Titel: | Ueber die chemische Untersuchung von Fleischextract; von E. Reichardt in Jena. |
Autor: | Eduard Reichardt [GND] |
Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. CV., S. 506 |
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CV.
Ueber die chemische Untersuchung von
Fleischextract; von E. Reichardt
in Jena.
Reichardt, über die chemische Untersuchung von
Fleischextract.
Kurz nach der Beendigung der Untersuchung von Bouillontafelmasse aus RußlandMan s. dieses Journal Bd. CXCIII S.
311 (zweites Augustheft 1869). wurde ein Fleischextract behufs Prüfung seiner Reinheit übergeben, welches
aus der Fabrik des Hrn. Buschenthal in Montevideo direct
gesendet war und für dessen Vertrieb jetzt ein Generalagent in Leipzig in Person des
Hrn. Emil Meinert gewonnen ist.
Da die Untersuchungen noch nicht häufig veröffentlicht sind, so hoffe ich, ein
größeres Interesse damit zu verbinden, um analoge Prüfungen zu veranlassen.
Das Extract von Buschenthal und Comp. war von sehr dicker Consistenz und besaß den bekannten Geruch und
Geschmack, wie sie demjenigen der Compagnie Fray Bentos
eigen sind. Wiederholte Prüfungen durch den Gebrauch in Wirtschaften ergaben den
gleichen vortrefflichen Geschmack.
In Alkohol lösliche Theile.
3,9060 Grm. wurden mit 83procent. Alkohol behandelt und gaben 0,7570 Grm. unlöslichen
Rückstand = 19,24 Proc., oder es waren in Alkohol von 83 Proc. löslich 80,76 Proc.
des Fleischextractes.
4,7215 Grm. Extract, aus einem zweiten Gefäße entnommen, hinterließen 0,8860 Grm. in
Alkohol von 83 Proc. unlösliche Theile = 18,76 Proc., oder in diesem Alkohol waren
löslich 81,24 Proc.
Liebig verlangt mindestens 60 Proc. in Alkohol von 80
Proc. lösliche Theile; eine Probe Extract der Compagnie zu Fray Bentos ergab mir bei
dieser Prüfung 81,5 Proc. lösliche Stoffe.
Wassergehalt.
2,0685 Grm. Extract verloren bei dem Trocknen bei 110° C., bis kein weiterer
Gewichtsverlust mehr eintrat, 0,3300 Grm. Wasser = 16,0 Proc.
4,5200 Grm. Extract, mit Quarzsand gemengt und bei 120° C. getrocknet,
verloren 0,7700 Grm. Wasser = 17,0 Proc.
Das Extract der Compagnie zu Fray Bentos ergibt bei 110° C. getrocknet,
gewöhnlich einen Verlust von 16,0 Proc. Wasser.
Fett und Eiweiß.
Nach den Anforderungen Liebig's darf überhaupt kein Fett
in dem Fleischextracte enthalten seyn.
12,040 Grm. Extract gaben an Aether nur 0,022 Grm. = 0,2 Proc. lösliche Stoffe ab,
welche großentheils flüchtige Säuren waren.
Eiweiß konnte überhaupt nicht nachgewiesen werden.
Stickstoff.
Vogel fand in Extract der Compagnie zu Fray Bentos 9,51
Proc. Stickstoff; das Extract der HHrn. Buschenthal und
Comp. ergab:
0,354 Grm. = 0,035 Grm.
Stickstoff = 9,99 Proc.
0,293 „ =
0,028 „
„ =
9,56 „
Asche.
10,0570 Grm. Extract hinterließen bei sorgfältigem Veraschen 2,1590 geschmolzene
Asche = 21,36 Proc.
Die Asche in dem Liebig'schen Fleischextracte beträgt nach
den eigenen Angaben Liebig's 18 Proc.; eine Probe der
Compagnie zu Fray Bentos hier untersucht ergab 20,1 Proc.
Die Bestandtheile der Asche des Fleischextractes sind namentlich phosphorsaure Salze
und Alkalien; unter letzteren muß das Kali bedeutend vorwalten.
Extract der Compagnie zu Fray Bentos ergab bei meinen Untersuchungen 5,51 Proc. Kali
und 0,77 Proc. Natron (auf das Extract bezogen); dasjenige von Buschenthal erwies 9,0 Proc. Kali und 2,3 Proc. Natron.
Phosphorsäure wurde von Vogel in dem sogen. Liebig'schen Extracte 2,76 Proc. gefunden; das Extract
Buschenthal ergab 6,1 Proc.
Die Hauptmerkmale der Reinheit des Fleischextractes liegen nach Liebig in der Lösung der Bestandtheile in 80procentigem Alkohol, dem
Wassergehalte, der Abwesenheit von Eiweiß und Fett. Diese sämmtlichen Prüfungen
erweisen bei dem von Buschenthal fabricirten Extracte die
völlig gleichen Verhältnisse wie bei dem Extracte der Compagnie zu Fray Bentos;
ebenso stimmt die Menge des Stickstoffes mit den Angaben von Vogel überein, so daß an der Reinheit des Fabricates von Buschenthal nicht gezweifelt werden kann.
Nach den mir gegebenen Notizen ist diese Fabrik in Montevideo im Stande große Massen
Fleischextract zu liefern, und so begrüßen wir diese neue Quelle eines jetzt schon
so bedeutungsvollen Genußmittels sehr gern, namentlich, da in Deutschland selbst,
wie erwähnt bei Hrn. Emil Meinert in Leipzig, ein
Generaldepot errichtet worden ist.