Titel: | Schmiedemaschine von Bernhard Walker in Wolverhampton. |
Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. LXXV., S. 390 |
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LXXV.
Schmiedemaschine von Bernhard Walker in Wolverhampton.
Nach dem Practical Mechanic's Journal, September 1869, S.
130.
Mit Abbildungen auf Tab.
IX.
Walker's Schmiedemaschine.
Diese auf dem Copirprincip beruhende Schmiedemaschine gestattet die Herstellung von
kleinen Gegenständen nach einem gegebenen Modell, ohne die Erzeugung besonderer
Gesenke oder Stanzen nothwendig zu machen.
An dem freien Ende eines hin- und hergehenden Riegels ist anstatt einem
Obergesenk oder einer Matrize, ein Hebel drehbar befestigt. Das eine Ende dieses
Hebels trägt einen Hammer mit ebener Bahn, das andere dagegen stützt sich
ununterbrochen auf das Modell, nach welchem das Eisenstück bearbeitet werden soll.
Dieses liegt, wenn nur ein Hammer wirksam ist, auf einem Amboß; im Falle aber
mehrere, dann jedoch stets paarweise d.h. je zwei einander gegenüberliegende Hämmer
vorhanden sind, wird das Arbeitsstück geeignet zwischen den Hammerbahnen
gehalten.
In allen Fällen kommt dem Modell- und dem Schmiedestück eine gemeinsame
Längsverschiebung zu, um allmählich die ganze Form zu schmieden, da es leicht
begreiflich ist, daß der Hammer mehr oder weniger tief schlägt, wenn die Auflage des
Hammerstieles auf dem Modell verändert wird.
Fig. 12, ein
Verticalschnitt, gibt eine Idee von der Construction der Walker'schen Schmiedemaschine mit zwei unter einem rechten Winkel
gestellten Hammerpaaren R, R.
A, A sind die Obertheile der beiden Ständer, auf welchen
die zwei kreuzförmigen gußeisernen Rahmen B, B'
angeschraubt sind. Im Mittelpunkt des hinteren Rahmens B
ist in geeigneter Weise ein Zapfen C angebracht, auf
welchem sich eine hohle Achse zu drehen vermag. Auf derselben ist das Stirnrad E, das Schwungrad F und die
Antriebsscheibe G festgekeilt, ferner die Losscheibe G' auf dem noch vorstehenden Achsenende
aufgeschoben.
Das Stirnrad E greift in vier Getriebe H, welche auf den Enden der vier Kurbelwellen I aufgesteckt sind; diese finden ihre Lagerung in den
Armen der Rahmen B und B¹ und werden zufolge der Räderanordnung in eine gleichzeitig rotirende
Bewegung versetzt.
Vorn sind die Kurbelwellen – welche nach dem Patentträger aus Stahl
hergestellt werden sollen – mit einer Kurbel K
versehen; L ist der Kurbelzapfen. Dieser arbeitet in dem messingenen oder
bronzenen Gleitstück M und bewerkstelligt bei der
Rotation das Auf- und Abschieben der Gleitriegel N auf der gehobelten Vorderfläche des festen Rahmens B¹.
Das nach Innen gerichtete Ende eines jeden Gleitriegels ist gegabelt, um den Zapfen
e für den zweiarmigen Hammerhebel Q aufzunehmen. Solcher Hebel sind also vier vorhanden.
An dem vorderen Ende eines jeden derselben ist der Hammer R derart befestigt, daß er leicht ausgewechselt werden kann. Die
Druckschraube g preßt den Hammer gegen die vordere
Hebelfläche, welche mit einem Absatz h versehen ist, um
zu verhüten daß der Hammer durch die Wirkung des Schlages verstellt werde.
Nach der anderen Seite hin gehen die Hammerhebel Q durch
den Rahmen B¹ und ruhen deren abgerundete Enden
auf dem Modell S, indem sie durch die Federn T, welche in einem besonderen auf A befestigten Querrahmen liegen, stets niedergedrückt werden.
Das Modell selbst ist aus Guß- oder Schmiedeeisen hergestellt und mit dem Steg
V aus Einem. Dieser Steg verbindet, ebenso wie der
Steg Y vorn die beiden parallelen Gleitstangen w, w', zu deren Geradführung die Backen X und x' vorhanden sind.
Die oben angezeigte Längsverschiebung des Modelles und des Arbeitsstückes m wird durch den soeben geschilderten Führungsrahmen
erzielt.
Das Modell gleitet auf der Stange x, deren Ende mit dem
Kugelzapfen n im Rahmen B
befindlich ist. Das Arbeitsstück m wird während der
Wirkung der Maschine von der Zange Z festgehalten,
welche an einem Lappen des Steges Y um den Stift l drehbar angeordnet ist.
Mit der einen Hand hält der Arbeiter die Zange und mit der anderen verrückt er den
Schiebrahmen w, w' resp. das Modell S und das Schmiedestück mit Hülfe eines den Zapfen l umfassenden und am Gestell drehbar befestigten
Hebels.
Es läßt sich demnach die Wirkungsweise dieser Maschine nachstehend zusammenfassen.
Das zu formende Schmiedestück m wird mit der Zange
erfaßt und zwischen die Hammerbahnen geführt.
Beim Anlassen der Maschine wirken je zwei gegenüberstehende Hämmer gleichzeitig und
die verschiedenen Paare nach und nach. Allmählich rückt der Arbeiter, die Zange in
der einen Hand, den Verschiebungshebel in der anderen fassend, das Schmiedestück
tiefer ein, so daß jeder Theil der Länge desselben unter die Hämmer kommt, deren
Einwirkung von der Gestalt des Modelles abhängig ist.
J. Z.