Titel: | Sicherheitsapparat (Speise-Rufer) für Dampfkessel; von L. Prüsmann, Fabrikdirector in Eisenach. |
Autor: | L. Prüsmann |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. CII., S. 385 |
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CII.
Sicherheitsapparat (Speise-Rufer) für
Dampfkessel; von L.
Prüsmann, Fabrikdirector in Eisenach.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
[Sicherheitsapparat (Speise-Rufer) für Dampfkessel; von L.
Prüsmann, Fabrikdirector in Eisenach.]
Die vielen bis jetzt bekannt gewordenen Vorrichtungen, welche bezwecken einen zu
tiefen Wasserstand in Dampfkesseln sofort und mit Sicherheit durch eine Alarmpfeife
anzuzeigen, sind mehr oder minder mit Mängeln behaftet, so daß auf deren richtige
Functionirung eintretenden Falles Wohl kaum mit Sicherheit gerechnet werden
dürfte.
Es wird deßhalb nicht ohne Interesse seyn, einen vom Verfasser construirten Apparat
kennen zu lernen, welcher bei guter Ausführung durchaus zuverlässig wirkt und bei
dem die Mängel der bisher bekannt gewordenen Apparate vermieden sind.
Auf dem Dampfkessel befinden sich zwei verticale unten offene Rohre A und B, Fig. 9 und 10, von denen das eine
A bis zum zulässig tiefsten Wasserstande, das andere
B jedoch um circa 2 Fuß
tiefer hinabreicht.
Das Rohr B trägt oben eine von zwei gußeisernen nach
innen vertieften Scheiben C und D gebildete Kapsel, deren innerer Raunt durch eine gewellte, elastische
Stahl- oder Kupfer-Blechscheibe E, die mit
den Gußeisenscheiben C und D
dampfdicht verschraubt ist, in zwei getrennte Räume getheilt wird. Der obere dieser
Räume communicirt mit dem Rohre A, der untere mit B.
Die Mitte der elastischen Platte E ist mit dem kleinen
Ventile F, über welchem sich sogleich die Dampspfeife
G befindet, fest verbunden.
Bei richtigem Wasserstande im Kessel wird der Druck auf die elastische Platte E von unten und oben gleich seyn, während das Ventil F fest auf seine Sitzfläche gedrückt ist. Fällt jedoch
der Wasserstand bis unter die Oeffnung des Rohres A, so
wird in Folge des Zurücktretens der Wassersäule in A die
obere Fläche der Scheibe E stärker gedrückt als die untere, sich mithin
durchfedern und das Ventil F öffnen, wodurch die
Alarmpfeife ertönt.
Sobald der Wasserstand dann seine richtige Höhe wieder erreicht, nimmt die Scheibe
E, vermöge ihrer Federkraft und unterstützt durch
das Bestreben des Ventiles F sich zu schließen, ihre
frühere Stellung wieder ein, wodurch die Alarmpfeife sofort in Ruhe gesetzt
wird.
Bei z.B. 4 Atmosphären Spannung im Kessel und einer Rohrhöhe h = 6 Fuß, welche 1/5 Atmosphäre = 3 Pfund entspricht, hat man bei 8 Zoll
Durchmesser (= 50 Quadratzoll) der Scheibe E und 3/4
Zoll Durchmesser (= 0,44 Quadratzoll) des Ventiles F:
Druck auf Ventil F nach oben
= 0,44 . 45 = 19 Pfd.
Druck auf Scheibe E nach unten
= 50 . 3 = 150 Pfd.
und wird demnach das Ventil F mit
150 – 19 = 131 Pfd.
geöffnet.
Man sieht daraus, daß selbst ein festes Anhaften des Ventiles F an seine Sitzfläche in Folge von Kesselstein- oder
Schlamm-Ablagerung durch diesen beträchtlichen Ueberdruck leicht überwunden
werden muß.
Die sichere Functionirung des beschriebenen Apparates steht außerdem im directen
Verhältniß zur Größe der elastischen Scheibe E und kann
deßhalb bis zu jeder beliebigen Grenze getrieben werden.