Titel: | Ueber die Fabrication der platinirten Spiegel; von Jouglet. |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. CXXIV., S. 465 |
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CXXIV.
Ueber die Fabrication der platinirten Spiegel;
von Jouglet.
Aus den Comptes rendus, t. LXX p. 52; Januar
1870.
Jouglet, über die Fabrication der platinirten Spiegel.
Das auf der Glashütte zu Wailly im Aisne-Departement befolgte Verfahren ist
das von Dodé erfundene, bei welchem Platinchlorid
die Grundlage bildet. Nach dem Reinigen wird die Spiegeltafel aufrecht gestellt und
die metallisirende Flüssigkeit mittelst eines Pinsels aufgetragen, zuerst von oben
nach unten, dann von links nach rechts, hierauf von unten nach oben und zuletzt von
rechts nach links; auf diese Weise erhält man einen gleichmäßig starken Oelanstrich,
welcher dann eine große Menge ätherisches Oel (Lavendelöl) enthält, sich von selbst
vertheilt und langsam und ohne abzulaufen trocknet.
Die Platinirungsflüssigkeit wird in folgender Weise dargestellt. Man löst 100 Grm.
sehr dünn ausgewalztes Platin in Königswasser auf und verdampft die erhaltene Lösung
im Sandbade vorsichtig zur Trockne, so daß das Platinchlorid sich nicht zersetzt;
dann verbreitet man dasselbe auf einer gläsernen Reibplatte und setzt in kleinen
Antheilen rectificirtes Lavendelöl zu. Die Reaction erfolgt auf der Glasplatte
selbst; man darf deßhalb das Oel nicht zu rasch zusetzen, weil sonst eine zu hohe
Temperatursteigerung eintreten und die Flüssigkeit verderben würde. Nachdem man
ungefähr 1400 Grm. Lavendelöl zugesetzt hat, bringt man das Gemisch in eine
Porzellanschale und läßt es in derselben acht Tage lang ganz ruhig stehen. Hierauf
gießt man die Flüssigkeit ab und filtrirt; nach sechstägigem Stehenlassen decantirt
man neuerdings die filtrirte Flüssigkeit, welche 5° an der Baumé'schen Säurewaage
zeigen muß. Zur Bereitung des Flusses nimmt man auf die angegebene Gewichtsmenge
Platin 25 Grm. Bleiglätte und 25 Grm. borsaures Bleioxyd, reibt beide Substanzen
unter Zusatz von 8 bis 10 Grm. Lavendelöl auf das Feinste und vereinigt sie durch
Umschütteln auf das Innigste mit der platinhaltigen Flüssigkeit, welche dann auf die
oben angegebene Weise verwendet wird.
Ist die zu platinirende Spiegelplatte mit diesem Ueberzuge versehen, und ist dieser
hinreichend trocken geworden, so bringt man sie in eine Muffel von besonderer
Construction, in welcher das platinhaltige Harz zersetzt und in Kohle verwandelt
wird, ohne daß eine Schmelzung, ein Kochen oder Blasenwerfen eintritt; das als Asche
zurückbleibende, anfangs schwammartige Skelett bildet dann eine vollkommene
Platinirung.
Die nach diesem Verfahren hergestellten Spiegel besitzen einen starken Glanz. Der
Platinüberzug wird auf die vordere Fläche des Glases aufgetragen, woraus ein großer
pecuniärer Vortheil erwächst (weil alle fehlerhaften Glastafeln zur Anfertigung
derartiger Spiegel benutzt werden können, wenn sie nur auf einer Seite
schleif- und polirbar sind). Solche Spiegel sind durchscheinend, wenn man sie
gegen das Licht hält. Zur Metallisirung von 1 Quadratmeter Glasfläche genügt ein
Stück Platinblech im Werthe von 1 Franc.