Titel: | Wasserscheider für Dämpfe; von C. v. Witzleben, Dirigent der Zucker-Raffinerie von L. Jacobs in Potsdam. |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. CV., S. 389 |
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CV.
Wasserscheider für Dämpfe; von C. v. Witzleben, Dirigent
der Zucker-Raffinerie von L. Jacobs in Potsdam.
Aus der Zeitschrift des Vereines für die
Rübenzucker-Industrie im Zollverein, 1869 S.
783.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
v. Witzleben’s Wasserscheider für Dämpfe.
Es sind, wie allbekannt, schon viele Wasserscheider construirt und ausgeführt worden,
um das mitgerissene Wasser bei Wasserdämpfen abzuscheiden; ich muß aber bekennen,
daß ich, obgleich ich früher bis zum Patentschutz in Preußen und Sachsen angekommen
bin, doch keine zufriedenstellende Resultate darin erzielt habe.
Es ist sehr leicht, Etwas zu construiren, aber dabei sehr schwer, allen praktischen
Vorkommnissen gerecht zu werden, weil viele Constructeure nicht in der Lage sind,
die wirklichen Schwierigkeiten an Ort und Stelle genau kennen zu lernen, und dieß
ist auch der Grund, daß uns so vieles Neue übergeben wird, was sich in der Praxis
keinen Eingang verschaffen kann.
Da ich nun glaube, jetzt einen einfachen und sich seit längerer Zeit sehr bewährenden
Wasserscheider der Industrie zum Besten geben zu können, bemerke ich zugleich, daß
ich die betreffenden Maaße weniger durch Rechnung, als vielmehr mit einem dazu
construirten Glasapparat durch Versuche gefunden habe, und werden darauf
Reflectirende gut thun, dieselben nicht unbeachtet zu lassen, weil durch die
Querschnittsverhältnisse die Geschwindigkeit des hochsteigenden Dampfes begrenzt
wird, was eine Hauptwirkung des Apparates bedingt. Der Wasserscheider ist aus
Gußeisen hergestellt, nach meiner Skizze in der Fabrik des Hrn. Keilmann zu Bernburg gebaut, und ist
die Beschreibung wie folgt:
Der Dampf kommt aus einem 140 Fuß langen horizontalen Dampfrohre an und passirt
darauf den Stutzen A, Fig. 24 und 25, muß das
verticale Rohr B durchstreichen, worauf derselbe das
Wasser theils durch die specifische Schwere, theils dadurch verliert, daß er gegen
die schräge Wandung des unteren Kegels anschlägt und das Wasser in Folge der
Attraction festgehalten und abgesondert wird.
Das nun abgeschiedene Wasser fällt durch den Stutzen D,
um von da vermittelst eines Kupferrohres nach einem Dampftopf zu gelangen, aus dem
es zur Benutzung zu verschiedenen Fabricationszwecken entnommen werden kann.
Man kann sofort ersehen, daß sich bei dieser einfachen Construction der Dampf, bis
zum Ende des Rohres B angekommen, nicht wieder mit dem Wasser mischen kann, was aber bei mir bekannten
Wasserscheidern der Fall ist, und müßte man derartige Apparate eigentlich
Condensatoren nennen, weil sie wirklich sehr viel Dampf verdichten, resp. wieder zu
Wasser machen. Sobald der Wasserscheider im Gange ist, findet eine merkliche
Temperaturdifferenz von A bis C nicht statt und ist selbstverständlich derselbe stark umwickelt, was auf
bekannte Art mit Lehm und Stroh ausgeführt ist. Zur besseren Uebersicht habe ich
noch einen Probirhahn an dem nach dem Dampftopf führenden Kupferrohr anbringen
lassen, um eine Controlle des Dampftopfes zu haben, weil die früheren derartigen
Apparate sehr mangelhafter Art sind. Bei Anschaffung eines neuen Topfes aber ist
dieß nicht nöthig, denn die HHrn. Schäffer und Budenberg, sowie auch L. Strube zu
Buckau-Magdeburg, haben seit circa zwei Jahren
wirklich gute Dampftöpfe hergestellt, was nun auch wohl in anderen Fabriken
ermöglicht ist. Vom Stutzen C geht ein sechszölliges
Dampfrohr ab, wovon vier Maschinen den Dampf erhalten, und kann ich bestätigen, daß
diese Maschinen jetzt viel leichter arbeiten, als früher, wo dieselben stark mit
Wasser zu kämpfen hatten, ein Uebelstand der sich beim Retourdampf sehr bemerkbar
machte.
Wie groß das Ersparniß an Kohle nach Anlegung des Wasserscheiders sey, ist bei
unserem großen Betriebe sehr schwer anzugeben; so viel steht aber fest, daß die
Dampfspannung in den Kesseln jetzt ohne Störung einige Pfunde heruntergehen kann,
ohne, wie vor Anlegung des Wasserscheiders, auf eine der genannten Maschinen eine
sofortige Betriebsstörung zu bewirken.
Schließlich bemerke ich noch, daß dieser Wasserscheider auch gewiß sehr zweckmäßig
als sogenannter Uebersteiger an den Vacuumpfannen etc. benutzt werden kann, und
müßte dann selbstverständlich der Stutzen C mit dem
Condensator verbunden werden, sowie das Wasserstands- (resp.
Klärselstands-) Rohr an den Kegel oder in der Verlängerung des Stutzens D angebracht werden.