Titel: | Verdampfapparat für Zuckersäfte, von Ingenieur Schreiber in Saint-Quentin. |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. CXVIII., S. 423 |
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CXVIII.
Verdampfapparat für Zuckersäfte, von Ingenieur
Schreiber in
Saint-Quentin.
Nach Armengaud's Génie industriel, December 1869. S.
299.
Mit einer Abbildung auf Tab. VIII.
Schreiber’s Verdampfapparat für Zuckersäfte.
Die bisher in Anwendung gekommenen Verdampfapparate besitzen noch manche
Unvollkommenheiten, von denen namentlich folgende als störend zu betrachten
sind:
1) Der stets kalkhaltige Saft setzt bald auf allen Verdampfungsflächen
Kalkniederschläge ab, welche natürlich die Verdampfung hindern und oft die
Leistungsfähigkeit der Apparate so herabdrücken, daß die Reinigung unumgänglich und
dadurch Aufenthalt verursacht wird.
2) Die Verdampfung selbst wird dadurch verlangsamt, daß die Dampfblasen durch ihr
Aufsteigen eine allgemeine Strömung von unten nach oben
bewirken, während doch die Flüssigkeit wieder zu den geheizten Flächen zurückkehren
muß.
3) Vorkommende Beschädigungen des Rohrsystemes sind schwierig und nur mit viel
Zeitaufwand auszubessern.
Diesen drei Uebelständen soll der dem Genannten patentirte und in Fig. 26 abgebildete
Dreikörper-Apparat abhelfen, der natürlich ebenso gut nur einen oder zwei
Körper enthalten kann. Jeder Körper enthält nämlich ein bewegliches und für rationelle Circulation
eingerichtetes Röhrensystem.
Der Apparat besteht aus dem cylindrischen Gefäße A mit
dem Dome B, dem Boden C und
dem Rohrsystem D. Letzteres wird gebildet von dem
Cylinder E mit den beiden damit vernieteten gelochten
Platten F, F' zur Aufnahme der Röhren. Zwei Stutzen H und I mit doppelten
Scheiben sind oben und unten an dem Cylinder E
angesetzt; der erstere führt den Dampf zu, der letztere führt das condensirte Wasser
ab.
Die Circulation wird durch die zwei Zwischenböden L und
L' hergestellt, welche die abziehenden Dämpfe
zwingen, den durch die Pfeile angezeigten Weg zu nehmen. Der zum Erhitzen bestimmte
Dampfstrom ist somit dem Saftstrom entgegengesetzt und begegnet folglich immer
kälteren Schichten, je mehr er niedergeht.
Die Bewegung in der erhitzten Flüssigkeit ist demnach folgende. Der in den Röhren
entstehende Dampfstrom reiht die Flüssigkeit mit die Höhe, welche wieder herab zu
den erhitzten Flächen gelangen muß. Die hier in die Höhe geführte Flüssigkeit bildet von der
Mitte nach dem Umfang zu einen Strom, welcher zwischen der Wandung E des Rohrsystemes und der äußeren Wand A hinabgeht, um aus dem Raume d dann wieder durch die Röhren D
aufzusteigen.
Man steht, daß eine vollkommen rationelle Circulation stattfinden muß. Um diese
Wirkung noch sicherer zu machen, ist ein Zwischenmantel J,
J vorhanden, welcher den ringförmigen Raum zwischen Rohrsystem und
Außenwand in zwei Theile theilt und oben einen flaschenförmigen Hals J', J' besitzt, wodurch die Flüssigkeit in der Mitte
zusammengedrängt und dann nach außen geleitet wird. Von den beiden so entstandenen
ringförmigen Räumen enthält der innere einen aufsteigenden, der äußere einen
absteigenden Strom. Ein besonderer Mechanismus ist vorhanden, um diesen
Zwischenmantel nach Bedürfniß höher oder niedriger stellen zu können.
Um den Röhrenkörper einsetzen und herausnehmen zu können, sind zwei Schrauben
(ähnlich den Mannlochschrauben der Dampfkessel) vorhanden, so daß die zwei Stutzen
in einem Augenblicke befestigt oder gelöst werden können; der Boden wird durch
Schraubenbolzen gehalten, welche mit Scharnieren versehen sind; die Dichtung ist mit
Kautschuk gemacht oder sonst so eingerichtet, daß der Boden rasch entfernt werden
kann. Man kann also das ganze Röhrensystem in kurzer Zeit durch ein anderes ersetzen
und dann mit Ruhe reinigen u.s.w.
Im Uebrigen unterscheidet sich dieser Apparat nicht von den bekannten.