Titel: Appreturmaschine für Gewebe aller Art von Gebrüder Agnellet, Fabrikanten in Paris.
Fundstelle: Band 194, Jahrgang 1869, Nr. LXVII., S. 300
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LXVII. Appreturmaschine für Gewebe aller Art von Gebrüder Agnellet, Fabrikanten in Paris. Aus Armengaud's Génie industriel, August 1869, S. 63. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Agnellet's Appreturmaschine für Gewebe aller Art. Bei der von Gebrüder Agnellet am 18. Juli d. J.1869 patentirten Appreturmaschine geht der auf einen Zeugbaum aufgewickelte Stoff zunächst durch ein Appreturbad und wird sodann mittelst zweier endloser Ketten weitergezogen, indem sich Häkchen oder Spitzen in die Sahlleisten des Gewebes einstechen. Weiterhin werden beide Stoffseiten der Wirkung von Bürsten ausgesetzt, die in der Längsrichtung eine hin- und hergehende Bewegung erhalten und welche die Schlichte gleichmäßig vertheilen. Der Stoff geht alsdann über Platten, welche mit Gas, Dampf oder heißer Luft erwärmt werden, und wird gleichzeitig der Wirkung einer starken Ventilation unterworfen. Ein besonderer, in einiger Entfernung vom Ventilator aufgestellter Apparat spritzt in Form eines feinen Sprühregens neuerdings Appretirflüssigkeit aus, welche in ähnlicher Weise wie vorher mit Bürsten gleichmäßig vertheilt wird. Je nach der Natur des Stoffes wird er der Wirkung solcher Appretursprühapparate, der Vertheilungsbürsten, der heißen Platten und Ventilation drei auch vier Mal wiederholt ausgesetzt; nach Vollendung der Appretur wird der Stoff auf einem Zeugbaume aufgewickelt, der sich leicht aus der Maschine entfernen läßt. Um Gewebe (Linon) zu appretiren, welche in der Hutmacherei verwendet werden, gibt man nur eine Schlichtschichte und vereinigt zwei, auch drei Stofflagen. Um Lyoner Artikel, wie Tülle, Blonden, Spitzen u. dgl. zu appretiren, wird die untere Bürste, welche also auf die Unterseite des Stoffes wirkt, durch zwei kleine mit Flanell bekleidete Walzen ersetzt, deren Rotation durch die hin- und hergehende Bewegung der oberen Bürste bestimmt ist. Die Maschine hat eine große Längenausdehnung; die Breite kann je nach der Weite des Stoffes verändert werden, zu welchem Zwecke die eine Seitenwand beweglich ist und durch mechanische Vorrichtungen der festen Wand genähert oder von derselben entfernt werden kann. Die nähere Einrichtung der Maschine ist mit Hülfe der Figuren 1 bis 5 leicht kennen zu lernen. Fig. 1 stellt die Längenansicht dar; die Maschine ist stellenweise abgebrochen und ein Theil im Schnitt gezeichnet. Fig. 2 ist der Grundriß; der die Transmission tragende Kopf ist entfernt; Fig. 3 zeigt den Schnitt nach der Linie 1–2 der Figur 1, Fig. 4 einen Querschnitt durch den Kopf der Maschine; Fig. 5 zeigt im vergrößerten Maaßstab das Einstechen der Spitzen (Claviere) in die Sahlleisten. Die Maschine, welche 30 bis 40 Meter Länge haben kann, besteht aus gußeisernen Ständern S, welche durch Traversen zu einem festen Gestelle verbunden sind. Vor diesem Hauptgestell befindet sich das hölzerne Gestell b, auf welchem der Trog B für die Appretirflüssigkeit aufgestellt ist. Ueber dem Trog sind die zwei Walzen r und r¹ aufgestellt; die untere ist die Streich-, die obere die Druckwalze. Der zu appretirende Stoff z ist auf dem Zeugbaum A aufgewunden und geht über den Streichbaum a, welcher mit divergirenden Furchen versehen ist, um den dahinstreichenden Stoff stets auszubreiten. Der Streichbaum kann höher und tiefer gestellt werden. An jedem Ende des Hauptgestelles S befindet sich eine sechskantige Trommel T und T¹ (Fig. 1 und 4) zur Führung der parallelen, endlosen Ketten C. Diese bestehen aus eisernen Gliedern, welche an der inneren Seite mit kleinen Winkelstücken c mit darauf befindlichen Häkchen oder Spitzen versehen sind, die sich in die Stoffleisten einstechen. An die Träger U sind die Schienen g, g¹ befestigt, in denen die Ketten sich bewegen, und zwar zur möglichsten Verminderung der Reibung auf kleinen Rollen, welche in jedem Kettenglieds angebracht sind. Die Spitzen auf den Winkelstücken c sind durch an U befestigte gekrümmte Platten u bedeckt. Die untere Hälfte der Kette wird durch Winkelstücke C¹ unterstützt, welche auf kleinen mit den Ständern S, S¹ verbundenen Consolen ruhen (Fig. 3). Die Trommel T¹ erhält ihre Bewegung von dem auf dem Kopfe der Maschine aufgestellten Betriebsmechanismus (Fig. 1 und 4). Derselbe besteht aus einer Welle p² mit der Voll- und Leerscheibe P und P¹, welche von einem Motor aus bewegt werden. Die auf dem Ende der Antriebswelle festgekeilte Riemenscheibe P² überträgt diese Drehung auf P³, auf deren Achse ein Getriebe sich befindet, welches in das Rad P⁴ eingreift und von dem aus die Achse der Trommel T¹ in Bewegung gesetzt wird. Die Ketten C, an ihren inneren Seiten mit kleinen Stiften (sogen. Clavieren) versehen, führen also den aus dem Trog B kommenden Stoff z zwischen die Bürsten D und D¹, welche eine hinter der anderen, aber die eine über, die andere unter dem Stoffe zur gleichmäßigen Ausbreitung der Appretur vorhanden sind. Die Bürsten haben eine abwechselnd hin- und hergehende Bewegung und ihre Anordnung ist eine derartige, daß während der Wirkung der einen, die andere ihren Leerresp. Retourgang verrichtet. Es werden nämlich die Bürsten durch einen endlosen Riemen gezogen und durch die Stangen d, d' geführt, welche unter einem Winkel gegeneinander geneigt sind (Fig. 1); während somit die Bürste D mit der oberen Fläche des Stoffes in Berührung steht, ist die Bürste D¹ etwas von der unteren Stoffseite entfernt. Die hin- und hergehende Bewegung der Bürsten wird mittelst der Hebel L und L¹ erreicht; diese drehen sich um die Zapfen l, während an die Hebel L die (in Fig. 1 punktirt gezeichneten) durch die Kurbelwelle m betriebenen Bleuelstangen l¹ angreifen. Die Welle m wird durch die Kegelräder M, M¹ in Bewegung gesetzt; M¹ ist auf der Welle v aufgekeilt, welche durch die ganze Länge der Maschine läuft. Bei der Appretur von Lyoner Artikeln wird, wie schon Eingangs erwähnt wurde, die untere Bürste D¹ durch zwei kleine Flanellwalzen ersetzt, deren Drehung durch einen Riemen erzielt wird, welcher auf eine Riemenscheibe aufläuft, die auf dem Ende der einen Walze befestigt wird; die Hin- und Herbewegung der Bürste D bringt dann die Rotation der erwähnten Walzen hervor. Unmittelbar auf die Bürsten folgen die Platten E, E¹, welche zum Trocknen des Stoffes bestimmt sind. Dabei unterstützt das Trocknen der zwischen E und E¹ befindliche Ventilator F, dessen Bewegung von der Querwelle v mit Hülfe eines Riemens um die Scheiben f¹ und f erfolgt. Die Trockenplatten, welche mit Dampf, warmer Luft oder Gas geheizt werden können, sind bei der gezeichneten Anlage für eine Gasheizung eingerichtet. Es befinden sich unter den Platten E und E¹ querliegende Röhren G¹ mit einer entsprechend großen Zahl von Brennern versehen, welchen durch das Längsrohr G Gas zugeführt wird. Zur Erreichung einer höheren Temperatur wird durch die kleinen Rohre q (Fig. 3) zu beiden Seiten der Röhren G¹ Luft in genügender Menge zugeführt. Nachdem der Stoff z einmal appretirt ist, wird er ein zweitesmal denselben Operationen, jedoch etwas modificirt, unterzogen. Es wird nämlich die Schlichte nun in Form eines Sprühregens mit Hülfe eines besonders construirten ApparatesIm Princip mit der Parfümspritze übereinstimmend, wie sie z.B. in diesem Journal Bd. CLXXXIII S. 247 angeführt ist. aufgetragen. Dieser besteht aus einem Reservoir H, welches sich über die ganze Breite der Maschine erstreckt; an diesem sind (fünf) Rohransätze h angeschraubt, durch welche die bei der Oeffnung I zugeführte Appretirflüssigkeit vertheilt wird, und zwar mittelst eines genügend gespannten Luftstromes, welcher durch das Rohr J, das Querrohr J¹ und die (fünf) – nach den Mundstücken h abzweigenden – Röhrchen j zugeführt wird. Die comprimirte Luft gelangt auch durch ein Röhrchen auf die Oberfläche der Schlichtflüssigkeit; die Ableitung derselben erfolgt in Wirklichkeit durch drei im Inneren der Rohrstutzen h angebrachte Röhrchen, so daß um diese die comprimirte Luft circulirt und die austretenden Flüssigkeitsstrahlen zerstäubt. In einiger Entfernung vom beschriebenen Apparate befinden sich wieder Bürsten, wie oben zur gleichmäßigen Vertheilung der Schlichte dienend; ihre Bewegung erfolgt in analoger Weise von der Querwelle v aus. Alsdann gelangt der wieder feucht gewordene Stoff über geheizte Platten und es wiederholt sich diese Anordnung in der erforderlichen Weise. Der auf diese Art wiederholt behandelte Stoff verläßt nach dem letzten Trocknen die Ketten C, gelangt über den Streichbaum t zum Zeugbaum A' (Fig. 1 und 4), wo er aufgewickelt wird. A' ist derart gelagert, daß die Walze leicht aus der Maschine genommen werden kann; das eine Ende seiner Achse dreht sich nämlich in dem Lager m², welches auf einem Support ruht und mittelst einer Schraube befestigt ist. Verschiebt man dieses Lager m² auf dem Support, so läßt sich das andere Achsenende herausziehen. Die Drehung des Zeugbaumes A' erfolgt von der Achse p³ aus mit Hülfe der Räder r³ und r², welches letztere die Achse des Zeugbaumes vermittelst des Mitnehmers t' bewegt. Um nämlich einer Beschädigung des Stoffes bei Eintritt außergewöhnlicher Umstände vorzubeugen, ist das Rad r² nicht auf seine Achse aufgekeilt, sondern derart gegossen, daß sich an dasselbe eine Frictionsscheibe anlegen kann, welche fest auf dieser Achse sitzt; eine größere oder geringere Reibung wird mit dem Stellschlüssel R hervorgerufen. Eine ähnliche Frictionskuppelung findet sich an der Achse der Trommel T (Fig. 1 und 2). Auf der Trommelachse ist die Frictionsscheibe v' aufgekeilt, welche je nach der Stellung des Schlüssels i mehr oder weniger mit dem lose aufgeschobenen Schraubenrad V' in Verbindung kommt, in welches die Schraube ohne Ende V eingreift. Um die Ketten C genügend zu spannen, läuft die Trommelwelle T in durch Schraubenspindeln verstellbaren Lagern p, p; damit dabei der Eingriff von V und V' unverändert bleibt, ist die Schnecke V mittelst Feder und Nuth mit der Welle v verbunden. Der Antrieb dieser Längswelle v erfolgt von dem Kopf der Maschine durch Vermittlung der Kegelräder X' und X; letzteres ist auf der Welle x' fest und diese erhält ihre Drehung von der Welle p³ aus durch die Räder V³, V³ (Fig. 4). Es wurde angeführt, daß sich mit dieser Maschine Stoffe verschiedener Breite appretiren lassen, indem man die bewegliche Maschinenseite der fixen mehr oder weniger nähert. Mit Berücksichtigung der Figuren 2, 3 und 5 ist nun die Vorrichtung zur Veränderung der wirksamen Maschinenbreite resp. der Ketten C zu beschreiben. Die bewegliche Bahn g' ist auf den Supports S' befestigt, welche auf den cylindrischen Querbalken s verschoben werden können. Diese Verschiebung geschieht durch die Ketten o und o' deren je eine für einen Ständer S' vorhanden ist. Wie aus Fig. 3 zu ersehen, geht die Kette o – fest an der Schiene g – über die Leitrolle o³ zur Rolle n, welche auf die durch die ganze Länge der Maschine gehende Welle N aufgekeilt ist. Die zweite Kette o' – verbunden mit dem Support S' – geht über die Rolle o², deren Achse an der Traverse s fest ist, weiter zur Rolle n, wo das Ende umgeschlungen ist. Dreht man die Welle N nach rechts, so wird bei dieser Anordnung eine größere, im entgegengesetzten Falle eine geringere Entfernung der Kettenhäkchen resp. der wirksamen Maschinenbreite hervorgerufen. Die bis zum Kopfe der Maschine sich erstreckende Welle N erhält ihre Drehung von dem Rädervorgelege. N', welches durch eine auf den viereckigen Stift Q aufgesetzte Kurbel bewegt wird. Darüber befindet sich die Sperrvorrichtung q', um die Welle N in der gewünschten Stellung zu erhalten, welche aber von der Stoffbreite abhängt. J. Z.

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Tab. VII