Titel: | Maschine zur Darstellung von Leuchtgas aus den flüchtigeren Theilen des Petroleums. |
Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. XII., S. 34 |
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XII.
Maschine zur Darstellung von Leuchtgas aus den
flüchtigeren Theilen des Petroleums.
Mit einer Abbildung auf Tab. I.
Maschine zur Darstellung von Leuchtgas aus leichtem
Petroleum.
Die Vortheile, Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten der Gasbeleuchtung üben ihren
Reiz auch auf solche Orte aus, an welchen Steinkohlengas-Anlagen wegen ihrer
Kostspieligkeit nicht gemacht werden können. Man ist bestrebt, sich von der Oellampe
zu emancipiren, und sucht nach Ersatzmitteln. Eines der wichtigsten derselben ist
das aus den leichteren Theilen des Petroleums bereitete Gas. Es ist bekannt, daß das
rohe Petroleum, wie es
aus der Erde gewonnen wird, aus einer Reihe von Oelen besteht, welche sich durch ihr
specifisches Gewicht von einander unterscheiden. Destillirt man daher das rohe
Petroleum, so gehen zuerst die leichteren Stoffe über, dann immer schwerere, bis man
zu den Rückständen kommt. Je mehr die Petroleum-Industrie in Aufschwung kam,
desto mehr war man darauf bedacht, die bei der Darstellung des Beleuchtungsöles
gewonnenen Nebenproducte zur Verwendung zu bringen. Die Kautschukfabrication und die
chemischen Fabriken absorbirten einen Theil dieser Producte; derselbe war aber
gering. Der Verbrauch an Fleckwasser konnte ebenfalls nur einen Bruchtheil der
Nebenproducte consumiren. Die größte Masse der leichtflüchtigen
Petroleum-Bestandtheile, der sogenannten Naphta, blieb daher unverwendet; sie
ging und geht theilweise noch jetzt in die Luft, theils wird sie auf andere Weise
abgeleitet. Es war natürlich das Bestreben darauf gerichtet, sie nützlich zu
verwenden. Nachdem man entdeckt hatte, daß die aus dem rohen Petroleum gewonnenen
Producte, welche ein specifisches Gewicht von 0,65 bis 0,7 haben, sich leicht
mittelst Luft verdampfen lassen, und in dieser Gestalt ein mit vorzüglicher
Leuchtkraft verbrennendes Gas geben, warf der Erfindungsgeist sich auf die
Construction von Apparaten, resp. Maschinen, welche zum Zweck hatten, aus leichtem
Petroleum Gas zu bereiten. Hauptsächlich in Amerika hat man derartige Maschinen
zuerst in Gang gebracht, und es arbeiten dieselben jetzt zu Tausenden daselbst. Die
amerikanischen Erfinder gehen jedoch hierin, wie in gar vielen Dingen, einen anderen
Weg als die europäischen. Fast sämmtliche amerikanischen Patente basiren darauf,
Luft durch einen Vorrath von Gasolin zu leiten, und dieselbe sich dadurch mit
Gasolindämpfen vermischen zu lassen. Dieses Verfahren hat indessen Nachtheile, unter
welchen einer der größten der ist, daß selbst mit Hülfe einer Flamme die
Gleichmäßigkeit des Gases nur schwer herzustellen ist. Ein französischer Erfinder
hat die Aufgabe auf andere Weise und wohl vortheilhafter dadurch zu lösen gesucht,
daß er das Gasolin tropfenweise und in dem Maaße zuführt, als die passirende Luft
desselben bedarf, um in Leuchtgas verwandelt zu werden. Hiermit ist unter anderen
großen Vortheilen, besonders dem, daß man ein gleichmäßiges Licht und wenig oder
keine Rückstände erhält, auch die vollständige Ungefährlichkeit der Maschine
erreicht, indem das Gasolin von dem Apparat entfernt, an einem sicheren Orte, oder
in der Erde gelagert werden kann.
Auf das angegebene Princip gründet sich der in Fig. 4 dargestellte
Apparat. Derselbe besteht aus zwei Haupttheilen, dem Luftzuführungs-Apparat
(einem hydraulischen oder sonstigen Ventilator) nebst Luftreservoir und dem
Carburator, worin die Luft mit Kohlenwasserstoff-Dämpfen gesättigt (carbonisirt) wird. D ist das hydraulische Gebläse (Ventilator), welches
mittelst der Walze p und des Flaschenzuges t, u durch das Gewicht G in
gleichmäßige langsame Umdrehung versetzt wird. E ist ein
Luftreservoir, welches den vollkommen gleichmäßigen Ausfluß der Luft in den
Carburator bewirkt. Von E führt eine Röhre die Luft in
das Gefäß C, worin sie circulirt, mit Kohlenwasserstoff
gesättigt, und sodann als brennbares Gas in die Leitung S fortgeführt wird. Das Gefäß A enthält einen
kleinen Vorrath von leichtem Kohlenwasserstoff oder Gasolin. Mit Hülfe des
Glasrohres v kann man den jeweiligen Stand des Gasolins
in dem Gefäße A beurtheilen. Aus A fließt das Gasolin in das Gefäß B; aus
diesem fließt es durch eine besondere Vorrichtung in kleinen Mengen, je nach der
Anzahl der zu speisenden Flammen, in den eigentlichen Carburator C ab. Bei der raschen Verdampfung des leichtflüchtigen
Gasolins wird eine bedeutende Menge Wärme gebunden, welche man durch den Apparat F, x, y (eine kleine Wasserheizung), der mittelst einer
Flamme r erwärmt wird, wieder ersetzt. Zur bequemen
Aufstellung, und damit der Apparat vor Beschädigung und Kälte geschützt sey, ist
derselbe in einem Holzschrank verwahrt.
Ueber den Preis des Maschinengases sprach Hr. Dr. Petersen in Frankfurt a. M. sich im nachstehenden
Gutachten aus. Der Gaserzeugungs-Apparat wurde mit Gasolin (leichtem
Petroleum von 0,682 specifischem Gewicht) gefüllt und in Arbeit gefetzt. Das
erzeugte Gas brannte mit dem Brönner'schen Brenner gut;
ein ganz ruhiges, helles Licht wurde mit dem Argandbrenner erzielt. Von mehreren
angewendeten Brennern gab ein solcher mit 36 Löchern folgende Resultate: Die 10
Centimeter hohe Flamme gab 18 Lichtstärken der zu solchen Versuchen üblichen
Wallrathkerzen (vier auf das Zollpfund) an; für 20 der genannten Argandbrenner
betrug der Verbrauch an Gasolin in 4 Stunden 9,5 Zollpfund, also pro Brenner in einer Stunde 0,1188 Zollpfund. Bei einem
Preise des Gasolins von 17 fl. 30 kr. pro Centner
verbraucht also ein Argandbrenner von 36 Löchern in einer Stunde für 1 1/4 kr.
Gasolin und in derselben Zeit für 1 1/3 kr. Steinkohlengas, wenn 1000 Kubikfuß des
letzteren auf 3 fl. 30 kr. zu stehen kommen.
Die Maschinen, welche von Wirth und Comp. in Frankfurt a. M. zu beziehen sind, empfehlen sich besonders zur
Beleuchtung von Fabriken, Bahnhöfen, Werkstätten, Gasthöfen, Bädern, Landhäusern,
Wirthschaften, Gesellschaftslocalen und Privathäusern. Das nöthige Rohmaterial ist
in jedem Quantum zu billigem Preise zu haben. Die Preise der Apparate sind
folgende:
Für
5
Flammen
100 Thlr.
„
10
„
150 „
„
15
„
200 „
„
25
„
250 „
„
30
„
300 „
„
40
„
350 „
„
60
„
450 „
„
80
„
550 „
„
100
„
600 „
„
150
„
670 „
„
200
„
750 „
Für Maschinen von mehr als 200 Flammen werden besondere Preise vereinbart. (Deutsche
Industrie-Zeitung, 1869, Nr. 19.)