Titel: | Ein Seitenstück zu Moncrieff's Laffette. |
Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. LXXVIII., S. 397 |
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LXXVIII.
Ein Seitenstück zu Moncrieff's Laffette.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Projectirte Wall-Laffette aus Schmiedeeisen.
Zur Ehre des deutschen Erfindungsgeistes, der schon so manche Idee frühzeitig
angeregt hat, welche erst weit später zur praktischen Geltung kam, möge hier auf ein
in Bd. VI des Archives für die königlich preußischen Artillerie- und
Ingenieur-Corps, also vor circa 30 Jahren mitgetheiltes
„Project zu einer Wall-Laffette aus geschmiedetem Eisen“
aufmerksam gemacht werden, welches auf die durch die Construction von Capitän Moncrieff's LaffetteBeschrieben im polytechn. Journal Bd. CXCI.
S. 133 (zweites Januarheft 1869). nunmehr zur Verwirklichung gebrachte Idee: „das Rohr durch den Rücklauf wieder unter die Brustwehrkrone zum Laden zu
versenken“ basirt wurde.
Nach einer kurzen Uebersicht über die allmähliche Ausbildung des zuerst i. J. 1666 in
der Belagerung von Candia von italienischen Artilleristen gemachten Versuches
„eine eigenthümliche Laffette für den Dienst hinter Wällen zu
haben“ durch Gribeauval und seine
Nachfolger, werden von dem leider nicht genannten Verfasser dieses Projectes für
eine allen artilleristischen Anforderungen entsprechen sollende Wall-Laffette
folgende Eigenschaften verlangt:
1) Sie muß das Einschneiden der Scharten ganz unnöthig machen, indem sie das
Geschütz so weit hinter die Brustwehr herabdringt, daß die
Bedienungs-Mannschaft vollkommen gedeckt steht; sie muß das geladene
Geschütz dann mit Anwendung der vorhandenen Menschenkraft zum Schusse wieder
über die Brustwehrkrete erhöhen, aber nur so weit, daß sie selbst noch in allen
Theilen gedeckt ist; der Rücklauf muß das Rohr wieder unter die Brustwehrkrete
zum Laden versenken. Durch diese Eigenschaft wird es möglich werden, das
Geschütz unbemerkt aufzustellen, es beliebig lange vor und zwischen den Schüssen
stehen und den Feind über das Vorhandenseyn des Geschützes in Zweifel zu lassen.
Das Aufstellen wird daher auch am Tage geschehen können.
2) Sowohl Seitenrichtung als Elevationswinkel muß leicht und so constant gegeben
werden können, daß es nur eines einmaligen scharfen Richtens, wozu die ersten
fünf Schüsse ausreichen werden, bedarf, um dann, so lange das Ziel unverändert
bleibt, keiner wesentlichen Correction zu bedürfen, damit der Feind während des
Schießens immer nur das Geschützrohr, und zwar auch dieses nur geringe Zeit vor
dem Schuß, die Mannschaft aber niemals (ausgenommen den Kopf des Richtenden bei
den ersten Schüssen) zu sehen bekommt.
3) Die Laffette muß ein weites Gesichtsfeld haben.
4) Die Laffette muß auf den schmalsten Wallgängen anzuwenden seyn, man muß sie
leicht transportiren und aufstellen können; es wird, wenn diese Bedingung
erfüllt wird, von keinem Nachtheile seyn, wenn man sie durch Auseinandernehmen
der Laffette, Transportiren der einzelnen Theile und Wiederzusammensetzen auf der neuen Stelle
zu erreichen sucht, ein Modus, den die jetzigen Laffetten nicht zulassen.
5) Die Laffette muß eine geringe Seitenfläche bieten.
6) Sie muß eben so wenige Bedienungs-Mannschaft als die jetzige
erfordern.
7) Es muß mit Auswechselung weniger Nebentheile jedes Kanonenrohr des Kalibers,
wo möglich auch die Röhre von zwei zunächst gelegenen Kalibern, darin eingelegt
werden können.
8) Der Preis der Laffette muß ein mäßiger seyn; hierbei dürften aber nicht bloß
die ersten Anschaffungskosten in Anschlag gebracht werden, sondern es würde
genügen, wenn der Preis, nachdem die Dauer der Laffette, die
Aufbewahrungskosten, die Reparaturen in Krieg und Frieden, sowie der
Materialwerth der unbrauchbar gewordenen Laffette in Anrechnung gebracht worden,
sich günstig für die neue Laffette stellte.“
Ueber die allgemeine Construction des durch die Fig. 11 und 13 in
Seiten- und vorderer Ansicht dargestellten Gestelles mit seiner Unterlage,
welche letztere Fig. 12 in Ansicht von oben giebt, sagt der Verfasser im
Wesentlichen:
„Das Gestell ist am vortheilhaftesten ein dreifüßiges. Es senkt und hebt
sich durch Bewegung eines oder zweier Füße. Die sich bewegenden Theile werden
durch eine Unterlage zu einer bestimmten Bewegung gezwungen. Man hat die Wahl,
das Gestell mit einem Fuße nach dem Wall und mit zweien nach hinten zu stellen,
oder umgekehrt. Da der hintere Theil der bewegliche seyn muß, so ist es
vortheilhafter den einen Fuß nach hinten zu stellen; die Unterlage bedarf dann
nur einer Bahn, um seine Vor- und Zurückbewegung zu regeln, und das
Wiederaufrichten geschieht gleichmäßiger, da die Kraft an einem Punkte wirkt.
Diese Unterlage muß daher die Drehungsachse der beiden Vorderfüße geben, damit
sie beim Aufrichten und Niederlegen immer genau denselben Bogen beschreiben; sie
muß ferner die Bahn für den hinteren Fuß bilden, von deren Richtung auch die
Richtung der Rohrachse, die mit ihr in einer Verticalebene liegt, abhängt; sie
muß den Gang des hinteren Fußes begrenzen, einmal beim Zurückgehen, damit das
Gestell nach dem Herabsinken eine feste Lage habe, und dann wieder beim
Vorbringen, damit der Fuß beim Schuß immer eine genaue bestimmte Stelle
einnehme, wodurch die immer gleiche Elevation des Rohres bedingt wird. Die ganze
Unterlage muß sich um einen in der Mitte der Achse der Vorderfuße gelegenen
festen Punkt drehen lassen, um der Bahn für den Hinterfuß jeden beliebigen
Winkel (innerhalb etwa 20 Grad rechts und links) gegen die Brustwehr geben zu
können.
Unter der Unterlage müssen Rippen in die Erde auf gewöhnliche Weise versenkt
werden, um das Einsinken derselben zu verhüten. Hinten liegt ein Kreisbogen mit
Eisen beschlagen, auf dem die Bahn für den hinteren Fuß leicht rechts und links
zu bewegen, und doch unverrückbar festzustellen seyn muß. Vorn muß ein Block für
den Drehungspunkt der Unterlage in den Boden eingesenkt seyn.
Das Gestell hat das Kanonenrohr an zwei Stellen zu unterstützen, in den
Schildzapfen und am Bodenstück. Da die Abweichung der Construction der
Geschützrohre, in so weit sie das Gestell angehen, nur in der Dimension der
Schildzapfen und dem Abstand ihrer Achse von der Bodenfriese hervortritt, so
werden diese beiden Unterstützungen auch den einzigen, durch verschiedene
Rohrconstruction bedingten veränderlichen Theil des Gestelles bilden. Die Lager
für die Schildzapfen müssen für das Rohr angepaßt werden, und daher für jedes
Rohr ein Paar genau passende Schildzapfenpfannen vorhanden seyn, die an das
Gestell angesetzt werden können.
Der Unterstützungspunkt des Bodenstückes, welcher zugleich die Richtmaschine
trägt, muß ebenfalls verstellbar seyn. Der obere Punkt, wo die drei Füße
zusammentreffen, also wo das eigentliche Gelenk des Gestelles ist, muß zwischen
dem Schildzapfenlager und der Basis des Gestelles liegen. Die Rohrachse wird
daher einen bestimmten Winkel mit dem hinteren Fuße bilden, der sich beim
Niederlegen durch eine Bewegung der Richtmaschine verändern muß, damit sich das
Rohr, welches ohne diese Veränderung mit der Mündung sehr hoch zu stehen kommen
würde, zum Laden nahe horizontal stellt.
Das Rohr muß also eine zweifache Bewegung vor und nach dem Schusse machen; es muß
nach dem Schuß im Ganzen abwärts sinken und dabei zum Laden eine nahe
horizontale Lage annehmen, sich also um die Schildzapfenachse drehen; es muß
dagegen zum Schuh sich wieder heben und dabei wieder durch Rückwärtsdrehung um
die Schildzapfenachse in die Elevation einfallen. Die dazu verwendbaren Kräfte
sind Pulver- und Menschenkraft; erstere muß künstlich gemäßigt, letztere
künstlich verstärkt werden.
Betrachten wir zuvörderst das Senken und Heben des Rohres im Allgemeinen, so
werden sich folgende Mittel zum Verändern der Kraft ergeben. Läßt man den
hinteren Fuß, statt auf einer horizontalen Bahn, auf einer ansteigenden
zurückgehen, so wird diese Bewegung, also das Senken des Rohres durch den
Rücklauf, erschwert, das Vorgehen des Fußes (das Heben des Rohres) dagegen
begünstigt; setzen wir durch einen hervorstehenden Theil in der Bahn dem
zurückgehenden Fuße eine Grenze und lassen wir dieses Hinderniß aus einer
zusammendrückbaren Feder bestehen, so wird diese einen Theil der Pulverkraft
absorbiren, daher die Wirkung des Fußes auf die Unterlage mäßigen, dagegen beim
Vorbringen des Fußes mit dem absorbirten Theil der Pulverkraft nur helfend
thätig werden, indem sie sich auszudehnen strebt. Bringt man endlich den
tiefsten Punkt des Fußes mit einem Gewicht, das vor dem Gestell, über einer
Rolle frei schwebend, aufgehängtäufgehängt ist, in Verbindung, so muß der Fuß beim Zurückgehen dieses Gewicht
heben, und beim Vorbringen desselben hilft es ihn mit bewegen. Wir haben also
drei Mittel, die wir beliebig modificiren können, um die Pulverkraft, welche das
Geschütz senkt, zu mäßigen, und die Menschenkraft, die es hebt, um eben so viel
zu verstärken. Die Menschenkraft kann ferner noch gesteigert werden durch
mechanische Mittel, und zwar am vortheilhaftesten durch Hebelstangen und eine an
den Vorderfüßen befestigte Winde, die gemeinschaftlich auf den tiefsten Punkt
des Hinterfußes wirken.
Da man die Füße sehr stark machen müßte, damit sie beim Senken des Rohres, wo sie
sehr spitze Winkel mit der Unterlage bilden, und wobei überdieß das Rohr trotz
der obigen Verlangsamungs-Mittel ein großes Moment der Bewegung hat, sich
nicht biegen, so muß man eine kurze senkrecht herabgehende Stütze anbringen,
welche, wenn das Rohr den tiefsten Punkt erreicht, die Unterlage trifft und es
trägt, wodurch die auf den schrägen Füßen drückende Last fast ganz aufgehoben
wird.
Gehen wir nun zur zweiten Bewegung, zur Drehung des Rohres um die
Schildzapfenachse über und betrachten wir erst die Art wie sie geschieht, und
dann die Kraft. Diese Drehung muß bedeutend seyn, und zwar in der Verticalebene
der Rohrachse, in der also auch die Stütze für das Bodenstück und zwischen
beiden die Richtmaschine liegt; da die Stütze selbst nicht Platz machen kann,
indem sie, um der Hinterwichtigkeit Widerstand zu leisten, sehr stark am
hinteren Fuße befestigt seyn muß, so muß die Richtmaschine die erforderliche
Einrichtung erhalten, um das Bodenstück herablassen und heraufheben zu können;
es kommt dabei, da kein Nachrichten statt haben soll, darauf an, daß das Rohr
nach dem Laden immer leicht und genau in die Lage gebracht wird, daß es, wenn
das Gestell aufgerichtet und der hintere Fuß bis an die vordere Grenze seiner
Bahn gerückt worden (s. oben), genau den richtigen Elevationswinkel hat. Die
Richtmaschine muß ferner horizontal auf der Stütze verschiebbar seyn, um für
verschieden lange Rohre zu passen (s. oben). Diese ganz eigenthümlichen
Bedingungen für die Richtmaschine lassen sich durch eine Einrichtung erfüllen,
welche eine Vorrichtung, ähnlich der der Wagenwinde, und eine Richtschraube
zugleich benutzt.
Die Stütze, welche die Maschine trägt, läßt einen Raum zwischen sich und dem
Bodenstück, der so groß ist, daß wenn die Richtmaschine ganz niedergelassen
wird, das Rohr beim Niederlegen des Gestelles horizontal zu stehen kommt. Die
Richtmaschine (s. Fig. 11) besteht aus
einem eisernen Kasten, in dem sich eine gezahnte Stange mittelst eines
Kurbelrades senkrecht auf und nieder bewegen läßt. Die gezahnte Stange tragt
oben eine nur wenige Zolle lange Richtschraube mit einem Griff am Kopfe. Beim
Richten wird das Rohr erst mit der gezahnten Stange bis nahe in die Elevation
gebracht und die genauere Richtung mit der Schraube vollendet, und diese dann
durch eine Frictionsschraube, welche durch die Mutter geht, festgestellt. Die
gezahnte Stange wird nach dem Schusse mit dem Kurbelrade schnell herabgewunden.
Sie kann vor dem Schusse eben so schnell wieder in ihre richtige Stellung erhöht
werden; es kommt nur darauf an, diese Stellung leicht jedesmal wiederzufinden
und sie darin festzuhalten.
Die Zahnstange wird zu diesem Zwecke mit viereckigen in gleicher Entfernung von
einander stehenden Löchern durchbrochen, welche numerirt sind. Man stellt die
Stange so, daß die richtige Elevation nahe erreicht ist, steckt durch das oben
über dem Kasten der Maschine hervorkommende Loch einen passenden Bolzen, stellt
mit der Richtschraube die Elevation genau her und befestigt die Schraube. Ist
der Schuß geschehen und das Gestell herabgesunken, so hebt man mit dem
Kurbelrade die Stange etwas, zieht den Bolzen heraus und läßt dann die Stange
unter Umdrehen der Kurbel herabsinken.
Vor dem Schusse und dem Aufrichten des Gestelles wird die genaue Richtung leicht
wieder dadurch hergestellt, daß man die Stange mittelst der Kurbel aufwärts
windet und den Bolzen in das vorige Loch steckt. Die Löcher sind an der Nummer
leicht wieder zu erkennen.
Der Kasten der Richtmaschine kann auf der oberen horizontalen Seite der Stütze
verschoben und an bestimmten Stellen daran festgestellt werden, um die Laffette
für Rohre von verschiedener Länge gleich brauchbar zu machen.“
Zur speciellen Erklärung der in den erwähnten Figuren entworfenen Constructionen,
sowie der Geschützbedienung etc. dient Folgendes:
„1) Bettung. In die Erde eingegraben wird (Fig. 11)
eine Rippe bei a, eine bei b, eine bei c, hinten eine bogenförmige
Schwelle e, f, d (Fig. 12), welche den
Radius gf hat, und so lang ist, daß <
fgd = fge = 20 Grad
wird. Diese Schwelle ist oben mit einer Eisenschiene belegt, in der sich von 4
zu 4 Zoll runde durch die Schwelle durchgehende Löcher befinden. Die
Schwelle ist horizontal gelegt und wird an den Enden und an mehreren Stellen
festgekeilt, so daß sie unbeweglich liegt. Bei g
wird ein Ständer von Holz, in dem ein 2'' starker runder Bolzen eingesetzt ist,
eingegraben und festgestampft.
2) Unterlage (Fig. 11 und 12). Sie
ist von Holz gezimmert, und besteht aus dem horizontalen Theile A, B und der unter einem Winkel von 5 Grad
aufsteigenden Bahn B, C. Die obere Fläche B, C ist mit einer aufgeschraubten Eisenbahn, welche
Fig.
14 im Durchschnitt zeigt, belegt. Bei B
ist ein bogenförmiger Vorstand an die Eisenbahn befestigt, um den Gang des Fußes
zu begrenzen, und die Bahn hat an dieser Stelle eine seichte Vertiefung, wodurch
theils der Fuß sicherer und bestimmter immer an derselben Stelle festgestellt,
theils auch die Bahn für die erste Rückbewegung steiler wird, was den Rückgang
weniger heftig macht. Bei C ist ein senkrechter
Vorstand und an diesem eine Doppelfeder befestigt. Jede Feder besteht aus drei
Lagen, die so wie an den Wagenfedern unter sich verbunden sind. Bei h sind Querbolzen in das Holz eingelassen, worin
sich beim Aufrichten des Gestelles die Hebel anlehnen, womit der Hinterfuß
bewegt wird. Bei G (Fig. 11) ist ein
Einschnitt angebracht, in welchen eine gußeiserne Rolle beweglich eingesetzt
ist, welche auf der Schiene der Bogenschwelle der Bettung ruht und die
Seitenbewegung der Unterlage erleichtert. Vorn bei A
ist eine eiserne Achse durch ein umgehendes starkes Band an den Block A, B befestigt, woran sich die Schenkel für die
Vorderfüße befinden. An dem Bande ist zugleich die Oese angebracht, in welche
der Bolzen der Bettung greift, der den festen Drehpunkt für die Unterlage giebt.
Um die Verbindung der Achse mit dem Blocke sicherer und haltbarer zu machen, ist
auf jeder Seite eine Strebe H, J angebracht. Bei K, wo der Stützpunkt des Gestelles beim Niederlegen
auftrifft, liegt eine starke Eisenplatte, welche auf den Block aufgeschraubt
ist. Alle Haupttheile der Unterlage können durch Herausnehmen der Schrauben beim
Transport getrennt werden.
3) Das Gestell. Das Gestell besteht aus dem Hinterfuß
mit Rollrad und Stütze für die Richtmaschine, den beiden Vorderfüßen mit Winde,
dem mittleren Stützfuße, den beiden Schildzapfenpfannen und den
Ober-Halbachsen der Vorderfüße, und aus den Verbindungsschrauben und
Bolzen.
a) Der Hinterfuß. Sein
Rollrad hat an der Peripherie einen Einschnitt, welcher der Form der Eisenbahn
der Unterlage entspricht. Die Achse des Rades steht zu beiden Seiten aus dem
Fuße heraus, auch sind Hakenscheiben angeschoben, um Anknüpfungspunkte für die
wirkenden Kräfte zu geben. Die Stütze für die Richtmaschine ist mit Schrauben
angesetzt, und
der Kasten der Richtmaschine um etwas auf dem vorderen Theile verrückbar.
b) Die Vorderfüße haben die in Fig. 13 gegebene
Form. Sie tragen bei L eine Winde, auf der sich zwei
Taue aufwickeln, die beim Aufrichten mittelst Haken an der herausstehenden Achse
des Rollrades des Hinterfußes befestigt werden.
In der Mitte der Winde sind zwei Rollen befestigt, über welche von den
Hakenscheiben des Hinterfußes zwei Taue gehen, die an einen unter dem Gestell
stehenden Kasten befestigt sind, der, mit Steinen oder Eisenmunition gefüllt,
das Gegengewicht giebt, welches der Fuß lüften muß beim Zurückgehen, und das
sein Wiedervorbringen erleichtert. Die Vorderfüße sind unten an der Achse der
Unterlage A, oben an den Halbachsen o, o
Fig. 13
aufgesteckt und durch Splinte oder Schrauben festgehalten.
An der Mittelstütze ist ein Ansatz angebracht, in welchen der obere Theil des
Hinterfußes paßt und mittelst eines Bolzens beweglich befestigt wird. Die obere
Verbindung der Mittelstütze m, der
Schildzapfenpfannen n, n und der beiden Halbachsen
o, o durch die gemeinsamen Bolzen sieht man in
Fig.
13.
4) Anfertigung und Preis. Die Anfertigung eines
solchen Gestelles würde wegen der starken Dimensionen der schmiedeeisernen
Theile allerdings nicht auf den Artilleriewerkstätten, wie sie jetzt begründet
sind, statt haben können; doch bieten sie, da sie massiv ausgeschmiedet und die
Bolzenlöcher später mit einer Maschine leicht und sicher gebohrt werden können,
durchaus keine Schwierigkeiten für Werke welche größere Eisenhämmer besitzen,
zumal da sie wahrscheinlich auch schon unmittelbar aus der Luppe gefrischt,
genügende Haltbarkeit haben würden. Das Rollrad würde von Gußeisen und zwar in
einer Form, die das Hartgießen der Peripherie zuläßt, gegossen. Die stabeisernen
Theile sind analog den stabeisernen Achsen zu probiren.
Die Eisentheile der 24pfündigen Laffette würden, wenn die Dimensionen wie sie die
Zeichnung giebt, genügen, etwa 36 Centner wiegen. Rechnet man den Centner
verarbeitetes Stabeisen zu 9 Thaler, so würde das Eisen der Laffette etwa 234,
und mit dem Holze 260 Thaler kosten (die jetzige hohe Rahmlaffette kostet 265
Thaler). Rechnet man, daß eine solche Laffette unverwüstlich im Frieden ist, im
Kriege zerbrechende Theile leicht durch vorräthige Stücke ersetzt werden können,
und daß auch die vollkommen unbrauchbar gewordene Laffette immer noch ihren
Werth als Rohmaterial behält, daß ferner die Aufbewahrungsräume fast ganz entbehrlich werden,
so stellt sich der pecuniäre Vortheil sehr zu Gunsten der neuen Laffette.
5) Aufstellung. Wenn auch das Gestell nicht wesentlich
leichter wird als die Gribeauval'sche Rahmlaffette,
so ist sie doch bei weitem leichter transportabel, da sie in viele einzelne
Stücke zerlegt werden kann, welche man zusammen auf einen Wagen laden oder
nöthigenfalls einzeln von Menschen tragen lassen kann.
Soll die Laffette aufgestellt werden, so gräbt man zuerst die Stücke der Bettung
ein, was weniger Arbeit und Zeit kosten wird, als bei den bisherigen
Aufstellungen. Man schraubt dann die Unterlage zusammen und legt sie mit der
Oese über den Bolzen.
Dann stellt man quer über die Unterlage zwei starke Holzblöcke, legt auf den
hinteren den Hinterfuß in seine Lage und auf den vorderen die beiden Vorderfüße,
nachdem sie an die Achse der Unterlage befestigt und ebenso die Halbachsen an
dieselbe angesteckt worden. An diese Vorderfüße befestigt man die Winde. Man
setzt den Kasten für das Gewicht vor die Vorderfüße, legt seine Taue in die
Rollen der Winde und hakt die Enden derselben in die Hinterscheiben des
Hinterfußes; der Kasten wird dadurch von der Erde aufgehoben und hängt
schwebend. Man wickelt ferner die Taue der Winde auf und hängt sie an den
Hinterfuß. Jetzt wird die Mittelstütze aufgestellt und der Hinterfuß mit ihr
verbunden. Hierauf setzt man über die Füße abermals zwei Holzböcke und an diese
eine schiefe Fläche von Balken zum Aufbringen des Rohres. Wenn dieses
heraufgerollt ist, wird die schiefe Fläche wieder fortgenommen. Man legt das
Rohr in seine richtige Lage, schiebt die Schildzapfenpfannen ein, und verbindet
nun diese Pfannen mit den Halbachsen und der Mittelstütze durch die Bolzen
unverrückbar. Jetzt wird der Kasten voll Steine oder Eisenmunition gefüllt und
das Gestell langsam aufgerichtet; sobald sich die Holzblöcke lüften lassen,
werden sie fortgenommen, und das Geschütz ist bis auf das Richten
schußfertig.
6) Bedienung. Beim Schuß fährt der Fuß zurück; seine
Geschwindigkeit wird gemildert durch die ansteigende Bahn, durch das Gewicht
welches er heben muß, wenn er etwa die Hälfte der Bahn zurückgelegt; seine
zerstörende Wirkung auf die Unterlage wird aufgehoben durch die Feder, welche er
zusammendrücken muß um das Ende der Bahn zu erreichen. Das Rohr wird nun durch
Aufwärtsdrehen der Kurbel der Richtmaschine hinten etwas gehoben, der Bolzen aus
der Stange der Maschine herausgezogen und das Bodenstück langsam durch
Abwärtsdrehen der Kurbel niedergelegt. Das Auswischen und Ansetzen geschieht
mittelst des Gelenkwischers oder besser noch mit dem auf der Marine üblichen Tauwischer, welcher
überaus biegsam und leicht zu handhaben ist. Wenn das Geschütz geladen ist, wird
das Bodenstück durch Aufwinden der Stange und Einstecken des Bolzens der
Richtmaschine wieder in die richtige Lage gebracht. Man hängt dann die Taue der
Winde in den Fußpunkt des Hinterfußes (die verlängerte Achse des Rollrades),
zwei Mann stecken ihre eisernen Handspeichen in die Löcher der Winde, zwei
fassen damit, indem sie die Hebestangen gegen die Querbolzen der Unterlage
stützen, unter die vorstehende Achse des Rollrades und indem sie nun tempomäßig
wirken, bringen sie den Hinterfuß die Bahn hinab, wobei ihnen die Absteigung der
Bahn dauernd, das Gewicht und die Feder im Anfange, wo ihre eigenen Kräfte am
ungünstigsten wirken, zu Hülfe kommen. Sobald der Vorderfuß bis an das vordere
Ende der Bahn gekommen, das Rollrad an die aufstehende Stütze stößt und in die
leichte Vertiefung einsinkt, werden die Taue der Winde vom Hinterfuße losgehakt
(die des Gewichtes bleiben für immer befestigt) und das Geschütz ist zum Schuß
fertig.
Das Richten geschieht bei den ersten 5 bis 6 Schüssen. Die Seitenrichtung wird
durch Verschiebung des hinteren Theiles der Unterlage auf der Bodenschwelle
erhalten; sobald die Seitenrichtung gefunden ist, steckt man in die zwei
zunächst liegenden Löcher der Schwelle verticale Bolzen, welche bis in die Erde
unter der Schwelle eingetrieben werden. Zwischen diese Bolzen und die
Seitenwände der Unterlage werden eiserne flache Keile eingetrieben, um die
Unterlage unverrückbar festzustellen.
Die Elevation wird im Groben erst mit der Zahnstange der Richtmaschine genommen,
um erst das Loch, durch welches der Querbolzen zu stecken ist, zu finden. Die
feinere Richtung giebt dann die kurze Schraube.“
Wir sehen also hier ein wohlgeordnetes Ganzes vor uns, welches einer der praktischen
Durchführung ganz von selbst entspringenden Vervollkommnung gewiß würdig gewesen
wäre.
Stade, im März 1869.
Darapsky.