 Stunden einschließlich des Ausschöpfens ausführen.
3) Die Silbergewinnung findet jetzt ebenfalls auf die Weise statt, daß aus dem
geschmolzenen blei-, zink- und silberhaltigen Zinkschaum durch
überhitzten Wasserdampf das Zink als Oxyd abgeschieden wird, worauf ein
concentrirtes Reichblei zurückbleibt. Das Zinkoxyd schließt noch einiges Silber
mechanisch ein und soll davon durch eine Schlämmarbeit, Behandlung mit Säuren und
eine Saigerung ganz befreit werden; doch ist die Gesammtmasse dieser Rückstände eine
zu geringe, um in kurzer Zeit schon entscheidende Resultate liefern zu können.
(Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1869 S.
31.)
Einfache Bildung der Eisensäure.
Das fein zertheilte Eisen (die Limatura ferri) ist nach
Prof. A. W. Hofmann das beste Material, wenn es sich
darum handelt, die Bildung der Eisensäure in einer
Vorlesung zu zeigen. Ein inniges Gemenge von 1 Theil ferrum
limatum und 2 Theilen Salpeter (etwa 20 bis 30 Grm. im Ganzen) werden in
einem kleinen Glaskolben über einem kräftigen Gasbrenner erhitzt. Nach einigen
Minuten beginnt das Gemenge zu erglühen, und alsbald sprüht eine glänzende
Feuergarbe aus der Mündung des Glaskolbens. Die rückständige halb mit dem Glase
zusammengeschmolzene Masse besteht zum großen Theil aus Kaliumferrat (eisensaurem
Kali). Nach dem Erkalten gepulvert und mit Wasser übergossen, liefert sie eine tief
rothviolette, fast undurchsichtige Lösung. Es verdient hierbei bemerkt zu werden,
daß die Masse erst nach dem Erkalten ausgelaugt werden
darf. Man ist leicht versucht, um die Operation abzukürzen, den glühenden Glaskolben
in kaltes Wasser zu tauchen. Auf diese Weise wird aber nur eine äußerst schwach
gefärbte Lösung erhalten; bei weitem der größere Theil der Eisensäure wird zersetzt.
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1869 S. 239.)
Ueber directe Verbindung des Schwefels mit Wasserstoff.
Die gewöhnliche Angabe, daß Schwefel und Wasserstoff keine directe Verbindung
eingehen, beruht, nach Merz und Weith in Zürich, auf Irrthum. Wird nämlich Wasserstoffgas durch siedenden
Schwefel geleitet, so entsteht reichlich Schwefelwasserstoffgas. Der Versuch
empfiehlt sich, bei passend eingeschalteten Metallsalzlösungen, als
Collegienexperiment, um die Synthese des Schwefelwasserstoffes aus den Elementen zu
zeigen. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1869 S. 341.)
Ueber Stickstoffoxydul als Anästheticum.
Das Stickstoffoxydulgas wird in Amerika schon seit mehreren Jahren in großer Menge
als Anästheticum gebraucht; auch englische Zahnärzte haben es bereits in's Auge
gefaßt, und es wird für kurze Operationen, wie Zahnausziehen, vielleicht das
Chloroform ganz verdrängen. Es ist seltsam, daß das Stickstoffoxydul erst jetzt
gewürdigt wird, nachdem es doch schon 1776 von Priestley
entdeckt und 1800 von H. Davy hinsichtlich seiner
eigenthümlichen Wirkung auf den Menschen sorgfältig untersucht wurde. Bekanntlich
verdankt es dieser Wirkung den Namen „Lustgas.“
Dr. Colton, welcher dieses
Gas in Amerika und in Paris sehr häufig angewendet hat und sich dermalen in England
befindet, ist jedenfalls im Besitze der ausgedehntesten Erfahrungen darüber.
Wenn das Stickstoffoxydul vermittelst eines gewöhnlichen Chloroform-Apparates
eingeathmet wird, so bringt es Anästhesie hervor; mit anderen Worten, wenn man
Empfindungslosigkeit ohne Aufregung erzeugen will, so muß das Stickstoffoxydul ohne
Beimischung von Luft angewendet werden. Es ist wahrscheinlich, daß die
eigenthümliche Wirkung, welche dem Gase den Namen „Lustgas“
verliehen hat, durch Beimischung der von der Lunge ausgeathmeten Luft hervorgerufen
worden ist; denn Davy scheint mit in einem an den Mund gesetzten seidenen Beutel
enthaltenem Gase experimentirt zu haben, wobei dasselbe in Folge des Ein- und
Ausathmens nothwendigerweise schon beim ersten Ausathmen mit Kohlensäure etc.
vermischt wurde.
Wie bekannt, wird das Stickstoffoxydul durch Erhitzen des salpetersauren
Ammoniumoxyds auf 177° C. erhalten, wobei dieses Salz vollständig in jenes
Gas und Wasser zerfällt: N H⁴ O, N O⁵ = 2NO + 4HO.
Da das Gas in kaltem Wasser sich nicht unbedeutend löst, so bedient man sich zum
Auffangen des warmen Wassers. So einfach die Bereitung des Gases ist, so erfordert
sie doch einige Vorsichtsmaßregeln, hinsichtlich deren wir auf die chemischen
Handbücher verweisen. (Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, 1869 S.
121.)
Darstellung von Stickstoffoxydul-Lösungen zur
Verwendung als Anästheticum, nach A. P. Price und J. A.
Wankyn.
Bisher hat man das Stickstoffoxydul behufs der Anwendung als Anästheticum in der
gewöhnlichen Gasform dargestellt und aufbewahrt. Man mußte es also entweder an dem
Orte, wo es gebraucht werden sollte, erst darstellen, oder es in Behältern von
unbequemer Größe transportiren. Die Genannten schlagen nun vor, das in gewöhnlicher
Manier aus salpetersaurem Ammoniak entwickelte und in einem Gasometer angesammelte
Stickstoffoxydulgas mittelst einer Druckpumpe in Weingeist zu treiben, der sich in
einem Gefäß befindet, welches einen Druck von 20 Atmosphären auszuhalten vermag, und
so eine concentrirte Lösung von Stickstoffoxydul, aus welcher dasselbe beim Oeffnen
des Gefäßes als Gas entweicht, darzustellen. Statt des Alkohols kann man auch Aether
oder Chloroform anwenden, in welchem Fall zugleich der Dampf dieser Körper
unästhetisch wirkt Die Absorption durch Alkohol unter Druck und nachheriges
Entweichenlassen aus demselben kann auch als Mittel zur Reinigung des
Stickstoffoxyduls benutzt werden. – Patentirt in England am 17. April 1868.
(Practical Mechanic's Journal, Mai 1869, S. 40.)
Ueber die Verwendung des Glycerins zur Weinverbesserung; von
Carl Kolb in Rom.
Der unter diesem Titel in diesem Bande des polytechn.
Journals S. 341 (zweites Augustheft 1869) enthaltene Artikel ist ein Auszug des bezüglichen aus R. Wagner's Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie für
1868.
Wie die Redaction unserer Quelle bemerkt (was von uns beizufügen unterlassen wurde), ist die
Beschreibung des Verfahrens selbst „der Wortlaut des Circulars einer
geachteten chemischen Fabrik an die Weinproducenten.“
Wir können nachträglich beifügen, daß jenes Circular im December 1867 von der Firma
Weidenbusch und Comp. (Fabrik von Glycerin,
Wasserglas und Chromfarben) in Biebrich a. Rh. verfaßt
wurde, um das Glycerin in die Weintechnik einzuführen.
Die Redaction.
Glycerin als Conservirungsmittel Zoologischer und anatomischer
Präparate; von Dr. Theodor Koller.
In öffentlichen zoologischen Cabinetten und auch in Privatsammlungen dieser Art
besteht, soviel mit wenigstens bekannt, gegenwärtig noch der Gebrauch, zur
Conservirung von Reptilien, anatomischen Präparaten u.s.w. Weingeist anzuwenden.
Gegen den Weingeist als conservirendes Mittel ist
allerdings nichts einzuwenden und ist auch wissenschaftlich sein Gebrauch vollkommen
gerechtfertigt, da er eine der Bedingungen der Fäulniß entzieht, letztere selbst
also unmöglich macht. Die Nachtheile oder zum mindesten die Unbequemlichkeiten,
welche der Weingeist, in dieser Weise als conservirendes Mittel angewendet, zeigt,
bestehen vielmehr darin, daß er vor Allem sich sehr leicht verflüchtigt. Zur
Conservirung von Reptilien beispielsweise wendet man gläserne Cylinder mit Fuß, oder
bei größeren Exemplaren Zuckergläser an. In beiden Fällen ist oben eine ziemlich
bedeutende Oeffnung, welche man auf jede mögliche Weise luftdicht zu verschließen
trachten muß. Fette Kitte, Firnisse u.s.w. würden nun hier als Bedeckungsmittel des
Verschlusses besonders zu empfehlen seyn, wenn nicht der Weingeist diese auflösen
würde. Dieses Auflösen findet vorzüglich durch die Berührung des Weingeistes mit dem
betreffenden fetten oder harzigen Ueberzuge bei der (unvermeidlichen) Bewegung der
Gläser, durch Verdunstung u.s.w. statt, und wird, auch bei Anwendung sehr hoher
Gefäße, nicht zu verhindern seyn. Ich habe zwar durch Versuche und Beobachtungen
gefunden, daß sich die Verdunstung des Weingeistes in den erwähnten Gläsern durch
den Gebrauch geeigneter Mittel, deren Anwendung aber stets mit Mühe und Zeitverlust
verbunden ist, sehr beschränken, aber nicht aufheben läßt, und daß bei einem weniger
geeigneten Verschlusse die Verdunstung des Weingeistes eine wirklich sehr bedeutende
ist.
Das öftere Nachfüllen mit Weingeist ist aber nicht nur wegen Abnahme und
Wiederaufsetzen des Verschlusses sehr unbequem, sondern auch, wenn man eine größere
Sammlung berücksichtigt, mit Kosten verbunden. Von weit untergeordneter, wenn auch
vielleicht je nach localen Verhältnissen nicht zu übersehender, nachtheiliger
Bedeutung ist die Anwendung des Weingeistes in der besprochenen Weise in Bezug auf
Feuersgefahr.
Durch den gegenwärtigen ziemlich billigen Preis des Glycerins fand ich mich veranlaßt, mit demselben als Conservirungsmittel
Versuche anzustellen und bin dadurch sehr befriedigt worden. Das rohe Glycerin
eignet sich ganz gut für diese Zwecke und da das Glycerin bekanntlich nicht
vertrocknet, so sind die Kosten der einmaligen Einfüllung die einzigen. Zum
Verschlusse der Oeffnungen der Gläser habe ich bis jetzt bei Glycerinfüllung nur
Pergamentpapier angewendet.
Dem Nachtheile, daß kleinere Präparate, auch größere Exemplare, wie Schildkröten u.
dgl. beim Uebergießen mit Glycerin in dem Glase in die Höhe steigen und auf dem
Glycerin schwimmen, begegnet man in sehr einfacher Weise dadurch, daß man
vermittelst dünner Glasstäbchen die schwimmenden Körper hinabdrückt und ihr
Auftauchen durch Anstemmen des Glasstäbchens an die obere Einbiegung des Glasgefäßes
oder nöthigen Falles an den oberen Pergamentpapierverband verhindert. Auf solche
Weise erspart man zugleich, wo es natürlich ohne Beeinträchtigung des Charakters der
betreffenden Thierindividuen zulässig erscheint, sehr an Glycerin, da dasselbe nur
wenig über dem bezüglichen Körper zu stehen braucht. Bei langgestreckten Exemplaren,
welche ihre Körperform beibehalten müssen, wird man selbstverständlich die möglichst
engen cylindrischen Gefäße wählen. (Neues Jahrbuch für Pharmacie, Bd. XXXI S.
304.)
Ueber das Bleu de Paris.
Wie J. Wolff gefunden hat, ist das Bleu de Paris – der blaue Farbstoff, welchen Persoz, de Luynes und Salvétat durch
Einwirkung von Zinnchlorid auf Anilin dargestellt haben – von dem nach Girard's und de Laires
Verfahren dargestellten Amlinblau wesentlich verschieden, obgleich E. Kopp die Identität beider Blaubildungsprocesse angenommen
hat. Das Endproduct der Oxydation des Bleu de Paris mit
Bleisuperoxyd und Schwefelsäure ist nach Wolff ein schön
gelb färbendes Pigment, welches er Xanthalin nennt. Im
trockenen Zustande ist dasselbe ein braunes Pulver, welches sich in Wasser und
Weingeist mit gelber Farbe löst. Beim Behandeln mit Zinnchlorür und Versetzen der
Lösung mit Kochsalz und Salzsäure fällt ein prachtvoll grünes Pigment nieder,
welches beim Trocknen einen schönen rothen, metallischen Reflex annimmt. Dieses
Xanthalingrün, welches sich sowohl zum Färben als zum Drucken auf Seide und Wolle
eignet, besitzt bei künstlichem Licht ein prachtvoll grünes Feuer, wie kein anderer
grüner Farbstoff. (Journal für praktische Chemie.)
Lauth's Verfahren zum Färben und
Drucken mit Anilinschwarz.
E. Lauth in Paris ließ sich zum Färben und Drucken mit
Anilinschwarz folgendes Verfahren in Frankreich patentiren:
1) Zum Färben von pflanzlichen Faserstoffen, wie
Baumwolle, Leinen, Hanf, Holz etc. werden diese Stoffe in einer concentrirten Lösung
eines Mangansalzes gebeizt; nach dem Trocknen wird das Manganoxydul durch eine
Passage durch ein Alkali freigemacht und darauf durch Aussetzen an die Luft oder
durch Passiren durch Chlorkalk in Manganoxyd oder Mangansuperoxyd übergeführt. Auch
kann man durch Behandeln mit mangansaurem oder übermangansaurem Alkali auf den
Stoffen Mangansuperoxyd erzeugen, überhaupt jedes Verfahren benutzen, durch welches
höhere Oxydationsstufen des Mangans fixirt werden. Die mit Mangansuperoxyd bedeckten
Stoffe werden gewaschen und dann in eine saure Anilinlösung gebracht, in der sie
sich sofort schwarz färben; diese Lösung kann z.B. bestehen aus: 1 Liter Wasser, 50
Grm. Anilin und 100 Grm. Salzsäure. Das erzeugte Schwarz ist, wie stets bei
Anwendung saurer Bäder, dunkelgrünlich; in seiner vollen Intensität tritt es hervor,
wenn man die Stoffe in Wasser oder besser in einer alkalischen Lösung oder in einem
Seifenbad wäscht. Nach dem Waschen kann man zur Erhöhung der Intensität durch eine
Lösung von doppelt-chromsaurem Kali passiren.
2) Für thierische Faserstoffe, wie Wolle, Seide, Haare,
Federn, Leder, Elfenbein etc. ist das Verfahren das gleiche, nur sind beim Beizen
vorzugsweise mangansaure und übermangansaure Salze anzuwenden; jeder der genannten
Stoffe muß, wie bekannt, etwas verschieden behandelt werden, so Wolle bei höherer
Temperatur als Seide, Leder und Federn mit weniger concentrirten Lösungen als Wolle
und Seide etc. Beim Drucken ist die Beize aufzudrucken. – Die Manganoxyde
können auch durch andere sauerstoffreiche Metalloxyde oder Säuren ersetzt werden,
die unlöslich sind und leicht zersetzt werden. (Deutsche Industriezeitung, 1869, Nr.
35.)
Ausnutzung der Gerberlohe mittelst der
Macerationsmethode.
Um die Gerberlohe vollständig auszunutzen, extrahirt man dieselbe in Frankreich
neuerdings nach einem Verfahren, welches schon seit längerer Zeit als
Macerationsmethode von Schützenbach zur Zuckergewinnung
aus Runkelrüben in Anwendung ist. Eine große Anzahl runder Bottiche von je 2 Meter
Höhe und 1,25 Meter Durchmesser, in deren jeden in 1 Decimeter Höhe über dem Boden
ein zweiter Boden eingelegt ist, steht mit einander derart in Verbindung, daß ein
Rohr, welches unter dem Einlegboden des einen Bottiches beginnt, 0,15 Meter unter
dem Rande des zweiten Bottiches mündet, von dem Boden dieses zweiten Bottiches
wieder ein Rohr nach dem Rande des dritten reicht etc. Wird nun auf die Lohe, welche
sich in dem ersten Gefäße befindet, aufgegossen, so geht die Brühe in das zweite
Gefäß über, bei weiterem Aufgießen in das dritte und vierte etc. Die Brühe wird in
den entfernteren Bottichen immer concentrirter, nimmt aber eben deßwegen immer
weniger Gerbstoff auf, so daß die Lohe in den letzten Gefäßen immer stärker, d.h.
gerbstoffhaltiger ist als in den ersten. Aus dem letzten Gefäße wird die Lohe nahe
am Boden abgelassen. Sind z.B. n Gefäße vorhanden, so
ist die Lohe in dem ersten n Mal extrahirt, wenn die im
letzten erst 1 Mal extrahirt ist. Auf die Lohe im ersten Gefäß wird nun Wasser
aufgegossen, dadurch die Brühe in das nächste Gefäß verdrängt, dann das Wasser
ausgelassen und die nun
ganz ausgenutzte Lohe herausgeworfen. An Stelle derselben wird frische eingefüllt
und auf diese läßt man wieder die schon durch die übrigen Bottiche gegangene Brühe
fließen, d.h. dieses erste Gefäß wird nun in dem Auslaugproceß das letzte. Dann wird
die nächstälteste, d.h. meist ausgelaugte Lohe weggeworfen, durch frische ersetzt
und so weiter in ununterbrochenem Gang. Man hat hierbei nicht nur den Vortheil, daß
die Lohe vollständig ausgelaugt wird, sondern auch den, daß man stets Brühen von
verschiedener Concentration zur Verfügung hat. (Deutsche Industriezeitung.)
Ueber die Verwerthung der Vogelfedern in Bardin's Fabrik bei Paris.
In Joinville-le-Pont bei Paris hat ein Hr. Bardin eine Fabrik gegründet, in welcher er durch neue Hülfsmittel und zu
den verschiedensten Zwecken Vogelfedern, insbesondere Gänsefedern, verwerthet.
Vor der Erfindung der Stahlfedern trieb Bardin einen
großen Handel mit Gänsefedern. In den Jahren 1834 und 1805 fing die Concurrenz der
Stahlfedern an, diesen Handel zu drücken, bis er endlich im Jahre 1848 ganz einging.
Bardin dachte nun auf eine anderweitige Verwendung
der Federn. Zunächst suchte er die Kiele gegen die Concurrenz der Stahlfedern
aufrecht zu erhalten, und construirte zu dem Zwecke Durchschnitte, welche jeden Kiel
in mehrere geschnittene Federn zertheilten. Diese Durchschnitte benutzte er auch,
mit den nöthigen Abänderungen, zur Herstellung von Zahnstochern. Die Einfachheit und
Leistungsfähigkeit dieser Fabricationsmethode ermöglichte es ihm, seine Producte,
Schreibfedern und Zahnstocher, zu sehr niedrigen und doch noch lohnenden Preisen
herzustellen. Nebenbei verarbeitete er auch die Kiele zu Pinselhaltern, für Angeln
und militärische Zwecke.
Es blieben nun noch die oberen Theile der Federn, die Stiele und die Bärte übrig, für
welche sich vorläufig keine Verwerthung fand. Nur die Enden der weißen Federn wurden
nach wie vor zu Spielbällen und die Enden der schwarzen Federn zu Flederwischen
verwendet. Um nun den Haupttheil des Bartes und des Stieles verwerthbar zu machen,
zerlegte er denselben in einzelne Theile, welche er auf verschiedene Weise zu
verarbeiten suchte. Zunächst lenkte er seine Aufmerksamkeit auf die Bärte. Die
Festigkeit der einzelnen Streifen, aus denen sie bestehen, und ihr fester
Zusammenhang mit der dünneren Haut an den Seitenflächen der Stiele schienen
dieselben zur Herstellung von Fußteppichen geeignet zu machen. Dann suchte Bardin die durchsichtige, perlmutterglänzende Haut auf
der oberen Fläche der Stiele zur Verwerthung heranzuziehen; er bestimmte diese sehr
dünne, biegsame und doch widerstandsfähige Haut zu Fransen und anderen
Toiletteartikeln für Damen. Seine Versuche in dieser Richtung hatten den gewünschten
Erfolg. Dann kam er auch wieder auf die mannichfaltige Verwendbarkeit der Kiele
zurück; z.B. zerschnitt er sie mittelst, eines sinnreich construirten Apparates in
schraubenförmige Bänder von ungefähr einem Meter Länge, welche dann durch Einwirkung
von Dampf gestreckt und zur Herstellung von künstlichen Blumen und Haarputzen
verwendet wurden. Unter der dünnen Oberhaut der Federn findet sich auf dem Rücken
derselben eine sehr dichte Haut, welche sich leicht ablösen und in starre,
geradliegende Fasern von dem Ansehen und den Eigenschaften der Schweinsborsten
zertheilen läßt. Bardin hat diese Fasern zur Herstellung
von Bürsten für verschiedene Zwecke benutzt. Im ungetheilten Zustande hat er sie zu
Kinderfallhüten verwendet, welche sehr leicht, elastisch und doch hinreichend
widerstandsfähig werden. Die Abfälle der Federn von anderem Geflügel als Gänsen hat
er durch Einweichen und Reiben in einen Flaum verwandelt, welcher zum Ersatz der
Bettfedern dienen kann; noch nicht beendigte Versuche lassen ihn hoffen, daß er
diesen Flaum auch noch zum Verweben wird benutzen können.
Die Apparate, deren sich Bardin bedient, sind sehr
einfach. Die Fabrik beschäftigt 120 bis 140 Arbeiterinnen, einschließlich der
Kinder, und außerdem einen Federschneider, einen Mechaniker, einen Schlosser, einen
Tischler, einen Färber und einige Gehülfen. Die Arbeitssäle sind gut ventilirt, und
bedeutende Massen von Federn, welche in denselben bearbeitet werden, entwickeln
durchaus keinen der Gesundheit nachtheiligen Geruch oder Staub. Zur Bewegung der
Maschinen dient eine Dampfmaschine, deren Kessel zugleich die Wärme und den Dampf
für das Färben, das Reinigen und die verschiedenen anderen Operationen, welchen die
Federn unterworfen werden, liefert.
Die Federn werden größtentheils aus Rußland bezogen; es bestehen dort in Rischnei, Moskau, Kasan u.a. O.
bedeutende und solide Handlungshäuser dafür. Die Gänse sind in Rußland sehr häufig
und werden dort mehr der Bettfedern, als des Fleisches wegen gezogen; die
Flügelfedern finden in Rußland fast gar keine Verwendung. Die Transportkosten
betragen von Riga bis Paris ungefähr 20 Franken für die Tonne (8 Sgr. pro Ctr.). Jeder Ballen enthält 80 – 100,000
Flügelfedern, je nach den Sorten, welche 12 Nummern umfassen. Dabei ist der Abfall
gering, da Milben und andere Insecten keinen erheblichen Schaden anrichten. Ein
Flügel enthält zehn verwerthbare Federn; daher entspricht ein Ballen von 100,000
Federn 5000 Gänsen. Da nun Bardin jährlich ungefähr 400
Ballen Federn braucht, so verarbeitet er in diesem Zeitraume die Federn von 2
Millionen Gänsen.
Den Verlust an Hühnerfedern in Frankreich durch Mangel an Verwendung schätzt Bardin auf mehr als 20 Mill. Pfund, da er mittelst des
ihm eigenthümlichen Verfahrens aus den Abfällen der Federn von jedem Huhn 40 Gramme
Bettfedern gewinnt.
Unter Bardin's Maschinen sind vorzugsweise die
Durchschnitte zum Schneiden der Schreibfedern und der Zahnstocher bemerkenswerth.
Die meisten Kiele werden zu Zahnstochern verarbeitet; die Maschinen stellen einen
Zahnstocher mit einem einzigen Schnitt her und sind so angeordnet, daß trotz der
großen Geschwindigkeit, mit welcher sich dieselben bewegen, die Arbeiterinnen sich
nicht verwunden können. Selbsthätige Zähler geben die Zahl der täglich von einer
Arbeiterin hergestellten Zahnstocher an. Zur Herstellung eines solchen bedarf es
einer Secunde; in einer Werkstatt mit 4 Arbeiterinnen werden daher täglich
mindestens 150,000 Zahnstocher fabricirt. Bardin gibt an,
daß er mindestens drei Viertel sämmtlicher auf der Erde verbrauchten Federkielen und
Zahnstocher liefert. Auch die Fabrication der Schreibfedern ist nicht unwichtig. Er
vertreibt dieselben meist nach England, wo er in diesem Artikel die Concurrenz
beherrscht.
Der neueste und interessanteste Fabricationszweig Bardin's
ist die Herstellung von Feder-Fußteppichen. Anfänglich machte er genähte
Matten, in denen die Federn im Ganzen Anwendung fanden; diese Matten waren dick,
warm und trocken, oder steif und grob. Nachher verwendete er Federbärte auf zwei
verschiedene Arten. Die eine bestand darin, daß er die Bärte mit Hülfe einer
Nähmaschine auf einer gewebten Unterlage befestigte. Später stellte er einen
Jacquardstuhl auf, mittelst dessen er die Bärte mit dem Garn verwebte; allein dieser
Versuch war nicht von Erfolg begleitet, und er mußte nach Verlust eines erheblichen
Kostenaufwandes dieses Verfahren wieder aufgeben. Gegenwärtig benutzt er einen sehr
einfachen Webstuhl eigener Erfindung. Derselbe enthält eine aufgebäumte Garnkette,
und unter derselben wickelt sich selbstthätig auf einer schwachen Walze das
darzustellende Muster ab, welches durch die Garnfäden hindurch schimmert. Neben dem
Stuhle liegen in Kästen die Federbärte mit den Häuten, welche die Seitenflächen der
Stiele bilden, in den verschiedenen Farben, welche das Muster verlangt, gefärbt. Die
Arbeiterin sucht sie aus und zieht sie zwischen den Kettenfäden ein, hebt sie
mittelst eines eigens zu diesem Zwecke eingerichteten Handkammes heraus, und wenn
auf diese Weise eine Reihe Bärte über die Stuhlbreite weggelegt ist, läßt sie den
Schußfaden durchgehen und übt einen starken Schlag gegen das Gewebe aus.
Auf diese Art fertigt eine Arbeiterin mit 2 Francs Tagelohn in einem Tage einen
Teppich von 0,7 Meter Breite und reichlich 1 Meter Länge. Diese Teppiche unterliegen
dann noch einer Appretur. Entweder werden die Bärte durch Bürsten mit hin-
und hergehender Bewegung glatt gestrichen, oder sie werden gekräuselt, indem man die
Teppiche zwischen zwei Walzen durchgehen läßt, von denen die eine sehr schwach, von
0,07 Meter Durchmesser, der ganzen Länge nach mit stumpfen Messern versehen ist,
welche durch ihre Reibung an den Bärten dieselben kräuseln.
Bardin macht einen jährlichen Umsatz von 400,000 Francs.
Die Teppiche verkauft er, einschließlich der Einfassung, den Quadratmeter zu 12 1/2
Francs, wenn sie glatt, und zu 13 1/2 Francs, wenn sie gekräuselt sind. Seine
Bürsten sind eben so fest und dauerhaft, als die aus Schweinsborsten gefertigten und
kosten blos 2/5 des Preises derselben. (Nach einem Bericht von Clerget im Bulletin de la Société
d'Encouragement, September 1868, durch die Monatsschrift des
Gewerbevereines zu Cöln.)