Titel: | Verfahren zur chemischen Analyse der Milch; von E. H. von Baumhauer. |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. XLIX., S. 179 |
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XLIX.
Verfahren zur chemischen Analyse der Milch; von
E. H. von
Baumhauer.
Aus den Archives Néerlandaises, t. IV,
1869.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
v. Baumhauer, Verfahren zur Analyse der Milch.
Vor etwa zehn Jahren veröffentlichte ich die Resultate einer langen Reihe von
Untersuchungen über die Zusammensetzung der Kuhmilch in den Niederlanden und zwar
nicht allein der Milch im Zustande der Reinheit, wie die Kuh sie gibt –
sowohl im Winter im Stalle, als auch im Sommer auf der Weide –, sondern auch
der Milch wie die Lieferanten sie an die Bewohner unserer großen Städte verkaufen.
Ich wies in dieser Arbeit nach, daß die einzige Verfälschung der Milch in den
Niederlanden im Abrahmen und in der Verdünnung mit Wasser besteht; dieser Betrug
wird aber bisweilen in so großartigem Maaßstabe ausgeführt, daß mehr als die Hälfte
der als Milch verkauften Flüssigkeit aus absichtlich zugesetztem Wasser besteht, und
zu dieser Verfälschung nehmen die Milchverkäufer in Amsterdam ein schmutzig
gelblich-braunes Wasser, um die eigenthümliche durch Wasser hervorgerufene
Bläuung der Milch zu maskiren.
Bei der Mittheilung dieser Untersuchungen, welche sich auf mehr als 150 verschiedene
Proben von Milch erstreckten, machte ich auch eine neue Methode zur Bestimmung der
wesentlichen näheren Bestandtheile dieser Flüssigkeit bekannt, welche sich durch die
Genauigkeit der durch sie erhaltenen Resultate und ihre rasche Ausführbarkeit allen
denjenigen empfiehlt, welche viele Milchanalysen auszuführen haben, wie z.B. den
Sachverständigen welche bei gerichtlichen Klagen wegen Milchverfälschung zugezogen
werden.
Da die hauptsächlichste Verfälschung, welche die Milch erleidet, im Wegnehmen des
Rahmes und Zusetzen von Wasser besteht, so glaubte man, daß die Bestimmung des
Rahmgehaltes mittelst des Cremometers oder des Lactoskops, in Verbindung mit der
Bestimmung des specifischen Gewichtes mit Hülfe des Aräometers genügend sey, um
nicht allein mit Sicherheit darüber entscheiden zu können, ob die Milch überhaupt
eine solche Verfälschung erlitten habe, sondern auch um bestimmen zu können, in
welchem Maaße das Abrahmen und die Verdünnung stattgefunden hat.
Was die Bestimmung des specifischen Gewichtes allein betrifft, so ist es (obgleich
dieselbe in manchen Ländern die einzige von der Polizei angewendete
Untersuchungsmethode bildet) einleuchtend, daß uns diese Probe nicht viel nutzen
kann, da die Milch eine Lösung von Substanzen ist, welche specifisch schwerer als
das Wasser sind, eine Lösung in welcher Rahm- oder Fettkügelchen suspendirt
sind, deren specifisches Gewicht geringer als das des Wassers ist, woraus nothwendig
folgt, daß abgerahmte und mit Wasser verdünnte Milch dasselbe specifische Gewicht
besitzen kann wie eine rahmreiche und von jedem Wasserzusatze freie Milch.
Bei meinen im Nachstehenden specieller zu besprechenden Untersuchungen suchte ich
hinsichtlich der folgenden drei Punkte in's Klare zu kommen:
1) Vermag das Aräometer das specifische Gewicht der Milch
genau anzugeben?
2) Läßt sich aus dem specifischen Gewichte der abgerahmten Milch die Menge der in ihr
aufgelösten Substanzen mit Sicherheit erkennen?
3) Gibt das Cremometer und das Lactoskop die Menge der in der Milch suspendirten Fettkügelchen mit
Sicherheit an?
Als ich die erste dieser Fragen in Angriff nahm, hatte ich natürlich alle Aräometer
mit constanter Belastung im Auge, welchen Namen sie auch haben und mit welcher
Graduirung sie versehen seyn mögen.
Ich bemerkte soeben, daß uns die Aräometer für sich allein, ohne gleichzeitige
Bestimmung des Rahmgehaltes, über die Natur der rahmhaltigen Milch nicht viel
Aufschluß geben können; wir müssen aber noch weiter untersuchen, ob nicht noch
anders Gründe vorliegen, welche die Anwendung der Aräometer zur Untersuchung der Milch wenig
empfehlenswerth machen.
Zunächst kennen wir den Ausdehnungs-Coefficienten
der Milch nicht; die von einigen Beobachtern auf experimentellem Wege hergestellten
Tabellen über die Ausdehnung dieser Substanz durch Wärme verdienen kein großes
Vertrauen, da, wie wir später sehen werden, das Verhältniß zwischen den in Lösung
vorhandenen Stoffen in den verschiedenen Proben von Milch bedeutend variirt. Man ist
deßhalb bei Anwendung des Aräometers genöthigt, stets bei einer und derselben
Temperatur zu arbeiten.
Außerdem ist noch ein Umstand zu berücksichtigen, in Folge dessen die Angaben des
Aräometers bezüglich der Milch sehr leicht zu fehlerhaften Resultaten führen können,
namentlich wenn man nicht mit der äußersten Sorgfalt zu Werke geht. Taucht man
nämlich das Aräometer in eine Flüssigkeit und überläßt es sich selbst, so sinkt es
zu einer größeren Tiefe ein, als zu der bei welcher es nach einigen Oscillationen
stehen bleibt und bei welcher man die Scala abliest. Nun ist die Milch eine mehr
oder weniger dickliche Flüssigkeit und sobald die Scala des Aräometers von derselben
benetzt wurde, bleibt an derselben eine ziemlich bedeutende Menge haften, wodurch
das Gewicht des Instrumentes sehr variabel wird. Die von mir über diesen Gegenstand
angestellten Untersuchungen haben bewiesen, daß man auf diese Weise Fehler machen
kann, die so groß sind, daß sie einer Differenz von auf und ab 5 Proc. Wasser in der
Milch entsprechen. Uebrigens sind diese Fehler offenbar um so größer, je kleiner das
Volum des Aräometers im Verhältnisse zum Durchmesser des Halses ist, so daß sie bei
dem von A. Chevallier construirten kleinen Galaktometer,
von welchem dieser und O. Reveil so viel Lobeserhebungen
machen,Notice sur le lait. Paris, 1856. bedeutender seyn müssen als bei den größten der hier zu Lande gebräuchlichen
Milchwaagen.
Durch Bestimmung des specifischen Gewichtes verschiedener Proben von Milch,
einerseits mittelst einer hydrostatischen Wägung und andererseits sowohl mit dem Chevallier'schen Galaktometer, als mit einem Geißler'schen Aräometer welches bei einem Volum von
ungefähr 50 Kubikcentimeter einen Hals von höchstens 3 Millim. Durchmesser hat,
überzeugte ich mich, daß die Angaben dieser beiden Instrumente nur in sehr
unvollkommener Weise mit den Ergebnissen der hydrostatischen Wägung übereinstimmen.
Dieß gilt sowohl für die abgerahmte, als auch, und zwar in noch höherem Grade, für
die rahmhaltige Milch, bei welcher letzteren noch ein anderer Umstand hinzukommt, in Folge
dessen die aräometrische Bestimmung ungenau ausfallen muß. Eine solche Milch bildet
nämlich eine Flüssigkeit, die specifisch schwerer ist als Wasser, in welcher aber
leichtere Kügelchen vertheilt sind, die zur Oberfläche emporzusteigen streben. Wir
haben hier demnach, obgleich in geringerem Grade, den Vorgang in einer klebrigen
Flüssigkeit, welche Luftblasen eingeschlossen enthält; da nämlich diese Bläschen
sich an die untere Fläche des eingetauchten Körpers ansetzen, so muß die Bestimmung
des specifischen Gewichtes nothwendig fehlerhaft werden. Wir werden später sehen,
daß dieser Fehler bei der Bestimmung der Dichtigkeit von Milch, welche stark
geschüttelt wurde, bedeutender ausfallen muß.
Ich habe ferner gefunden, daß bei der abgerahmten Milch das (übrigens mit der größten
Sorgfalt bestimmte) specifische Gewicht in gar keinem bestimmten Verhältnisse zur
Summe der gelösten Bestandtheile steht; für die rahmhaltige Milch versteht sich dieß
von selbst.
Die Dichtigkeit der abgerahmten Milch zeigt die Summe der in ihr gelösten Substanzen
deßhalb nicht an, weil die relative Menge des Milchzuckers, des Caseins, des
Extractivstoffes und der unorganischen Salze bei der Milch von verschiedenen Kühen
nicht dieselbe bleibt.
Meine Versuche haben auch bewiesen, daß zwischen den Angaben des Cremometers oder des
Lactoskops und dem Gehalte der Milch an durch Aether extrahirbarem Fett nur sehr
wenig Beziehung stattfindet. Dieß ist auch natürlich, namentlich bei Milch welche
auf einige Entfernung transportirt und daher eine längere oder kürzere Zeit
gerüttelt und geschüttelt worden ist.
Bevor wir weiter gehen, müssen wir einen Augenblick beim Butterschlagen uns aufhalten, um einen allgemein verbreiteten Irrthum
hinsichtlich des Vorganges bei dieser Operation zu bekämpfen.
Die meisten Landwirthe glauben, daß die Butter sich durch das Schlagen nur dann
abscheidet, wenn die Milch sauer ist; der Chemiker
dagegen weiß sehr wohl, daß auch süße Milch beim Schlagen Butter gibt. Man nimmt
aber an, daß während dieses starken Schüttelns mit Luft die Milch sauer wird und daß
die gebildete Milchsäure die membranöse Hülle der Milchkügelchen auflöst, deren in
Freiheit gesetzter Inhalt sich dann zu Buttermassen vereinigen kann.
Die nachstehenden Versuche stellen es außer Zweifel, daß diese Anschauungsweise
unrichtig ist.
Die zu diesen Experimenten benutzte Milch war Morgens um viereinhalb Uhr auf einer
Weide in der Nähe von Amsterdam mit Beobachtung der Vorsichtsmaßregel gemolken
worden, daß der Eimer sehr nahe an die Striche gehalten wurde, um die Bildung von Schaum
möglichst zu vermeiden; dann war diese Milch in zwei Eimern unter Vermeidung jeder
Erschütterung bis zum Laboratorium getragen worden. Sie zeigte neutrale Reaction,
wenigstens in den ersten Secunden ihres Contactes mit dem Reagenspapier; später trat
saure Reaction ein.Meiner Ansicht nach ist es bei der Untersuchung der Milch bezüglich ihrer
Wirkung auf Reagenspapier absolut nothwendig, die in den ersten Secunden
sich zeigende Reaction zu berücksichtigen, weil bekanntlich die Milch, wenn
sie in dünnen Schichten mit der Luft in Berührung kommt, sehr bald sauer
wird. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist es diesem Umstande zuzuschreiben,
daß die Angaben verschiedener Beobachter über die Reaction der Milch nicht
übereinstimmen. Ich nahm nun mehrere Flaschen von je zwei Liter Fassungsraum und goß in jede
derselben 1 Liter Milch. In die eine Flasche goß ich einige Tropfen Milchsäure, so
daß deren Inhalt von vorn herein saure Reaction zeigte. Die in einer zweiten Flasche
enthaltene Milch erhielt keinen Zusatz. Der Inhalt einer dritten wurde mit einigen
Tropfen einer Lösung von kohlensaurem Kali versetzt, so daß sie schwach alkalisch
reagirte; doch hatte sich diese Milch nach kurzer Zeit zur sauren Reaction
umgewandelt, und unmittelbar nach dem Butterschlagen war sie neutral geworden. Die
in einer vierten Flasche enthaltene Milch wurde mit bedeutend mehr kohlensaurem Kali
versetzt, so daß sie nach dem Buttern noch alkalisch reagirte. Die Milch hatte eine
Temperatur von 21° C. Diese vier Flaschen wurden von vier Mann eine Minute
lang gleich kräftig geschüttelt, dann hingestellt. An den Wandungen sämmtlicher
Flaschen zeigten sich körnig-warzenförmige Absätze, ein Zeichen der
beginnenden Abscheidung von Butter. Bei der mikroskopischen Untersuchung erschienen
diese Körner wie große Fetttropfen von ovalen oder unregelmäßigen, gewöhnlich
maulbeerförmigen Umrissen, welche sich zwischen zwei Glasplatten zerdrücken ließen.
Hierauf wurden die Flaschen wiederum eine Minute lang geschüttelt. Die an den
Flaschenwandungen abgesetzten körnigen Bildungen hatten sich bei allen vier Gefäßen
gleichmäßig vergrößert, und dieselbe Erscheinung zeigte sich bei jedesmaliger
Wiederholung des Schütteins. Nach dem zehnten, eine Minute langen Schütteln waren
die Granulationen ziemlich umfangreich geworden, und nach der achtzehnten Minute
zeigten sich in jeder der vier Flaschen kleine gelbe Buttermassen von Erbsengröße.
Diese Butterausscheidung war in sehr befriedigender Art vor sich gegangen, sowohl in
Hinsicht auf Quantität, wie auf Qualität. Wie bereits bemerkt, zeigte die in der
dritten Flasche enthaltene Milch nach dieser Operation neutrale, in der vierten
alkalische Reaction. Die aus diesen Flaschen herausgenommene Butter zeigte bei der
mikroskopischen Prüfung ganz dasselbe Ansehen wie die nach dem ersten
minutenlangen Schütteln abgesetzten Granulationen. In der vom Fette befreiten Milch
(Buttermilch) waren die sehr kleinen Kügelchen noch in großer Menge vorhanden; die
Anzahl der großen Kügelchen dagegen hatte sich sehr vermindert. Dieser von Jedermann
leicht zu wiederholende Versuch beweist meiner Ansicht nach, daß von einer Auflösung
der Hüllen der Fettkügelchen durch die entstandene Milchsäure nicht die Rede seyn
kann; auch wird durch dieses Experiment die nur auf sehr schwache Beweise sich
stützende Annahme der Existenz dieser membranösen Hüllen ziemlich erschüttert.
Meine Ansicht über den Proceß des Butterschlagens ist folgende. Durch die der zu
butternden Milch mitgetheilte heftige Bewegung stoßen die Milchkügelchen mit einer
gewissen Kraft an einander und verschmelzen bei geeigneter Temperatur zu den
maulbeerförmigen Klümpchen, aus denen die gelbe Butter, wie man sie zu erhalten
strebt, besteht. Jede Bauersfrau weiß, daß sie, wenn die Milch zu kalt ist, Stunden
lang schlagen kann, ohne daß Butter sich ausscheidet; sie gießt dann zu der Milch
oder zu dem von derselben abgeschöpften Rahm etwas heißes Wasser. In diesem Falle
sind die Milchkügelchen zu hart, fast krystallinisch, so daß ihr gegenseitiges
Verschmelzen nicht erfolgen kann. Andererseits müssen wir die Frage aufstellen,
welcher Vorgang stattfindet, wenn die Milch zu warm ist, wie dieß zuweilen im
Sommer, und im Winter nach dem Zusatze einer zu beträchtlichen Menge heißen Wassers
der Fall ist. Die Butter ist dann „verbrannt,“ wie die Landleute sagen, es bilden sich kleine
Körner, die Butter will sich nicht zu kleinen Klümpchen zusammenballen und gibt eine
weiße, undurchsichtige, sehr weiche Masse, welche in der Kälte zwar mehr Härte
annimmt, aber nicht gelb und durchscheinend wird. Dieß rührt davon her, daß die
Fettsubstanz durch die Wärme geschmolzen ist; die Tröpfchen vereinigen sich zu
Tropfen, können sich aber nicht zu Klümpchen aggregiren, weil unter derartigen
Umständen durch das Butterschlagen eine Emulsion erzeugt wird. Es kommt zuweilen
vor, daß es ungeachtet aller Bemühung den Landleuten nicht gelingen will, in der
gewohnten regelmäßigen Weise Butter zu erhalten; sie schreiben dann dieses Mißlingen
allerhand zum Theil sehr seltsamen Ursachen zu. Eine gehörige Benutzung des
Thermometers würde sie vor derartigen Unannehmlichkeiten schützen. Die Temperatur,
bei welcher man gute und schöne Butter erhält, liegt innerhalb sehr enger Grenzen;
wiederholte Versuche, bei denen ich auch Buttermaschinen
benutzte, haben mich überzeugt, daß diese Temperatur zwischen 20 und 22° C.
liegt. Wenn der Butterfabrikant, anstatt heißes oder kaltes Wasser fast auf's
Gerathewohl zuzusetzen, beim Buttern beständig diese Temperatur zu erhalten sich die Mühe geben
wollte, so würde er sich viel Verdruß ersparen.Die Abhandlung des Hrn. v.
Baumhauer über seine Methode zur Analyse der Milch, welche
wir hier in Uebersetzung aus dem Jahrgang 1869 der von ihm herausgegebenen
Archives Néerlandaises des Sciences
exactes et naturelles mittheilen, ist ein Resumé der Untersuchungen über die Milch, welche derselbe
schon vor zwölf Jahren angestellt und im Jahrgang 1858 der Verhandlungen und
Mittheilungen der königl. niederländischen Akademie der Wissenschaften
veröffentlicht hat. Ein Auszug seiner
betreffenden Abhandlungen, welcher im Jahrgang 1861 des Journals für praktische Chemie (Bd. LXXXIV S.
145) erschien, enthält auch die oben mitgetheilte Theorie des Butterns, welche mit der von Hrn. Prof. Fr. Knapp im Jahrgang 1869
des polytechn. Journals aufgestellten übereinstimmt. In letzterer Hinsicht
hat Hr. Prof. Knapp
der Redaction folgende Erklärung zur Aufnahme mitgetheilt:„In Bd. CXCII S. 491. dieses Journals ist von mir, gelegentlich
einer Discussion über das Verfahren von Mège-Mouriès zur Verseifung von Talg im
Zustande der Emulsion, eine Erklärung über die Abscheidung der Butter
aus der Milch und deren Bedingungen gegeben worden. Zur Zeit der
Veröffentlichung des experimentellen Beweises dieser Erklärung ist mir
nicht bekannt gewesen, daß Hr. v. Baumhauer bereits im Jahre 1861
dieselbe Erklärung und zwar auf Grund von Schlußfolgerungen aufgestellt
hat, zu denen er durch den Nachweis des Nichtvorhandenseyns der bis
dahin angenommenen Hüllen der Butterkügelchen geführt wurde. Der Grund
meines Uebersehens liegt darin, daß ich damals, weil mir die
Originalabhandlung nicht zur Hand war, die Jahresberichte verglich. Nun
gibt sowohl der Jahresbericht von Kopp und
Will als auch der von R. Wagner den Inhalt der Untersuchung v.
Baumhauer's
über die Prüfung der Milch, ohne aber der darin niedergelegten Erklärung
des Butterns zu erwähnen, obwohl diese in dem von Erdmann's Journal für praktische
Chemie Bd. LXXXIV S. 150 gebrachten Auszug in ihrem ganzen Umfang
reproducirt ist.Fr. Knapp.“
Außer den bisher angeführten Versuchen habe ich noch zwei andere ausgeführt. Ich nahm
zwei Flaschen welche Milch enthielten und brachte in die eine schwefelsaures Natron,
in die andere Kochsalz, und zwar beide Salze in solcher Menge, daß nach dem einige
Zeit fortgesetzten Schütteln ein wenig von denselben ungelöst zurückblieb. Nachdem
die Milch, deren Temperatur bedeutend gesunken war, wieder auf 21° C. erwärmt
worden, wurden beide Flaschen in der vorhin angegebenen Weise eine bestimmte Anzahl
von Minuten lang geschüttelt; es zeigte sich, daß der Zusatz dieser Salze keinen
merklichen Einfluß auf die Abscheidung der Butter hatte.
Ein letzter Versuch wird auf das Deutlichste zeigen, weßhalb die Angaben des
Cremometers uns keinen Aufschluß geben können, sobald die Milch geschüttelt worden
ist, daher dieses Instrument in großen Städten, wohin die Milch oft aus meilenweiter
Entfernung auf stark stoßenden und schaukelnden Fuhrwerken transportirt wird, gar
keinen Dienst leisten kann.
Ich füllte ein Cremometer mit nicht geschüttelter Milch, ein zweites Instrument
derselben Art mit Milch, welche eine Minute, ein drittes mit Milch, welche zwei Minuten
lang geschüttelt worden war, und so fort. In den Cremometern welche eine nur wenige
Minuten lang geschüttelte Milch enthielten, bildete sich sehr bald eine deutlich
getrennte Rahmschicht, welche 1 bis 2 Procent des Volums einnahm und unter der ich
am folgenden Morgen eine zweite Schicht fand, welche ein ganz anderes Ansehen zeigte
als die obere; in der 10 Minuten und länger geschüttelten Milch dagegen hatten sich
schon in dem Augenblick wo sie in die Cremometer gegossen wurde, Klümpchen gebildet,
welche auf der Oberfläche schwammen und in einem Instrumente 2 bis 3, in einem
anderen 11 bis 12 Procent des Inhaltes einnahmen. In sämmtlichen Cremometern bildete
sich bei ruhigem Stehen eine zweite Rahmschicht, welche um so schwächer erschien, je
länger die Milch geschüttelt worden war. Natürlich wichen die Angaben der Cremometer
von einander sehr ab; während die nicht geschüttelte Milch 8 1/4 zeigte, markirten
die übrigen Proben zwischen 10 und 6.
Aus dem Vorhergehenden ergibt sich meiner Ansicht nach auf das Unzweideutigste, daß
man durch die Bestimmung des specifischen Gewichtes der Milch und die Bestimmung des
Rahmgehaltes derselben mit Hülfe des Cremometers oder Galaktoskops den Grad ihrer
Verfälschung durch Abrahmen sowohl, als durch Wasserzusatz, keineswegs mit einiger
Sicherheit zu beurtheilen im Stande ist. Höchstens können diese Bestimmungen dazu
dienen, einen Wasserzusatz von 10, 20, 30 und 40 Procent und ein sehr weit
getriebenes Abrahmen nachzuweisen; in gewissen Fällen wird uns sogar, wenn das zum
Verdünnen der Milch verwendete Wasser (wie in Amsterdam) brackisch ist, die Kenntniß
des specifischen Gewichtes noch weit weniger Aufschluß über die Zusammensetzung und
somit den Werth der Milch geben können.
Der Hauptgrund, weßhalb man zur Nachweisung einer Verfälschung nicht die vollständige
Analyse der Milch vornimmt, liegt darin, daß diese Analysen, wenn sie irgend
nutzbringend seyn sollen, in großer Anzahl ausgeführt werden müssen, und daß jede
viel Zeit und Arbeit erfordert. Deßhalb sind mehrere Chemiker auf den. Gedanken
gekommen, einen von den Hauptbestandtheilen der Milch auf eine rasch ausführbare, dabei aber doch
hinlänglich genaue Weise zu bestimmen, um daraus auf den Grad der Verfälschung zu
schließen, den die Milch erlitten haben kann. So hat Marchand ein Lactobutyrometer construirt, in
welchem ein bestimmtes Volum Milch, mit einer Spur von Natronlauge versetzt, mit
ihrem gleichen Volum Aether geschüttelt wird, wornach man noch ein gleiches Volum
Alkohol zusetzt, von Neuem schüttelt und mäßig erwärmt. Nach der Angabe Marchand's ist die Butter in diesem
Gemisch ganz
unlöslich und sammelt sich an der Oberfläche desselben in einer Schicht, deren Dicke
man auf dem graduirten Cylinder abliest.
Reveil und Chevallier gehen
von der Idee aus, daß der Lactingehalt der Milch
hinlänglich constant ist; sie erhitzen demnach die zu prüfende Milch bis zum Sieden,
versetzen dieselbe nach der von Struckmann
(chemisch-pharmaceutisches Centralblatt, 1855 S. 695) angegebenen Methode,
mit einigen Tropfen Essigsäure und erhalten, zufolge ihrer (von ter Kuile bestätigten) Angabe auf diese Weise eine
wasserklare Flüssigkeit, in welcher sie den Milchzuckergehalt nach der Methode von
Barreswil bestimmen. Ich habe dieses Verfahren
wiederholt probirt; obschon ich aber die Bedingungen des Versuches verschiedentlich
modificirte, auch die Menge und die Natur der Säure (Essigsäure, Schwefelsäure,
Salzsäure, Oxalsäure, Weinsäure) mehrfach abänderte, gelang es mir doch nie, eine
klare Lösung zu erhalten. Dieselbe war vielmehr gewöhnlich sehr trübe; in den
günstigsten Fällen blieb sie opalisirend, so daß sie zur Bestimmung des Zuckers
mittelst der Kupferlösung oder des Polarisationsapparates nicht verwendet werden
konnte.
L. Ladé
Schweizerische Zeitschrift für Pharmacie, 1852. empfiehlt, den Caseingehalt der zu prüfenden
Milch mittelst einer titrirten Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul zu
bestimmen; E. Monier
Comptes rendus, 1858, t. XLVI p. 256; polytechn. Journal
Bd. CXLVII S. 453. empfiehlt zu demselben Zwecke eine titrirte Chamäleonlösung. Ist es aber
wohl möglich, aus der Bestimmung eines der Bestandtheile der Milch auf die
Veränderungen zu schließen, welche mit dieser Flüssigkeit vorgenommen worden sind?
Sämmtliche Beobachter haben gefunden, daß der Buttergehalt der Milch, für dieselbe
Kuh, sehr schwankend ist; dasselbe läßt sich, wenn auch in geringerem Grade, von den
in der Milch gelösten Substanzen sagen. Der relative Gehalt an Milchzucker und
Casein zeigt, wie sich aus meinen Untersuchungen ergibt, bei den verschiedenen
Proben von Milch sehr bedeutende Abweichungen. Demgemäß muß sich die Beurtheilung
einer Milch nicht auf die Bestimmung nur eines ihrer wesentlichen Bestandtheile,
sondern von mehreren derselben stützen.
Aus demselben Grunde muß ich auch – entgegen der Ansicht mehrerer Chemiker,
welche darin das sicherste Mittel zur Nachweisung einer Verfälschung der Milch durch
Wasser sehen – die ausschließliche Bestimmung der nicht flüchtigen
Bestandtheile der Milch mißbilligen. Wenn gleich ich diese Bestimmung in Verbindung
mit derjenigen des Fettes und außerdem, in zweifelhaften Fällen, mit der des Zuckers oder des
Caseins, für die einzig gute Methode der Milchprüfung halten.
Die Bestimmung der nicht flüchtigen Bestandtheile der Milch war jedoch bisher eine
sehr zeitraubende und mit vielen Schwierigkeiten verbundene Operation, so daß es
unmöglich war, eine große Anzahl derartiger Untersuchungen binnen kurzer Zeit und
mit der erforderlichen Genauigkeit auszuführen. Die nun zu beschreibende Methode
hilft diesem Mangel in der Folge ab.
Bekanntlich bildet sich beim Verdampfen der Milch (selbst wenn sie nicht bis zum
Kochen erhitzt wird, sondern z.B. im Wasserbade) auf ihrer Oberfläche ein sehr
festes Häutchen, welches die weitere Verdampfung verhindert; nimmt man dieses
Häutchen weg, so entsteht rasch ein neues, und so fort. Dasselbe besteht aus Casein,
welches von Fett durchdrungen ist. Ist es durch beständiges Umrühren und Zerreißen
der Fetthäutchen, sobald sie sich bilden, anscheinend gelungen, die Milch zur
Trockne zu verdampfen, so ist der Rückstand in Wirklichkeit seines Wassergehaltes
noch keineswegs gänzlich beraubt; er muß nun bei einer 100° C. übersteigenden
Temperatur getrocknet werden.
Die meisten Chemiker empfehlen, dabei eine Temperatur von 105° C. anzuwenden.
Will man aber das Austrocknen fortsetzen, bis zwei auf einander folgende Wägungen,
welche jedesmal nach einem eine Stunde lang fortgesetzten Trocknen bei 105°
C. vorgenommen werden, keinen Gewichtsverlust mehr zeigen, so findet man daß der
Rückstand, namentlich an den Rändern, sich bald dunkelbraun färbt, und daß es fast
unmöglich ist, zwei mit einander übereinstimmende Wägungen zu erzielen, da die
entstandene braune Substanz (wahrscheinlich Caramel) in hohem Grade hygroskopisch
ist. Mit Wasser behandelt, gibt der Rückstand eine braune Lösung. Man sieht also,
daß das Gewicht des auf diese Weise erhaltenen Rückstandes die Summe der festen
Bestandtheile der Milch keineswegs ausdrückt. Die von Haidlen angegebene Methode, welche darin besteht, der zu verdampfenden
Milch ein Fünftel ihrer Gewichtsmenge Gyps, welcher bei
100° C. getrocknet worden, zuzusetzen, vermindert den erwähnten Uebelstand
etwas, beseitigt ihn aber nicht ganz, auch enthebt sie den Chemiker nicht der
Nothwendigkeit, die Flüssigkeit während der ganzen Dauer des Abdampfens (also
während mehrerer Stunden) umrühren zu müssen. Ueberdieß kann dieses Verfahren zu
groben Fehlern Anlaß geben, sobald der Gyps nicht ganz rein oder nicht mit großer
Sorgfalt getrocknet ist. Denn wurde beim Trocknen desselben eine zu hohe Temperatur
angewendet, so verwandelt er sich in Anhydrit, und dieser nimmt, sobald er mit Wasser in Berührung kommt,
wieder Krystallisationswasser auf. Aus diesem Grunde empfahl Wicke den Gyps durch schwefelsauren Baryt zu ersetzen, welcher, nachdem er
durch Erhitzen zum Rothglühen vollständig von Wasser befreit worden, von Neuem mit
Wasser behandelt und dann bei 105° C. getrocknet werden kann, ohne eine
Gewichtsveränderung zu erleiden. An Stelle dieser beiden Substanzen empfiehlt C. Brunner
Polytechn. Journal Bd. CXLVII S.
132.
Holzkohle in Form von grobem Pulver zu nehmen; gegen die
Anwendung dieses Körpers muß ich mich aber entschieden aussprechen, da die Holzkohle
bekanntlich den organischen Substanzen gegenüber nicht als indifferenter Körper
betrachtet werden kann. Die Substanz, welche in jeder Hinsicht am besten geeignet
ist, der Milch beigemengt zu werden, um das Abdampfen derselben zu erleichtern, ist
unbestreitbar die von Otto
Annalen der Chemie und Pharmacie, April 1857, S. 60. angewandte, nämlich reiner, mit Salzsäure gewaschener Sand.
Nachdem ich mich durch zahlreiche Versuche überzeugt hatte, daß die Bestimmung der
nichtflüchtigen Bestandtheile der Milch mittelst einer der im Vorstehenden
angegebenen Methoden nicht nur in Bezug auf die Zuverlässigkeit des Resultates viel
zu wünschen übrig läßt, sondern auch viel zu viel Zeit erheischt, als daß dieselbe,
wenn Hunderte von Milchproben zu untersuchen sind, jemals angewendet werden könnte,
kam ich auf den Gedanken, daß sich der Zweck erreichen ließe durch Anwendung einer
porösen, ganz indifferenten Masse, welche eine bestimmte und nicht zu geringe Masse
Milch zu absorbiren vermag, ohne den geringsten Theil davon ablaufen zu lassen. Die
so getränkte Substanz mühte einem Strome trockener Luft, zunächst bei einer wenig
erhöhten, dann bei einer Temperatur von etwas über 100° C. ausgesetzt werden;
in Folge der außerordentlichen Zertheilung der Milch würden sich Häutchen, die nach
dem Trocknen den Durchgang der Luft durch die poröse Masse verhinderten, nicht
bilden können. Die Gewichtszunahme dieser Masse würde die Summe der nichtflüchtigen
Bestandtheile der Milch repräsentiren.
Meine ersten Versuche zur Verwirklichung dieser Idee waren fruchtlos. Der angerührte
und wieder erstarrte Gyps absorbirt fast gar keine Milch, selbst wenn man ihm vor
dem Gießen Bimssteinstücke einverleibt. Der Bimsstein ist so leicht zerbrechlich,
daß sich die Stücke nicht handhaben und trocknen lassen, ohne daß sich etwas Pulver
von ihnen ablöst. Von den verschiedenen Sandsteinsorten, welche ich versuchte, war keine hinreichend
porös. Hierauf ließ ich aus sehr porösem Thon kleine Becher mit starken Wandungen
brennen; aber auch diese waren nicht porös genug; der Rahm blieb zum großen Theile
auf der Oberfläche zurück und bildete nach dem Trocknen eine für die Luft
undurchdringliche Schicht.
Häufig ist das einfachste Mittel dasjenige, an welches man zuletzt denkt; so gieng es
auch hier. Ich fand schließlich daß Sand, welcher zunächst mit Salzsäure gehörig
gewaschen, dann stark ausgeglüht wird – und den man in ein wohl getrocknetes
(nicht in einem Trichter befindliches) Papierfilter bringt, welches man frei
aufhängt, so daß die ganze Oberfläche des Papieres der Einwirkung der Luft
ausgesetzt ist – die Substanz ist, welche wegen ihrer chemischen Indifferenz
dem Zwecke am besten entspricht. Die mit der Ausführung dieses Verfahrens
verbundenen kleinen Schwierigkeiten wurden leicht überwunden und ich glaube
versichern zu können, daß diese Methode eine ausgedehnte Anwendung in der Chemie
finden kann, namentlich in der physiologischen Chemie, wo man häufig mit allerhand
Schwierigkeiten zu kämpfen hat, sobald Lösungen pflanzlicher und thierischer Stoffe
(wie z.B. bei der Analyse von Blut, Galle, Harn etc.) ganz zur Trockne abzudampfen
sind.
Man muß zu diesem Zwecke recht reinen und weißen Sand auswählen; noch besser würde
Pulver von farblosem Quarz seyn. Derselbe wird mit Salzsäure digerirt, dann mit
Regenwasser, hierauf mit destillirtem Wasser ausgewaschen, bis er nicht mehr sauer
reagirt. Nach dem Trocknen wird der Sand in einem ganz reinen bedeckten hessischen
Tiegel erhitzt, und während er noch rothglühend ist, aus einiger Höhe auf eine
reinlich abgewischte Steinplatte geschüttet, damit die beim Glühen verkohlten
organischen Substanzen auf ihrem Wege durch die Luft verbrennen können. Vor dem
vollständigen Erkalten wird dieser Sand in reine, gut zu verschließende und zuvor
erwärmte Flaschen gefüllt und bis zum Augenblicke des Gebrauches in denselben
aufbewahrt.
Das Filtrirpapier wird in runde Scheiben von 10 bis 12 Centim. Durchmesser
zerschnitten, gleichfalls mit Salzsäure und mit Wasser gewaschen, dann in einem
Strome trockener Luft, dessen Temperatur zuletzt auf 110° C. erhöht wird,
getrocknet und in weithalsigen, mit Kautschukstopfen verschlossenen Flaschen
aufbewahrt.
Eine runde Scheibe von Kupferblech (Fig. 6), welche auf Füßen
von 10 Centimet. Höhe ruht, ist mit zehn, zwölf oder einer größeren Anzahl runder
Oeffnungen versehen, welche 5 Centimeter Durchmesser haben und in einigem Abstande
von einander angebracht sind. In diese Oeffnungen hängt man Ringe, welche aus einem
massiven Glasstabe
angefertigt sind und einen Durchmesser von ungefähr 4 Centim. haben, während der
Durchmesser des Glasstabes etwa 3 Millimet. beträgt. Diese Ringe ruhen durch drei
kleine, an der Lampe angelöthete gläserne Haken auf der Kupferplatte. Später
ersetzte ich diese gläsernen Hakenringe durch solche aus gebranntem Thon. In jeden
dieser Ringe steckt man ein in gewöhnlicher Weise vierfach zusammengelegtes Filter
und füllt es bis auf 1/2 Centim. unterhalb des Randes mit Sand, was in sehr kurzer
Zeit bewerkstelligt werden kann. Neben jeder Oeffnung ist zur Bezeichnung derselben
eine laufende Nummer in die Scheibe eingeschlagen; in ihrer Mitte ist letztere mit
einem hölzernen Griffe versehen, mittelst dessen sie nebst den mit Sand gefüllten
Filtern mit einer Hand emporgehoben werden kann; außerdem ist sie in der Nähe ihres
Randes mit einem kleinen Loche versehen, welches zur Aufnahme der Kugel eines
Thermometers dient.
Als Heizapparat benutzt man ein Bad aus Kupfer mit doppelten Wandungen, zwischen
welchen Paraffin enthalten ist. In dieses Bad legt man eine oder zwei von den vorhin
beschriebenen Kupferplatten, welche wir „Träger“ benennen
wollen. Fig. 6
zeigt das mit zwei über einander liegenden Trägern A und
B versehene Paraffinbad; jeder dieser Träger ist mit
zehn Oeffnungen versehen, so daß man zwanzig Filter gleichzeitig einsetzen kann. Der
Deckel schließt das Bad genau und ist in seiner Mitte mit einem kleinen Tubulus
versehen, welcher, mit Holz eingefaßt, auch als Handgriff dient und mit einer Woulf'schen Flasche C
verbunden ist, in welcher sich der Wasserdampf condensirt und die mit einem
kräftigen Aspirator (wie ich ihn in den Archives
Néerlandaises, t. I p. 191 beschrieben
habe) in Verbindung steht. Der Deckel ist noch mit einer zweiten Oeffnung versehen,
in welcher das Thermometer befestigt wird, dessen Kugel man durch die in beiden
Trägern vorhandenen Oeffnungen bis zu den Spitzen der unteren Filter hinabführt. In
dem mit Paraffin gefüllten Raume befindet sich ein zweimal unter rechtem Winkel
gebogenes kupfernes Rohr, welches mit dem einen Ende in der Mitte des Luftbades
mündet, und dessen anderes Ende am Schlusse der Operation mit einem Apparate
verbunden wird, in welchem die Luft über Schwefelsäure oder Chlorcalcium
austrocknet.
Man nimmt nun so viel kleine (gläserne) Kolben und Trichter, als man Analysen
auszuführen hat; die Kolben müssen bis zu einer am Halse angebrachten Marke genau
100 Kubikcentimeter enthalten; die am Rande abgeschliffenen Trichter (Fig. 7) werden
mit einer Glasplatte bedeckt. Beide sind in fortlaufender Reihe numerirt. Die
Trichter werden von solcher Größe gewählt, daß die auf ihren Hakenringen
angebrachten Filter frei
darin hängen, und dabei zwischen der Glasplatte und dem oberen Trichterrande noch
ein Raum von 1/2 Centimeter bleibt; mit dem Trichterhalse ist (wie Fig. 7 zeigt) ein mit
Quetschhahn versehenes Kautschukrohr verbunden. Endlich bedarf man noch so vieler
Exsiccatoren, als man Analysen auszuführen beabsichtigt, falls ein gemeinsamer
Exsiccator für so hygroskopische Substanzen wie den festen Rückstand der Milch nicht
zur Verfügung steht. Ich wende als Exsiccator (oder Kühler) ein Becherglas an, in
welchem ein als Halter für den oben erwähnten Hakenring bestimmter Triangel
befestigt ist; auf dem Boden dieses Glases befindet sich Chlorcalcium und mittelst
eines Kautschukstopfens wird es bedeckt und verschlossen.
Das Verfahren bei der Analyse der Milch ist folgendes.
Nachdem die Filter mit Sand gefüllt worden, stellt man sie auf den Träger und erhitzt
sie im Paraffinbade eine halbe Stunde lang auf 110° C.; nachdem sie in den
Exsiccatoren erkaltet sind, wägt man sie nach einander, wozu man sie auf ein kleines
Becherglas mit abgesprengtem Boden setzt, dessen Ränder eben geschliffen sind (Fig. 8). Bei
meinen Untersuchungen wog das Becherglas nebst dem Ringe und dem mit Sand gefüllten
Filter zwischen 68 und 75 Grammen. Nach beendigten Wägungen nimmt man mittelst einer
Pipette 10 Kubikcentimeter von jeder der zu untersuchenden, vorher auf 15° C.
gebrachten Milchproben und gießt dieselben auf eines der Filter, unter Beobachtung
der Vorsichtsmaßregel, daß die ganze Oberfläche des Sandes, mit Ausnahme des äußeren
Randes benetzt wird.
Der auf dem Filter befindliche Sand vermag mehr als 10 Kubikcentimeter Milch zu
absorbiren, so daß die Spitze des Filters fast nie feucht wird; nur wenn ich mit
Milch zu thun hatte, welche mit ihrem gleichen Volum Wasser verdünnt war, kam es
zuweilen vor, daß einige Tropfen Flüssigkeit durch das Filter abflossen. Ist dieses
der Fall, so nimmt man ein neues Filter und bringt nur 5 Kubikcentimeter Milch in
dasselbe; dann fügt man, wenn die Filter beinahe trocken geworden sind, die übrigen
5 Kubikcentimeter hinzu und setzt das Austrocknen fort. Bei meinen Analysen habe ich
beständig mit 10 Kubikcentimeter Milch operirt und die Resultate auf 1000
Volumtheile, also auf 1 Liter, berechnet; ich glaube daß dieses Verfahren
rationeller ist, als die Angabe der Zusammensetzung nach Gewichtsprocenten, da die
Milch nicht nach dem Gewichte, sondern nach dem Maaße verkauft wird.
Sind nun die Filter sämmtlich mit Milch beschickt, so wird der Träger in das Bad
gestellt, dieses auf ungefähr 60 bis 70° C. erhitzt und auf dieser Temperatur
so lange erhalten, als der den Apparat durchziehende Luftstrom noch Wasser absetzt.
Hierauf läßt man bei ermäßigter Aspiration vorher ausgetrocknete Luft eintreten und
steigert die Temperatur des Apparates allmählich bis 105° C., auf welchem
Punkte man sie wenigstens eine halbe Stunde lang läßt. In 4 bis 5 Stunden ist die
Austrocknung gänzlich vollendet, ohne daß man sich um den Proceß weiter zu kümmern
braucht, als daß man von Zeit zu Zeit den Thermometerstand beobachtet. Dann werden
die Filter eine Stunde lang in den oben erwähnten Exsiccator (Kühler) gebracht, und
hierauf von Neuem gewogen. Das bei der zweiten Wägung erhaltene Mehrgewicht
repräsentirt die Summe der nicht flüchtigen Milchbestandtheile. Größerer Sicherheit
halber kann man den Träger noch eine Stunde lang in das auf 105° erhitzte
Paraffinbad zurückbringen, neuerdings eine Stunde lang (im Exsiccator) erkalten
lassen und nochmals wägen, um sich zu überzeugen daß vollständige Austrocknung
stattgefunden hat. Wenn man indessen genau nach meiner Vorschrift operirt, so wird
man stets finden daß die neue Wägung bis auf 1, höchstens 2 Milligrm. (auf und ab)
das Resultat der vorhergegangenen liefert. Insbesondere ist zu beachten, daß man die
Filter nicht zu früh aus dem Exsiccator (Kühler) nimmt, weil der Sand seine Wärme
schwierig verliert.
Es ist ferner von großer Wichtigkeit, während des Verdampfens die Temperatur nicht
über 70° C. steigen zu lassen, bevor die Filter trocken sind, da, wenn man
die feuchten Filter sofort auf 100° erhitzt, ihre Ränder sich rasch
gelblichbraun färben, wogegen diese Erscheinung nicht eintritt, wenn das Austrocknen
bei niedrigerer Temperatur geschieht. Ist die Masse einmal trocken, so erträgt sie,
ohne sich zu bräunen, eine Wärme von 105° C. Auf diese Thatsache hatte schon
Otto aufmerksam gemacht.
Als Beispiel will ich die Resultate einer Untersuchung mittheilen, welche zur
Controllirung meiner Methode mit Eselinnenmilch aus einer Stallung zu Amsterdam
ausgeführt wurde.
Drei getrocknete Sandfilter, welche in Grammen wogen:
1) 74,883
2) 71,577
3) 71,338
wurden jedes mit 10 Kubikcentimeter Milch beschickt, dann von
Neuem getrocknet. Die Wägungen ergaben:
1)
75,981,
folglich
nicht
flüchtige
Substanzen
1,098
Grm.
2)
72,672,
„
„
„
„
1,095
„
3)
72,438,
„
„
„
„
1,100
„
Nachdem dann die Filter eine Stunde lang in das Paraffinbad gebracht worden und eine Stunde
im Exsiccator (Kühler) geblieben waren, erhielt ich nachstehende Zahlen:
1) 75,980
2) 72,672
3) 72,438
Daraus ergibt sich, daß das zweite Austrocknen nicht nöthig war.
Zur Bestimmung des Fettgehaltes verfährt man in folgender
Weise.
Nachdem die Filter in die Trichter (Fig. 7) gesteckt worden,
füllt man diese mit wasserfreiem Aether, hält sie eine halbe Stunde lang
geschlossen, öffnet hierauf die Quetschhähne und läßt den Aether ablaufen; man
wiederholt diese Operation zweimal, wascht die Filter noch ein paarmal mit Aether,
stellt sie dann auf den Träger und bringt sie zum Austrocknen in das Paraffinbad.
Für jedes Filter sind nicht ganz 100 Kubikcentimeter Aether erforderlich. War die
erste Trocknung der Milch gut ausgeführt worden, so fließt der Aether klar und
farblos wie Wasser ab.
Nr. 1 und 2 wurden auf diese Weise behandelt, dann in gewohnter Art getrocknet und
dem Abkühlen überlassen. Bei der Wägung erhielt ich:
Nr.
1)
75,775,
folglich
Verlust
0,206
Nr.
2)
72,460,
„
„
0,212
Die Filter wurden nochmals jedes mit etwa 100 Kubikcentimeter Aether ausgewaschen,
von Neuem getrocknet und dem Abkühlen überlassen; die Wägung gab:
Nr. 1) 75,775
Nr. 2) 72,460
Demnach war sämmtliche Fettsubstanz schon durch die erste Behandlung mit Aether
aufgelöst worden.
Einige Chemiker empfehlen, die ätherische Lösung in gewogenen Schalen zu verdunsten,
den Rückstand bei 100° C. zu trocknen und ihn dann zu wägen. Ich kann diesem
Verfahren nicht beistimmen, sowohl wegen des Verlustes, welcher dadurch
herbeigeführt werden muß, daß die ätherischen Lösungen sich stark an den Wandungen
der Abdampfschalen hinaufziehen, als auch wegen der von mir beobachteten Thatsache,
daß das auf diese Weise bei 100° getrocknete Fett theilweise verdampft, was
sich sowohl durch den Geruch, als durch die Entwickelung weißer Dämpfe verräth.
Zur Bestimmung des Milchzuckergehaltes verfährt man auf
dieselbe Weise wie bei der Bestimmung des Fettgehaltes, nur daß man hier heißes
Wasser anstatt des Aethers anwendet; das ablaufende Wasser wird in den kleinen Kolben
aufgesammelt, von denen weiter oben die Rede war. Nimmt man ungefähr 90
Kubikcentimeter Wasser und gießt dieselben allmählich in kleinen Quantitäten auf, so
hat man mehr als zum vollständigen Extrahiren des Zuckers erforderlich ist. Das
Casein ist jedoch in Wasser nicht ganz unlöslich, weder im kalten noch im heißen, so
daß die Filter bei Wiederholung der Behandlung mit Wasser noch an Gewicht verlieren.
Die letzte Flüssigkeit enthält aber keinen Zucker mehr, wovon ich mich durch
Versuche überzeugt habe.
Nr. 1 und Nr. 2 auf diese Weise behandelt, gaben nach dem Trocknen und Abkühlen beim
Wägen:
Nr.
1)
75,035;
Verlust
0,740.
Nr.
2)
71,730;
„
0,730.
Nach abermaliger Behandlung mit 100 Kubikcentimeter heißen Wassers erhielt ich durch
darauf folgendes Trocknen und Abkühlen:
Nr.
1)
75,011;
Verlust
0,764.
Nr.
2)
71,714;
„
0,746.
Endlich, nach einer dritten Behandlung, kam ich zu folgendem Ergebniß:
Nr.
1)
75,004;
Verlust
0,771.
Nr.
2)
71,700;
„
0,760.
Wenn das erste Austrocknen gehörig bewerkstelligt wurde, so sind die wässerigen
Lösungen ganz klar und farblos.
Die von der ersten Behandlung herrührende wässerige Lösung wurde, nachdem sie in dem
kleinen tarnten Kolben, welcher sie aufgenommen hatte, auf 15° C. erkaltet
war, genau auf das Volum von 100 Kubikcentimeter gebracht und dann ihr Zuckergehalt
mittelst der Mulder'schen Probeflüssigkeit bestimmt.
10 Kubikcentimeter der Probeflüssigkeit mit 10 Kubikcentimeter Wasser verdünnt,
erforderten:
Nr.
1)
5,25 und 5,30
wässerige
Lösung,
Nr.
2)
5,35 und 5,30
„
„
Das von der zweiten Behandlung herrührende Wasser wurde dann zu 5 Kubikcentimeter der
Probeflüssigkeit hinzugefügt. Beim ersten Kochen fand eine Reduction nicht Statt;
bei Fortsetzung des Siedens trat sie ein, jedoch so schwach, daß die Flüssigkeit,
selbst nachdem das sämmtliche von der ersten und zweiten Behandlung herrührende
Wasser, d.h. etwa 400 Kubikcentimeter, zugegossen worden war, noch stark blau
gefärbt blieb. Die beobachtete Wirkung muß dem Casein zugeschrieben werden, welches
bei längerem Kochen gleichfalls eine geringe Menge Kupferoxyd reducirt.
Ich stellte mit dieser Eselinnenmilch auch eine cremometrische Probe an, welche 3
Volumprocente gab.
Das Galaktometer zeigte in der normalen Milch auf der gelben Scala 110, und in der
abgerahmten Milch auf der blauen Scala 107 an.
Wie bei allen meinen anderen Analysen bestimmte ich auch die Aschenbestandtheile
dieser Eselinnenmilch, indem ich 10 Kubikcentimeter von derselben in einen kleinen
Platintiegel brachte und mit einigen Tropfen Essigsäure versetzte (was zur
Vermeidung der Bildung von Häutchen, sonnt zur Beschleunigung der Verdampfung sehr
zu empfehlen ist), dann im Wasserbade verdampfte und bei Weißgluth einäscherte, was
sehr leicht von Statten ging. Ich erhielt dabei 0,0355 Grm. Asche.
Den Ergebnissen dieser Analyse zufolge – welche ich hier nur als Beispiel
mitgetheilt habe, um die Genauigkeit der Methode ersichtlich zu machen –
enthält die Eselinnenmilch also im Liter:
Fettsubstanz
20,9
Grm.
Milchzucker
61,5
„
andere in Wasser lösliche Stoffe
12,0
„
in Wasser unlösliche Substanzen.
15,3
„
mineralische Bestandtheile
3,5
„
––––––––––
Da die Milch ein Gemisch von verschiedenen nicht flüchtigen Substanzen und Wasser
ist, ein constantes Gewichtsverhältniß zwischen diesen Substanzen aber nicht
obwaltet, so läßt sich ihre durchschnittliche Zusammensetzung nur durch die Analyse
zahlreicher Proben unverfälschter Milch bestimmen, welche aus verschiedenen Gegenden
und von unter verschiedenartigen Verhältnissen sich befindenden und mit
verschiedenartigem Futter genährten Thieren stammt.
In meiner Abhandlung: Over de keuring der koemelk en over de
melk in Nederland
Verslagen en mededeelingen der Koninklijke Akademie
der Wetenschappen, Abtheilung der physikalischen Wissenschaften,
Bd. VIII S. 145. habe ich die Zusammensetzung zahlreicher Proben von Kuhmilch angegeben,
welche ich aus verschiedenen Theilen des Landes erhalten hatte und die sowohl die
Milch im reinen Zustande repräsentirten, als auch in dem Zustande wie sie an die
Städter verkauft wird. Von diesen Proben habe ich diejenigen zwanzig, welche ich als
direct von der Kuh herrührend erhielt, in Tabelle I zusammengestellt, obgleich ich
nicht verbürgen kann, daß die erhaltenen Resultate genau die wahre Zusammensetzung
der Milch ausdrücken, da ich nicht weiß, ob alle im Euter enthalten gewesene Milch
vollständig ausgemolken worden ist; denn die beim Melken zuletzt erhaltene Milch ist
bekanntlich butterreicher als diejenige welche die Kuh bei jedesmaligem Melken im Anfange gibt.
Diese zwanzig Milchproben sind sämmtlich Wintermilch, stammen somit von Thieren ab,
welche im Stalle gefüttert sind. Bezüglich mehrerer derselben wurden mir
nachstehende Mittheilungen gemacht.
Nr. 1. Milch von einer Kuh welche 3 Wochen vorher gekalbt hatte und mit Heu und
Leinkuchen gefüttert worden war.
Nr. 3. Milch von einer Kuh mit dem vierten Kalbe; dieselbe hatte am 17. Januar, drei
Wochen vor Ausführung der Analyse, das letztemal gekalbt und Heu, Leinkuchen und
gelbe Rüben zum Futter erhalten.
Nr. 6. Gemisch der Milch von acht, am Morgen gemolkenen Kühen, welche Heu,
Kartoffelschalen, Malz und Leinkuchen erhalten hatten.
Nr. 7. Gemischte Milch von sieben Kühen; Futter: Heu, Leinkuchen und gelbe Rüben.
Nr. 8. Mittagsmilch von einer Kuh; Futter: Heu und Turnips.
Nr. 9. Milch einer um 7 Uhr Morgens gemolkenen Kuh: Futter: Turnips, Häckerling und
Feldbohnenmehl.
Nr. 10. Um 8 Uhr Morgens gemolkene Milch von einer Kuh, welche nur Heu als Futter
erhalten hatte.
Nr. 11. Gemischte Milch von vier Kühen, welche Morgens sechs Uhr gemolken waren und
zusammen als tägliches Futter erhielten: 3 Kilogr. Repskuchen, 6 Kilogr.
Schwarzbrod, 8 Kilogr. Kleie und Weizenmehlabgang, 12 Liter kleine Kartoffeln, 12
Stück Runkelrüben und außerdem Heu und Stroh.
Nr. 12. Um 7 Uhr Morgens gemolkene Milch einer Kuh, welche mit Heu, Stroh,
Steckrübentraut und einem aus Kartoffeln und zerschnittenen Steckrüben
zusammengekochten und mit Repskuchenschlempe versetzten Sude gefüttert wurde.
Nr. 13. Milch von einer um 7 Uhr Morgens gemolkenen Kuh, welche reichlich Heu, wenig
Stroh und eine Schlempe aus Colzakuchen mit gequetschten Runkelrüben oder Turnips
erhielt.
Nr. 14. Mittagsmilch von einer Kuh, welche Morgens 6 Uhr, Mittags und Abends 6 Uhr
gemolken wurde. Die Kuh hatte fünf Wochen vorher gekalbt. Das Futter derselben
bestand hauptsächlich in Heu, Rüben und einer geringen Menge Leinkuchen; außerdem
erhielt sie nebenbei Küchenabfälle, z.B. Kartoffelschalen, Kohlblätter u.s.w. Es ist
zu bemerken, daß sich im Cremometer der Rahm von der Milch nicht abscheiden
wollte.
Nr. 15. Um 8 Uhr Abends gemolkene Milch einer Kuh, welche 6 1/2 Uhr Morgens, Nachmittags 1
Uhr und Abends 8 Uhr gemolken zu werden pflegte und die vier Wochen vorher gekalbt
hatte. Das ihr gereichte Futter bestand in Heu, Mohrrüben, Wasserrüben nebst
täglich. einem halben Repskuchen, Kartoffelschalen, anderen Küchenabfällen und
Schlempe von einer mit Dampf betriebenen Kartoffelbranntwein-Brennerei.
Nr. 16. Um 7 Uhr Morgens gemolkene Milch von einer Kuh, welche Morgens 7 Uhr, Mittags
und Abends 6 Uhr gemolken wurde und Ende Novembers gekalbt hatte. Ihr Futter bestand
in Heu, Hafer und Haferstroh, einem halben Repskuchen und Runkelrüben.
Nr. 17. Abendmilch und Nr. 18 Morgenmilch derselben Kuh, und zwar derjenigen welche
unter allen im ganzen Stalle die meiste Milch gab; das
ihr gereichte Futter bestand in Heu.
Nr. 19 Abendmilch und Nr. 20 Morgenmilch derselben Kuh, und zwar derjenigen deren
Milch als die beste galt, und welche ebenfalls
ausschließlich mit Heu gefüttert wurde.
––––––––––
Um bezüglich der mittleren Zusammensetzung der Milch noch zuverlässigere
Anhaltspunkte zu erhalten, wurde die Milch von fünf Kühen eines Gutes zu Ouderkerk
bei Amsterdam zehn Monate hintereinander untersucht und zwar von dem Zeitpunkte an
wo sie kalbten, was im Winter stattfand, bis zum darauf folgenden Monat October, wo
sie wieder in den Stall kamen. Das Stallfutter bestand in Heu und Leinkuchen; auf
der Weide genossen die Thiere nur Gras. Im Stalle wurde 6 Uhr Morgens und
Nachmittags 4 Uhr, im Freien Morgens 3 Uhr und Nachmittags 4 Uhr gemolken; dabei war
man besorgt, daß die zur Untersuchung bestimmte Milch von der gesammten Menge der
jedesmal gemolkenen weggenommen wurde. Sowohl die Morgenmilch als die Abendmilch
wurde jede für sich untersucht.
Die fünf Kühe, deren Milch untersucht wurde, waren folgende:
A, 4 Jahre alte Kuh, welche dreimal gekalbt hatte.
B, 6 Jahre alte Kuh, welche viermal gekalbt hatte.
C, 4 1/2 Jahre alte Kuh, welche dreimal gekalbt
hatte.
D, 4 Jahre alte Kuh, welche dreimal gekalbt hatte.
E, 4 1/2 Jahre alte Kuh, welche dreimal gekalbt hatte.
Dieselbe fiel Mitte Juni in Folge von Krankheit und wurde durch eine andere ersetzt,
nämlich durch eine 9 Jahre alte Kuh
F, welche im Mai das neunte Kalb geworfen hatte.
Tabelle II gibt die Zusammensetzung der ersten nach dem Kalben abgesonderten Milch,
des Colostrums (der Protogala) an; während der (drei bis
vier Tage anhaltenden) Secretion derselben wurden die Kühe in 24 Stunden dreimal
gemolken.
Tabelle III gibt eine Uebersicht über die Zusammensetzung der normalen Milch, von der
ersten Woche nach dem Kalben an.
Auffallend ist der geringe Gehalt der von der neunjährigen Kuh herrührenden Milch an
nicht flüchtigen Bestandtheilen.
Tabelle I.
Textabbildung Bd. 195, S. 198
1000 Kubikcentimeter Milch
enthielten:; 100 Gewichtstheile entfetteter, nicht flüchtiger Substanz
enthielten:; Bestimmung durch die hydrostatische Wägung:; Milchwaage:;
Galaktometer:; Cremometer:; Nicht flüchtige Bestandtheile; In Aether lösliche
Bestandtheile; Milchzucker. Andere in Wasser lösliche Bestandtheile; In Wasser
unlösliche Bestandtheile; Mineralische Bestandtheile; In normalem Zustande;
Abgerahmt; März bei Amsterdam; März Leyden; Februar, beim Haag; März, in
Papendrecht; März, in Dubbeldam; April, bei Utrecht; Januar, bei Arnhem; Januar
bei Tiel; Januar, bei Doesburg; Januar, bei Zutphen.; Januar, bei Nymwegen;
April, bei Leeuwarden; Im Durchschnitt
Tabelle II.
Colostrum von der KuhA.
Datum.
Nicht flüchtigeSubstanz.
Fett.
Asche.
10. December 1858
2,885
0,771
0,123
„
„ „
1,810
0,580
0,117
„
„ „
1,398
0,302
0,103
11. „ „
1,606
0,564
0,096
„
„ „
1,501
0,435
0,087
„
„ „
1,518
0,507
0,089
12. „ „
1,472
0,497
0,090
„
„ „
1,491
0,486
0,089
13. „ „
1,387
0,451
0,082
Colostrum von der KuhB.
8.
Januar 1859
2,059
0,226
–
„
„ „
1,461
0,132
0,104
„
„ „
1,395
0,185
0,090
9. „ „
1,310
0,127
0,090
Colostrum von der KuhC.
14.
Januar 1859
2,899
0,585
0,098
„ „ „
2,178
0,422
0,100
„ „ „
1,630
0,369
0,090
15. „ „
1,262
0,304
0,089
„ „ „
1,298
0,352
0,085
„ „ „
1,368
0,343
0,084
16. „ „
1,259
0,299
0,084
„ „ „
1,218
0,257
0,083
17. „ „
1,228
0,259
0,080
„ „ „
1,232
6,249
0,080
Colostrum von der KuhD.
11. März
1859
3,370
0,330
0,100
12. „
„
1,428
0,268
0,087
„ „
„
1,472
0,294
0,080
13. „
„
1,216
0,308
0,080
14. „
„
0,209
0,329
0,076
Colostrum von der KuhE.
17. April
1859
2,798
0,280
0,106
18
„
„
1,959
0,285
0,092
„ „
„
1,818
0,312
0,084
19. „
„
1,468
0,444
0,080
„ „
„
1,389
0,461
0,076
Tabelle III.
KuhA. – Im Stalle.
Textabbildung Bd. 195, S. 200
Datum; Nicht flüchtige
Bestandtheile; Fettgehalt; Mineralische Bestandtheile; Lactoskop; Milchwaage;
Cremometer; Morgenmilch; Abendmilch; December; Januar; März; April; Mai; Juni;
Juli; August; September; October; Februar; Auf der Weide; Kuh B. – Im
Stalle; Auf der Weide
KuhC. – Im Stalle.
Textabbildung Bd. 195, S. 201
Datum; Nicht flüchtige
Bestandtheile; Fettgehalt; Mineralische Bestandtheile; Lactoskop; Milchwaage;
Cremometer; Morgenmilch; Abendmilch; Januar; Februar; März; April; Mai; Juni;
Juli; August; September; October; Auf der Weide; Kuh D. – Im Stalle; Auf
der Weide; Kuh E. – Im Stalle; Auf der Weide; Kuh F. – Auf der
Weide