Titel: | Typendruck-Telegraph von Rémond in Paris. |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. LXXXIII., S. 310 |
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LXXXIII.
Typendruck-Telegraph von Rémond in
Paris.
Nach dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, September 1869, S. 520.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Rémond’s Typendruck-Telegraph.
Als Haustelegraph zur Benutzung in öffentlichen Localen, Fabrikanlagen u. dgl. wird
der nachstehend beschriebene, von Rémond in Paris
(42, rue des Martyrs) construirte
Typendruck-Telegraph vom Berichterstatter Lissajous der Beachtung warm empfohlen.
Der zeichengebende Manipulator ist dem Schlüssel der bekannten Zeigertelegraphen
ähnlich; auch der Receptor, der die Zeichen empfangende Apparat, zeigt in der
Construction keine Besonderheit. Statt der Zeigernadel ist eine Typenscheibe
vorhanden, an derem Umfang erhaben die Buchstaben und
Ziffern, überhaupt die zu signalisirenden Zeichen sich befinden. Diese Typenscheibe
ist mit einer Schwärzwalze in Berührung, um während der Rotation die Typen mit der
nöthigen Buchdruckerfarbe zu versehen.
Ein Papierstreifen ohne Ende läuft unter der durch ein Uhrwerk in Bewegung gesetzten
Typenscheibe und wird mit Hülfe eines Hebels an diese angedrückt, so oft der Abdruck
eines Zeichens erfolgen soll. Dieser Druckhebel wird vom Depeschenempfänger selbst
hantirt; diese Arbeit ermüdet aber auf keinen Fall wie jene, bei der die Zeichen
abgelesen und niedergeschrieben oder dem Gedächtniß eingeprägt werden müssen. Der
Empfänger folgt beim Telegraphiren nur dem schnarrenden Ton des Echappement und
drückt den Hebel des Receptors einfach nieder, so oft ihn eine kurze eintretende
Pause hierzu auffordert, während welcher nämlich die Typenscheibe still steht.
Auf die eigenthümliche Bewegung des Papierstreifens, das Echappement, sowie auf die
Einstellung der Typenscheibe auf den Null-, resp. Anfangspunkt – im
Fall eines eintretenden Irrthums oder am Schluß der Operation – wird in
der speciellen Beschreibung der Apparate hingewiesen werden.
Der Manipulator ist in Figur 9 und 10 in der
Ansicht und im Grundriß dargestellt. Die Scheibe A, auf
welcher die Buchstaben des Alphabets und die Ziffern von 1 bis 9 eingravirt sind,
hat am Umfang ebenso viele Einschnitte als Zeichen vorhanden sind. B ist die Kurbel, welche der Depeschensender auf der
Scheibe A entsprechend zu drehen hat. C bezeichnet ein zur Unterbrechung und Schließung des
elektrischen Stromes dienendes Sperrrad, zu welchem noch die zwei federnden Klinken
D, D gehören.
Was den Receptor anbelangt, so ist derselbe von Seite der Typenscheibe aus gesehen in
Figur 11
und in einer darauf senkrechten Ebene in Fig. 12 gezeichnet. Fig. 13 zeigt
die Einrichtung des Echappement, das in der Seitenansicht verdeckt ist. Die
einzelnen Theile sind an der aufrechten Platte F, welche
auf einer entsprechenden Unterlage steht, befestigt.
Die Typenscheibe G wird durch ein Uhrwerk, dessen
Aufziehstift bei I zu sehen, in Umdrehung versetzt. G
ist fix auf der Achse des Echappement und trägt am Umfang erhaben die Zeichen in der
Reihenfolge wie sie beim Manipulator sich vorfinden. Zum Auftragen der nöthigen
Farbe dient die Schwärzwalze H.
Das endlose Papierband ist um die Papierscheibe J
gewickelt, geht von dieser im Sinne des Pfeiles über drei Leitstifte, nämlich O' und O an dem Druckhebel
und o fix in der Platte F
eingelassen. Das Papierende trägt ein Gewicht K, welches
jedoch in der Ruhelage des Instrumentes das Papier allein nicht nachzuziehen vermag,
und zwar wegen der Reibung desselben an den Leitungsstiften und jener, mit welcher
die Scheibe J auf ihrer Achse sitzt.
Wenn jedoch zum Abdruck eines telegraphirten Zeichens der Hebel L, drehbar um den Zapfen L,
an dem ausgebogenem Ende vom Depeschenempfänger niedergedrückt wird, so wickelt sich
nach Maaßgabe der Senkung des Stiftes O' etwas Papier
von der Scheibe J ab, da das entgegengesetzte Hebelende
den Streifen gegen die Typenscheibe preßt, das Papier daselbst einklemmt und auch
das betreffende Zeichen abdruckt. Die Spiralfeder M
bringt den Druckhebel sofort in die ursprüngliche Lage, welche durch die
Stellschraube N regulirt wird. Das unter der
Typenscheibe geklemmte Papierband wird nun frei und zieht sich, dem Zuge des
Gewichtes K folgend, um so viel nach, als durch den
Aufgang des Stiftes O' nachgelassen, resp. vorher von
der Papierscheibe abgewickelt wurde.
Unterdessen dreht der Depeschensender die Kurbel am Manipulator zum nächsten zu
gebenden Zeichen. Das Uhrwerk des Receptors sucht die Typenscheibe während dieser
Zeit weiter zu bewegen, was jedoch nur entsprechend dem Gange des Echappement
erfolgt. Letzteres steht mit dem Elektromagnet P in
Beziehung, indem der Anker Q desselben am oberen Ende
eine Stahlspitze S trägt, welche zwischen den
Hemmungsrädchen R, R auf der Achse der Typenscheibe
spielt, so daß letztere immer nur um je ein Zeichen weiterrücken kann. So oft vom
Manipulator aus der Stromkreis geschlossen und unterbrochen wird, kommt der
Elektromagnet P des Receptors in und außer Thätigkeit,
wird der Anker Q angezogen und losgelassen, endlich also
einem der Rädchen R gestattet sich weiter zu drehen. Die
Hemmungsrädchen haben gleiche Theilung; doch sind sie gegen einander um eine halbe
Zahnweite verstellt. Beide zusammen besitzen so viel Zähne, als die Typenscheibe
Zeichen geben soll.
Macht der Depeschensender eine Pause, so verharrt die Typenscheibe des Receptors in
einer der Kurbelstellung des Manipulators entsprechenden Lage und diese Zeit benutzt
der Empfänger – aufmerksam gemacht durch das Aufhören des Ganges des
Echappement – zum Abdruck des Zeichens.
Ist es nöthig die Typenscheibe auf den Anfangspunkt zu stellen (was am Manipulator
selbstverständlich auch geschieht), so hebt man mit Hülfe des Hebels T die Achse der Typenscheibe, bis das Echappement außer
Eingriff mit S kommt; das Uhrwerk treibt alsdann die
Scheibe G ungehindert um, bis ein am Umfang angebrachter
Stift gegen einen an der Platte F vorhandenen Anschlag
trifft, was der gewünschten Stellung entspricht. Durch das Niederlassen des Hebels
T wird eine neue Drehung der Typenscheibe wieder
durch die Function des Echappement resp. des Elektromagneten P bedingt.
Der Apparat ist recht einfach construirt; der niedere Anschaffungspreis von 150 Frcs.
für beide Apparate (Manipulator und Receptor) ist ebenfalls beachtenswerth.