Titel: | Mittheilungen über die neuesten Fortschritte bezüglich der Dampf-, Gas- und Heißluftmaschinen; von Conrector G. Delabar in St. Gallen. |
Autor: | Gangolf Delabar [GND] |
Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. LVIII., S. 257 |
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LVIII.
Mittheilungen über die neuesten Fortschritte
bezüglich der Dampf-, Gas- und Heißluftmaschinen; von Conrector G. Delabar in St. Gallen.
(Fortsetzung von S. 188 des vorhergehenden
Heftes.)
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Delabar, über die neuesten Fortschritte bezüglich der
Dampf-, Gas- und Heißluftmaschinen.
Die Luftexpansionsmaschine von W.
Lehmann. (Fig. 1–6.)
Nachdem wir im Vorhergehenden unsere Leser mit den verschiedenen Neuerungen bekannt
gemacht haben, welche im Fache der Heißluftmaschinen in Amerika, in Frankreich und
in England in den letzten Jahren in Ausführung gekommen sind, gereicht es uns zum
Vergnügen, nun auch noch eine derartige neue Verbesserung, welche auf deutschem
Boden gemacht worden ist, vorführen zu können. Es ist dieß die Heißluftmaschine oder, wie sie ihr Erfinder bezeichnender benennt, die Luftexpansionsmaschine welche der Ingenieur W. Lehmann aus Nürnberg in der neuesten Zeit zu Stande
gebracht hat, worüber zuerst das hannoversche Wochenblatt für Handel und Gewerbe und
hernach die badische Gewerbezeitung in Nr. 10, 11 u. 12 von 1868 einige
Mittheilungen gemacht haben und welche wir nun, unter Zugrundelegung genauer
Zeichnungen, die uns der Erfinder zu diesem Behufe in liberalster und sehr
dankenswerther Weise überlassen hat, näher beschreiben wollen.
Von diesen Zeichnungen zeigt Fig. 1 zunächst eine
perspectivische Ansicht der Maschine. Diese Figur ist darum auch geeignet, dem Leser
am schnellsten ein deutliches Bild von der Maschine zu liefern. Im Weiteren ist in
Fig. 2
eine Seitenansicht, in Fig. 3 eine Vorderansicht,
in Fig. 4 ein
verticaler Längenschnitt und in Fig. 5 ein verticaler
Durchschnitt des Regulators und Ventiles dargestellt, aus welchen die Construction
und Wirkungsweise der Maschine vollständig entnommen werden kann.
Aus diesen Figuren ersieht man nun vor Allem, daß die neue Luftexpansionsmaschine von
Lehmann dem äußeren Ansehen nach am meisten der neueren Ericsson'schen Heißluftmaschine gleicht, daß sie aber der
inneren Einrichtung nach mehr nach dem System der geschlossenen Heißluftmaschinen mit gewöhnlicher
offener Feuerung wie bei der Schwartzkopff-Laubereau'schen Heißluftmaschine gebaut ist, indem
bei derselben ebenfalls, wie bei dieser, stets dieselbe
Luftmenge abwechselnd durch Erhitzung und Abkühlung zur Wirkung kommt. Dieselbe
unterscheidet sich aber von den genannten älteren Maschinen in mehreren wesentlichen
Punkten, wie sich aus der folgenden Beschreibung sogleich
näher ergeben wird.
Die neue Luftexpansionsmaschine von Lehmann besteht
nämlich im Wesentlichsten aus einem langen gußeisernen Cylinder A, A, welcher in den gußeisernen Mantel W, W eingepaßt ist. An diesen Cylinder schließt sich
nach hinten zu das gußeiserne cylindrische Stück Z, Z
und endlich der gußeiserne Feuertopf D, D an. Dieser
Cylinder ist also hinten durch den Feuertopf D, D
geschlossen, und vorn erhält er seinen Verschluß durch den Arbeitslosen K. Dieser Arbeitskolben ist durch Zugstangen mit dem
gabelförmigen Hebel H und der Zugstange h mit der Kurbel C der
Schwungradwelle M in Verbindung, so daß also ein
Hin- und Hergehen dieses Kolbens K eine drehende
Bewegung der Schwungradwelle M veranlaßt.
In diesem Cylinder AA, ZZ, DD bewegt sich als Verdränger oder
Vertheilungskolben ein in allen seinen Theilen luftdicht genieteter Blechcylinder
G, G, welcher in der Mitte durch den Boden g versteift und vorn mit einer Stange versehen ist,
welche luftdicht durch die Stopfbüchse P des Kolbens K dringt und durch den Hebel H', die Zugstange h' und die Gegenkurbel C' mit der Schwungradachse M
der Maschine verbunden ist. Dieser Blechcylinder wird nun in entsprechender Weise
von der Maschine bewegt und ist also bei der Bewegung derselben als passiv zu
betrachten.
Der Feuertopf D, D, sowie das Zwischenstück Z, Z sind in einem kleinen Ofen eingemauert und werden
von dem auf dem Rost R verbrennenden Brennmaterial
erwärmt. Der vordere Theil des Cylinders A, A ist, wie
schon erwähnt, in den Mantel W, W eingesetzt und wird
beständig durch kaltes Wasser, welches von einem besonderen Reservoir aus in den
Hohlraum zwischen dem Cylinder A, A und dem Mantel W, W zugeleitet werden muß, abgekühlt. S ist das Schwungrad, welches jedoch ohne Uebergewicht
seinen Schwerpunkt im Mittel hat. Zur Uebertragung der Kraft dient die Riemenwelle
L. N ist ein Regulator der einfachsten Form, welcher
bei zu rascher Bewegung das Glockenventil V nach außen
öffnet, so daß ein Theil der eingeschlossenen Arbeitsluft entweichen und die Maschine die der normalen
Umdrehungszahl entsprechende Spannung wieder annehmen kann. Dasselbe Ventil dient
auch als Abstellvorrichtung und wird durch die Handhabe Q geöffnet, sonst aber durch ein Gegengewicht w geschlossen erhalten, wie am besten aus Fig. 5 zu ersehen ist. Die
kleine Pumpe E (s. Fig. 2 u. 3) versorgt die Maschine
mit frischem Wasser. Bei F dringt das kalte Wasser in
die Cylinderumhüllung ein und es fließt dann erwärmt wieder in das Reservoir zurück.
Da wo eine Wasserleitung verfügbar ist, fällt die Pumpe weg. Sie hat nur den Zweck,
bei angelegtem Reservoir das Wasser in beständiger lebhafter Circulation zu
erhalten.
In Einzelnes eingehend, verdient vor Allem der Blechcylinder G, G eine genauere Besprechung.
Dieser Cylinder ist aus 1 1/2 Millimeter dickem Eisenblech zusammengenietet, und zwar
muß derselbe in allen Theilen luftdicht gleichsam einen Cylinder aus einem die Wärme
schlecht leitenden Material bilden. Die in ihm eingeschlossene Luft in Verbindung
mit seiner dünnen Blechwand entspricht diesem Erforderniß. Seine Führung in dem
Hauptcylinder erhält derselbe theils durch angelöthete Streifen, theils in der
Stopfbüchse des Kolbens K. Außerdem liegt er, um die
Reibung bei seinem Hin- und Hergange möglichst zu reduciren, auf einer losen
Rolle r (s. Fig. 4) auf. Diese Rolle
hat keinen Zapfen, sondern wälzt sich nur in dem Rollentasten des Theiles Z, Z hin und her, und macht somit nur die Hälfte des
Weges welchen besagter Blechcylinder G, G macht. Dieser
Blechcylinder wird nun von der Maschine das einemal ganz bis an den hinteren Boden
des Feuertopfes D, D, das anderemal ganz bis zum Kolben
K hin bewegt. Um den schädlichen Raum seines
vorderen Bodens auszufüllen, ist derselbe mit einer Holzscheibe i, i ausgelegt (s. Fig. 4).
Den Arbeitskolben K anlangend, ist er mit einer
Lederstulpe l gedichtet, welche nach innen angebracht
ist. Dieselbe schließt den Cylinder von der äußeren Luft dicht ab, sobald in der
Maschine Spannung vorhanden ist. Ist dagegen im Inneren Luftverdünnung vorhanden, so
gestattet sie der äußeren Luft einzudringen. Ihre Wirkung ist also gleich der eines
Ventiles, welches sich nach dem Inneren des Cylinders öffnet.
Die Gegenkurbel C', von welcher aus die Bewegung des
Vertheilungskolbens oder Verdrängers eingeleitet wird, ist so gestellt, daß sie der
Maschinenkurbel C um einen Winkel von 32 1/2°
voreilt. Da überdieß die Achsen der beiden Kurbelmechanismen ebenfalls um einen
Winkel von 32 1/2° gegen einander geneigt sind, so erfolgt die Bewegung des
Verdrängers so, als ob die Gegenkurbel der Arbeitskurbel um 65° voreilen würde, die Achsen der
beiden Kurbelmechanismen aber auf einander fielen.
Denken wir uns nun die Maschine im geheizten Zustande, mit der nöthigen Menge
Kühlwasser versorgt und die Kurbel in der Stellung wie in Fig. 4, so schließt der
Arbeitskolben ein Luftvolumen ein, welches die Differenz zwischen dem Volumen des
Cylinders AZD, AZD und dem Volumen des Blechcylinders G, G
ist, und dieses ist das arbeitende Luftvolumen.
Bei einer einpferdigen Maschine, bei welcher der
Durchmesser des Arbeitskolbens = 13 1/4 Zoll W. = 349 Millimet., der Hub desselben =
6 5/8 Zoll W. = 174,5 Millimet., der Durchmesser des Verdrängers = 13 Zoll W. =
342,3 Millimet., die Länge desselben = 58 Zoll W. = 1527,3 Millimet. und der Hub
desselben 9 1/4 Zoll W. = 243,6 Millimet., und bei welcher, nachdem der Verdränger
bis auf 1/8 Zoll W. = 3,29 Millimet. in den Heiztopf hineingeschoben und der
Arbeitskolben in seiner äußersten Stellung am vorderen offenen Ende des
Hauptcylinders sich befindet, die Entfernung zwischen beiden Kolben 12 7/8 Zoll W. =
339 Millimet. beträgt, welcher ein Luftvolumen von 1775 W. Kubikzoll = 0,0324532
Kub. Met. entspricht, beträgt das eingeschlossene gesammte Luftvolumen, mit
Hinzurechnung von 300 W. Kub. Zoll = 0,0054858 Kubikmeter, 2075 W. Kubikzoll =
0,037945 Kub. Met. Dieses Luftvolumen wird beim Rückgang des Arbeitskolbens, d.h.
bei der Bewegung einwärts comprimirt und nimmt, wenn derselbe am Ende seines Hubes
steht, nur noch einen Raum von (12 7/8 – 6 5/8) × (13 1/4)² .
π/4 = (1162 W. Kubikzoll)/(0,021251
Kubikmet.) ein. Da nun die während der Compression erzeugte Wärme jedenfalls in das
Kühlwasser tritt, die Temperatur der Luft also unverändert bleibt, so müßte nach dem
Mariotte'schen Gesetz die Spannung der Luft am Ende
der Compression 2075/1162 = 1,79 der Anfangsspannung betragen, vorausgesetzt daß
keine Luftverluste stattfänden. Bei dem wirklichen Versuche hat sich dieses
Compressionsverhältniß zu 1,74 herausgestellt.Man s. das Diagramm welches weiter unten näher besprochen wird.
Denken wir uns ferner den Blechcylinder G, G an der
Kolbenstange nach dem Topf D, D bewegt, so wird die bei
α befindliche heiße Luft von dem Cylinder G, G verdrängt und diese muß nun ihren Weg an der Wand
dieses Cylinders entlang nach β hin nehmen.
Hierbei wird sie in eine sehr dünne Schicht zertheilt, und indem sie ihre Wärme an
den kalten
Arbeitscylinder A, A abgibt, kommt sie selbst als kalte
Luft nach β. Schon hieraus sieht man, daß die
beiße Luft niemals als solche auf den Arbeitskolben wirken kann, da sie, so oft sie
diesen Weg von α nach β hin macht, ihre Wärme bis zur Temperatur des Kühlwassers
verliert. Die Abkühlung ist eine um so vollkommenere, als die Kühlfläche
verhältnißmäßig sehr groß ist. Da, wie schon erwähnt, der Blechcylinder G, G bis zum Boden des Feuertopfes D, D reicht, so wird das ganze Luftvolumen genöthigt
sich abzukühlen. Denken wir uns umgekehrt den Blechcylinder G, G nach der anderen Seite, also nach dem Kolben K hin geschoben, so wird das bei β
befindliche kalte Luftvolumen zwischen den hinteren heißen Theil des Blechcylinders
G, G einerseits und das heiße Zwischenstück Z, Z und den rothglühenden Topf D, D andererseits nach α verdrängt und
nimmt daher daselbst sehr rasch wieder Wärme auf. Denken wir uns aber den
Blechcylinder G, G ganz dem Kolben K genähert, so daß das Volumen β = 0, so befindet sich das ganze eingeschlossene Luftvolumen bei
α. Da dieser Raum durch die Zwischenräume,
welche der Verdränger mit den Wandungen des Hauptcylinders, Zwischenstückes und
Heiztopfes bildet, stets mit dem Raum β, welcher
die abgekühlte Luft enthält, in Verbindung steht, so muß angenommen werden, daß bei
dem Betrieb der Maschine in beiden Räumen nahezu die gleiche
Spannung vorhanden seyn wird. Dagegen ist selbstverständlich die Temperatur der Luft in beiden Räumen sehr verschieden und
zwar wird der Temperaturunterschied um so größer seyn, je heißer die der Einwirkung
des Feuers und je kühler die der Einwirkung des Kühlwassers ausgesetzten Wandungen
erhalten werden. Was die Dichte der in der Maschine eingeschlossenen Luft betrifft,
so muß dieselbe für jede Lage der Kurbel und des Kolbens in dem heißen Raume α nothwendig um so geringer werden, je höher die
Temperatur daselbst und damit die Spannung der Luft in der ganzen Maschine steigt,
während in dem kalten Raume β mit der wachsenden
Spannung auch die Dichte der Luft zunehmen wird. Wenn also die Luft in beiden Räumen
nahezu die gleiche Spannung besitzt, so ist diese Spannung in dem einen Raum
begründet durch die hohe Temperatur, in dem anderen durch die große Dichte; man hat
somit in dem einen Raum ausgedehnte erhitzte, in dem
anderen comprimirte kalte Luft. Faßt man aber die
Spannung der eingeschlossenen Luft während einer
Kurbelumdrehung auf, so ist begreiflich, daß dieselbe, je nach der verschiedenen
Lage welche während dem die beiden Kolben einnehmen, in den einzelnen Momenten sehr
verschieden ist, und zwar in der Art, daß beim Rückgange des Arbeitskolbens die
Compression und beim Hergange die Expansion der Luft zur Wirkung kommt. Wir haben somit in diesem
Moment die Leistung, resp. den Druck der in den schädlichen Räumen befindlichen
kalten Luft, welche von der heißen Luft bei α
comprimirt wird, auf den Kolben K. Indem auf diese Weise
der Kolben K und der Cylinder G,
G im richtigen Verhältniß hin und her bewegt werden, entsteht abwechselnd
Ab- und Zunahme des Druckes in der Maschine und in Folge dessen ihre
Bewegung.Weiter unten werden sowohl über den Leergang als über die Bewegung der
Maschine bei voller Arbeit Diagramme mitgetheilt werden, durch welche der
Bewegungszustand der Maschine noch deutlicher veranschaulicht werden
wird.
Jeder Luftverlust ersetzt sich bei einer Umdrehung durch den Lederstulpen l von selbst, so daß also eine Verringerung des
arbeitenden Luftvolumens nie eintreten kann.
In der vorstehenden Beschreibung ist zugleich auch das Spiel und die Wirkungsweise der Maschine
verständlich gemacht, so daß in dieser Beziehung kaum eine weitere Erklärung nöthig
ist. Wie schon bemerkt, wird nämlich ein bestimmtes Volumen atmosphärischer Luft von
der Temperatur des Kühlwassers in der Maschine auf circa
eine halbe bis dreiviertel Atmosphäre comprimirt, wobei die bei der Kompression
erfolgte, wenn auch sehr geringe Temperaturzunahme sofort an das Kühlwasser
übergeht, und hierauf wird diese comprimirte Luft in einer sehr dünnen Schicht über
heiße Flächen geführt, wobei sie Wärme aufnimmt und dadurch an Temperatur und
Spannung zunimmt. Diese, durch abwechselnde Erhitzung und Abkühlung gewonnene
Arbeitsgröße im genannten Luftvolumen ist es, welche auf die Maschine übertragen
wird und zwar, wie ebenfalls schon erwähnt, auf indirecte Weise, indem die heiße
Luft nicht direct, sondern nur mittelbar durch die kalte Luft auf den Arbeitskolben
K ihre Wirkung ausübt.
Darin unterscheidet sich die neue Maschine von W. Lehmann
wesentlich und zu ihrem Vortheile von der Laubereau'schen
Heißluftmaschine, mit welcher sie sonst im Princip und in der Anordnung am meisten
übereinstimmt. Die Bewegung des Arbeitskolbens und Vertheilungskolbens ist nämlich
bei beiden Maschinen fast ganz gleich. Allein während bei der Laubereau'schen Maschine die erhitzte expandirte Luft unmittelbar auf den
Arbeitskolben wirkt, dient bei der Lehmann'schen Maschine
die erhitzte expandirte Luft, wie wir gesehen haben, zunächst nur dazu, die
abgekühlte Luft zu comprimiren, wobei durch die den Vertheilungskolben umgebende
dünne Luftschicht, welche einen schlechten Wärmeleiter darstellt und überdieß der
beständigen Abkühlung ausgesetzt ist, zwar die Spannung,
keineswegs aber die hohe Temperatur übertragen wird. Der Arbeitskolben
in der Lehmann'schen Maschine unterliegt also bloß der
Einwirkung abgekühlter comprimirter Luft, während derselbe in der Laubereau'schen Maschine der directen Einwirkung der
erhitzten Luft ausgesetzt war. In diesem Umstande ist auch der Hauptübelstand
begründet, welcher der Laubereau'schen Maschine anklebt,
und den Lehmann bei seiner Maschine glücklich vermieden
hat. Es verdient indessen bemerkt zu werden, daß schon Ericsson bei seiner neuen Heißluftmaschine dieselbe Aufgabe, den
Arbeitskolben der unmittelbaren Einwirkung der erhitzten Luft zu entziehen, gelöst
hat, wenn auch in minder vollkommener Weise als dieß nun Lehmann gelungen ist. Im Uebrigen ist die Maschine von Lehmann wie die Maschinen von Laubereau und Ericsson einfachwirkend und
bedarf, um einen gleichmäßigen Gang zu erlangen, eines entsprechend schweren
Schwungrades, wobei jedoch, wie bereits bemerkt worden ist, die Anbringung eines
Gegengewichtes unterbleiben kann.
Was nun im Weiteren die Behandlung und Beheizung der Lehmann'schen
Maschine betrifft, so ist dieselbe sehr einfach und bedarf keines besonderen
Maschinenwärters, sondern kann vielmehr von jedem Arbeiter nebenbei besorgt werden.
Für die Ingangsetzung genügt eine 15–20 Minuten lange vorherige Heizung,
wobei das Feuer zuerst mit Holz angemacht und dann mit Steinkohlen unterhalten wird.
Die Kurbel der Maschine muß hierbei stets auf dem vorderen todten Punkt zu stehen
kommen, d.h. der Arbeitskolben muß seine äußerste Lage einnehmen. Bei dieser
Stellung der Kurbel ist auch der innere Blechcylinder an seinem hinteren Ende nicht
der hohen Temperatur des Feuertopfes ausgesetzt. Ist die Maschine geheizt, so genügt
eine kleine Bewegung am Schwungrade, im Sinne seiner durch den Pfeil angedeuteten
Umdrehungsbewegung, um die Maschine aus der eben erwähnten Stellung in Gang zu
setzen. Beim Abstellen ist ebenfalls darauf zu achten, daß die Kurbel die eben
erwähnte Stellung einnimmt. Das Abstellen selbst geschieht dann durch das Oeffnen
des Ventiles an dem Handgriff.
Die Kraftleistung der Maschine hängt direct von der
Temperatur des Feuertopfes ab, und ist darauf zu sehen, daß derselbe durch
rechtzeitiges Nachfeuern in gleichmäßiger Gluth erhalten bleibe. Der Kopf des
Feuertopfes, welcher dem Feuer am nächsten liegt, soll nie zu hellroth werden; eine
dunkel zinnoberrothe Färbung ist genügend. Alle sich reibenden Theile sind gut zu
schmieren; ebenso ist der innere Theil des Arbeitscylinders, soweit es die hinterste
Kolbenstellung zuläßt, mit gutem Oele einzureiben. Die Umdrehungszahl des
Schwungrades soll während der Arbeit die Zahl 100 nicht übersteigen. Bei 120
Umdrehungen per
Minute müsse deßhalb
das Ventil schon durch den Regulator geöffnet werden und abblasen. Die während des
Ganges durch Undichtheit des Kolbens und Ventiles verloren gehende Luft ersetzt
sich, wie wir gesehen haben, während der Arbeit von selbst, da stets so viel Luft
durch den Arbeitskolben nach innen eindringt, als die Maschine bedarf. Das
Kühlwasser in der Maschine soll gewöhnlich nicht über 35–40° R.
(44–50° C.) warm werden, was bei guter Circulation und genügend großem
Wasserreservoir nicht der Fall seyn wird. Wo es die örtlichen Verhältnisse zulassen,
benutzt man hierzu eine Wasserleitung und dann kann der Zufluß leicht so regulirt
werden, daß das abfließende Wasser besagte Temperatur hat. Ist das Reservoir
örtlicher Verhältnisse wegen jedoch nicht neben der Maschine anzubringen, sondern
tiefer angebracht, so ist, wie in unseren Zeichnungen vorgesehen ist, eine kleine
Hülfspumpe anzuwenden, welche durch die Maschine selbst bewegt wird, dabei aber nur
wenig Kraft bedarf, da, vorausgesetzt daß das Wasser wieder in's Reservoir
zurückfließt, keine andere mechanische Arbeit nöthig ist, als das Kühlwasser in
leichter Bewegung zu erhalten. Das Abflußrohr muß dabei natürlich etwas unter dem
Wasserspiegel des Reservoirs einmünden.
Wenn nun auch darin, daß die neue Maschine zur Abkühlung der eingeschlossenen heißen
Luft des kalten Wassers bedarf, eine der schwachen Seiten dieses Maschinensystemes
besteht, so ist der Wasserverbrauch, welchen ihr Betrieb nöthig macht, doch nicht so
bedeutend, daß er ein Hinderniß für die Aufstellung der Maschine darböte. Da das
Wasser bis 50° C. und noch heißer werden kann, ohne die Wirkung der Maschine
im Geringsten zu benachtheiligen, so sollen pro
Pferdekraft und Stunde 5–10 Kubikfuß kaltes Wasser für den angegebenen Zweck
völlig ausreichen.
Die Feuerung ist eine ganz gewöhnliche Rostfeuerung, welche etwas hinter dem
Feuertopf angebracht ist und wie aus Fig. 2 zu sehen, von der
Seite aus geheizt wird. Die Verbrennungsgase umspülen den Feuertopf D, D und das cylindrische Ansatzstück Z, Z möglichst von allen Seiten, ehe sie in den Kamin
T abziehen, worin zur Regulirung eine gewöhnliche
Ofenklappe B angebracht ist. Der Verbrauch an
Steinkohlen für die Heizung betrage per Pferdekraft und
Arbeitstag (von 10 Stunden) ungefähr 80–100 Pfd., woraus zu schließen, daß
die Feuerung vielleicht doch noch etwas zweckmäßiger eingerichtet werden
könnte.Genauere Angaben über den Wasser- und Brennmaterialverbrauch der
Maschine, über ihre Leistung und die wichtigste Maaßverhältnisse werden
weiter unten auf Grundlage wirklicher Versuche mitgetheilt.
Außer der Heizung und der Wasserleitung haben wir hier auch noch einige andere Punkte, welche die
Leistung der Maschine unter Umständen beeinträchtigen könnten, zu berühren. Dahin
gehören namentlich etwaige Undichtheiten in den Verbindungen
des Kolbens, des Ventiles und der Stopfbüchse. Jede Undichtheit dieser
Theile kann sogleich durch Kompression der Luft wahrgenommen werden, wenn im kalten
Zustande der Maschine das Schwungrad aus der vordersten Kolbenstellung gewaltsam
umgedreht wird. Die comprimirte Luft wird dann den Kolben, wenn keine Undichtheit
vorhanden ist, wieder nahezu in seine ursprüngliche vorderste Stellung
zurücktreiben. Ist dieses nicht der Fall, so ist nachzusehen, wo die Luft ausbläst.
Wird die Luft im kalten Zustande in dieser Weise comprimirt, so erfährt sie bei der
Endstellung des Arbeitskolbens eine Spannung von 8–12 Pfd. pro Quadratzoll über den gewöhnlichen atmosphärischen
Druck.
Von nachtheiligem Einfluß auf die Leistung der Maschine ist ferner die Undichtheit des inneren Blechcylinders, weil dadurch die
Spannung der Arbeitsluft, indem diese in das Innere des Blechcylinders dringt,
natürlich viel geringer ausfällt, als wenn der Blechcylinder G, G dicht schließen würde. Diese Undichtheit ist um so bedenklicher, als
sie nicht direct wahrgenommen werden kann. Doch gibt das Manometer in dem niederen
Stand des Luftdruckes darüber indirecten Aufschluß und wenn dieses Anzeichen sich
wirklich einstellt, so muß die Sache eben sofort näher untersucht und müssen die
undichten Stellen des Blechcylinders verbessert werden.
Endlich können auch Reibungswiderstände am inneren
Blechcylinder vorkommen, welche auf den Nutzeffect der Maschine ungünstig
einwirken. Wenn dieser Cylinder sonst in Ordnung ist, so bedürfe er, da stets etwas
Oel durch den Arbeitskolben mit der Luft eingesogen wird, keines besonderen
Schmierens. Schlechtes und verdicktes Oel sind gegentheils öfters die Ursachen der
starken Reibungen. In diesem Falle ist der Arbeits- und Blechcylinder zu
reinigen. Streift dagegen der Blechcylinder im Feuertopf, was übrigens sogleich
hörbar ist, so kann diesem Uebelstand in den meisten Fällen durch Verdrehen des
Cylinders in eine andere richtige Lage abgeholfen werden. Dazu löst man die vordere
Schraubenmutter n am Kreuzkopf (s. Fig. 6) und bringt die
Stange außer Verbindung mit dem Hebel; dann dreht man den Blechcylinder an der
Stange, bis er sich leicht und ohne zu streifen mit der Hand an seiner Stange hin
und her bewegen läßt, und in der neuen richtigen Stellung wird er nun wieder mit dem
Kreuzkopfe verbunden.
Alle diese Mängel und Uebelstände, welche sich bei der neuen Maschine unter Umständen
einstellen könnten, sind also der Art, daß sie sich in jedem einzelnen Falle leicht
heben und beseitigen lassen. Da sie nun im Uebrigen gegen die meisten anderen bis
jetzt bekannten Heißluftmaschinen mehrere sehr erhebliche Vortheile besitzt, so ist
nicht zu zweifeln, daß sie allenthalben, namentlich in den
Kleingewerben und besonders für kleine Betriebskräfte aufwärts bis zu 2
Pferdekräften, eine gute Aufnahme finden wird.
Die bemerkenswerthesten Vortheile der neuen
Luftexpansionsmaschine bestehen nach dem bisher Mitgetheilten in Folgendem:
1) daß sie vollständig geräuschlos arbeitet;
2) daß bei ihr alle sich reibenden Theile in kaltem Zustande arbeiten und deßhalb mit
gewöhnlichem Oel geschmiert werden können und in Folge dessen auch nur eine geringe
Abnutzung erleiden;
3) daß, da die in der Maschine arbeitende Luft immer dieselbe bleibt, durch den
Betrieb derselben die Luft in den Arbeitslosen nicht verschlechtert wird, und daß,
da jene Luft beständig in kaltem Zustande arbeitet, bei ihr auch der sonst so
lästige Oelgeruch nicht eintritt;
4) daß sie überall ohne irgend welchen Unterbau in höheren Stockwerken aufgestellt
werden kann und zu ihrem Betriebe ein einfacher Zimmerkamin genügt;
5) daß bei ihr, wie übrigens bei jeder Heißluftmaschine, keine Explosionsgefahr
möglich und daher zu ihrer Aufstellung auch keine obrigkeitliche Bewilligung nöthig
ist und sie bei etwaiger Feuerversicherung auch keine höhere Assecuranzprämie
verursacht;
6) daß ihre Behandlung und Heizung verhältnißmäßig sehr einfach und leicht ist, so
daß hierzu kein besonderer Wärter nöthig ist, sondern ihre Bedienung von jedem
Knaben oder Arbeiter nebenbei besorgt werden kann;
7) daß die Heizung derselben zugleich auch mit Vortheil zum Kochen, sowie zum Heizen
des Arbeitslocales verwendet werden kann;
8) daß zu ihrer Heizung außer Steinkohlen auch jedes beliebige andere Brennmaterial
(Kohks ausgenommen) zu verwenden ist;
9) daß dieselbe kein langes Vorfeuern nöthig macht, sondern schon nach einem
15–20 Minuten dauernden Anheizen in Gang gesetzt werden kann, sowie auch daß
sie, weil bei ihr keine Ueberhitzung möglich ist, im geheizten Zustande beliebig
lange abgestellt werden kann, ohne dadurch im Geringsten zu leiden;
10) daß bei ihr das zur Abkühlung der Luft nöthige Wasser, wenigstens bei hinreichend
großem Reservoir, stets dasselbe bleiben kann, weil es sich an der Luft von selbst
wieder abkühlt, und daß dieses Kühlwasser, weil von allen erdigen und
verunreinigenden Theilen rein bleibend, auch mit Vortheil zu verschiedenen Zwecken als warmes Wasser
benutzt werden kann;
11) daß sie bei ihrer überaus einfachen und leicht verständlichen Construction, falls
irgend etwas im Inneren derselben fehlen sollte, in wenigen Minuten aus einander
gelegt und wieder zusammengesetzt werden kann; endlich
12) daß ihr Ankaufspreis im Vergleich zu anderen ähnlichen Maschinen ein sehr mäßiger
ist, indem derselbe bei 1/2, 1 u. 2 Pferdekraft beziehungsweise nur zu 400, 500 und
600 Rthlr. taxirt ist.
Die Lehmann'sche Maschine wurde bereits in Deutschland und in Oesterreich
patentirt und haben das Patentrecht für die deutschen Staaten
C. Völckner und H. Nehrlich in Aschaffenburg (Bayern) und für die k. k. österreichisch-ungarischen
Staaten Franz Ringhoffer in Smichow bei Prag käuflich an
sich gebracht. Von den ersteren ist behufs der Uebernahme von Bestellungen auf den
Bau dieser Maschine eine Ankündigung erfolgt, welcher ich bezüglich der Dimensionen und Preise der zu
liefernden Maschinen folgende Zahlenangaben entnehme:
Stärke der Maschine in Pferdekräften
1/2
1
2
Anzahl der Arbeitscylinder einer
Maschine
1
1
2
Cylinderdurchmesser in Millimeter
263
378
378
Ganze Länge der Maschine in Millimeter
2400
2800
2900
Ganze Breite der Maschine in Millimeter
800
1000
1000
Ganze Höhe der Maschine in Millimeter
1150
1500
1100
Anzahl der Umdrehungen per
Minute
100
100
100
Preis in Thalern
400
500
600
Die Preise verstehen sich loco Aschaffenburg netto
comptant.
Was dagegen die Maschinenfabrik und Eisengießerei von Franz Ringhoffer in Smichow bei Prag betrifft, so hat dieselbe bis letzten
September bereits 6 Stück der Lehmann'schen Maschinen zur
Ausführung gebracht,In Prag sind bereits zwei Lehmann'sche Maschinen
von je 1 Pferdekraft in wirklichem Betrieb; der Preis der einpferdigen
Maschine stellt sich auf 750 fl. öst. W. und damit in Anwesenheit des Erfinders und des Ingenieurs W. Eckerth – sowohl in Rücksicht auf gewisse bloß die
Detailconstruction beeinflussende Verhältnisse als auch in Bezug auf die
Eigenschaften der Maschine als Motor im Allgemeinen – eingebende Versuche
angestellt, deren Ergebnisse wenigstens in Bezug auf eine dieser Maschinen (Nr. 2)
im Folgenden mitgetheilt werden sollen, und zwar nach den Aufzeichnungen welche von
dem eben genannten Ingenieur Eckerth für seine Abhandlung
über die Lehmann'sche Heißluftmaschine in den
„technischen Blättern des deutschen Ingenieur-Vereines in
Böhmen“ (zweites Heft, Prag 1869) zusammengestellt und mir zur
Benutzung für das polytechnische Journal zugestellt worden sind.
Diese Versuchsmaschine war im ersten Stockwerke des Fabrikgebäudes aufgestellt und
der Ofen derselben mit einem gewöhnlichen Zimmerkamin in Verbindung gebracht. Das
Kühlwasser befand sich in einem neben der Maschine aufgestellten Reservoir, passirte
die Maschine in der Richtung von unten nach oben und wurde durch die Pumpe nur so
hoch gehoben, daß es frei in das Reservoir zurückfallen konnte. Der bei den
Versuchen verwendete Zaum wurde an eine Riemenscheibe von 553 Millimet. Durchmesser
angelegt und hatte ein reducirtes Eigengewicht von 2,38 Kilogr. bei einer Hebellänge
von 1264 Millimet. Der dabei verwendete Indicator wurde nach Richards' verbesserter Construction ausgeführt und ist aus der Fabrik von
Schäffer und Budenberg in
Magdeburg bezogen worden. Derselbe war mit der im Cylinder eingeschlossenen kalten
comprimirten Luft in Verbindung gesetzt und gab also den thatsächlich auf den
Arbeitskolben ausgeübten Druck an, und zwar der dem Instrument beigefügten Scala
zufolge in Zollpfunden pro Quadratzoll. Die
Temperaturmessungen wurden mit einem 100theiligen Thermometer ausgeführt. Zum Heizen
der Maschine wurde Buschtiehrader Würfelkohle zu dem Preise von 40 kr. ö. W. pro Centner loco Fabrik
benutzt. Nach diesem Preise im Vergleiche mit anderen Kohlensorten dürfte der
Heizwerth dieser Kohle mit 3500 Wärmeeinheiten nicht zu niedrig geschätzt seyn.
Die Ergebnisse der mit dieser Maschine (Nr. 2) am 12. September 1869 ausgeführten Versuche sind nun folgende:
1. Die vorhandene Kühlwassermenge in der Maschine und im Reservoir zusammengenommen
war = 13,5 Kubikfuß (Wienermaaß) und die Temperatur des Kühlwassers vor Beginn der
Versuche betrug 25° C. Noch vor dem Anheizen der Maschine wurde das (unten
mitgetheilte) Diagramm Nr. 1 genommen, während dieselbe durch Drehen am Schwungrad
in eine langsame, etwa 15 Umdrehungen pro Minute
betragende Bewegung versetzt worden war. Dieses Diagramm stellt in der oberen Curve
die Compression und in der unteren die darauf folgende Expansion der in der Maschine
eingeschlossenen Luft dar, erstere dem Rückgange, letztere dem Vorgange des
Arbeitskolbens entsprechend. Der Umstand, daß die Expansionscurve tiefer als die
Compressionscurve liegt, liefert den Beweis, daß während der Compression jedenfalls
Luftverluste stattgefunden haben; da aber trotzdem die Expansionscurve in den
Anfangspunkt der Compressionscurve zurückkehrt, so muß offenbar während der letzten
Periode der Expansion, in welcher die Spannung der in der Maschine eingeschlossenen Luft
in Folge der Verluste bis unter die Atmosphäre zu sinken beginnt, von Außen wieder
Luft zugeströmt seyn.
2. Das Anheizen der Maschine geschah um 7 Uhr 20 Minuten in der Frühe und um 7 Uhr 45
Minuten ging die Maschine unbelastet mit der normalen Geschwindigkeit von 100
Umdrehungen pro Minute, so daß das Leergangsdiagramm Nr.
2 genommen werden konnte, welches in der unteren Curve die dem Rückgang
entsprechende Compression und in der oberen die im Vorgange darauf folgende
Expansion der in der Maschine eingeschlossenen und erhitzten Luft darstellt. Der von
der geschlossenen Curve eingeschlossene Flächenraum stellt dabei die Arbeit dar,
welche zur Ueberwindung der Reibungswiderstände der leergehenden Maschine nöthig
ist. Die Maximal-Spannung betrug 7,5 Zoll-Pfund = 6,7 W. Pfd. und der
effective mittlere Druck 2,825 Zoll-Pfund = 2,522 W. Pfd. pro Quadratzoll über der Atmosphäre.
3. Um 8 Uhr 15 Minuten wurde die Maschine, um ihre Leistungsfähigkeit zu bestimmen,
mit dem Prony'schen Zaum gebremst und die Versuche damit
bis 11 Uhr 15 Minuten fortgesetzt. Während dieser Versuche wurde zugleich die
Temperatur des Kühlwassers beim Ein- und Austritt beobachtet und um 9 Uhr 5
Min. das Diagramm Nr. 3, um 9 Uhr 15 Min. das Diagramm Nr. 4, um 10 Uhr 40 Minuten
das Diagramm Nr. 5 und um 11 Uhr 15 Min. das Diagramm Nr. 6 von der Maschine
abgenommen.Man s. die unten folgenden Diagramme Nr. 3 – Nr. 6. Im Beharrungszustande der Maschine müssen sich nothwendig Verlust und Ersatz
der Betriebsluft stets ausgleichen, so daß alle Kolbenspiele mit gleicher
Anfangsspannung beginnen. Ob diese Anfangsspannung der atmosphärischen Spannung gleich ist oder mehr oder weniger unter derselben liegt,
hängt lediglich davon ab, ob die Lederstulpe des Arbeitskolbens dem Eindringen der
Luft mehr oder minder Widerstand entgegensetzt, also eine größere oder kleinere
Spannungsdifferenz zwischen der inneren und äußeren Luft bedingt. Wie die Diagramme
Nr. 3 bis Nr. 6 zeigen, war bei den in Rede stehenden Versuchen die Anfangsspannung
stets gleich dem atmosphärischen Druck. Ebenso war die Maximal-Spannung
constant und betrug 10 Zoll-Pfund = 8,93 W. Pfd., während der effective
mittlere Druck bei den einzelnen Versuchen wechselte und den erwähnten Diagrammen
zufolge beziehungsweise 5,75 Zollpfund = 5,134 W. Pfd., 5,9 Zollpfund = 5,27 W.
Pfd., 5,65 Zollpfund = 5,04 W. Pfd. und 5,7 Zollpfund = 5,1 W. Pfd. betrug. Dabei
wurden vom Anheizen bis 9 Uhr 15 Min. 30 Pfd. und von 9 Uhr 15 Min. bis zum Schluß
der Versuche um 11 Uhr
15 Min. 16 Pfd. 12 Loth Kohle der bezeichneten Art verbraucht. Die übrigen
Ergebnisse dieser Versuche enthält die folgende Tabelle.
Tabelle über die mit einer Lehmann'schen
Heißluftmaschine am 12. September 1869 in der
Ringhoffer'schen Maschinenfabrik zu Smichow ausgeführten
Versuche.
Textabbildung Bd. 194, S. 270
Zeit der Beobachtung; Stunde;
Minute; Umdrehungszahl der Maschine pro Minute; Reducirte Gesammtbelastung des
Prony'schen Zaumes in W. Pfund; Nutzeffect der Maschine in W. Fußpfd.;
Temperatur des Kühlwassers in Centef. Graden; beim Eintritt in die Maschine;
beim Austritt aus der Maschine
Hiernach war die mittlere Umdrehungszahl der Maschine während des Betriebes von 9 Uhr
15 Min. bis 11 Uhr 15 Min. = 97, die mittlere Nutzleistung derselben innerhalb
dieser Zeit pro Secunde = 417,15 W. Fußpfund und der
Wirkungsgrad 0,66.
4. Um 11 Uhr 15 Min. wurde die Maschine so weit demontirt, daß der Arbeitskolben und
der Vertheilungskolben herausgenommen und untersucht werden konnten. Der
Arbeitskolben hatte etwa die Temperatur des Kühlwassers und konnte mit der Hand noch
berührt werden. Analog verhielten sich die vordersten Theile des
Vertheilungskolbens, während der hintere Boden desselben theilweise
dunkelrothglühend erschien. Die Maschine wurde, nachdem diese Ergebnisse als
befriedigend erkannt worden, wieder zusammen montirt und um 11 Uhr 35 Min. von Neuem
in Gang gesetzt, wobei für die Umdrehungszahl 100 die reducirte Gesammtbelastung der
Bremse 8,25 W. Pfd. betrug, der Nutzeffect sich also noch immer auf 345,7 W.
Fußpfund belief, trotzdem seit Schluß der Versuche (11 Uhr 15 Min.) nicht mehr
geheizt worden war und die Heizthür geöffnet blieb.
5. Um 12 Uhr 10 Min. endlich war die Maschine so weit abgekühlt, daß sie im Leergange
die normale Geschwindigkeit von 100 Umdrehungen pro
Minute hatte und das Leergangsdiagramm Nr. 7 genommen werden konnte. Die Temperatur
des Kühlwassers betrug zu dieser Zeit beim Eintritt in die Maschine 65° C.,
beim Austritt aus derselben 71° C. Die Maximal-Spannung betrug während
diesem Versuch 8,5 Zollpfund = 7,6 W. Pfd. und der effective mittlere Druck 2,71
Zollpfund = 2,4 W. Pfd. über dem Atmosphärendruck.
6. Die Maschine arbeitete von 9 Uhr 15 Min. bis 11 Uhr 15 Min., also durch 2 Stunden
oder 120 Minuten und verbrauchte in dieser Zeit 16 Pfd. 12 Loth W. = 16,375 W. Pfd.
= 9,17 Kilogrm., also pro Stunde 8,1875 W. Pfd. = 4,585
Kilogrm. Kohle. Die Leistung der Maschine betrug während dieser Zeit
durchschnittlich pro Secunde 417,15 W. Fußpfund = 73,8
Kilogrm.-Meter, also pro Stunde = 73,8 . 60 . 60
= 265680 Kilogrm.-Meter, entsprechend 265680/424 = 626,6 Wärmeeinheiten.
7. Das Kühlwasser bestand während der ganzen Versuchszeit in 13,5 W. Kubikfuß = 761,4
W. Pfd. = 426,4 Kilogrm. Dasselbe zeigte in zwei Stunden (von 9 Uhr 15 Min. bis 11
Uhr 15 Min.) eine Temperaturzunahme von 61 – 35 = 26° C., also pro Stunde von 13° C. Daher beträgt die in das
Kühlwasser übergegangene Wärmemenge pro Stunde = 426,4 .
13 = 5543,2 Wärmeeinheiten. Hiernach betrug der nachweisbare Verbrauch an Wärme = 5543,2 +
626,6 = 6169,8 oder rund 6170 Wärmeeinheiten und das Verhältniß der in Arbeit
umgesetzten Wärme zu der in das Kühlwasser übergetretenen Wärmemenge stellte sich
auf:
626,6/5543,2 = 0,113 oder circa 11
Proc.
8. Nimmt man an, daß die verwendete Kohle annähernd einen Heizwerth von 3500
Wärmeeinheiten hat, so ergibt sich das Verhältniß der in Arbeit umgesetzten Wärme zu
der in den aufgewendeten Kohlen zur Verfügung gestandenen Wärmemenge, also der thermische Effect der Maschine zu:
626,6/(4,585 . 3500) = 0,039 oder circa 4 Proc.
und es stellt sich der Wirkungsgrad
oder das Güteverhältniß der Feuerungsanlage auf:
6170/(4,585 . 3500) = 0,38.
9. Die Differenz in den Temperaturen des Kühlwassers beim Eintritt und Austritt
betrug, während die Maschine mit circa 1 Pferdekraft
arbeitete, fast constant 9° C.
Die in das Kühlwasser pro Stunde übertragene Wärmemenge
beträgt nach Obigem 5543,2 Wärmeeinheiten, folglich pro
Minute 92,39 Wärmeeinheiten. Die pro Minute die Maschine
passirende Wassermenge muß daher betragen:
92,39/9 = 10,266 Kilogr. = 18,33 W. Pfd. = 0,325 W. Kubikfuß,
also per Stunde: 60 . 0,325 = 19,5 W. Kubikfuß.Das ist nun allerdings bedeutend mehr als oben angegeben worden ist.
10. Die einfach wirkende Pumpe hat 2 Zoll W. Durchmesser und 2 Zoll W. Hub; die
mittlere Umdrehungszahl betrug 97 und die theoretische Lieferungsmenge derselben
daher 0,35 W. Kubikfuß pro Minute. Es muß also die Pumpe
mit einem Wirkungsgrad von:
0,325/0,350 = 0,93
gearbeitet haben, was in Rücksicht darauf, daß sie das Wasser
nur auf eine sehr geringe Höhe zu heben hat, durchaus wahrscheinlich erscheint und
die Richtigkeit der gemachten Beobachtungen bestätigt.
Diagramme, abgenommen von der Lehmann'schen
Maschine bei den am 12. September 1869 ausgeführten Versuchen (deren
Ergebnisse Seite 268 mitgetheilt wurden.)
Nr. 1. Diagramm, an der ungeheizten Maschine
genommen.
Umdrehungen pro Minute = 15.
Anfangsspannung = 11,75 Pfd. W. pro
Quadratzoll absolut.
Endspannung = 20 Pfd. W. pro
Quadratzoll absolut.
Compressions-Verhältniß nach dem Diagramm = 1,74.
Textabbildung Bd. 194, S. 273
Nr. 2. Leergangs-Diagramm der Maschine bei 100 Umdrehungen pro Minute.
Maximal-Spannung = 7,5 Zollpfund = 6,7 Pfd. W. pro
Quadratzoll über der Atmosphäre.
Effectiver mittlerer Druck = 2,825 Zollpfund = 2,522 Pfd. W.
Textabbildung Bd. 194, S. 273
Nr. 3. Diagramm der mit dem Prony'schen Zaum belasteten
Maschine bei 100 Umdrehungen.
Länge des Bremshebels = 4 Fuß W.
Reducirtes Gesammtgewicht = 10,25 Pfd. W.
Nutzeffect der Maschine = 429,5 Fußpfund.
Effectiver mittlerer Druck nach dem Diagramm = 5,65 Zollpfund =
5,04 Pfd. W.
Leistung der Maschine nach dem Diagramm = 640 Fußpfund.
Wirkungsgrad = 0,67.
Passive Widerstände = 1,66 Pfd. W. pro Quadratzoll.
Maximal-Spannung = 10 Zollpfund = 8,93 Pfund W. pro Quadratzoll über der Atmosphäre.
Textabbildung Bd. 194, S. 274
Nr. 4. Diagramm der mit dem Prony'schen Zaum belasteten
Maschine bei 100 Umdrehungen.
Länge des Bremshebels = 4 Fuß W.
Reducirte Gesammtbelastung = 10,25 Pfd. W.
Nutzeffect der Maschine = 429,5 Fußpfund.
Effectiver mittlerer Druck nach dem Diagramm = 5,9 Zollpfund =
5,27 Pfd. W.
Leistung der Maschine nach dem Diagramm = 668,3 Fußpfd.
Wirkungsgrad = 0,64.
Passive Widerstände = 1,8 Pfd. W. pro Quadratzoll.
Maximal-Spannung = 10 Zollpfund = 8,93 Pfund W. pro Quadratzoll über der Atmosphäre.
Textabbildung Bd. 194, S. 274
Nr. 5. Diagramm der mit dem Prony'schen Zaum belasteten
Maschine bei 100 Umdrehungen.
Länge des Bremshebels = 4 Fuß W.
Reducirte Gesammtbelastung = 10,25 Pfd. W.
Nutzeffect der Maschine = 386,4 Fußpfund.
Effectiver mittlerer Druck nach dem Diagramm = 5,7 Zollpfund =
5,1 Pfd. W. pro Quadratzoll.
Leistung der Maschine nach dem Diagramm = 583,7 Fußpfd.
Wirkungsgrad = 0,66.
Passive Widerstände = 1,72 Pfd. W. pro Quadratzoll.
Maximal-Spannung = 10 Zollpfund = 8,93 Pfund W. pro Quadratzoll über der Atmosphäre.
Textabbildung Bd. 194, S. 275
Nr. 6. Diagramm der mit dem Prony'schen Zaum belasteten
Maschine bei 90 Umdrehungen.
Länge des Bremshebels = 4 Fuß W.
Reducirte Gesammtbelastung = 8,25 Pfd. W.
Nutzeffect der Maschine = 345,7 Fußpfund W.
Effectiver mittlerer Druck nach dem Diagramm 5,75 Zollpfund =
5,134 Pfd. W.
Leistung der Maschine nach dem Diagramm = 651,4 Fußpfd. W.
Wirkungsgrad = 0,53.
Passive Widerstände = 2,41 Pfd. W. pro Quadratzoll.
Maximal-Spannung = 10 Zollpfund = 8,93 Pfund W. pro Quadratzoll über der Atmosphäre.
Textabbildung Bd. 194, S. 275
Nr. 7. Leergangs-Diagramm der Maschine bei 100 Umdrehungen.
Effectiver mittlerer Druck = 2,71 Zollpfund = 2,4 Pfund W.
Maximal-Spannung = 8,5 Zollpfd. = 7,6 Pfd. W. pro
Quadratzoll über der Atmosphäre.
Textabbildung Bd. 194, S. 276
Zum Schlusse enthält die folgende Tabelle noch eine Vergleichung der wichtigsten Versuchsresultate der Lehmann'schen Heißluftmaschine mit den entsprechenden der
Ericsson'schen und Laubereau'schen Heißluftmaschine.
Tabelleüber die wichtigsten Versuchsresultate der Heißluftmaschinen
von Ericsson, Laubereau und Lehmann.
Textabbildung Bd. 194, S. 276
Maschinensystem; Durchmesser des
Arbeitskolbens; Nutzeffect pro Secunde; Wirkungsgrad; Brennmaterialverbrauch pro
Stunde und Pferdekraft; Kühlwasserverbrauch pro Stunde und Pferdekraft; Nach den
Untersuchungen von; Ericsson; 4,13 Kilgr. Kohks mit einem Heizwerth von 7000 bis
7500 W. E.; Tresca in Paris; Laubereau; 4,5–5 Kilgr. Kohks mit einem
Heizwerth von 7000 bis 7500 W. E.; 23–30 W. Kubikfuß bei einer
Temperaturerhöhung von circa 17° C.; Tresca
in Paris; Lehmann; 4,6 Kilgr. Steinkohle mit einem Heizwerth von circa 3500 W.
E.; 6 3/4 W. Kubikfuß bei einer Temperaturerhöhung von circa 26° C.
III. Die Gasmaschinen.
Nachdem ich im Vorhergehenden die Neuerungen, welche in den letzten Jahren auf dem
Gebiete der Dampfmaschinen und Luftmaschinen bekannt geworden, zur Kenntniß unserer
Leser gebracht habe, sollen nun auch die neueren Fortschritte der Gasmaschinen kurz besprochen werden.
Diese Maschinen, worüber ich bereits in diesem Journal Bd. CLXXXVII S. 1 (erstes Januarheft 1868),
soweit dieselben zur Zeit der Pariser Welt-Ausstellung von 1867 bekannt
gewesen, ausführlichen Bericht erstattete, haben inzwischen wenig Neuerungen
erfahren. Auch die Berichte, welche seitdem veröffentlicht wurden, haben darüber
nicht viel Neues gebracht. Doch verdienen hier noch besonders erwähnt zu werden:
eine Mittheilung von Professor Rühlmann, (in den
Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereines, 1867 S. 218), eine andere von Armengaud (im Génie
industriel, October 1868, S. 169) und eine dritte von Tresca (in den Annales du Conservatoire des arts et
métiers, t. VII p. 628, April 1867).
Aus der Mittheilung von Prof. Rühlmann sey zunächst
erwähnt, daß auf dem gleichen Princip, worauf die Construction und Wirkungsweise der
Gaskraftmaschine von Otto und Langen beruht, auch die Maschine basirt, welche bereits vor Jahren zwei
Italiener, Barsanti und Matteucci, ausgedacht haben und die seitdem in Frankreich patentirt worden
ist. Um unseren Lesern auch von dieser Maschine einen Begriff beizubringen, erlauben
wir uns die Zeichnungen, welche Rühlmann darüber
mitgetheilt hat, zu reproduciren und mit einer kurzen Beschreibung zu begleiten.
Diese Zeichnungen finden sich in den Fig. 7–13 auf Tab. VI
dargestellt und zwar zeigen Fig. 7–10 eine erste und Fig. 11–13 eine zweite Anordnung der Maschine.
In Bezug auf die erste Construction stellt Fig. 7 eine Ansicht, Fig. 8 einen
verticalen Durchschnitt und Fig. 9 und 10 Details hierzu in
größerem Maaßstabe dar. Darin bedeutet A, B, C, D den
oben offenen Arbeitscylinder, in welchem sich der eigentliche Kraftkolben P mit der gezahnten Kolbenstange Q auf- und abbewegt. Das obere Ende der Stange Q ist mit gewöhnlichem Kreuzkopf Q₂ und dieser mit Führungsrollen Q₃, Q₃ versehen. Der untere Theil
v, w, x, y dieses Cylinders, die Detonationskammer, dient sowohl zur Aufnahme des zu
explodirenden Gemisches aus Leuchtgas und atmosphärischer Luft, als für einen
zweiten Kolben, den Gegenkolben
P₁, dessen Zweck nachher besonders angegeben
werden wird. Dieser Theil des Cylinders ist von einem Mantel der Art umgeben, daß in
dem dazwischen befindlichen freien Raum hinreichend Platz zur Aufnahme von
Abkühlungswasser erhalten wird. An einer Seite der Detonationskammer findet sich
eine eigenthümliche, in Fig. 10 besonders und im
größeren Maaßstabe gezeichnete Anordnung, wodurch zu bestimmter Zeit ein
elektrischer Funke zur Entzündung des Gasgemisches in v, w,
x, y geführt werden kann. Dieselbe besteht aus einem kleinen Getriebe,
welches fortwährend umläuft und sich dabei auf dem Ende einer elastischen Platte
reibt, sobald die Maschine in Thätigkeit ist. Die Achse dieses Getriebes, welche man
von den Wänden des Cylinders A gehörig isolirt hat,
erhält ihre Drehbewegung durch eine Schnurtransmission E₂, E₁, deren Treibrolle E₁ auf der Arbeitswelle E sitzt. Am äußersten Ende der Achse ist der Leitungsdraht einer Bunsen'schen Batterie (mit einem Delarive'schen Multiplicator versehen) angebracht, während der andere
Leitungsdraht nur dann mit dem Detonationsraum des Cylinders A in Verbindung gebracht wird, wenn der elektrische Funke das Gasgemisch
entzünden soll.
In den Zeichnungen bedeutet nun ferner B den Kasten, in
welchem sich der Vertheilungsschieber H bewegt. In der
verstärkten Wand des unteren Theiles vom Arbeitscylinder sind, wie aus der ebenfalls
in größerem Maaßstabe gezeichneten Fig. 9 zu entnehmen, drei
Canäle a, e und i
angebracht, während der Deckel des Kastens zwei solche Canäle o und u besitzt. Durch o wird atmosphärische Luft, durch u Leuchtgas
eingeführt. Der von unten aus zu bewegende Schieber H
ist mit einem einzigen Canale z versehen.
Im Weiteren ist S die Stange des bereits vorläufig
erwähnten Gegenkolbens P₁. Dieselbe ist nach
unten gerichtet, geht durch eine Stopfbüchse des Bodens und trägt in ihrer weiteren
Verlängerung eine Traverse M, L. In jedes Ende der
letzteren greift eine Schubstange π, welche oben
excentrisch an einem verzahnten Rade F angebracht ist.
Die beiden Räder F, F sind auf einer Nebenwelle f befestigt, die parallel zur Hauptwelle E, E liegt. Auf letzterer sitzen die Zahngetriebe,
welche ihre Bewegung auf die Räder F, F übertragen.
Endlich sitzt über der Traverse L, M an der Stange S noch ein Arm b, wodurch
der Schieber H, H₁ bewegt wird und wodurch man
gleichzeitig auch das Schließen der elektrischen Kette bewirkt.
Das Spiel der Maschine ist nun folgendes: Angenommen der Arbeitskolben P befinde sich im Zustande der Ruhe, der Gegenkolben P₁ berühre P beinahe
und der Schieber H habe eine solche Stellung, daß dessen
Canal z der Oeffnung o in
dem Deckel B entspricht (wie in Fig. 9 gezeichnet ist).
Dreht man dann die Hauptwelle E mittelst eines auf
derselben befindlichen (in den Zeichnungen weggelassenen) Schwungrades etwas um, so
geht die Traverse L, M und mit ihr der Gegenkolben P₁ niederwärts, wodurch so lange atmosphärische
Luft angesogen wird, bis der Arm b eine Knagge H₁ an der Stange des Schiebers H trifft, der Luftcanal o
verschlossen und der Leuchtgascanal u mit der Oeffnung
im Schieber H in Communication gesetzt wird, so daß ein
Ansaugen von Leuchtgas erfolgt. Letzteres findet so lange statt, bis der Canal z im Schieber H den Canal u passirt hat und der Canal a ebenfalls frei geworden ist.
Sobald der Schieber H das Ende seines Weges erreicht hat,
schließt der Arm b die elektrische Kette und der sich
dabei bildende Funke entzündet das Gasgemisch und erzeugt die beabsichtigte
Explosion. Zufolge letzterer wird der Arbeitskolben P
aufwärts geschleudert, und zwar so hoch bis sich die Explosionskraft mit dem
Gewichte des Kolbens (und Zubehör) und mit dem ihr ebenfalls entgegenwirkenden
Drucke der atmosphärischen Luft in's Gleichgewicht gesetzt hat. Sobald aber die Gase
ihre Wärme in Arbeit umgesetzt haben, erfolgt eine entsprechende Abkühlung und somit
Luftverdünnung unter dem Arbeitskolben, so daß der Druck der äußeren atmosphärischen
Luft denselben niedertreibt. Nur bei diesem Niedergange erhält die Hauptwelle E, E einen Antrieb zur Umdrehung.
Der Verbindung entsprechend, erneuert zur rechten Zeit auch der Gegenkolben P₁ sein Spiel, geht ebenfalls niederwärts,
comprimirt die Gasrückstände und zwingt sie über ihn zu treten. Zugleich ist der
Schieber H in eine solche Stellung gekommen, daß er die
Canäle a und e derartig
zwischen sich faßt, daß die Aushöhlung seiner Innenfläche den gedachten
Gasrückständen hinlänglich Raum bietet, um den Weg von a
nach e passiren zu können. Die dann noch unter dem
Kolben P₁ zurückgebliebenen Gasrückstände werden
schließlich durch die Bodenventile m ausgetrieben.
Wie sich das ganze Spiel erneuert, erhellt jetzt von selbst und werde nur noch
bemerkt, daß wenn das Schwungrad auf der Welle E, E mit
dem Schaltwerk R nur hinlängliche Größe und gehöriges
Gewicht hat, es bald eine hinreichend gleichförmige Bewegung erzeugt, selbst wenn
nur ein einziger Arbeitscylinder vorhanden ist. Indeß dürfte es ziemlich unter allen
Umständen zu rathen seyn, die Maschine mit zwei solchen Cylindern etc. auszustatten,
deren verzahnte Kolbenstangen dann abwechselnd derselben Welle E die erlangte mechanische Arbeit mittheilen würden.
Die zweite Construction, siehe Fig. 11–13, hat vor
der ersten den Vortheil voraus, daß sie einfacher ist, die Belastung und Entlastung
schneller bewirkt und sich dadurch ganz besonders für eincylindrige Maschinen
eignet.
Der Arbeitskolben P mit der Zahnstange Q, das in letztere eingreifende Zahnrad, die
Sperrradkuppelung, die Erzeugung des elektrischen Funkens u. dgl. m. stimmt mit den
gleichen Anordnungen des vorigen Systemes überein, ausgenommen daß der Gegenkolben
fehlt und demnach der
Arbeitskolben sowohl das Wegschaffen der
Verbrennungsrückstände als auch das Ansaugen der zu
explodirenden Gase besorgen muß. Diese beiden Wirkungen erlangt man bei diesem
System von der Treibwelle aus durch folgende Anordnung.
An der Zahnstange Q sind oberhalb in verschiedenen Höhen
Knaggenpaare m, m und n, n
befestigt, sowie correspondirend an der Schwungradwelle E zwei Daumen k, k angebracht sind (s. Fig. 12 und
13).
Auf derselben Welle E sitzt ferner ein Stirnrad R₁ fest, welches in die Zähne eines zweiten
solchen Rades R₂ eingreift, wodurch die
Drehbewegung von E auf die Parallelwelle E₁ übertragen wird. Am Umfange der letzteren sind
ebenfalls zwei Daumen k₁, k₁ befestigt (s. Fig. 12 und 13). Die
Stellung der sämmtlichen vier Daumen k₁, k₁ und k, k ist nun
so bemessen, daß der Daumen k auf die Stangenknagge m wirkt, wenn der Kolben P
den Anfang der Explosionskammer J überschritten hat und
die in J von den Gasrückständen ausgeübte Spannung sich
dem weiteren Niedergange des Kolbens entgegensetzt.
Ist hierdurch P fast bis zum Ende des Cylinders gelangt
und sind dadurch die Verbrennungsrückstände entfernt worden, so hat auch durch
Drehung der Welle E₁ der Daumen k₁ eine solche Stellung zum Knaggen n angenommen, daß letzterer gefaßt, die Kolbenstange zum
Aufwärtsgehen gezwungen und dadurch der Kolben P zum
Ansaugen veranlaßt wird, was so lange dauert, bis die Explosion des eingesogenen
Gasgemisches den Aufgang beschleunigt.
Der Vertheilungsschieber H ist bei diesem System nicht
ausgehöhlt, besitzt jedoch zwei Canäle (Fig. 13 in größerem
Maaßstab gezeichnet), welche beziehungsweise mit den Oeffnungen u und o im Deckel B des Schieberkastens und mit den Canälen a und e in der Cylinderwand
A in Communication gesetzt werden können.
Sobald der Kolben P bei seinem Rückgang vermöge seiner
Dicke oder Höhe die Oeffnung u geschlossen hat, welche
zum Ansaugen des Leuchtgases bestimmt ist, beginnt die Bewegung des Schiebers H nach gleicher Richtung und nachdem ferner die erste
Schieberöffnung den Canal e passirt hat, wird den
Verbrennungsrückständen der Abfluß durch die Oeffnungen a und o gestattet.
Bei der entgegengesetzten Bewegung des Kolbens wird nacheinander durch die Oeffnungen
u und o beziehungsweise
Gas und atmosphärische Luft angesogen, bis diese Canäle durch den Schieber
verschlossen werden und der Kolben den Canal e
vollständig zudeckt.
Sämmtliche Schieberbewegungen leitet ein anderes Paar kleinerer Daumen α und β (s.
Fig. 12)
ein, welche beziehungsweise auf den Wellen E₁ und E befestigt sind. Diese Daumen wirken gegen
verhältnißmäßig kleine Knaggen s und t, welche man an einer Fortsetzung p der Schieberstange q
befestigt hat.
Vergleicht man nun mit dieser im Vorhergehenden kurz erklärten Gasmaschine der beiden
Italiener Barsanti und Matteucci die schon früher in diesem Journal (Bd. CLXXXVI S. 90)
beschriebene und abgebildete Gaskraftmaschine von Otto
und Langen, so findet man allerdings, daß sich beide
auffallend gleichen, nur daß erstere – wie dieß übrigens früher auch bei der
letzteren der Fall gewesen – zur Entzündung des zu explodirenden Gasgemisches
sich des elektrischen Funkens bedient, während dieß bei der neuen Maschine von Otto und Langen mittelst
brennender Gasflämmchen geschieht, und daß jene keine so vollkommene Durchbildung in
den einzelnen Constructionstheilen zeigt wie diese.
Was die Prioritätsfrage der Erfindung der Gaskraftmaschine betrifft, so muß man mit
Rühlmann eben annehmen, daß sie von beiden Theilen,
von Barsanti und Matteucci
ebensowohl als von Otto und Langen, unabhängig von einander gemacht worden sey. Otto und Langen gebühre jedoch das doppelte
Verdienst:
1) das beiden zu Grunde liegende Princip wirklich zur Ausführung gebracht zu haben,
was seitens der beiden Italiener durchaus nicht der Fall zu seyn scheint;
2) in allen Details eine wohldurchdachte, sinnreiche Construction angeordnet und
ausgeführt zu haben, worauf die Italiener – wenigstens nach den
Patent-Zeichnungen – ebenfalls keinen Anspruch machen können.
Im Vergleiche mit den übrigen bekannten Gasmaschinen von Lenoir und Hugon
Man s. über diese beiden Gasmaschinen die Abhandlung im polytechn. Journal
Bd. CLXXXVII S. 1 (erstes
Januarheft 1868), wo auf die früheren Mittheilungen über dieselben verwiesen
ist. würde der Otto-Langen'schen Maschine schon
jetzt der Vorzug eingeräumt werden müssen, wenn nur ihre Construction bezüglich der
Schaltwerksbewegung und der Steuerungstheile nicht so complicirt wäre. Deßhalb
gelangte auch Rühlmann wie jeder andere vorurtheilsfreie
Fachmann zu dem Schlusse: „so geht die Sache noch nicht!“
„Dagegen erweckte,“ fährt Rühlmann
fort, „Hugon's Maschine, wie er sie in der
Ausstellung producirte und praktisch anwendete, schon durch den bloßen Anblick und
die große Ruhe ihres Ganges das Vertrauen der Sachverständigen, gewann noch
mehr, wenn man andauernd ihre Arbeiten beobachtete und muß daher diese vorläufig als die allein zu empfehlende
Gaskraftmaschine so lange angesehen werden, als es den HHrn. Otto und Langen nicht
gelingt, ihre Maschine zu vereinfachen, dauerhaft zu machen und überhaupt die
jetzige Construction zu vervollkommnen.“
„Ungeachtet des doppelt so großen Verbrauches an Leuchtgas, sind daher
Maschinen nach Hugon's Princip für jetzt als die einzigen zu betrachten, welche sich
ohne Weiteres in Vorschlag bringen lassen, wo man verhältnißmäßig kleine
Arbeitsleistungen (von 1/4 bis 2 Pferdekräften) bei sehr
gleichförmiger Bewegung (namentlich für unterbrochene Wirkungen) bedarf und wo aus polizeilichen oder
sonstigen Gründen die Aufstellung und das Inbetriebsetzen einer Dampfmaschine
geradezu unmöglich ist.“
Ungefähr zu dem gleichen Schlusse kommen auch die oben angeführten französischen Berichterstatter, welche sonst, man muß es
sagen, der deutschen Maschine alle Anerkennung zollen und die vollste Gerechtigkeit
widerfahren lassen.
So schließt Armengaud im Génie industriel, nachdem er die Maschine von Otto und Langen ausführlich beschrieben und
deren Vorzüge nachdrücklich hervorgehoben hat, seinen Artikel über dieselbe mit der
Bemerkung, „daß die deutsche Maschine von einer Ausführung sey, welche
hinsichtlich ihrer Organe im Allgemeinen viel zu wünschen übrig
lasse.“
„Il faut, enfin, ajouter que la machine
allemande est d'une exécution qui laisse beaucoup à
désirer dans la généralité de ses
organes.“
Auch Tresca, welcher in den Annales
du Conservatoire des arts et métiers über die Maschine von Otto und Langen und die damit
angestellten Versuche Bericht erstattete, gab, nachdem er zuvor das
Constructionssystem derselben kurz beschrieben und den verhältnißmäßig geringen
Gasverbrauch constatirt hatte, das Urtheil ab, „daß dasselbe ohne Zweifel
mit ernsten Uebelständen behaftet sey,„Ce mode de fonctionnement a sans doute
de sérieux inconvénients.“ während der günstige Gasconsum den anderen Maschinen gegenüber gerade
auf der Functionirungsweise des Systemes beruhe.“ Insbesondere
bezeichnet Tresca die discontinuirliche Wirkung der
Organe, die Anwendung der Zwischengesperre und Schaltwerke, und den Mangel an
Solidarität, welcher für
die Haupttheile der Maschine daraus resultirt, als Punkte welche sich in Zukunft
gewiß werden verbessern lassen.„L'action discontinue des organes, l'emploi
d'encliquetages intermédiaires, le défaut de
solidarité qui en résulte entre les principales
pièces de la machine, sont certainement des points qu'il
conviendra d'améliorer dans l'avenir.“
Nach solchen Urtheilen sehe ich mich nicht veranlaßt, auf die Bemerkungen der HHrn.
Otto und Langen, wozu sie
sich bezüglich einiger ganz harmloser Aeußerungen in meiner Abhandlung über die
Gasmaschinen in diesem Journal in ihrer hierauf erfolgten Erwiederung (Bd. CLXXXVIII
S. 12) bemüßigt gesehen haben, noch besonders zu antworten. Ich erlaube mir einfach
mit Rühlmann den gewiß sehr wohlgemeinten Wunsch
beizufügen, daß es den strebsamen HHrn. Otto und Langen recht bald gelingen möge, eine Gaskraftmaschine zu
liefern, welche in jeder Weise befriedigt; die Industriellen aller Länder und
namentlich die der Kleingewerbe werden ihnen dann dafür dankbar seyn.
––––––––––
Zum Schlusse möge nun noch die verbesserte Gasmaschine
Erwähnung finden, welche Kinder und Kinsey in London im vorigen Jahre sich patentiren ließen und die (nach dem
Mechanics' Magazine April 1868, S. 277) in Fig. 14 im
Aufriß und in Fig.
15 im Grundriß dargestellt ist.
Es ist dieß, wie schon aus der äußeren Form derselben hervorgeht, nichts weiter als
eine verbesserte Lenoir'sche Gasmaschine. Die
Verbesserung bezieht sich hauptsächlich auf die Erniedrigung der Temperatur im
Arbeitscylinder. Dazu haben die genannten englischen Mechaniker den Cylinder in
einem Wasserbehälter angebracht, der von einem Reservoir aus mit kaltem Wasser
gespeist wird, und dabei gerade statt Sförmiger
Leitcanäle angewendet. Ebenso haben sie den Kolben und die Kolbenstange hohl
gemacht, um auch in diesen Höhlungen das Wasser circuliren zu lassen. Durch ein
horizontales Diaphragma gelangt das Wasser durch die Röhre A in den Kreuzkopf B und zu dem Kolben, und
von da zurück durch die Kolbenstange und durch die Röhre C zu dem oberen Theil des Wasserreservoirs. Die Röhren A und C arbeiten durch in
dem Cylinderdeckel angebrachte Stopfbüchsen. Das Ausströmungsventil D ist ebenfalls hohl gemacht und durch ein Diaphragma
oder eine Querwand getheilt und wird mit Wasser von der Röhre E aus versehen, welche mit demselben ebenfalls durch eine Stopfbüchse
verbunden ist. Auf diese Weise wird der Cylinder, der Kolben und die Kolbenstange auf einer
gleichförmigen, mäßigen Temperatur erhalten, wobei nicht mehr Wasser verbraucht
wird, als nöthig ist um die Verdampfung der Schmiermittel zu verhindern. Die
Maschine verlangt dann zur Schmierung nicht mehr Oel als eine Dampfmaschine.
Die Maschine wird durch eine Mischung von atmosphärischer Luft und Steinkohlengas
gespeist. Das Gas tritt bei G mit einem entsprechenden
Druck ein und mischt sich im Inneren mit der atmosphärischen Luft, welche bei H in Folge des durch den Kolben gebildeten leeren Raumes
einströmt. Die Luft- und Gasmischung tritt dann durch die Canäle K in den Betriebscylinder, worin sie durch elektrische
Funken vom Schließungsdraht L aus entzündet wird. Die
Entzünder sind durch Drahtleitungen mit dem Vertheiler M
(auf der Treibwelle) verbunden, welcher die Leitung des elektrischen Stromes
zwischen dem Cylinder und dem Ruhmkorff'schen
Inductionsapparat abwechselnd unterbricht und wieder herstellt. Die Einrichtung
dieses Mechanismus ist in unserer Quelle nicht näher angegeben; sie ist aber
wahrscheinlich in der gleichen Weise ausgeführt, wie ich sie in der wiederholt
erwähnten Abhandlung über die Gasmaschinen auf der Welt-Ausstellung von 1867
an einer Lenoir'schen Maschine speciell beschrieben und
abgebildet habe.Man s. polytechn. Journal Bd. CLXXXVII S.
1 (erstes Januarheft 1868).
Die Gasrückstände werden bei J bei jedem Hub
ausgetrieben. Endlich bemerkt man bei n eine Röhre,
welche das kalte Wasser zurückleitet, und bei o eine
andere welche das warmgewordene Wasser wieder fortleitet.
Eine solche Maschine stehe z.B. in der Gasanstalt zu Ipswich, wo sie den Exhaustor
betreibt. Die Maschine soll mit dem Dynamometer 12 Stunden lang probirt worden seyn,
wobei sie einen Nutzeffect von 3 1/2 Pferdekräften bei einem Verbrauch von 83
Kubikfuß Gas, d. i. etwas über 2 Kubikmeter per Stunde
und Pferdekraft ergeben habe. Eine andere derartige Maschine von 3 Pferdekräften
soll eine Circularsäge von 30 Zoll Durchmesser durch ein 11 Zoll dickes Bret per Minute 8 Fuß weit betrieben haben.
(Der Schluß folgt im nächsten Heft.)