Titel: | Thermometer und Pyrometer mit selbstthätiger elektrischer Signalvorrichtung; von Otto Zabel in Quedlinburg. |
Autor: | Otto Zabel |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. LIX., S. 236 |
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LIX.
Thermometer und Pyrometer mit selbstthätiger
elektrischer Signalvorrichtung; von Otto Zabel in Quedlinburg.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Zabel Thermometer und Pyrometer mit selbstthätiger elektrischer
Signalvorrichtung.
Ich habe zum Gebrauch in Zuckerfabriken (für Diffusions-Wärmpfannen),
Porzellanfabriken, bei Hohöfen, Knochenöfen etc. ein Thermometer mit selbstthätiger
elektrischer Signalvorrichtung construirt, dessen Einrichtung in Figur 16 und 17 dargestellt
ist. Der Glascylinder G (Fig. 16) ist durch das
mit Haarröhrchen versehene Glasrohr g, g' und durch die
Metallhülse N mit dem Quecksilbergefäße F luftdicht verbunden. Die Einführung des Quecksilbers
geschieht bei einer Temperatur von 14° R., nachdem die Schraube n entfernt ist, oben durch das erweiterte Rohr p', p; nach der Füllung wird die Schraube n wieder luftdicht eingesetzt. Die Hülse N (in Fig. 17 in größerem
Maaßstab dargestellt) ist innen durch einen angelötheten Platindraht a', a mit dem Quecksilber verbunden und steht durch
einen Draht b, Z mit der Klemmschraube Z in leitender Verbindung; der kleine Metallstab s, s mit dem daran befestigten Platindraht o, o läßt sich in seiner feststehenden Führung r auf- und niederschieben und durch eine Schraube
feststellen. Ebenso ist die Scala e, e neben dem
Glasrohre an der Leitstange m, m verschiebbar. Der eine
Pol P einer elektrischen Batterie B ist mittelst des Drahtes
P, K, Z mit der Klemme Z,
der andere P' mit einer an irgend einem Ort (nach
welchem die zu hohe Temperatur signalisirt werden soll) angebrachten elektrischen
Glocke G verbunden; letztere steht außerdem noch mit der
Führung r durch einen Draht f, k,
r in Verbindung. Die beiden Drähte vom Thermometer bis zur Glocke sind der
leichteren Legung und Isolirung wegen zu einem Kabel k,
k' vereinigt.
Um die Scala richtig einzustellen, hängt man den durch ein Metallrohr geschützten
Glascylinder G ganz in kochendes Wasser. Die Luft in dem
Cylinder dehnt sich dabei aus und drückt ein entsprechendes Volumen Quecksilber aus
dem Gefäße F in das Rohr p',
p. Hört das Quecksilber auf zu steigen, so stellt man die Scala so ein, daß
der 80ste Theilstrich (Kochpunkt) mit dem Niveau des Quecksilbers zusammenfällt. Das
Thermometer ist jetzt zum Gebrauch richtig adjustirt. Will man irgend eine
Temperatur signalisirt haben, so schiebt man den Platindraht o, o bis zu dem dieser Temperatur entsprechenden Theilstrich der Scala in
das Rohr p', p ein; sobald die betreffende Temperatur
erreicht ist, hat das Quecksilber durch Berührung des eingeschobenen Drahtes die
Kette geschlossen und die Glocke in Thätigkeit gesetzt. Sobald die Temperatur wieder
fällt, verläßt das Quecksilber den Draht, öffnet die Kette und die Glocke hört auf
zu tönen.
Anstatt die durch erhöhte Temperatur erzielte Spannung auf eine Quecksilbersäule
wirken zu lassen, kann man diese Spannung auf ein Federmanometer übertragen; die
Scala desselben wird dann durch Versuche festgestellt. Um eine größere Haltbarkeit
zu erzielen, kann das Glas des Cylinders G und des
Rohres g, g' durch Silber oder Platin ersetzt werden.
Das Thermometer kann dann als Pyrometer zur Anzeige resp. Signalisirung hoher
Temperaturen dienen und hat als solches schon Anwendung bei Hohöfen gefunden, um die
Temperatur des Gebläsewindes zu messen. Für solche Fälle wird die Luft im Cylinder
G durch Erwärmen vor Absperrung zum Theil
ausgetrieben, da die Spannung sonst zu bedeutend würde.
Man kann die Glocke entweder gleich neben dem Thermometer anbringen, um den
betreffenden Arbeiter selbst aufmerksam zu machen, oder in der Nähe eines Aufsehers,
damit sie so als Controlle über den Arbeiter dient. Ebenso kann man noch
nachträglich eine stattgefundene zu hohe Temperatur durch eine niederfallende Klappe
(ähnlich wie bei den Hôteltelegraphen) mit der Bezeichnung „zu hohe
Temperatur“ constatiren.
Das Thermometer eignet sich für alle Fälle (auch ohne Signalvorrichtung), wo eine
genaue und rasche Temperaturanzeige erforderlich ist, wie z.B. in der
Zuckerfabrication bei dem Vacuum, ebenso für große Lagerräume, Schiffe, Fabriken,
Theater etc. um ein ausgebrochenes Feuer gleich im Entstehen zu signalisiren.