Titel: | Ueber den normalen Zuckergehalt des Weines; von A. Petit. |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. XCV., S. 354 |
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XCV.
Ueber den normalen Zuckergehalt des Weines; von
A.
Petit.
Aus den Comptes rendus, t. LXIX p. 1203; December
1869.
Petit, über den normalen Zuckergehalt des Weines.
Die zahlreichen von mir bis jetzt untersuchten Proben von Weinen (von Bordeaux,
Burgund, Cahors, von den Ufern des Cher, der Loire, aus dem
Indre-Departement) zeigten sämmtlich einen Zuckergehalt zwischen 5 Grm. und
0,50 Grm. per Liter.
Dagegen war es mir bei sämmtlichen zähe gewordenen oder
durch das Alter veränderten Weinen unmöglich, die Gegenwart von Zucker
nachzuweisen.
Auch der Weinessig enthält gewöhnlich Zucker, selbst sehr gute Sorten desselben.
Uebrigens läßt sich bei langsam verlaufender Gährung dieses Essigs das Aufsteigen
der Kohlensäureblasen vom Boden aus und die Bildung von Mycoderma aceti an der Oberfläche nicht selten beobachten.
Zur Bestimmung des Zuckers im Weine und Weinessig müssen die Proben mittelst
Thierkohle entfärbt werden, worauf sie die Fehling'sche
Flüssigkeit sehr deutlich reduciren, so daß die Zuckerbestimmung sehr leicht ist.
Man erhält dieselben Resultate, wenn man vorläufig die im Weine enthaltenen Säuren
durch überschüssiges essigsaures Bleioxyd fällt. Bei Anwendung dieses Verfahrens
fand ich in 1846er Wein 1,20 Grm., und in einem Wein von 1825, welcher sehr edel und
vollkommen conservirt war, 1,30 Grm. Zucker per
Liter.
Die meisten meiner Zuckerbestimmungen habe ich durch Gährungsversuche controllirt. Da aber die übrigen
Bestandtheile des Weines die Wirkung des Formentes verhindern, so ist es nothwendig,
den Zucker zu isoliren; dieß gelingt durch Sättigen der zu prüfenden Probe mit
Kalkwasser, Abdampfen zur Trockne, Behandeln des Rückstandes mit 40gradigem
Weingeist und Verdampfen des letzteren. Behandelt man hierauf den Rückstand mit
destillirtem Wasser und versetzt die erhaltene Flüssigkeit mit Bierhefe, so beginnt
augenblicklich die Gasentwickelung. Ich bemerke hier
noch besonders, daß wenn Bierhefe mit Zucker zusammen ist, – mag dieser nun
Glykose oder vollkommen krystallisirter Kandiszucker seyn –, die
Kohlensäureentwickelung augenblicklich auftritt, sofern kein fremder Körper zugegen
ist, welcher die Wirkung des Formentes verhindert.